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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1980
- Erscheinungsdatum
- 1980
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198000005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19800000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19800000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1980
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I 4/37 3. Oktober Wissenschaft / KMU international 5 e 1 s 1 l i 1 I Äthiopiens Landwirtschaft braucht mehr Fachkräfte Kelt dem Sturz der Monarchie am P2, 9. 1974 durch fortschrittliche Kräfte der Armee verfolgt Äthio- P eine Entwicklung mit sozialisti- Sr Orientierung. Der Grund und Sen in dem schwach entwickelten Barland wurde nationalisiert und F ehemaligen Fron- und Pacht- Sern im Rahmen der Bodenreform f Nutzung übergeben. Nach. wie E ist die Landwirtschaft dominie- der Wirtschaftszweig. Der Haupt- ei an der landwirtschaftlichen Auktion, der 50 Prozent am Brut- Dzialprodukt und 95 Prozent am Port ausmacht, wird von in an- “ernd 27 000 Bauernvereinigungen Bmmengeschlossenen Kleinbauern Wirtschaftet. Innerhalb der äthio- Shen Landwirtschaft sind 80 Pro- } der arbeitenden Bevölkerung shäftigt. Mit einem Viehbestand 2 26,12 Mio Rindern, 23,15 Mio afen, 17,06 Mio Ziegen, 1,52 Mio den, 6.24 Mio Maultieren, Eseln ■ Kamelen, 51,3 Mio Stück Geflü- sowie nur 17 000 Schweinen steht' biopien an erster Stelle in Afrika ? an zehnter Stelle im Weltmaß- 9 in seiner Tierproduktion. Trotz- 51 können gegenwärtig die über Vio in Äthiopien lebenden Men- n auf Grund der Hinterlassen- Aft des Feudaladels nicht immer reichend ernährt werden. Die Ur- Shen dafür sind in den sich fast pmäßig wiederholenden Dürre- Sstrophen, keiner kontinuierli- S Futter- und Trinkwasserversor- 08 der Tiere, keiner Tierzuchtorga- Nion, parasitären Erkrankungen. Sseuchen, örtlichem Tsetse-Befall zu suchen. Gne Intensivierung der Tierpro- tion, besonders der Rind- und i^einefleischproduktion sowie der eh- und Geflügelproduktion, wird 7 Situation verbessern. Nach An- SDen des FAO-Production Year- “k 1977 betrug die Milchleistung pro Kuh in den Jahren 1976 und 1977 lediglich 187 1 Milch. Die Lak tationsperiode der bodenständigen Buckelrindrassen „Boran“ und „Ze bu“ umfaßt etwa 7 bis 8 Monate, wo bei diese Kühe täglich durchschnitt lich 4 bis 5 1 Milch produzieren. Es ist aber zu bemerken, daß diese Tiere nicht jedes Jahr tragen werden. Neue Ausbildungsstätte für Tierärzte Um diese Situation zu verändern, werden verstärkt Landwirtschafts kader an den Schulen für Landwirt schaft in Alemaya, Jimma und De- bre Zeit ausgebildet. Im Oktober 1979 begann an der neueröffneten Fakultät für Veteri närmedizin (Addis Ababa Univer- sity) in Debre Zeit die Ausbildung von 50 Studenten. Durch diese Aus bildung von Veterinärmedizinern soll mitgeholfen werden, den gegenwär tig herrschenden prekären Tier ärztemangel im Lande Schritt für Schritt zu beheben. Gegenwärtig ar beiten 104 Tierärzte in Äthiopien (davon 50 Ausländer). Auf jeden äthiopischen Tierarzt entfallen da bei etwa 500 000. Großvieheinheiten. Daraus geht hervor, daß gegenwärtig eine intensive tierärztliche Be treuung der Tierbestände nicht mög lich ist. Gleichzeitig muß noch dar auf hingewiesen werden, daß in folge der nomadisierenden Lebens weise eines Teils der Bevölkerung eine veterinärmedizinische Versor gung der Nutztiere erschwert wird. Auf Grund der geschilderten Um stände muß der Tierarzt .eine Viel zahl von Krankheiten bekämpfen. Die Maul- und Klauenseuche ist Zwei Viehhirten, die die oft großen Viehherden xu den Weide- und Wasserplätzen treiben. eine der weitverbreitetsten Virus erkrankungen der Rinder, Schafe und Ziegen in Äthiopien. 