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Dresdner Journal : 22.09.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189109220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18910922
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18910922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-09
- Tag 1891-09-22
-
Monat
1891-09
-
Jahr
1891
- Titel
- Dresdner Journal : 22.09.1891
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Ein« Vrrlegesheit svderer, ebtnsall« nicht «us die ltichlt Achsel zu nehmender An würde der Pforte dir Bewahrheitung der Meldung det „Etaadaid" belr.sfs des von den arme nischen Kurden unter den dortigen Christen ange- richtrlen Blutbad»« bereiten. Tie «lagen der armenischen Christen sind ungefähr ebenso alt wie die OrieiUfrage über- Haupt, und haben auch d'r Mächte zu wiederholten Malen be schäftigt. In den europä fchen Verträgen ist der PfoNe die Zufriedenstellung ihrer christlichen Unlerthanln in Armenien zur dringenden Pflicht gemocht! dennoch ist dalelbst im wesentlichen olle« beim alten geblieben und sind die armenischen Kurden im Gcnusse ihr,s freien Räuberlebcns und ihrer gewaltthätigen Überlieferungen mit Bezug aus dir unglücklichen Christen so ziemlich unbehelligt geblieben. Bei der sichtbaren Zuspitzung der politischen, nationalen und religiösen Gegensätze im ganzen Orient aber müssen Zustände, wie sie in Armenien üblich sind, desto b.denklicher werden, je länger sie andauern; denn sie bie ten den fruchtbarsten Boden für Zwischenfälle, die den Keim weiterg hender Berwickelungrn in sich tragen und deshalb von der zünftigen Diplomatie mit Siecht gefürchtet und mit Kräften hintanzuhallen gesucht werden. Man möchte daher wünschen, last der Konstantinopeler Gewährsmann de- „Standard" dies mal die Farben etwas zu schwarz ansgetragen habe Konstantinopel, 19. September. Es dürfte nicht häufig vorgekommen sein, daß die öffentliche Meinung in ganz Europa in so Völlig unbegründeter Weise in Aufregung versetzt wurde, wie dies durch die Nachricht über die angebliche Besetzung von SiAri durch die Engländer geschehen ist. Nach den bisher vor liegenden Mitteilungen dürften, wie der „Pol. Corr." von hier geschrieben wird, die Offiziere der englischen Flottille, die bei Sigri Halt machte, aller Wahrschein lichkeit nach auf der kleinen Insel eine Rebhuhnjagd (!) unternommen haben, während blinde Torpillos in den Gewässern manövrierten. Nahezu sämtliche Konsuln in Smyrna wurden durch dieses harmlose Ereignis irre geführt und berichteten an ihre Botschafter in Konstantinopel, daß die Engländer Sigri besetzt hätten. Tie Pforte nahm diese seltsame Nachricht ziemlich ruhig auf; erstere wurde übrigens alsbald durch den ersten Tragoman der englischen Botschaft, Sir Alfred Sandison, über den Vonall aufgeklärt, so weit es nach den an Sir William Wh te gelangten Mitteilungen möglich war. Ande.s lagen aber die Verhältnisse im Palais. Tort ist man bekanntlich geneigter zum Miß trauen, und die Freunde Frankreichs und Rußlands im Mdiz-Kiosk verfehlten selbstverständlich nicht, die Nachricht, die auf jeden, der sie ruhig prüfte, einen höchst unwahrscheinlichen Eindruck machen mußte, auszubeuten. In den unvoreingenommenen diploma tischen und türkischen Kreisen zweifelte man nicht daran, daß es sich nur um ein Mißverständnis handeln