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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1988
- Erscheinungsdatum
- 1988
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198800001
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19880000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust
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- Band
- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1988
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UZ/34 23. September 1988 40 JAHRE FMI 3 A n den Universitäten, Hoch- und rachschulen ist eine Diskussion im jange, wie man hute die mo derne Wissenschan lehren und studie- ten muß, damit Absolventen herange bildet werden, die in ihrem gesamten Berufsleben auf der Höhe der Zeit ste- hen, fachlich ausgewiesene und par teiverbundene junge Leute, die mit Sachkunde, Elan und Blick für das Neue den Sozialismus mitgestalten. Vor dieser Frage stehen natürlich auch die Lehrer für Marxismus- Leninismus. Wie soll man unsere Welt anschauung heute mit dem Blick auf das Jahr 2000 lehren? Die Meßlatte für die Antwort auf diese Frage liegt sehr hoch: Wir wollen nicht nur Kenntnisse vermitteln, son dern zugleich die Aktivität, die Le benshaltung der Studenten im soziali stischen Sinn befördern, ihren Klas- Der Marxismus-Leninismus hat sich in der Geschichte bewährt und durch die Geschichte entwickelt Aus dem Vortrag von Prof. Dr. Gregor Schirmer, stellv. Leiter der Abteilung Wissenschaften des ZK der SED, auf der Festveranstaltung zum 40. Jahrestag des Franz-Mehring-Instituts senstandpunkt festigen, ihre Fähigkeit ausprägen, die Politik unserer Partei überzeugend zu vertreten. Es ist wohl eine allgemeine Erfah rung: In unsere Weltanschauung kann man nur eindringen, wenn man die Werke ihrer Begründer Marx, Engels und Lenin studiert, sich ihren geistigen Reichtum, ihre Methode zu eigen macht. Dasselbe gilt für die Beschlüsse der Partei und die Reden des Gene ralsekretärs des Zentralkomitees, Ge nossen Erich Honecker. Gediegenes marxistisch-leninistisches Wissen ver mitteln, das Selbststudium zum geisti gen Gewinn Werden lassen, das Nach schlagen bei den Klassikern, das Stu dium der Dokumente der Partei zur Le bensgewohnheit machen — damit fängt alles an, das ist und bleibt eine erstran gige Aufgabe des marxistisch-leninisti schen Grundlagenstudiums. Den Marxismus-Leninismus aus der lebendigen Praxis , heraus lehren Wir sollten die Studenten noch nach- I haltiger miterleben lassen, wie sich der I Marxismus-Leninismus in der Ge- | schichte bewährt und durch die Ge- | schichte entwickelt hat. Unsere Weltan- ! schauung hat einen zutiefst histo rischen Charakter. Sie will der Ge- j schichte nicht beibringen, was sie zu tun hat, sondern ist theoretischer Aus druck geschichtlicher Erfahrung. Die grundlegenden Aussagen des Marxis mus-Leninismus haben ihre Bestäti gung in der Geschichte erfahren und | erweisen sich auch heute als lebens trächtig. Aber nie hat sich unsere Lehre gescheut, aus der Geschichte zu lernen, sich — wo nötig — selbst zu kor rigieren, alte Thesen zugunsten neuer Erkenntnis zu präzisieren oder auf- Zugeben. Im Gegenteil: Dieser stän dige Lernprozeß aus der Geschichte ge hört zum eigentlichen Wesen unserer I Weltanschauung. Der Marxismus- Leninismus sollte noch mehr aus der le bendigen Praxis heraus gelehrt wer den, aufsteigend von den praktischen Erfahrungen, Problemen und Aufgaben Zu theoretischen Verallgemeinerungen. Der Marxismus-Leninismus ist eine Anleitung zum Handeln und kein Dogma, keine erstarrte Sammlung von I Glaubenssätzen. Er schöpft aus dem wirklichen Leben und beeinflußt es.. Wir