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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1988
- Erscheinungsdatum
- 1988
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198800001
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19880000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19880000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1988
-
- Ausgabe Nr. 1, 08.01.1988 1
- Ausgabe Nr. 2, 15.01.1988 1
- Ausgabe Nr. 3, 22.01.1988 1
- Ausgabe Nr. 4, 29.01.1988 1
- Ausgabe Nr. 5, 05.02.1988 1
- Ausgabe Nr. [6], 12.02.1988 1
- Ausgabe Nr. 7, 19.02.1988 1
- Ausgabe Nr. 8, 26.02.1988 1
- Ausgabe Nr. 9, 04.03.1988 1
- Ausgabe Nr. 10, 11.03.1988 1
- Ausgabe Nr. 11, 18.03.1988 1
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- Ausgabe Nr. 17, 29.04.1988 1
- Ausgabe Nr. 18, 06.05.1988 1
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- Ausgabe Nr. 20, 20.05.1988 1
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- Ausgabe Nr. 22, 03.06.1988 1
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- Ausgabe Nr. 26, 01.07.1988 1
- Ausgabe Nr. 27, 08.07.1988 1
- Ausgabe Nr. 28, 15.07.1988 1
- Ausgabe Nr. 29, 22.07.1988 1
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- Ausgabe Nr. 32, 09.09.1988 1
- Ausgabe Nr. 33, 16.09.1988 1
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UZ/36 10. Oktober 1988 - J ohann Karl Heinrich Wuttke zählte zweifellos zu jenen Leip- I Ziger Politikern, die das gesell- ^haftliche Leben der Messestadt Im Vormärz, während der bürger- ^oh-demokratischen Revolution ^48/49 und darüber hinaus maß- üblich mitbeeinflußten. Heinrich Wuttke wurde vor (70 Jahren, am 12. Februar 1818, m Schlesischen Krieg als einzi- Qes Kind des Bürgermeisters ge boren. Er hatte eine vergleichs weise gute Jugend, besaß vor al- em ausgezeichnete Bildungs- ^öglichkeiten, die er auch kon- ^quent nutzte. So studierte er fischen 1835 und 1838 an der Breslauer Universität, wo er 1838 ^ch promovierte. Von 1839 bis ^40 folgte ein Besuch der Ber gner Universität. Ostern 1840 sie gelte Heinrich Wuttke dann ^och Leipzig über. Auch hier be- *Hchte er zunächst einige Vor- Historiker 0 Und Publizist: Heinrich Wuttke Politische Entwicklung, Wirken in Leipzig Äsungen unserer Alma mater ^ipsiensis, darunter die des be- ^nnten Historikers Wilhelm Wachsmuth. I n der Messestadt wurde Wuttke bald darauf als Hoch schullehrer und Sehrif istel- ler aktiv. Um 1846 schrieb er Bei lage für die „Augsburger All gemeine Zeitung“. In diesen Arti keln bekämpfte er die Idee des Panslawismus. Überhaupt galt fiesem politischen Kampf — mo tiviert von einem selbst 1848/49 [übertriebenen deutschen Na tionalismus — ein Großteil seines Politischen Engagements. Wuttke Wandte sich vor allem gegen die Rationale Unabhängigkeit von Polen und Böhmen. Trotz dieser bei ihm sehr verfestigten Grund haltung entwickelte sich Wuttke Im Vormärz zum demokratisch Gesinnten Republikaner. So ge hörte er bald zum Freundeskreis des führenden Demokraten Leip zigs, Robert Blum. Mit ihm ge meinsam gründete er im No vember 1845 den „Redeübungs- Verein“. Dieser Verein wurde zum poli- üfchen und organisatorischen Zentrum des demokratischen Einziger Kleinbürgertums. Auch zahlreiche Proletarier wur- ien hier politisch geschult. Der ^Redeübungsverein“ war dann Im März 1848 die Ausgangsbasis des kleinbürgerlich-demokra- lischen „Vaterlandsvereins“. Hein rich Wuttke gehörte auch zu den engagiertesten Mitgliedern des 1842 gegründeten Leipziger Li- teratenvereins. f iderspruchsvollen Hö- W hepunkt im politischen Wir ken Heinrich Wuttkes bil- dete das Revolutionsjahr 1848/49 fr stellte sich zunächst sofort mit an die Spitze der kleinbür gerlichen Demokratie Sachsens iyd wurde im Mai 1348 zum Ob mann aller sächsischen „Vater- \ütndsvereine“ gewählt. Doch üald darauf' begann seine politi- khe Rückwärtsentwicklung, ^uttke war von Beginn an Gleichzeitig Mitglied des groß bürgerlich-liberalen „Deutschen Vereins“. Seinen politischen Zie- en näherte sich der zuvor re publikanische Demokrat zuneh mend an, wurde so zum kon- mitutionellen Liberalen. Im August itiierte er die Spaltung des „Va- terlandsvereins“ und führte ^rtan den „gemäßigten“ Flügel An, nach dem er mit den äußer- Nten Linken der Demokraten Gütlich gebrochen hatte. Wuttke war 1848/49 besonders vktiv als Parlamentarier. Er ge hörte zv den Delegierten zum frankfurter Vornarlcment, Ührde im Mai zum Stellvertreter des Abgeordneter’ 'Robert Blum ütivählt und vertrat ihn nach dessen Irmordung am 9. No vember bei Wien in der deut- Schen Nationalversammlting. Im ,Hlh!ahr 1849 gründete und re- •iqierte er das Blatt „Parlaments- arrespondenz". Kleben seiner politischen Ent- IV wick lung vom Republikaner L ‘um Konstitutionellen muß Ruch Wuttkes Entwicklung zum "ofiiterten Historiker hervor- Zehoben werden. Nach dem Tode Basses wurde er schon am 1. Juli [Ü48 zum Leipziger Professor der motorischen Hilfswissenschaften fürufen. Von besonderer Bedeu- Bng für die Literatur- und r fssegeschichtsschreibung war . (i ne wiederholt aufgelegte Ar- über „Die deutschen Zeit- ^hriften und Entstehung der ^bntlichen Meinung“. Hervor- ^henswert an Wuttke ist sein Töteres Engagement gegen den Jntsch-preußisch en Militaris mus. J Heinrich Wuttke starb am 14. Phi 1876 als Universitätsprofes- in Leipzig. TOMAS KITTAN. Sektion Journalistik Ein neues Institut wurde gegründet - mit welchem Ziel? Wer darf sich anmaßen, Berufskollegen weiterbilden zu wollen? Eine Frage, die Prof. W. Reinecke anläßlich der Gründung des „August-Leskien-Institutes“ erörterte I m September wurde an unserer Universität das „August-Leskien- Institut zur Weiterbildung von Fremdsprachenlehrkräften und Sprachmittlern“ gegründet. Es inte griert die Arbeit der bisherigen In stitute zur Weiterbildung von Fremdsprachenlehrkräften (IWF) und Sprachmittlern (IWS) sowie des Sprachintensivzentrums zur fremd sprachlichen Ausbildung von Aus landskadern (SIZ). Im folgenden ei nige Auszüge aus der aus diesem An laß von Institutsdirektor Prof. Wer ner Reinecke gehaltenen Rede. „An der Karl-Marx-Universität wird als wissenschaftliche Einrich tung des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen der DDR ein neues Institut gegründet. Diese Neu gründung weist mehrere Besonder heiten auf. Erstens steigt die Anzahl der Sek tionen und Institute der Karl-Marx- Universität mit dieser Neugründung nicht an, sondern nimmt ab. In Dia lektik geübt reicht dieses Parado xon natürlich nicht aus, Sie auch nur für den Bruchteil einer Se kunde zu verblüffen: Denn aus zwei selbständigen und einer unterstell ten Institution soll nun ein einheit liches Institut werden. Die zweite Besonderheit besteht darin, daß dieses Institut die erste zentrale Weiterbildungsstätte für Philologen (und in spezifischer Nuancierung und mit Einschrän kung auch für Nichtphilologen) der Deutschen Demokratischen Repu blik sein soll, die sich nach dem er folgreichen Debüt dieser Weiterbil dungsform in Gestalt des IWF und IWS mit einem konzentrierten und weiter zu integrierenden festen Be stand an Wissenschaftlern sowie Mitarbeitern anderer Einrichtungen der anspruchsvollen Aufgabe hoch- schulgemäßer Weiterbildung zu stel len hat. Als dritte Besonderheit mag schließlich gelten, daß im Leipziger Raum und besonders an der Karl- Marx-Universität ein in seiner Dif ferenziertheit wie Originalität beachtliches wissenschaftliches Po tential zur Verfügung steht, das in einer Reihe von philologischen Sub- disziplinen auf Erfahrungen im na tionalen wie internationalen Rah men verweisen kann und das seiner