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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1990
- Erscheinungsdatum
- 1990
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-199000007
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19900000
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19900000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1990
-
- Ausgabe Nr. 1, 12.01.1990 1
- Ausgabe Nr. 2, 19.01.1999 1
- Ausgabe Nr. 3, 26.01.1990 1
- Ausgabe Nr. 4, 05.02.1990 1
- Ausgabe Nr. 5, 12.02.1990 1
- Ausgabe Nr. 6, 19.02.1990 1
- Ausgabe Nr. 7, 26.02.1990 1
- Ausgabe Nr. 8, 05.03.1990 1
- Ausgabe Nr. 9, 12.03.1990 1
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- Ausgabe Nr. 17, 14.05.1990 1
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- Ausgabe Nr. 30, 01.10.1990 1
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mgestaltungsprozesse im ge samtgesellschaftlichen Rahmen und berechtigte studentische Forderungen bedingen auch eine längst überfällige Neuorientierung des Studiums und die Hinwendung zu ganz praktischen Fragen der Ge staltung ' von Lehrveranstaltungen. Dabei umgreifen Gestaltungsfragen nicht nur die didaktische Aufberei tung des Aneignungsgegenstandes, sondern beinhalten auch das Wei terdenken in bezug auf das „Her überbringen“ von Inhalten zu den Lernenden bzw. ihre aneignungs orientierte „Bearbeitung“ durch Lehrende und Lernende. Eine sol che Sicht auf den Lehr- und Stu dienprozeß rückt seinen sozialen Charakter ins Blickfeld der Überle gungen, denn die Akteure gehen »nicht nur Beziehungen zum Ge genstand ihres Erkennens, sondern notwendigerweise auch Beziehun gen untereinander“ ein (Goßler 1974, S. 137). Zur gemeinsamen Bewältigung der „Sache“ ist ein Mindestmaß an Abstimmung und Übereinstimmung notwendig, was mit Hilfe der Kom- munikation realisiert wird. Wichtig stes Mittel menschlicher Kommuni kation ist die Sprache. Es ist nicht unwesentlich, daß die sprachliche Kommunikation aus der gegenständ lich-praktischen Tätigkeit hervor gegangen ist und dem Austausch Von Information zwecks Koopera tion dient. Kommunikative Tätig keit ist indessen auch eine beson dere Tätigkeit, da sie innerhalb der Gesamtheit von Tätigkeiten über spezifische Funktionen verfügt (vgl. Hartung 1974, S. 49). Im Hinblick auf die geistige Tätigkeit übt sie u. a. eine objektivierende Funktion aus. Die von den Akteuren mittels Kommunikation zu erbringende Lei- stung im Lehren-Lernen-Geschehen besteht einerseits in einer möglichst adäquaten Widerspiegelung des An- eignungsobjektes, andererseits darin,- über gegenseitige Ein- und Wechselwirkungen Einstellungen, Haltungen und letzten Endes (künf tige) Handlungen zu bewirken. (Auch Hochschulausbildung ist im Wesentlichen Lernen „auf Vorrat“.) Auf den Punkt gebracht, können Wir zu den Funktionen von Sprache im Lehren-Lernen-Geschehen for- mulieren: ; Sprache liefert den Inhalt für die Lehren-Lernen-Prozesse; • Sprache bildet die Basis für die Vermittlung von Inhalten; ~ Sprache hat Sozialfunktion (vgl. Interdisziplinäres Zentrum Unter- richtsforschung 1988). Ihre funktional angemessene Ver wendung als Mittel im Lehren- Lernen-Prozeß ist allerdings erst dann zu erwarten, wenn ihre Aus bildung als Lernhandlung erfolgt(e). Hier gibt es, das belegen zahlreiche Veröffentlichungen, auch im inter nationalen Maßstab Defizite. Bereits im OS- und EOS-Bereich eingeschliffene Kommunikations- muster sind vor allem gekennzeich net - durch eine ausgesprochen „leh- rerzentrierte" Unterrichtsführung, vielfach als Frage-Antwort- Unterricht realisiert; " durch eine geringe sprachlich kommunikative Aktivität von nur Wenigen und fast immer den glei- chen Schülern (drei bis fünf Schü- ler, relativ fachunabhängig); . - durch ein geringes geistiges Niveau der Schüleräußerungen (in der Regel Behauptungen, fehlende Begründungen; Vorherrschen von Äußerungen als Wort bzw. Wort- ® r uppe und kaum . umfassendere Darlegungen); (vgl. Melzer 1989). . Auf diese Weise konstituiert sich im Unterricht ein Redeanteil von Lehrer :K1 ässe von 4:1, das ent- Spricht auch internationalen „Nor- men". Derartige eingeschliffene Kom- munikationsmuster werden auch mehr oder minder erfolgreich an die Universität „herübergeholt“ und keineswegs auf einem wesentlich hö heren Niveau praktiziert. Das bele- &en Erfahrungswerte und empirisch ermittelte Daten im Seminar zu den verhalt, wenn . überhaupt, dann (nur) im Vorwort zu finden’war? Aufschlußreiche Einblicke in Seminar (In-)Aktivitäten Fast wie in der Schule: Lehrer sprechen immer am längsten • Werden alle Lehrkräfte, insbeson dere die Hochschullehrer, diesen Aspekt der Könnensentwicklung ih rer Studenten aszeptieren und dem zufolge- dafür auch Verantwortung mittragen wollen? © Werden alle Lehrkräfte, auch die Hochschullehrer, nach kritischer Re flexion ihres eigenen Führungsstils und des kommunikativen Verhal tens zu seiner Vervollkommnung be reit sein, da doch diaktische Kom petenz Unter den Lehrkräften nach wie vor eine geringe Wertung er fährt? Redeanteilen von Lehrkraft :Semi- nargruppe bzw. Student, zum gei stigen Niveau und zur Quantität stu dentischer Äußerungen. Wenn auch in Abhängigkeit von der Fachrich tung,'das heißt von ’Ziel, und Inhalt der Lehrveranstaltungen und von den subjektiven Bedingungen der Akteure Unterschiede bestehen, so können wir doch ein ganz ähnliches Bild in den Seminaren an Universi täten beschreiben, wie wir es für schulisches Lernen im Interricht be merkten : Etwa 70 Prozent der Seminarzeit spficht die Lehrkraft; etwa 30 Pro zent der Studenten sind sehr aktiv; etwa 43 Prozent der Studenten sind Schweiger; Ein-Wort- und Ein- Satz-Äußerungen der Studenten überwiegen (vgl. Dobslaff 1988.). Im Ergebnis von Beobachtungen, Selbst- und Fremdeinschätzungen zeichnen sich drei Problembereiche der Studenten ab, die wir als Ansatz punkte pädagogischer Bemühungen der Lehrkräfte kennzeichnen wol len; Ungenügend beherrscht werden das Erörtern und Argumentieren, die Meinungsanalyse und das zu sammenhängende mündliche Dar stellen. Wir konstatieren, daß Lehren- Lernen-Prozesse dialogischer Natur sind. Das gilt auch für die Vorle sung! Deshalb können Ursachen für die kommunikative Qualität und da mit letztlich für die Wirkung von Ein- und Wechselwirkungsprozes sen nicht nur bei den Studenten ge sucht werden. Denn das Führungs verhalten der Lehrkraft (also Gestal tungsfragen) prägt auf Dauer stu dentisches kommunikatives Ver halten in den Lehrveranstaltungen. So signalisieren junge Lehrkräfte denn auch selbst ungenügendes Kön nen im wissenschaftlichen Mei nungsstreit und unklare Vorstellun gen darüber,. wie die Könnensent wicklung der Studenten zu führen ist. Einige seben das leider gar nicht als ihre Aufgabe an, insbesondere Lehrkräfte aus dem naturwissen schaftlichen Bereich. Die Mehrzahl beklagt sich jedoch über diesbezüg liche Mängel in der eigenen Aus- bildung und über fehlende Vorbil der. Indem wir auf die eingangs dar- gestellten Funktionen von Sprache im Lehr- und Studienprozeß und