Marxisten behaupten nicht, Kraft Unserer Weltanschauung alles von vorn herein genau zu wissen. Wir haben über die theoretische Basis, eben das, was wir die Grundwahrheiten des Mar-, xismus-Leninismus nennen und die Me- thode, nämlich die materialistische Dia- lektik, um neue gesellschaftliche Er- scheinungen und Tendenzen rechtzeitig Qufzuspüren, neue Lösungen für neue Aufgaben zu finden. I Dieser schöpferische Charakter des Marxismus-Leninismus bestätigt sich 9erade in unserer Zeit großer gesell- ichaftlicher Umwälzungen. Der Gegner geifert, der Sozialismus s ei in einer tiefen Krise. Aber die viel- föltigen Wandlungen werden das Ge- 9enteil herbeiführen, nämlich ein wei- 'eres Aufblühen unserer historisch noch o jungen Gesellschaftsordnung. Be- Künntlich hat Lehin die Auffassung ver- ' r eten: „Alle Nationen werden zum So- iqlismus gelangen, das ist unausbleib- ich, aber keine auf genau die gleiche Art und Weise, jede wird zu dieser °der jener Form der Demokratie, zu dieser oder jener Abart der Diktatur es Proletariats, zu diesem oder jenem empo der sozialistischen Umgestal- Jung der verschiedenen Seiten des ge- lellschaftlichen Lebens etwas Eigenes °eitragen. Nichts wäre theoretisch jämmerlicher Und in der Praxis lächerlicher, als sich im Namen des historischen Materialis- Pus‘ in dieser Hinsicht die Zukunft Srqu in grau vorzustellen. 1 2 ) I Seit Lenins Zeiten haben wir die Er- "brung gemacht, daß das Beschreiten Des sozialistischen Weges durch immer "ehr Völker keineswegs mit dem Gleichhobeln" der Verschiedenheiten ‘Brbunden ist. Je weiter der Sozialis- Tus voranschreitet, je mehr Länder den Sozialismus aufbauen, umso viel- Eöltiger sind die Wege, Varianten und Ormen sozialistischer Gesellschafts- Bestaltung. Auf neue Herausforderungen echtzeitig reagieren Der Sozialismus ist seinem Wesen "Qch eine Gesellschaftsordnung, die nsht auf internationale Vereinheitli- hung, sondern auf Freisetzung aller ahöpferischen Möglichkeiten der ein- Blnen Völker, auf ihre nationale Selbst- . stimmung, auf ihre Freiheit der Ge- * 'Schaftsgestaltung gerichtet ist. /Ute gibt es mehr als 20 Staaten, die 2n Sozialismus aufbauen oder Wege ? 'hm beschreiten. Mehr als 150 Staa- w” existieren auf unserem Erdball. Es Gre wahrlich grotesk und lebens fremd, den Sozialismus so aufzufassen, als schlage er alle diese Staaten und ihre Völker über einen Leisten und nehme ihnen ihre Eigenart. Das Ge genteil ist der Fall. Gerade für die so zialistische Gesellschaftsgestaltung spielen solche Faktoren wie die histo rischen Erfahrungen und Traditionen, die konkreten Bedingungen in Wirt schaft, Politik und Kultur, die nationa len Eigenheiten einschließlich der be sonderen nationalen Mentalität, die Größe und geographische Lage des Landes, seine internationale Stellung eine sehr große Rolle. Natürlich streben wir eine Annähe rung des wissenschaftlich-technischen und ökonomischen Niveaus der soziali stischen Länder an, was das Wachstum des Nationaleinkommens, der Arbeits produktivität, der Effektivität und ande rer Parameter betrifft. Wir streben eine Annäherung der Lebensbedingungen der Völker insofern an, als sie ihre ma teriellen und kulturellen Bedürfnisse im mer besser befriedigen können, gut wohnen, sich kleiden, essen und leben sollen. Wir streben eine Annäherung auch auf geistig-kulturellem Gebiet an, ein sich gegenseitiges Kennenlernen, diese Prozesse sind im Gange. Die Vielfalt der Veränderungen in der Welt des Sozialismus ist gut für den Frieden und den sozialen Fort schritt. Sie macht den Sozialismus attraktiver, mehrt seinen Reichtum an Errungenschaften und Werten und stärkt seine internationalen