der Suite. Er verzichtete weitgehend auf Bachs polyphone Verdichtung und kunst volle motivische Arbeit, betonte hingegen das Virtuose, bemühte sich um größt mögliche Einfachheit und erstrebte mehr ein großflächiges Musizieren, das dennoch der inneren Größe und mitreißenden Vitalität nicht entbehrt. Festlich und würdevoll beginnt Händel sein 5. Konzert in D-Dur mit einem Grave. Von dramatischer Bewegung erfüllt erklingt ein fugiertes Allegro. Beide Sätze und das Schlußmenuett verwendete Händel in der Ouvertüre zur kleinen „Cäcilienode“, darum nennt Romain Rolland das D-Dur-Concerto-grosso das „Konzert der heili gen Cäcilie“. Mit einfachsten Mitteln ist das Presto gestaltet. Aber welche Wirkung! Das Largo: eine innerliche, erfüllte, ergreifend schlichte Musik. Es folgt ein pracht voll musikantisches Allegro, erfüllt von „festlichem Rauschen, ein strahlender Fanatismus in Tönen“ (H. J. Moser). Ein Schlußsatz? Nein! Händel läßt sein „Konzert“ mit einem heiteren, wunderbar grazilen Menuett verklingen. Man hat einmal von der Händelschen „Leuchtkraft der Schlichtheit“ gesprochen — in diesem Menuett ist sie Klang geworden. Walther Siegmund-Schultze hat recht, wenn er von den Händelschen „Concerti grossi“ sagt, sie „sind das schönste instrumentale Erbe aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, der ragende Gegen pol zu der Sinfonik eines Haydn, das hohe Vorbild volkstümlicher, erzieherisch wirkender Kunst“! Paul Hindemith schrieb sein Klavierkonzert im Jahre 1946, zu einer Zeit also, da er noch als Emigrant in den Vereinigten Staaten lebte. Hindemith hat sich in den letzten drei Jahrzehnten vom jugendlichen Feuerkopf zu einem reifen, ab geklärten Meister entwickelt. Dennoch ist er sich in vielem treu geblieben, beispiels weise in seinem Verhältnis zur Tonalität, die für Hindemith eine Kraft bedeutet „wie die Anziehungskraft der Erde!“. Sosehr Hindemith seit 1930 in seinen Werken neoklassizistische Tendenzen vertritt, im Grunde ist er eine ausgesprochen musi- kantische Natur geblieben, ein Komponist, der immer für das Instrument und aus dem Charakter der Instrumente heraus seine Musik empfindet und erfindet. Im ersten Satz (Mäßig schnell) des Klavierkonzertes 1946 werden drei Themen auf- gestellt, klanglich wirkungsvoll kontrastiert im Wechsel zwischen Klarinette und Klavier (Thema I), Klarinette und Baßklarinette (Thema II) und gestopften Trom peten (Thema III). Die Verarbeitung dieses thematischen Materials bietet dem Solisten reiche Entfaltungsmöglichkeiten virtuosen Spieles. Hindemith verknüpft in diesem Satz das Prinzip des Konzertanten sehr reizvoll mit den Elementen der Spielmusik, und er tut das wie immer handwerklich vollendet meisterhaft und klanglich vielfältig schattiert. Der zweite Satz (Slow) besticht durch seine aus drucksstarke Melodik, umkleidet von einem farbigen Orchestergewand. Das Haupt thema, von der Baßklarinette und dem Cello vorgetragen, wird durch Klarinetten figuren kunstvoll umspielt. Der lyrische Charakter des Satzes erfährt eine wirkungs volle Auflockerung durch rhythmische Impulse und tempobewegende Episoden. Dem dritten Satz (Medley on the Medieval Dance “Tre Fontane”) liegt ein Tanz lied aus dem 14. Jahrhundert zugrunde. Hindemith verwandelt das Thema gleich-