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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1980
- Erscheinungsdatum
- 1980
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198000005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19800000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19800000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1980
-
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Band 1980
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4 Kultur 28. November 1980 UZ/45 Mitglieder des Tanzstudios der KMU, das beim Leistungsvergleich der Bühnentanzgruppen der Stadt Leipzig das Prädikat Oberstufe sehr gut“ erhielt. Foto: J.-P. Kasper Impressionen von der Reise des KMU-Tanzstudios in die Ungarische Volksrepublik Tanzkleidern, die Mensa). Cornelia Fabian Gottfried-Wilhelm-Leibnitz-Klub Von der Kunst, mit der Kunst zu spielen 9. Dezember, Beyer-Haus, „Die Teefrau“ wurde vom Angebot über das Dargebotene steiler „herzufallen“, brauch gemacht. Wie 19.00 Uhr. Öffentliche von Albert der Künstler, und die Dar eifriger Ge- frei ist der und den mel und von wie das Burgviertel, wir fühlten Puls der Großstadt beim Bum- durch die Straßen von Buda Pest, waren tief beeindruckt der ungarischen Volkskultur, sie sich uns in der „Perle“ des Ernst- Probe Wendt zeigten. Das war am sechsten Tag unserer Reise. Nord- Dorfbe- Abend Tänze kultur spiegel Schnappschuß vom Eröffnungstanz des Tanzstudios in Gädöllö. Foto: Wilfried Wiegand Lehrlingsanrecht 15. Dezember 19.30 Uhr, Nikolai- kirche, Johann Sebastian Bach „Weihnachtsoratorium" (Kantaten 1-3), Leipziger Universitätschor, Neues Bachisches Collegium musi- cum, Leitung UMD Prof. Dr. Max Pommer Leipziger Universitätschor 15. und 16. Dezember 19.30 Uhr, Nikolaikirche, Johann Sebastian Bach „Weihnachtsoratorium“. Di rigent: UMD Prof. Dr. Max Pom mer waren ein Herz den Menschen Dorfes, die uns Arme schlossen. nach traditionellen und eine Seele mit des ungarischen in Domany in die Ein altes ungarisches Sprichwort sagt: „Wenn zwei Leute aus einem Topf essen, lernen sie sich kennen.“ Wir waren nicht nur zwei, wir wa ren viele — und es hat. uns allen immer gut geschmeckt. Der Gulasch besonders; das war in Domany, Ensembles Akademisches Orchester 16. Dezember, 19 Uhr, Großer Hörsaal der Medizin „Weihnachts konzert des Bereiches Medizin“, Werke von Händel, Mozart. Vival- di, Bach und Corelli, Dirigent: Eckehard Meißner, Dietmar Voigt (Studiobühne) liest Weihnachts briefe der Weltliteratur einem kleinen Dorf in ostungarn, wo wir mit der völkerung, einen schönen verbrachten und unsere Stabführung von Thomas Heyn“ — Studenten der Leipziger Musikhoch schule, dirigiert von einem ihrer Assistenten, salonfähig ausgerüstet mit fünf Streichinstrumenten und einem Klavier, der Dirigent, gleich zeitig Komponist, gar selbst mit Frack überm Turnhemd. Das ganze war ein heiteres Spiel mit Stoffen von Brecht, Kästner, Wiens, Reimann und Gerhard Branstner. Letzterer versteht sich als Schirmherr des Programms, nennt es selbst noch ein Experiment. Versucht wird der freie Umgang mit bekannten Texten und Melodien, weil Kunst Freiheit im Umgang mit den Dingen lehren soll. So Gerhard Branstner in der anschließenden regen Diskussion mit dem Publi kum, Da teilten sich die Meinungen, Klub der Wissenschaftler und Kulturschaffenden 3. Dezember, 19.30 Uhr. Haus der Wissenschaftler, 7010 Dimitroff- straße 30, Klubabend: „Bachpreis träger musizieren“ Anrechte Akademische Konzerte 9. Dezember, 20 Uhr, Altes Rat haus, 2. Akademisches Konzert „Musik und Dichtung", Akademi sches Orchester der KMU (Ltg. MD Dr. Horst Förster) Theater-Bildungszyklus Darsteller vom gegebenen Stoff? Wo hört seine Glaubhaftigkeit auf? Dort, wo er Unterhaltung will und doch noch nicht genügend Leichtig keit bei der Bewältigung des Schweren, ursprünglich Ernsthaften erworben hat. In Augenschein genommen wur den manche