Positionen. Sie setzt das schöpferische Potential der Völker noch stärker in Aktivität bei der demokratischen Mitgestaltung durch die Bürger um. Sie widerlegt die gegnerische Verleumdung, der Sozialis mus sei erstarrt und könne die Pro bleme der Entwicklung nicht erkennen und lösen. Ich verkenne nicht, daß die Vielfalt der - Veränderungen in einer Reihe von Ländern nicht zuletzt wie die Parteien selbst einschätzen, durch Sta gnationserscheinungen, Vorkrisensitua tionen, ernste Schwierigkeiten ausge löst wurden. Aber sie dient ja gerade der Überwindung solcher Schwierig keiten und Fehler! Sie verkärpert die Suche nach neuen Lösungen für eine höhere Dyna mik der Gesellschaftsgestaltung. Ich verkenne auch nicht, daß der Prozeß dieser Veränderungen nicht gradlinig verläuft, mit neuen Schwierigkeiten und Fehlern verbunden ist. Aber ins gesamt verlaufen die vielfältigen Verän derungen in der Welt des Sozialismus als — so hat es Genosse Erich Hon ecker formuliert — „ständiger Prozeß der schöpferischen Suche noch den je weils besseren Wegen zur Lösung neuer Aufgaben und Probleme .. . Na türlich kommt es darauf an, daß jedes Land auf die neuen Herausforderun gen entsprechend den konkreten na tionalen und internationalen Bedingun gen- rechtzeitig und flexibel rea giert ".2) In diesem Prozeß wächst die Einheit der Bruderländer auf einer höheren Stufe, eine Einheit, in der Vielfalt, die sowohl auf den gemeinsamen Wesens merkmalen und Zielen des Sozialismus beruht, als auch auf den Besonder heiten der verschiedenen Länder. Ge nosse Kurt Hager sagte dazu: „Das All gemeine und Gemeinsame setzt sich immer in spezifischer Form durch. Inso fern ist die sozialistische Entwicklung eines Landes stets unverwechselbar und in seiner spezifischen Form nicht wiederholbar." 3 4 5 ) Das Allgemeine, hier: der Sozialismus, existiert - wie wir von Lenin wissen — ohnehin nicht „an sich", sondern nur „im einzelnen, durch das einzelne"/ 1 ) hier also in Ge stalt der einzelnen sozialistischen Län der. angandauernde Periode historischer Wandlungen Meines Erachtens gibt es gewichtige Zusammenhänge, die objektiv in Rich tung auf die Festigung der Einheit in der Vielfalt wirken: Erstens sind alle so zialistischen Länder mit wesentlich glei chen oder ähnlichen globalen Heraus forderungen und Zwängen der interna tionalen Klassenauseinandersetzung konfrontiert. Zu diesen Herausforde rungen gehört die wissenschaftlich- technische Revolution, die sich objektiv als ein „qualitativer Sprung in den Pro duktivkräften der Menschheit”’) voll zieht. Kein sozialistisches Land kann sich aussuchen, ob es an dieser Revo lution teilnimmt oder nicht. Auch Tiefe, Ausmaß und Tempo dieser Revolution sind keine willkürlich festzulegenden Größen. Die sozialistischen Länder müs sen in dieser Revolution mithalten und mitbestimmen. Zweitens wurde in der Welt des So zialismus die Erfahrung gemacht, daß sowohl der Übergang zum Sozialismus in unterentwickelten Ländern als auch der Aufbau des Sozialismus in entwik- kelten Ländern kein kurzfristiges Durch gangsstadium ist, sondern eine lang- andauernde Periode historischer Wand lungen aller Bereiche der Gesellschaft. In der Sowjetunion und in den europä ischen sozialistischen Ländern hatten sich Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre die Möglichkeiten extensiven Wirtschaftswachstums erschöpft. Der Weg einer intensiv erweiterten Re produktion war objektiv notwendig ge worden. In allen Ländern war eine neue Qualität der Gesellschaftsgestal tung aus Gründen der inneren Dialek tik des Sozialismus objektiv herange- reift und ein neues Herangehen er forderlich, um der sozialistischen Ge