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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1990
- Erscheinungsdatum
- 1990
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-199000007
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19900000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19900000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1990
-
- Ausgabe Nr. 1, 12.01.1990 1
- Ausgabe Nr. 2, 19.01.1999 1
- Ausgabe Nr. 3, 26.01.1990 1
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- Ausgabe Nr. 5, 12.02.1990 1
- Ausgabe Nr. 6, 19.02.1990 1
- Ausgabe Nr. 7, 26.02.1990 1
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V ergeblich hätten Berliner Bauar beiter am 16. und 17. Juni ver sucht, mit führenden Funktionä ren der SED, des Staates und der Ge werkschaften in die Diskussion zu kommen. Lediglich Industriemini ster F. Selbmann hatte sich den auf gebrachten Demonstranten gestellt. Auch über Rundfunk und Presse wa ren deren Stimmen vorerst nicht zu vernehmen. So ist eg nicht verwun derlich, daß Gerüchte über ihren Verbleib die Runde machten. In Leipzig wollte man wissen, daß W. Pieck bereits seit Tagen tot wäre und W. Ulbricht bei einem illegalen Grenzübertritt zur Schweiz ange schossen worden sei. Doch bald wurde Klarheit geschaffen! Nach beginnender Beruhigung der Lage in der DDR hatte das ZK der SED auf seiner 14. Tagung am Sonntag, dem 21. 6., die Situation analysiert und einen Beschluß zum weiteren Vorgehen gefaßt. (Vgl. Über die Lage und die unmittelba ren Aufgaben der Partei — Beschluß des ZK vom 21. Juni 1953, in: Doku tuierte" vorgestellt mit den Worten: »Seht sie euch an. Seht sie euch an, die notorischen Diebe, Nichtstuer, Huren und Gauner! Seht sie euch gut an, Arbeiter der Windmühlen straße in Leipzig und einigen ande ren Betrieben; Für sie habt Ihr in Wirklichkeit gestreikt, von' ihnen habt Ihr Euch aufhetzen lassen ge gen eure eigenen Klassengenossen. Seht sie euch an, die faschistischen Banditen und Provokateure — und wenn die Scham euren Blick zu Bo den drückt, dann werdet ihr begon nen haben zu verstehen, daß diesen Verbrechern gegenüber Milde selbst das schwerste Verbrechen wäre. “ So wurde nach und nach die Su che nach Fehlern durch die Suche nach „Provokateuren“ .und „Rädels führern“ und „feindlichen Elemen ten“ überlagert. Und gegenüber Be trieben, Institutionen und Einrich tungen, die dieser Linie nicht unwi dersprochen folgten, wurde die Macht demonstriert. Dafür sind die Wochen und Monate an unserer Uni S. 76) Doch diese Passage wurde nicht veröffentlicht! Auch die Agita- tions- . und Propagandaarbeit und die Informations- und Medienpoli tik bekamen deutliche Schelte. So wurde eingeschätzt: „Wir haben es nicht verstanden, unsere propagan distische Arbeit so zu entwickeln, daß die Mehrzahl der Arbeiter uns verstand ... Die Menschen wurden überfüttert mit Dingen, die sie schon bei anderen Gelegenheiten ge hört hatten ... Wir haben vielfach über die Köpfe der Menschen hin weg gesprochen, ohne ihre Wün sche, Nöte und Sorgen zu betrach ten ... Der berüchtigte Parteijargon, dieser üble, trockene, vom Leben weit entfernte, seelenlose Sprech stil, hat die Arbeiter abgestoßen, an statt sie einzubeziehen. Die Millio nen Werktätigen bestehen eben nicht nur aus SED-Funktionären." (Grotewohl, O., Referat auf der 15. Tagung... a. a. O. S. 34) Schärfer konnte sich kaum eine Arbeiter partei selbst kritisieren! Doch Ul- mente der SED, Bd. IV Berlin 1954, S. 436) Auszüge aus dieser Tagung