auf den bedeutsamen 'Zusammen hang von Denken-Sprache-Spre- chen verweisen wollen wir ganz energisch darauf orientieren, daß die sprachlich-kommunikative Ge staltung von Lehrveranstaltungen kein bloßes äußeres Schönheitsmerk mal, sondern wesentlich für effek tive Aneignung der Studenten und daher ein Qualitätsmerkmal ist. Es wird bereits in der Planung ange legt, aber in der Realisierung durch Ein- und Wechselwirkung aller Be teiligten tatsächlich entschieden. An gesichts der gekennzeichneten Spra- xissituation stellen wir indessen eine völlige Unterbewertung von Sprachbeherrschung und angemes senem kommunikativem Verhalten im Lehr- und Studienprozeß fest. Und deshalb werfen wir die ketze rische Frage auf, ob sich das in na her Zukunft — gestützt auf die er kannte gesellschaftliche Relevanz der Problematik (ist es Zufall, daß ausgerechnet Rechtsanwälte und Theologen politisch wirksam wa ren?) — wesentlich ändern wird? Be fürchtungen in bezug auf tatsächli che Veränderungen scheinen gar nicht so unbegründet zu sein, denn: • Werden künftige Rahmenpro gramme und vor allem ihre Kon- kretisationen dem kommunikativen Verhalten in seiner Ziel- und Mit telfunktion ausreichend Rechnung tragen, da doch in den bisherigen verbindlichen und detaillierten Lehrprogrammen dieser Sach- Gegenfrage: Ist aber nicht bei vor handenen Sachkenntnissen kom munikatives Verhalten, realisiert mit sprachlichen, an Sprache ge bundenen und nichtsprachlichen Mittel.i, • eine entscheidende Größe didaktischer Kompetenz? (Sozialer Kompetenz überhaupt und daher auch für den. Studenten wesent lich ?) • Wir denken - 'schön. Urtd deshalb bemühen wir uns seit längerem, • in unseren Weiterbildungsveranstal- tungen die „kommunikative Strecke “ auszubauen. Außerdem bie- ten wir zusätzliche (individuelle) - Be ratungen zur Vorlesungs- und Vor tragsgestaltung sowie zur Gesprächs führung an, um auf diese Weise einen Beitrag zur Durchsetzung not wendiger Prozesse zu leisten. Literatur: Dobslaff. O.: Befähigung der Stu denten im Studium zur Wissen schaftskommunikation, insbeson dere zum wissenschaftlichen Mei nungsstreit. 1988, 193 S., Berlin, Humboldt-Universität, Diss. B Goßler, K.: Über das Verhältnis von individuellem und gesellschaftli chem Erkenntnisprozeß. In: Auto renkollektiv, Zum Verhältnis von in dividuellem und gesellschaftlichem Erkenntnisprozeß. Berlin, 1974. Hartung, W.: Sprachliche Kommuni kation und Gesellschaft. Berlin, 1974. Interdisziplinäres Zentrum Unter richtsforschung an der Pädag. Hoch schule „C. Zetkin“ Leipzig, Proto- kollbd. I - III. Leipzig, 1989. Melzer, M.: Theoretische Positionen, Probleme, und empirische Ergeb nisse einer Strategie weiträumiger und langfristiger Unterrichtsfüh rung in oberen Klassen. Leipzig, Pädagogische Hochschule, Diss. B 1. 1988. 191 S., 29 Anm., Lit.-Verz. 2. 1988. Ani. Dr. sc. MARIELUISE MELZER, Sektion Pädagogik, WB Hoch- und Fachschulpädagogik Leipzig hat keine Angst vor Marketing! im un- Für der des für für Un- bes- Dies stand fest, nachdem die letzte Veranstaltung im Rahmen des ersten Marketing-Symposiums von Studenten für Studenten in Leipzig beendet war. Auf Initiative von Stu- denten der Goethe-Universität rankfurt sollten Wirtschaftsstu- denten der Karl-Marx-Universität und der Handelshochschule Leipzig erste Kontakte mit dem Marketing- System knüpfen. Der Begriff des Marketing sug- §rierte bei vielen Studenten Vorfeld der Veranstaltung die tsrschiedlichsten Auffassungen, die einen war es der Inbegriff Vollständigen Unterwerfung Menschen gegenüber der Ware “je anderen der Inbegriff marktorientiertes Verhalten der sernehmen _ ein Garant für ein res Leben Wie auch immer die Auffassungen gewesen sein mögen, * e Studenten übervölkerten die "orsäle, eine für DDR.