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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1990
- Erscheinungsdatum
- 1990
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-199000007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19900000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19900000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1990
-
- Ausgabe Nr. 1, 12.01.1990 1
- Ausgabe Nr. 2, 19.01.1999 1
- Ausgabe Nr. 3, 26.01.1990 1
- Ausgabe Nr. 4, 05.02.1990 1
- Ausgabe Nr. 5, 12.02.1990 1
- Ausgabe Nr. 6, 19.02.1990 1
- Ausgabe Nr. 7, 26.02.1990 1
- Ausgabe Nr. 8, 05.03.1990 1
- Ausgabe Nr. 9, 12.03.1990 1
- Ausgabe Nr. 10, 19.03.1990 1
- Ausgabe Nr. 11, 26.03.1990 1
- Ausgabe Nr. 12, 02.04.1990 1
- Ausgabe Nr. 13, 09.04.1990 1
- Ausgabe Nr. 14, 23.04.1990 1
- Ausgabe Nr. 15, 30.04.1990 1
- Ausgabe Nr. 16, 07.05.1990 1
- Ausgabe Nr. 17, 14.05.1990 1
- Ausgabe Nr. 18, 21.05.1990 1
- Ausgabe Nr. 19, 28.05.1990 1
- Ausgabe Nr. 20, 05.06.1990 1
- Ausgabe Nr. 21, 11.06.1990 1
- Ausgabe Nr. 22, 18.06.1990 1
- Ausgabe Nr. 23, 25.06.1990 1
- Ausgabe Nr. 24, 02.07.1990 1
- Ausgabe Nr. 25, 09.07.1990 1
- Ausgabe Nr. 26, 16.07.1990 1
- Ausgabe Nr. 27, 23.07.1990 1
- Ausgabe Nr. 28, 17.09.1990 1
- Ausgabe Nr. 29, 25.09.1990 1
- Ausgabe Nr. 30, 01.10.1990 1
- Ausgabe Nr. 31, 08.10.1990 1
- Ausgabe Nr. 32, 15.10.1990 1
- Ausgabe Nr. 33, 22.10.1990 1
- Ausgabe Nr. 34, 29.10.1990 1
- Ausgabe Nr. 35, 05.11.1990 1
- Ausgabe Nr. 36, 12.11.1990 1
- Ausgabe Nr. 37, 19.11.1990 1
- Ausgabe Nr. 38, 26.11.1990 1
- Ausgabe Nr. 39, 03.12.1990 1
- Ausgabe Nr. 40, 10.12.1990 1
- Ausgabe Nr. 41, 17.12.1990 1
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Band 1990
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A ufschwung- oder Niedergang? Diese Perspektive bewegt gegen wärtig nicht allein die Gesell schaftswissenschaftler unseres Lan des angesichts der beschleunigten Umgestaltungsprozesse. Zu den Be dingungen und Möglichkeiten der Entwicklung der Philosophie äußerte sich Prof. Dr. sc. Martina Thöni, Di rektor der Sektion Philosophie der KMU. Ist die Philosophie in dieser Zeit überhaupt noch gefragt? Mit Sicherheit, aber auf neue Wei se. Der Umbruch und die sich an bahnende weltoffene Atmosphäre für Wissenschaftsentwicklung bieten der Philosophie eine große 'Chance, da sie sich nun frei von unwürdiger Zensur und Selbstzensur entfalten kann, einzig und allein dem Er kenntnisfortschritt und humanen Werten verpflichtet ist. Noch vor ei nem reichlichen Jahr hat gerade un sere Sektion eine böse Reaktion der SED auf Bezirksebene und des da maligen MHF erfahren. Den Hoch schullehrern wurde im Zusammen hang mit freimütigen Diskussionen über die antiquierte Politik (siehe ,,Sputnik“-Verbot!) gröbliche Verlet zung ihrer-„Erziehungspflicht“ vor geworfen. Versuche einiger Kollegen Und der Sektionsleitung, sich da gegen zur Wehr zu setzen, waren fruchtlos. Dies ist kein Einzelfall in der Geschichte unserer Einrichtung und hat nicht nur Kraft gekostet, sondern auch die philosophische Forschung behindert und in Miß kredit gebracht. Philosophie sollte ein sich frei und tolerant gegenüber anderen Meinun gen entfaltendes Selbstbewußtsein der Menschen über ihre geschicht liche Situation und ihr Tun sein. Da zu muß unbefangenes Forschen über gesellschaftliche Prozesse ebenso möglich sein wie auch ehrlicher Dia log und Meinungsstreit im Rahmen der vielfältigen weltanschaulichen Positionen unserer Zeit, denn die produktiven Ansätze der verschiede nen