sellschaft eiee höhere Dynamik und Effektivität zu verleihen. Im Kern geht es überall um die Ausprägung der Vor züge des Sozialismus, um die Entfal tung seines Wesens als ,i,Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingungen für die freie Entwick lung aller ist." 6 7 * ) In allen Ländern wird der Sinn des Sozialismus wiederherge stellt bzw., Schritt um Schritt verwirk licht. Nach unserer Auffassung besteht dieser Sinn darin, „alles zu tun für das Wohl des Volkes, Vollbeschäftigung, so ziale Gerechtigkeit und Geborgenheit für alle Werktätigen und ihre Familien zu gewährleisten, Bedingungen für die Entfaltung der schöpferischen Kräfte al ler Klassen und Schichten zu schaffen, überall hohe politisch-moralische An sprüche durchzusetzen, ein kulturelles Leben zu gestalten, die Bürgerrechte, die Freiheit und Würde des Menschen zu verwirklichen".') Die neue Stufe der Einheit in der Vielfalt hängt aber auch von subjekti ven Bedingungen ab. Die führenden Parteien müssen sich der neuen Situa tion bewußt sein und die Fähigkeit aus prägen, sie zu meistern. Sie müssen die Selbständigkeit jeder Partei und die Zu sammenarbeit, den Erfahrungsaus tausch verstärken. In der internationalen Vielfalt des So zialismus wirken allgemeine Gesetz mäßigkeiten. Die SED hat ihre Auffas sung von den allgemeinen Gesetz mäßigkeiten im Parteiprogramm formu liert und sich zu ihnen bekannt. Ein wichtiger Beitrag der SED zur Her ausarbeitung der allgemeinen Gesetz mäßigkeiten des Sozialismus ist in den Thesen des ZK der SED zum Karl-Marx- Jahr enthalten. „Die Neugestaltung der ganzen Gesellschaft setzt die Machteroberung durch die Arbeiter klasse, die ständige Festigung der so zialistischen Staatsmacht und die Ent faltung der sozialistischen Demokratie .voraus. Sie erfordert den Sieg der so zialistischen Produktionsverhältnisse in allen Bereichen der Volkswirtschaft, die rasche Entwicklung der Produktiv kräfte und die sozialistische Planwirt schaft. Dazu bedarf es eines festen Bündnisses der Arbeiterklasse mit der Bauernschaft, der Intelligenz und ande ren Werktätigen"/) Unsere Konzeption hat sich im Leben bewährt Selbstverständlich tragen auch die anderen Parteien zur Erkenntnis der all gemeinen Gesetzmäßigkeiten des So zialismus bei. Ich glaube, daß alle Parteien einig sind, folgende Prinzipien oder Haupt merkmale des Sozialismus in ihrer theoretischen und praktischen Arbeit zu vertreten: — Die führende Rolle der marxistisch- leninistischen Partei in der Gesellschaft. — Die Macht der Arbeiterklasse. Das Bündnis der Arbeiterklasse mit den anderen Werktätigen. Die Entfaltung der sozialistischen Demokratie. — Die Entwicklung sozialistischer Pro duktionsverhältnisse auf der Basis des sozialistischen Eigentums in seinen beiden Grundformen. — Die gesamtstaatliche Leitung und Planung auf der Grundlage des demo kratischen Zentralismus. — Die Durchsetzung des Leistungsprin zips. — Die Orientierung auf das Wohl des Volkes, auf die bessere Befriedigung der materiellen und kulturellen Bedürf nisse der Werktätigen. — Die enqe und allseitige Zusammen arbeit der sozialistischen Länder. Wie stehen wir zu den Verände rungen in der Sowjetunion und in den anderen sozialistischen Ländern? Erstens verstehen wir diese Verände rungen sehr wohl und wünschen den Bruderparteien vollen Erfolg bei der Verwirklichung. Zweitens beschränken wir uns nicht bloß auf gute Wünsche, sondern be fördern diese Veränderungen vor allem dadurch, daß wir unsere vertraglichen Verpflichtungen gegenüber den Bru derländern exakt erfüllen, den Erfah rungsaustausch und die Zusammenar beit pflegen. Jedes Land möge seinen eigenen sozialistischen Weg