-Hochschulen untypische Erscheinung. Man spürte, ob nun bei den Basisvorträ- gen oder bei den Workshops, eine At mosphäre, die gut tat. Theorie und Praxis wurden zu verständigen Part nern, ein Tatbestand, der in der so zialistischen Demokratie oft nicht gegeben war. Noch fehlendes Fak tenwissen versuchten die Leipziger Studenten durch Logik und Kreativi tät auszugleichen, und somit waren die Ergebnisse der von den Frank furter Studenten geführten Work shops für beide Seiten eine Bestäti gung dafür, daß der DDR-Wirt schaftsstudent eine reale Chance in der Marktwirtschaft haben könnte. Er kann sie haben, wenn er die noch bestehende Lethargie des DDR-Wirtschaftsstudenten über windet. Die Zeit, in der das Wirt schaftsstudium als Auffangslager für ein Studium der Gesellschaftswis senschaften und der Verbal-ökono- mie diente, muß vorbei sein, und diesem Anspruch muß siph der Stu dent stellen. Die Freiheit des wissenschaftli chen Denkens, die Auseinanderset zung mit Theorie und Praxis konnte sich nicht entwickeln in einem Stu dium, wo die Ideologie versuchte, bestehende ökonomische Widersprü che zu lösen. Das Untertauchen in die graue Masse der Studenten, das Gehen des Weges mit dem gering sten Widerstand, um sein Studium abzuschließen, waren die Resultate der Entwicklung und somit allge meine Studienzielstellungen. Was will ich und wie kann ich meine berufliche Vorstellung mit dem neuen Wirtschaftssystem ver binden, dies sollte der erste Schritt sein, um aus einem bequemen Va kuum in die bestehende Wirklich keit einzutreten. Der Wirtschaftsstudent kann eine reale Chance in der Marktwirt schaft haben, wenn die Handels hochschule Leipzig, eine der füh renden wirtschaftswissenschaftli chen Einrichtungen in der DDR, mit entsprechenden Konzepten für eine marktorientierte Wirtschaftsausbil dung endlich in die Offensive gehen würde. Das derzeit große Loch kannn nicht gestopft werden durch Gast vorlesungen renommierter BRD- Unternehmen. Der resignierte Stu dent spürt die Machtkämpfe der Professoren hinter verschlossenen Türen, die mit engagierten Gastvor lesungen Gunstpunkte sammeln. Solange nicht entschieden ist, wie sich die älteste deutsche Handels hochschule v on den anderen wirt schaftslehrenden Einrichtungen ab heben möchte, solange man nicht auf die kurzfristige Unterstützung durch bundesdeutsche Hochschul lehrer orientiert, solange man einen Ausweg nur in einer Studienzeitver- ‘ längerung sieht, solange wird der Student den kürzeren ziehen, dessen Zukunft hier auf dem Spiel steht. JENS KNAUER, Student der Handelshochschule Leipzig Nachträgliche Würdigung eines ehemals „Unwürdigen“ A m 29. Mai 1990 vollendete Heinz Ladendorf, ehemals or dentlicher Professor ' der Kunstgeschichte und Direktor des Kunsthistorischen Instituts der Karl-Marx-Universität, sein 81. Lebensjahr. Normalerweise ist ein solcher Geburtstag kein Anlaß für öffentliches Geden ken, aber da sich der Begriff der Normalität weder auf die un gewöhnliche Persönlichkeit des Jubilars noch auf die Umstände seines Leipziger Wirkens an wenden läßt, mag es erlaubt sein, die vor einem Jahr unter bliebene Würdigung heute nach zuholen. 