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2t8 Bekanntmachung. Nach einer heute anher gelangten Mittheilung deS Königlichen GerichtSamtS zu Stollberg ist am 21. vorigen MonatS in Riederzwönitz ein der Toll wuth verdächtiger Hund aufgetreten und nachdem er zuvor einen andern Hund und eine Katze gebissen, getödtet worden. ES werden daher nicht nur die bezüglichen Borschriften, wonach alle von einem tollen Hund gebissenen Hunde sofort zu tödten und wenigsten- 2 El len tief unter die Erde zu verscharren und mit Kalk zu bedecken, andere gebissene HauSthiere aber der thierärztlichen Behandlung zu unterwerfen sind, hiermit aufs Neue eingeschärft, sondern rö sind auch vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an, alle im hiesigen Stadtbezirke befindlichen Hunde sechs Wochen lang einzusperren. Zuwiderhandlungen gegen diese Verfügungen ziehen die im Mandate vom 2. April 1796 angedrohten Strafen unnachsichrlich nach sich. Zwönitz, den 4. März 1869. Der Stadtrath daselbst. Or Steeger, Bürgermeister. TageSgeschichte. Wochenschau Ja, es schaut sich! Wenn eS auch nur etwas, das der Rede werth ist, auf dem großen Revier der Politik zu schauen gäbe! Denn die politische Lage ist augenblicklich völlig still und regungslos. Zwar schäumen hier und da kleine Bläschen aus dem Riesenkessel empor, in dem die hohe Politik gebraut wird, allein diese Bläschen sind zu nichtssagend, als daß man etwas darüber sagen könnte. Und die „schwarzen Punkte", die früher ein Napoleon III. mit seinem scharfen Adlerauge am politischen Himmel erblickte, haben sich ganz unbemerkt in graue, dünne Nebel aufgelöst und schwimmen gestaltlos am po litischen Himmel hin und her, bis ein Nebel nach dem andern langsam und unbemerkt wieder zu einem „schwarzen Punkte" krystallisirt. WaS aber die „Fragen" anlangt, so sind diese augenblicklich durch d^e hohe Diplomatie alle von der Tagesordnung abgesetzt Die griechisch-türki sche Frage ist mit russisch.sranzösisch englischem Heftpflaster (Pariser Fabrikant aus der Officin LouiS und Cvmp.,) wieder nothdürftig zugepapvt; von der orientalischen Frage zischeln sich die Herren Diplomaten nur heimlich einan der etwas in die Ohren und sucht dabei einer den andern auSzuhorchen; der belgisch-französischen Frage hat man gar nicht einmal Zeil gelassen, zu einer wirklichen Frage anzuwachsen, denn Belgiens straffes Zugreifen hat sie gleich in der Geburt erstickt; die spanische Frage beantworten sich die Spanier selbst und buchstabiren sie immerzu unverdrossen daran, bis die Antwort fertig ist; die rumänische Frage, die lediglich durch auswärtigen Wind aufgebläht und überhaupt durch auswärtige Einbläsern zu einer „Frage" anfgeschwellt wurde, ist augenblicklich zusammengeschrumpft, wie ein leerer Windbeutel, weil der fremde Wind fehlt: kurz, keine „Frage" kräuselt augenblicklich die ölglatte Oberfläche deS politischen Himmels, keine hervorragende Thatsache von allge meinerer Bedeutung beschäftigt die allgemeine Aufmerksamkeit. Fragen, aber nur ganz prosaische, Fragen, die nur beschränkte, vorwitzige oder sich klug dünkcnde Köpfe stellen können, als z. B.: Warum lassen die europäischen Cabinete nicht eine allgemeine Entwaffnung einweten? Weshalb plagt die Völker eine stete Angst vor einem baldigen Kriege? Warum glauben die Völker ganz beharrlich den verschiedenen Friedenspfeifen nicht? Warum werden der Steuern in der Welt immer mehr und die allgemeine Zufrieden heit, das allgemeine Wohlbefinden immer weniger? Weshalb nimmt man auf viele sehr gerechte Wünsche der Völker sogar wenig oder gar keine Rücksicht und läßt den alten Politik-Schimmel so ganz ruhig seinen alten Schritt in dem breit- und tiefgetretenen Gleise gehen? — solche und ähnliche Fragen wären zu Dutzenden zu stellen. Aber wir Deutsche stellen derartige Fragen gleich gar nicht, weil wir zu pfiffig dazu sind, indem wir wissen und uns in unserer Klugheit sagen: Antwort auf dergleichen vorwitzige Fragen bekommen wir doch nicht, also — fragen wir lieber gar nicht. Am Donnerstag, den 4. März, wurde in Berlin der „Norddeutsche Reichstag" durch den König von Preußen in Person eröffnet, nachdem der Bundesrath mehre Woche« vorher ganz still und geräuschlos die erforderlichen Gesetzes- und Budgetvorlagen