1896 wurde die Rinderpest von Aden aus nach Äthiopien einge schleppt und verbreitete sich über ganz Afrika. Bei dem 1896 stattge fundenen Seuchenzug betrug die Morbidität offensichtlich 100 Pro zent und die Mortalitätsrate lag bei mehr als 96 Prozent. Neben Rindern können auch Ze bras, Büffel, manchmal Ziegen, Schweine, Schafe, Kamele, Giraffen, Antilopen, Gazellen, Wild- und War- zenschweine (meist nur Virus-Trä ger) erkranken. Tollwutgefahr außerordentlich hoch Ein außerordentlich wichtiges ge sundheitspolitisches Problem stellt in diesem Land die Tollwut dar. So wohl die „rasende“ als auch die „stille“ Wut konnte bei verschiede nen Tierarten beobachtet werden. Kompliziert ist' diese Tollwutsitua- eten—weil eine große Anzahl von Wildtierarten, wie z. B. Schakale, Koyoten, Hyänen, Felidae befallen sind und somit als Überträger fun gieren können. Obwohl diese Erkrankung anzeige pflichtig ist, stellt sie nach wie vor eine große Gefahr für die Bevölke rung dar. Gegenwärtig ist es nicht möglich, tollwütige Haustiere zu er schießen, wenn nicht das Einver ständnis des Besitzers vorliegt. Die durch Tsetse-Fliegen übertra gene Trypanosomiasis ist regional weit verbreitet in Äthiopien. Der Überträger dieser Krankheit ist an zutreffen in den „Valleys“ im Süden und Westen Äthiopiens auf etwa 5,4 Prozent der gesamten Landfläche (66 000 km 2 ). Die Übertragung der Trypanosomen erfolgt hauptsächlich vom Wildwirtstier auf das Haustier und den Menschen. Grundsätzlich kann man sagen, daß die Erkrankungen der Haustiere das meist nicht vorhandene Wissen der bäuerlichen Bevölkerung um die neuesten Erkenntnisse der Tierpro- • duktion die zwei größten Hindernisse gegenwärtig in der Entwicklung der Viehzucht Äthiopiens darstellen. Heute werden noch Mortalitätsraten bei landwirtschaftlichen Nutztieren bis zum 1. Lebensjahr von 33 Prozent bis zum 2. Lebensjahr von 40 bis 50 Prozent, bis zur Zuchtreife von 50 bis 60 Prozent und erwachsenen Tie ren von 8 bis 10 Prozent beobachtet. All diese Probleme sind zu lösen durch Aufklärungsarbeit unter der bäuerlichen Bevölkerung hinsichtlich der Fragen der Tierhygiene, Seuchen hygiene und Tierernährung u. a. so wie Heranbildung von landwirt schaftlichen und veterinärmedizini schen Fachkadern. Dabei spielt un sere Solidarität eine wesentliche Rolle. Um. die Versorgungsprobleme vor allem in den städtischen Berei chen zu stabilisieren, ist von der Re gierung vorgesehen, in nächster Zu kunft acht Rinderfarmen zu errich ten, in denen die tägliche Milchlei stung 10 0O0 1 betragen soll. Gleichzeitig ist der Aufbau von einigen Schaffarmen und Schweine anlagen geplant. In den Schweine anlagen sollen jährlich 10 000 Schlachtschweine produziert werden. Geflügelanlagen befinden sich in der Nähe Addis Abebas bereits im Bau. Für diese Produktionseinheiten wer den zur Zeit’ die Fachkader für Tier- Produktion und Veterinärmedizin ausgebildet. Dr. S. Golbs 2 Erbe des Feudalisms ist noch überall sichtbar: Ein Bauer pflügt mit einem Ochsenzug und einfachem Hakenpflug 11 Boden. Dieser Bauer lockert den Boden. Er benutzt dazu ein spitzes Eisen, das an einem Holz befestigt ist und oben durch einen Stein beschwert wurde. Am 1. August 1980 jährte sich der Ründungstag der Abteilung für Tro- ■ tierhygiene an der Karl-Marx- Nlyersität zum 20. Male. Aus ihr 8 der Lehrstuhl für Tierseuchen- Impfung in den Tropen hervor, ? sich jetzt im Verband der Sek- 2 Tierproduktion und Veterinär- düizin der KMU befindet. Eine ötlang gehörte der vom Grün- Tgsdatum bis jetzt von Prof. Dr. "Thar Hussel geführte Bereich, der ,0 Anfang an auch über eine La- Einheit verfügte, dem einen Mo- . später gebildeten Institut für Pische Landwirtschaft an. In beiden Einrichtungen gemein ging damals auch die Initiative 8 Gründung der Zeitschrift „Bei- Ä zur tropischen und subtropi- Baen Landwirtschaft und Veterinär- 