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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1988
- Erscheinungsdatum
- 1988
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198800001
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19880000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19880000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Ausgabe
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1988
-
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- Ausgabe Nr. 2, 15.01.1988 1
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- Ausgabe Nr. [6], 12.02.1988 1
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UZ/35 30. Septembr 1988 WISSENSCHAFT 5 ■ *- I Jom „Jungdeutschen“ zum en- V gagierten liberalen Schrift steller — so könnte man den Politisch-publizistischen Entwick- kngsweg von Ferdinand Gustav Kühne skizzieren. In diesem ^hr jährte sich zum 100. Mal ^in Todestag. Gustav Kühne wurde am 27. Dezember 1806 in Magdeburg als ^ohn des dortigen Ratszimmer- 'neisters geboren. Im Gymna sium Joachimsthal befreundete Er sich mit seinem Mitschüler Theodor Mundt, einem späteren Führer der oppositionellen Li- ieraturströmung des „Jungen Deutschland“. Mit ihm ging Kühne Ü26 gleichzeitig zur Universität. Die Freundschaft mit Mundt form te Kühne maßgeblich, so daß er u einem Anhänger des „Jungen Deutschland“ wurde. Politisch begeistert zeigte sich Kühne vor ß.lem von der Hegelschen Lehre der absoluten Vernunft. S eine publizistische Laufbahn begann Kühne um 1830. So । wurde er Mitarbeiter der Jahrbücher für wissenschaftli che Kritik“ von Prof. Eduard Dans, redigierte die literarische Beilage der „Preußischen Staats- Ceitung“ und schrieb Beiträge für die bekannten Leipziger blätter für literarische Unter haltung“ von Brockhaus, deren Redakteur zeitweise sein Freund Theodor Mundt war. Nach die- Gustav Kühne ^in engagierter Publizist ---------------- ten ersten publizistischen Versu chen erfolgte durch die Über- hahme des Redaktionssekretärs der genannten wissenschaftli- chen Jahrbücher eine festere An stellung. Kühne knüpfte Kon- fakte zu Ludwig Börne und Hein rich Heine. In den dreißiger Jah- ‘en lernte Gustav Kühne den langen temperamentvollen Hein ich Laube, einen weiteren Füh rer des „Jungen Deutschland“, binnen. Heinrich Laube re agierte 1933/34 die „Zeitung für lie elegante Welt“ (1801 bis 1856). Das alte Leipziger Moden- Ind Theaterblatt wurde unter Daube zu einem populären Or- lan des „Jungen Deutschland“, hch dem Verbot dieser Li- ’fraturströmung Ende 1833 iurch deutschen Bundesbe- chluß, der Leipziger Auswei- ^ng Heinrich Laubes im Mai 1834 sowie seiner Berliner Ver haftung wurde ein neuer Redak- eur gesucht. Daher bot der Ver ger des Blattes Kühne die Über nahme der Redaktion an, die er hann zwischen 1835 und 1842 ^ch leitete. Mittlerweile zum Leipziger ge- Carden, entstanden enge Ver- "hdungen zu österreichischen hensurflüchtlingen wie Karl ^ck und Moritz Hartmann. n den vierziger Jahren schrieb Kühne erste Dramen. Kühne üar ab 1840 einer der Initiato- ‘n des Leipziger Literaturver- ns, wurde zu einem seiner Mit- egründer am 28. Januar 1842 d war später lange Zeit dessen hrsteher. Hier engagierte sich Dühne für die Presse- und an- ere bürgerliche Freiheiten. Das Ghr 1846 bedeutete für seine pu- ^izistische Entwicklung eine ^eitere Zäsur. Er erwarb von bagust Lewald die Stuttgarter ^Uropa. Chronik der gebildeten elt" (1836 bis 1884). Die Europa.war eine national ^kannte literarische