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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1990
- Erscheinungsdatum
- 1990
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-199000007
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19900000
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19900000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
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- Band
- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1990
-
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- Ausgabe Nr. 2, 19.01.1999 1
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6 Kultur/Unterhaltung 19. November 1990, UZ/37 Vivat academia demia" und „Ars tember 1991 zu Gewandhaus ein. musica" am 5. Sep einem Konzert im Neuer Name für ewig jungen Chor Das soll nicht nur ein Hochruf auf die Wissenschaft sein oder eine Text zeile aus dem schon Studentenhym ne gewordenen „Gaudeamus igitur". „Vivat academia", so nennt sich seit kurzem ein - nein, keiner neuer - Studentenchor der Leipziger alma mater. In 35 Jahren hatte das ehemalige Ensemble „Pawel Kortschagin" sich ei nen Namen gemacht, freilich nicht nur mit slavischem Liedgut, wie die einstige Bezeichnung vermuten läßt. Die ge mischte Sängerschar der Kortschagins zog in ihrem Repertoire sowohl Regi ster internationaler Volksweisen, ernster und lustiger Studentenlieder und führte auch Werke von Mikis Theodorakis auf. Dem Publikum gefiel es, so daß zwei bis drei Zugaben bei Konzerten schon zum Standard gehörten. Konzerte des Ensembles „Pawel Kortschagin". Bis, ja bis im vergangenen Novembedie Chor mitglieder entschieden, es solle künftig ein neuer Name auf den Programmheften stehen, passe doch der alte Titel weder zum Repertoire und dem Chor selbst, noch in die Zeit. So suchten sie denn, die über 80 Sängerinnen und Sänger, nach ei nem neuen Namen für sich. In der Zwi schenzeit traten sie schlichtweg als Stu dentenchor der Sektion TAS (Theoreti sche und angewandte Sprachwissen schaften) der KMU Leipzig auf. ihrem da mals noch offiziellem Träger. Doch diese Formulierung war lediglich für den Über gang gedacht. Bleiben soll dagegen „Vi vat academia". Es steht für eben diesen traditionsreichen und ewig jungen Chor, dem momentan 85 Studenten verschie denster Fachrichtungen und Werktätige aus vielerlei Berufen angehören. Darunter sind über 20 neue Mitglieder, die erst vor zwei Monaten als erstes Studienjahr da zukamen. Mit dem Titel habe sich jedoch nicht das Grundkonzept geändert, hebt Chor- leiter Dieter Graubner hervor. So sollen auch fernerhin nationale und internatio nale Volksmusik sowie klassisches Erbe gepflegt, neuere Chormusik ein studiert werden. Derzeit arbeitet der Chor an Ausschnitten aus dem Stück „Carmina burana“ von Carl Orff. Damit bereiten die Sängerinnen und Sänger ihr neues Konzertprogramm vor, unter der Leitung von Dieter Graubner und Christa Kratzmann, die seit fast sieben Jahren für Repetition und Begleitung verantwortlich zeichnet, die Instru ¬ mentalisten des Chores anleitet und die Arrangements schreibt. Es wird erstmals am 8. Februar I99I im Kleinen Saal des Gewandhauses zu hören sein und eben- so noch einmal am I7. April. • Neben „Carmina burana" erklingen dann brasilianische Rhythmen aus „Orfeo negro". Musik aus einem gleichnamigen Film. Dieses Werk brachten die Leip ziger im Sommer aus Frankreich mit. Knappe zwei Wochen nahmen sie an ei nem Musikfestival in Le Puy teil, etwa I 0 0 Kilometer von Lyon im Süden des Lan des gelegen. Die Studenten waren von „Ars musica" eingeladen worden, einem gemischten Chor, den sie über die