könne. Um die Nachricht für wahr zu halten, mußte man, da doch irgend eine Vereinbarung zwischen der Türkei und England bezüglich Sigris nicht besteht, annehmen, daß die englische Regierung sich zu einer Willkürhandlung entschlossen und die Insel völlig eigenmächtig besetzt habe. Ein solches Vorgehen konnte man aber England im gegenwärtigen Augenblicke, ohne eine unzweifelhafte Beglaubigung der Nachricht abzu warten, unmöglich ohne weiteres zumuten und die russenfreundlichen Persönlichkeiten im Mdiz-Kiosk selbst, welche die Besetzung Sigris als eine Thatsache anzu sehen vorgaben, werden in ihrem Innern daran nicht geglaubt haben. Nunmehr handelt es sich bloß darum, den Vorfall genau aufzuklären. Sir William White hat sich an den Befehlshaber der inzwischen in Rhodos eingetroffenen Flottille, den Admiral Kerr, mit dem telegraphischen Verlangen um einen eingehenden Bericht gewendet Mit diesem Berichte in Händen wird der englische Botschafter in der Lage sein, das Lügen gewebe, das man um ein harmloses Ereignis ge sponnen hat, vollständig zu zerreißen. Athen, 14. September. Man erinnert sich viel leicht roch daß bald nach Bekanntgabe des deutsch- österreichischen Bündnisvertrages und der Zugehörigkeit Italiens zu diesem Bündnisse lange Zeit hindurch Vermutungen und Erörterungen über den wahrschein lichen Anschluß anderer Staaten zweiten Ranges an diesen Bund in der Presse auftauchten. Dieselbe Er scheinung wiederholt sich, wie die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt, jetzt nach der Flottenschau von Kronstadt, die vielfach als Ausgangspunkt eines bereit- bestehenden russisch-französischen Bündnisse- betrachtet wird. Tie französischen und russischen Blätter sind un erschöpflich in der Erfindung neuer Teilhaber de- angeblichen Zweibundes, und es konnte nicht fehlen, daß — neben Serbien und Montenegro — auch Griechenland hierbei eine erste Rolle zugewiesea wurde. Die „St Petersburger Wjedomofti", bez. deren Pariser Berichterstatter, kündigen mit Beharr lichkeit den bevorstehenden formellen Anschluß Griechenlands an, und andere russische Blätter geben diese Ankündiqunqim Tone vollster Überzeugung wieder. vom 14 bis vom 13 bis IS Sept 1891. 20. Sept 1890. Schlesische Steinkohlen . . . Steinkohlen and. Ursprungs . Böhmische Braunkohlen. . . Alten burgische Braunkohlen . Braunkohlen and. Ursprung- . Kohlen überhaupt . . . . Durchschnittlich irden Tag. . SSchs. Stein kohlen Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Bei der Poftvcrwaltung sind ernannt worden: Oskar Friedrich Bdols Rüschel, Otto Karl Kirsten, zeither Pofi- as lstenten, als Oberpoftassiftenten im Bezirke der Kaiser! Ober postdirektion zu Dresden, Ernst Bruno Hanschmann, zeither Postanwärter, als Postassistent im Bezirke der Kaiser!. Ober- postdirektion zu Leipzig Ten Herren könnte man ohne weiteres das Vergnügen lassen, welches in derartigen Aufstellungen liegt. ES ist aber doch möglich, daß die öffentliche Meinung anderer Staaten durch solche willkürliche Behauptungen irregeleitet werden könnte, da ja die selben falschen Voraussetzungen, welche die russischen und französischen Publizisten zu der vorerwähnten falschen Rechnung ermutigten, auch anderwärts vor handen sind. Man kann nicht oft genug wiederholen, daß das Wesen der griechischen Politik gründlich ^er kannt wird. ES