gestalterische Mängel, Reserven für das Zusammenwirken des jungen Ensembles erforscht. Hier entspann sich eine ehrliche, kritische, schöpferische Atmosphäre bei der Auswertung eines in teressanten künstlerischen Versuchs. Ulrike Pohl Eine zierliche Frau auf der Bühne, die es versteht, Verwandlungskunst ohne Materialaufwand zu betreiben. Die weite Skala, über die sie an Mimik, Gestik und Stimme verfügt, reicht aus, um sich von der Panto mime zur Opern-, zur Chanson sängerin, zur Schauspielerin und orientalischen Märchenerzählerin zu verwandeln. Hervorragend ge lingt das unbedarfte, sitzengelassene Mädchen ebenso wie der voll trunkene Saufkumpan. Zara Jänel - eigentlich Leipziger Pfeffermül lerin — im commediarischen, litera risch-musikalischen Programm „Wer schreit, bringt’s weit“, kürzlich in der Moritzbastei. Neben ihr ( und zumeist leider nicht mit ihr) laut Programmheft (und manchmal sehr laut) eine „Salon-Rock-Band unter Die Klubgalerie zeigt vom 2. De zember bis 31. Dezember 1980 Ma lerei und Grafik von Architekten, Galeriegespräch am 17. Dezember, 19.30 Uhr Leitung: Dr. Hans-Joa- chim Götze 3. Dezember, 19.30 Uhr, Medizi ner diskutieren mit Prominenten, wir begrüßen Gewandhauska pellmeister Prof. Dr. Kurt Masur, Leitung: OMR Dr. Heinz Metzig, Kreisarzt der Stadt Leipzig 9. Dezember, 19.30 Uhr. Vorstellen — Diskutieren — Ausprobieren, 1. Literaturwerkstatt um, über und mit Lyrik, Leitung: Dr. Hartmut Kahn. Akademie der Künste der DDR 10. Dezember, 19.30 Uhr, Jahr marktsfest zu Plundersweilern, eine Szene, gespielt von Barbara Trommer, Wolfgang Jacob und Friedhelm Eberle, Städtische Theater Leipzig, Tanz mit der „Variant-Combo“, Eintritt: 7.10 Mark, Klubmitglieder und Ermä ßigungsberechtigte: 5,10 Mark, Kartenverkauf: Klubsekretariat, 7010, Elsterstraße 35, Ruf 20 05 12 Veranstaltungen im Dezember Zyklus Künstlerische Ensembles 16. Dezember, 19.30 Uhr, Nikolai kirche, Johann Sebastian Bach „Weihnachtsoratorium“ (Kanta ten 4-6) Filmzyklus 11. Dezember. 17 Uhr, Filmtheater Casino, „Levins Mühle“ (DDR), Regie: Horst Seemann A&A-Klub 3. Dezember, 19 Uhr, Cinemathek: „Das Zigeunerlager zieht in den Himmel“ (UdSSR) anschl. Disko. 6. Dezember, 19.30 Uhr, Wochen end-Diskothek 10. Dezember, 19.30 Uhr, Konfron tation : „Musik-Malerei-Literatur“ vom Klubrat präsentiert, anschl. Disko 13. Dezember, 19.30 Uhr. Wochen end-Diskothek 17. Dezember, 19 Uhr, Das Bon bon zum Jahresende! Laßt Euch überraschen: 19. Dezember, 21 bis 3 Uhr, Weih nachten im Klub. „Nachtklub P 20“ Unsere Diskothek für die über 20! (Kartenbestellungen und -ver kauf ab sofort in der Klubleitung, Ruf 7 96 04 00) 20. Dezember. 19.30 Uhr, Weih nachten im Klub, Diskothek 26. Dezember, 19 Uhr, Weihnach- ten im Klub „Klassik-Folk-Jazz“ mit „NOT-STRAIGHT“ - exzel lente Konzertgitarren aus Weimar dazu Kaffee & Stolle, anschl. Dis ko, (Eintritt 2,60/3,10 Mark) Mustern von ihnen angefertigten Gebrauchsgegenständen, Grafiken und Fotos über das Leben des unga rischen Volkes. Sie war damals im Hörsaalgebäude zu sehen. Unser Tanzstudio besuchte zum ersten Male kurz darauf seine Partner. Im Oktober dieses Jahres erwiderten die ungarischen Tänzer unseren Be such, und unmittelbar danach hat ten wir die Freude, erneut mit einem neuen Programm nach Gödöllö zu reisen und unsere Be ziehungen zu vertiefen. Wir hatten uns auf unseren Be such gut vorbereitet. Dennoch waren wir sehr gespannt. Unsere Freunde aus Gödöllö hatten uns bei ihrem Besuch in Leipzig erlebnisstark den Reichtum ihrer Tanzfolklore prä sentiert: auf der Parkbühne im Clara-Zetkin-Park für die Leipziger Bevölkerung, im Ernst-Beyer-Haus für die Angehörigen der Universität. Wir aber brachten ihnen nicht nur deutsche Folkloretänze, sondern Übrigens: Das Rezept für den richtigen ungarischen Gulasch bringen die Freunde aus Gödöllö beim nächsten Besuch mit (auch für S eit 1978 bestehen zwischen dem Tanzstudio unserer Alma mater und der Tanzgruppe