wur den in den folgenden Tagen in der Presse der DDR wiedergegeben. Der Ausgangspunkt der Einschätzung War die Charakteristik des 17. Juni al« „faschistische Provokation“, die als „Tag X“ von amerikanischen und deutschen Kriegstreibern von langer Hand vorbereitet und den Versuch darstellte, den Kriegs brand ... mit Hilfe des Brückenkop fes Westberlin nach Deutschland hinüberzutragen. Überstürzt hätten diese Kräfte den „Tag X“ durchge führt als Antwort auf die von der Partei eingeleitete Wendung zur Verbesserung der Lebenslage. Da nach wurde eingegangen auf die „Ir reführung eines Teils der Arbeiter klasse durch Monopolisten und Fa schisten, was begünstigt worden sei durch die von der Partei im Vorfeld des 17. Juni eingestandenen Fehler. Daraus wurde dann folgende Schlußfolgerung gezogen: „Die Par tei wird in diesem Augenblick, der Taten fordert, dem Gegner nicht da durch in die Hände spielen, daß sie ihre Kräfte in Erörterungen darüber erschöpft, wie es zu solchen Miß verständnissen bei einem Teil der 17. Juni 1953 - Legende und Wirklichkeit Auswertung durch die Parteiführung der SED - eine Mischungselbstkritischer Haltung . und der Rettung der Macht Ulbrichts Werktätigen kommen konnte. Heute kommt alles auf Taten an. Daher er klärt das ZK zu diesem entscheiden den Punkt heute nur das eine: Wenn Massen von Arbeitern die Partei nicht verstehen, ist die Partei schuld, nicht der Arbeiter.“ (Ebenda, S. 441) Bereits aus dieser Diktion wird der Versuch der Parteiführung deut lich, Vertrauen zu erlangen und Massenverbindung zu schaffen. Das sollte auch hauptsächlich mit einer schnellen Verbesserung der Lebens lage mittels des Neuen Kurses er reicht werden. So wurden sofort die Alters-, Invaliden- und Unfallren ten von 65 auf 75 Mark er höht, die Lohnabrechnungen auf der Grundlage der Arbeitsnormen vom 1. 4. 53 vorgenommen, die Inve stitionen für Bau und Instandhal tung der Wohnungen erhöht u. ä. Die 14. Tagung appellierte: „Möge sich jedes Parteimitglied, je der Werktätige bewußt sein, daß von der Hebung des Lebensstan dards in der DDR. von der Festi gung unserer demokratischen Staats macht, von der Schaffung eines Wahrhaft vorbildlichen, demokra Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude in Leipzig. Repro: R. Müller tischen Staates auf deutschem Bo den im weiteren Maße die Erhal tung des Friedens und die Her beiführung der Einheit Deutsch lands abhängen.“ (Ebenda, S. 445) Bemerkenswert an diesen Ausfüh rungen ist, daß mit keinem Wort auf den Sozialismus orientiert, son dern zum „Kampf für Frieden, Ein- ‘heit und Demokratie“ aufgerufen Wurde. Das korrespondiert auch mit einer nach der Politbürositzung vom 9. 6. ausgegebenen Anweisung des ZK, , alle Transparente mit Lo sungen auf den Sozialismus nach und nach aus dem Stadtbild zu ent fernen, und wird außerdem durch Bemerkungen von W. Ulbricht im ' Unveröffentlichten Schlußwort der 15. ZK-Tagung bestätigt, wonach entsprechende Vorstellungen der KPdSU mit Verzicht auf den So zialismus in der DDR im Interesse der deutschen Wiedervereinigung gekoppelt gewesen sein müssen. (Das 15. Plenum des ZK der SED vom 24. bis 28. Juli 1953, Parteiin ternes Material) Unmittelbar nach der 14. ZK- Tagung gingen führende Funktio näre in Großbetriebe und in Partei aktivkonferenzen. So diskutierte O. Grotewohl im Kombinat Böhlen, W. Ulbricht in den Leuna-Werken, und A. Ackermann sprach auf einer SED-Parteiaktivtagung in Leipzig. In solchen Aussprachen stellte sich die SED selbstkritisch dar und ließ kritische Stimmen zur Lage zu. Auch in der Bezirkspresse wandelte sich (zwar nur kurzfristig) das Bild der Berichterstattung. Es kamen Ar beiter und andere Werktätige mit ih ren kleinen Sorgen und Nöten zu Wort. Doch ganz schnell erholte man sich vom Schock des 17. Juni und ging wieder zum alten Stil über. Die LVZ berichtete bereits am 21. 