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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1990
- Erscheinungsdatum
- 1990
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-199000007
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19900000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
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- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1990
-
- Ausgabe Nr. 1, 12.01.1990 1
- Ausgabe Nr. 2, 19.01.1999 1
- Ausgabe Nr. 3, 26.01.1990 1
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E s gab gute Gründe für die am Her der-Institut vom 30. Oktober bis zum 1. November durchgeführte Konferenz zu Lehr- und Lernmitteln für Deutsch als Fremdsprache. Die Konfe renz zählte über 200 Teilnehmer, darun ter Ausländer aus 17 Ländern. Beson ders stark vertreten waren die Alt-Bun desländer (über 50 Teilnehmer). Die Konferenz wurde vom Wissenschafts bereich Fremdsprachendidaktik/Metho- dik des Deutschen als Fremdsprache fe derführend unter Einbeziehung aller am Institut vertretenen Wissenschaftsdiszi- plinen (Linguistik, Phonetik, Interkultu relle Landeskunde, Fremdsprachenpsy chologie) organisiert. Eine derart reprä sentative Konferenz hat es bis dahin nicht gegeben. Die seit den Oktobertagen des ver gangenen Jahres zurückgelegte Weg strecke in der ehemaligen DDR, die Ver änderungen in Osteuropa und in Europa überhaupt haben die Lehr- und Lernmit tel (LLM) für Deutsch als Fremdsprache (DaF) gewissermaßen über Nacht veral ten lassen. Schlagartig wurde die gängi ge Norm gebrochen, wonach in der Re gel LLM für den Fremdsprachenunter richt in 5 bis 10 Jahren moralisch ver schleißen. Dabei mußte es die am Her der-Institut entwickelten LLM beson ders treffen, weil sie trotz bestimmter kritischer Sichten in den letzten Jahren insgesamt gesehen affirmativ waren und der Fremd- und z. T. Selbstzensur un terlagen. Neu- und Überarbeitungen von LLM stehen ins Haus und wurden bereits in Angriff genommen. Nur der Verlag En zyklopädie, der bisher die LLM für DaF auf dem Gebiet der ehemaligen DDR herausbrachte, sieht sich nicht mehr im stande, das umfangreiche Verlagspro gramm weiterzuführen, das in der Welt durchaus beachtet wurde. (Immerhin hat „Deutsch - Ein Lehrbuch für Ausländer“ eine Auflagenhöhe von über 2 Mill, er reicht.) Enzyklopädie geht eine Verbin dung mit dem renommierten Langen scheidt-Verlag ein, und diesen Verlag in teressieren vorerst vor allem nur gram matische und lexikographische Arbeiten aus unserem Hause. Also machen auch die LLM-Autoren des Herder-Instituts notwendig schwere Zeiten durch: Die eingeführten Standarddeutschlehr bücher und auch die Fachsprachbücher, deren Neufassungen z. T. abgeschlossen sind, haben keine Verlagsbindung mehr. Das ist insofern äußerst bedenklich, als sich ja der gute Ruf des Herder-Instituts z. T. auf die entsprechenden LLM grün dete. Die Konferenzteilnahme der in Deutschland auf dem Gebiet von DaF führenden Verlage wie Hueber (Mün chen), Klett/Edition Deutsch (Mün chen), Langenscheidt (München) u. a., aber auch Dürr/Kessler (Bonn) bot gute Chancen, neue Verbindungen zu knüp fen, die auch weidlich genutzt wurden. Die Vertreter der Verlage sagten Prü fungen zu. Erste Ergebnisse zeichnen sich ab, die natürlich keiner überschätzt, weil sie das aufgezeigte Dilemma nicht beseitigen. Die Konferenz hat folglich manches Manuskript auf den Weg ge bracht. Hoffen wir, daß sie in den Verla gen gut ankommen und die eine oder an dere für die eigenständige Weiter führung des Herder-Instituts so wichti ge Arbeit