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150 bei dm Dehattm über die Beschlagnahme de» vermögen» de» Exkönig» von Hannover und de» Erkurfürsten von Hessen im Abgeordnetenhause gehalten hat, theil» der herausfordernde Ton, den die Nordd. AUg. Ztg. in einigen ihrer letztem Nrn. gegen Frankreich angeschlagen hat. Die .France" sagt von den Reden Bismarck» gegen die leider entthronten deutschen Fürsten, er sei schlecht bedient worden durch seine eigene Sprache und noch schlechter durch die seiner Journale. Andere französische Blätter drücken sich aber noch viel stärker aus gegen DiSmarck. — Ja Algier soll die Ruhe wieder hergestellt sein. — Dem Kaiser Napoleon ist eine ansehnliche Erbschaft zugefallen von d» in Bannes verstorbenen Fürstin Bacciochi. Die italienische Kammer ruht bis zum 16. Februar auf ihren Lor beeren aus. Der König geht von Neapel, wo ihm nicht sonderlich viel freundliche Gesichter entgegen gekommen sind, wieder nach Mailand. Der Verkauf der geistlichen Güter, der den Finanzen wieder nothdürstig auf kurze Zeit auf die Beine Helsen soll, will nicht in Zug kommen und deshalb möchte der Finanzminister die Weise anstimmen: Wenn wir in höchsten Nötben sind. Oest erreich'S ReichSrath hält durch die betreffenden Ausschüsse Vorbe- rathungen über ein neues Wahlgesetz, dem allgemeine di recte Wahlen zum Grunde liegen und über Einführung der obligaten Civilehe. — Die Hitze der ungarischen Wahlbewegung hat in verflossener Woche jedenfalls den Sie depunkt erreicht. Diese Hitze kostet aber nicht nur Geld und Wein, sondern auch — Blut. In Gödöllö allein wurden zwanzig Schwerverwundert auS dtr Wahlversammlung fortgetragen und in Waitzen kam eS zu einer Wahl- keilerei, die wahrhaft mustergiltig war, denn fast der achte Theil der Versam melten brachte blutige Köpfe mit heim Ländlich, sittlich! In Rumänien ermannt sich ein Theil der Presse und donnert gewal tig gegen die Partei los, die von auswärtigen Agenten aufgest ichelt, mit Ge walt einem Krieg entgegen treibt. Der besonnererc Theil der rumänischen Presse behauptet, die Donaufürstenthümer sollen zum Sturmbock für die ehrgeizigen Plane auswärtiger Mächte gebraucht werden, und das dürfe nicht geschehen. Da sei um jeden Tropfen rumänischen Blutes Schade, der dafür vergossen werde. Also auch den Leuten dahinten geht endlich ein Licht auf! Nament lich sind die Vollblut-Rumänen schwer erbost über die preußischen Militär'S KrenSki, Keyserling und Blücher. Da» Monten e grofürstchcn hatte auf längere Zeit seine Berge verlas sen und hat Besuche in Petersburg und auch in Berlin gemacht. Er wurde an beiden Orten mit großer Auszeichnung empfangen. Gewiß haben diese Besuche auch ihre gmen Ursachen. Freilich sagt ein Sprüchwort: Heute die Rechnung, morgen der Querstrich. Griechenland hat endlich in die Vorschläge der Pariser Konferenz eingewilligt, doch, wie es heißt, mit — Vorbehalt, d. h. also, wenn sich der politische Wind wieder anders dreht, kannS Bohren und Zündeln wieder loS- gehen. Der junge Griechenkönig soll übrigens den Gedanken im Herzen be wegen, ob eS bei dem ruhelosen griechischen Parteigetricbe nicht wohlgethan sei, wieder zum Papa und zur Mama heimzukchren. Je nun, dieser Ge danke ist jedenfalls so übel nicht, da es bei so bcwandten