ist unleugbar ein moralischer franzö sischer Einfluß vorhanden, der aber in politischen Dingen durchaus machtlos ist. Tie Griechen sind ein schlaues Volk, welches sich die Gunst Frankreich- ge fallen läßt, das bisher die griechischen Anleihen auf nahm, Schiffe, Waffen und Kanonen liefert, den grie chischen Produkten Ausnahmszölle gewährt und oben drein einen großen Teil der griechischen Ausfuhr aufnimmt. Man stelle aber einmal Griechenland auf die Probe, und man wird erkennen, daß die Griechen eben in erster Linie ein berechnendes Volk sind und sein müssen Diese Erfahrung wird auch Frank reich einmal machen. Von russischem Einflüsse kann man r.ur insofern reden, als dynastische Familien bande bestehen und schließlich alle orthodoxen Staaten etwas Gemeinsames haben Aber dar über hinaus sind alle Griechen von der Überzeugung durchdrungen, daß der größte, eigentlich der einzige Feind des Hellenismus Rußland ist, welches im Oriente dieselben Ziele wie die Griechen verfolgt. Nur weil die Griechen sich von Österreich-Ungarn be kämpft glauben, halten sie sich von dem auch gegen den Panslawismus gerichteten Dreibunde fern. Auf Schritt und Tritt hat der Hellenismus im Oriente gegen die russischen Eroberungsgelüste anzukämpfen, wie ja auch jeder Grieche der Ueberzeugung ist, daß Rußland, ungeachtet seiner jetzigen Haltung, dennoch z. B. in Makedonien alles nur für Bulgarien, nichts für die Griechen thun würde. Strengste Neutra lität ist die Grundlehre der griechischen Politik. Hieran ändert es absolut nichts, ob ein Kabinett Tri- kupis, Delijannis oder ein noch unbekanntes Zukpnfts- kabinett am Ruder sei. Diese Politik wird nicht bloß durch Klugheit und Inten ssen, sondern auch durch die allgemeine Volksstimmung gelenkt. Dresdner Nachrichten vom 22. September. — S«. Excellenz der Hr. StaatS- und Kriegsminister, Generallieutenant Edler von der Planitz, hat heute die Wohnung Dippoldi-rnaldnergafse Nr. 1 bezogen. * I» Berliner auSwSrtigen Amt ist soeben ein neues Verzeichn,« der Kaiser!. deutschen Konsulate bearbeitet worden, au« welchem sich die zahlreichen Neubesetzungen der Konsulaistellen, wie sie die Ausdehnung unserer Ver tretung im Auslande bewirkte, ergeben. Im Interesse des Publikums sei darauf aufmerksam gemacht, daß nach amt- Wetriebsergebnifse der unter König!, sächsischer Staatsverwaltung stehenden Eisenbahnen. SohlentranSporte in Tonnen zu IVO« trz in den Wochen geschehen kann, und für die dazu nöligen Nachweis« eben diese« Verzeichnis dient Dasselbe ist von der König!. Hosbuchhandlung von E. S. Mittler u. Sohn in Berlin, Kochstr. 68, für 1,25 M zu beziehen. Gleichzeitig er schien ebenda und in derselben Weise redigiert ein Ver zeichnis der Konsuln des Auslandes im deutschen Reich (Preis 80 Pf.) * Das evangelisch-lutherische LandeSkonsisto- rium publiziert in der vor kurzem ausgegebenen Nr 8 seines Verordnungsblattes eine da« kirchliche Begräbnis ungetauft verstorbener Kinder betreffende Verordnung, welcher wir folgendes entnehmen: Denjenigen Eltern un- getaust verstorbener Kinder, gegen welche das Verfahren wegen Taufverzögerung oder Taufverweigerung erfolglos geblieben ist, steht kein Anspruch auf geistliche Beglei tung und kirchliche Ehren bei Beerdigung solcher Kinder zu, unbeschadet jedoch der Gewährung eines kirchlichen Begräbnisse«, sobald