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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1988
- Erscheinungsdatum
- 1988
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198800001
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19880000
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19880000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1988
-
- Ausgabe Nr. 1, 08.01.1988 1
- Ausgabe Nr. 2, 15.01.1988 1
- Ausgabe Nr. 3, 22.01.1988 1
- Ausgabe Nr. 4, 29.01.1988 1
- Ausgabe Nr. 5, 05.02.1988 1
- Ausgabe Nr. [6], 12.02.1988 1
- Ausgabe Nr. 7, 19.02.1988 1
- Ausgabe Nr. 8, 26.02.1988 1
- Ausgabe Nr. 9, 04.03.1988 1
- Ausgabe Nr. 10, 11.03.1988 1
- Ausgabe Nr. 11, 18.03.1988 1
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- Ausgabe Nr. 15, 15.04.1988 1
- Ausgabe Nr. 16, 22.04.1988 1
- Ausgabe Nr. 17, 29.04.1988 1
- Ausgabe Nr. 18, 06.05.1988 1
- Ausgabe Nr. 19, 13.05.1988 1
- Ausgabe Nr. 20, 20.05.1988 1
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- Ausgabe Nr. 22, 03.06.1988 1
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- Ausgabe Nr. 29, 22.07.1988 1
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- Ausgabe Nr. 31, 02.09.1988 1
- Ausgabe Nr. 32, 09.09.1988 1
- Ausgabe Nr. 33, 16.09.1988 1
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PARTEILEHR JAHR aktuell Informationen zu Themen des Monats SEMINAR zur Strategie und Taktik der SED bei der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der DDR, 2. Studienjahr Wissenschaft und Produktion gilt es künftig noch enger miteinander zu verflechten Der XI. Parteitag über die wachsende Rolle der Wissenschaft im Kampf um Spitzenleistungen Die neue Stufe der organischen Verbindung von Wissenschaft und Produktion D as Leistungs- und Effektivitäts- wachstum der Wirtschaft der DDR gründet sich spätestens seit Mitte der 80er Jahre zu etwa 90 Prozent auf den Faktor Wissenschaft und Technik. Die anderen Faktoren, wie Speziali- j sierunq und Kooperation, Ressourcen verfügbarkeit, Naturverhältnisse, sind entweder weitgehend ausgeschöpft oder zeitigen sogar negative Entwick- L lungstendenzen. Unter Berücksichti- ' gung dieser realen Reproduktionsbe dingungen hat die Parteiführung der Stärkung der wissenschaftlich-tech nischen Potentiale und der Nutzung ih rer Leistungskraft stets besondere Auf merksamkeit zukommen lassen. Der Aufwand für Wissenschaft und Technik entwickelte sich wie folgt: 1971 - 4,5 Md. M, 1975 - 5,1 Md. M, 1980 - 7,1 Md. M, 1985 - 9,5 Md. M und 1987 - 11,5 Md M. Das Forschungspotential der DDR umfaßt gegenwärtig etwa 200 000 VbE. Davon verfügen die Kombinate über etwa 155 000 VbE, also über mehr als drei Viertel. Die Akademie der Wis senschaften hat 22 000 wissenschaft liche Kader, und die Hoch- und Fach schulen zählen 25 000 wissenschaftlich Tätige, die im Durchschnitt 40 Prozent ihrer Arbeitszeit für Forschungsaufga ben verwenden. Dieses quantitativ beachtliche und leistungsfähige Potential sichert eine dynamische Entwicklung unserer Volks wirtschaft unter komplizierten Re produktionsbedingungen und stellt sich mit Erfolg den Herausforderungen der moderren Produktivkraftentwicklung, die sich insbesondere in der Schaffung und breiten Anwendung von Schlüs seltechnologien äußert. Erneuerungs raten der industriellen Produktion von 30 und mehr Prozent und Spitzenent wicklungen wie der 1-Megabit- Speicherschaltkreis dokumentieren nachdrücklich den Anspruch der DDR, einen Platz unter den führenden 10 In dustriestaaten zu behaupten. Im Interesse einer hocheffektiven wis senschaftlich-technischen Entwicklung sind die Vorzüge des Sozialismus um fassend zu nützen. Diese Vorzüge be stehen insbesondere - im einheitlichen sozialistischen Volks eigentum, das keine durch Sonderin teressen bedingte Schranken für das Hervorbringen und die breite Anwen dung