Zeitschrift lit internationalem und univer- Blem Inhalt, hervorragenden utarbeitern und exklusiver Ge- ^Itung (Bildbeilagen, Porträts, ^rikaturen, Städtebilder). Ob- Bohl die „Europa“ unter Gustav '^hne nicht mehr die Populari- ihres ersten Jahrzehnts er achte (Auflage 1845 etwa 2000), jeb sie doch ein gelesenes Wo- hinblatt und wurde im Revolu- ^nsiahr 1848 - sogar zeitweise lr liberalen Tageszeitung profi- *rt. | iterarisches Schaffen und po litisches Engagement Küh- . nes erreichten 'im Revolu- '^hsjahr 1948/49 ihren Hö- ^unkt. Als Mitglied des libera- 2 „Deutschen Vereins“ und so- B als Leipziger Abgeordneter ,m Vorparlament der späteren .^nkfurter Nationalversamm- 79 vertrat er die bis dahin progressiv zu ivertenden In dessen der liberalen Großbour- E89isie. Freilich erreichte Gustav J^ne nicht die politische Aus- ßihlung und Bedeutung der bei- Wn führenden Leipziger Politi- 6, des Revolutionsjahres, Ro- •Ul Blum und Karl Bieder en. Süstav Kühne starb am 22. Pril 1888 in Dresden. TOMAS KITTAN, Sektion Journalistik Kolloquium an der Sektion TAS O Kolloquium an der Sektion TAS 0 Kolloquium an der Vom Einfluß der französischen Revolution auf die Sprache Untersucht wird: Die Sprachpolitik und der politische Diskurs der Französischen Revolution. Lang- und Kurzzeitwirkungen auf nationaler und internationaler Ebene. Auch hierzulande wirft der 200. Jahrestag der Großen Französischen Revolution seine Schatten voraus. Nach einer Vielzahl von Kolloquien, die aus diesem Anlaß auch in unse rer Republik bereits stattfanden, be grüßen die Romanisten der Sektion TAS unserer Alma mater in diesen Tagen Linguisten und Historiker aus Frankreich, Italien, Ungarn, Ru mänien, der BRD, Österreich, Bel gien und natürlich auch aus unserer Republik, um erneut das Thema die ser Revolution anzuschneiden. Hier stehen Fragen der kultur- und ideologiegeschichtlichen Entwick lung und insbesondere sprachge schichtliche und sprachpolitische Probleme im Mittelpunkt. Was leistete die Französische Re volution auf den Ebenen von sprach licher Praxis und Sprachpolitik, wel che tiefgreifenden Veränderungen zog sie in Frankreich — aber auch über die Grenzen des Hexagons hin aus — nach sich, so daß sich die in ternationale Forschung noch heute nicht der Anziehungskraft einer Zweihundertjährigen 'zu entziehen vermag, und eine Vielzahl von Fra gen offenlegt, die noch immer einer Antwort harren? Seit geraumer'Zeit beschäftigt sich unser Forschungs kollektiv zur romanistischen So ziolinguistik (unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Bochmann) mit Sprachpolitik in der Romania, und nicht nur aus gegebenem Anlaß kon zentrieren sich unsere Untersuchun gen auf den Zeitraum während und im Gefolge der Französischen Revo lution. Auch international herrscht weitestgehend Einverständnis dar über, daß sich im Umfeld von 1789 eine sprachpolitische Zäsur abzeich net, die es näher zu untersuchen gilt. Das gegenwärtige Kolloquium will sich dieser Aufgabe stellen Einerseits zielt die Sprachpolitik der Französischen Revolution zuerst und vorrangig auf das Französische selbst ab, eine Tatsache, die sich be sonders gut an der Entwicklung des politischen Diskurses ablesen läßt. Seine vielfältigen Manifestationen, die von' den Debatten in den ge setzesgebenden Versammlungen über Presse und Literatur bis hin zu den Ansprachen reichen, die sich mit den Revolutionsfesten verbin den, legen beredtes Zeugnis ab. Das Französische soll zu einer einheitli chen, streng normierten