wissenschaftlichen Tradition gemäß — der Name August Leskien sei hier als Protagonist der weltweit bekann ten Leipziger Junggrammatischen Schule zunächst in seiner Funktion als Namensnatron des wissenschaft lichen Institutes nur als Introduk tionsakkord zum Klingen gebracht - auch zu hohen wissenschaftlichen Leistungen verpflichtet ist — ja, das in der Epoche der aufstrebenden so zialistischen Gesellschaftsentwick lung diese Verpflichtung als katego rischen Imperativ aus Geschichte und Gegenwart auf seine Fahnen zu schreiben hat. Die Qualität (sprich die Zahl) der Institutionen an der KMU steigt wie gesagt mit dieser Neugründung nicht an. Aber jeder weiß, daß es sich in bezug auf die am neuen In stitut zu erreichende Qualität dem gegenüber diametral entgegenge setzt verhalten soll. Doch wie schnell ist auf diesem Terrain das Lippenbekenntnis geformt. Wer darf sich anmaßen Berufs kollegen weiterbilden zu wollen, die die gleiche Standardausbildung ha ben wie er selbst, das gleiche oder ein ähnliches Diplom, über unter schiedliche Lebens- und Berufser fahrungen verfügen und aufgeschlos sen die Entwicklung ihrer Disziplin verfolgen? Wer darf in dieser Situa tion sagen: Jetzt komme ich und füge zu dem allen noch ein Wesent liches — wenn nicht die Krönung — hinzu, und ihr zweifelt keinen Augenblick daran, daß ich es bin der euch diesen Impetus verleiht und ihr verlaßt mich mit dem Be wußtsein: Ich habe euch die Vor aussetzungen für Leistungen ver mittelt, die ihr vorher nicht zu voll bringen imstande wart. Das skep tisch fragende Bild impliziert schein bar die negative Antwort. Und doch muß ja im Idealfall eben eine solche Leistung erbracht und im Normal fall wenigstens annähernd ermög licht werden. Der Denkfehler liegt nicht in der Charakterisierung des Leistungszieles, sondern in der falschen Prämisse, daß es durch den einzelnen ohne ständigen Kampf um eigene Weiterentwicklung kom plex erreicht werden könnte. Inso fern ist der Weiterbildende ein Wei terzubildender wie all seine Berufs kollegen auch. Warum soll dieses Institut den Namen August Leskiens tragen? Leipzig, schon immer ein Zen trum linguistischer Forschung, war das unbestrittene Zentrum der Junggrammatischen Schule. August Leskien (1840 — 1916) war als Slawist einer der bedeu tendsten Vertreter der junggram matischen Richtung in der Lin guistik. Die Leipziger Junggrammati sche Schule vermochte Ende des 19. Jahrhunderts starken me thodologischen Einfluß auf die Herausbildung der Moskauer Schule auszuüben, an der welt bekannte Linguisten wie Fortu nator, Peskovskij und Sach- natov wirkten. Der Begründer der Moskauer Schule, F. F. For- tunanov, belegte zwischen 1871 und 1875 Vorlesungen zur ver gleichenden indoeuropäischen Sprachwissenschaft bei Curtius und Leskien an der Leipziger Universität. Zugleich schlossen sich der in Leipzig begründeten Junggrammatischen Schule im Zeitraum um die Jahrhundert wende französische, schweizeri sche, italienische, amerikanische, skandinavische und weitere rus- sisihe Sprachwissenschaftler an. Diese Blütezeit deutscher Sprachwissenschaft mit ihrer bis in die Gegenwart wirkenden weltweiten Ausstrahlung sollte für die Karl-Marx-Universität Veranlassung sein, mehr als 70 Jahre nach der Großen Soziali stischen Oktoberrevolution und in Anbetracht der bevorzugten Beziehungen des Leipziger Wei lerbildungsinstitutes zum Pusch- km-Institut, dafür den Namen des auch in der sowjetischen Fachliteratur hoch geschätzten Sprachwissenschaftlers und Sla wisten August Leskien zu wäh len. Dieser Name ist in besonde rem Maße geeignet, die Tradi tionslinie guter deutsch-russi- schet Wissenschaftsbeziehungen in ihrer aktuellen Bedeutung für die gegenwärtige und künftige Zusammenarbeit der UdSSR und der DDR zu manifestieren. Prof. Dr. sc. Dietmar