auch bald verlegt wird. Nicht minder wichtig waren die auf dem Gebiet DaF tätigen Mittlerorgani sationen wie der DAAD, Inter Nations, die Carl-Duisberg-Zentren, die Benecke-Stiftung u. a. m., die kompe tente Vertreter nach Leipzig geschickt hatten. Mit ihnen konnte der Direktor, Doz. Dr. Wenzel, produktive Koopera tionen beraten und konkret ausgestalten. So wurden mit dem DAAD, vertreten durch Dr. Roggausch, Vorbereitungs lehrgänge für DAAD-Lektoren bespro ¬ chen, die ins Ausland gehen. Ab April 1991 sollen - so die Vorabsprache - am Herder-Institut etwa 8 Kurse stattfinden, die je 14 Tage dauern und didaktisch me thodische. landeskundliche, die heuen Bundesländer betreffende und literari sche Themen behandeln. Zum Pro gramm gehört auch eine Einführung in die für DaF vorhandenen LLM. Mit In ter Nations, vertreten durch Dr. Van de Boom, wurde erörtert, ob und wie lan deskundliche Materialien (Mappen) aus dem Programm von Mitarbeitern des Wissenschaftsbereiches Interkulturelle Landeskunde überarbeitet bzw. neuerar beitet werden können. Der Wissen schaftsbereich Fremdsprachendidaktik soll sich bei der Erstellung von Sprach programmen für die Anfangs- und Grundstufe engagieren. Der aktuelle Anlaß und die angedeu teten Ergebnisse, so bedeutsam sie für eine Auftaktveranstaltung, gewisser maßen als „vorevaluierende Fachta gung“, die zeigen sollte, wie wir die LLM für DaF sehen, welche Ergebnisse wir trotz ideologischer Belastung und gelegentlich monolithischer Denkungs art bisher erzielen konnten, wie die Ver gangenheit aufgearbeitet wird, wir bemüht sind, Erkenntnisse der LLM- Entwicklung in der alten BRD und in ternationale Trends überhaupt zu verar beiten. Das Konferenzthema wurde vor allem im Plenum und im Rahmen von 7 Sek tionen erörtert. Darüber hinaus gab es ei ne Reihe von praktischen Demonstra tionen, bei denen neueste Lehrwerke, Video- und Computerprogramme für DaF vorgeführt und erläutert wurden, darunter aktuelle landeskundliche Ma terialien, z. B. ein Video zur Wende „Wir sind das Volk. Anmerkung zu einer un glaublichen Wandlung“, aber auch ein Eine Ausstellung von Lehrbüchern gehörte zur Konferenz „Lehr- und Lernmittel für Deutsch als Fremdsprache - Theorie und Praxis Foto: LVZ (Gloger) das Herder-Institut auch sein mögen, können selbstverständlich die Konfe renz nicht hinreichend begründen. Es ist der Zustand der LLM-Theorie mit ihrer punktuellen, diskontinuierlichen und gelegentlich von der Unterrichtspraxis abhebenden Entwicklung, die gezielte Untersuchungen unabdingbarmacht. Da die Einsicht unstrittig ist, daß effektive LLM theoriegeleitet erarbeitet werden müssen, und die LLM-Kritik zudem ei ner wissenschaftlichen Fundierung be darf, waren vor zwei, drei Jahren genü gend Gründe gegeben, LLM für DaF zu einem Forschungsgegenstand zu erhe ben. Erste theoretische und praktische Ergebnisse der Forschungsarbeit konn ten nunmehr vorgestellt werden. Zu gleich verstand sich die Konferenz als phonetischer Video-Einführungskurs. (Beide Videos sind unter wissenschaft licher Mitarbeit des Herder-Instituts im Institut für Film, Bild und Ton in Berlin in Zusammenarbeit mit der DEFA ent standen.) Erste Erfahrungen wurden auch mit einer Posterausstellung gesam melt, die ebenfalls hoffnungsvolle Pro jekte des Herder-Instituts vorstellte. Während im Plenum Grundfragen ei ner LLM-Theorie (Martin Löschmann, Leipzig), der Adressatenspezifiziertheit (Regina Hessky, Budapest), der aktuel len LLM-Produktion in den USA (Larry Wells, Binghamton) und der wissen schaftlichen Lehrwerkanalyse und pra xisbezogenen