National sprache entwickelt werden und als „Sprache der Freiheit“ einen, viel leicht den wesentlichen Platz im Rahmen eines umfassenderen, von der Aufklärung inspirierten Kon zepts einnehmen: dem revolutionä ren Streben nach einer Vereinheit lichung von Raum (man denke an die Bildung der Departements), Zeit (hier sei auf den Revolutionskalen der verwiesen) und Sprache. Hierin sieht die aufstrebende Bourgeoisie einen Garanten für die Verwirkli chung ihrer ideologisch und ökono misch vorbereiteten, und nun auch politisch artikulierten Hegemonie- bestrebungen. In dem Maße, wie sich die Revo lution radikalisiert und Spannungen zwischen den Führungskräften und der städtischen wie bäuerlichen Volksbewegung einerseits, zwischen revolutionären und oppositionellen Strömungen andererseits auf treten, & ' LA GLOTTOPOLITIQUE LE DISCOURS P0LIT1QUE DE A REVOLUTION FRXNC/1ISE EFFETS NNTIONAUX ET INTERNATIONAUX DE COURTE ET DE LONGUE DUREE 28 septembre 1 er octobre 1988 fällt der Nationalsprache zuneh mend die Rolle zu, als einigendes Band über die neu aufklaffenden Widersprüche hinwegzutäuschen. So entstehen neuartige Argumenta tionsstrategien und sprachliche Mu ster. Insgesamt geht das Französi sche aus der Revolution — trotz der vieldiskutierten Kontroversen um die sogenannten Revolutionswörter oder die sprachlichen „Entgleisun gen“ einiger Journalisten um Hebert — in seinem Prestige und in seiner Norm gefestigt hervor und sollte sich fernerhin als das Kom munikationsmittel des modernen Zeitalters bewähren. Andererseits strebt die Sprachpo litik der Französischen Revolution indirekt eine andere, grundlegende Veränderung in der sprachlichen Praxis des 18. Jahrhunderts an, die mit der sprachlichen Heterogenität Frankreichs zusammenhängt. Trotz einer ausgeprägten absolutistischen Tradition war es bis 1789 nur ge lungen, die Oberschichten nahezu al ler Regionen an die Sprache der Krone zu binden. Da die Revolution aber von Anfang an auf die Unter stützung breitester Kreise der Be völkerung angewiesen ist und sich in ihrem Selbstverständnis als die Interessenvertretung der gesamten Nation betrachtet, stellen die des Französischen unkundigen Mittel und Unterschichten der Bretagne, Flanderns, und des Elsaß sowie die der Okzitanen, Katalanen, Basken und Korsen in Südfrankreich ein Hindernis für die gesamtnationale Kommunikation dar. Zwischen 1789 und 1792/93 gibt es eine immerhin beachtliche Übersetzungspraxis (ganz besonders bei politischen Tex ten) vom Französischen in diese Sprachen. Daß die genannten Sprachen aller dings nach 1793 bedingungslos „aus gerottet“ werden sollen, hängt zum einen mit dem obengenannten, durchaus progressiven Konzept der Nationalsprache zusammen, zum an deren handelt es sich hierbei um eine Entwicklung, die nur erklärbar wird, wenn man den Verlauf der Re volution selbst betrachtet. Die Re gionalsprachen geraten in den Ver ruf, der Konterrevolution zu dienen, obgleich sich hinter diesem Vor wurf oftmals soziale und ökonomi sche Widersprüche verbergen, die im Rahmen einer bürgerlichen Revo lution weder gelöst werden sollten noch konnten. Im Zuge revolutionä rer (zunächst demokratisch kon zipierter) Vorstellungen zum Schul wesen, die erst nach 1870 unter völ lig anderen gesellschaftlichen Rah menbedingungen im Interesse der mittlerweile etablierten (Groß-)Bourgeoisie realisiert wur den, gelang es im Verlauf des 19. Jahrhunderts tatsächlich, die nicht französischen Sprachen Frankreichs weitgehend zu ersticken. Schließlich