6Sdizin" aus. welche sich unterdes- eine feste Position in der agra- Shen tropenspezifli sehen Literatur Waffen‘hat. iSlne weitere Stärkung erfuhr die GDPenveterinärmedizin an der KMU ‘eh die 1969 erfolgte Schaffung Kampf gegen Tropentierseuchen wird an der KMU seit über 20 Jahren geführt teile Forschung über mikrobiologisch begründete Hygienestandards im Be reich des Tierkörperverwertungs- wesens. Diese praxisverbundene For schung schließt Versuche über Ab wasserreinigung und -desinfektion sowie den schwierigen Komplex der eines weiteren speziellen Lehrstuh les, den Prof. Dr. W. Rommel leitet und der alle in der Ausbildung von ausländischen Studierenden beschäf tigten Tierärzte in einem Erzieher kollektiv zusammenfaßt. Tropentierseuchen einschließlich Blutparasitosen liegen noch als schwere Bürde auf den Nutz- und Zuchttierbeständen tropisch-subtropi scher Landwirtschaft. Sie sind ge waltige Eiweißvernichter und für den Mangel an animalischen Protein in der Tagesration von einem Zehntel der Menschheit direkt mitverant wortlich. Nicht an Ställe gebundene, extensive Tierhaltungsformen, Dürre katastrophen, mangelnder Ausbil dungsstand vieler Tierhalter als Schuldkonto von Kolonialismus und Neokolonialismus, ethnographische Besonderheiten u. a. machen es un ¬ möglich. Tropentierseuchen in der selben Weise vorzubeugen oder sie zu tilgen, wie das in den Staaten der gemäßigten Klimazone geschieht. Auf die tierärztliche Ausbildung an der KMU aufbauend, werden in Unterricht, Laborkursen, tropentier ärztlichen Arbeitskonferenzen usw. Studenten und Postgradualkader aus dem Ausland und Tierärzte sowie Agraringenieure, die sich als DDR- Bürger auf einen Auslandseinsatz in national befreiten Staaten vorberei ten, mit den Lehrmitteln des Lehr stuhles auf die Besonderheiten war mer Länder auf dem Gebiete der Tierseuchenbekämpfung orientiert, wobei Fragen der Tropentierhygiene umfangreich einbezogen werden müssen. Weit über einhundert ausländi ¬ sche Studierende der Veterinärmedi zin sind als Studenten, Diplomanden, Doktoranden usw. durch das Mitar beiterkollektiv „Tropentierseuchen“ seit 1960 mit „Tropenspezifischem“ bei Tierseuchen und Tierhygiene vertraut gemacht worden, dazu noch sehr viele Studierende der Tierpro duktion. Aus den Tropen stammen des reiches Bild- und Demonstra tionsmaterial kann zur Ausbildung eingesetzt werden. Desgleichen ent standen Lehrbücher bzw. Handbuch- Artikel. Das ergiebige tropenspezifi sche agrarwissenschaftliche und me dizinische Schrifttum der UdSSR ge langt am Lehrstuhl in intensiver Weise zur Auswertung. Einige Tropentierseuchen bedro hen auch das Staats- und Wirt schaftsgebiet der DDR. Daher über nahm der Lehrstuhl die experimen- Desodorierung von Tierkörperver wertungsbetrieben mit ein und bietet Gelegenheit, die ausländischen Stu dierenden und Postgradualkader am direkten Beispiel über Wirtschaft und Forschung im sozialistischen Staat zu unterrichten. Von der Gründung vor 20 Jahren an haben sich Tropen Veterinärhygiene bzw. „Tropentierseuchen“ als Ein richtungen verstanden, welche den Komplex von fachlicher Ausbildung, politischem Bekenntnis zur fort schrittlichen Entwicklung in den na tional befreiten Staaten der Tropen zone der Erde, sowie pädagogischen und linguistischen Erfordernissen des Ausländerunterrichts immer vollkommener zu verwirklichen such ten, Prof. Dr. Lothar Hussel In den letzten Jahren nahm das I Interesse für den Islam sprunghaft "zu. Hervorgerufen wurde es durch jüngste Entwicklungen in einigen ara bischen Ländern, aber vor allem auch durch die Ereignisse 1978/79 in Iran. Hier wurde unter religiösen Vorzei chen eine Islamische Republik ge schaffen, in der der islamisch-schiiti sche Klerus auf alle Bereiche des ge sellschaftlichen Lebens einen maß geblichen Einfluß ausübt und