Lehrwerkbeurteilung (Gerhard Neuner, Kassel) diskutiert wurden, ging es in den über 100 Sekti onsbeiträgen um weiterführende bzw. detaillierte, stärker praxisorientierte Erörterungen. Das Spektrum der Sektio nen reichte von linguistischen und fremdsprachenpsychologischen Grund lagen für die Gestaltung von LLM über LLM für den allgemeinsprachlichen Deutschunterricht (Grundposifionen, Wortschatz und Grammatik, Aufgaben- und Übungsgestaltung) bis hin zu spezi ellen LLM für den studienvorbereiten den und -begleitenden Unterricht DaF, die Fortbildung von ausländischen Ger manisten und Deutschlehrern, für Lan deskunde und Literatur sowie zu den technikgestützten LLM. Die Konferenz machte deutlich, daß gegenwärtig wesentliche Impulse zur Weiterentwicklung der LLM-Theorie und -Praxis von unterrichtskonzeptio nellen Ansätzen ausgehen, die kommu nikativ, kognitiv und interkulturell de terminiert sind, wieder auf bestimmte „Bildungswerte des Fremdsprachenun terrichts“ zielen und vor allem den krea tiven, in seiner einmalig individuell so zio-kulturellen Prägung gegebenen Ler ner zu erfassen suchen. Auf der anderen Seite nehmen relativ neue Medien und ihre Software wie Video, Computer und interaktives Video Einfluß auf die LLM- Entwicklung. Auf den verschiedenen Veranstaltungsebenen waren Plädoyers für vielgestaltige Komplexe (Systeme) von LLM zu hören, wobei auf ihre offe ne, anregende und lockere Gestaltung, die konsequente Verwirklichung inter kultureller Sehweisen großer Wert ge legt wurde. Potenzen und Grenzen des jeweiligen Mittels im Spracherwerb sprozeß müßten noch genauer erkundet und durch empirische Untersuchungen .belegt werden. In einem die Konferenz abschließen den Podiumsgespräch „Das Lehrwerk im Jahr 2000“ und darüber hinaus wur den interessante Entwicklungslinien aufgezeigt und Prognosen gewagt. Rein hold Freudenstein (Marburg) hat sie the matisiert: „Das Lehrbuch ist tot! Es le be das Lehrwerk? Überlegungen zur Lehrbuchgeneration nach dem Jahr 2000“. Nachdem er die Medienwelt von morgen betrachtet hatte, kam er zu dem Schluß: „Der individuelle Lerner wird seinen fremdsprachlichen Lemweg und die Lernmittel, die er benötigt, selbst be stimmen und aus einer Vielzahl von Möglichkeiten gezielt auswählen kön nen. Es versteht sich von selbst, daß fremd sprachlicher Unterricht in einem sol chen Umfeld nicht mehr in Anlehnung an Lehrbücher oder Lehrwerke organi siert werden kann. Er wird sich eher in Anlehnung an Sachinhalten orientieren, die das sprachliche .Fremde' in inhaltli chen Zusammenhängen präsentieren, die der Lerner kennt, die ihn interessie ren oder die ihn persönlich angehen. Fremdsprachenunterricht wird zum Zweitsprachenunterricht.“ Der Weg dorthin vollzieht sich auf jeden Fall über das geeinte Europa. Der vor der Tür ste hende gemeinsame europäische Markt mit seiner hohen Mobilität wird den Fremdsprachenunterricht wesentlich verändern und somit auch seine LLM. Auch wenn solche Fragen nicht im Mit telpunkt der Konferenz stehen konnten, waren sie doch stets allgegenwärtig. Es bleibt zu bedauern, daß kein Geld zur Verfügung steht, einen Sammelband im Rahmen der Publikationsmöglich keiten der Universität herauszugeben. Wir werden versuchen, über einen Haus druck wichtige Beiträge zu publizieren, denn die Konferenz hat es verdient, kann sie doch zur Schaffung einer konsisten ten Lehr- und Lernmitteltheorie für den Fremdsprachenunterricht beitragen und die Unterrichtspraxis durch Ideen für neue LLM direkt und indirekt berei chern. Prof. Dr. sc. MARTIN LÖSCHMANN Verstärkte Naturbeobachtung gab