wissenschaftlich-technischer Er gebnisse zuläßt; - im durchgängigen System der Lei tung und Planung der Volkswirtschaft, das auf der Grundlage des Prinzips des demokratischen Zentralismus zen trale Leitungsebenen mit der Ebene der Kombinate und Betriebe verbindet und sichert, daß alle Entscheidungen zu wissenschaftlich-technischen Ent wicklungsprozessen aus gesamtgesell schaftlicher Sicht getroffen werden; - in der zunehmenden sozialistischen ökonomischen Integration, in der sich die Potenzen der Länder des RGW in Forschung und Produktion vereinigen; — in der aktiven, vom sozialistischen Eigentümerbewußtsein geprägten Teil nahme der Werktätigen an den Pro zessen der wissenschaftlich-tech nischen Entwicklung. Die Nutzung dieser Vorzüge ist vor allem auf eine engere Verbindung von Wissenschaft und Produktion zu rich ten. Hierin bestehen erhebliche Ent wicklungsreserven. Dabei ist zugleich von der realen Problemsituation und den gegebenen Reproduktionsbedin gungen der Wirtschaft der DDR und damit den tatsächlichen Voraussetzun gen für eine dynamische wissenschaft lich-technische Entwicklung aus zugehen. Dies macht vor allem die ho hen Anforderungen an die Forscher und Entwickler, die Beteiligten an Über leitungsprozessen sowie nicht zuletzt die Leiter in den Kombinaten, Betrie ben und wissenschaftlichen Einrichtun gen klar. Dies erklärt auch, daß die Aufwandsstruktur für wissenschaftlich- technische Entwicklungsprozesse in der DDR von der in anderen Ländern ab weichen muß. Spezifische Probleme für die wissen schaftlich-technische Entwicklung der DDR resultieren insbesondere aus - dem riesigen und weiter wachsen den Produktionssortiment, das zugleich ein hohes wissenschaftlich-technisches Niveau hat, was steigende Potentiale zur bloßen Niveausicherung erfordert und vielerorts zu einer Zersplitterung der Forschungs- und Entwicklungska pazitäten zwingt; — der unumgänglichen Wahrnehmung von RGW-Verpflichtungen, die objektiv oft nicht von anderen RGW-Ländern übernommen werden können; - der niedrigen Rate der produktiven Akkumulation, woraus sich ein ungün stiges Verhältnis von Forschungs- zu In- vestaufwand (DDR 1:4, international 1:8) ergibt; - der historisch gewachsenen Diszi plinstruktur und der Verteilung der wis senschaftlich-technischen Potentiale über die Forschungsfelder und Indu striebereiche, die mit der gegenwärti gen Aufgabenstruktur der umfassenden Intensivierung der Volkswirtschaft nicht übereinstimmt; - der Inneren Potentialstruktur (Ver hältnis Grundlagenforschung zu An gewandte Forschung zu Entwicklung sowie Verhältnis Erzeugnisentwickiung zu Technologieentwicklung) und Aus stattung der wissenschaftlich-tech nischen Bereiche (Forschungsinvesti tionen in der DDR ein Prozent der Ge samtinvestitionen, international vier Prozent). Die Sicherung des notwendigen wis senschaftlich-technischen Entwicklungs tempos unter diesen zürn Teil schwieri gen Bedingungen stellt vergleichsweise höhere Anforderungen an unsere Mit arbeiter und Leiter in Forschung und Überleitung. Dabei bestehen unter un seren gesellschaftlichen Bedingungen eine Reihe günstiger Voraussetzungen: — In der DDR existiert ein hoher Stan dard der Allgemeinbildung und der dis ziplinären wissenschaftlichen Ausbil dung. - Bei uns herrscht in der gesamten Ge sellschaft ein wissenschaftsfreundliches Klima. Es gibt keinen Technikpessimis- mus. - Stets gilt die konzentrierte Auf merksamkeit der Partei und des Staa tes der Entwicklung von Wissenschaft und Technik und der breiten Anwen dung ihrer Ergebnisse. Auf dieser Basis entfalten sich ein ho her Einsatzwille der Forscher, Entwick ler und der an der Überleitung beteilig ten Werktätigen und ein gesamtstaat lich organisiertes System der zielstre bigen Leitung von Wissenschaft und Technik. Zur weiteren Erhöhung der Effektivi tät wissenschaftlich-technischer Ent