Freundschaftsgesellschaft zwischen dem Raum Leipzig und Haut Lire ken nengelernt hatten. Deren Leiter hatte speziell für die Leipziger Gäste die Filmmusik zu einem Bühnenstück für Chor und Orchester umgeschrieben. Zwar wird es nicht möglich sein, dieses Werk auch im Gewandhaus szenisch aufzuführen, also sambatanzend und mit Solisten vom Ballett, aber das tut der trotzdem temperamentvollen Dar bietung nur wenig Abbruch. Anfang September werden die französischen Sängerinnen und Sänger zu einem Gegenbesuch nach Leipzig kommen. Gemeinsam laden dann „Vivat aca- Doch bis dahin bleibt noch etwas Zeit. Wichtig ist zunächst einmal die Fra ge, wie gehl es mit dem Unichor „Vivat academia" weiter? Darauf weiß auch Dieter Graubner, seit I976 Chor leiter und hauptberuflich Sprech erzieher an der Leipziger Uni. nichts Verbindliches zu antworten. Die Trä gerschaft der Sektion TAS wird ja mit deren Auflösung wegfallen, so daß der Chor sich praktisch selbst finan zieren muß. Das bedeutet zum Bei spiel. daß die Studenten für Proben- lager in einer Jugendherberge noch aus eigener (zumeist Studenten-) Tasche dazuzahlen müssen, wie erst in der vergangenen Woche geschehen. Hin zu kommen die Kosten für Noten, Instrumente, Saalmiete und anderes mehr. „Wir wünschen und hoffen, daß sich auch in den künftigen Strukturen der Universität wieder ein neuer Träger für unseren Chor findet“, sagt Dieter Graubner. Gehe es doch nicht nur um eine simple Freizeitbeschäftigung, sondern auch um die Erziehung und Ausbildung von Studenten. Daß eben dies seinen Schützlingen Spaß macht, zeigt sich besonders während der Probenlager. Da reisen denn schon hin und wieder einige Ehemalige mit an und bringen, Kind, Mann bezie hungsweise Frau gleich mit. Sie wollen noch einmal mitsingen, feiern - halt die choreigenste Atmosphäre spüren, die man einfach erlebet haben muß. SYLKE SCHUMANN Sektion Journalistik Probe Foto: UZ-Archiv A 'Toch gibt es sie - die Kultur an der / Universität. Aber wie lange noch ? I V Um diese und die dahinterste henden Fragen zu beantworten - z. B. woher die entsprechenden finanziellen Mittel kommen sollen lädt der Stu dentenrat der Universität alle kultur interessierten Leute der Uni ein. Die serart konstituierte sich am 23. 10. 1990 der „Runde Tisch der Kultur der Uni versität" mit den Vertretern des Uni- Chores, des Akademischen Orchesters, der Tanzbiihne, der „worldfamily“, der Studentenklubs, der ausländischen Stu dierenden und natürlich des Studenten rates. In wenigen Minuten ist man sich einig - formale Bekenntnisse zur Erhal tung der Kultur an der Universität rei chen nicht aus! Wenn nicht sofort die Weichen für den realen Fortbestand ge stellt werden, gehen für mehr als ein tausend Kulturmacher und ihre bald hunderttausend Konsumenten aufs Jahr die kulturellen Möglichkeiten nicht bloß baden, sondern unter. Und Kultur läßt sich beim besten Willen nicht kosten deckend gestalten - es sei denn, man ver doppelt, verdreifacht... die Preise. Kein Kultur?: Gestrichen Vertreter des Runden Tisches bezwei felt die Notwendigkeit, seitens der Uni versität mit den Geldern zu haushalten. Es liegen Konzepte, Projekte, Vorschläge vor, Gelder einzusparen, personelle Ver änderungen durchzufiihren, sich auf ein Existensminimum zu beschränken. Doch dieses Minimum muß sein - oder... Um der Sache Hand und Fuß zu geben, beendet der Runde Tisch seine erste Zu sammenkunft mit der Maßgabe, einen ausführlichen Forderungskatalog zu er arbeiten. Gesagt, getan. Auf seiner zwei ten Sitzung am 8. II. 1990 wird ein Memorandum verabschiedet. Neben der konkreten Übersicht über die momen tan (noch) vorhandenen