der Agrar wissenschaftlichen Universität Gö döllö freundschaftliche Kontakte. Die ungarischen Freunde schick ten uns vor zwei Jahren eine Aus stellung mit originalen Trachten, H aben Sie schon einmal ungari schen Gulasch gegessen? „Selbstverständlich“, werden Sie jetzt sagen, „den gibt es doch einmal wöchentlich in der Mensa". Irrtum, kann ich da nur erwidern, ungarischen Gulasch kann man nur in Ungarn essen, nicht in Leipzig. Ich habe sie kennengelernt, die echte ungarische Küche — und mit mir die 27 Mitglieder des Tanz studios der KMU, die Gesangssoli sten des Ensemble „Pawel Kortscha gin“ und Ference Malnr (er ist Be triebselektriker • in der Mensa Peterssteinweg und begleitete uns als Dolmetscher), die Ende Okto ¬ ber zu einem Freundschaftsbesuch an der Agrarwissensehaftlichen Uni versität in Gödöllö weilten. liebevoll erhaltenen ungarischen Volkslebens, im Freiluft-Dorf-Mu- seum Szendendre, offenbarte, ge nossen die Freuden der Weinkeller in Eger und bestaunten die ehrwür digen Zeugen der Geschichte dieser Stadt in den Mauern der Burg, die von den heroischen Kämpfen gegen die Türkenherrschaft berichten und Wer schreit, bringt’s weit“ — ein Programm, das in der „Moritzbastei“ Anklang fand auch moderne Tanzgestaltungen und Tänze aus dem reichen Schatz der Brudervölker als Gastgeschenk. Wie würde dieses Programm aufgenom men werden? A lle Bedenken erwiesen sich als unbegründet; unser Programm, das eine Synthese von Erbepflege, zeitgenössischem modernen Tanz schaffen und lebendiger, von inter nationalistischer Position bestimmten Folkloreinterpretationen der Tänze anderer sozialistischer Länder dar stellte, wurde bei allen Auftritten sofort verstanden und mit großer Zustimmung aufgenommen. Darüber waren wir sehr glücklich. Sechs Tage waren wir im schönen Ungarland zu Gast. Viermal konn ten wir in dieser Zeit unser Pro gramm zeigen: In Gödöllö, Kompolt und im bereits erwähnten Domany. Überall erhielten wir großen Bei fall und wurde uns Sympathie und herzliche Freundschaft entgegen gebracht. Das Schönste aber war das große Erlebnis der Brüderlichkeit, das wir überall uns gegenüber spürten. U nsere Gastgeber hatten ein reichhaltiges, interessantes, aber auch anstrengendes Pro gramm vorbereitet. In der Kürze der Zeit konnten wir einen Ein blick in die Geschichte, die heutige Lebensweise, die Kultur des ungari schen Volkes gewinnen. Wir sahen in der Metropole die Fischerbastei Ein altes Sprichwort, und wie wir es kennenlernten Gedanken zu Anna Seghers’ „Drei Frauen aus Haiti", erschienen im Aufbau-Verlag, 1980 .Zwei Mädchen aus Haiti, Clau dine und Sophie, erzählen sich nachts ihre Erlebnisse der ver gangenen Jahre. „Dicht und bren nend“ (A. S.) waren diese Erleb nisse, und so sind auch die Ge schichten der „Drei Frauen aus Haiti“. Mit ihnen setzt Anna Se ghers, die erst vor einer Woche ihren 80. Geburtstag beging, ihre 1948 und 1961 erschienenen karibi schen Geschichten fort. Wieder um verarbeitet sie ihre Erfah rungen aus dem Exil und greift historisch entlegene Stoffe auf. Die erste Geschichte mit dem Titel „Das Versteck" führt uns zurück in die Zeit des Kolumbus und der spanischen Eroberungen. Dem schönen Indiomädchen Toali- ina gelingt die Flucht vom Schilf des Kolumbus, das sie nach Spa nien an den Hof der Königin Isa bella bringen soll. Sie schwimmt zu ihrer Heimat Haiti zurück und verbirgt sich dort. Diese außerge wöhnliche Tat ist ein Sinnbild für den Widerstand gegen jegliche ko loniale Unterwerfung und auch ein Sinnbild für die starke Bin dung an das eigene Land. Den anderen Mädchen, die gleich ihr von der Reeling ins Meer spran gen, war die Flucht nicht ge glückt; sie wurden eingefangen, geschlagen und eingesperrt (das erinnert an die Fabel von Anna Seghers’ Roman „Das siebte Kreuz“). Versteckt in ihrer Höhle, erfährt Toaliina von den Verfolg ten, die bei ihr Unterschlupf fin den, wie sich die Indios in den Bergen gegen die