dieselbe auch in solchen Fällen ange zeigt oder unbedenklich erscheint. Diese Bestimmungen leiden aber auf diejenigen Kinder, welch« zwar noch un- getaust geblieben, aber bereits zum Religionsunterricht zu gezogen worden sind, keine Anwendung — Wie das Landeskonsistorium an der vorgedachten Stelle weiter bekannt macht, wird die Direktion des stati stischen Bureaus des König!. Ministeriums des Innern mit dessen Genehmigung auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1890 noch im Laufe dieses Jahres eine anderweite Parochialstatistik aufstellen und deshalb an die einzelnen Pfarrämter unmittelbare Anfragen erlaßen. Die letzteren werden daher angewiesen, in gleicher Weise, wie dies nach der Volkszählung von 1885 geschehen, die für die gedachte Arbeit erforderten Unterlagen berettwilligst und mit größter Sorgfalt und Genauigkeit zu beant worten. — In der unterm 18. d M erschienenen Nummer 9 des Konsistorialverordnungsblattes werden die Disziplinar ordnung für die evangelisch-lutherische Kirche, datiert vom 30. Juli d. I. und das Kirchengesetz, die Pensions berechtigung von Kantoren, Organisten, sowie Kirchnern und anderen kirchlichen Unterbeamten vom 15. desselben Monats betreffend, wie solche von den in Lvnvgelicis beauftragten Herren Staatsministern unter Zustimmung der letzten ordentlichen Landessynode beschloßen worden sind, zur öffentlichen Kenntnis gebracht. — Das Landeskonsistorium hat dem Gutsbesitzer Julius Hermann Schönhals in Sora bei Meißen, sowie dem Gutsauszügler Karl Gottfried Thronicke zu Zietsch bei Krakau in Anerkennung ihrer der Kirche ihrer Heimat treu geleisteten langjährigen Dienste besondere Urkunden ver liehen und durch ihre Lrtsgeistlichen feierlich überreichen laßen. * Tie am 27, 28. und 29. September in Brauns Hotel stattfindende Generalversammlung des all gemeinen deutschen Frauenvereins vereinigt in unserer Stadt die namhaftesten Verfechterinnen der Frauen frage. Tas Programm, in unserem Inseratenteile mit geteilt, ist ein sehr reichhaltiges Ter Zutritt zu den öffentlichen Vorträgen steht Damen wie Herren frei. * In der mit Gymnasial- und Elementarklaßen ver bundenen Realschule von vr. Ernst Zeidler (Seidnitzer- straße 9) fand am 21. September unter Vorsitz des zum König!. Kommißar ernannten Hrn Schulrat Eichenberg eine Michaelisreifeprüfung statt Es konnte allen Abi turienten das Reifezeugnis und der Berechtigungsschein für den einjährig-freiwilligen Dienst zugrfprochen werden * Ter hiesige Bezirksverein zur Fürsorge für die aus den Straf- und KorrektionSanftalten Ent lassenen beabsichtigt im Jntereße der Förderung seiner Bestrebungen am Freitag, den 25. d Mts., abends '«8 Uhr, in dem hierzu gütigst überlaßenen Sitzungssaal« -des StavtverordnetenkollegiumS eine Versammlung ab zuhalten, für welche Hr Gefangenanstaltsdirektor Burk hardt von hier einen Vortrag über Strafvollzug und Fürsorge für Strafentlassene in Aussicht gestellt hat. * Im hiesigen Verlag von Alex Köhler ist eine gut ausgestattete Broschüre „Familie Körner in Dresden" von Emil Lehmann erschienen Der Reinertrag des Schriftchens fließt in die Kasse des Gemeinnützigen Ver eins für das Sommerhaus in Klingenberg und schon um dieses guten Zweckes wegen ist eine recht weite Verbreitung zu wünschen Der Verfasser schildert in anziehender Weise das gemütvolle Leben