6. über die „feste Verbundenheit von Volk und Regierung“. Am 23. 6. wurden „Provokateure und Rädels führer“ vorgestellt. Auf Veranlas sung der entsprechenden Abteilung In der SED-Bezirksleitung wurde u. a. eine „gewerbsmäßige Prosti versität nach den Juni-Ereignissen ein beredtes Zeugnis! Am 24. Juni beschäftigte sich eine Parteiaktivkonferenz der KMU mit der 14. ZK-Tagung. Auf dieser Kon ferenz hielt J. Schleifstein, damals Mitglied der Parteileitung der Uni versität und Direktor des FMI, einen bemerkenswerten Diskussions beitrag, der starken Beifall hervor rief. Dieser Beitrag sollte Anlaß zu mehrmonatigen Auseinandersetzun gen zwischen der SED-Bezirkslei tung und der KMU werden, in die Ulbricht höchstpersönlich eingriff und schließlich ’ die Bezirksleitung „siegte“. J. Schleifstein formulierte damals: „Die Schönfärberei beginnt nicht unfen, die Linie, die darin lag, beginnt oben. Wir behandeln die Massen wie kleine Kinder, denen man Märchen erzählen muß, und sie reagieren darauf wie kleine Kin der, nämlich, daß sie sich um die Ratschläge ihrer Lehrer nicht küm mern.“ Außerdem wurden an der Universität Rücktrittsforderungen von Ulbricht, durch Studenten und Wissenschaftler geäußert, nicht zu rückgewiesen. Und das mußte in dem Augenblick, wo die Macht von W. Ulbricht wieder gefestigt war. auf Widerstand stoßen! Bis Anfang Juli dauerten offensichtlich die Aus einandersetzungen im Politbüro. (Vgl. Spiegel, 24/1990, S. 130). Auf der 15. ZK-Tagung (24. bis 26. 7.) präsentierte sich Ulbricht als „star ker Mann“ unangefochten der Öffentlichkeit. Auf dieser Tagung wurde die selbstkritische Analyse noch fortgesetzt. Die Partei ging mit sich hart ins Gericht und bemän gelte insbesondere das Niveau der innerparteilichen Demokratie. Ul bricht übernahm persönlich die Ver antwortung für diesen Zustand und erklärte: „Ich möchte hier vor dem höchsten Forum der Partei offen feststellen, daß in der Parteiführung ich für diesen Fehler die größte Ver antwortung trug.“ (Ulbricht, W., Re ferat auf der 15. Tagung ... a. a. O bricht nahm nicht den berühmten „Hut“, wie von Parteimitgliedern und Parteilosen vielfach gefordert. (So war beispielsweise am 17. an einer Leipziger Straßenbahn zu le sen: „Spitzbarts Bart und Brille sind nicht des Volkes Wille“.) Im Gegenteil, W. Ulbricht ging ge stärkt aus diesen Auseinanderset zungen, die es auch im Politbüro um seine Person gegeben hat, her vor und drängte seine schärfsten Kritiker an die Wand. (Bisher kann nicht schlüssig geklärt werden, welche Gründe dafür ausschlagge bend waren.) Unter diesem Aspekt sind die Auseinandersetzungen um die sogenannte Hernstadt-Zaisser- Fraktion höchst aufschlußreich, auch die Art und Weise, wie diese im Politbüro um Wege und Formen des sozialistischen Aufbaus geführt und später (ab 1958) völlig unter bunden wurden. Zuerst wurde der Minister für Staatssicherheit und Mitglied des Politbüros, Wilhelm Zaisser, dafür kritisiert, daß sein Mi nisterium im Vorfeld des 17. Juni versagt habe, Weil es sich nicht auf die Hauptaufgabe, „auf den Kampf gegen die faschistischen Untergrund bewegungen“, konzentriert hat. Doch der entscheidende Grund für die harte Abrechnung mit Zais ser dürfte in den vorangegangenen innerparteilichen Auseinanderset zungen zu suchen sein. Ulbricht setzte sich mit einer Plattform von Zaisser und Hernstadt auseinander, die unter der Überschrift „Erneue rung der Partei “ von diesen dem Po litbüro vorgelegt worden sei. Dabei ging er auf 3 Forderungen ein: 1. Die Politik der SED sei in der Hauptrichtung fehlerhaft. 