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Dresdner Journal : 22.09.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189109220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18910922
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18910922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-09
- Tag 1891-09-22
-
Monat
1891-09
-
Jahr
1891
- Titel
- Dresdner Journal : 22.09.1891
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Beilage zu 220 des Dienstag, den 22. September 1891, abends. Nachrichten aus den Landesleiten. * Leipzig, 22. September. Am vergangenen Sonn rag hat sich für die Landtagswahl im 1. Leipziger Wahlkreis, bez die Wiederwahl des Hrn. Paul Bassenge ein aus Männern verschiedener politischer Richtung und Lebensstellung bestehendes Wahlkomitee gebildet. ES besteht die Absicht, neben dem eigentlichen geschäftssühren- den Ausschuß, wie das immer der Fall gewesen ist, noch ein erweitertes Komitee zu bilden, in welches einzutreten eine größere Zahl von Wählern Einladung erhalten wird Zwickau, 21. September. Die Körnerfeier ver spricht auch hier eine besonders großartige zu werden Die Turngemeinde hält bereits heute eine Vorfeier durch einen im „Schwanenschlosse" stattfindenden FestkommerS ab; der Goethe-Verein wird am 23 d. Mts im Stadttheater eine Festvorstellung unter Vorführung Körnerscher Dich tungen veranstalten. — Infolge der geringen Niederschläge dieses Monats sind die Mulde und deren Nebenflüsse stellenweise ganz ausgetrocknet, so daß die auf die Wasserkraft angewiesenen Holzschleisereien, Mühlen u. s w. einen ausgiebigen Regen recht sehnlichst erwarten Aber auch der Landmann, der jetzt mit Neubestellung der Felder beschäftigt ist, würde einen mäßigen Niederschlag herzlich willkommen heißen, wenn auch, besonders in hiesiger Gegend, die bisherige trockene Witterung als den Kartoffeln außer ordentlich günstig bezeichnet werden muß. — Die hiesige Schuhmacherinnung hat in ihrer in letzter Woche stattgefundenen Herbstversammlung die auf dem in Pirna abgehaltenen sächsischen Schuhmacher verbandstag erfolgte Wahl als Verbandsort für 1892 angenommen. Die Innung bereitet mit diesem nächst jährigen Verbandstag eine größere Ausstellung von Bedarfsartikeln und Maschinen für das Schuhmachergewerbe, Fachzeichnungen, Lehrmitteln, anatomisch-orthopädischen Gegen ständen, als Leisten für verkrüppelte Füße, danach gefertig tes Schuhwerk u. a m vor. * Frankenberg, 21. September. Die Stadtfern sprechanlage für unsern Ort ist nunmehr soweit fertig- ge stellt, daß dieselbe heute (Montag) in Betrieb gegeben werden soll. Die bisher angestellten Versuchsgespräche er gaben, daß Leitung und Apparate vortrefflich hergestellt sind und eS dürste somit die Ausführung der Anlage allerseits vollste Befriedigung erwecken Die Zahl der Teilnehmer an der Stadtfernsprechanlage ist von 14 auf 20 gestiegen, doch wird sich diese Zahl noch wesentlich erhöhen, wenn erst die Verbindung mit Chemnitz hergestellt sein wird, was voraussichtlich im Laufe des nächsten Frühjahrs ge schieht. ) Moritzburg, 21. September. Von der hiesigen Teich wirtschaft wird am nächsten Donnerstag, den 24. Sep tember, der Oberwaldteich gefischt. 