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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1981
- Erscheinungsdatum
- 1981
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198100007
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19810000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1981
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4 KULTUR 26. Juni 1981 UZ/2S Am neuen Gewandhaus am Karl-Marx-Platz gehen die Bauarbeiten ihrem Ende entgegen. Foto: Müller Unser neuer Nachbar Das Gewandhausorchester vor seinem Umzug an den Karl-Marx-Platz Daß 200 Jahre später das Wort „Gewandhaus“ bei Musikfreunden in aller Welt einen guten Klang hat, hätte die Leipziger Musiker des 18. Jahrhunderts und ihre Mäzene sicher gefreut. Doch es waren schlicht Gründe der Raumnot, die das Leip ziger „Grosse Concert“ aus dem Gasthaus „Drei Schwanen“ in das Gebäude der Woll- und Tuchhändler umziehen ließ. Dort erklang am 25. November 1781 erstmals ein Kon zert, und es dauerte nicht lange, bis die Leipziger von den „Gewandhaus- konzerten“ und dem „Gewandhaus orchester“ sprachen. Gefördert von finanzkräftigen Musikliebhabern und dem Rat der Stadt, der schnell die Bedeutung dieser musikalischen Ein richtung für das Renommee der Messestadt erkannte, wurde das Ge wandhausorchester zu einem festen, ja prägenden Bestandteil des Kultur lebens. Das überdurehsehnittliehe Können seiner Musiker zog bedeu tende Dirigenten an, und als 1835 Felix Mendelssohn Bartholdy das Amt des Gewandhauskapellmeisters übernahm, begann eine der glanz vollsten Etappen im Wirken des Or chesters. Gegen Ende des 19. Jahr hunderts wurde der Saal im Ge wandhaus — trotz der Ausnutzung jedes Winkels — wiederum zu eng, um die Menge der interessierten Zu hörer zu fassen. Am 11. Dezember 1884 konnte das neue Konzerthaus in der inneren Westvorstadt einge weiht werden. Die Leipziger hielten hartnäckig an der Bezeichnung „Ge wandhaus“ — nun schon ein Marken zeichen — fest. Im Februar 1944 wurde das Kon zerthaus — weithin gerühmt ob sei ner architektonischen Schönheit und ausgezeichneten Akustik — bei einem Bombenangriff zerstört. Doch das Gewandhausorchester war nicht tot. Schon 1945 erklangen wieder Konzerte, und in der aus gebauten Kongreßhalle des Leipzi ger Zoo erhielt es einen ständigen Spielort. Unter der Leitung von Franz Konwitschny, 1949 zum Ge wandhauskapellmeister berufen und bis zu seinem Tod 1962 in diesem Amt, konnte das Orchester seinen Weltruhm neu begründen — leben diger Beweis auch der Fürsorge des sozialistischen Staates gegenüber der Kultur in einer Zeit, in der so vieles neu zu schaffen war. „Gewandhaus-Geheimnisse" Seit 1970 ist Professor Kurt Masur Gewandhauskapellmeister, und die Nachfrage nach den Konzerten ist seither — und das nicht nur in Leip zig — ständig gestiegen. So ist die Begeisterung der Zuhörer in aller Welt groß, wenn das Gewandhausor chester auf vielen Konzertreisen — unter anderem in die Sowjetunion, nach Südamerika und Japan, in die USA und viele Länder Europas — sein Können beweist. Sein einmali ger „Gewandhaus“-Klang erwächst aus musikalischer Tradition, solisti- schem Können jedes einzelnen Mu sikers und konsequent-einfühlsamer Führung. Und für alle Künstler ist die Heimat immer Leipzig, sind und bleiben die Konzerte zu Hause und ihre Vorbereitung Quelle künstleri scher Anregung und Vervollkomm nung. Die rund .200 Musikerinnen und Musiker, die heute „Gewandhäus ler“ sind, treten jedoch niemals alle gemeinsam auf : Zu