2- Die Partei sei entartet, und des halb sei eine grundlegende Erneue rung der SED notwendig und mit ka dermäßigen Veränderungen zu ver binden. 3. Die SED solle eine „Partei des ganzen Volkes“ werden. Nach Ulbricht hätten die Verfas ser einer solchen politischen Platt form die „Restauration des Ka pitalismus und die Erfüllung so zialdemokratischer Forderungen“ im Sinne gehabt. Außerdem sei da mit die Entmachtung Ulbrichts und anderer Politbüromitglieder geplant gewesen, Zaisser hätte den Vor schlag eingebracht, Ulbricht als Ge neralsekretär abzulösen und R. Hernstadt zum 1. Sekretär zu be rufen. Nach Ulbrichts Aussagen hät ten u. a. A. Ackermann (Kandidat des Politbüros, Staatssekretär im Außenministerium), Elli Schmidt (Kandidat des Politbüros und Vor sitzende des DFD) diese Plattform unterstützt, andere Politbüromitglie der (z. B. H. Rau) hätten „ge schwankt“. Hernstadt und Zaisser wurden beschuldigt, zu Berija (KGB-Chef) Verbindung gehabt zu haben (in der Zwischenzeit war Be rija in der UdSSR verhaftet wor den). Im Kommunique der 15. Ta gung des ZK wurden die kadermä ßigen Veränderungen bekannt ge geben, u. a. der einstimmig gefaßte Beschluß zum Ausschluß von Hern stadt und Zaisser aus dem ZK (im Jahre 1954 werden sie dann schließ lich aus der Partei ausgeschlossen), der Ausschluß von Justizminister M. Fechner „als Feind der Partei und des Staates“ aus der SED und Umbesetzungen im Politbüro. (Kom munique der 15. Tagung des ZK der SED, a. a. O., S. 149 ff) Ulbricht for derte zum „Kampf um die Einheit des Politbüros“ auf und zur Ent stehung einer geschlossenen Füh rung, „einer Führung, die immun ist gegen alle Versuche des Gegners, die Führung zu spalten.“ Die zusammenfassende Einschät zung des 15. Plenums bestand in der Losung „Die Generallinie der Partei war und bleibt richtig“. (Das war eine veränderte Sicht gegenüber der 14. Tagung im Juni). In dieser Linie erfolgte dann auch die weitere Aus wertung des 17. Juni auf den unte ren Parteiebenen. Am 10. 8. beschäf tigte sich die SED-Bezirksleitung Leipzig mit der ZK-Tagung. An die ser Beratung nahm auch W. Ul bricht teil. U. a. beschäftigte sich diese Sitzung ausführlich mit der Erziehungsarbeit gegenüber der In telligenz, der Jugend und auch der KMU. Der Universitätsparteileitung wurde „kapitulantenhaftes Verhal ten“ am 17. Juni vorgeworfen und besonders die Schlußfolgerungen, diskutiert auf der bereits erwähnten Parteiäktivkonferenz vom 24. 6., scharf kritisiert. Danach wehrten sich die Genossen der Universitäts- Parteileitung noch einige Wochen ge gen diese Kritik. Doch ab Mitte Sep tember folgte offensichtlich eine härtere Gangart gegen die Universi tät., So berichtete ein Genosse Pro fessor der Parteileitung von einer Aussprache mit P. Fröhlich: „Ich habe mich überzeugen lassen, daß das, was die Bezirksleitung beschlos sen hat, richtig ist... Gen. Fröhlich sagte mir weiter, daß Gen. W. Ul bricht, als er das Protokoll unserer Parteiaktivkonferenz gelesen hatte, gesagt hat, daß das ein Skandal ist... Gen. Fröhlich sagte mir wört lich: .Wenn Gen. Fischer (damals Se kretär der Parteileitung) den Kampf haben will, dann kann er ihn haben.