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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1990
- Erscheinungsdatum
- 1990
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-199000007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19900000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19900000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Ausgabe
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- -
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- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1990
-
- Ausgabe Nr. 1, 12.01.1990 1
- Ausgabe Nr. 2, 19.01.1999 1
- Ausgabe Nr. 3, 26.01.1990 1
- Ausgabe Nr. 4, 05.02.1990 1
- Ausgabe Nr. 5, 12.02.1990 1
- Ausgabe Nr. 6, 19.02.1990 1
- Ausgabe Nr. 7, 26.02.1990 1
- Ausgabe Nr. 8, 05.03.1990 1
- Ausgabe Nr. 9, 12.03.1990 1
- Ausgabe Nr. 10, 19.03.1990 1
- Ausgabe Nr. 11, 26.03.1990 1
- Ausgabe Nr. 12, 02.04.1990 1
- Ausgabe Nr. 13, 09.04.1990 1
- Ausgabe Nr. 14, 23.04.1990 1
- Ausgabe Nr. 15, 30.04.1990 1
- Ausgabe Nr. 16, 07.05.1990 1
- Ausgabe Nr. 17, 14.05.1990 1
- Ausgabe Nr. 18, 21.05.1990 1
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- Ausgabe Nr. 22, 18.06.1990 1
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- Ausgabe Nr. 25, 09.07.1990 1
- Ausgabe Nr. 26, 16.07.1990 1
- Ausgabe Nr. 27, 23.07.1990 1
- Ausgabe Nr. 28, 17.09.1990 1
- Ausgabe Nr. 29, 25.09.1990 1
- Ausgabe Nr. 30, 01.10.1990 1
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- Ausgabe Nr. 32, 15.10.1990 1
- Ausgabe Nr. 33, 22.10.1990 1
- Ausgabe Nr. 34, 29.10.1990 1
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- Ausgabe Nr. 38, 26.11.1990 1
- Ausgabe Nr. 39, 03.12.1990 1
- Ausgabe Nr. 40, 10.12.1990 1
- Ausgabe Nr. 41, 17.12.1990 1
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Vom Winde verweht? Zu einer Diskussion um die Zukunft der DDR-Kultur Ein furioser Windstoß, der urplötzlich Fenster öffnete, Gardinen wirbeln ließ und unauffällige Sicherheitsbeamte auffällig verdutzte, aber das Gros der Teilnehmer er heiterte, war wohl das Spektakulärste der Live-Sendung des ARD-Kulturkanals EINS PLUS am 23. 11. aus dem Leipziger Opernhaus. Dabei versprach schon das The ma „Frei, aber pleite - DDR-Kultur vor dem Bankrott?“ und der prominente Teilneh merkreis, zu dem die Moderatoren Hanne lore Gadatsch (ARD) und Roland Steiner (DFF) luden, allerhand brisante Turbulenz. Es diskutierten u. a.: Außenminister Hans- Dietrich Genscher, die Ministerpräsidenten von Sachsen und Brandenburg, Kurt Bie denkopf und Manfred Stolpe, der Vizeprä sident der Ost-Berliner Akademie der Kün ste, Heiner Carow, August Everding, Präsi dent des Deutschen Bühnenvereins, der Kultur-Staatsrat von Baden-Württemberg, Wolfgang Gönnenwein, Bernd Neumann, kultur- und medienpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Opemin- tendant Udo Zimmermann, Schauspielin tendant Wolfgang Hauswald, „Silly"- Rockröhre Tamara Danz, „academixer"Jür- gen Hart, der nichts Witziges, aber viel Wah res zu sagen wußte und dafür verdienten Beifall erhielt, und, und, und ... Nach Mei nung zahlreicher Betroffener hätte man sich das Fragezeichen im Sendetitel glatt schen ken können, denn anhand vieler Beispiele wurde ein dramatischer, teilweise ruinöser Sachverhalt überdeutlich, dessen Überwin dung weit mehr als nur laut Gedachtes be nötigt. Darin waren sich Politiker und Kul