den Wirkungs stätten des Orchesters gehören näm lich — wie schon vor 200 Jahren — die Oper und die Aufführungen des Thomanerchores in der Thomas kirche. Doch darin erschöpft sich das Wir ken der Musiker noch immer nicht — auch die Kammermusikveranstaltun gen des Gewandhauses bieten exzel lente musikalische Erlebnisse. Das Bachorchester zum Beispiel, das sich unter der Leitung des 1. Konzertmei sters Professor Gerhard Bosse vor allem dem Schaffen des großen Tho maskantors widmet, Gewandhaus- Quartett und Gewandhaus-Bläser quintett runden mit anderen Ver einigungen das Bild ab. Im Engage ment für die Kammermusik liegt übrigens eines der „Geheimnisse“ der gleichbleibenden künstlerischen Qualität des Orchesters: Hier werden das Zusammenspiel und das Aufein- ander-Hören trainiert, beides sehr wichtig für das große Orchester und an ihm von den Kritikern beson ders gerühmt. Guter Kontakt zur Universität Das Gewandhausorchester ist Teil des Ensembles jener Einrichtungen, die das geistig-kulturelle Leben der Messestadt prägen. So ist es nur na türlich, daß es von jeher enge Ver bindungen zur Karl-Marx-Universi tät pflegt. Mit dem Einzug des Ge wandhausorchesters ins neue Haus wird auch die räumliche Nachbar schaft unmittelbar werden — dies ist jedoch nur optischer Ausdruck eines über lange Jahre praktizierten, fruchtbaren Zusammenwirkens. Tra ditionell ist die Unterstützung des Akademischen Orchesters der Karl- Marx-Universität durch Mitglieder des Gewandhausorchesters, die ihren „Kollegen Wissenschaftlern“ musika lisch mit Rat und Tat zur Seite ste hen. 1978 wurde zwischen der Sektion Marxismus-Leninismus und dem Ge wandhaus ein Freundschaftsvertrag abgeschlossen, auf. dessen Grund lage Wissenschaftler dieser -Sektion zur Förderung und Qualifizierung des politischen Lebens’im Gewand haus beitragen. Eröffnung im Oktober Wenn im Oktober die Spielzeit 1981/82 beginnt, wird sich ein lang gehegter Traum des Gewandhaus orchesters und aller seiner Freunde erfüllen — sie können den 200. Jah restag des ersten „Gewandhaus“- Konzertes in einem neuen Konzert haus feiern. In vierjähriger Bauzeit entstand am Karl-Marx-Platz der erste Konzerthallen-Neubau der DDR — ein Beschluß des IX. Partei tages der SED wurde damit Wirk lichkeit. Im Großen Saal, dessen Stirnseite eine Orgel aus dem VEB Potsdamer Schuke-Orgelbau ziert, finden etwa 1900 Besucher Platz; der Kleine Saal, bestimmt vor allem für Kammermusik, hat 450 Plätze. Und so selbstverständlich, wie von der Grundsteinlegung an die Besuche von Gewandhauskapellmeister Pro fessor Masur auf der Baustelle und sein herzlicher Kontakt zu den Bau leuten waren, ist die Bestimmung des ersten Konzerts: Zum Tag der Republik werden die Erbauer des Hauses die Uraufführung der „Ge sänge an die Sonne“ von Siegfried Thiele und die 9. Sinfonie von Lud wig van Beethoven erleben. Dr. Ulla Ackner buchtip JZ Hermann Kant: Zu den Unterlagen Von einem unterhaltsamen Werk zu sprechen, wenn der Autor des Buches Hermann Kant heißt, würde für viele Leser bedeuten, Eulen nach Athen zu tragen. „Zu den Unterla gen", Publizistik aus den Jahren 1957 bis 1980, hält, was die Kant- sehen Romane und Erzählungen versprechen. Geschliffene Formulie rungen und ein mit vielen Episo den durchsetzter Erzählstil lassen die Lektüre zu einem nachhaltigen Erlebnis werden. Bei der Lektüre dieses äußerlich recht unscheinbaren Bandes wech selten bei mir herzhaftes Lachen mit Nachdenklichkeit, Bestürzung, ja so gar Erschrecken. So sind die polemi schen