gehen. Das Kriterium für dessen Richtigkeit ist letzten Endes die Praxis oder wie Ge nosse Michail Gorbatschow formuliert hat: „Kriterium für... (die) Entwick lung (des Sozialismus) in jeder Etappe und in jedem Land sind die Gesamt heit und die Qualität der wirklichen Er folge bei der Weiterentwicklung der Gesellschaft im Interesse der Werktäti- gen." 9 10 ) Was uns betrifft, so haben wir uns im Programm der SED das strategische Ziel gestellt, in der DDR die entwik- kelte sozialistische Gesellschaft zu ge stalten und. so Voräussetzungen für den allmählichen Übergang zum Kom munismus zu schaffen. An der Konzep tion der entwickelten sozialistischen Ge sellschaft werden wir festhalten, weil sich diese Konzeption bisher im Leben bewährt hat, weil ihre Verwirklichung Erfolge gebracht hat und weil sie nach vorn offen ist, auf eine längere Etappe des Sozialismus berechnet ist. Es ist uns nicht leicht gefallen, diese Konzeption auszuarbeiten. Die 60er Jahre waren in dieser Hinsicht eine lehrreiche und oft auch schmerzhafte Periode des Suchens, in der neben gro ßen Erfolgen auch Fehler und Irrtümer standen, die vor der 16. Tagung des ZK im Mai 1971 vor dem VIII. Parteitag so gar eine bedenkliche Situation mit sich brachte. Der VIII. Parteitag brachte die Wende hin zu einer Politik, die mit noch größerer Konsequenz den Sinn des So zialismus, nämlich alles zu tun für das Wohl des Volkes, auf ihre Fahnen schrieb. Ich erinnere daran, daß diese Wende mit einer gründlichen theore tischen Diskussion über das Verhältnis von Sozialismus und Kommunismus als den zwei Phasen einer einheitlichen Gesellschaftsformation verbunden war. Wir kamen zu der Erkenntnis, daß der Kommunismus nur das Ergebnis einer historisch langen Entwicklung des So zialismus sein wird, daß nicht die Er wartung einer fernen kommunistischen Zukunft die entscheidende Triebkraft sozialer Aktivität der Menschen sein kann, sondern die für jeden erlebbare Verbindung von Wirtschafts- und So zialpolitik. Nur auf diesem Weg ist es möglich, eine feste Einheit von Partei und Volk zu schmieden und politische Stabilität zu gewährleisten. Die Geschichte hat es mit sich ge bracht, daß wir schon frühzeitig den Übergang zur intensiv erweiterten Re produktion nicht nur proklamiert, son dern auch organisiert haben. Mit der Forderung, die Errungenschaften der wissenschaftlich-technischen Revolu tion mit den Vorzügen des Sozialismus zu verbinden, wurde ein Maßstab for muliert, der den engen Zusammenhang von Gesellschafts- und ökonomischer Strategie verdeutlicht. Die ökonomi- sche Strategie bleibt unverständlich, wenn sie nicht im Zusammenhang mit der Gesellschaftsstrategie gesehen wird. Wie im Parteiprogramm festgestellt wird, ist die Gestaltung der entwickel ten sozialistischen Gesellschaft ein hi storischer Prozeß tiefgreifender politi scher, ökonomischer, sozialer und kul tureller Wandlungen. Die gesellschaft liche Entwicklung duldet keinen Still stand, wir begnügen uns nicht mit dem Erreichten. Auch in Zukunft werden wir bewußt und planmäßig alle Seiten und Berei che des gesellschaftlichen Lebens wei ter verändern, um ein höheres Niveau des Sozialismus zu erreichen. Wir ver zichten auf die scheinheiligen „Reform vorschläge" der westlichen Medien. Die DDR ist ein Land in der Bewegung. Wir lösen im Vorwärtsschreiten die neu auftretenden Probleme. Unsere Gesellschaftskonzeption ar beitet den dynamischen Charakter des entwickelten Sozialismus heraus. Diese Dynamik ergibt sich insbesondere aus der Umwälzung der Produktivkräfte in der wissenschaftlich-technischen Revo lution, die mit der Entwicklung und ra santen Ausbreitung der Hochtechnolo gien