Umständen sicher besser ist, zu gehen, als — gegangen zu werden. DaS europäische Festland kann kaum genug Geld für die Militärbud gets beschaffen und einer der ersten Vorschläge, welchen das neue Ministeri um in England seinem Parlam ntc gemacht hat, geht dahin, am Militär budget eine Million Pfund (ist gleich 25 Mill. Fr.) jährlich zu streichen. Der praktische Engländer fühlt also richtig heraus, wo der Schuh drückt. In der verflossenen Woche hat in den Zeitungen ein Attentat viel von sich reden gemacht, das auf den Grafen Biömarck gemünzt gewesen sein soll. Wit viel an der Sache eigentlich ist, daS ist bis zur Stunde noch nicht klar. ES fehlt nicht an Zeitungen, bie die Sache arg in's Lächerliche ziehen. Deutschland. Preußen. Berlin, 13. Febr. Der preußische Gesandte in Wien ist der KarlSr. Ztg. zufolge angewiesen worden, für die Mittheilung betref fend das beabsichtigte Attentat auf den Grafen Bismarck, dem Grafen Beust zu danken, mit der Erklärung, daß man sich eines solchen Schrittes von der Loyalität der österrreichischen Regierung habe vei sehen können. Gleichzeitig erhielt er die Weisung anzudeuten, daß die volle Wiederherstellung der alten vertrauensvollen Beziehung wesentlich erleichtert und gefördert werden dürfte, wenn Preußen ein- für allemal aushören könnte, die Quellen einer gegen seine staatliche Integrität gerichteten Agitation in der unmittelbaren Nähe des Sitze» der Kaiserlichen Regierung suchen und diese Agitation auf den Schutz der österreichischen Gastfreundschaft gewissermaßen angewies-n sehen zu müssen. Weimar, 12. Febr. Die Untersuchungen wegen des neulichen Post- diebstahlS haben jetzt wenigstens zu dem Resultate geführt, daß man in der Nähe dcS Bahnhofs den Briefbeutel, in welchem sich daS Geld befunden, aufgefunden hat. In demselben entdeckte man noch die sämmtlichen mitmt- wendeten Wechsel, namenilich diejenigen der Weimarschcn Bank, welche 50,0l>0 Thlr. betrugen. Auf dem Briefbeutel befand sich ein Z.ttel befestigt mit den Worten: „Rogel dies ist der Name deS Postbeamten, unter dessen Amtirung daö Geld gestohlen und der sofort inhaftirt wurde) ist unschuldig." Von dem entwendeten Gelde hat man noch keine Spur. Württemberg. Stuttgart, 13. Febr. Gutem Vernehmen nach haben die Bestrebungen Hohcnlohe'S bezüglich eines Bündnisses der süddeut schen Staaten noch keine formelle Gestalt angenommen; was bisher geschehen ist, hat weder hier noch in Karlsruhe eine Aussicht auf Erfolg darbictende Geneigtheit gefunden. Oesterrekch. Wien, 13. Febr. Wie die „Presse" erfährt, hätten Rußland und Preu ßen sich bei der Pforte verwendet, um dem Fürsten von Montenegro den Ha fen von Spizza und damit die Verbindung Montenegros mit der See zu ver schaffen. Der Sultan wäre nicht abgeneigt, darein zu willigen. Frankreich. Paris, 12. Febr. Die „Agence HavaS" meldet: Graf Malewski hat sich am DienStag, den 9. dS., in Syra nach Marseille eingeschifft. ES be stätigt sich, daß die von ihm überbrachte Antwort Griechenlands vollkommen zufriedenstellend lautet. Athen ist vollkommen ruhig. Die Ordnung ist nach den neuesten, bis zum 9. d. reichenden Nachrichten in keiner Weise gestört worden. DaS den Kammern vorgelegte diesjährige Französische Flotten-Exposs beweist mehr als alle» Andere, wie scharf noch