turschaffende durchaus deutlich deutsch- eins, auch wenn sich erstere wenige Tage vor der Wahl betont (zweck)optimistisch gaben. Sehr viel Konkretes war eh nicht zu erwarten - gut, daß man immerhin gemein sam zu Stuhle kam. H. ROSAN Foto: S. LIEBE ma behaupten doch ein paar Theore- N gtiker, bei uns gäbe es keine Manager. Und was für welche es gibt! Auch wenn sie noch im Verborgenen blühen, ihr segensreiches Wirken bleibt nicht ohne Fol gen. Paunsdorfer Bürger, an Superlative fast schon gewöhnt - erinnert sei an die ein zigartige Kaufhalle mit den längsten Schlangen bei höchsten Preisen getreu dem Motto “Konsum-einfach stark!“ -, erhielten ein Superangebot: eine Stunde Fahrt zum Stadtzentrum für nur 16 Pfennige, Stadt rundfahrt einbegriffen. Und nun der Knül ler: kostenlose Präsentation moderner marktwirtschaftlicher Prinzipien durch die LVB. Hier ein paar Highlights: Wie ist kostendeckendes Arbeiten mit kundennahem Service zu verbinden? Im innerstädtischen Verkehr ist die Größe der Fahrzeuge (Kraftomnibus) und deren Frequenz so zu wählen, daß gewährleistet bleibt, daß der Absatz eines Fahrgastes stets auf der Zehe des Nachbarn plaziert wird. Das Fahrzeug ist ausgelastet, ohne daß - wie kurze, abrupte Bremsungen belegen - die zulässige Höchstgrenze überschritten wird. Gleichzeitig erreichen die zwi schenmenschlichen Beziehungen der Kun den eine berückende Nähe. Was ist “timing“, und was versteht man Marktwirt schaft live in Leipzig unter “Stop and go“? Beides ist in einem engen Zusammenhang zu sehen. Wenn das eine Fahrzeug (Bus) stoppt, ist das andere (Straßenbahn) gerade abgefahren (go). Dieses verlangt exakte Koordinierung. Das ist “timing“. Straßenbahnperspektive) Betrachten dyna mischer Stadtentwicklung geboten. Wie lassen sich kommunale Belange ein beziehen? Hier sind verschiedene Wege fahrbar. Zum einen bieten sich vorfahrtbedingte Haltepunkte an stark frequentierten Kreu zungen für mittelfristige Betrachtungen der Bausubstanz an, zum anderen werden an baulichen Schwerpunkten wie der Torgau er Straße nach der Methode “Ein Schritt vor, zwei zurück!“ Gelegenheiten zu mehr maligem, vergleichenden (Bus- bzw. Wie wird der optimale Benutzerkreis er mittelt? Durch quasi natürliche Auslese oder “Wer zu spät kommt, den bestraft das Le ben!“ Soweit das Angebot auf Linie 6. Aufgrund massenhaften Zuspruchs konn te die zuerst drei Tage begrenzte Lehrfahrt vorläufig unbefristet verlängert werden. Interessiert? BIRGIT BREI Gedanken zum Sport aus der Sicht arbeitsloser Mitbürger Rückbesinnung auf Traditionen muß durchaus nicht nur die angenehmen Seiten der Wirklichkeit beinhalten - wer wollte schon dem Phänomen Arbeitslosig keit etwas Positives abgewinnen. Den Wert sportlicher Übungen zur Über windung persönlicher Konfliktsituationen erkannten Sportlehrer und Studenten des damaligen Instituts für Leibesübungen der Universität Leipzig jedenfalls rechtzeitig auf dem Höhepunkt der Arbeitslosigkeit in den Krisenjahren 1931/32. So „ganz neben bei“ initiierten sie „Kurse für körperliche... Schulung Erwachsener - Männer und Frau en jeden Alters -, um die psychische Not... lindem zu helfen. Diese Idee basierte letzt lich nicht nur auf charitativen Erwägungen, sondern beinhaltete gleichermaßen den heu te noch geltenden Grundgedanken, daß „die Erhaltung einer guten Gesundheit gleich zeitig Lebens- und Arbeitsfreude sichert und