wicklungsprozesse muß es in den vor uns liegenden Jahren insbesondere um — die Entwicklung und Nutzung der Schlüsseltechnologien als Kernstück einer dynamischen produktivitäts steigernden technologischen Entwick lung in großer Breite, - die Durchsetzung einer bedorfs- und marktorientierten Denk- und Arbeits weise im Interesse einer besseren Be friedigung der steigenden Bedürfnisse unserer Bevölkerung und eines effekti veren Exports, - dauerhaft hohe Erneuerungsraten der Produktion und entschieden mehr Spitzenleistungen, - eine noch konsequentere Material- und Energieökonomie bei allen Erzeug- nis- und Technologieentwicklungen und eine Erhöhung des Anteils imma terieller Leistungen, - einen jederzeit ausreichenden und nutzbaren wissenschaftlich-technischen Vorlauf, - eine engere Kopplung von For schung und Investitionen im Interesse einer entscheidenen Beschleunigung produktionsvorbereitender Prozesse ge hen. Ein Schwerpunkt muß dazu die Qua lifizierung des Leitungsprozesses sein, in dessen Mittelpunkt - die Erhöhung des Niveaus der Ziel stellungen, beginnend bei einer lang fristigen Strategie über die Fünfjahr- und Jahresplanuna bis hin zu Erneue rungspaß und Pflichtenheft und die Aufgabenstellung für Investitionen, — die Förderung von Spitzenkräften für Spitzenleistungen, - die durchgängige ökonomische Be wertung wissenschaftlich-technischer Aufgaben, - die gezielte Rationalisierung der wis senschaftlich-technischen Arbeitspro zesse, — die Anwendung geeigneter Leitungs formen zur einheitlichen flexiblen und aufgabenspezifischen Führung der For schungs- und Überleitungsprozesse ste hen. DIETER BORMANN Seit Ende des zweiten Weltkrie ges entstanden im Ergebnis des Zu sammenbruchs des „klassischen" imperialistischen Kolönialsystems al lein in Asien und Afrika rund 75 po litisch souveräne Nationalstaaten, in denen heute mit über 2,2 Milliar den Menschen fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebt. Von kolonia ler bzw. halbkolonialer Herrschaft befreit, streben diese Völker als neue Subjekte der Weltgeschichte danach, ihre nationale Souveränität zu bewahren und zu festigen, ihren gesellschaftlichen Entwicklungsweg ohne äußere Einmischung frei zu be stimmen und die kolonial verur sachte und neokolonial ständig re produzierte Unterentwicklung mit ih ren krassen Folgen wie Armut, Hun ger, Analphabetismus, unzureichen der medizinischer Versorgung, men schenunwürdigen Arbeits- und Le bensbedingungen der Volksmassen Grundinteressen, vielfältige Ge meinsamkeiten der afro-asiati- sehen Entwicklungsländer. In dem Maße, wie sich infolge der- ent spannungsfeindlichen Politik des Im perialismus, seines Kurses auf for ciertes Rüsten und die Vorbereitung eines Kernwaffenkrieges in der er sten Hälfte der 80er Jahre das poli tische Klima in der Welt erheblich verschlechterte, verstärkte sich das antiimperialistische Engagement der in der Bewegung der nichtpakt gebundenen Staaten aktiven Ent wicklungsländer für die Sicherung des Weltfriedens und die Einleitung effektiver Abrüstungsmaßnahmen, wuchs bei ihnen die Erkenntnis des fundamentalen Zusammenhangs von Frieden, Entwicklung und sozia lem Fortschritt. Ohne stabile Sicherung des Welt friedens, ohne Erfolg im Kampf ge gen die imperialistische Hochrü- rer einiger Entwicklungsländer die Abrüstung lediglich als eine Sache der Großmächte oder gar der bei den „Supermächte“ und verabsolu tieren das Primat der nuklearen Ab rüstung, sehen nicht die Notwen digkeit, auch Fortschritte bei der Abrüstung konventioneller Waffen zu erzielen. Vor den progressiven Kräften der Entwicklungsländer steht die Auf gabe, ihren Völkern den engen Zu sammenhang zwischen den Aufga ben des Friedenskampfes und wirt schaftlichen, sozialen und poli tischen Umgestaltungen allge- meindemokratischen, antiimperiali stischen Charakters im Inneren be greifbar zu