Spanier weh ren. Die Heldin hat etwas von der „stummen Größe der alten Indiovölker“ (K. Batt). Sie, die sich den spanischen Eroberern wi dersetzte, nimmt jetzt alle Ent behrungen auf sich und bleibt un gebrochen in ihrem dunklen Ver steck, obgleich die Sehnsucht nach dem Tosen des Meeres, nach dem Leben draußen in Freiheit, groß in ihr ist. In dieser ersten kurzen Ge schichte wie auch in den zwei an deren zeigt sich die reife Erzähl- kunst von Anna Seghers, die Schönheit ihrer Sprache. Poeti- .sehe Bilder gelingen ihr, wenn sie z. B. in einfachen Sätzen von der Anmut der Indiomädchen spricht: „Wie fliegende Fische schnellten die Mädchen in ihren Tänzen aneinander vorbei unter der Abendsonne, an Deck des Ad miralschiffs“ (S. 11/12). Die zweite Geschichte „Der Schlüssel“ hat den Aufstand der farbigen Bevölkerung von Haiti und das Schicksal ihres bekann ten Führers Toussaint als histori schen Hintergrund. Durch die Gitter ihres entwür digenden Wandgefängnisses ver folgt Claudine die Flucht der weißen Gutsbesitzer aus dem Haus und erlebt, wie die herein stürzenden und jetzt freien Farbi gen alles zertrümmern und an zünden. sie aber nicht beachten, bis schließlich einer, Amedee, die Gefangene bemerkt, den Schlüs sel zu ihrem Gefängnis erlangt und sie befreit. Toussaint, der von dieser Geschichte hört, streicht Claudine tröstend über das Haar, ihr damit die menschliche Würde wiedergebend. Den Schlüssel trug Amedee nun immer als Symbol der Befreiung bei sich. Das Ehepaar Amedee und Clau dine war Toussaint gefolgt, als dieser nach der Niederwerfung des Aufstandes nach Frankreich gebracht un im rauhen Jura- Gebirge eingekerkert wurde. Das Gefühl Toussaint nahe zu sein, gab Amedee Lebenskraft und Stärke. „Trennung“ heißt die dritte Geschichte. Eigentlich sind es mehrere Trennungen, die Luisa, eine Frau aus dem Haiti der Ge genwart, durchmachen muß. Ihr ganzes Lebensglück fällt dem Befreiungskampf ihres Landes gegen eine menschenfeindliche Diktatur zum Opfer. Zuerst ist es ihr Freund Cristobal, der sich von ihr trennt und nach Kuba geht. Dann, nachdem sie auf Grund ihrer standhaften Haltung von den Schergen des Diktators gefoltert und ihr einst schönes Gesicht furchtbar entstellt wurde, trennt sie sich selbst von Cristo bal, indem sie ihn bittet, das schöne Mädchen Susanna zu hei raten. Ein schmerzlicher Ent schluß. der von tiefer Menschen kenntnis zeugt. „Ohne Glück kann der Mensch nicht leben“, sagt Luisa, und für sie bedeutet jetzt Glück, andere, ihre Freunde, glücklich zu sehen. Diese Erzählungen sind, auf poetische Weise, eine Würdigung des antikolonialen Kampfes von seinen Anfängen bis in unsere Zeit. Sie sind eine Würdigung des Kampfes um eine freiheitli che menschliche Ordnung. Sie verschweigen nicht die Opfer, die diese Kämpfe kosteten. Die jeweiligen historischen Ereig nisse beschreibt die Autorin prä gnant. Sie zeigt, wie dierevolutio nären Umwälzungen, die revolu tionäre Sache überhaupt, auch eine Veränderung, eine Wand lung der im geschichtlichen Pro zeß handelnden Personen bewirk ten. Die Widerstandskraft der Indios und die unbedingte Ent schlossenheit, sich eher totschla gen zu lassen als einen Mitkämp fer zu verraten, erinnert uns an unzählige Taten des antikolonia len Befreiungskampfes unserer Epoche. Dem Inhalt adäquat ist die ex zellente Ausgestaltung des schma len Bandes. Die jeder Erzählung vorangestellten ganzseitigen Illu strationen von Günther Lück ma chen das Hauptgeschehen der Ge schichten gleichsam ablesbar, und die Vignetten, durchgängig am oberen Seitenrand, nehmen Bezug auf den ideellen Kern der Handlung und begleiten wie ein Leitmotiv Seite für Seite den Gang -der Erzählung. Gedrückt auf graublauem Pa pier, ist das Ganze ein ästheti scher Genuß, den uns der Auf bau-Verlag zu Ehren des 80. Ge burtstages von Anna Seghers be reitet hat. Christa Marx, Herder-Institut
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