ist die Sprachpolitik der Französischen Revolution nicht ohne Vorbildwirkung für andere europäische, aber auch außer europäische Länder geblieben, die im Zusammenhang mit dem bürger lichen Revolutionszyklus weltge- schichtlicher Dimension direkt oder vermittelt, explizit oder implizit und jedenfalls stets aus ihren eige nen nationalen Traditionen heraus das Erbe von 1789 aufgreifen. Auch dieser Aspekt legt Vergleiche anläß lich des Bicentenaire international praktizierter Sprachpolitik nahe. BÄRBEL PLÖTNER, Sektion TAS MESSEGOLD FÜR SOFTWARE Messegold erhielt während der am 10. September zu Ende gegangenen Leipziger Herbstmesse auch ein gemeinsames Exponat der Karl-Marx- Universität und der saarländischen Firma Hohe Electronics. Die Leipziger Wirtschaftswissenschaftler steuerten eine Software für Analysen betriebswirtschaftlicher Entscheidungsprobleme bei, die ihresglei chen auf der Welt sucht. Die Saarländer lieferten dazu ihre neuentwickelte, frei programmierbare Computertastatur, die ausgezeichnete Vorausset zungen für die Software bietet. Foto: HFBS (Engel) Computereinsatz in der Bildung - COMBI ‘88 Zweite Tagung über Computereinsatz in der Bildung - mit Informatikern, Pädagogen und Gesellschaftswissenschaftlern Die Gesellschaft für Informa tik der DDR und die Karl-Marx- Universität Leipzig führen vom 26. bis 30. September in Leipzig ihre zweite Tagung über Com putereinsatz in der Bildung durch. In sechs zum Teil parallel tagenden Sektionen nehmen In formatiker, Pädagogen und Ge sellschaftswissenschaftler au? Bulgarien, der CSSR, der VR Po len, der UdSSR, der Ungarischen Volksrepublik, der BRD und der DDR zu folgenden aktuellen Fra gen Stellung: „Computer und all gemeinbildende Schule“, „Compu ter und Berufsbildung“, „Com puter und Hochschulbildung“ „Softwarebildung“, . „Simulation mit Computern“, „Interdiszipli näre Fragen“. Dazu werden aus über 100 Bei trägen 70 Arbeiten ausgewähli und in einem Tagungsband zu sammengefaßt, der den Teil nehmern vor der Veranstaltung übergeben wurde. Neben den klassischen Fragestellungen - u. a. in den Plenarsitzungen von international anerkannten Spe zialisten aus acht Ländern vor getragen — wurden folgende The men behandelt: „Bildung/ Erziehung physisch-psychisch Geschädigter“, „Erfahrungen aus Informatik-Arbeitsgemeinschaf ten“, „Autorenhilfen für Lehrpro grammplanung“. Die Vorbereitung des Wissen schaftlichen Programms und die Organisation lagen in den Hän den des Organisations- und Re chenzentrums der Karl-Marx- Universität Leipzig und der Fach sektion „Aus- und Weiterbil dung“ der Gesellschaft für In formatik der DDR. Ziel der Veranstaltung war, Vertreter aus Lehre, Bildung, Weiterbildung und weiteren gesellschaftlichen Bereichen sowie der Praxis zu sammenzuführen, neue Erkennt nisse zu vermitteln, spezifische Aspekte des Themas intensiv zu diskutieren und Gedanken aus zutauschen. In einer Ausstellung für Soft ware-Demonstration wurden den Teilnehmern Eindrücke vom Computereinsatz in Lehre, Bil dung und im Hobbybereich ver mittelt. Am 28. September fand eine Versammlung der Mitglieder der Fachsektion „Aus- und Weiter bildung“ der Gesellschaft für In formatik der DDR statt. A m 1. Oktober 1888 wurde im So fioter Ersten Knabengymnasium ein „Pädagogischer Hochschul kurs“ mit sieben Lehrkräften und 43 zunächst nur männlichen Stu denten eröffnet. Er hatte die Auf gabe, Mittelschul- und Gymnasial lehrer mit Hochschulwissen aus zubilden. Dieses Datum gilt seither als Gründungstag der Sofioter