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Dresdner Journal : 30.06.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189106304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18910630
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18910630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-06
- Tag 1891-06-30
-
Monat
1891-06
-
Jahr
1891
- Titel
- Dresdner Journal : 30.06.1891
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«ahm diese Zweifel wahr und konnte sich dabei eines sittlichen Schamgefühls nicht erwehren. Ob die Manipurdebatte im englischen Parlamente schon in nächster Zukunft eine im Sinne unserer obigen Erwähnungen vorzunehmende Ausgestaltung des indischen Verwaltungssystems zur Folge haben wird, darüber läßt sich vorläufig nichts Bestimmtes sagen, zu wünschen wäre es allerdings, um anderer seits den Ausbrüchen der nationalen Leidenschaften und des liefen Hasses, der in neuerer Zeit der Bevölkerung iy China in ihren Beziehungen zu den Europäern -freien Lauf ließ, keinen wenn auch nur nock so gering fügigen Anlaß zu geben. Tagesgeschichte. * Berlin, 29. Juni Se. Majestät der Kaiser kehrte gestern nachmittag U6 Uhr von der Seefahrt zurück und nahm mit Sr. König!. Hoheit dem Prin zen Heinrich das Diner am Bord des „Meteor" ein Abends kehrte Se. Majestät in das Kieler Schloß zu rück. — Heute morgen trat Allerhöchstderselbe mit dem Prinzen und der Prinzessin Heinrich mittelst Sonder zugs die Reise nach Hamburg an und hörte von Kiel ab die Vorträge des Chefs des Militärkabinetts und des Legationsrates v Kiderlen-Waechter. Sc. Majestät traf um 8 Uhr 49 Min., Ihre Majestät die Kaiserin 3 Minuten später in Hamburg ein. Am Bahnhofe wurden die Allerhöchsten Herrschaften vom Bürger meister Bersmann mit Gemahlin, vom Bürgermeister Petersen und den Spitzen der Behörden empfangen. Nachdem Se. Majestät die Front der Ehrencompagnie des 2 Hanseatischen Infanterieregiments Nr. 76 und die der zahlreich erschienenen Reserveoffiziere abge schritten hatte, traten die Majestäten die Fahrt um die Außenalster und durch die Stadt an. An der Grasbrookhalle bestiegen die Allerhöchsten Herrschaften den bereit liegenden Dampfer Kaiser Wilhelm II. und fuhren auf demselben bis zur Elbbrücke und zu rück bis zur St. Paulilandungsbrücke, woselbst um H12 Uhr die Einschiffung auf das Schiff „Cobra" zur Fahrt nach Helgoland erfolgte An Bord desselben wurde das Frühstück eingenommen. Unterhalb Glückstadt gingen die Majestäten an Bord des Schnelldampfers „Fürst Bismarck" und langten 117 Uhr nachmittags bei herrlichstem Wetter nach einem schweren Gewitter vor Helgoland an. Vom „Fürst Bismarck' wurden die Allerhöchsten Herrschaften in zwei von Barkassen geschleppten Marinebooten an Land gebracht. Nachdem Ihre Majestäten nach dem Oberland hinaufgestiegen waren, verweilte Ihre Ma jestät die Kaiserin kurze Zeit im Gouvernements- gebäudc, während Se. Majestät der Kaiser nebst Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Heinrich, dem Erbgroß herzog von Oldenburg und Aller höchstseinem militäri schen Gefolge eine eingehende Besichtigung der Insel bis zur Nordspitze derselben vornahm. Um 8 Uhr abends erfolgte die Wiedereinschiffung der Majestäten auf dem „Fürst Bismarck" unter den brausenden Jubelrufen der Bevölkerung, sowie der Badegäste. Um H9 Uhr fand an Bord des „Fürst Bismarck" das Diner statt