im Hause Körner und den regen geistigen Verkehr, den seine Mitglieder mit den hervor ragendsten Geislern der Schriftsteller- und Künstlerwelt damaliger Zeit unterhielten. Sie zeigt die echt deutsche Gesinnung des Vaters von Theodor Körner im schönsten Lichte und liefert zugleich ein anmutendes Bild der geistig hervorragend befähigten Schwester Emma, die ihren innig - geliebten Bruder nur kurze Zett überleben sollte. * Soeben ließ der Verlag von G Goldstein, hier, eine für die Zeit des Körnerfestes wohlgeeignete Broschüre: i „Körnerderg undSchillerhaus inLoschwitz beiDres- t den" erscheinen Dieselbe hat den um die Ortsqeschichte von Loschwitz und Weißer Hirsch verdienten Lehrer M I Nestler zum Verfasser und giebt in der Art einer kurzen Chronik Aufschluß über die genannten geschichtlich denkwürdigen Örtlichkeiten. Der Verfasser, der seit länger als 10 Jahren licher Bekanntmachung die Anrufung der Kaiser!, deutschen Loschwitz seine zweite Wohn- und Heimstätte nennt, ist mit Ko nsuln seitens der Neichsanaehörigen nicht etwa der Ver- allen lokalen Verhältnissen wohlvertraut, hat die besten Ouellen Mittelung des auswärtigen Amtes bedarf, sondern direkt für seine vorliegende historische Arbeit benutzt und durch a. d. Zwickauer Bezirke - - Lugau-Hlsn. - - - Dresdner - zusammen 35405 36285 21840 20550 6795 8055 63950 64890 6856 6104 1656 3129 76434 79863 19270 17820 1895 1960 170061 173766 24294 24824 und die Meinung, nach der Eiszeit sei die Menschheit aus den Wäldern in die Steppengebiete gedrungen, ist bestimmt irrig, ebenso wie ein angebliches Verjagen der Tiere des Waldes durch den Menschen in die Steppe nicht angenommen werden darf. Der Lemming, jene kleine Wühlmaus, welche heute ihr Hauptverbrei tungsgebiet in den arktischen Steppen hat und alSCHarak- tertier der Tundren mitRecht bezeichnet wird, war, wie die fossilen Reste beweisen, unmittelbar nach der Eiszeit in ganz Mittel- und Westeuropa zu Hause. Schon vor Jahren hat Nehring nachgewiesen, daß zwischen dem Nordfuße des Harzes und der heutigen Stadt Braun schweig in einer gewissen Zeit der Tiluvialperiode tundra-ähnliche Gebiete vorhanden waren, in welchen die Lemminge hausten. An anderen arktischen Säuge tieren fehlt es in den diluvialen Ablagerungen Mittel europas auch nicht, denn zahlreich finden sich Reste der Eisfuchses, des Renntierrs, des Moschusochsen, des Hermelin rc. Nur allmählich wichen diese Tiere in dem Maße, als das Klima wärmer wurde, gegen Nor den und Nordosten zurück, am längsten scheint noch das Renntier auSqehalten zu haben, doch war es zur Zeit Cäsars gewiß nicht mehr in Deutschland vorhan den. In der Steppe schwärmten auch wilde Pferde umher, deren Reste in den Ablagerungen der Nach- ei-zeit Mitteleuropas zahlreich vorkommen. Die Steppen boten diesen Tieren reichlich Nahrung und Raum für ihre Wanderungen; die tundra ähnlichen Gebiete der Eisperiode scheinen diese Pferde ober nur selten betreten zu haben, denn ihre Reste finden sich nur selten zusammen mit den jenigen der arktischen Tierwelt Schon Middendorfs hat das wild« Pferd für ein entschiedene- Steppentier erklärt, und Nehring behiuptet, daß der eigentümliche Fußbau der Einhufer sich nur in steppenartigen Gegenden entwickelt haben könne. Noch vor 100 Jahren gab es wirkliche wilde Pferde in den urali schen Steppen, aber seitdem