Uni versität. Bereits ein Jahrzehnt nach der Befreiung des bulgarischen Vol kes von der ein halbes Jahrtausend währenden osmanischen Fremdherr schaft wurde so mit der Verwirkli chung einer Idee begonnen, die nam hafte Vertreter der mit Paissi Chi- lendarskis „Slawo-Bulgarischer Ge schichte“ (1762) eingeleiteten Epo che der nationalen Wiedergeburt formuliert hatten. Aprilow, ein her vorragender bulgarischer Aufklärer und Gründer der ersten weltlichen bulgarischen Schule in Gabrowo (1835), Fotinow, der Herausgeber der ersten bulgarischen Zeitschrift „Ljuboslowie" (1844/46, Izmir) und Bogorow, der die erste bulgarische Zeitung, den „Bylgarski orel" (1846, Leipzig, bei Breitkopf & Härtel) her ausgab, setzten sich für die Errich tung von Hochschulbildungseinrich tungen in Bulgarien ein. Die mit der Epoche der nationa len Wiedergeburt zwischen 1762 und 1876 bis 1888 einsetzenden Be strebungen zur Bewahrung und Wie derherstellung der sozialen und kul turellen Identität des bulgarischen Volkes, zur Erschließung seiner über tausendjährigen Kultur und zur Erringung der nationalen Sou veränität mündeten unmittelbar nach der Befreiung vom osma nischen Joch in eine breite humani stische, bürgerlich-demokratische Bewegung zur Bildung und Erzie hung, vor allem der Jugend. Bereits 1880 beschäftigte sich die erste Volksversammlung des neuen bul garischen Staatswesens mit einem Gesetz, das die Bildung einer Hoch schule vorsah, an der Absolventen der Gymnasien Philosophie und Phi lologie. Rechts-, Natur- und techni sche Wissenschaften studieren soll ten. > Dies war dringend erforderlich, denn es gab zu wenig Gymnasial- und kaum Hochschullehrer, und die junge Generation studierte mangels Sofioter Universität - einst und heute Zentrum der Wissenschaften 100 Jahre Kliment-Ochridski-Universität Sofia - Geschichte und Gegenwart / Teil 1 eigener Bildungseinrichtungen an den Universitäten Petersburg und Odessa, Berlin und München, Prag und Wien, Paris, Genf, Lausanne — und vorzugsweise an der Universi tät Leipzig (siehe auch Teil II dieses Beitrages). 1887 wurde die Verord nung zur Einrichtung einer „Päd agogischen Klasse“, die ihre Tätig keit im folgenden Jahre aufnahm, erlassen. Der Studienplan des ersten Matrikels umfaßte allgemeine (Päd agogik, Psychologie, Soziologie), spe zielle (Geschichte der orientalischen Völker, Kulturgeschichte, slawische Ethnographie und Dialektologie, Grundlagen der Sprachwissen schaft, altbulgarische Grammatik, Französisch oder Deutsch) und Ne benfächer (Griechisch und Latein). Bereits nach einem Jahr wurde dieser Kurs in eine Hochschule um gewandelt, ihr erster Rektor war der namhafte Philologe Alexander Teodorow-Balan. Er hatte in Leip zig und Prag Philologie, Literatur geschichte und Slawistik studiert. 1894 erhielt die Hochschule einen selbständigen juristischen Status. Von 1903 bis 1907 war Iwan Schi- schmanow bulgarischer Bildungs minister. Er hatte ebenfalls in Leip zig studiert und wurde einer der be deutendsten bulgarischen Literatur wissenschaftler und Ethnologen. Schischmanow schuf wesentliche materielle, personelle und finan zielle Voräussetzungen für die Er hebung der Hochschule zur Univer sität im Jahre 1904. Sie erhielt den Namen „Bulgarische Universität Brüder Ewlogi und Christo Geor giew aus Karlowo" nach ihren Stif tern und Förderern. Die ursprüngli chen drei Fakultäten (juristische, physikalisch-mathematische, histo risch-philologische) wurden durch eine technische und landwirtschaft liche (1909) sowie