fortgesetzt von der Französischen Regierung die Möglichkeit eine» Kriege» mit Deutschland in» Auge gefaßt wird. ES finden sich nämlich in dem betreffenden Nachweise nicht wemger als 16 Schrauben-Aviso'S und 11 brtterio» klottaot«« ckewoutedl« paar ri^ILre» aufgeführt, welche ausschließlich für die Benutzung auf Flüssen be stimmt sind und zur Erleichterung ihrer Verwendung auSemandergenommen und tranSportirt werden können. Auch 47 Laloux« «oooien und eine Anzahl Räder-Aviso'S dürften sich, da sie unter einer andern Rubrik als die eigentlichen Seefahrzeuge geführt werden, wahrscheinlich noch zu demselben Zweck auSersehen finden. Anfang 1887 verlautete zuerst von einer Bestellung von 12 derartigen Fahrzeugen, welche damals bei der Luxemburger Affaire ganz offen als für den Rhein bestimmt bezeichnet wurden, unv binnen noch nicht ganz zwei Jahren ist jetzt eine ganze Flotte von nahe an 90 solcher Fahrzeuge fertig gestellt worden. Man muß gestehen daS „l'ewxire o'eit l» hat mit dieser wahrhaft riesenhaften Anstrengung wiederum eine durchaus seltsame und eigenartige Illustration erfahren. Spanien. Madrid, 12. Febr. Die ConeS wählten zu ihrem Präsidenten Ri vero (den Bürgermeister von Madrid), und zwar mit 168 gegen 50 Stim men, welche (der republikanische Kandidat- Orense erhielt. Türket. Konstantinopel, 13. Februar. „Turquie" veröffentlicht eine Prokla mation des neuen Griechischen Mmistcriumö. Dieselbe schließt, der Aufstand in Kreta ist zu Gunsten der Verhandlungen, welche durch daö Türkische Ulti matum hervorgerufen worden, erstickt. Eine Zurückweisung der Entscheidung der Konferenz hätte nothwendiq den Krieg zur Folge gehabt. Weder unsere Armee noch unsere Flotte sind kriegsbereit. Die unS jetzt aufgenöthigte Ruhe verpflichtet Griechenland nicht für die Zukunft. Griechenland. Nachdem die Griechische Regierung die Entscheidung der Conferenzmächte über ihren Streit mit der Pforte angenommen hat, wird die formelle Aus söhnung zwischen beiden Mächten, wie es scheint, rasch erfolgen. Die Pforte wird, wie angekündigt wird, der Aufforderung der Konferenz gemäß, ihr Ulti matum zurückziehen und als unmittelbare Folge soll sich daran die Wieder anknüpfung der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Staaten reihen. Schwieriger dürfte eS für das neugebildcte Griechische Cabinet sein, sich mit den inländischen Parteien auseinanderzusetzen. DaS Ministerium hat, offen bar in dieser Absicht, die Kammern einberufen, und dieser Entschluß ist unter den gegenwärtigen Umständen nur zu billigen, da den gegen die Politik des Ministeriums Zaimis etwa beabsichtigten Reklamationen hierdurch ein gesetzt licker Spielraum gewährt und die gegenwärtige Agitation im Hinblick hierauf hoffentlich adgeschwächt wird Wenn den Mittheilungen der „Patrie" Glau ben zu schenken ist, so ist die Griechische Actionspartei, trotz der gegenwärtigen friedlichen Wendung der Dinge, keineswegs gewillt, ihr Spiel verloren zu ge ben. Das in Äthen aus Anlaß der Eandiotischen Insurrektion gebildete Cen- tral-Comit« habe, statt sich auszulösen, sich vielmehr neu organisirt und neue, namentlich auswärtige Mitglieder ausgenommen, um dadurch den Kreis seiner Thätigkeil zu erweitern. Als Parole werde von dem Comite jetzt geradezu die Bildung