Universitätszeitung

• Bandzählung: 1990
• Erscheinungsdatum: 1990
• Sprache: Deutsch
• Signatur: Z. gr. 2. 459
• Vorlage: SLUB Dresden
• Digitalisat: SLUB Dresden
• Nutzungshinweis: Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
• URN: urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-199000007
• PURL: http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19900000
• OAI: oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19900000
• Sammlungen: Saxonica
• Sammlungen: LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
• Strukturtyp: Band

• Digitalisat: SLUB Dresden
• Strukturtyp: Ausgabe

UNIVERSrrÄTSZEITUNG KARL-MARX - UNIVERSITÄT Ausgabe Nr. 08/1990 Leipzig, 5. März Gedanken, weit über die Woche hinaus: Solidarität und Menschlichkeit Freitag nachmittag in der Kinderstation der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe: Mitarbeiter der UZ überreichen das von Spenden gekaufte Päckchen mit Kinderbekleidung. Fotos: FRANK GEHRMANN (UZ) Am 28. Februar versam melten sich die im Herbst 1989 in den Wissenschaftlichen Rat ge wählten Vertreter der KMU- Einrichtungen, die künftig in sieben Fakultäten und im Senat gemeinsam arbeiten werden, zu ihrer Konstituierung. Magnifi zenz H. Hennig informierte über erste Ergebnisse und künftige Aufgaben der Umgestaltung an der KMU. Rektor und Prorekto ren stellten im Sinne erneuerter Legitimation die Vertrauens frage, über die eine geheime Ab stimmung erfolgte. Rektor Hen nig erhielt 95,5 Prozent JA- Wissenschaftlicher Rat der KMU konstituiert: Rektor erhielt Vertrauen Kleine Hilfe nach hartem Lebensstart Die Straßenbahn hielt, und mein Blick wanderte von der Zeitung hoch zu den einsteigenden Fahrgä sten. Kinder darunter, die ihre Ferien zeit genossen, Rentner und Haus frauen mit Einkaufslust und Ta schen bepackt sowie neben anderen unauffälligen Gesichtern — eine junge Frau. Schwanger. Sie setzte Sich, und bevor mich wieder das Le sen ablenkte, entdeckte ich noch ein winziges Lächeln auf ihren Lippen. Sie stöberte in Notizzetteln. Vielleicht Namensideen für ihr un geborenes Kind? Oder Gedanken stützen, was alles noch einzukaufen und zu erledigen sei? Dieses Lä cheln — so freudig und gewitzt. Sicher, sie erwartet ihr Kind, und ich überlegte, daß es das Recht je des Kindes sein müßte, umsorgt zu Werden. Leider offenbart die Realität zu nehmend erschreckende Tatsachen, Und so sehr man sich auch unwill kürlich um Distanz bemüht, die Augen lassen sich. nicht vor Kin desmißhandlungen, Erziehungsschä den usw. verschließen. Dennoch blickt man oft vorbei — zu oft! • Wir Mitarbeiter der UZ versu chen (wie schon in der vorigen Aus gabe berichtet), mit einer Paten schaftshilfe einem Kind zu helfen, das ein Tötungsverbrechen durch seine Mutter überlebte — auch um die weitreichenden Auswirkungen von verkümmerter oder vernach lässigter menschlicher Achtung und Zuneigung in der' heutigen Zeit of fenzulegen. Das ist der kleine Erdenbürger, dem wir mit unserer Hilfe den Start ins Leben erleichtern wollen. Denn das unterscheidet uns sonst von anderen Lebewesen, wenn wir blind zulassen, daß ein hoch immer namenloses Kind beispielsweise zum Medienobjekt gemacht werden kann, nur weil sich niemand verant- wörtlich fühlt oder man einfach meint, es merkt ja sowieso nichts vom Geschehen? Beschämende Sen ¬ sationsgier als ein fragwürdiges menschliches Bedürfnis? Stationsschwester Evamaria Jahr, die auf der Kinderstation besonders mit dem Schicksal des Jungen ver bunden ist, erklärt bei unserem Be such in der Universitätsfrauenkli nik, was sie neben dem schlimmen Verbrechen sehr erschüttert. „Die Reaktionen der Menschen treten in unvorstellbarer Weise und in un geahntem Ausmaß ans Licht.