fundiert“. Welchen Widerhall dieses gleichsam als Starthilfe für die Zukunft an gelegte Aktion fand, zeigt die Teilnahme von weit über 2000 Teilnehmern. Wer die stetig steigenden Arbeitslosen zahlen in den neuen Bundesländern ver- Tradition & Realität folgt, wird unschwer erkennen, mit welch bitterer Realität viele Bürger konfrontiert sind und wie notwendig Überlegungen und praktische Schritte sind, die Wiedereinglie derung in das Arbeitsleben zu erleichtern. In Übereinstimmung mit dem Arbeitslo senverband Deutschland e. V. Landesver band Sachsen stellte das Institut für Kör pererziehung der KMU Leipzig Überlegun gen an, wie mit einem - natürlich kostenlo sen - Sportangebot arbeitslosen Mitbürgern geholfen werden kann, ihr physisches und psychisches Leistungsvermögen zu erhal ten oder gar zu steigern und damit die Wie dereingliederung in den Arbeitsprozeß zu unterstützen. Hervorzuheben ist, daß über die sportliche Betätigung hinausgehend die sozial-pädagogische Betreuung und Bera tung nicht außer acht gelassen wird. Das von uns vorgelegte und bei Bedarf noch erweiterungsfähige Sportangebot ver stehen wir als Antwort auf die Forderung des Arbeitslosenverbandes, daß „gesell schaftliche Verantwortungsträger Maßnah men für die Wiedereingliederung der Ar beitslosen in den Arbeitsprozeß ...“ ergrei fen sollten. Begünstigend für unser Vorha ben war die Situation, daß Studenten und Mitarbeiter der Universität in zunehmen dem Maße Sportangebote in den Nachmit tags- und Abendstunden wahrnehmen, so daß für die sportliche Betätigung arbeitslo ser Mitbürger folgende Angebote zu gün stigen Zeiten unterbreitet werden können: 1. „Selbstverteidigung einfach erlernt“ Selbstverteidigung für jedermann ohne Voraussetzungen in einer Kampfsportart. Es werden einfache Elemente aus dem Judo, er gänzt durch Techniken des Aikido, Karate und Jiu-Jitsu, angeboten. Zeit: Dienstag 8.30 - 10.00 Uhr Ort: Sportkomplex Fichtestraße 2. „Spiele nach Wunsch“ Entsprechend der Interessenlage können Volleyball, Basketball, Fußball, Handball und Federball und darüber hinaus vielfälti ge kleine Spiele unter Anleitung ausgeübt werden. Zeit: Mittwoch 11.30 - 13.00 Uhr Ort: Sportkomplex Fichtestraße 3. „Fitneßgymnastik" Im Mittelpunkt steht die Steigerung des Wohlbefindens mit Elementen des Yoga, Stretching und der Popgymnastik. Zeit: Mittwoch 11.30 - 12.30 Uhr Ort: Sportkomplex Fichtestraße 4. „Schwimmen nach Wunsch“ Es besteht die Möglichkeit, mit Flossen zu schwimmen, Elemente des Rettungs schwimmens kennenzulemen oder sich ein fach auszuschwimmen und zu entspannen. Spiel und Spaß kommen nicht zu kurz. Zeit: Freitag 10.00 - 11.00 Uhr Ort: Sportkomplex Fichtestraße Einheitlicher Beginn für alle Angebote ist die 49. Woche (3. - 8.12.90). Sollte die Aufnahmekapazität nicht aus reichen, sind Erweiterungsmöglichkeiten u. a. im Kanu, Radwandern, Triathlon, Schwimmen und Leichtathletik ins Auge gefaßt und kurzfristig realisierbar. Abschließend hoffen wir, daß durch die Publikation unseres Angebots in der Presse und die Unterstützung durch das Arbeitsamt der Stadt Leipzig und den Arbeitslosenver band Deutschland e. V./Landesverband Sachsen der Sport für Arbeitslose ein posi tives Echo bei den Betroffenen findet. DR. MANFRED RENNER K aum ein anderes Lebensmittel tierischer Herkunft fand so große Beachtung in unserer Sprache und im Aberglauben wie das Hühnerei. Schon unsere