eines Byzantinischen Kaiserreichs auSgegeben, das alle Völker schaften der Griechisch-Lateinischen Race in sich befassen und denselben eine neue große und glückliche Zukunft gewährleisten solle. ES bleibt dahin ge stellt, inwieweit sich diese, zunächst ziemlich chimärischen Pläne der Griechischen Acuonspartei mit denen der Rumänischen begegnen, welche augenblicklich eben falls wieder eine so lebhafte Thätigkut entfaltet hat. Anschinrnd hat sich die letztere vor der Hand näher liegende Ziele gesteckt, waS ihre Gefährlich keit freilich nur erhöhen dürfte. Daß ihr Gebahren, wie dasselbe wieder neu lich in der Deputittenkammer hervortrat, keineswegs überall im Lande Anklang findet, beweist eine heutige Mittheilung aus Jassy, wonach dort die so eben erfolgte Auflösung der Kammern einen allgemeinen Jubel hervorrief, welcher sich sogar in einer glänzenden Erleuchtung der Stadt kund that. Die Be völkerung der Moldau hat sich im Allgemeinen immer mehr den Grundsätzen einer gemäßigten Politik zugeneigt, als die bcr andern LandeShälfte. Athen, 12. Febr. Die Regierung hat die Anordnungen in Betreff der Errichtung einer Nationalgarve und einer außerordentlichen Truppenaushebung zurückgenommen. Es herrscht vollständige Ruhe. Nach den neuen Bestimmungen liegt jetzt in dem gesummten Norddeut schen Bundesgebiete die Verpflegung deS Soldaten auf dem Marsche dem Quartiergeber ob, mit dessen Mahlzeit der Soldat sich im Allgemeinen begnü gen soll. Um jedoch Beeinträchtigungen, so wie übermäßigen Forderungen vorzu beugen, ist die täglich zu verabreichende Verpflegung aus ein Viertel Psund Fleisch — Gewicht des rohen Fleisches — Zugemüse und Salz, so,viel zu ei ner Mittags - und Abendmahlzeit gehört, und daS für einen Tag erforderliche Brod (bis zu 1 Pfund 26 Loth) festgesetzt. Frühstück und Getränk Hal der Soldat von seinem Wirlhe nicht zu fordern. Die vollständige Beköstigung muß dem Soldaten aber, wenn er zu später Tageszeit im Quartier einlrifft, verabreicht werden. Die Marschverpflegung wird den Quarttergebern mit 5 Sgr., und wenn sie kein Brod gegeben haben, mit 3H Srg. vergütet. Die Marschverpflegungsverabreichung an Osficiere, Aerzte und Zahlmeister erfolgt, wenn keine anderweite Einigung zu Stande kommt, nach den eben erwähnten Vorschriften. Königreich Sachsen Leipzig, 12. Febr. Jener Bahnwärter der Leipzig-Dresdner Bahn, welcher vor Kurzem verhaftet worden war, weil sich auf ihn der Verdacht ge lenkt hatte, einen in der Gegend von Langenberg bei Riesa verübten Bahn frevel, den er rechtzritig dem herankommenden Zuge signalisirt hatte, selbst verübt zu haben, um eine Belohnung sm die rechtzeitige Entdeckung desselben zu erlangen, hat, wie die „L. Nachr." hören, heute wegen Mangel hinreichen den Beweises der Haft wieder entlassen werden müssen. Das Attentat. (Fortsetzung.) — Daran habe ich oft mit traurigem Herzen gedacht, sagte der Inten dant, und ich muß gestehen, daß ich mich mit jener Einrichtung nicht befreun den kann, die den Thron in einer Familie erblich macht und sogar auf Frauen überträgt. Die Einrichtung der Kirche ist die höchste und vollendetste, die sich denken läßt, und doch steht an ihrer Spitze kein Haupt, daS seine Macht von den Vorfahren ererbt hat, sondern das stets von Neuem wieder gewählt wird.