6 1. Versammlung deutscher Naturforscher und ÄrM i Halle, 21. September Seit gestern hat die Stadt zu Ehren der Versammlung Festschmuck angelegt. Eine erste Zusammenkunft zur gegenseitigen Begrüßung hat gestern abend in den glänzenden Räumen des neu errich teten Gesellschastshauses „Concordia" stattgefunden Hier sammelte sich von 8 Uhr an eine allmählich wachsende Zahl fremder Gäste, unter ihnen hervorragende Größen der Wissenschaft, um in ungezwungener, lebhafter Unter haltung und bei den Klangen der Musik bis zur späten Abendstunde zu weilen. Die erste Allgemeine Sitzung hat heute früh 9 Uhr im großen Saale der „Kaisersäle" stattgefunden. Sowohl die Parterreräume des schönen Lokals, wie auch die von den Damen eingenommenen Galerien waren dicht besetzt. Der erste Vorsitzende, Prof. vr. His (Leipzig) eröffnete die Versammlung und gab zu den üblichen Begrüßungen zunächst dem Geh Rat Knoblauch, dem Präsidenten der Leopoldina Carolina, das Wort. Dieser warf einen kurzen Rückblick aus die Geschichte der im Jahre 1822 durch Oken gegründeten und ein Jahr später in Halle tagenden Natur forscherversammlung, die damals nur von etwa 20 näheren Freunden und Anhängern Okens besucht war; er deutete die ungeheueren Fortschritte an, welche die Naturwissen schaft seitdem gemacht, und schloß mit einem Hoch aus Se. Majestät den Kaiser. Seinem Vorschlag gemäß sandte die Versammlung an Se. Majestät folgendes Telegramm ab: ,Tie in Halle versammelten deutschen Naturforscher und Ärzte huldigen bei Eröffnung ih er Sitzung chrsurchtsvoll Ew. Majestät, erfüllt von Lank wegen des starken und dauernden Schutzes, den Ew. Majestät, getreu der Überlieferung des Hauses der Hoh-nzollcrn, den Wissenschaften zu teil werden lassen." Die Geschäftsführer der 64. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte Knoblauch Hitzig. Weiter erfolgte die Begrüßung der Versammlung durch den Universitätskurator Geh Rat Schrader im Namen des preußischen Kultusministers, von dem ein Telegramm zur Begrüßung der Versammlung eingegangen war. Weiter sprach Lberpräsidialrat v. Arnstedt im Namen des verhin derten Oberpräsidenten der Provinz und der Regierungs präsident v Diest im Namen der König!. Regierung zu Merseburg. In besond.rs warmen Worten gab Oberbür germeister Staude der Freute Ausdruck, den die städtischen Behörden und die gesamte Bevölkerung über das Tagen der Versammlung hier empfinden, und hieß die Anwesenden in der Stadt willkommen. Den Schluß der Begrüßungen bildete eine kurze Ansprache les Geh. Rats Prof. vr. Krauß, des Universitätsrektors Auch er wünschte den Ar beiten der großen, hierselbst ihr Herbstmanöver abhaltenden, wissenschaftlichen Armee mit ihrem glänzenden Generalstabe den glücklichsten Erfolg. Nach einigen geschäftlichen Mit teilungen des Prof Hizig, aus denen hervorgeht, daß bis letzt 983 Mitglieder und Teilnehmer und 282 Damen zu der Versammlung in Halle erschienen sind, wurde in die eigentliche Tagesordnung eingetreten Geh. Rat Pros. vr. Nothnagel (Wien) erhielt das Wort zu einem Vorträge: „Über die Grenzen der Heilkunst". Er definierte zunächst im allgemeinen, was man unter Krankheit und Krankheitsheilung zu verstehen hat Die wirkliche Heilung erfolgt durch Vorgänge, die der menschlichen Kunst unzugänglich sind; unser ärztliches Thun beschränkt sich wesentlich darauf, Störungen und Hindernisse dies.» natürlichen Vorganges abzuhalten. Red ner erweist dies sowohl für die chirurgischen Eingriffe und namentlich auch das neuere Wundheilverfahren als auch für die Behandlung innerer Krankheiten, besonders auch der akuten und chronischen Infektionskrankheiten. Das Wesen des Krankheitepr zeffeS können wir niemals beein flussen. Nützen können wir meist nur, so lange der Krank- «itsprozeß noch nicht abgelaufen, und wenn der Sitz der Krankheit unseren Mitteln zugänglich ist Unser künstliches Heilverfahren w rd immer nur das Ziel haben können, die natürlichen Heilungsvorgänge zu unterstützen und ihre Hinderniffe zu beseitigen, und in diesen, wenn auch sehr beschränkten Grenzen läßt sich viel nützen. Der Arzt muß sich stet» vergegenwärtigen, daß er