Theorien mit ihrem Problem gehalt müssen beachtet und aufgear beitet werden. Wir werden dabei auf die theoretischen und methodischen Leistungen von Marx, Engels und Lenin bei der Gesellschaftsanalyse und auch auf andere marxistische Positionen unseres Jahrhunderts nicht verzichten, wir sind keine Kul turbarbaren und Bilderstürmer! Aber die Kopflastigkeit der Beschäf tigung damit muß abgebaut werden, u. a. durch noch intensivere Be schäftigung mit der Geschichte des philosophischen Denkens in Ver gangenheit und Gegenwart. Verlangt dieses neue Philosophie- Verständnis auch Veränderungen in der Ausbildung? Ja, natürlich. Unser in breiter Dis kussion entstandenes Konzept für die Ausbildung von Diplomphiloso phen sieht vor, modernste philoso phische Auffassungen zu vermitteln, sowohl auf den traditionellen philo sophischen Gebieten Systematische Philosophie und Geschichte der Phi losophie, Ethik, Ästhetik, Religions philosophie, Staats- und Rechtsphi losophie, als auch bei der Behand lung philosophischer Fragen der Er kenntnisentwicklung, Wissenschafts ¬ theorie und -methodologie sowie auf dem Gebiet der Logik und der logi schen Methodologie. In diesem Aus bildungsprogramm werden wie ge sagt Marx und Lenin einen gebüh renden, wenn auch nicht mehr den dominierenden Platz einnehmen. Zu den Neuheiten gehört, daß wir unse ren Studenten das Angebot einer Zweitfachausbildung in von ihnen selbst zu wählenden Fachrichtungen unterbreiten, z. B. als Zweitfach Pädagogik (für Philosophielehrer an Oberschulen), Archiv- und Editions kunde, spezielle Sprachausbildung wickelt werden. Gegenwärtig ist es daher unerläßlich, die Geschichte der Wissenschaftsentwicklung in un- serem Land und an unserer Sektion aufzuarbeiten. Diese Geschichte war immer eine widersprüchliche: Es gab und gibt neben den offiziösen dogmatisch verformten Zügen philo sophischer Arbeit, die in unserem Land zweifellos dominierten, ebenso oppositionelle und kritische gegen den Dogmatismus entwickelte Posi tionen. Ich nenne hier für die Sek tion vor allem das Anliegen; den ori ginären Gehalt großer philosophi- liehe Forschungsleistungen (z. B. zur Antike, zu dialektischen Kategorien) und durch große Eigeninitiative bei der Gestaltung eines kritischen phi losophischen Lebens (eine eigene Zeitung und eine eigene Gesell schaft) hervorgetreten sind. Welche Schwerpunkte sehen Sie für die weitere Forschungstätigkeit? Nach gründlicher Diskussion in den Lehrstuhlbereichen werden wir uns auf solche Themen konzentrie ren. die bereits vorhandene For nar zu „Methodologischen Fragen philosophie-historischer Forschung “ durchführen. Ich. hoffe, daß ich mit der Aus wahl dieser Beispiele, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit er hebt, einen Einblick in unser For schungsspektrum vermitteln und zu gleich die Fülle der neuen an spruchsvollen Aufgaben deutlich machen konnte. Sehen Sie auf dem Gebiet der Phi losophie Möglichkeiten für die Wis senschaftskooperation? „Weisheitsliebe“ - immer gefragt (antike Sprachen, Sinologie, Arabi stik u. a.). Weiter ausgebaut wurden das Teilstudium im In- oder Aus land; dies sollte normal werden. Neu ist weiterhin, daß wir die Philosophie als Zweitfach für Stu denten anderer Fachrichtungen an bieten mit den Schwerpunkten Ge schichte der Philosophie und syste matische Fächer. Darüber hinaus halten wir ein umfangreiches An gebot für das Studium generale be ¬ scher Theorien, insbesondere der von Marx, gegen Verflachungen zur Geltung zu bringen. Dies mit einer öffentlichen Kritik der