“’ Es folgten umfangreiche Untersu chungen, Verdächtigungen und Un terstellungen. So mußte sieh bei spielsweise ein Genosse verantwor ten, der noch während des Krieges Kontakt zu Zaisser gehabt hatte. Selbst Rektor Prof. G. Mayer wurde wochenlang angegriffen wegen sei nes „Kapitulantentums“ am 17. bis 19. 6., und nur das Interesse des ZK an seiner Wiederwahl als Rektor ret tete ihn vor einer Parteistrafe. Den Höhepunkt dieser Auseinanderset zungen stellte die Einschätzung Fröhlichs dar: „Die Parteileitung der KMU ist ideologisch ver sumpft.“ Ende September 1953, am 25. 9., wurde Fischer abgelöst, „ge standen“ die Genossen der Partei leitung die „ideologische Versump fung“ als Ursache für „Kapitulan tentum und gestörtes Verhältnis zur Partei“ ein. An dieser Stelle kann keine zu sammenfassende Wertung des 17. Juni 1953 erfolgen. Nur auf ein Problem sei jetzt — nach 37 Jahren und aus der Sicht des Herbstes 1989 — verwiesen: Auf die doppelte Tra gik dieses 17. Juni — auf die gewalt same Unterdrückung dieses Auf Stan des und auf die Tatsache, daß die SED-Führung nur halbherzige Schlußfolgerungen für ihre Arbeit gezogen hatte. Und gerade sie, die immer die Lehren aus der Ge schichte pries, keine dauerhaften Schlußfolgerungen im Interesse der Menschen zog. Wer sich mit der Wirklichkeit des Jahres 1953 beschäftigte, dem muß ten sich geradezu Parallelen zu der Zeit vor dem Herbst 1989 aufdrän- gen. Und das war offensichtlich auch der Grund, Weshalb dieses Thema in der Vor-Wende-Zeit ein Tabuthema sein sollte! (Schluß) Dr. HEIDI ROTH Humangenetik-Forschung an Universität Münster (UZ-Korr./VWS) Am „Institut für Theorie und Geschichte der Medi zin“ der Universität Münster wird unter der Leitung von Prof. Dr. med. Richard Toellner untersucht, wie sich nach 1945 an den deut schen Hochschulen die Humangene tik als selbständige wissenschaftli che Disziplin etabliert hat. Bei dem auf drei Jahre angelegten For schungsprojekt geht es jedoch kei neswegs um eine reine Disziplinen geschichte. Vielmehr sollen Struk turen und Prozesse herausgearbeitet werden, die beispielhaft für die all gemeine Wissenschaftsentwicklung in beiden deutschen Staaten nacn 1945 waren. Die Volkswagen- Stiftung unterstützt die Untersu chungen in ihrem Schwerpunkt „Deutschland nach 1945“ mit 544 000 DM. Wohl kaum eine Wissenschaft ist durch die jüngere deutsche Ge schichte so belastet wie die „Lehre von der menschlichen Vererbung“ Auf ideologischer Ebene wurde sie zur Legitimierung zentraler na tionalsozialistischer Gedanken wie „Antisemitismus“ oder „nordische Überlegenheit“ herangezogen, auf der Handlungsebene war sie direkt involviert in Ausgrenzung, Ausson derung und schließlich Vernichtung von Menschen sogenannten minde ren Erbguts. Die Untersuchung erfolgt auf drei Ebenen. Die wissenschaftsinterne Ebene überprüft Inhalte der gene tischen Forschung in Deutschland und vergleicht diese mit der inter nationalen Forschung. Fragen nach der Wissenschaftskommunikation und dem Transfer neuer Inhalte aus dem Ausland stehen hier im Vor dergrund. Eine zweite Ebene be schäftigt sich mit der Beeinflussung der wissenschaftlichen Inhalte durch die allgemeine historische Entwicklung: Welche Wirkungen ha ben zum Beispiel Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf die Inhalte der genetischen Forschung in Deutsch land gehabt? Auf der dritten Ebene schließlich soll die institutionelle Einbindung des Faches Humangene tik in die Hochschul- bzw. Wissen schaftslandschaft