Diener, nickt Meister der Natur sei, daß er in erster Linie durch fein Thun nicht schaden und die Schädlichkeiten abzuhalten die Aufgabe hat. Um dieser zu genügen, gilt e» vor allem, die Ursachen der Krankheiten genau zu erkennen; erst dann sind wir in der günstigeren Lage, die nach ihrer vollen Entwicklung unserer Kunst unzugängliche Krankheit schon in ihrem Keime treffen, ihre Entstehung also verhüten zu können. Auf dem Wege und in den Mitteln der allgemeinen Ge sundheitspflege liegt noch ein reiches segensreiches Feld für die Thätigkett der ärztlichen Kunst In beschränkterem Maße ist auch schon die Beseitigung und Milderung der Krankheitserscheinungen eine lohnende Aufgabe; sie zu er füllen, stehen uns bereits sichere Mittel zu Gebote und ihre Reihe zu mehren, ist man unablässig und erfolgreich bemüht. Der Redner schließt n it dem Satze: „Im Dienste der Menschheit zu wirken, ist des Menschen würdigste Auf gabe." Den zweiten Vortrag der allgemeinen Sitzung hielt vr. Lepsius (Frankfurt a. M.) über: „Das alte und das neue Pulver". Er begann mit einem historischen Rückblick auf die allmähliche Erfindung des schwarzen Pulvers. Die ersten Spuren reichen weit ins Altertum zurück. Das „griechische Feuer", ein lange geheim ge haltenes Mittel, war wahrscheinlich schon eine Mischung von Salpeter mit Kohle, Schwefel und anderen leicht brennbaren Stoffen. Es hat auch ohne Zweifel zur Er findung des Pulvers im 13. Jahrhundert den Anlaß ge geben; die Verbreitung des Pulvers ging dann schnell über alle Länder der Erde, zu Ende des 14. Jahrhunderts war es allgemein bekannt Der Redner würdigt den Ein fluß, den das Pulver und die Verbesserungen in Anwen dung desselben im Laufe der Zeit auf die KriegSsührung gehabt haben. Im Jahre 1887 beginnt nun eine neue Ära m der Fabrikationswcise des Pulvers. Das alte Pulver genügte nicht mehr- eS kam darauf an, die Wurfkraft zu erhöhen und den Rauch beim Abbrennea zu vermeiden. Diese beiden Forderungen erfüllte zwar die schon längst vorher von Schönbein ersundene Schießbaumwolle; in der Praxis standen jedoch anfangs ihrer erfolgreichen Anwen dung sehr große Schwierigkeiten entgegen, die man erst allmählich zu überwinden lernen mußte. Sie zersetzte und entzündete sich zu leicht und konnte deshalb auch nicht auf bewahrt werden. Der Redner bespricht weiter die neu er fundenen anderen Explosivstoffe, das im Dynamit wirksame Nitroglycerin, die Pikrinsäure, die den Hauptbestandteil des Melinit bildet, um schließlich wieder auf die Schieß baumwolle zurückzukommen und deren Vorzüge sowohl vor den ebengenannten neuesten Explosivstoffen als auch vor dem alten Pulver auseinander zu setzen Gegenwärtig ist die volle Gebrauchsfähigkeit der Schießbaumwolle herzu stellen gelungen und zwar dadurch, daß sie durch bestimmte Lösungsmittel, zu denen auch Nitroglycerin gehört, in eine gelatinöse Masse verwandelt wird. — Nach einer Betrach tung über die voraussichtlichen Folgen des rauchlosen Pulvers und unter Zurückweisung der Befürchtung, daß die neue Erfindung den Kulturfortschritt zu schädigen ver möge, schließt der Redner mit dem Satze: 8i vis pacom, para bellum. Nach Schluß des Vortrags nahm Werner v Siemens zu einer persönlichen Bemerkung das Wort, worin er aus- fühtte, daß er zu den Ersten gehört habe, welche die bessere Herstellung der Schießbaumwolle durch Zusatz von Schwefelsäure angegeben haben. Hiermit schloß die erste allgemeine Sitzung. Vermischtes. * Die große Revue am Schluß der französischen Manöver bei Vitry am 17 September Ter Schau platz der großen Revue, welche den diesjährigen Manövern der unter dem Befehl des Generals Saussier vereinten Armee den