gesellschaft lichen Umstände zu verbinden, war allerdings im akademischen Leben und in Publikationen kaum möglich — man hätte sich dann außerhalb des vorhandenen Systems stellen müssen, und das haben wir aus ver schiedenen Motiven, auch aus Grün den des Festhaltens an sozialisti- Natürlich habe ich früher nichts verpaßt, lesungsschlaf! reit, das vor allem der gesellschafts theoretischen Qualifizierung der Studierenden dient. Hierzu und für unsere immatrikulierten Studenten liegt ein eigenes gedrucktes Lehr angebot vor. / Gibt es für die Realisierung dieses Konzepts geistigen Vorlauf? Meiner Meinung nach haben die Leipziger Philosophen wenigstens auf einigen Gebieten eine gute Aus gangsposition, aber manche Gebiete haben in den letzten Jahren auch an Profil verloren oder müssen neu ent- - aber ich hatte einen geregelten Ver ¬ sehen Idealen, nicht getan. Viele Kollegen haben versucht, ernsthafte wissenschaftliche Leistungen vor zulegen und sich damit im humani stischen Sinne zu artikulieren. Eini ge unserer Forschungen sind auch über die Republik hinaus bekannt geworden, — so besonders die Lo gik-Forschungen, aber auch zur Er kenntnistheorie. zu Spinoza, zu Kant und Marx, Die „Leipziger Schule“ galt schon als eigenes Profil, und wir hoffen, es halten und noch stärker ausprägen zu können. Große Hoff nungen setzen wir auf einen Stamm jüngerer Kollegen, die durch beacht- schungslinien weiterführen. Als Er gebnis sollen in den nächsten Jahren u. a. vorgelegt werden: eine illu strierte Geschichte der Philosophie, eine Monographie zu Kategorien der materialistischen Dialektik, eine Mo nographie zum Begriff Tätigkeit als philosophische Kategorie, ein Stu dienband „Philosophie als kritisches und antizipatorisches Bewußtsein“, ein Buch zur Theorieentwicklung bei Marx, eine Kant-Monographie, eine Aufsatzsämmlung zum histori schen Diskurs zwischen Kommuni sten und Sozialisten und- eine Ab handlung „Die Philosophie von Karl Marx und die marxistische Politik“. Im Bereich Logik werden die bis herigen Forschungsprojekte (über Frage, zur logischen Methodologie, zur mathematischen Logik) fort gesetzt. Unsere Logiker sind zweifel los das produktivste Arbeitsteam mit guter internationaler Ausstrahlung, welches an der Sektion tätig ist. Von Bedeutung ist für uns das Wachhalten und weitere Erforschen des philosophischen Erbes von Ernst Bloch, dem seinerzeit an der Univer sität großes Unrecht widerfahren ist — auch seinen unmittelbaren Schü lern. Schon längst sehen wir diese Vorgänge um Ernst Blochs Zwangs emeritierung, die von der Partei führung verlangt worden war, sehr kritisch und auch selbstkritisch, und wir werden auch mit aller Offenheit diesen Teil unserer Geschichte wei ter aufarbeiten. Mit einer intensiven Beschäftigung mit der Philosophie Ernst Blochs begannen wir vor al lem 1985. als wir ein Kolloquium zum 100. Geburtstag des Philoso phen veranstalteten. Es wurde eine Habilitation eines polnischen Kolle gen bei uns betreut und verteidigt: weitere Dissertationen werden fol gen. Auch die Aufarbeitung von Ar chivmaterial und ein Sammelband sowie eine Tagung gemeinsam mit der Universität Tübingen 1991 sind geplant. Unseren Tagungen wollen wir überhaupt , ein stärkeres Gewicht durch deutsch-deutsche und inter nationale Zusammenarbeit geben. Am 9. November 1990 findet eine Tagung zu Kants „Kritik der Ur teilskraft“ statt, und für 1992 ist eine große Spinoza-Konferenz geplant. Gemeinsam mit Hans Jörg Sand kühler (Bremen) werde ich noch im Oktober ein Interdisziplinäres