Erwiderungen Hermann Kants auf Angriffe und Verleum dungen westlicher Politiker der 50er und 60er Jahre dank der vom Autor gekonnt eingesetzten Satire äußert, vergnüglich zu lesen. Durch die scharfe treffsichere Polemik Kants bemerkt man jedoch sehr schnell die Härte der Angriffe gegen die. junge DDR und ihre Literatur. Von den auch als Zeitdokument interessanten publizistischen Beiträ gen hat mich unter anderem der bewegt, in dem Hermann Kant die Kinder der DDR auffordert, durch selbstgemalte Bilder Solidarität mit dem mexikanischen Maler Alfaro Siqueiros zu üben. Beeindruckend ist auch die Reaktion Kants auf den faschistischen Putsch in Chile. Hier zeigt sich sein Wissen um die Ver antwortung der Literatur in den po litischen Kämpfen und seine Zuver sicht in die Kraft der revolutionären Bewegung. Wenn sich ein Schriftsteller vom Range Hermann Kants zu Wort meldet, sind für den Literaturfreund natürlich seine Äußerungen zu Bü chern, zu anderen Schriftstellern und zur Literatur überhaupt von beson derem Interesse. Bei Kant -merkt man, da schreibt einer, der etwas vorn Gegenstand versteht, ihm ganz und gar verbunden ist. So ist es nicht nur höchstes Lob für Christa Wolfs „Kindheitsmuster", wenn Her mann Kant schreibt: „Ich empfehle .Kindheitsmuster' zu den Büchern zu nehmen, die man kennen sollte, wenn man noch etwas vor hat mit sich und seinem Leben". Diese fast programmatische Forderung, daß Literatur immer etwas mit Leben zu tun haben muß, findet sich überail, wo Kant zu Aufgaben und Zweck der Literatur spricht. Das Verständ nis von Literatur als Denk- und Ver haltensweisen verändernde Kraft durchzieht wie ein roter Faden auch die Reden Kants auf Kongressen des Schriftstellerverbandes und an deren Anlässen sowie die Beiträge, in denen Kant die eigene politische und literarische Herkunft erkundet. Dabei kommt er immer wieder auf Geschichten zu sprechen, die von Be gegnungen mit Büchern sprechen, die sein Denken beeinflußten und veränderten. Mit der Zusammenstellung der Publizistik Hermann Kants, die bis her in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht wurde, hat der Aufbau-Verlag dem Leser die Möglichkeit gegeben, diese zu sammenhängend und in ihrer chro nologischen Entwicklung kennenzu lernen. Klaus Engelhardt Neues Licht am Morgenstern-Himmel Christian-Morgenstern-Programm des Poetischen Theaters Ins Zwielicht der Phantasie Chri stian Morgensterns begibt sich die Studiobühne der KMU mit ihrem „Versuch über den deutschen Dichter (1871—1914). Dieser nämlich gebar nicht nur zwielichtige Wesen Siebenschwein, Zwölf-Elf, Werwolf oder das Nasobem, welches bekannt lich weder im „Brehm“ noch im „Brockhaus“ Erwähnung findet, son dern auch umfangreiche ernste Ly rik. Diese wird dankenswerterweise wieder ans Zwielicht befördert, um den Galgenbruder Morgenstern, für den die Galgenlieder nur „unbedeutendes Beiwerkchen" seines Schaffens dar stellten, ins rechte lacht zu rücken. Mir gefällt die Auswahl der Texte wie auch ihre Zusammenstellung (Klaus Heyne, Karl-Heinz Gündel, in der Regie unterstützt von Chri stian Becher) .Die Akteure sind Caro la Meyer, Ulf Annel, Helmar Görlich und Klaus Heyne. Dem begeisterten Publikum servieren sie ein Kabinett stückchen nach dem anderen aus dem, was die Morgensternsche Kü che an Palmström, Korf und Lalula so bietet- Sie tun dies mit so großar tiger Hingabe, daß selbst was an ern stem Morgenstern vorgestellt wer den sollte, gelegentlich komisch ver fremdet erscheint. Der ohnehin im- dunkle