1909 in Leipzig geboren und aufgewachsen in Berlin, hatte Ladendorf von 1927 bis 1933 in Leipzig, Prag und Berlin Kunstgeschichte. Klassische Ar chäologie und Geschichte stu diert und 1935 in Leipzig promo viert. Nachdem er von 1933 bis 1939 als wissenschaftlicher Mit in sog. Rosenberg-Kommissionen zur Auflösung jüdischer und pol nischer Bibliotheks- und Kunst besitzers mitzuarbeiten, was wei teren Fronteinsatz mit all seinen Risiken bedeutete. Ladendorfs Wirksamkeit in Leipzig (auf seine vielseitigen Forschungen kann hier nicht ein gegangen werden) endete jäh im Frühjahr 1958. Opfer, einer breit angelegten Kampagne zur Reini gung der Universitäten von „bür gerlichen“ Geisteswissenschaft lern, durch seine kompromißlose Haltung und seinen Einfluß auf die studentische Jugend expo niert und daher besonders ange feindet, verließ er mit seiner Fa milie in den ersten Märztagen die DDR. Bereits am 12. März be schloß der Rat der Philoso phischen Fakultät, „dem Verrä ter“ den Grad eines Dr. phil. ab zuerkennen und forderte den da maligen Staatssekretär für Hoch- und Fachschulwesen auf, ,Dem Verräter' wurde der Dr. phil. aberkannt arbeiter an den Museen und Schlössern in Berlin und Pots dam tätig gewesen war und 1940 bis 1945 am Krieg hatte teilneh men müssen, konnte er 1946 als Assistent und Lehrbeauftragte: erst am Archäologischen, dann am Kunsthistorischen Institut der Leipziger Universität die er sehnte akademische Laufbahr einschlagen, die ihm aus poli tischen Gründen bisher verwehr: gewesen war Er habilitierte sich 1948 und wurde im gleichen Jahi zum Dozenten und kommissa rischen Direktor des Kunsthisto rischen Instituts 1952 zu dessen Direktor und Professor mit vol lem Lehrauftrag und 1954 zum Professor mit Lehrstuhl ernannt. Mit Ladendorfs Namen ver bindet sich, der Wiederaufbau der Leipziger Kunstgeschichte aus den Trümmern des. zweiten Weltkrieges, n kürzester Zeit schuf er eine bedeutende Fach bibliothek und vorbildliche Dia- und Fotosammlungen und machte das Kunsthistorische In stitut zu einer Stätte freier fruchtbarer Lehre und For schung Vor allem war er ein Pädagoge von hohen Graden Seine Vorlesungen. Anziehungs punkte auch für viele Hörer an derer Fakultäten und Fachrich tungen. faszinierten durch ge dankliche Tiefe und sprachliche Dichte: die Teilnehmer seiner Se minare forderte und förderte er durch eine hohe Qualität dessen, was er selbst vörtrug und was er von ihnen erwartete. Für seine Studenten war Ladendorf eine absolute Autorität, der sie mit Di stanz und Scheu begegneten. Aber er bot der weithin vater losen Generation der in Krieg und Nachkriegszeit Auf gewach senen was sie suchte: intel lektuellen Anhalt, intensive Zu wendung und das Vorbild seiner moralischen Integrität sowie sei ner Unbedingtheit im Handeln Der Respekt vor ihm wäre wo möglich noch größer ’ gewesen hätte man damals gewußt, daß er während des Krieges zweimal abgelehnt hatte, als Fachmann dasselbe mit dem Professorenti tel zu tun, was unverzüglich ge schah. Es ist Johannes Jahn, dem zweiten Leipziger Ordinarius für Kunstgeschichte, hoch anzurech nen daß er den Mut besaß, die ser entwürdigenden Entschei dung seine Zustimmung zu ver weigern, und daß er die Exma trikulation einer Studentin ver hinderte, die die befohlene Di stanzierungserklärung ' nicht un terschrieben hatte. Entgegen der sonst ' üblichen Praxis hat auch die Sächsische Akademie der Wissenschaften ihr Mitglied nicht ausgeschlossen. Ladendorfs internationalem Ansehen hat das beispiellose Ver halten der Fakultät nicht gescha det.