von der Mikroelektronik bis zur Biotechnologie in eine neue Etappe eingetreten ist. Von dieser Dynamik sind die Produktionsverhältnisse, ist die Wirtschaft insgesamt erfaßt. Sie prägt auch das politische System. Wenn wir von politischer Stabilität sprechen, ist das kein Kontrapunkt zur Dynamik, ist immer auch die weitere Ausprägung der Demokratie, der Mitgestaltung durch die Bürger gemeint, deren Grundrechte im Einklang mit den Grundpflichten immer umfassender aus gestaltet und durchgesetzt werden. Keiner wird uns von unserem Kurs abbringen Unsere Gesellschaftskonzeption kenn zeichnet den entwickelten Sozialismus als für zukünftige Entwicklungen, für Reformen und Umgestaltungen offene Gesellschaft. Nichts ist abgeschlossen. Die Verwirklichung der Beschlüsse des XI. Parteitages erfordert eine große Anstrengung des Denkens und Handelns. Das Neue setzt sich nicht von selbst durch. Es gibt objektive Schwierigkeiten, die sich aus der Kom pliziertheit und Komplexität der Pro zesse im Sozialismus und aus den in ternationalen Bedingungen ergeben. Wir übersehen aber auch subjektive Ur sachen für Mängel nicht, wie schlechte Leitungsmethoden, Gleichgültigkeit, Mißachtung der Kritik und der Vor schläge der Werktätigen. Aber wir las sen uns nie entmutigen und von nie mandem von unserem Kurs abbringen, Keinen Augenblick allerdings dürfen wir außer acht lassen, daß wir in der DDR den Sozialismus unter weltoffe nen Bedingungen aufbauen, die wahr scheinlich in der Welt des Sozialismus einzigartig sind. Kein sozialistisches Land ist damit konfrontiert, daß die „eigene" gestürzte Ausbeuterklasse noch existiert, einen mächtigen Klas senstaat hat, diesen Staat als identisch mit dem alten Staat erklärt, den neuen sozialistischen Stadt sich einzuverlei ben als „Verfassungsgebot" deklariert und - wie Westberlin — eine Bastion des Imperialismus im sozialistischen Territorium besitzt. Kein anderes soziali stisches Land ist zu einem solchen Aus maß den Machenschaften westlicher Geheimdienste und der Hetze westli cher Medien ausgesetzt, die sich der selben deutschen Sprache bedienen. Nirgendwo gibt es wahrscheinlich einen solch intensiven Besucherverkehr in beiden Richtungen, so viele ver wandtschaftliche Beziehungen. Die unter allen denkbaren Aspekten entscheidende Besonderheit in der Ent wicklung der DDR ist nach meiner Mei nung unsere spezifische politisch geographische, ökonomische, geistig kulturelle und nationale Situation an der Trennlinie zwischen Warschauer Vertrag und NATO. Dem werden wir stets Rechnung tragen. Wir alle kennen den ersten Satz im Abschnitt I des Kommunistischen Mani- fests: „Die Geschichte (Engels er gänzte später: die schriftlich überlie ferte Geschichte') aller bisherigen Ge sellschaft ist die Geschichte von Klas senkämpfen." 111 ) Gilt dieser Satz noch oder muß man die Dinge im nuklear kosmischen Zeitalter, unter dem Druck globaler Menschheitsprobleme heute anders sehen? Offenkundig ist der Klassenkampf zwischen Bourgeoisie und Proletariat nach wie vor die Haupttriebfeder der Entwicklungen innerhalb der kapitalisti schen Länder. Ebenso ist das Ringen vieler Völker Asiens, Afrikas und Latein amerikas um politische Freiheit und ökonomische Unabhängigkeit objektiv und in seinem Kern antiimperialisti scher Klassenkampf. Darüber hinaus spielt der Klassenkampf auch in den Beziehungen zwischen den beiden Ge sellschaftssystemen Sozialismus und Im perialismus eine ausschlaggebende Rolle. Angesichts der Gefahr, daß die Menschheit in einem atomaren Inferno untergeht, angesichts anderer großer globaler Gefahren kann man die fried liche Koexistenz nicht einfach auf eie Form des