Die Abfahrt Ihrer Majestäten nach Wilhelmshaven erfolgt morgen früh. — Der Bundesrat wird, dem Vernehmen nach, noch die laufende und die nächste Woche Sitzungen ab halten und dann jedenfalls die übliche Sommerpause in seinen Beratungen eintreten lassen. Der Reichs kanzler v. Caprivi dürfte in der ersten Julihälfte einen Erholungsurlaub antreten. — Der Reichskanzler hat dem „Reichs - Anz." zu folge im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers dem Bundesrat unter dem 13. d. Mts. nachstehenden Ent wurf eines Gesetzes, betreffend die Bestrafung des Sklavenhandels, zur Beschlußnahme vorgelegt. Z 1. Die Teilnahme an einem zum Zweck des Sklaven- raubeS unternommencn Streifzuge wird mit Zuchthaus bestraft. Die Beraustalter und Anführer deS Streifzugcs trifft Zuch-Haus nicht unter drei Jahren Ist der Tod einer der Pcrsoncn, gegen welche der Streif zug unternommen war, durch denselben verursacht worden, so ist gegen all« Teilnehmer auf Zuchthaus nicht unter drei Jahren zu erkennen § 2. Wer Sklavenhandel betreibt oder bei der diesem Handel dienenden Beförderung von Sklaven vorsätzlich mit wirkt, wird mit Zuchthaus bestraft Sind mildernde Um stände vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe nicht unter drei Mo naten ein 8 3. In den Fällen der 88 1 und 2 dieses Gesetzes kann neben der Freiheitsstrafe auf Zulässigkeit von Polizeiaussicht erkannt werden Auch ist aus die Einziehung aller zur Be gehung des Verbrechens gebrauchten od.r bestimmten Gegen stände zu erkennen, ohne Unterschied, ob sie dem Verurteilten gebären oder nickst In die Verfolgung einer bestimmten Per- Augen überwältigt, schlang Sylvia, unter wonnigen Schauern erbebend, beide Arme um seinen Hals und stammelte, unter Thronen lächelnd: ,Lch muß weinen, weil sonst mein Herz springen würde vor Seligkeit, seit es weiß, daß Du Deine kleine Sylvia noch lieb hast. Sage, Du Böser, warum zeigtest Du Dich so remd und kalt? Es war ein grausamer Scherz! Aber etzt, nicht wahr, ist alles, alles wieder gut?" „Alles!" beteuerte er mit halb erstickter Stimme. Fortfetzung folgt) Residenztheater. Ein 4-aktiges Lustspiel: „Derby" von Siegmund Schlesinger wurde am 29. Juni zum ersten Male von der „Berliner Schauspieler gesellschaft" unter Leitung des Hrn. Direktor Mauth- ner aufgesührt. Es versteht sich, daß sich in jetziger Zeit nicht von zahlreich besuchten Häusern und der damit verbundenen ermutigenden Ausnahme reden läßt. Der Verfasser hat sich für sein Stück als einen Modestoff den jetzt so stark verbreiteten und auch n ganz unpassende Kreise eindringenden Renn port gewählt und behandelt in heiterer Art die vieler lei Verschrobenheiten, welche sofort bei den Opfern dieser Leidenschaft üppig wie Unkraut erblühen, sobald nur erst die guten Leutchen um ihre gesunde Vernunft gebracht worden sind. Bekanntlich geht d-es meistens am schnellsten da, wo der Rennstall sich im Besitz von Personen befindet, die trotz ihres Re chtums auf die Aufrechterhaltung ernster, ganz anders gearteter industrieller Geschäfte angewiesen sind Hier, pflegt gewöhnlich der Abschweifung vom soliden Wege die Zertrümmerung des LebenSglückeS rasch zu folgen Der Rennsport liefert der Bühne eine sehr viel fon nicht ausführbar, fo kann aus die Einziehung selbständig erkannt werden. 8 1. Wer den vom Kaiser zur Verhütung de» Sklaven handel» erlassenen Verordnungen zuwiderhanbelt, wird mit Geldstrafe bi» zu sechstausend Mark oder mit Gefängnis bestraft. 