Abschluß geben sollte, war eine weite, von ländlichen Kulturen eingenommene, jedes malerischen Reizes entbehrende Fläche etwa zehn Kilometer südlich der Stadt Vitry le Francois, und umgrenzt von dem Orcontebach und der Maine Die Truppen waren nach dem Manöver am 15. d. Mts. derartig in Kantonnements zwischen St. Dizier und der Eisenbahnlinie Vitry-Brienne dislociert worden, daß sie das Paradeseld bequem am Morgen des 17. September erreichen konnten. Dieser Revue wendete sich ebenso wie den vorangegangenen Manövern das Inter esse und die Aufmerk'amkeit weiter Kreise des Landes in ganz besonderer Weise zu. Es war der Schlußakt einer mit großen Kosten und Mühen verbunden gewesenen Manövcrpcriode, bei welcher so große Massen wie noch nie zuvor vereinigt waren, und ber der man, soweit dies im Frieden möglich, alle zu dem Funktionieren eines kompli zierten ArmeemechaniSmus erforderlichen Triebräder in Be wegung gesetzt hatte Dazu kam ferner, daß gerade die östlichen Landesteile, in deren Bevölkerung die Erinnerungen an den letzten Krieg noch lebhafter als anderswo sind, den Boden zu den Manövern abgaben, und daß der Präsident der Republik die Revue zum Anlaß nahm, um diese Gegend zum ersten Male zu besuchen und mit den Bewohnern, wie mit den Truppen derselben in persönliche Berührung zu treten. Gerade bei der Revue von Vitry traten die charakteristischen Unterschiede, die zwischen einer Heerschau in Frankreich und einer solchen m Deutschland bestehen, recht deutlich vor Augen. In Deutschland ist eine solche ein Akt, bei dem der Soldat zu der hohen Ehre berufen ist, vor seinem obersten Kriegsherrn zu er scheinen, ja ihm in die Augen zu sehen. Aus diesem Grund wird die größte Sorgfalt auf die äußere Erschei nung von Mann und Pferd, sowie auf die Aufstellung, Bewegung, Vorführung der Truppen verwendet Ein solcher Paradetag ist ja für viele der einzige Tag im Leben, wo sic den Souverän und Schirmherrn des Reiches zu sehen bekommen, und wo das persönliche Verhältnis, vas zwischen dem deutschen Soldaten und dem Kaiser besteht, zum Aas druck kommt In Frankreich giebt es keinen obersten Kriegs herrn, da das Staatsoberhaupt ein Nichtmilitär ist. Der letztere wohnt daher nur der Revue bei und der Ober general, der mit den Soldaten allein in persönlichen Be ziehungen steht, tritt für diese Zeit die ihm sonst zusallenvcn Ehrenrechte an jenen ab. Um aber den Träger der Staatsgewalt doch nicht zu sehr hinter den militärischen Oberbefehlshaber zu rücktreten zu lassen, verleiht der erstere mit eigener Hand Aus zeichnungen und Beförderungen rc. an die ihm vorgeschlagenen Personen. Dieses Verhältnis spiegelte sich auch bei der Revue am 17. deutlich ab, zu der die ausgcrückten Regi menter in einfacher Feldcan pagnetracht erschienen Nach dem General Saussier den aus Vitry kommenden Präsi denten der Republik am linken Flügel der Truppenauf stellung empfangen und den im Wagen sitze.den Staats- ches die Front der Paradeaufstellung entlang geleitet hatte, nahm er seinen Platz vor der Mitte der Front wieder ein, während sich Hr. Carnot nach der für ihn gebauten Tribüne begab, um von hier aus das Defilieren der Truppen anzusehen Auch in rein militärischer Be ziehung wies die Heerschau ein recht abweichendes Gepräge, von ähnlichen Schauspielen ber uns auf. Während hier meist die Aufstellung in mehrere Treffen nach Waffen geordnet ist, war dieselbe bei Vitry ganz nach der Orckre cko KatsiHa für die voran ¬ gegangenen Manöver erfolgt. Das heißt, eS standen die gesamten Truppen m sieben großen in sich gegliederten Massen nebeneinander. Insgesamt standen in der Front der Parade 114 Bataillone, davon 12 Jäaer- bataillone