berathm hatte. Die Eröffnungsrede klang sehr friedlich, legte aber den in noch sehr geringer Anzahl erschienenen Abgeord- treten den Wunsch an das Herz „eine Erhöhung der eigenen Einnah men des Bundes in's Auge zu fassen." Gleich in der ersten Sitzung gerie- then Graf Bismarck und der Abgeordnete Twcsten etwas hart aneinander, weilTwesten den Bundeskanzler darüber zur Rede setzte, warum er denReichs- rath schon zusammen berufen habe, während der preußische Landtag noch nicht zu Ende sei. Doch Bismarck ließ sich nicht mattherzig finden «was wirklich Wunder von ihm nimmt,) diente Twesten kräftig und versicherte dabei, der Reichstag werde bis zum Juni währen und habe also bei seinen vielen Ar beiten keinen Tag zu verlieren. Die Rcichstagssitze der Sachsen waren zum großen Theil noch leer. An demselben 4 März trat in Nordamerika der neue Präsident Ulysses Grant sein neues, großes und schweres Amt an. Amerika erwartet Gro ßes von ihm. AuS ganz West-, Süd- und Nordeuropa durchaus nichts Neues von wirklich eingreifender politischer Bedeutung. Wie schon erwähnt: Augenblick liche politische Windstille allüberall. Deutschland. Preußen. Berlin, 6. März. Wie eS mit der Erfolgpolitik der Nationalliberalen thatsächlich steht, darüber muß man eine Expectoration der „Krzztg." zu Rathe ziehen. Die „Magdeburger Zeitung" hatte vor Kurzem verralhen, daß die Partei große Rosinen im Sack habe. „Wir wollen," rief sie aus, „definitiv brechen mit der Partei Kleist-Retzow, und wenn die Regie rung den Muth nicht hat, diesen Bruch zu vollziehen, so weiden wir im Ab- geordnetenkause wie im Reichstage sie dazu zwingen. Wir möchten wissen, welcher Minister, und wäre eS der Graf Bismarck selber, im Reichstage stark genug sein sollte, seinen Willen der Vertretung des Volkes auszunöthigen, wenn die nationalliberale Partei nicht mit ihm geht." Die „Krzztg." citirt diese drohende Interjektion und gibt der nationalliberalen Partei darauf den Rath, „statt ihren Karlchen MieSnick in der „Magdeburger Zeitung" solch Zeug reden zu lassen, lieber die Grundlagen ihrer eigenen Stellung besser zu studiren." „Die Alternative", sagt sie, „steht gar nicht so, ob die national- liberale Partei länger mit dem Grafen BiSmarck gehen will, oder nicht. Die selbe hat sich ihm nicht aus Liebe, sondern aus Nothwendigkeit angcschlössen; sie hat nach dem Zerfall der alten Fortschrittspartei eine neue Existenz über haupt nur finden können, indem sie sich seiner Deutschen Politik anschloß." Im Ganzen ist diese Bezeichnung der Parteilage richtig. Die nationalliberale Partei, heißhungrig nach Erfolgen, aber arm daran, wie sie war, flüchtete sich 1866 unter die Flügel deS Grafen BiSmarck und gab dessen Erfolgt für ihre eigenen auS. Jeder Veisuch, dem Grafen gegenüber eine selbstständige Haltung einzünehmen, endete mit einer kolossalen Blamage, und eS müßte son derbar zugchen, wenn nicht j-der nachfolgende Versuch ebenso enden sollte. Berlin, 7. März. Vier Monate und zwei Tage hat die abgelaufene Landtagösession gedauert. Ein langer Zeitraum, in dem viel hätte geschaffen werden können, dessen Resultate aber so verschwindend klein sind, daß kein Abgeordneter Lust verspüre, jemals wieder eine ähnliche Session durckzumachen. DeS Ministerpräsidenten gestrige Schlußrede bei Entlassung der Kammern zeigt sich von den pa-lamentarischen Ergebnissen befriedigt, und doch li-st man deut lich zwischen den Zeilen, daß die Anerkennung bloS auf HöflichkeitSerweisungen hinausläuft. Bis auf einige Gesetze behufs Förderung der RechSpflege und der Rech s.^ememschaft und viö auf vereinzelte Verbesserungen in der Gesetz gebung für einzelne Provinzen ist Alles beim Alten geblieben. Dem Schwäbischen Merkur wird auS Berlin. 