Stübler, Prorektor für Gesellschaftswissenschaften, be glückwünscht Prof. Dr. sc. Werner Rei necke zu seiner neuen Funktion als Di rektor des „August-Leskien-Institutes“. Foto: HFBS (Gabel) Aber Weiterbildung ist speziell und komplex. Spezifizierung wie Komplexität unterliegen einer dop pelten Brechung. Zuallererst ergibt sich die Tiefe der Spezialisierung aus der Arbeits- sprich Problemtei lung innerhalb des Kollektivs. Nur ein Kollektiv aus Spezialisten ver mag der notwendigen problemorien tierten Feingliederung, die berufli che Weiterbildung unabdingbar ver langt, auch spezifisch gerecht zu werden. Wenn auch nicht in der Breite, so muß doch in der Tiefe Weiterbildung partiell (und das sei unterstrichen) Ausbildung übertref fen. Sie muß das vor allem auch des halb, weil sie die Breite der Aus bildung nicht zu doublieren vermag und ihr verpflichtet ist. Und so muß sie es, weil sie es inzident — im ad- hoc-Kontext eben von Weiterbil dung — auch kann. Aber — zum zweiten — man kann nicht immer, was man muß. Das ändert am unab- weislichen Charakter der gesell schaftlichen Anforderungen aller dings kein Jota. Daher steht Wei terbildung der Weiterbildner auch unter diesem doppelten Joch: die Tiefe der Spezialisierung einerseits und die Breite der Praxisanforde rungen andererseits sind als Quer summe der Leistungen von Kollek tiv und Individuum zu erbringen. Das gilt in ganz besonderem Maße auch für die Weiterbildung der Sprachmittler, deren Spezialisie rung im Hinblick auf die berufliche Qualifikation im ureigenen Fach als Simultan- und Konsekutivdolmet scher sowie als Übersetzer/Überset- zer-Redakteur keiner Beschränkung unterliegt (wobei auch hier Anfor derungen wie Eignung die Spezifik bedingen). Die Spezialisierung auf die zu beherrschenden und von ih nen nicht studierten anderen (meist nichtphilologischen) Fachrichtun gen unterliegt allerdings nolens vo- lens bestimmten Einschränkungen. Hier fehlt ein klarer Katalog mini mierter maximaler Anforderungen an den Sprachmittler für bestimmte Fachdisziplinen. Anhand dieses Ka- taloges ist dann zu bestimmen, wer in welcher Tiefe welche dieser Fach richtungen als Sprachmittler und in welcher sprachmittlerischen Spe zialisierung zu beherrschen vermag. Das läßt sich anhand einer Matrix festlegen, und sicher ergibt sich dar aus eine leistungsadäquate Einstu fung von Sprachmittlern, die letzten Endes auch mit materieller Stimu lierung für Weiterbildung korrelie ren kann. Die Dialektik von Breite und Tiefe wird in diesem Zusam menhang beonders deutlich. Das Weiterbildungsinstitut hat hier seine Aufgaben im Zusammenwir ken mit den Berufsverbänden — so wohl der Sprachmittler wie der der übrigen Institutsbereiche — und den anderen Kooperationspartnern zu be stimmen und zu erfüllen. Aus dem Doppelaspekt von Breite und Tiefe ergeben sich auch die An forderungen an die Weiterbilden den, die Mitarbeiter des (AL) IWFS. Das Hauptproblem liegt in der schnellen Beherrschung dieses Dop pelaspektes von Breite und Tiefe durch das Institut — wohldosiert in der Relation von individueller und kollektiver Leistung. ,Bis dat, qui cito dat’ — ,Doppelt gibt, wer schnell gibt’ — so zitiert schon Alex ander Herzen den Publilius (93 v. u. Z.). Und in der Tat: das (AL) IWFS hat seine aktuellen Aufgaben nicht in nebelferner Zukunft, sondern heute zu erbringen. Die Anforde rungen nach Weiterbildung stehen sicher mit der den Blick so falsch fi xierenden Jahrtausendwende (die gern als vexatorisches Syndrom einer alles verändernden inhaltli chen Wende mißdeutet wird und da mit Quantität für Qualität setzt) nicht weniger dringend auf der Ta gesordnung; doch Vertröstung auf die großen Perspektiven kann nicht Maxime einer an der Zukunft orien- tierten Weiterbildung sein, denn die ist heute zu erbringen und hat sich täglich zu bewähren.