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Texte der Gesänge □ II. Händel Arie aus Acis und Galathea Liebe sitzt gaukelnd ihr im Aug 1 und strahlet tödliche Lust, Liebe sitzt schaukelnd auf ihrer Brust und singend in ihrem Hauch, Liebe blickt ihr Auge und strahlet wonnigen Tod! Liebe umstrahlt mit Anmut der holden Lippen Reiz, Es wallt, es wogt ihr Busen vom Sehnen süßen Leid’s. IV. Schubert Wer nie sein Brot mit Wer nie sein Brot mit Tränen aß, Wer nie die kummervollen Nächte Auf seinem Bette weinend saß, Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte! Tränen aß Ihr führt in’s Leben uns hinein, Ihr laßt den Armen schuldig werden, Dann überlaßt ihr ihn der Pein; Denn alle Schuld rächt sich auf Erden. Aus „Wilhelm Meister“ von Goethe Sei mir gegrüßt O du Entriss'ne mir und meinem Kusse, Sei mir gegrüßt, sei mir geküßt! Erreichbar nur meinem Sehnsuchtsgruße, Sei mir gegrüßt, sei mir geküßt! Du, von der Hand der Liebe diesem Herzen gegeb’ne, Du von dieser Brust Genomm’ne mir! Mit diesem Tränengurse Sei mir gegrüßt, sei mir geküßt! Zum Trotz der Ferne, die sich feindlich Trennend hat zwischen mich und dich gestellt, Dem Neid der Schicksalsmächte zum Verdrusse, Sei mir gegrüßt, sei mir geküßt! Wie du mir je im schönsten Lenz der Liebe Mit Gruß und Kuß entgegenkamst, Mit meiner Seele glühendstem Ergüsse Sei mir gegrüßt, sei mir geküßt! Ein Hauch der Liebe tilget Raum und Zeiten, Ich bin bei dir, — du bist bei mir, — Ich halte dich in dieses Arm’s Unischlusse, Sei mir gegrüßt — sei mir geküßt! Riickert Durch Feld und Wald zu schweifen, Mein Liedchen weg zu pfeifen, So geht’s von Ort zu Ort. Und nach dem Takte reget, Und nach dem Maß beweget Sich alles an mir fort. Denn wie ich bei der Linde Das junge Völkchen finde, Sogleich erreg’ ich sie. Der stumpfe Bursche bläht sich. Das steife Mädchen dreht sich Nach meiner Melodie. Ich sing’ ihn in der Weite, Auf Eises Läng’ und Breite, Da blüht der Winter schön. Auch diese Blüte schwindet, Und neue Freude findet Sich auf bekannten Höh’n. Ihr gebt den Sohlen Flügel Und treibt durch Tal und Hügel Den Liebling weit von Haus. Ihr lieben, holden Musen, Wann ruh’ ich ihr am Busen Auch endlich wieder aus? Goethe Der Musensohn Ich kann sie kaum erwarten, Die erste Blum’ im Garten, Die erste Bliit’ am Baum. Sie grüßen meine Lieder, Und kommt der Winter wieder, Sing’ ich noch jenen Traum. Seligkeit Freuden sonder Zahl blühn im Himmelssaal Engeln und Verklärten, wie die Väter lehrten. Oh, da möcht’ ich sein und mich ewig freu’n. Jedem lächelt traut eine Himmelsbraut, Harf’ und Psalter klinget und man tanzt und singet. O, da möcht’ ich sein und mich ewig freun! Lieber bleib’ ich hier, lächelt Laura mir Einen Blick, der saget, daß ich ausgeklaget. Selig dann mit ihr, bleib’ ich ewig hier. Chr. Hölty