analysiert wer den. Die Untersuchung dieser drei Ebenen umfaßt die Zeit vom Na tionalsozialismus über die frühe Nachkriegszeit bis hin in die 60er Jahre. Die Voraussetzungen für die Be handlung des Themas am „Institut für Theorie und Geschichte der Me dizin“ der Universität Münster sind besonders günstig. Das Institut über nahm Mitte der 80er Jahre den wis senschaftlichen Nachlaß des Münsteraner Humangenetikers Ot mar Freiherr von Verschuer (1896 bis 1969). Der Nachlaß umfaßt etwa 50 000 Einzelschriften aus den Jah ren 1890 bis 1965 und stammt in we sentlichen Teilen aus dem Kaiser- Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik in Berlin-Dahlem, das 1927 gegrün det wurde und nach Beendigung des zweiten Weltkrieges aufhörte zu exi stieren. Die seitdem am Münstera ner Institut bestehende Forschungs stelle sichert, archiviert und sam melt Quellen zur Geschichte der An thropologie, Genetik und Eugenik; historische Untersuchungen zu die sem Themenbereich werden von der Forschungsstelle durchgeführt, ange regt., gefördert und unterstützt. Kontakt: Prof. Dr. R. Toellner, In stitut für Theorie und Geschichte der Medizin, Universität Münster, Waldeverstr. 27, 4400 Münster, Tel.: (02 51) 83 52 91. Hearing der Kunsterzieher (UZ-Korr.) Der Bund Deutsche: Kunsterzieher in der DDR veranstal tete kürzlich ein Hearing „Zur Si tuation und Perspektive der künst lerisch-ästhetischen Erziehung“ Er wartet wurden Aussagen zu den Ge fährdungen der künstlerisch ästhetischen Erziehung in und außerhalb der Schule, zu Erfahrun gen und Meinungen über die Not wendigkeit und die unausgeschöpf- ten Möglichkeiten der künstlerisch ästhetischen Erziehung und vor al lem aber zu den Positionen, Absich ten, Vorhaben und konkreten Schrit ten zu ihrer Förderung. Die Veranstaltung zählte etwa 50 Teilnehmer, darunter Vertreter des Bundes Freier Demokraten, der CDU, der Initiative Frieden ■ und Menschenrechte, des Neuen Forums, der PDS, der Gewerkschaft Erzie hung, Wissenschaft, der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften sowie der Initiativen freier Pädago gik und Nachbarschaftsschule; außerdem nahmen Kunstpädagogen vor allem aus dem Süden der Repu blik teil. Besonders befremdlich wirkte auf alle Beteiligten, daß die Ansprechpartnter der Ministerien für Bildung und für Kultur dem Hearing fern blieben. Dennoch ver lief die Veranstaltung erfolgreich im Sinne einer nüchternen Einschät zung der Lage, die das bei allen Red nern zum Ausdruck kommende En gagement für eine nachhaltige För derung der künstlerisch-ästhe tischen Erziehung nicht lähmen konnte. Viele Forderungen und Vor schläge, u. a. zur Gestaltung von künftigen Rahmenlehrplänen, ka men zur Sprache Möglichkeiten für eine Ausweitung und Niveauerhö hung der Kreativitäts- und Kunst erziehung wurden hinsichtlich der Realisierung alternativer Schulmo delle dargelegt. Alle Statements und Diskussionsbeiträse werden als Ar beitsmaterial veröffentlicht. Symphoniekonzert Studentenorchester der Heinrich - Heine - Universität Düsseldorf G. Rossini: Ouvertüre zur Oper “Die diebische Elster* Ch. Koechlin: "Sur les fiots lointaines" J. Haydn: Konzert für Cello und Orchester, C-Dur, Hob VII b: 1 F. Schubert: Symphonie Nr. 4, C-Moll, "Die Tragische" Solist: Jochen Fuchs Dirigentin: Silke Löhr 4.7.90 20.00Uhr Neues Gewandhaus Leipzig, Großer Saal , Vorverkauf: Studentenrat der Karl-Marx-Universität Leipzig, Hauptgebäude 2. Etage Kartenpreis : IM oder DN 3,50
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