Ensembles, Klubs, Initiativen und die für ihren Er halt notwendigen Bedingungen for muliert man darin die Erwartung, mit Hilfe des Memorandums mit dem Rek toratskollegium zu Stuhle zu kommen. Denn bisher konnte Professor Warten berg trotz seiner mündlichen Willens bekundung aus dienstlichen Gründen lei der noch nicht am Runden Tisch Platz nehmen. pie weitere Existenz einer Kultur szene an der Universität, um die uns so manche - u.a. aus dem westlichen Teil Deutschlands - mit Recht beneiden, steht auf dem Spiel. Lassen wir uns die Kultur nicht einfach streichen! Ver schaffen wir unseren Forderungen Ge hör mit Meinungen, Anfragen, Unter schriften, Ideen u. a. m. Unterstützt den Runden Tisch der Kultur! Über: Gerd Klug, Referat Kultur im Stu dentenrat Hauptgebäude, 2. Etage, über die Hauptabteilung Kultur, Ernst- Beyer-Haus, über die UZ und den CAMPUS. gerd Kulturbund e.V. 22.11., 19 Uhr. Hochhaus 1/13 „Ein Versuch in Wahrheit zu leben - VACLAV HAVEL“ Vortrag und Lesung mit Prof. Dr. sc. Ilse Seehase und Lutz Baseler (beide Sekt. Gcrm./Lit.) Eintritt: 3 DM (Mitglieder 1.50 DM) 28.11., 19 Uhr, Hochhaus 1/13 „Die sozialpsychologischen Folgen der Wende und der deutsch-deutschen Ver einigung“ Vortrag und Diskussion mit Dr. med. Hans-Joachim Maaz, Facharzt für Neuro- logie/Psychiatrie und Psychotherapie Eintritt: 3 DM (Mitglieder 1,50 DM) Montags immer: JAZZGYMNASTIK in der DHfK Marschnerstraße; Meldungen bei Frau Dr. Heinze. Tel. 5 35 43 „academixer" 20./21. 11. und 23.-25. 11., jeweils 19.30 Uhr „Eine schöne Gesellschaft“ 22. II.. 19.30 Uhr „Reichspolterabend" World Family Schwarze, Weiße, Braune, Gelbe... die Welt ist eine Familie! Wir feiern Geburtstag (den zwan zigsten), mit Ihnen, mit Euch, liebe Leipziger. Am Montag, dem 19. November um 19.30 Uhr in der Musikalischen Komödie Leipzig, gibt's das Jubiläumskonzert mit Liedern und Tänzen aus aller Welt mit Leu ten aus 22 Ländern von A (wie Angola) bis Z (wie Zypern) und unseren alten Freunden CIRI LO ADRAZOLA (Gesang, Gitarre) aus Chile, SOCRATOUS SOCRATIS (Tanz) aus Zypern und vom Ensemble RHYTHMEN DER FREUNDSCHAFT aus Moskau, die extra dafür herkommen. Am Dienstag, dem 20. November um 19.30 Uhr in der Alten Börse, erklingen Stimmen der Völker in Musik und Dichtung. Unser Gast, der Dichter ADEL KARASHOLI aus Syrien, liest dort ei gene Gedichte. Am Mittwoch, dem 21. November um 15.00 Uhr - das ist ein Feiertag, also keine Probleme - im Ernst-Beyer-Haus, gibt's ein Sonderkonzert mit Markamasi, einer Gruppe aus Peru, mit Musik aus den An den. Am Freitag, dem 23. November und Samstag, dem 24. November, jeweils ab 19.30 Uhr im Ernst-Beyer-Haus, feiern wir Fiesta international mit MARKAMAST, unserer GRUPPE INTERNATIONAL TANZ, einer duften SU-SWING-BAND aus Schönau u. v. a. Ja, und am Samstag, dem 24. November, 14.00 Uhr, gibt’s im Emst- Beyer-Haus - was Beson deres, da steigt dann das Kinderfest der Weltfamilie mit den Ensemblekindern, ihren Muttis und Va tis und vielen Freunden aus vielen Ländern, die mit allen, denen's gefällt, eine „Reise rund um die Welt" machen werden. „Offene Zweierbeziehung“ Was würden Sie sagen, wenn Sie von einem bedeutenden Meinungsforschungsinstitut befragt würden, wie Sie Ihr Eheleben beurteilen? Verschaffen Sie sich, wie am Anfang Ihrer Ehe, immer noch eine nette Atmosphäre zu Hause, oder nur gelegentlich, oder etwa gar nicht mehr? Passen Sie nur noch im Urlaub gut zu sammen, oder zanken Sie sich dort mehr als daheim? Es könnte natürlich auch sein, daß man Ihnen noch wesentlich pikantere Fragen stellt, solche nach Ihrem Sexualleben. Viel leicht konstatieren Sie Routine, statt