“ Jakob Drabkin „Die Aufrechten" R. Luxemburg, C. Zetkin, K. Liebknecht, F. Mehring Etwa 500 Seiten, 58 Abbildungen, Leinen, 17.50 Mark, Dietz Verlag. Der sowjetische Historiker J. C. Drabkin stellt in seiner neuesten Ar beit die Führer der deutschen Lin ken in ihrem mutigen Kampf für die Interessen der deutschen und in ternationalen Arbeiterbewegung vor. Er entrollt dabei an ausgewähl ten Schnittpunkten ein Panorama der II. Internationale von 1889 bis 1914 sowie des historischen Kamp fes der deutschen Linken gegen den ersten imperialistischen Weltkrieg und für die Errichtung der Macht der Arbeiterklasse. In populärwissenschaftlicher Erzählweise werden vom Autor Ent wicklungslinien, Ereignisgeschichten, biographische Episoden und Doku mente so verflochten, daß Karl Lieb- knecht, Rosa Luxemburg, Franz Mehring und Clara Zetkin als auf rechte Revolutionäre, als engagierte Vorkämpfer für Frieden und So zialismus, als standhafte proletari sche Internationalisten und als Gründer der KPD vor uns lebendig werden. WISSENSCHAFT 5 Kliment-Ochridski-Universität Sofia Foto: UZ-Archiv Leipzig war bevorzugter Studienort für junge bulgarische Intelligenz 100 Jahre Kliment-Ochridski-Universität Sofia / Teil 2 Zwischen 1846 und 1914 sowie auch zwischen den Weltkriegen studierten in Leipzig Hunderte junge Bulgaren, von denen spä ter viele namhafte Persönlich keiten des wissenschaftlichen, kulturellen und politischen Le bens in Bulgarien wurden. In Leip zig bildete sich — im doppelten Sinne des Wortes — ein erhebli cher Teil der ersten Generation der bulgarischen bürgerlichen In telligenz am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Zu ihr gehört als einer der er sten Iwan Bogorow, der zwi schen 1845 und 1847 hier stu dierte und bei Breitkopf & Här tel die erste bulgarische Zeitung, den „Bylgarski orel" herausgab. Er war Sprachwissenschaftler und Journalist und setzte das von Beron mit der „Fischfibel“ begonnene Werk der gram matikalischen Begründung und Fassung des Neubulgarischen fort. Krystjo Krystew, der spätere Professor für Philosophie an der Sofioter Universität, studierte von 1885 bis 1888 in Leipzig Philosophie, Ästhetik und Li teraturgeschichte bei Wilhelm Wundt, Johannes Volkelt und an deren. Als Literaturhistoriker und -kritiker gründete er 1892 die Zeitschrift „Missyl“ und führte den Neukantianismus in Bulgarien ein. Der um die Zeit schrift im Laufe der Jahre ent stehende Kreis vereinte weitere ehemalige Leipziger Studenten wie Slawejkow und Todorow. Der Sohn des großen bulga rischen Aufklärers Petko Sla wejkow, Pentscho, hörte zwi schen 1892 und 1898 in Leipzig ebenfalls bei Wundt Philosophie, Ethik und Psychologie, bei Georg Witkowski Literaturgeschichte und bei Wilhelm Wollner Sla wistik. Pentscho Slawejkow wurde zu einer der markante- sten, schöpferischsten und um strittensten Persönlichkeiten des geistigen Lebens Bulgariens um die Jahrhundertwende. Ihm ist wesentlich die Öffnung des gei stigen Lebens Bulgariens zur europäischen und weltkulturel len Entwicklung ebenso zu ver danken wie die Erschließung und Weiterentwicklung des na tionalen bulgarischen Literatur- erbes. Anregungen für sein als Nationalepos angelegtes „Bluti ges Lied“ über den heldenmüti gen und opferreichen Kampf des bulgarischen Volkes zur Befrei ung vom osmanischen Joch emp fing er in Leipzig durch das Ken nenlernen des „Pan Tadeusz“ von Adam Mickiewicz. Geo Milew schließlich, der 1912 als 17jähriger das Studium in Leipzig aufnahm, veröffent lichte bereits als Student die höchst interessanten „Literatur und Kunstbriefe aus Deutsch land“ in der bulgarischen Zeit schrift „Blätterfall". Gegen Ende des ersten Weltkrieges kehrte er schwerverwundet als Rekonvales zent nach Deutschland zurück. Hier wurde