- Schon sehr bald wurde er als Ordinarius an die Universität Köln berufen, an der er das Kunsthistorische Institut nach dem Muster seines Leipziger In stituts reorganisierte und bis heute als Emeritus mit unver minderter wissenschaftlicher Pro duktivität tätig ist. Von dem, was Ladendorf in Leipzig geleistet hat, existieren nur noch Spuren Um so drin gender ist es. daß die Universität in ihr Bemühen, die Lasten der Vergangenheit aufzuarbeiten, auch dieses Kapitel ihrer Ge schichte einbezieht. Der Akade mische Senat hat das dadurch ge tan. daß er in seiner Sitzung am 29. Mai 1990 die Aberkennung des Doktorgrades annullierte, der Rektor, als er sich brieflich zu dem Versagen der Universität bekannte und den Rehabilitier ten um Entschuldigung bat. Auch diese Zeilen sollen dazu beitragen, indem sie den außer ordentlichen Gelehrten und das ihm angetane Unrecht der Uni versitätsöffentlichkeit bekannt machen. Gleichzeitig sollen sie ihn der guten Wünsche derjeni gen Leipziger versichern, die sich seiner noch dankbar erin nern. Prof. Dr. ELKE BLUMENTHAL. „ Sekton ANW Erstes Heft der „Modernen Betriebsführung“ erschienen Die Zeitschrift „Moderne Betriebs führung", deren erste Ausgabe am 8. Juni 1990 ausgeliefert wurde, will Wirtschaftsfachleuten aus Theorie und Praxis neuestes Fachwissen ver mitteln. Sie erscheint vierteljährlich in einer Auflage von 5000 Exempla ren mit einem Umfang von 32 Sei ten, davon 8 Seiten Anzeigen/Wer- bung. ‘ Das Auftaktheft enthält 9 redak tionelle Beiträge. Einen Schwerpunkt bildet die Thematik „DDR-Unter nehmen auf dem Weg in die Markt wirtschaft", unter anderem mit den Beiträgen „Marktorientierung als unternehmerisches Gesamtkonzept“, „Chancen und Risiken von Joint venture-Unternehmen", „Vom Be fehlsempfänger zum kreativen Un ternehmer - Ein Persönlichkeitsprofil im Wandel“. Des weiteren werden in dieser Zeitschrift ausführlich Ziele und Arbeitsweise der „Gesellschaft für Betriebswirtschaft und Unter nehmensführung in der DDR“ er läutert, die maßgeblich für den In halt der neuen Publikationsreihe verantwortlich zeichnet. Dieser Gesellschaft, die im No vember 1989 an der Karl-Marx-Uni versität Leipzig gegründet wurde, gehören bereits fünf Betriebe mit kollektiver Mitgliedschaft wie z. B. das Buna-Kombinat, und mehr als 800 eingeschriebene Mitglieder an. Darunter sind sowohl Wirtschafts ¬ wissenschaftler als auch in Betrie ben verschiedenster Eigentumsfor men tätige Praktiker. Ihr gemein sames Ziel ist es, im Rahmen der „Gesellschaft für Betriebswirt schaft...“ die Umwandlungsprozes se in der DDR-Wirtschaft umfassend zu unterstützen. Beispielsweise be deutet das, zur beschleunigten Ent wicklung einer wissenschaftlich fun dierten und unter den Bedingungen der DDR unmittelbar praxiswirk samen Betriebswirtschaftslehre und Theorie der Unternehmensführung beizutragen, auf eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung der Leiter für diese Gebiete Einfluß zu neh men, Diskussionen und Erfahrungs austausch zu neuen betriebswirt schaftlichen und leitungswissen schaftlichen Konzepten, zum Perso nalmanagement und zur Industr.e- beratung anzuregen, Kontakte zwi schen Vertretern der Wissenschaft und Praxis sowie zu staatlichen In stitutionen und gesellschaftlichen Organisationen im In- und Ausland zu fördern. Darüber hinaus bietet die ge meinsam mit dem Rudolf-Haufe- Verlag/Freiburg im Breisgau her ausgegebene Zeitschrift „Moderne Betriebsführung" die Möglichkeit, sehr schnell die neuesten Erkennt nisse auf dem Gebiet der Betriebs wirtschaft zu publizieren. Dr. BRIGITTE DÜSTERWALD
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