Erotik, möglicherweise sind Sie sowieso untreu, oder treiben Selbstbefriedigung, oder Sie mögen am liebsten Gruppensex? Alles zu diesem Thema können Sie ab 14.11. im Leipziger Schauspiel haus erleben, denn da hatte eines der amüsantesten, spielerischsten und hintersinnigsten Stück des Italieners Dario Fo seine Pre miere: OFFENE ZWEIERBEZIE HUNG. (Probenfoto: R. Arnold) C.T. „Reichspolterabend“ Fünf namhafte Kabarettisten aus West deutschland bzw. Westberlin haben sich vereinigt, um über das Thema Vereinigung zu befinden! Satirisch natiirlich, daher dop pelbödig und kritisch. Die Leipziger Kabaretts „Leipziger Pfef fermühle“ und „academxier" waren sich darin einig: Dieser „Reichspolterabend", ein Kabarettprogramm der Spitzenklasse, darf um Leipzig keinen Bogen machen! Ge rade hier, in der Heldenstadt der friedlichen Revolution von 1989, dürfte ein besonde res Interesse an dieser Veranstaltung vor handen sein. Immerhin geht es um die für uns alle so bedeutsamen Folgen jener Er eignisse, die hier ihren Anfang nahmen. Für die Qualität des Vorhabens stehen die Na men der Mitwirkenden, die auch den ost deutschen Kabarettfans bekannt sein dürf ten. Heinrich Pachl und Arnulf Rating wa renjüngst zu Gast im „Scharfen Kanal“; sie und die übrigen Kabarettisten sind im „Sa tire-Fest“ des SFB und anderen Fernseh sendungen zu sehen gewesen. Wer sie nicht kennt, sollte sich diese einmalige Gelegen heit in Leipzig nicht entgehen lassen. Die Vorstellung findet statt als Gemein schaftsveranstaltung der „Pfeffermühle“ und der „academixer“ am Donnerstag, dem 22. November 1990, 20 Uhr, im „academixer“-Keller, Kupfergasse, 7010 Leipzig, Karten gibt es im Vorverkauf zu den üb lichen Öffnungszeiten an den Kassen bei der Leipziger Kabaretts und bei Leipzig-In formation. Restkarten sind an der Abend kasse im „academixer“-Keller erhältlich. Vor uns liegt die Deutsche Vereinigung- Viele halten diesen Akt für ein rechtli ches Problem, Artikel 23 und 146 und § 218 sind im Gespräch. Andere wieder sa gen, hier werde ökonomische Unzuchtmit Abhängigen vorbereitet. Diese allgemeine Verwirrung wird nun aufgeklärt durch die Creme de la Crenü dr la Spitzenkabarett: Achim Konejung & Horst Schroth (Dm 1 aus Köln), Matthias Beltz (Frankfurter Frontthea ter), Heinrich Pachl (Der wahre Anton. Köln), Arnulf Rating (Die drei Tornados, Ber lin). Diese Herren werden den Monat vorder Wahl am 2. Dezember nutzen, um gnaden los und ohne Erbarmen Wahrheiten unters Volk zu streuen. Und ihre Rede wird sein: Deutsches Volk, mach dir nicht zu viele Sorgen. Zwei Partner, die 40 Jahre scharf aufeinander waren, dürfen jetzt ihr Verhüll' nis legalisieren - Hochzeit ist angesagt. Und eine Hochzeit muß gefeiert werden. A uch von denen, die die Brautleute nicht lei den können. Darum freuen wir uns auf den „REICHS POLTERABEND“, der der Vereinigung al ler Deutschen in Fleisch und Schwein vor angeht. „REICHSPOLTERABEND" also eröffnet einen Blick in die Zukunft, auf die Nacht danach: Was wird uns ein neuer Reichstag brin gen! Ist der Papst ein Deutscher in den Grenzen von 1941? Wer arbeitet die Reichs polterordnung aus? Wer darf überhaupt in Deutschland poltern, und wenn ja, um wie viel Uhr? In der Kritik SANDOW im Eiskeller Neben Bands wie „DIE ART", „DIE VERSION“, „Herbst in Peking" und - dem Credo der in den letzten Jahren fast un überschaubargewordenen Indepedent Sce ne den Namen gebend - „die anderen", gehören sie ohne Zweifel zu denen, die es in der verflossenen DDR zum Status einer Kulturband gebracht hatten: „SANDOW“. Bekannt geworden durch den Rockreport „flüstern & SCHREIEN" und zahlreichen Gigs auch in Leipzig, war