Klassenkampfes reduzieren. Friedliche Koexistenz ist heute die einzig mögliche Form des Zusammenlebens von Staaten verschiedener Gesell schaftsordnungen, eine Koalition der Vernunft, in der auch das vernünftige Eigeninteresse des Monopolkapitals an der Erhaltung seiner physischen Exi stenz und seiner Profitwirtschaft eine Rolle spielt. Sie ist ein breites Bündnis aller friedliebenden Kräfte, um die Menschheit als Gattung zu erhalten, so zialen Fortschritt überhaupt zu ermög lichen und die globalen Probleme zu lö sen. Lehre vom Klassenkampf anschaulich vermitteln Aber die friedliche Koexistenz kann den antagonistischen Gegensatz zwi schen Sozialismus und Imperialismus nicht aufheben und den Klassenkampt zwischen beiden nicht beenden. Frie den und Abrüstung müssen in einem langwierigen und erbitterten Kampf ge gen die ewig-gestrigen aggressiven Kreise des Imperialismus durchgesetzt werden. Wenn wir fordern, „nicht in den Denkschablonen der Konfrontation und des Strebens nach militärischer Überlegenheit zu verharren, sondern auf neue Weise an die Dinge heran zugehen, neue Formen und Verfahren in den Beziehungen zwischen den ver schiedenen sozialen Systemen, Staaten und Regionen zu finden" 11 ), dann op fern wir in keiner Weise unseren Klas senstandpunkt den Menschheitsinteres sen. Wir nehmen die Interessen der ganzen Menschheit hinein in das Klas seninteresse der Arbeiterklasse, in unse ren Klassenstandpunkt. Wir sind Anhänger einer zivilisierten Form der ideologischen Auseinan dersetzung. in der das Argument gilt und nicht die Verdrehung der Wahr heit. „Wir stehen dafür ein, daß ideolo gische Differenzen nicht in friedens gefährdender Weise auf die Gestal tung zwischenstaatlicher Beziehungen durchschlagen. Auch hier ist ein prak tisch neues Herangehen vonnöten. Es handelt sich um die Fähigkeit, mit den Gegensätzen zu leben und sie in Stil und Formen auszutragen, die dem kul turellen Entwicklungsniveau der mo dernen Welt würdig und angemessen sind ... Parolen des Hasses und der Verdächtigung, Ambitionen und Be drohung zerstören diese Vorausset zung." 12 ) Ich leite aus dem Gesagten ab: Es bleibt eine wesentliche Aufgabe des marxistisch-leninistischen Grundla genstudiums, die Lehre vom Klas senkampf anschaulich zu vermitteln. „Kernfrage bleibt die Erziehung zum so zialistischen Klassenstandpunkt." 13 ) Aktuelle Grundfragen sozialistischer Erziehung Ein fester Klassenstandpunkt äußert sich heute vor allem in der unbeding ten Treue zur DDR, in der Entschlos senheit, den Sozialismus durch eigene Taten zu stärken, Mängel und Schwie rigkeiten überwinden zu helfen, in der Bereitschaft, das sozialistische Va terland zu schützen und zu verteidigen. Zum Klassenbewußtsein gehört re volutionäre Wachsamkeit, das Erken nen und Zurückweisen feindlicher Ak tivitäten, das Auftreten gegen Verleum dungen des Sozialismus. Den sozialisti schen Klassenstandpunkt einzunehmen heißt, nichts zu dulden, was dem So zialismus schadet und sein ganzes Lei stungsvermögen einzusetzen, um un sere sozialistischen Prinzipien zu ver wirklichen. Dazu gehört auch eine klare Haltung zum Imperialismus als einer unmenschlichen, historisch über lebten Ordnung, antiimperialistische Solidarität und unverbrüchliche Freund schaft mit der Sowjetunion und den an deren sozialistischen Ländern. Möge niemand denken, das seien Selbstver ständlichkeiten von gestern, die man beiseite lassen könnte. Nein, es han delt sich um heute wie morgen aktuelle Grundfragen sozialistischer Erziehung. Den Marxismus-Leninismus überzeu gend zu vermitteln dazu braucht man hochqualifizierte Lehrkräfte, Kämp fer für den Sozialismus. Seit 40 Jahren wirkt euer