Semi Eine bessere Wissenschaftsköope- ration ist geradezu lebensnotwendig. Es existieren bereits einige nationale und internationale Kooperations beziehungen, andere sollen ausge baut werden. So wollen-wir im Rah men der weiteren Marx-Forschung sowohl mit dem Interdisziplinären Zentrum für vergleichende Revolü- tionsforschung als auch mit der ME- GA-Forschungsgruppe der KMU eng Zusammenarbeiten, außerdem auch unsere Verbindungen zum Karl- Marx-Haus in Trier ausbauen. Ver stärken werden wir die Kontakte zu den Universitäten in Tübingen (Bloch-Forschung), in Hannover (Spinoza-Forschung), zum Bereich von Prof. Sandkühler in Bremen und zu Dr. Regenbogen in Osnabrück. Dabei bleiben die guten Beziehungen zu den Kollegen in den östlichen Nachbarländern' unbedingt erhalten. Wir streben den Beitritt und die aktive Mitwirkung unserer Mitarbei ter — in Abhängigkeit zum jeweili gen Forschungsprofil — in bedeuten den internationalen Vereinigungen, u. a. in der Feuerbach-, der Hegel-, der Kant- und der Spinoza-Gesell schaft an. Internationale Anerken nung einiger unserer Wissenschafts ergebnisse drückt • sich insbesondere seit Herbst 1989 darin aus, daß wir viele Einladungen zu internationalen Konferenzen bekommen. Damit er halten wir endlich umfassender Ge legenheit, uns am internationalen wissenschaftlichen Niveau zu mess- sen: Vor. allem wollen wir unsere jüngeren Kollegen stärker zu Tagun gen und Konferenzen in andere Län der schicken. Wir haben keine schlechten Erfahrungen mit dem in ternationalen Auftreten vieler Kolle gen. Notwendig ist allerdings der ge zielte Austausch für einen längeren Zeitraum. Da gibt es schon einige Vorgespräche. Wie beurteilen Sie persönlich die Perspektive der Philosophie? Immer wieder finden wir bestä tigt, daß die Philosophie als „Weis heitsliebe“, die die Entwicklung des Menschengeschlechts nicht nur über die Jahrtausende begleitet, sondern sie auch aktiv vorangetrieben hat, indem sie Tempo und Dynamik der Prozesse beeinflußte, gerade gegen wärtig als Orientierungs- und Le benshilfe dringend gefragt ist. Durch ein weltoffenes, kritisches und selbstkritisches Philosophieren. hof fen wir, besser als unter den frühe ren Bedingungen, die geistige Kultur unserer Gesellschaft mitbestimmen zu können. (Das Gespräch führte Dr. Brigitte Düsterwald.) Nochmals PS zum Studium generale Nach vielen Diskussionen um das — Aneignung eines modernen Welt- Studium generale wurde in Über einstimmung mit dem Rektor, den Direktoren der Sektionen (Bereiche, Institute) und dem Studentenrat empfohlen, künftig an der KMU ein solches Studium anzubieten. Aber noch gibt es dazu viele Irri tationen, deshalb: Weshalb sollten es ein Studium generale geben? Von einem modernen Universitätsstu dium erwartet man heute überall auf unserer Welt eine auf höchstem Niveau stehende Fachausbildung, eine Lehre, die das vermittelt, was heute in der Welt als modernster Kenntnisstand gilt. Aber ein Fachmann, in welchem Beruf er auch tätig ist, kann heute nur bestehen, wenn er zugleich über ein hohes Allgemein- und Spezial wissen verfügt, das ihm hilft, sich in unserer dynamischen und wider sprüchlichen Welt zurechtzufinden. Dazu braucht er u. a. vielfältige und anwendungsbereite Sprach kenntnisse, Kenntnisse über In formatik, Marketing, historische, po litische sowie philosophische Kennt nisse. Auch auf diesen Gebieten haben wir gegenüber vielen anderen Staa ten erheblichen Nachholebedarf, en dete doch unser Wissen bisher sehr häufig an den Grenzen der DDR und ihrer Geschichte. Schuld