die große Popu larität der Band vor allem der Hymne aller DDR-Geschädigten, „Born in the GDR", geschuldet. Aber auch ihre erste LP „Sta tionen einer Sucht" sollte, ob ihrer system kritischen Texte und des an Liedstrukturen orientierten rauhen Gitarrensounds (der Re frain von „Factory“ animierte selbst Pogo- Tanzende noch zum Mitsingen) immer noch Zierde eines jeden ostdeutschen Platten schranks sein. Doch genug der Reminiszenen an ver gangene Monate. Angekündigt unter dem Motto: Hard(aber)Chor, war „SANDOW" inklusive der Vorgruppe „Ulrike am Nagel“ (Hermsdorf) wieder livehaftig in Leipzig zu erleben. Ort der kultischen Handlung: die inzwischen (rock)traditionsreiche Stätte Eiskeller. Wie erwartet ließ der Publikumsandrang nichts zu wünschen übrig, die Riesentraube verschworener Fans ließ viele Neu ankömmlinge erst einmal wieder in Rich tung einer der zahlreichen Connewitzer Kneipen abdrehen. Da SANDOW-Sänger Kai-Üwe Kohlschmidt just zu dieser Zeit mit einem Teller Suppe in der Hand auf dem Hof auftauchte, stand zudem nicht zu befürchten, Wesentliches zu verpassen. So kamen viele denn gerade noch rechtzeitig, um sich von der erstaunlich ausgeprägten Fähigkeit der Vorgruppe, gängige Cure- Songs perfekt zum Vortrag zu bringen, zu überzeugen. Freundlicher, aber kurzer Bei fall für „Ulrike am Nagel", man warteteja schließlich noch auf den main act. Hätte je mand an dieser Stelle geahnt, was folgen würde, er hätte wohl auf eine Zugabe be standen. So folgten zunächst eine Umbau pause und ein Soundcheck, der in seiner Länge und aufgesetzt professionellen Manier auch den Rolling Stones gut zu Gesicht gestanden hätte. Jedenfalls Zeit ge nug, die mit diversen westlichen Elektro nikartikeln aufgepeppte Anlage zu bewun dern (und sich ob des zu erwartenden Sounds vorzufreuen) oder noch einmal den Kampf am völlig überfüllten Tresen aufzunehmen. Dann endlich doch, die Stimmung hatte den Höhepunkt der Vorfreude, vergleichbar der am weihnachtlichen Gabentisch, er reicht, SANDOW. Aber es sollte sich die al te Weisheit bestätigen, daß, je höher die Er wartungen, desto tiefer die Enttäuschung (bei Nichterfüllung) ist. Und diese machte sich dann auch schnell breit im bestens ge füllten Saal. Denn alle, die da die „alten“ Stücke erwartet, an Tanzen oder gar Mit singen gedacht hatten, sahen sich, nicht eben zur Hebung der Stimmung geeignet, eines Besseren belehrt. Dokumentierte schon die Titelauswahl (geboten wurden nur Stücke der neuen LP „Der 13. Ton“, Fluxus/Rough Trade) einen unübersehba ren Bruch mit der Vergangenheit, so ver stärkte das, was von der Bühne auf die Zuschauer niederging, diesen Eindruck auch akustisch. Nichts mehr von dem. was das unverwechselbare der Band (nach zuhören trotz oder gerade wegen fehlen der Perfektionalität auf der 1. LP) ausge macht hat. Dafür Hardcore einer Prägung, den gewiß dutzende andere Bands ebenso bieten können, penetrant lauter Gitarren brei. vom „Sänger“ Kohlschmidt lediglich Gebrüll, zu verstehen nicht einmal die Ansagen. Da halfen auch große Gesten, der ziemlich deplaciert wirkende Einsatz einer Sirene nicht.mehr; Die Lichtshow in ihrer Farbigkeit stand im krassen Gegen satz zu der gebotenen musikalischen Lan geweile. Wie zur Belohnung zum Schluß dann drei Titel von der 1. LP, urplötzlich kam Bewegung in die Leute: Das war es, was die meisten die gut 7 DM in die Karte hat investieren lassen und gerade noch ausreichende Motivation für Zugaberufe lieferte. Zwei kurze Bemerkungen seinen der Gerechtigkeit halber noch erlaubt. Der Ver such, mit diesem Konzert für die neue LP „Der 13. Ton“ zu werben, ist völlig mißglückt. Die Platte