und 8 Marinebataillone; 92 EskadronS Ka vallerie und 404 Feldgeschütze, davon 300 fahrende und 104 reitende Geschütze in einer Gesamtstärke von etwa 110 000 Mann. In dieser Ordnung erfolgte auch, nachdem der Präsident Carnot auf der Tribüne an der Seite des Kriegsministers und inmitten der ebenfalls für den Kriegsfall zu Armeebefehlshabern designierten Generäle Billot und Thomassin seinen Platz eingenommen, der Vorbeimarsch Nachdem sich die denselben eröffnenden beiden Kavalleriedivisionen im Trabe vorwärts bewegt und die Richtung auf die Tribünen zu genommen, rückten mit rechtsum die vier Corps successive auf die Stelle, wo die Kavallerie gestanden, und gewannen so, eines nach dem anderen, den Platz, von wo aus sie auf die durch Mast stangen mit Flaggen bezeichnete Vorbcimarschlinie kamen. Aus diese sehr praktische und, bei der Piaffe der defilieren den Truppen allein möglichen Weise, den Vorbeimarsch der einzelnen Abteilungen schnell und flott hintereinander zu absolvieren, nahm dieser Teil der Revue nicht ganz drei Stunden in Anspruch und war etwas vor 12 Uhr beendet Leider war die Marschlinie so weit von den Zuschauern entfernt, daß man von den Truppen, ihrer Erscheinung und ihrem Aussehen keinen vollen Eindruck gewinnen konnte. Die höheren Führer in der Mitte waren noch weniger deutlich zu sehen. Aus dem Tempo des Marsches und der Marschordnung sprachen Flottheit, Festigkeit und Straffheit Die letztere unbedingt mehr wie früher, was auf bessere Disziplin schließen läßt General Saussier teilte sich, nachdem er mit seinem Stabe defiliert, der Tri- >üne des Präsidenten gegenüber auf, nach welcher hin elbstverständlich Offiuere und Fahnen bei dem Defilieren alutierten. Der Tribüne gegenüber nahmen auch die remdherrlichen Offiziere in großer Paradeuniform, unter Führung des Oberst de Sancy, früheren Militär- attachös der französischen Botschaft in Berlin, ihren Platz ein Als die beiden Kavalleriedivisionen unter General Bonie in etwas ungestümem Tempo vorüber passiert waren und sich der Staub verzogen hatte, gewahrte man, daß drei Geschütze der mit vorbeidefilierten reitenden Batterien auf dem Vorbeimarschterrain standen. An denselben waren wohl einige Ringe oder Krammen in der Schnelligkeit der Bewegung gerissen Sie wurden schnell durch abgeseffene Mannschaften beseitigt Dem deut schen Beobachter der Revue fielen die sehr zahlreichen Stäbe der höheren Führer und die Stärke der diesen folgenden Kavallerieeskorten auf, durch welche den Truppen ein star kes Kontingent entzogen wird Außerdem hat jeder General bis zum Divisionskommandeur seinen besonderen Standarten träger. Durch diese zwischen die Truppen eingeschalteten Gruppen, die sich mit reich bemessenen Abständen bewegten, wurde die Dauer des Defilements nicht unbeträchtlich verlängert Mit den .Trainkolonnen des 5 Corps marschierte auch die Lustschifferabteilung und in deren Reihen der an einer Winde be findliche Ballon captif in 50 w Höhe zum großen Gaudium des Publikums mit vorbei. Das letztere begleitete den Vor beimarsch einzelner Abteilungen mit lauten Zeichen des Beifalls; derselbe wurde namentlich der an der Grenze stehenden 11. Division (Nancy), sowie den Jägerbataillonen des markierten Feindes zu teil, welche allerdings durch Schnelligkeit und Elastizität der Bewegung bei fester Ge schlossenheit der Kolonne einen sehr vorteilhaften Eindruck machten. Man wollte wohl damit zeigen, daß man diesen Eigenschaften, die der Jäaertruppe immer in der fran zösischen Armee und mit Recht nachgerühmt worden, volle Anerkennung zolle. Auch die als Elite geltenden Marine- Jnfanterieregimenter, die sich im letzten Kriege