sind sie dort ausgerottet worden und kommen heute nur noch im Innern Zentralasiens vor, wo Przewalski kleine Trupps an getroffen hat Nach Nehring reicht in Mitteleuropa die Zähmung des Hauspferdes bis in die jüngere Diluvialzeit zurück. Das Pferd hat ganz entschieden seine Heimatsberechtigung in Europa, und die frühere Meinung, daß es aus Asien stamme, ist ganz unhalt bar. Unter den Bewohnern der ehemaligen Steppen Mitteleuropas ist vorzugsweise auch die Saiga-An- tilope zu erwähnen, die einst bis nach Westfrank reich hin zahlreich vorkam und mit den übrigen Steppentieren wahrscheinlich von Osten ber ein wanderte. Tas Klima jener Zeit war im Vergleich zu heute noch immer ein rauhes, auf den offenen Flächen trieb der Wind ungehindert sein Spiel, im Sommer mit Sand und Staub, im Winter mit Schneeflocken und Eisnadeln. Massenhafte Knochen der Wildpferde, deren Wirbelreihen sich oft noch in natürlicher Reihenfolge fanden, welche Nehring in den Ablagerungen bei Westeregeln ausgrub, ließen es ihm schon 1875) wahrscheinlich werden, daß diese Tiere durch Schneestürme ihren Tod gefunden haben und nachträglich von Sand und Staub überschüttet worden sind Wie viele Jahrhunderte mögen seitdem ver gangen sein! Damals standen weder Babylon noch Niniveh und die Gründung der Siebenhügelstadt am Tiber ruhte noch im Dunkel ferner Zukunft. WaS sich im einzelnen während der folgenden Jahrhunderte und Jahrtausende in Mitteleuropa ereignete, wissen wir nicht; wir wissen nicht, was aus den tierisch wilden Jägcrstämmen geworden, die in der Steppe gehaust haben. Wie wir zuerst Mitteleuropa wiederfinden, ist es mit undurchdringlichem Urwalde bedeckt, die Heimat freihe'tliebender Germanen, deren Körperkraft und Kampfesmut das weltbeherrschende Rom erzittern macht. Litterotur. Von dem Werke „Die Urgeschichte des Menschen nach dem heutigen Stande 'der Wissenschaft" von Or. Moriz Hoernes (A. Hart- lebenS Verlag, Wien, Buda-Pest und Leipzig), dessen wir an dieser Stelle bereits Erwähnung gelhan haben, sind soeben die Lieferungen 6 bis 12 erschienen. Nach dem in den vorhergehenden Heften im ersten Kapitel der Ursprung, Begriff und die Aufgaben der Prähi storie und im zweiten Kapitel die ältesten Kulturzu stände ter Menschheit eingehend behandelt wyxden sind, giebt die Fortsetzung des Werkes uns im dritten Kapitel eine Schilderung der älteren erdgeschichtlichen Zeiträume, und zwar des tertiären Menschen, des Diluviums, des diluvialen Menschen und der Kultur der älteren Steinzeit. TaS vierte Kapitel entwirft ein Bild der jüngeren Steinzeit, indem es nach einer klarlegenden Definition über Torfmoore und Kjökken möddinger, über Pfahlbauten, Landansiedelungen und Gräber Aufschlüsse giebt. Im fünften Kapitel wird das erste Auftreten der Metalle, und zwar die Archäo logie der Metalle und die sogenannte Kupferzeit in Europa, eingehend erörtert, während wir in dem sechsten Kapitel — dem letzten der bisher erschienenen — eine Darstellung der Bronzezeit, deren Eharak- mündliche Auskünfte, namentlich derjenigen de« Hrn. Ober justizrat v. Göphurdt, de« Verwalter- der Besitzer de« Körnerderge« (der freiherrlich v. Gutschmiedschen Erben) ein« mögliche Vollständigkeit seiner Arbeit herbeigrführt. Abbildungen des KörnerberghausgrundstückS und des Schiller- Häuschen« vervollständigen die hübsch geschriebenen