daran war unser Bildungs system und eben das alte marxi stisch-leninistische Grundlagenstu dium. Besinnen wir uns der progres siven geistigen Traditionen der deut schen Geschichte und auch unserer Universität. Was bedeutet Studium generale? Das Studium generale will dem Stu denten helfen, neben seiner Fach ausbildung eine solche umfassende Allgemeinbildung zu erwerben, ebenso wie bei der Orientierung in weltanschaulichen und sozialen Fra gen, d. h.: verständisses und Weltbildes, ein schließlich der Fähigkeit, sich un terschiedliche Theorien und Welt sichten kritisch anzueignen; — die Einbindung der fachspezi fischen Probleme in übergreifende Zusammenhänge und die sich dar aus ergebende politische und soziale Verantwortung; — der Erwerb von zusätzlichen Kenntnissen und Spezialkenntnis sen auf solchen Gebieten wie: Kunst, Kultur, Literatur, Politik, Recht, Religion, Philosophie, Ge schichte, Ökonomie, Sprachen sowie Einblicke in die modernen Natur wissenschaften. Dieses Ziel können wir jedoch nur erreichen, wenn sich alle Sektionen und Bereiche unserer Universität in diesen Ausbildungs- und Weiterbildungsprozeß ■ mit in teressanten und geeigneten Veran staltungen einbringen. In welchen Formen soll es das Stu dium generale geben? Der Student soll grundsätzlich aus einem breiten Angebot von Veranstaltungen frei entscheiden können, welche dieser Angebote neben seinem Fachsu- dium absolvieren möchte. Ausgangspunkt dafür ist sein per sönliches Interesse und nicht der Zwang, irgendeine Prüfung oder ein Testat ablegen zu müssen. Aus die sem Grunde wird das Studium ge nerale vorrangig fakultativ und uni-, versitätsoffen angeboten. Fragen, die sich gegenwärtig noch in der Diskussion befinden, sind z. B.: sollte es ein Stundenlimit (90 bis 120 Stunden) geben? In welchen For men und mit welchem Abschluß sollte das Studium generale durch geführt werden? Davon abgehoben liegt es in der Entwicklung der Sektionen (Berei che, Institute) festzulegen, ob es aus fachspezifischen Gründen zweck mäßig wäre, einzelne Veranstaltun gen aus dem Angebot als wahlweise obligatorisch in ihren Lehrplan auf zunehmen. Weitere wichtige , Aufgaben des Studium generale sollen sein: — Leistungen im Rahmen der Wei terbildung der Studenten und Mit arbeiter der KMU zu erbrihgen, spe ziell auch der der Doktoranden ; — Belebung des geistig-kulturellen und wissenschaftlichen Lebens an der KMU und im Leipziger Raum durch vielfältige und interessante Veranstaltungen, durchgeführt von Wissenschaftlern und Praktikern des In- und Auslandes. Organisatorische Hinweise: < Auf Grundlage der aktuellen Dis kussionen ist das Angebot für das Studium generale — veröffentlicht in der UZ vom 26. 1. 1990 — grund sätzlich überarbeitet oder sogar voll ständig verändert worden. Das neue Angebot wird im Vorlesungsver zeichnis der KMU Leipzig für das Studienjahr 1990/91 veröffentlicht und als spezielles Material in der UZ den Studenten und der Universi tätsöffentlichkeit zugänglich gemacht, so daß jeder Student sich’ rechtzeitig informieren und sich einschreiben kann. Zum Zweck der organisatorischen Koordinierung und Absicherung der Veranstaltungen ist • an der KMU ein „Koordinierungszentrum Stu dium generale“ gebildet worden, das in nebenberuflicher Tätigkeit seine Arbeit aufgenommen hat. Wir bedanken uns bei allen, die uns mit kritischen Hinweisen, Vor schlägen und Veranstaltungsange boten unterstützten, namentlich bei Frau Prof. Elke Blumenthal, Sek tion ANW (Ägyptisches Museum). Wir erwarten weiterhin in schriftli