2. März geschrieben: „ES sind bloß persönliche Differenzen, nichts Politisches waS den ü>erra- schmden Rücktritt des Grafen Usedom veranlaßte. Auch steht derselbe in kei- nem Zusammenhänge mit der Sache Lam irmora's; im Gegentheil hat dieser Zwischenfall den Aufenthalt deS Grafen in Florenz verlängert. Er hat seine Entlassung eingereicht, um keine Differenzen zwischen seinem Könige und dem Minister-Präsidenten zu veranlassen. Aus bester Quelle wissen wir, wie schwer eS dem Könige gewo den ist, die Entlassung eines um das Land hoch verdienten und bei dem Könige persönlich so beliebten Staatsmannes anzu- nchmen Der König hat zwei Tage nach der Entscheidung einen Courier mit dem Großcordon des Kronen-OrdenS und mit einem eigenhändigen Schreiben nach Floren; abgesckickt und ihm einen hohen Posten in Berlin angeboten. Die Nachricht, als hätte Graf Usedom den Gesandtenposten in Paris ge wünscht, ist natürlich unbegründet; denn er war es, welcher seit sechs Jah ren dem französischen Einflüsse in Turin und in Florenz ein Gegengewicht bot: Victor Emanuel, Ricasoli und Menabrea wußten, waS sie an dem deutschen Manne hatten, und daS italienische Volk verdankt es ihm, daß eS Venetien bekain, ohne tiefer in die Abhängigkeit von Frankreich zu verfallen." Oesterreich. Lemberg, 2. März. Seit langer Zeit kommen hier sehr oft falsche Zehngulden-Noten zum Vorschein. Alle Nachforschungen und Bemühungen der Sicherheitöorgane, auf die Spur der Fälscher zu kommen, blieben erfolg los. Erst in den letzten Zeiten schöpfte man Verdacht, -aß diese Falsificate von Rußland aus hier eingeschmuggelt werden, und nach dem Faden kam man zum Knäuel. Von Czernowitz auS wurde der Polizei- Commiffär Herr Gärtner nach Rußland delegirk, und nach vielen Mühen gelang eS ihm wirk lich, zu eruiren, daß die Fälscher in Kamieniec Podolski, und zwar im dorti gen Gefängnisse, in der sogenannten Tiurma, sich befinden. Bei der im Ge fängnisse vorgenommeuen Durchsuchung fand man in einer Zelle, wo zwei Häftlinge saßen, alle Vorrichtungen zur Nachahmung öfter rcichischer Noten und unter dem Fußboden gegen 200 Stück Falsificate. Der Commandant deS Gefängnisses, ein gewffser Duszczynskoj,. wurde abgesetzt und der Mitschuld anzeklagt. Ueberhaupt sind sehr viele Personen, sowol in Camieniec wie auch in Galizien, in diese Angelegenheit verflochten. Spanien. Madrid, 5. März. Cortessitzung. Der von dem Dcputirten Castelar eingebrachte Antrag, sür alle vom 30. September v. I. bis 1l. Februar d. I. begangenen Potitischen Verdrehen Amnestie zu ertheilen, wurde mit 135 gegen 94 Stimmen verworfen. Rußland. Von der Polnischen Grenze, 28. Februar. In Polen machen in diesem Augenblick zwei neue Regier»ngS erlasse großes Aussehen. Nack dem einen dürfen diejenigen MajoratSherren, welche wegen ihrer Verdienste um den Staat vom Kaiser große Donationen in Polen erhalten haben, dies lden nicht verpachten und deren Einkünfte im Auslände verzehren, sondern müssen auf denselben wohnen und ste selbst bewirthschasten. Nur einen Theil de- JahreS dürfen sie im AuSlande unter der Bedingung oei leben, vaß ein Sohn oder sonstiger Verwandter der Familie, oder ein von der Regierung als zu verlässig anerkannter Administrator, ein Russe ober rin Deutscher, die Wirlh- schaft leite. Nach dem zweiten Regierungserlaß sollen alle diejenigen Familien Polnischer Abkunft, welche Adelsrechte beanspruchen, ihren Adel aber noch nickt ausreichend nachzuweisen vermochten, angeblich mehrere Hunderte an der Zahl, alle ihre Abkunft betreffenden Documente iS zum I. Juli d I. bei der BeziikSbehörde zur weitern Veranlassung einreichen Alle Familien, wel che bis zu diesem Termine ihre AdelSreckie nicht nachgewirsen haben, verlieren ihre Adelsprivilegien, die freilich jetzt so bedeutend nicht mehr sind, nachdem die Exemtion deS Adels vom Militairdienst ausgehoben ist. Dcr G burtsadel hat in Rußland jetzt weniger Geltung als der w l t Klassen zerfallende Ranaadel. Das Attentat. (Fortsetzung.) — Gut, antwortete sie. Ein leichtes Errölhen flog über ihre Züge; sie schien sich einen Augenblick zu sammeln. Tann fuhr sie fort: Ihr kennt die Stellung meines Vaters, Don Antonio. Er har die höchste Macht erlangt, auf die ein treuer Diener deö Königs Anspruch machen kann. Er kann nicht höher steigen. Er muß sich in seiner Macht befestigen. Ich bin seine Toch ter, und mehr noch, ich bin seine Bewunderin seiner Pläne, seines Talentes, seiner Charakterstärke. Meines Vaters Streben ist auch das meine. Ich weiß eS, nie wird mein Vater meinem Willen ein Hinderniß in den Weg legen, aber nie werde ich auch einen andern Willen haben, als den seinigen, denn ich halte ihn sür den besten. Es ist meinem Vater nicht gleichgiltig, wem ich mein Herz und meine Hand gebe; ich weiß «ö, obgleich er e- mir nie gesagt