aber ist besser als das, was SANDOW im Eiskeller bot, gerade weil die Texte es wert sind, gehört und akustisch verstanden zu werden. Denn nur dann wird deutlich, daß sich die Gruppe in einem Prozeß des Selbstfin- dens und der Selbstorientierung befindet. Ein Prozeß übrigens, der vielen von uns (Ostdeutschen) in heutigen Zeiten nicht so fremd sein dürfte. Und: Viele der Bands, die aus dem Underground, der real existierenden Indie-Szene der ehemaligen DDR kommen, haben mehr oder minder große Probleme mit ihrer, wie auch immer gearteten, Vermarktung. Nur sollten die Einstellung: Was küm mert uns das Musikgeschäft? nicht zu einer Einstellung führen, die den Zuhörer als potentiellen Partner von vornherein ausschließt. Dann nämlich könnte der Bo nus einer guten LP und des Wissens um die musikalische Herkunft, den SAN DOW derzeit sicher noch besitzt, schnell verspielt sein. HOLGER GÖPEL Letztes aus der DaDaeR Während man in den letzten Monaten hochwichtige Meldungen schlagzeilte, ent stand am Rande in nicht einmal vier Wochen Drehzeit einer der letzten und wohl einer der großen Filme aus,der schwindenden DDR. „Letztes aus der DaDaeR“ ist ein Film oh ne Atempause. Mit schreienden Bildern, runtergerissen wie ein Fluchtkoffer vom Kleiderschrank, hastig gestammelt, wie ein letztes vergebliches Gespräch am endgültig abfahrenden Zug. Und staunend, immer wieder staunend, die Clowns des Landes werden auf die Deponie verklappt, Chri stoph Hein als Müllkutscher spricht ins Möwengekreisch über der Kippe einen Nachruf über das Land, daß ich es lieb te, merkte ich erst als es verging“, eine Ba bypuppe treibt auf einem leeren Koffer in einem Fluß, begleitet von einem Fisch in Rückenlage... Steffen Mensching und Hans-Eckardt Wenzel rafften ihre drei DaDaeR-Spiele und deren Requisiten zusammen und hetzten, als sich ihre Zellentür öffnete, los, quer durch das zuckende Land. Der gruslige Witz ist: die Kulissen zu einstigen Bühnenstücken können umstandslos aus dem Alltag über nommen werden. Statisten braucht man nicht, die Deutschen agierten exzellent in dieser Posse, sie mußten nur so sein, wie sie immer waren. Das Filmteam stieg in die echte teutsche Walpurgisnacht hinab und auf den Brocken hinauf, wo die Volksseele schunkelte heut’ woll’n wir lustig sein“ Fahnenverbrennend um den Scheiterhau fen hüpften, um sich von der Sünde der Ver gangenheit zu entlasten, zwischen ihnen die Clowns, live, bis ihnen einer live sagte, was kommem mußte: „Haut doch ab hier, merkt ihr nicht, die Leute haben doch überhaupt nichts mit Euch zu tun“. Ein Dokumentar film. Man mußte nur noch reingehen und draufhalten. Hölderlein sammelt Briketts und spricht über die Zerrissenheit der Deut schen. Das Publikum, mit Fotoapparat und Videokameras, aber ratlos, steht zwischen den agierenden Schauspielern herum, als die morgens vom Brocken hinunter aus der Szene laufen. Weiter, in den Schlachhof, ging ihre Flucht, wo die Rinder im Todes kampfzuckten. In der letzten Sekunde zieht das Leben noch inmal Revue. Das dahin siechende Land hat in seinen letzten Wo chen die Kulissen bis aufs Kleinste hin be reit, um die Misere für einen Film zu fo kussieren. Alles ist noch einmal da. Während die Clowns senil im Dreck eines realsozialistischen Zementwerkes den gol denen Sechzigern und Siebzigern nachtrau ern, singt der Chor der Proleten bereits auf der Empore: „Undank ist der Wellen Lohn", die Wirklichkeit hat sich selbst im Film ein geholt. und der Film ist eine Farce, eine Far ce solcher Art, die nach Hegel Wiederho lung historischer Tragödien ist. THOAMAS AHBE
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