die Aktionen großer Bevölkerungsteil« weitgehend motiviert wurden und werden. Immer wieder werden, auch bei uns, Fragen nach den Ursachen für di große Lebenskraft der jüngsten der Weltreligionen in vielen Ländern Asiens und Afrikas in der Gegen wart, nach den Gründen für die sich vollziehende Politisierung des Islam* gestellt. Wissenschaftler der Sektion Afrika- und Nahostwissenschaften der Karl- Marx-Universität und des Moskauer Instituts für Orientforschung der Aka demie der Wissenschaften der UdSSR sowie Vertreter anderer Hochschu len und Praxisinstitutionen der DDR arbeiten an dieser Problematik. Islam und Gesellschaft Der Islam entstand im 7, Jahrhun dert in Zentralarabien (heute Saudi- Arabien) als Ausdruck einer sozialen Revolution gegen die überlebten pa triarchalischen Verhältnisse im In nern der arabischen Halbinsel und breitete sich dann über weite Teile der Welt aus. Der traditionelle Islam - zum Bef: spiel der osmanischen Gesellschaft — war von Antikapitalismus geprägt, und die islamische Reformation im 19, Jahrhundert war ein Versuch, ded Islam den sich herausbildenden ka pitalistischen Verhältnissen anzupds- sen. * Der Islam hat heute mehr als 700 Millionen Anhänger in einem geo graphischen Raum, der vom Atlanti schen Ozean bis nach Indonesien reicht. In 16 von 18 Arabischen Staa ten, die eine Verfassung haben, ist der Islam Staatsreligion. Der mit dem gesellschaftlichen Fortschritt objektiv einhergehende Prozeß der Säkulari sierung vollzieht sich in den islami schen Ländern nur sehr langsam und nach außen hin kaum spürbar, in al len Ländern mit übewiegend musli mischer Bevölkerung ist noch heute der Islam nicht nur Religion, sondern gleichzeitig Weltanschauung, Mas senbewußtsein, regelt nicht nur das Verhältnis von Mensch zu Gott, son dern auch die Beziehungen der Men schen zueinander. Daraus erklärt sich, daß die poli tischen Führungskräfte in vielen Län dern Asiens und Afrikas in ihren ge sellschaftspolitischen Konzeptionen dem Islam einen bedeutenden Platz einräumen, daß sie versuchen, die Re ligion für ihre jeweiligen Ziele und Zwecke auszunutzen. Vom Klassen charakter der die politische Macht ausübenden Kräfte hängt es ab, ob der .Islam zur Mobilisierung der Volksmassen für den antiimperiali stischen Kampf und den gesell schaftlichen Fortschritt, wie z. B. in der Volksdemokratischen Republik Jemen, oder zur Unterdrückung der Befreiungsbewegung und Stabilisie rung der Herrschaft der Reaktion wie z. B. in Saudi-Arabien oder Ägypten, eingesetzt wird. * Nicht wenige politische Führer in islamischen Ländern fühlen sich heut« jedoch gleichzeitig zwei Idealen — dem Islam und dem Sozialismus - verpflichtet. Das ergibt sich aus dem Platz und der Rolle der muslimischen Welt einerseits und der Anziehungs kraft des die Ausbeutung des Men schen negierenden Sozialismus ande rerseits, birgt jedoch die Gefahr in sich, daß die Unterschiede zwischen beiden Polen in unzulässiger Weise verwischt werden und nicht selten in Ablehnung des Kapitalismus der An spruch auf einen dritten - angeblich sozialistische Ziele verfolgenden — is lamischen Weg erhoben wird. Religöse Fundamentalisten behaup ten, gestützt auf die Formulierungen des islamischen Grundgesetzes von der Allmacht Gottes, der 'Koran wis se auf alle Fragen, auch des heuti gen praktischen Lebens eine Antwort, und versuchen, das gesamte gesell schaftliche Leben ihrer Länder auf is lamischer Grundlage zu gestalten und geraten in ihrer Verachtung und Ab lehnung alles Nichtislamischen in Ge gensatz sowohl zum Imperialismus als auch zum real existierenden So zialismus. Es gibt aber auch verschiedene Strömungen im Islam, die sich bemü hen, sich den neuen gesellschaftli chen Gegebenheiten anzupassen. Dr. Ilse Richter
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