“ Denn neben Mitleid und Bemühungen um eine mögliche Adoption des Kindes sprudeln Anfragen nach Kleinigkei ten, blühen Klatsch und Tratsch — man „sorgt sich“ halt, aber wer be denkt wirklich die Zukunft des Kin des? Wer bedenkt überhaupt die Kinder und ihre zukünftigen Mög lichkeiten, wenn z. B. am 18. März die Wahlurne ruft? „Jetzt hat er wenigstens eigene Sa chen!“ freut sich Schwester Evama ria, als wir mit unserem Päckchen voller Nützlichkeiten, wie Kleidung und Handtücher, anrücken. Ihr herz licher Dank geht auf diesem Weg auch an die Beiräte der UZ, die Mit arbeiter des Rektorates und der Ab teilung Ausländerstudium des DIB, die. durch ihre Spenden (insgesamt wurden 375 Mark gesammelt) we sentlich dazu beitrugen, daß unser Hilfsbeitrag ermöglicht werden konnte. Übrigens, wann haben Sie das letzte Mal ein hilfesuchendes Ge sicht (in der Straßenbahn oder sonstwo) entdeckt und sind nicht gleich hinter der Zeitung ver schwunden... JANET KARRER Exmatrikulation an Sektion TV (UZ-Korr.) 152 Studenten der Fachrichtungen Tierproduktion und Agrarpädagogik wurden auf einer Exmatrikulationsfeier der Sektion TV am 23. Februar aus dem Stu dium verabschiedet (Foto). 75 Prozent' der erfolgreichen Ab solventen schließen mit einem ‘ Di- piomprädikat von „gut“ und „sehr gut“ ab. 13 Diplomanden verbleiben als Forschungsstudenten und 4 als wis senschaftliche Assistenten an der Sektion. Für ein beispielhaftes studenti sches Engagement konnten 14 der ehemaligen Studentinnen und Stu denten Einzelauszeichnungen in Empfang nehmen. Karsten Rottleb und Mario Mül- lei’ waren Sonderstipendiaten und uon das Diplomprädikat „Aus- ge. eichnet" erhalten. (Foto; ZFF/ENGSL) Stimmen, der 1. Prorektor H. Stein 64,2 Prozent, der Prorektor für Bildung F. Tröger 75,0 Pro zent, der. Prorektor für Gesell schaftswissenschaften D. Stübler 88,7 Prozent, der Prorektor für Naturwissenschaften H.-P. Kle ber 92 Prozent und den ebenso herzlichen wie ehrlichen Beifall ihrer Wähler. (Da die Wahl von Professor G. Leutert zum neuen Prorektor für Medizin per 1. 3. 1990 bereits erfolgte, erübrigte sich hier die Vertrauensfrage.) In den Senat wurden neben dem Rektor und den Prorektoren fol gende Professoren als Dekane ge wählt: L. Kreiser (Fakultät f. j-ailosophie und Geschichtswis senschaft), H. Gläß (Fakultät f, Wirtschafts- und Rechtswissen schaft), W. Reinecke (Fakultät f. Kultur-, Sprach- und Erziehungs- wiss.), H. Pfeifer (Fakultät f. Ma thematik und Naturwiss.), G. Mehlhorn (Fakultät f. Agrar wiss.), G. Leutert (Fakultät f. Me dizin) und H. Moritz (Fakultät f. Theologie). Als Vertreter der Ge werkschaft wurden Professor W. Maiwald und als Vertreter des Studentenrates D. Behr sowie P. Pasternack gewählt. Von den wissenschaftlichen Mitarbeitern wurden folgende Vertreter in die Fakultäten ge wählt: Dr. sc. B. Kirstein, Dr. M. Märker, Dr. M. Middell, Dr. S. Ul mer und Dr. K. Bräuer. Alle An wesenden waren sich einig, daß es weiter alle Kräfte braucht, die Arbeits- und Leistungsfähigkeit der KMU zu erhalten und darin eingeschlossen das traditionelle wissenschaftliche Leben sowie die akademische Graduierung in vollem Umfang weiterzuführen. Sekretär des Wissenschaftlichen Rates ist erneut Doz. Dr. Wolf gang Dorn. UZ gratuliert im Namen aller Leser und Mitarbeiter herzlich! Der Ökologie verpflichtet (UZ-Korr.) „Ökotechnologie und Biomonitoring“ war das Thema einer wissenschaftlichen Veranstaltung, die