so ruhm voll vor Paris geschlagen haben, ernteten laute Kund gebungen der Zustimmung, die sich auch gelegentlich den reitenden Batterien (auch hier einer Lieblingswaffe des Publikums) zuwendeten Während des Vorbeimarsches hatten sich die beiten Kavalleriedivisionen nebst zugehöriger Ärtillerie in Linie formiert und auf etwa 1^ Kw den Tribünen gegenüber aufgestellt. Nachdem die letzte Abtei lung des in der Reihe der vorbeimarschierenden Truppen den Schluß bildenden markierten Feindes vorbeipassiert war, ließ General Saussier durch drei Kanonenschüsse das Signal zum Vorrücken dieser Reitermaffen geben, die dann, ohne in die Attacke überzugehen, bis auf 100 m an die Tribünen heransprengten und salutierten. Dies war das Zeichen für den Präsidenten, nunmehr zur Verteilung der Auszeichnungen zu schreiten. Er erhob sich, gefolgt von seiner Umgebung, in der sich auch mehrere Minister be fanden, und schritt auf die Gruppe der zu Dekorierenden, die neben dec Tribüne Aufstellung genommen hatten, zu. Am rechten Flügel derselben standen die Generäle Galliffet und Davoust Jevermann glaubte, daß es sich um die Verleihung des Großkreuzes der Ehrenlegion an die beiden Armeebefehlshaber handele; statt dessen entnahm der Staats chef den Händen des ihm folgen .en Generals de Brugöres, Generalsekretärs der Präsidentschaft, zwei Militärmcdaillen am gelbgrünen Bande und heftete sie auf die Brust der Genannten, dieselben warm beglückwünschend. Diese Art der Auszeichnung ist eine ganz eigentümliche, in den militärischen Gesetzen Frank reichs begründete Diese Gesetze schreiben vor, daß nur solche Generäle Anrecht aus die Militärmedaille haben, welche eine Armee vor dem Feinde befehligt oder welche, bereits im Besitz des Großkreuzes der Ehrenlegion, mit Äuszeich- nung 6 Jahre lang ein Armeecorps kommandiert haben und Mitglieder des oberen Kriegsrates sind. — Es war dies mithin die einzige für beide Generäle mögliche Aus zeichnung, die übrigens von allen am Manöver teilnehmen den Generälen nur General Saussier schon besaß. Der letztere erhielt ein in den schmeichelhaftesten Ausdrücken abgefaßtes Handschreiben des Präsidenten der Republik Alsdann heftete der letztere jedem der in der Gruppe der' zu Dekorierenden stehenden Offiziere (einige 20) und Unter offiziere mit entblößtem Haupt eigenhändig die verliehene Dekoration an und richtete mit dem freundlichen und ver bindlichen Wesen, das in seinem ganzen Auftreten liegt, einige Worte der Anerkennung an die so Ausgezeichneten. Ihm folgte unmittelbar der Kriegsminister, der dasselbe that Diese Art der Auszeichnung vor der Front der Truppen in Gegenwart der höchsten Führer des Heeres, durch die Hand des Staatschess, Hit für den Franzosen etwas ungemein Jmpressionierendes. Ten meisten derDekoriertenausdemFeld- webel- und Unterofsizierstande liefen die Hellen Thränen der Freude und des Stolzes über die Wangen, als sie sahen, daß dasselbe Ehrenzeichen (Militärmedaille), das soeben ihrem General verliehen worden, auf ihrer Brust glänzte. Und man erzählt, daß, als der General Galliffet einen ihm von früher bekannten Sergeanten in der Gruppe der zu Dekorierenden angetroffen, der ihm die Hand gereicht und ihm versichert habe, daß er eben so stolz und erfreut über die neue Auszeichnung sei, wie jener selbst Mit er hobener Stimme dankte hierauf General Saussier für die der Armee gewährten Belohnungen dem Präsidenten, dann bestieg Carnot, während Hr v. Frevcinet seiners-itS dem bisherigen Oberbefehlshaber mit anscheinend ernsten und tzkwegten Motten und Gesten für die so erfolgreich durch geführte Mission seinen Dank aussprach, den bereit stehen den Wagen, und