der Medizin anderen Charakter Medizinhistorisches Kolloquium war 575jährigem Bestehen gewidmet Am 15. November 1990 führte das Karl-Sudhoff-Institut für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaf ten ein medizinhistorisches Kolloquium durch, das dem 575jährigen Bestehen der Medizinischen Fakultät der Univer sität Leipzig gewidmet war. Die Themen des wissenschaftlichen Programms reichten von der Zeit des Mittelalters bis in das 20. Jahrhundert hinein. Eröffnet wurde das Kolloquium durch den Direktor des Instituts, Prof. Dr. A. Thom. Dann sprach Prof. Dr. G. Baader vom Medizinhistorischen Institut der Freien Universität Berlin über „Leipzi ger Medizin zwischen Arabismus und medizinischem Reformdenken“. Der Arabismus - die Rezeption der antiken Medizin im arabischen Gewand und der arabischen Medizin selbst - war Leh rinhalt des medizinischen Unterrichts an den Universitäten und kollidierte mit dem aufkommenden humanistischen Reformdenken. Die italienischen Universitäten waren hauptsächlich auf die Ausbildung von Laien ausgerichtet, und der Unterricht hatte stark praxisbezogenen und empi rischen Charakter. Im Unterschied dazu standen die Uni versitäten in Paris und Montpellier, an denen die theologischen Fakultäten do minierten und den gesamten Wissen schaftsablauf bestimmten, und an denen die Trennung von Medizin und Chirur gie besonders deutlich war. An der Universität Leipzig waren zwar die Gedanken der Reformation und des Humanismus wirksam geworden, an der Medizinischen Fakultät jedoch ver spürte man nichts dergleichen. Sie orientierte sich am Pariser Modell; in der Anatomie wurde beispielsweise nicht Vesal, sondern der arabisierte Ga len gelehrt. Erste Ansätze eines Wandels stellte das 1584 errichtete Extraordinariat für Botanik dar. Eigentlich erst im 17. Jahr hundert erhielt die Medizin einen ande ren Charakter durch verstärkte Naturbe obachtung. Unter anderem begannen nun Sektio nen neuen Stils, bei denen der Arzt selbst sezierte. Das alles zeigt, so stell te Prof. Dr. Baader fest, daß an der Me dizinischen Fakultät der Leipziger Uni versität erst sehr spät die alten Auto ritäten aufgelöst worden sind. Dr. H.-T. Koch (Merseburg) widmete sich den „Wechselbeziehungen zwi schen Leipziger und Wittenberger Me dizinern im 16. Jahrhundert“ und zeigte sowohl die Bedeutung der Wittenberger Universität auf als auch direkte und in direkte Einflüsse der Wittenberger auf die Leipziger Medizin. Weitere Beiträge befaßten sich mit dem Nachlaß Christian Gottlieb Lud wigs in den Beständen der Universitäts bibliothek Leipzig (Dr. D. Döhring, Lei pzig), mit Cari Ludwig und der Ent wicklung der physiologischen Wissen schaft in Leipzig (Prof. G. Asmussen, Leipzig), mit dem Psychiater Heinroth als Reiseschriftsteller und Dichter (Frau Prof. G. Schwendler, Leipzig) und Quel len im Stadtarchiv Leipzig zu den Be ziehungen zwischen Stadt und Univer sität (C. Calov, Leipzig). Interessant war auch der Vortrag von Frau Dr. Dr. S. Hahn (Leipzig) über „Das Das Siegel der Leipziger Medizinischen Fakultät Zusammenwirken der Medizinischen Fakultät und der Leipziger Medizini schen Gesellschaft“. Diese, 1829 ge gründet, stellte eine Form der Koopera tion zwischen städtischen und Univer sitätsmedizinern dar, Was am Beispiel der Entwicklung des Fachgebietes Ra diologie gezeigt wurde. Das Kolloquium vermittelte interes sante Eindrücke über Zusammenhänge zwischen historischem Geschehen und dem Zustand der medizinischen Fakul tät über vier Jahrhunderte hinweg. Es war als ein Auftakt zu den im weiteren durchzuführenden