er mit den Ideen der Bolschewiki, mit den Werken Le nins und Majakowskis bekannt. Während des ersten antifaschi stischen Auf Standes der Welt geschichte im September 1923 in Bulgarien ergriff er Partei für die Arbeiter und Bauern, für die revolutionären kommunistischen Kämpfer und setzte in seinem „September-Poem“ (auch in der Nachfolge Slawejkows) diesem Aufstand ein unvergängliches li terarisches Denkmal. Milew wurde 1925 eines der vielen Opfer des monarcho- faschistischen Terrors. Diese vier ehemaligen Studen ten der Leipziger Universität ste hen für viele andere — so die spä teren Philologen, Literaturhisto- riker, Ethnologen, Slawisten, Bal- kanisten und Bulgaristen Ar- naudow, Detschew, Romanski, Zonew und die bereits erwähn ten Schischmanow, Teodorow- Balan und Todorow; die Begrün« der der geographischen Wissen schaften Ischirkow und Besch- kow, der Pädiatrie, Watew, der Inneren Medizin, Puchlew. und vieler weiterer Pioniere des wis senschaftlichen Lebens in Bulga rien. Die Anziehungskraft der Leip ziger Universität als bevorzugter Studienort für die künftige bul garische Intelligenz hat verschie dene Ursachen. Für die hier be handelte Zeit gehört zu den wohl wichtigsten das Wirken des Uni versalgelehrten Wundt, des Neu kantianers Volkelt als einer Autorität in der Ästhetik, der be kannten Sprachwissenschaftler Witkowski und Wollner. Von spezieller Bedeutung war, daß die Universität als ein Zen trum für slawische Philologie, für Slawistik, Balkanistik und Bulgaristik (wie wir diese Wis senschaften heute nennen) in Europa hohes Ansehen genoß. Dies war vor allem mit dem Wir ken von August Leskien (1840 bis 1916) und Gustav Weigand (1860 bis 1930) verbunden. Les kien, einer der Begründer der so genannten „ J unggrammatischen Schule“, entwickelte und för derte richtunggebend die kom parative Grammatik slawischer Sprachen und gab Handbücher und Grammatiken des Altbulga rischen und Serbokroatischen so wie Sammlungen bulgarischer Märchen heraus. Weigand, be reits seit 1894 Leiter des Rumä nischen Instituts, setzte seine wis senschaftliche Tätigkeit später in einem Seminar bzw. Institut für bulgarische Sprachstudien fort und erwarb sich ebenfalls große Verdienste um die Erforschung und Vermittlung der bulga rischen Lexik und Grammatik. Er gab zwischen 1916 und 1919 die „Bulgarische Bibliothek" in neun und in den zwanziger Jah ren das „Balkanarchiv“ in vier Bänden heraus. Wollner war ein profunder Kenner südslawischer Sprachen und Literaturen, ins- besondere auch der Volksdich tungen südslawischer Völker. Die universellen Bildungsmög lichkeiten, das enzyklopädische Wissenschaftspotential und -pro fil der Leipziger Universität— in den Natur-, medizinischen, tech nischen und anderen Wissen schaften ähnlich umfangreich und anerkannt — zogen Studen ten aus fast allen europäischen Ländern an. Viele der bulga rischen Studenten erwarben hier gleichsam die wissenschaftliche Begründung ihrer nationalen kul turellen Identität — speziell über die gerade dies fördernde außer ordentlich vielseitige und inter essante Tätigkeit der am 6. Mai 1878 in Leipzig gegründeten „Sla wischen Akademischen Gesell schaft“. In ihr Heimatland zurückge kehrt, wurden sie Repräsentan ten dieser Identität, ihre bürger lich-demokratischen Vorkämp fer. Viele von ihnen gestalteten in diesem Geiste wesentlich das geistig-kulturelle Leben, wie Schischmanow als Bildungsmini ster und Slawejkow als Direktor des Nationaltheaters, Teodorow- Balan, Krystew und Arnaudow als Professoren der Sofioter Uni versität und der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. So gibt es eine lange Tradition in den Verbindungen zwischen der Leipziger und der Sofioter Uni versität. Doz. Dr. sc. WOLFGANG GEIER
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