machen. In vielen dieser Länder steht die Friedensbewegung erst am Anfang und hat noch kei nen Massencharakter angenom men. Warum diese Aufgabe so kom pliziert ist, wird an dieser Aussage SEMINAR zur internationalen Entwicklung und zu aktuellen Aufgaben des Kampfes für die Sicherung des Friedens Weil die „Bombe des Hungers" bei ihnen allgegenwärtig ist Der Kampf um Frieden und sozialen Fortschritt in Afrika und Asien / Die aktive antiimperialistische Solidarität der DDR mit allen Völkern und Bewegungen, die um ihre nationale und soziale Befreiung kämpfen u. a. zu überwinden. Dies wird jedoch durch das Wir ken des Widerspruchs zwischen der hart erkämpften politischen Entko lonialisierung in Gestalt der staat lich-politischen Unabhängigkeit und der noch ausstehenden ökono mischen Befreiung vom Imperialis mus grundlegend erschwert. Nach wie vor sind diese Länder mehr oder weniger fest in das kapitalisti sche Weltwirtschaftssystem inte griert, in dem sie als dessen schwach entwickelter, untergeord neter, abhängiger und am meisten ausgebeuteter Teil fungieren. Für die Bestimmung des anti imperialistischen Potentials dieser Slaatengruppe ist entscheidend, daß der Widerspruch zwischen den Völkern in Asien und Afrika und dem Imperialismus nach wie vor den Hauptwiderspruch darstellt. Dieser Widerspruch manifestiert sich in einer Krise der Beziehungen zwischen Imperialismus und Ent wicklungsländern, der in vielfälti gen Erscheinungsformen zutage tritt. Gegenwärtig nimmt dabei die sogenannte Verschuldungskrise einen besonderen Platz ein. Die Auslandsverschuldung der Entwick lungsländer bei staatlichen und ori- vaten Kreditgebern der westlichen Welt, die inzwischen die astronomi sche Höhe von 1,2 Billionen Dollar überschritten hat, verwandelt sich in ein ernsthaftes Hindernis für wirt schaftliches Wachstum und jedwe den sozialen Fortschritt, befördert Massenpauperismus, Inflation, Ar beitslosigkeit und innenpolitische Destabilisierung. Trotz zunehmender Differenzie rung der gesellschaftlichen Entwick lungswege — bekanntlich befindet sich die Mehrheit dieser Staaten auf dem kapitalistischen Entwick lungsweg, eine andere, kleinere Gruppe hat den kompliziert ver laufenden Weg einer sozialistischen Orientierung eingeschlagen — exi stieren, ausgehend von objektiven stungs- und Konfrontationspolitik sind im Ringen um die Befriedigung der elementarsten menschlichen Be dürfnisse in den Entwicklungslän dern keine entscheidenden Ergeb nisse denkbar. Andererseits erwach sen aus der den Entwicklungslän dern vom Imperialismus direkt und indirekt aufgezwungenen Einbezie hung in den Rüstungswettlauf und der damit einhergehenden Militari sierung dieser Länder entschei dende Entwicklungshemmnisse, Me chanismen, die die Volkswirtschaf ten deformieren, sie aussaugen bzw. verarmen, und die die Unter entwicklung in allen ihren Erschei nungsformen verschärfen und ver tiefen. Zugleich wachsen Tendenzen, Differenzen mit Nachbarstaaten mit Mitteln bewaffneter Gewalt zu lö sen (zum Beispiel Konflikt Irak- Iran). Die Militarisierung der Entwick lungsländer hat natürlich sehr kom plexe Ursachen. Zum Teil ist sie auf die Notwendigkeit zurückzuführen, neokolonialen Destabilisierungskrie gen zu begegnen (wie zum Beispiel in Nikaragua, Äthiopien, gegen die „Frontstaaten" im südlichen Afrika), zum Teil erwächst sie aus einem forcierten Waffenexport impe rialistischer Staaten in Ländern mit prowestlichen bzw. diktatorischen Regimes (zum Beispiel Saudiara bien, Pakistan, Südkorea). Von 1960 bis 1985 erhöhte sich der Anteil der Entwicklungsländer an den Rü stungsausgaben der Welt von 4,5 Prozent auf 18 Prozent und er reichte 1985 die Summe von 125 Mrd. Dollar. Heute produzieren be reits mehr als 30 Entwicklungslän der selbst Waffen, zum Teil neu ester Bauart. Anfang der 80er Jahre standen in Ländern der „Dritten Welt" mehr