kürzlich an der KMU stattfand. Als Veran stalter hatten eingeladen die Ge sellschaft für Ökologie der DDR und die Sektion Biowissenschaf ten, Lehrstuhl für Ökologie und Zootaxonomie, an der KMU. Die rund 120 Teilnehmer informier ten sich u. a. über Möglichkeiten und Grenzen der Bioindikation sowie Ziele und Ergebnisse der bodenzoologischen Forschung in der DDR. Während der Tagung wurde Doz. Dr. Ernst-Gerhard Mahn erneut zum Vorsitzenden der Gesellschaft gewählt. U Zettel Marktwirtschaft in unserer Lesart muß auf dem in Schlüs selbereichen der Wirtschaft do minierenden Gemeineigentum be ruhen. Wir brauchen es als breite Basis, damit das Recht auf Arbeit einklagbar, realisierbar bleibt. CHRISTA LUFT Man spricht vom schönen und vom angeblich schwachen Geschlecht - Eti ketten wohl beides. In jedem Fall und in jeder Beziehung sind die Frauen und Mädchen die unverzichtbare (und angenehme) Hälfte der Menschheit. Allen an der Karl-Marx-Universität arbeitenden und studierenden Frauen und Mädchen übermittelt UZ zum 8. März, dem Internationalen Frauentag, die herzlichsten Glückwünsche, dankt im Namen des Rektors für die vor bildlichen Leistungen und wünscht auch künftig Schaffenskraft, Freude sowie persönliches Wohlergehen. (Unser Foto zeigt Amal AI-Rashed aus Bahrein, die im 3. Studienjahr an der Sektion Journalistik studiert. Mehr über Amal auf Seite 3.) Gastprofessuren hier und dort (UZ) Ab 1. April 1990 nimmt Prof. Er. Kurt Biedenkopf eine Gast lehrertätigkeit an der KMU auf, die an das Interdisziplinäre Zentrum für Internationale Wirtschaftsve- Ziehungen „Georg Mayer“ gebun den ist. Damit führt die seit 1985 er folgreiche Wissenschaftskooperation zu einer neuen Qualität, insbeson dere auf dem Gebiet der Rechts und Wirtschaftswissenschaften. Zur gleichen Zeit übernimmt als erster DDR-Wissenschaftler Prof. Dr. sc. Walter Poeggel (IIS) eine sechsmonatige Gastprofessur an der Ruhr-Universität Bochum (Gast lehrstuhl „Carl v. Ossietzky“). Unabhängige Friedensforscher (UZ-Korr.) Am 6. März findet im Senatssaal der KMU, Ritterstr. 26, von 11.00 bis 15.00 Uhr, eine Ver anstaltung zur . Gründung eines Un abhängigen Instituts für Friedens- und Konfliktforschung (UFK) statt. Zu dieser Veranstaltung laden die Gründungsmitglieder, Prof. Dr. sc. Bernhard Connermann, Humboldt- Universität Berlin, und Prof. Dr. sc. Wolfgang Kleinwächter, KMU, ein. Es sollen Statut und Finanzsat zung des UFK beraten sowie der Vorstand und Schatzmeister ge wählt werden. Interessierte Wissen schaftler aus Friedensforschungs einrichtungen an Hochschulen und Universitäten der DDR sind einge laden. UZ präsentiert: Gasttheater (UZ) Am 15. März, 20.00 Uhr ist es soweit: Die Leipziger Premiere von Ber tolt Brechts „99 Prozent - Szenen aus Furcht und Elend des Dritten Reiches“ im Ernst-Beyer-Haus, der Spielstätte des Poetischen Theaters der KMU, in einer Aufführung der Westberline Theaterschule. Karten sind zum Preis von 5 Mark in der HA Kultur erhältlich (Restkarten an der Abendkasse). Die Szenenfolge erarbeiteten die Schauspielstudenten in der Regie von Matthias Gebhard als künstlerische Pro testreaktion auf die erschreckenden Er gebnisse der „Republikaner" bei den Wahlen zum Westberliner Senat 1989. Angesichts rechtsgerichteter, teilweise offen neofaschistischer Umtriebe in der DDR ist es den jungen Künstlern ein Bedürfnis, sich mit ihren Mitteln auch in der „Heldenstadt“ zu Wort zu mel den. Der Leipziger Auftritt bildet den Abschluß einer DDR-Tournee, die nach Haße, Jena und Naumburg führte und von der UZ mit unterstützt wurde.