cher oder mündlicher Form Ihre Meinungen, Kritiken und Veranstal tungsangebote und stehen Ihnen montags und mittwochs in der Zeit von 8 bis 14 Uhr zur Verfügung. Unsere Adresse: Koordinierungs zentrum Studium generale Dr. sc. Winckelmann KMU Leipzig, Hochhaus 17. Etage, Zi. 8 Tel.: 31 59 Das Goethe-Institut zur Ver breitung der deutschen Sprache im Ausland und zur Förderung der internationalen kulturellen Zusammenarbeit e. V. mit Sitz in München und das Herder- Institut der KMU, Vorstudienan stalt für auslänidsche Studie rende in der DDR und Stätte zur Förderung deutscher Sprach kenntnisse im Ausland, — zwei Institute, die jeweils große Lei stungen auf dem Gebiet der För derung und Verbreitung der deut- anstaltung bestand vor allem darin, sich kennenzulernen und bestehende Berührungsängste ab zubauen. Es galt, Gemeinsamkei ten und Unterschiede beider In stitute abzustecken — so ist das Goethe-Institut ein eingetrage ner Verein, der etwa 145 Insti tute im Ausland und rund 16 In stitute in der BRD unterhält — und das Herder-Institut ist ein reines Universitätsinstitut. Neben Vorträgen zum Fachge biet Deutsch als Fremdsprache Beziehungen zwischen Goethe und Herder - ehemals inkognito sehen Sprache im In- und Aus land erbracht haben — konnten in den vergangenen Jahrzehnten keinerlei offizielle Beziehungen unterhalten. Was im Spätsommer 1989 ge plant und vorbereitet wurde, konnte im März 1990 als Infor mationslehrgang für das „Stu dienhaus Wiesneck“ realisiert werden. Hinter „Studienhaus Wiesneck“ — einer unabhängi gen politischen Bildungseinrich tung in Freiburg/BRD — verbirgt sich das Goethe-Institut — ein Kompromiß also, ohne den eine Fortbildungsveranstaltung für Mitarbeiter und Dozenten des Goethe-Instituts am Herder- Institut unter den damaligen Be dingungen nicht denkbar gewe sen wäre. So gelang es dem Her der-Institut, im jährlich er scheinenden Fortbildungspro gramm des Goethe-Instituts einen Informationslehrgang zum Thema Deutsch als Fremdspra che vom 25. bis 30. März 1990 in Leipzig anzubieten. Das Ziel der fünftägigen Ver- in der DDR, zur Literatur der DDR und Hospitationen in der Studienvorbereitung des Herder- Instituts wurden Begegnungen und Diskussionen mit Leipziger Künstlern angeboten. Zum Pro gramm gehörte außerdem ein Konzertbesuch im Leipziger Ge wandhaus, eine Führung durch die Thomaskirche mit einem Or gelspiel sowie ein Nachmittag bei den „academixern“. Als be sonders wertvoll schätzten un sere Gäste, die aus der Türkei, . Italien, Schweden, Frankreich, Großbritannien und der BRD ka men, die zahlreichen Gesprächs angebote und -möglichkeiten zur allgemeinen Situation in unse rem Land. Nachhaltigen Ein- druck hinterließen Gespräche mit Prof. Erhard Hexischneider, Direktor des Herder-Instituts, mit Prof. Walfried Hartinger, Sektion Germanistik/Literatur- wissenschaft, Frau Kati Hart, Mitglied der „academixer" und Superintendent Magirius der Ni- kolaikirche. Dr. PETRA TRAPPE Herder-Institut E s war eine Lehrstunde in De mokratie, was ich einer kleinen Diskussionsrunde mit dem Landesvorsitzenden der Ge werkschaft Et-ziehung und Wis senschaft von Baden-Württem berg, dem Kollegen Siegfried Vergin, erlebte. Da war die Rede davon, daß die Gewerkschaft die Unzufrie denheit der Wissenschaftler und Angestellten auf unterschiedli chen Ebenen artikulieren müsse und so „Ärger mache“, aber da mit konstruktiv in der Demokra tie mitwirke. Da wurde von gro ßen gewerkschaftlichen Aktio nen (Demonstrationen, Kund gebungen, Streikunterstützung) wie von