Veranstaltungen zum Fakultätsjubiläum zu verstehen. Dr. SABINE FAHRENBACH, Karl-Sudhoff-Institut D er Abriß des Universitätskomple xes am Augustusplatz im Jahre 1968 bedeutete für das Archäolo gische Institut der Leipziger Alma mater eine Unterbrechung in seiner damals über 200jährigen Geschichte. Mit der Zerstörung der im Johanneum gelegenen Arbeits- und Sammlungsräume für das Antikenmuseum und das Archäologi sche Seminar verloren die Universität wie auch die Stadt Leipzig eine traditi onsreiche Bildungs- und Kulturstätte von internationalem Ruf. In den darauffolgenden Jahren konn ten Forschung und in begrenztem Um fang Lehre auch unter schwierigen Be dingungen fortgeführt werden. Das An tikenmuseum hingegen wurde geschlos sen. Seine Bestände wurden in Depots eingelagert und sind seitdem dem Publi kum entzogen. Publikationen und Sonderausstellun gen haben jedoch die Leipziger Anti kensammlung für die Fachwelt wie für die Liebhaber antiker Kunst lebendig er halten. Das Jahr 1968 bedeutete auch die Ein stellung d«r vom Archäologischen Insti tut begangenen „Leipziger Winckel mann-Feiern“. Winckelmann-Feiern wurden im 19. Jahrhundert unter deut schen Archäologen Brauch, um am 9. Dezember eines jeden Jahres mit Fest vorträgen des Geburtstages von Johann Joachim Winckelmann, des Begründers der Klassischen Archäologie, zu geden ken. Nach der Einrichtung solcher Feiern in Berlin (seit 1831), in Halle (seit 1841) und in anderen Orten beschloß auch die Archäologische Gesellschaft der Leipzi ger Universität unter ihrem damaligen Leiter, Johannes Overbeck (1826 bis 1894), ein Winckelmann-Fest aus der Taufe zu heben. Winckelman-Büste von F. W. E. Döll (1750 bis 1816) Abguß Foto: Fotothek des Fachbereiches Klassische Archäologie wandter Fächer von der Universität und von den städtischen Museen sowie Fach kollegen von archäologischen Einrich tungen außerhalb konnten als Referenten gewonnen werden. Tradition wieder aufgenommen Winckelmann-Feiern wurden im 19. Jahrhundert Brauch Veranstaltung des Archäologischen Instituts der Alma Mater Lipsiensis will sich festen Platz erobern Das erste fand, soweit aus den erhalte nen Unterlagen hervorgeht, 1856 im Fri dericianum statt, in dessen Erdgeschoß die Antikensammlung und die Archäo logische Gesellschaft der Universität 1843 ihr eigenes Heim erhalten hatten. Die Ausstattung des dortigen Audito riums mit der Döllschen Büste Winckel manns, einem Geschenk der Mitglieder der Gesellschaft, nahmen Overbeck und Mitglieder der Gesellschaft zum Anlaß, in Gegenwart anderer Studierender und Dozenten der Universität Vorträge zu halten. Es darf aber vermutet werden, daß in Leipzig Winckelmann-Feiern bereits un ter Otto Jahn (1813 bis 1869), 1847 bis 1851 Vorgänger Overbecks, begangen wurden, war es doch gerade unter ande rem Jahns Verdienst, schon an der Greifs walder Universität Winckelmann-Feiern eingeführt zu haben. Im Jahre 1868 wandte sich Overbecks Winckelmann-Feier im Leipziger Schüt zenhaus erstmals über den akademischen Rahmen hinaus auch an die an antiker Kunst interessierten Bürger der Stadt, ein A'nliegen, dem die Feiern bis zu ihrer Einstellung genau hundert Jahre später stets treu blieben. • Seit dieser Zeit scheint die Winckel mann-Feier wohl regelmäßig begangen worden zu sein, sowohl mit festlichen Vorträgen als auch in der unkonventio nellen Form eines Seminarkollegs mit Bier und Zigarre, wie es noch zu Beginn dieses Jahrhunderts unter Studniczka ge pflegt wurde. Mehr noch als Overbeck verstand es Franz Studniczka (1860 bis 1929), seit 1896 Direktor des Archäologischen In