kehrte, geleitet, wie bei seinem Kommen, von einer starken Kavallerieeskorte nach Vitry zurück. Dort fand dann gegen 2 Uhr ein den Generälen und Stabsoffizieren vom Präsidenten gegebene» Dejeneuer statt, an dem auch die fremden Offiziere teilnahmen. * Noch bis zum Jahre 1886 mußten alle Trau ungen in England, einem alten Gesetze gemäß, vor 12 Uhr mittags stattgefunden haben. Dann wurde das „Hochzeitsfrühstück" eingenommen, und eS blieb dann ge rade noch genug Zeit von einem so „langen" Tage übrig, daß die HochzeitSgäste sich nach Herzenslust — langweilen konnten. Aber warum war der Trauungsakt so unbedingt auf die Morgenstunden beschränkt? In der guten alten Zeit soll es eben zu oft vorgekommen sein, daß, wenn die Vermählung nachmittags vollzogen, die HochzeitSgäste — wenn nicht auch die Hochzeiter selbst — dem Becher be reits so kräftiglich zugesprochen hatten, daß sich oft genug die seltsamsten Scenen in dem Gotteshause abspielten. Um die Gelegenheit zu solch vorzeitigem Trinken möglichst zu kürzen, wurde das erwähnte Gesetz gegeben, das aber bei der Zähigkeit, mit welcher die Engländer nun einmal an dem Althergebrachten festhalten, noch lange bestehen blieb, als die gebesserten Sitten des Landes derartige Verordnungen durchaus nicht mehr erheischten. Nur eine von dem Erzbisckof von Canterbury erteilte maecials licsvsv — für die aber 600 M. zu entrichten sind — gestattete den TrauungSakt zu jeder Stunde des Tages, und sie kann noch heute eingeholt werden, obwohl das Gesetz seit 1886 die Trauung bis 3 Uhr nachmittags zuläßt, und zwar sowohl die kirchliche, als die civile Trau ung. Beide sind in England zulässig , eine jede an sich vor dem Gesetze bindend. — Hinsichtlich der bei einer eng lischen Hochzeit üblichen Kleidung fällt uns da wohl zu nächst auf, so erzählt F. Brana in der „Allg. Zlg", daß niemand in voller Gesellschaftstoilette sich einstellt. Der Frack wird in England viel getragen, aber immer nur am Abend. Die vornehmeren Herren legen denselben sogar jeden Abend regelmäßig an, ob sie auszehen, Gäste bei sich sehen oder allein zu Hause sitzen, aber unter keinen Um ständen am Tage, sei die Gelegenheit, welche es wolle, weder bei Hochzeiten noch bei Beerdigungen, noch bei den allersteifsten Besuchen. Ter Frack ist ausschließlich Abend tracht Bei Hochzeiten stellten sich die Herren lange Zeit nur in dem langen, dunklen Gehrock ein, bis der Prinz von Wales, der in solchen Dingen unbevingt den Ton an- giebt, vor etlichen Jahren bei einer Hochzeit in dem ein facheren, vorn „weggeschnittenen" Rock erschien, und diesen damit als für alle gesellschaftlichen Vereinigungen, die am Tage abgehalten werden, als ausreichend erklärte. Doch ist der Rock mit den langen Vorderschößen in neuerer Zeit doch wieder mehr fashionabel geworden. Daß der Prinz in Zivil sich einstellte, darf nicht Wunder nehmen, denn eS werden in England außer Dienst eben niemals Uniformen getragen Im übrigen erscheinen die Herren aus Hoch zeiten in Hellen Beinkleidern, auch wohl weißen Westen und Halsbinden und einem gleichfalls weißen Sträußchen im Knopfloch, alles in Hellen Farben, da es sich ja um ein Freudenfest handelt. — Ebenso tragen auch die Damen durchweg Helle Gewänder, aber auch keine Abendkleider, sondern Promenadenkostüme und Hüte, selbst die Braut jungfern, die stets alle gleich gekleidet sind. Früher er hielten sie aus diesem Grunde ihr Kleid von der Braut geschenkt Dieser Brauch ist in letzter Zeit abgekommen, dagegen ist e» immer noch Sitte, daß der Bräutigam ihnen, gleichviel wie groß ihre Zahl ist, ein Armband, eine Broche oder sonstige» Geschmeide mitsamt einem Bou quet am Hochzeitsmorgen