Saal des Ernst-Beyer- Hauses eignet sich wundervoll, eine etwas mystische Stimmung für Mor gensterns Galgenhumor zu erzeugen. So setzen denn auch die musizie renden Ulrike Conrad und Thomas Seyde bei Kerzenschein mit den Lie dern von Kayssler, Wolf und Trapka weitere Lichtpunkte. Im Schatten hin gegen stehen bisweilen die Darsteller, wenn ein Arrangement sie hinters (Bühnen-) Licht führt. Alles in al lem ein außerordentlich vergnügli- cher und empfehlenswerter Abend im Poetischen Theater „Louis Fürn- berg“. Das Ensemble erhielt für diese Aufführung das Prädikat „Ober stufe ausgezeichnet“ und gastierte erfolgreich während der „Leipziger Tage“ im Palast der Republik in Ber lin. *. Kühne wie mer Carola Meyer, Klaus Heyne, Helmar Görlich und Ulf Annel (v. I.) gestalten ein anregendes Morgenstern-Programm. Foto: R. Müller Treffpunkt: Kunst AUSSTELLUNG Peter Sylvester: Foige „Veränderungen" - Gebirgswelt I (1977) „Verändertes Weltbild“ Diesen Titel tragen zwei 1971 im Vorfeld des 500. Geburtstages von Ni colaus Copernikus entstandene Druck grafiken Peter Sylvesters: eine Aqua tintaradierung kombiniert mit einer Fotomontage und vielfarbiger Sieb druck. Diese Bezeichnung ist gleich zeitig aber auch das Motto aller sei ner Arbeiten aus dem letztvergange nen Jahrzehnt, wobei das General thema „Natur und Umwelt im Pro zeß steter Wandlung“ auch ihnen zu grundeliegt. Von sensibel erlebten, unmittelbar dem Naturvorbild ent lehnten und ins Bild übertragenen Thüringer Landschaften ausgehend, folgte als nächste Entwicklungsstufe die der ausgedachten und konstruier ten „phantastischen Landschaft“. Sie waren ein Spiel mit morphologischen Elementen, oftmals auf einen Schau platz ferner „fremder Planeten“ ver legt, die im kosmischen Raum liegen den, den Menschen noch unerreich baren „kosmischen Landschaften“ so zusagen vorausahnend, beflügelt durch die, Eröffnung des Zeitalters des Weltraumfluges am 12. 4. 1961 und die am 20. 7. 1969 erfolgte erste Landung des Menschen auf dem Mond sowie die weichen apparativen Landungen auf den Planeten Venus und Mars und die Nahaufnahmen vom Jupiter. Bis zum Jahr 1971 tragen diese „phantastischen Landschaftsträume“ Peter Sylvesters einen utopischen un konkreten Charakter, sind reduzier bar auf Begriffe wie Entstehung, Morphologie, Wandlung, Bedrohung und Zerstörung, als Bildschöpfungen eignet ihnen die Harmonie schöner Traumvorstellungen, und gestalterisch wird in ihnen das Problem der Raum durchdringung und -Öffnung nicht als illusionistische Suggestion, sondern mittels Flächendurchdringungen und -schichten gelöst. Die Entwicklung der Astrofotografie und die neuartige Aufgabe, Fotoaufnahmen der Erd oberfläche aus dem Kosmos herzu stellen, zu welchem Zwecke die Mul tispektralkamera MKF 6 entwickelt wurde, veränderte Problemsicht und künstlerisches Weltbild Peter Sylve sters. Am Anfang stand die Bekannt schaft mit farbigen Äquidensitenbil- dern astrofotografischer Aufnahmen im Jahre 1969. Sie faszinierten ihn und waren von Bedeutung u. a. für Gemälde wie „Durchdringung des Orionnebels“ von 1971/75. Die Weiter- entwicklung dieses Auswerteverfah rens zu einem modernen, computer gesteuerten elektronischen Bildwand lergerät, dem Densitron, vor allem für Multispektralaufnahmen verwendet, ermöglicht heute, in sehr kurzer Zeit eine Vielzahl von Varianten zu ana lysieren. . Diese werden als farbige Monitorbilder sichtbar gemacht und können wiederum fotografisch fixiert werden, als Farbdia oder -negativ. In der Hand des