Angaben, auch finden sich in der Broschüre zwei Abbildungen von Loschwitz und von Blasewitz nach Stichen von Wentzel au« dem Jahre 1790 eingereiht Die kleine historische durch aus selbständig durchgeführte Lriginalschrift wird vielen Schiller- und Körnerfreunden sicher willkommen sein. * In ihren Schaufenstern an der Prager- und MoS- czinSkystraße hat die Firma L. Schülke, Hoflieferant, früher C W. Thiel, eine besonders schöne Brautaus stattung ausgestellt. Die Wäsche ist in eleganter Weise angefertigt, sodaß dem verwöhntesten Geschmack damit Rech nung getragen ist. Die Damenwelt kann an der dies maligen Ausstellung beurteilen, in welcher Weise sich auch der Geschmack in der Leib-, Bett- und Tischwäsche letzter- zeit verfeinert hat. * Der Bericht über das Feuerlösch-, Feuerpolizei- und Telegraphenwesen auf das Jahr 1890 ist jetzt zur Ausgabe gelangt Derselbe läßt erkennen, daß da« unter der verdienstvollen Leitung der Herren Etadtrat Teucher und Branddirektor Thoma« (Stellvertreter Hr. Brandmeister Herrmann) stehende Institut auch im ver gangenen Jahr die möglichste Leistungsfähigkeit in Bezug auf Schutz gegen Feuer, sowie besonders in der Bekämpf ung der entstandenen Brände entfaltet hat. Unsere vor zügliche Waßerleitung ist die Ursache, daß in unserer Stadt eine im Vergleich zu anderen Orten nur sehr geringe Zahl von bedeutenderen Bränden vorkommt. Für die Feuer wehr hat der große Hochdruck der Wasserleitung schon lange die eigentliche Verwendung von Spritzen, welche doch. zahlreiche Bedienung erfordern würden, überflüssig gemacht, wodurch es auch möglich geworden ist, daß die Mann schaftszahl unserer Feuerwehr und damit auch der Etat im Vergleich zu denjenigen in anderen Städten gleicher Größe geringer sein können. Aus dem Bericht selbst sei fol- gendä mitgeteilt Das Corps bestand im vorigen Jahre aus 1 Branddirektor, 1 Brandmeister, 1 Feldwebel, 14 Ober- und 112 Feuerwehrmännern. Innerhalb der Stadt kamen 355 Brände zur Anzeige (darunter 1 durch zün denden Blitzstrahl verursacht), 15 kalte Blitzschläge und 1 Verrußung. (42 Brände mehr als im Jahre 1889 ) Davon erstreckten sich 2 Brände auf je 2 und 1 Brand auf 5 Grundstücke. Nach der Größe zerfielen die Brände 1890 in 2 Großfeuer.23 Mittel feuer und 330 Kleinfeuer (argen 3 Groß feuer, 26 Mittelfeuer und 284 Kleinfeuer im Jahr 1889). Die größte Zahl kam auf den Monat Dezember (46), während, nach den Stadtteilen gerechnet, die Pirnaische Vorstadt (am weitesten von den Depot« entfernt) mit 58 Bränden voransteht Von den verschiedenen Brandursachen seien nur erwähnt: durch mutmatzliche Brandstiftung 6, Explosion von Petroleumlampen und Kochapparaten 14, Explosion von Petroleum-, Spiritus- und Schwefrläther- flaschen (beim Gießen auf Feuer) 6, Gasexplosion 4, rc Von 40 Zivilpersonen, welche bei Bränden Verletzungen erlitten haben, sind 8 Personen an denselben verstorben; dieselben hatten sich fast alle bei jenem oft gerügten Zu- qießen auf das Feuer die tödlichen Verletzungen zugezogen. Die bedeutendsten Brände fanden in dem Heu- und Stroh - speicher am Hospitalplatz 6 und in dem NiederlagS- und Werkstättengebäude der Dresdner Nähmaschinenzwirnfabrik auf der Blumenstraße statt. Alarmiert wurde die Feuer wehr 214 mal für die Stadt und 24 mal für daS Land, wobei sie in einem Falle in einer Stärke bis