übersendet. Die Braut ist in England, ebenso wie in Frankreich, nicht mit dem Myrthen- kranz, sondern mit Orangenblüten geschmückt, die in der Blumensprache bekanntlich besagen: „Deine Reinheit ist deiner Lieblichkeit gleich", ein schönes Symbol, wie die schneeigen Blüten zugleich einen reizenden Schmuck ab geben Ter erste, der in der Kirche sich einstellt, ist ge wöhnlich der Bräutigam in Begleitung seines „besten ManneS". Ter Bräutigam erhält in England keinen Trauring, sondern nur die Braut, und sobald die Zeremonie vor über, stimmt die'Orgel allemal Mendelssohns Hochzeits marsch an, unter dessen jubilierenden Klängen die Hoch- zeitsgäsle, mit dem jungen Paar an der Spitze, die Kirche verlassen Kam die Braut in dem Wagen des Vaters zur Kirche, so fährt sie jetzt in dem des Gatten mit diesem davon, noch einmal nach dem elterlichen Hause Denn auch in England findet im Hause der Braut der Hochzeits schmaus statt, der indessen neuerdings vielfach nur in einer Taffe Thee und leichten Erfrischungen besteht. WennberichL. Hamburg-Groß-Borstel, Co.intag, den 20 September I. Versuchs Rennen. Für Zweijährige. Dist. 1000 m Mr Cuthberts F - St. Edelgarde v. Kisker a. d. Chatham kv lr? (Rawlinson) 1. Hi» C H Lehmanns br. H Nemo, »7^ kkl (Bark r) 8. Hrn. I. Suhrs lr St. Olga, bv<^ kx (Ballantine) 3. Unplaziert: Livingslvne Punch, Royal G.ant und Rolf. Gcwann leicht mit dreivicrlel Längen; Olga nur um einen Kops sür den zweiten Platz geschlagen Wert: 240V M, 2vv M, lvv M. Tot. 212:1V. II. Glashütten Hüiden-Nennen List. 2400 w. Hrn Horns 4j fchwbr H The Premier v Lo d Lyon od. Ouicklime a d True Blue, K8 Irsr (Derby) l. Hrn. E La mcycrs 4j F W Bull Run 62lrx (James) 2. Hrn. Demuths Kj schw. W. Nutiack r (Ma ß) 3. Ferner liefen Madelon, Mignon, La Gaitö, Eleanor Ward. Siegte mit einer halben Länge. We I: 1180 M., 280 M, ISO M. Tot. 32:10. III. Slava Rennen Dist. 1400 w. Hrn H Amsincks Kj F St Rotkäppchen (Bes) 1. Hrn. G. Herwig» a dbr. St. Helga (Bes.) 2. Hrn. H Herwigs a F W Swell (Bes) 3. Sieben Pferde mehr im Rennen. Siegte mit einer halben Länge. Wert: Ehrenpreife den ersten drei Pferden Tot. 20:10. IV. Eimsbütteler Steeple-Ehafe List 32oo w. Hrn C Klockmanns Kj F St Flower Girl v The Loafer a. d Daisy (Schwarz) 1. Lt Graf Hallwyls a br. W Croster Boy (Biö) 2. Hrn Kleins kj fchw. St. Marthe (Nowacki 3. Ferner liefen M-phrstopheles, Vefuvia, Urchin und Mohr. Mit zehn Längen gewonnen Wert: 1480 M, 280 M., 180 M. Tot 90:10. V. Großes Herbst-Hürden Handicap. Dist. 3800 w. Lt Frhrn v Fuchs Nordhoffs a. br. W Duke of Richmond v Hampton a. d. Preference (Maaß) 1. Rttlm SnermondtS 4j dbr. H Pedrivo (Solloway) 2 Hrn I. SuhrS 4j br. St. Fair Lady (Lear) 3. Hen. Horn» 3j fchwbr. St Syracufc (Easterbee) 4. Lt. v Kummers 4j fchwbr. H Panthino (Derby b Unplaziert: Pippin, Poet Laureate, Lamprey Prin zest Ida, The Ccrew und Nabob Siegte mit einer Läng«; drei Längen zurück Fair Lady Wert: 3880 M, 830 M , 480 M., 380 M, 280 M. Tot 109:10. VI Poppenbütteler Jagd Renn.n Dist. 4K00 w. Hrn Walters a dbr H. Fluktuation v See Saw a. d Nugget ^Hr. Fleischet) 1. Mr R GoreS bj F H. Meriden (Mr Hill) 2 Hrn H Amsincks Kj F St Poor Clare (Lt Gras Hallwyl) 3. Aujerdem starteten Muskateller, Eaucebox. Madame Favart und Rädelsführer Siegte mit einer HalS- jänge Wert: Ehrenpreis und 1180 M, ISO M. Toi. 73: io. VII Preis von Alsterkamp Dist. 1KV) m Hrn. I Lau» »j br. H Wcathercock v To pedo a d. Bicifsitude, K3 t-8 (Eooke) 1. Hrn S del BaneoS bj br H Cesario, K9 (Gordon) 2. Mr Cuthberts »j br St. Glide, Ko lr-x (Rawlinson) 3. Unplaziert: Whitebvy Hun'ingfield, Bandit,
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