bildenden Künstlers erlaubt die Methode der farbigen und teilweise auch strukturellen Wand ¬ lung von ursprünglich schwarz-wei ßen Bildvorlagen in Gestalt von bei spielsweise Aquatintaradierungen des Künstlers die zunächst spielerische Manipulierung des Ausgangswerkes, die überwechselt in das Streben nach einer Optimierung der Ergebnisse in der nahezu unbegrenzten Flut von Variierungsmöglichkeiten: bewußte Steuerung und zielstrebige Auswahl lösen das freie Spiel ab. Das Faszinierende dieser Bilder ist ihre vom Herkömmlichen abwei chende Struktur und eine ungewohn te Ästhetik. Die Ergebnisse lassen sich fotografisch reproduzieren und als farbige Offsetdrucklithographien wieder in Druckgrafiken umsetzen. So entstanden beispielsweise die Blätter „Gebirgswelt I und II“ aus der Serie „Veränderungen“ (1977) als Kombination von der auslösenden Aquatintaradierung mit den im Off setdruck wiedergegebenen Densi- tron-Variationen eines Teilbildes der Grafik. Ähnlich verhält es sich mit dem Zusammendruck von vier Den- sitronvarianten und der Aquatintara dierung „Vegetation im Aufbruch“ während er 1979 als eigene Farbgra fik Densitron-Sequenzen seines Aqua tintablattes „Im Zeichen des Orion“ (1978) zusammenstellte. Interpretationen von Multispek tralaufnahmen sind beispielsweise seine Grafiken „Delta I und II“ (1977) oder „Zwei Sichten eines Waldbran des“ (1980). Bei letzteren montiert er einen Ausschnitt des originalen Fo tos so in die Grafik, daß er vom Fo to eine Rasterätzung herstellt und sie ebenfalls als Tiefdruck wiedergibt. In diesem, von ihm häufig angewende ten Verfahren wird hinter dem auto didaktisch sich heranbildenden Künstler auch heute noch der Chemi- graph erkennbar und damit der ur sprüngliche Beruf Peter Sylvesters — ein Bekenntnis übrigens sehr bewuß ter Art. In Notizen hat sich der Künstler selbst Klarheit über Vorge hen und Ziel zu verschaffen versucht. So begründete er seine Arbeit am Densitron als „Nachdenken über ei nen völlig neuen Bezug zur uns bis her fremden, doch umfassenden ge genwartsergreifenden, revolutionären Technik der Elektronik“ und schrieb 1979: „Ich sehe eine wesentliche Auf gabe meiner weiteren künstlerischen Entwicklung in der bildnerischen Umsetzung von Veränderungsprozes sen unserer Umwelt unter Ausnut zung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Die wissenschaftliche Fotografie er möglicht uns dabei neue optisch-rea le Bilderlebnisse von Natur und Ma terie. Sie bedingt, ja berechtigt und erfordert eine teilweise Wandlung der optisch-formalen Haltungen der Künstler in unserer Zeit. Ich glaube an einen sich ständig erweiternden, auf Gegenwart und Zukunft gerich teten Realismus in der Kunst.“ Rainer Behrends Biografisches 1937 1951 bis 1954 bis 1964 1960 bis 1962 1963 seit 1964 1974 seit 1969 seit 1972 am 5. März in Saalfeld geboren Lehre als Chemigraph Malen und Zeichnen als intensiv betriebene Freizeitbeschäf tigung, gefördert durch Karl Jüttner Tätigkeit im erlernten Beruf in Erfurt, Jena und Leipzig Beginn der autodidaktischen Entwicklung als Künstler, ge fördert durch Prof. Arno Mohr Besuch der Abendakademie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig Mitglied des Verbandes Bildender Künstler der DDR freischaffende künstlerische Arbeit als Grafiker und Maler in Leipzig Medaille auf der V. Grafikbiennale Krakow Teilnahme an den Bezirkskunstausstellungen in Leipzig Beteiligung an den Kunstausstellungen der DDR in Dres den
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