Vorfahren stöhnten: „Auf Eiern tanzen und mit Weibern umge hen, will gelernt sein“. An der Tafel von Kardinal Mendoza nahm der Entdeckerder Neuen Welt ein Ei, drückte dessen Spitze sanft ein und schon stand das „Ei des Ko lumbus“ auf dem Tisch. Die Antipoden ei ner idyllischen, kleinbürgerlichen Schein welt, die Schrecken der Witwe Bolte, hat ten es im Ersten Streich der 1865 von Wil helm Busch erschienenen Bubengeschich te in sieben Streichen einesteils auch auf die Eier der Hühnervögel abgesehen. „Jemanden mit faulen Eiern bewer fen“ kann dann und wann schon einmal zu den Ausrutschern eines Homo sapiens im Mittelalter als eine schwere Sünde. Das Ende des Fastens war mit der Osterzeit ge kommen, dem Wiedererwachen der Natur und dem Einsetzen einer verstärkten Le getätigkeit beim Huhn. Am Ostermorgen war es teilweise Brauch, Eier nach der Kir che zu tragen, um sie segnen zu lassen. Die se Eier bekamen anschließend Familien angehörige oder Freunde als Ostergabe ge schenkt. Anfangs waren die Eier noch roh und unverziert, aber bereits im 16. Jh. be gannen unsere Vorfahren, Eier zu färben. Nach einem alten chinesischen Rezept er folgte das Färben so, daß Eier in sehr star kem Tee mit einem Zusatz von Essig und Salz ca. 15 bis 20 Min. gekocht und abge schreckt wurden. Anschließend schlug man vorsichtig ringsum die Schale ein. So wurden die Eier wiederum in den Tee ge legt, um sie dann abkühlen zu lassen. Wer „Eiertanz“ ums Hühnerei zum anderen wurden sie als symbolische Nahrungsmittelbeigaben gedeutet, und gehören. Ein sich „Kümmern um unge legte Eier“ oder das Generationsproblem vom „klügeren Ei als die Henne“, sind altbekannte Tatsachen. Als das „Gelbe vom Ei“ bezeichnete der Chefredakteur der „Wir in Leipzig“ vor noch nicht zu langer Zeit, trotz allem Interesse für die weite Welt, das Klein- Paris. Im Zusammenhang mit Rekonstruk tionsproblemen der Kongreßhalle in der Messestadt erhob sich am 29. Oktober 1990 in der Leipziger Volkszeitung die Frage nach dem Primat: Henne oder Ei. Mit raschen Schritten nähern wir uns den Festtagen, für die der „Hundertjährige Ka lender“ die folgende Prognose bereit hat: Ist's grün auf unserer Weihnachtsfeier, gibt's manchmal Schnee bei Ostereiern ... Ohne die Vielzahl bunter Ostereier würde ein Osterhase sicherlich gewaltig „herum eiern“, und er müßte letztlich auf „Hasen eier“ zurückgreifen. Laut einer Abhand lung aus dem Jahre 1862 erzählte man da mals Kindern und einfältigen Erwachse nen, daß der Osterhase diese „Haseneier“ ausbrüte und anschließend verstecke. In der Welt des Aberglaubens trieb das Ei die bizarresten Blüten. Seit uralten Zei ten spielt das Ei im Kult ein bedeutende Rolle; es verkörpert das Leben und die Fruchtbarkeit. Im alten Indien wurde die Entstehung der Welt aus dem Weltei abge leitet - dessen obere Hälfte stellte den Him mel dar, die untere die Erde und der Inhalt symbolisierte das Wasser. Ähnliche An schauungen wurden in Japan und Finnland vertreten. Im Orient verzehrte man die Ei er zu Ehren der Astarte und die alten Per ser beschenkten sich zum Jahrestag, der mit dem Frühlingsbeginn identisch war, mit reich verzierten Eiern. Im alten China wurden Eiertage (Tsing ming), das Fest des kalten Essens, gepflegt. Diese Festtage fie len in den Beginn des Aprils, in das Grü nen einer milden Natur. Mit dem Verzehr „fauler Eier“ bei den Chinesen verhält es sich etwa