zu 62 Mann und einer Zeitdauer bi» zu 9 Stunden 20 Min. thätia war; bei diesem Brand (Hospitalplatz) machte sich auch die Zurücklassung einer Brandwache bis zu 13 Mann auf die Dauer von 263 Stunden (!) notwendig. Bei den Alarmen, sowie auf Brandstellen und bei den Übungen verunglückten 9 Feuerwehrleute, was für dieselben Tienstunfähigkeit bis zu 64 Tagen nach sich zog. Die im Samariterdienft ausgebildeten Mannschaften hatten in 11 Fällen Gelegenheit, helfend einzugreifen; beispielsweise galt es einmal das Herausholen eines von der AugustuS- brücke auf das Fundament eines Strompfeilers herab- gesprungenen Mannes, sowie mehrmals Transporte von Kranken aus den durch die September Hochflut überschwemm ten Gebäuden Die Ausgaben (214 340 M) und die Einnahmen (222 172 M) ergaben bei dem Feuerlösch wesen einen Überschuß von 7831 M. Dabei sind noch Neuanschaffungen, sowie die Errichtung von drei neuen Meldestellen erfolgt. Die Zahl der Hydranten wurde um 26, auf 1780 Stück erhöht. Von der Feuerpolizei wur den zahlreiche Revisionen rc vorgenommen, so wuroen au« 560 Geschäftsläden 596 Sorten Petroleum geprüft, wovon zwei Sorten beanstandet wurden. — Der angefügte Be richt über das Besprengen der öffentlich-n Straßen und Plätze zeigt an, daß im vergangenen Jahre an 159 Tagen gesprengt wurde. Die Kosten hierfür beliefen sich auf 90 768 M , welchen Ausgaben eine Einnahme von 2045 M gegenüberstand. * Auf Grunaer Flur brannte gestern abend eine große Strohfeime nieder. Der Feuerschein hatte außer den Feuerwehren, welche jedoch bei dieser Art von Brän den nichts thun können, auch eine große Menschenmenge herbeigeführt Als Ursache wird Brandstiftung ange nommen. teristik und Einteilung, sowie der entwickelungs reichen Bronzezeitprovinzen (Pfahlbauten der Schweiz) finden. Tie den neuen Lieferungen beigegebe nen ganzseitigen Illustrationen bringen Neolitische Funde aus Nordeuropa, Gräberfunde von Koban im Kaukasus, Bronzezeitfunde auS Dänemark, Funde von Tiryus, sowie Hallstatt und die Königsburg von Mykenä zur Veranschaulichung. Unter den zahlreichen Abbildungen im Texte Heden wir hervor: Skelett de- Mammut und Höhlenlöwen, spitzige Feuersteinwerk zeuge und Schmucksachen, Ansicht des Hohlfels im schwäbischen Achthale, Neolitische Steinwerkzeuge, typische Werkzeuge aus den Kjökkenmöddingern Däne marks, Nephritklingen, Hirschhornwerkzeuge, Pfahlbau- sunde aus dem Attersee und dem Laibochcr Moor, Funde aus der Vyputhöhle in Mähren, Ansiedelungs funde aus dem nordwcstlichen Böhmen, alteuropäische Beilklingen auS Bronze, prähistorische Metallwaffen aus Ungarn und Böhmen, kupferne Streitäxte auS Serbien, Schweizer Pfahlbaufunde der Bronzezeit, Schwertformen der Bronze- und der ersten Eisenzeit u. v a. m. — Tie anziehendsten, aber auch schwierig sten Fragen, mit denen sich die Menschheit beschäftigt, seit sie über sich selbst nachdenkt, werden in dem vor liegenden Werke auf Grund umfassender Vorarbeiten und eines umfangreichen, von den Gelehrten aller Länder gesammelten Materials behandelt. Alle billigen Anforderungen, die man an die Lösung so schwieriger Fragen stellen kann, finden sich in der „Hoernesschen Urgeschichte des Menschen" erfüllt und so kann diese« Werk einer regen Teilnahme de- gebildeten Publikum empfohlen werden.
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