als 9 Millionen Solda ten in den regulären Streitkräften unter Waffen, das entspricht einem Anteil von 33 Prozent an der Perso nalstärke aller Armeen der Welt. Leider verstehen die politischen Füh- eines kommunistischen Gewerk schaftsführers eines asiatischen Staates deutlich: „In Ländern wie Indien, wo Millionen Menschen keine Arbeit haben, selbst Hunger leiden und nicht wissen, wie sie ihre Kinder satt bekommen sollen, sind abstrakte Auslassungen über Krieg und Frieden wenig sinnvoll. Reden über Atom-, Wasserstoff- und Neu tronenbomben können die Notlei denden nicht die sie und ihre Fami lien ständig bedrohende .Bombe des Hungers’ vergessen lassen ... Um unser Volk zu Aktionen für die Erhaltung des Weltfriedens, für die Abwendung eines verhängnisvollen militärischen Konfliktes zu mobili sieren, muß man ihm das in einer klaren, verständlichen Sprache er klären.“ Bei der Verbindung des Frie denskampfes mit dem Kampf um so zialen Fortschritt und Demokratie wächst in der Gegenwart die Ge meinsamkeit der Auffassungen von sozialistischen Staaten und Entwick lungsländern, insbesondere bei der Durchsetzung des Prinzips „Abrü stung für Entwicklung". Beide Staa tengruppen forderten auf der im August 1987 in New York von der UNO organisierten Konferenz „Ab rüstung und Entwicklung" - bezeich nenderweise wurde sie von den USA boykottiert — die im Ergebnis realer Rüstungsreduzierung frei werdenden finanziellen Mittel für die kollektive Lösung solcher globa len Probleme wie Unterentwicklung, die Beseitigung des Hungers, des Analphabetentums und epidemi scher Krankheiten einzusetzen. Die sozialistischen Länder unterbreite ten in ihrem auf dieser Konferenz vorgelegten Memorandum konkrete Vorschläge über die Prinzipien und Modalitäten dieser Umverteilung und für die Schaffung eines inter nationalen Fonds „Abrüstung für Entwicklung" im Rahmen der UNO. Doz. Dr. sc. ARND KRAUSE, . Sektion Afrika- und Nahost wissenschaften V or 15 bis 20 Jahren trat in der außenpolitischen Lage der DDR | ein grundlegender Umschwung I ein: 1969/70 hatten 14 afro-asiati- sche Länder zu ihr diplomatische i Beziehungen aufgenommen, so daß i am Vorabend des VIII. Parteitages der SED die Zahl jener Staaten, die sie völkerrechtlich anerkannten, 29 betrug. Ende 1973. als unser Land (gleichzeitig mit der BRD) in der I T INO aufgenommen war, belief sie sich auf 109. Diese Positionsverän- < derung charakterisierte die Wende zu internationaler Entspannung, die. I eingangs der 70er Jahre stattfand. i Und förderte sie erheblich. Zu den Schlüsselvorgängen der „Entspannungswende“ gehörten die Berlin-Verhandlungen der UdSSR, (ISA, Frankreichs und Großbritan niens. Aufgenommen im März 1970. mündeten sie in das Vierseitige Ab kommen über Berlin-West vom Sep tember 1971 und endeten mit dessen Inkraftsetzen im Juni 1972. Diese Übereinkunft, die ausschließlich Westberlin zum Gegenstand hat. war substantiell und diplomatie geschichtlich eng mit den „Ostver trägen“ der BRD verzahnt, die de ren Beziehungen zu jenen sozialisti schen Ländern normalisierten, de- I nen gegenüber sie bis dahin Ge biets- u. a. Ansprüche erhoben SEMINAR zur Entstehung und Entwicklung der DDR unter Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands „Entspannungswende“ materialisierte den Triumph der Idee kollektiver Sicherheit in Europa Ergebnisse und neue Anforderungen im Kampf um die Verwirklichung der Hauptaufgabe in ihrer Einheit von Wirtschafts- und Sozial politik. Der Beitrag der DDR für Frieden und Sicherheit in Europa (1973—1975) hatte — dem Moskauer und War schauer Vertrag (August bzw. De zember 1970), dem Berliner oder Grundlagenvertrag (Novern,ber 1972) sowie dem Prager Vertrag (De zember 1973): Das Westberlin- Abkommen wurde paraphiert, als der Moskauer Vertrag unterzeichnet war. und es trat in Kraft, nachdem der Bundestag diesen (sowie den Warschauer) Vertrag im Mai 1972 ratifiziert hatte. So wirkte das Vierseitige Ab kommen als Stützpfeiler des europä ischen Vertragswerkes, das folglich für jegliche „Belastung“ dieses Ab kommens sensibel ist. Die auf gezähl ten Verträge besiegelten in den Jah ren 1970/73 zwei- bzw. mehrseitig die während des zweiten Weltkrie ges sowie des nachfolgenden Vier teljahrhunderts in Europa entstan denen Realitäten, insbesondere die Nachkriegsgrenzen. Als sie faktisch unter Da,ch und Fach waren, be gann im Juli 1973 die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, deren 1975 in Helsinki un terzeichnete Schlußakte die Absicht ihrer Teilnehmer zu friedlicher Ko existenz deklarierte. 1) Die „Entspannungswende“ be ruhte politisch auf tragfähigen. Kompromissen zwischen den Haupt kräften unserer Zeit. In Helsinki gab es weder Gewinner noch Ver lierer. sondern als alleinigen Sieger das europäische bzw. Menschheits- interesse am Frieden. Geschichtlich hingegen materialisierte sie den Triumph jener Strategie für den in ternationalen Klassenkampf, die die sozialistische Staatengemeinschaft zwei Jahrzehnte zuvor im War schauer Vertrag festgeschrieben hatte — der Idee kollektiver Sicher heit in Europa. 2) (Ihr hatte der Fortgang der Weltgeschichte neuen Realitätsgehalt gegeben.) Aufge schlossenheit gegenüber den Mög lichkeiten dieser Idee zeigten zuerst das Frankreich de Gaulles und die USA Kennedys bzw. Nixons. In der BRD öffnete 1969 der Regierungsan tritt der sozialliberalen Koalition W. Brandts den Weg für eine Politik der Vernunft. Zunächst gefährdeten CDUfCSU akut das europäische Vertragswerk: Die Ratifizierung der Verträge mit der UdSSR und Polen, seine Prä misse, erfolgte mit 248 gegen 10 (bzw. 17) Stimmen bei 238 (bzw. 231) Enthaltungen seitens der Unionsparteien. Den Preis für die Stimmenthaltung zahlten SPD und FDP in Form einer Entschließung al ler Bundestagsparteien an die Groß mächte, die gegen die „Ostverträge“ den (völkerrechtlich irrelevanten, aber politisch bedeutsamen) Vor behalt einer „friedensvertraglichen Regelung der Deutschlandfrage“ er hob. 3) Die DDR hatte auf vielfache Weise an der Entspannungswende teil. Da sich die SED auch außenpo litisch von einer nüchternen Situa tionsanalyse leiten ließ, konnte das Friedensprogramm ihres VIII. Par teitages in allen fünf Punkten bis 1975 realisiert werden. Prinzipielle Bedeutung kam der klaren Aussage des Parteitages zu, über die natio nale Frage habe „bereits die Ge schichte entschieden“ 4) und keiner lei Raum für nationalgefärbte Son derbeziehungen zwischen DDR und BRD mehr gelassen. Spätestens seit Mitte der 60er Jahre „konnte reali stische Politik nicht mehr an dem Ziel festhalten, eine Konföderation beider deutscher Staaten“ anzustre ben. 5) Diese Position des VIII. Par teitages fand konstitutionell 1974 ih ren Niederschlag in der Verfassungs änderung. Unmittelbare Schlußfol gerungen waren u. a. die Auflösung des Staatssekretariats für westdeut sche (bis 1967: gesamtdeutsche) Fra gen bei der Regierung der DDR so wie die Umbenennung von Organi sationen und Institutionen. Mit dem. Grundlagenvertrag, der seit Juni 1973 in Kraft ist. kam die Normalisierung der zwischenstaat lichen Beziehungen BRD—DDR in Gang. Prof. Dr. sc. GOTTFRIED DITTRICH Anmerkunaen 1) Vgl. Geschichte der Außenpolitik der DDR. Abriß. Berlin 19.84: P. Abrassimow: Westberlin gestern und heute. Berlin 1981. 2) Vgl. Dokumente zur Außennolitik der DDR. Bd. 2. Berlin (1955), S. 231 3) Vgl. E. Nickel: Die BRD. Ein histo rischer Überblick. Berlin 1988. S. 263 f. 4) Protokoll des VIII. Parteitages der SED. Bd, 1. Berlin 1971. S. 55. Hier ist auch das außenpolitische 5-Punkte- Programm formuliert. 5) Geschichte der DDR. Berlin 1987. S. 273. 6) Istoriia GDR 1949-1979 gg.. Moskau 1979. S. 351.
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