so wie mit unserem Genuß von „fauler Milch“, dem Käse. Allgemein sind in verschiedenen Provinzen Chinas 3 Arten der Eierzube reitung üblich. Pidan sind frische Eier, die fünf bis sechs Monate lang in roter Erde, Kalk und Wasser eingelegt, einem Rei fungsprozeß ausgesetzt werden. Bei Dsan- dan werden sie in einen Topf mit Preßku chen fünf bis sechs Monate eingelegt, und unter Hueidan versteht man Eier, die nur 20 Tage in roter Erde, Kochsalz und Was ser konserviert werden. Diese Eier sollen nach unseren Geschmacksvorstellungen nicht abstoßend schmecken, wohingegen Balut, 14 bzw. 17 bis 18 Tage angebrüte te und anschließend hartgekochte Eier, ei ne Speise auf den Philippinen, kaum unse rem Geschmack entspricht. In Deutschland galt der Eiergenuß während der strengen Fastenvorschriften den diese Eier geschält, so sind sie mit ei nem Netz feinster brauner Äderchen durchzogen - eine natürliche Färbemetho de, gegen die kein Lebensmittelchemiker Bedenken äußern wird. Nicht in jeder Zeitepoche wurden die Ei er freiwillig verschenkt. Nach den leges Barbarorum, den schriftlich fixierten Rechten der germanischen Stammesver- bände und Großstämme West- und Mittel europas (Ende des 5. und Übergang vom 8. zum 9. Jh.), gehörten die Hühnereier zu den Pflichtabgaben. Ludwig der XV. hin gegen, seit 1715 französischer König, ver schenkte Eier aus Gold und Edelsteinen. Auch heute noch werden Schmuckeier teil weise als Souvenir gehandelt, so z. B. schön geschliffene Achateier in der Nähe „Die alte Eierfrau“ nach einem Gemäl de von Hendrik Bloemaert aus dem Jahre 1632. schließlich werden sie von Forschem auch als Schleudersteine angesehen. Die Eier dienten jedoch nicht nur als Totenspeise, sondern symbolisierten gleichzeitig die Erneuerung des Lebens im Jenseits. Als Bauopfer wurden die Eier z. T. während des Mittelalters zum Schutz vor gefürchteten Mächten der Finsternis in Stadtmauern eingebettet. Einer Sage nach soll die Stadt Neapel auf einem Ei erbaut worden sein, daher der Name Castello delrOvo. Bei den Römern wurden Eier von den Feinschmeckern sehr geschätzt, und es existierte eine Vielzahl von Rezep ten. In Rom begann ein würdiges Gastmahl mit Eiern, und beendet wurde es mit Äp feln - daher der Ausspruch „ab ovo ad ma Dänische Eierplakate - Skandal! Kein Ei auf dem Tisch! Hier ist kein Ei im Ku chen! der Karlsbrücke zu Prag. Einer aktuellen Mitteilung zufolge, schuf ein Londoner Ju welier in 7 000 Arbeitsstunden ein Schmuckei aus 18karätigem Gold, das er mit 20 000 Diamanten besetzte. Nicht immer war das Ei die Verkörpe rung der irdischen Lebenskraft. In Klein asien, Griechenland und Ägypten fand man neben anderen Grabbeigaben auch Hühnereier. Im Schutt der 2. Ansiedlung von Troja legte Heinrich Schliemann ein künstlich gefertigtes Ei aus Aragonit frei. Die sogenannten Eiersteine, norwegisch auch als Laasnesteine (Lösungssteine) be zeichnet, die in vorgeschichtlichen Grä bern gefunden wurden, hatten die Form und Größe eine Hühnereis. Für diese Stein gebilde gibt es verschiedene Deutungen. Zum einen hielt man sie für Symbole der Fruchtbarkeit (indem sie mit Bier begos sen wurden, das anschließend Gebärende verabreicht bekamen, sollte deren Ge burtsvorgang komplikationslos ablaufen), la“, übertragen etwa „von A bis Z“. Bei der vornehmeren Bevölkerung des Mittelalters war es teilweise üblich, nach der morgendlichen Toilette Eierbier