einer „Politik der klei nen Nadelstiche“ gesprochen, um gewerkschaftliche Forderun gen durchsetzbar zu machen. Das alles war Anregung, über unsere Möglichkeiten gewerk schaftlicher Interessenvertretung nachzudenken. Es wird Zeit, daß wir es ler nen, unsere gewerkschaftlichen Rechte wirklich wahrzunehmen und — wo sie uns vorenthalten werden — auch einzufordern. Im Vergleich zur gewerkschaft lichen Arbeit an Universitäten und Hochschulen in der BRD sind wir in einer ungleich bes- Eine Prise Demokratie seren Lage. Wir müssen unsere Möglicheiten nur zu nutzen ver stehen. An unserer Universität sind z. B. um die 90 Prozent aller Be schäftigten Mitglieder der Ge werkschaft Wissenschaft. Das gibt faktisch die Möglichkeit, daß nichts ohne die Gewerk schaft entschieden werden 'kann, wenn sie sich auf ihre Kraft be sinnt. Zudem ist das geltende Ar beitsrecht so ausgestaltet, daß die Gewerkschaften weitgehende Informations-. Vereinbgrungs-, Zustimmungs- und Entschei dungsrechte besitzen. Schließlich sind die leitenden Amtsträger an der Universität noch Mitglied der Gewerkschaft (oder sind es bis vor wenigen Wo chen gewesen). Gewerkschaft liche Anliegen und die Berechti gung gewerkschaftlicher Forde rungen dürften ihnen also nicht fremd sein. Um’ so mehr muß man sich wundern, wenn alle Vorüber legungen für eine Universitäts verfassung vollzogen werden, ohne auch nur an die Rolle der Gewerkschaft als demokrati sches Potential zu denken. Je denfalls enthalten die Grundge danken zur Erarbeitung der Uni versitätsverfassung (veröffent licht in der UZ vom 9. 4. 1990) keinen Hinweis auf die demokra tische Mitwirkung der Getoerk- schaftsorganisation. Auch die in der gleichen Num mer der UZ veröffentlichten Ar beitsergebnisse einer Senats kommission zur besseren Lei stungs Stimulierung an unserer Universität berühren mit keinem Wort gewerkschaftliche Rechte der Mitbestimmung. Sowohl eine zu schaffende Uni versitätsverfassung als auch die Ausgestaltung der Arbeitsrechts verhältnisse zum Zwecke der Lei stung sstimulierung berühren ganz elementare Fragen gewerk schaftlicher Zuständigkeit, und es ist unerträglich, daß das gel tende Arbeitsrecht unbeachtet bleibt und die Gewerkschaft nicht in die Entscheidungsvor bereitung einbezogen wurde. Das ist auch nicht abzutun mit dem Hinweis, daß die Universi tätsverfassung ja auf die Bildung demokratischer Gremien ziele, in denen alle Mitarbeiter in einem bestimmten Verhältnis vertreten sein sollen. Damit sind für die zu erwar tenden Arbeitsergebnisse dieser Kommissionen Einseitigkeiten zu befürchten, die in einer öffentli chen Diskussion nur schwer über wunden werden können. Es muß gewerkschaftliche For derung sein, daß alle vorbereite ten Materialien für eine Univer sitätsverfassung (und Nachfol gematerialien) in gewerkschaft lichen Ausschüssen diskutiert werden und zur öffentlichen Dis kussion gemeinsam mit gewerk schaftlichen Stellungnahmen dazu unterbreitet werden. Diese Vorgehensweise ist zwar an den Universitäten und Hochschulen der BRD nicht üblit^, weil durch den Gesetzgeber nicht vor gesehen und durch die Gewerk schaften noch nicht erzwungen. Aber Kollege Vergin aus Ba den-Württemberg ließ keinen Zweifel daran, daß ein solches Vorgehen bei uns seine Hoff nung vergrößern würde, eine Veränderung des Hochschul raumengesetzes der BRD in pro gressiver Richtung in Zukunft durchsetzen zu können. Dr. FRIDEL LATSCHEV, Vertrauensfrau einer Gewerk schaftsgruppe in der Sektion Pädagogik
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