eine medizinische, veterinärmedizinische und theologi sche (1918—1934) ergänzt und er weitert. Zwischen 1924 und 1934 wurde der bereits früher begonnene im posante neobarocke Neubau am Bou levard Russki mit der Errichtung des Hauptgebäudes der Universität vollendet. Sein Portal schmücken die Stifterfiguren der Brüger Geor giew. Die Alma mater erhielt nun den Namen Kliment Ochridskis, einer der hervorragendsten Persön lichkeiten der bulgarischen Ge schichte am Ende des 9. und zu Be ginn des 10. Jahrhunderts — siehe dazu den Beitrag in der Wissen schaftlichen Zeitschrift der Karl- Marx-Universität, Gesellschafts wissenschaftliche Reihe, Heft 5/1988. Ein bedeutender Teil der Hoch ¬ schullehrer waren ehemalige Stu denten und Absolventen der Leip ziger Universität. Dieses besondere Kapitel wird in einem folgenden Beitrag behandelt. Zwischen 1935 und 1944 bewahrte die Kliment-Ochridski-Universität ihre humanistische, bürgerlich demokratische Tradition — auch un ter dem monarcho-faschistischen Re gime, seinen besonders gegen die akademische Jugend und Intelligenz gerichteten Repressalien und wäh rend der Verstrickung Bulgariens in den zweiten Weltkrieg als zeitweili ger Verbündeter des faschistischen Deutschlands. Nach der Befreiung des Landes vom eigenen und frem den Faschismus wies Georgi Dimit- roff, der erste Ministerpräsident der jungen Volksrepublik am 8. De- Kliment-Ochridski-Universität Sofia Foto: UZ-Archiv zember 1946 (dem Tag der bulga rischen Studenten seither) in einer programmatischen Rede darauf hin, daß gerade die Sofioter Universität eine große, weit in die Zukunft weisende Aufgabe in der wissen schaftlichen Begründung der gesell schaftspolitischen Gestaltung und Entwicklung der Volksdemokratie in Bulgarien, zur Herausbildung einer der sozialistischen Revolution ergebenen und sie schöpferisch tra genden und mitgestaltenden Volks intelligenz hat. In den nun hundert Jahren ihres Bestehens haben an der Kliment- Ochridski-Universität Sofia über 100 000 Absolventen ihre Diplome er halten. Gegenwärtig arbeiten hier mehr als 1300 Lehrkräfte mit etwa 15 000 Studenten an 14 Fakultäten in über 40 Fachrichtungen. Mit der „Juli-Konzeption“ (1987), der Nationalen Parteikonferenz (Ja nuar 1988) und dem Juli-Plenum zur Entwicklung der Kultur, Wis senschaft und Bildung vor wenigen Monaten hat die Bulgarische Kom munistische Partei ihre gesell schaftswissenschaftliche Konzeption und gesellschaftspolitische Strategie zur weiteren Gestaltung des Sozialis mus in der Volksrepublik Bulgarien präzisiert. In dieser Politik nehmen die Intelligenz, die Wissenschaften und insbesondere die Sofioter Uni versität einen hervorragenden Platz ein. Das „Modell zur qualitativen Er neuerung des Sozialismus in Bulga rien. seiner Umgestaltung zu einem ökonomischen, politisch und kultu rell hochentwickelten sozialisti schen Land, zu einem sozialisti schen Kulturstaat“ (Todor Shiw kow) enthält für sie erneut weitrei chende Aufgaben. So erhält die Kliment-Ochridski- Universität wiederum — vergleich bar ihren Aufgaben in den Jahr zehnten der Entstehung, nach der Befreiung vom Faschismus, in der Gestaltung und Vollendung der Grundlagen des Sozialismus — eine Pionierrolle in der Entwicklung einer nun historisch höheren Quali tät des gesellschaftlichen und wis senschaftlichen Lebens, des Sozialis mus in der Volksrepublik Bulgarien — mit einem neuen Profil zu neuen Horizonten. Doz. Dr. sc. WOLFGANG GEIER
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