nach dem marxisti schen Revolutionär Franz Mehring be nanntes Institut an der Aus- und Wei terbildung dieser Lehrkräfte mit. Das In stitut war wesentlich an der Einführung der marxistisch-leninistischen Grund lagenausbildung an unseren Universi täten, Hoch- und Fachschulen betei ligt. In den 40 Jahren erwies sich das Kollektiv des Franz-Mehring-Instituts als der Partei treu ergeben, erfüllte die Beschlüsse mit großer Initiative und Ausstrahlungskraft und gestaltete in im mer stärkerem Maße das gesellschaft liche Leben in unserer Republik mit. Wir erachten eine breit angelegte Qualifizierung der Lehrkräfte für Mar xismus-Leninismus in den drei Bestand teilen des Marxismus-Leninismus und der Geschichte der Arbeiterbewegung, in der Methodik der gesellschaftswis senschaftlichen Lehre, in der Kultur und Literatur sowie in wichtigen gesell schaftlichen Zusammenhängen der Na tur- und Technikwissenschaften und der Medizin für außerordentlich bedeut sam. Die Ausstrahlung des Grundlagenstu diums wird entscheidend davon ab hängen, daß die Studenten eine für ihre Fragen offene, breit gebildete und streitbare Lehrerpersönlichkeit erleben. Bei der Bewältigung dieser Aufgabe der Weiterbildung sind alle bedeuten den Wissenschaftler der Karl-Marx- Universität und der anderen Leipziger Hochschulen gefragt. Auch sollten die guten Kontakte des Franz-Mehring- Instituts mit den wissenschaftlichen Ein richtungen der Partei vertieft werden. Führende Gesellschaftswissenschaftler, vor allem Philosophen, Wissenschaftli che Sozialisten, Politökonomen und Hi storiker sollten über die Weiterbildungs lehrgänge am Franz-Mehring-Institut einen engen wissenschaftlichen Kon takt mit den Lehrkräften des Grundla genstudiums pflegen. In den kommenden Jahren wird die Weiterbildung noch an Bedeutung ge winnen. So wie in anderen Wissen schaftsdisziplinen wird der Zuwachs an Wissen auch in der Gesellschaftswis senschaft voranschreiten. Deshalb wird sich die individuelle Verantwortung der Lehrkräfte für ihre eigene Weiterbil dung erhöhen. Aber auch eine stärker differenzierte kollektive Weiter bildung wird ausgebaut werden müs sen. Das FMI hat sich darauf einzustel len, daß noch mehr Lehrkräfte die Dok torgrade über die Aspirantur am Franz-Mehring-Institut erwerben. Es gehört zu euren internationalisti schen Pflichten, befreundete Staaten bei der Aus- und Weiterbildung ihrer Lehrkräfte für Marxismus-Leninismus zu unterstützen. (Zwischentitel Redaktion) 1) Lenin. Werke. Bd. 23. Dietz Verlag, S. 64 2) Erich Honecker: „Mit dem-Volk - für das Volk...“. Dietz Verlag Berlin 1988. S. 15/16 31 Kurt Hager. Unsere Gesellschaftskon- zeption — eine Strategie von humanisti schem Charakter“ ND vom 15. 1. 1988, S. 4 4) Vgl. Lenin, Bd. 38. Dietz Verlag. S. 340 5) Michail Gorbatschow: Politischer Be richt an den XXVII. Parteitag der KPdSU. Dietz Verlag Berlin 1986. S. 13 6) MEW, Bd. 4. Manifest der Kommuni stischen Partei. S. 482 7) Erich Honecker. Rede a. a. O.. S. 68 8 Thesen des ZK der SED zum Karl- Marx-Jahr 1983. Dietz Verlag Berlin 1982. S. 37/38 9) Michail Gorbatschow. Rede auf der ge meinsamen Pestsitzung des ZK der KPdSU, des Obersten Sowjets der UdSSR und des Obersten Sowjets der RSFSR anläßlich des 70. Jahrestages der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. Dietz Verlag Berlin 1987. S. 65 10) MEW. Bd. 4. Dietz Verlag. S. 462 11) Bericht des ZK der SED an den XL Parteitag. Berichterstatter Gen. Erich Honecker. Dietz Verlag Berlin 1986 S. 10 12) Erich Honecker: ND vom 8. 5. 1987. S. 4 13) Bericht des ZK der SED an den XI. Parteitag der SED, a. a. O., S. 59
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