stitutes, mittels Antikenmuseum und Winckelmann-Feiern im Kulturleben der Stadt öffentlich wirksam zu werden und eine ansehnliche Gemeinde von Freun den und Förderern der Einrichtung zu ge winnen. Eine Stemstunde in der Geschichte der Leipziger Archäologie stellte die Neu eröffnung des Antikenmuseums im Roß- bachschen Universitätsneubau am Au gustusplatz dar, zu der Studniczka kei nen würdigeren Rahmen finden konnte als die Winckelmann-Feier des Jahres 1898. Die Anwesenheit von Rektor Hauck und Oberbürgermeister Dr. Georgi ver deutlicht nicht nur die hohe Wertschät zung des Archäologischen Institutes, sondern symbolisiert darüber hinaus gleichsam die bis 1968 währende enge Verbindung der Universitätseinrichtung mit Leipzig. Forthin fanden die Winckelmann-Fei ern entweder im Museum oder im Hör saal 11 statt, und zwar jeweils am 9. De zember oder am darauffolgenden Sams tag um 17 Uhr. Die Vortragenden waren meist die Di rektoren der Archäologischen und der rä umlich benachbarten Ägyptologischen Sammlung, aber auch Vertreter ver- Die Vortragsthemen erstreckten sich über das weite Feld der Klassischen Ar chäologie von der Besprechung antiker Kunstwerke über die Vorstellung neue ster Ausgrabungsergebnisse bis hin zu Themen der Antikenrezeption sowie zur Würdigung der Leistungen bedeutender Archäologen. Studniczka war es auch, der im Jahre 1900 das erste „Leipziger Winckel mannblatt“ herausgab. Bis 1944 regel mäßig als Gedenkblatt zur Leipziger Winckelmann-Feier bestimmt, diente es insbesondere der Veröffentlichung von Denkmälern aus der eigenen Sammlung. Die Winckelmann-Feiern lebten nach kriegsbedingter Unterbrechung 1950 in altbewährter Form wieder auf. Namhaf te Archäologen folgten in den Jahren bis 1968 der Einladung an die traditionsrei che Stätte deutscher Archäologie, darun ter kein geringerer als der Präsident des Deutschen Archäologischen Institutes, Erich Boehringer. Zur Winckelmann-Feier des Jahres 1955 konnte Herbert Koch (1880 bis 1962) das während des Krieges schwer in Mitleidenschaft gezogene Antiken museum wenigstens teilweise wieder zu gängig machen. Eine große Ehre für das Archäologi sche Institut bedeutete es, im Jahre 1967 anläßlich der 250. Wiederkehr des Ge burtstages Winckelmanns mit Karl Sche- fold einen herausragenden und einem weiten Leserkreis bekannten Archäolo gen als Festredner begrüßen zu dürfen. Sich des verpflichtenden Erbes be wußt, wird der Fachbereich Klassische Archäologie der Leipziger Universität in diesem Jahr die Winckelmann-Feiern wieder einführen. Die künftigen Veranstaltungen werden sich sicher bald wie früher einen festen Platz in der sich neu formierenden Kul turlandschaft Leipzigs erobern und einen großen Kreis von Kunstenthusiasten er reichen. Wenn dann das Antikenmuseum der Universität wie geplant 1992 in der Al ten Nikolaischule eine neue Heimstatt gefunden haben wird, können Antiken museum und Winckelmann-Feiern end lich gemeinsam wieder Stätten der Be- .gegnung und Auseinandersetzung mit ’ der griechisch-römischen Antike wer den, deren Nachwirkung auf die eu ropäische Kultur bis heute ungebrochen . anhält. Zur Wiedereinführung der Winckel- manri-Feiem wird Professor Daltrop von der Katholischen Universität Eichstätt über das Thema „Der Apoll vom Belve dere - Überlieferung und Restaurierung“ sprechen. Der Vortrag mit Lichtbildern findet am 10. Dezember 1990 um 19 Uhr im Hör- saalgebäude der Universität, Hörsaal 10, statt. Gäste sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei. Dr. H.-P. MÜLLER
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