zu trinken, um den Magen auf die später fol genden üppigen Fleischgerichte einzu stimmen. In der Landwirtschaft wurde dem Ei als Sinnbild der Fruchtbarkeit und als Lebensneuerer zu den verschiedensten Zeiten eine hohe Beachtung geschenkt. Ei er wurden in die Äcker gelegt, an den Mai baum gehängt, in die letzte Garbe gebun den, an Tiere verfüttert, und ein kerniger Großknecht mußte so etwa 20 hartgekoch te Hühnereier mit einem Ritt vertilgen kön nen, das letzte mit Schale. Ob die Eier al lerdings wirklich mangelnde Potenz zu er setzen vermögen, bleibt dem Glauben überlassen, (wird fortgesetzt) Dr. ANITA SEIFERT Repros: GEHRMANN Neue Hoffnung für Kinoverrückte Der Frust vieler Filmfreunde über die verödete Leipziger Kinolandschaft ist ver ständlich, die ailesbeherrschenden Großverleiher bescheren amerikanische Kommerzfilme ä la „Jagd auf Roter Okto ber“, die dann wochenlang die Leinwände blockieren. Nun allerdings ist der berühm te Silberstreif am grauen Leipziger Film himmel auszumachen: Letzte Woche gin gen im ersten Leipziger Programmkino, dem „Kino im Grassi“, die ersten Filme über die Leinwand. Kaum jemand wußte bis dato von dem über 60 Jahre alten Kinosaal mit seinen 190 Plätzen. Gelegentlich für Dia-Vorträ- ge genutzt, fristete er ein geruhsames Da sein in den altehrwürdigen Mauern des Grassimuseums. Damit aber wird es jetzt endgültig vorbei sein. Ausgerüstet mit ei ner neuen Vorführanlage, mit neuer Ton technik und einer vergrößerten Leinwand, zudem versehen mit dem Vorteil phantasti scher Sichtverhältnisse (steil nach unten abfallende Bestuhlung, einem Hörsaal ähnlich), bietet der Saal ideale Vorausset zungen für ein echtes Kinoerlebnis. Mög lich gemacht hat's die Initiative des Tü bingers Stefan Paul (ARSENAL-Filmver- leih). Mit Unterstützung des Kulturdezer nats der Stadt konnte mit den Museumsdi rektoren ein für beide Seiten nützlicher Kompromiß erzielt werden. Gemacht wird das Kino aber lobens werterweise nicht aus dem fernen Tübin gen, sondern von jungen Leipziger Kino- * MUSEUM* LEIPZIGS PROGRAMMKINO 7010 Leipzig * Täubchenweg 2D * Telephon 28 51 64 Täglicher Betrieb *18 Uhr * 20 Uhr * 22 Uhr Samstag und Sonntag * 16 Uhr Kinderfilm leuten, die das heimische Publikum genau kennen. Und: Die Filme.kommen nicht aus schließlich aus ARSENAL-Beständen, pro grammstrukturierend werden kleine Film verleihe, wie IMPULS, PANDORA und auch PROGRESS, sein. Das bedeutet eine Chance für den europäischen und deut schen Film, für das andere amerikanische Kino, für Musik- und Kultfilme. Täglich stehen 4 Vorstellungen auf dem Programm: 16 Uhr (4 DM Eintritt), 18 + 22 Uhr (5 DM) und 20 Uhr (6 DM). An den Wochenenden gibt es zudem um 14 Uhr Kinderfilme zu sehen. Im Foyer wurde ein kleines Cafe installiert; Gelegenheit, sich in durchaus angenehmer Atmosphäre vor und nach den Vorstellungen über Kino, Fil me, Gott und die Welt auszutauschen. Ul meint: Unbedingt empfehlenswert für Stu denten und die, die es einmal waren. Des halb wöchentlicher Programmservice von uns. Programm vom 3.-9. 12.: 18 Uhr: IMAGINE (John Lennon) ■ Mo./Die. ABSCHIEDSBLICKE (schwul-lesbi sche Filmreihe) - Mi. CARAVAGGIO (Derek Jarman) - Do.- So. 16 und 20 Uhr: DOWN BY LAW (Jim Jarmusch) - Mo.-So. 22 Uhr: CANNES-ROLLE (Die Werbe- Filmrolle) - Mo.-So. Für Vorbestellungen Telefon 28 71 39. HOLGER GÖPEk
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