8 5. Die Bestimmung im 8 Absatz 2 Nr. t de» Straf gesetzbuchs über die Verfolgung rm AuSlande begangener Ver brechen findet auch auf die in diesem Gesetz vorgesehenen Ver brechen Anwendung Die Regierung veröffentlicht zugleich eine Begrün dung dieies Gesetzentwurfs. — Der „Reichsanzeiger" schreibt: Eine große Anzahl von Zeitungen bespricht eine Mitteilung der „Hamburger Nachrichten", wonach „die deutsche Regierung bei anderen Bundesregierungen den Wunsch erhoben habe, es möge auf diejenigen Blätter, welche den Fürsten Bismarck in seiner gegenwärtigen Lage nicht hinreichend als Privatperson behandelten, eine lokale Einwirkung geübt werden" Die Mitteilung der „Hamburger Nachrichten" entbehrt jeder Be gründung. — Bekanntlich hatten sich die Vertreter der Jnnungsverbände vor einiger Zeit mit einer Im mediateingabe an Se. Majestät den Kaiser gewandt, in welcher sie um die Einberufung einer Hand werkerkonferenz zur Darlegung und Prüfung ihrer auf die Hebung des Handwerkerstandes gerichteten Wünsche baten. Die Handwerkerkonferenz hat in der dritten Juniwoche stattgefunden. Ihre Einberufung ist, wie die „B P. N." erfahren, auf einen Befehl Sr. Majestät des Kaisers zurückzusühren, der nicht bloß die Interessen der Industrie und karunter be sonders der Arbeiter, sondern auch die der Handwerker wahrgenommen sehen will. Diesem Vorgang ent sprechend wird auch für Se. Majestät den Kaiser ein Bericht über die Ergebnisse der Handwerkerkonferenz ausgearbeilet, welcher nach der Rückkehr des Kaiser paares aus England zur Vorlage gelangen dürfte. Von dem Ausfälle der kaiserlichen Entschließungen wird es alsdann abhängen, ob auf gesetzgeberischem Wege den Wünschen der Handwerker wird entsprochen werben können. München, 29. Juni. Das Verhalten des Hrn. v. Vollmar, der kürzlich wegen seiner nationalen Haltung in sozialdemokratischen Kreisen einer herben Kritik unterzogen wurde, ist von seinen bayerischen Parteigenossen nicht ganz gebilligt worden. Der sozialdemokratische Agitationsverein für Südbayern hat einstimmig folgende Entschließung angenommen: „Die Versammlung erklärt, den Genossen Vollmar nach wie vor das Vertrauen zu schenken; sie wünscht, daß er auch fernerhin die parlamentarische Vertretung seines Wahlkreises be halte, hofft aber, daß er von seinem Vertrauen in die Reichs regierung abkommen wird, besonders mit Rücksicht aus die Rede des Reichskanzlers in der Kornzollfrage, welche den Wider spruch aller deutschen Parteigenossen herausgesordert hat. Die Versammlung weist endlich jede Einmischung der Werner und Konsorten in die Münchener Parteiverhältnisse zurück " Die „Werner und Konsorten" sind bekanntlich die Berliner Radikalen. Auf diese scheinen die Bayern nicht gut zu sprechen zu sein. Nürnberg, 29. Juni. Hierselbst ist am Sonntag die Generalversammlung der deutschen Kolo nialgesellschaft eröffnet worden. Auf dem Em pfangsabend begrüßte der Vorsitzende der Abteilung Nürnberg, Regierungsrat a. D. Baron Tücher, die Gäste. Der Vorsitzende der deutschen Kolonialgesell schaft, Fürst Hohenlohe-Langenburg, dankte mit herz lichen Worten Gestern vormittag 8 Uhr traf der Reichskommissar v. Wißmann ein und wurde von einem zahlreichen Publikum mit Hochrufen empfangen. Baron Tücher brachte ein Hoch auf Wißmann aus, welches dieser mit einem Hoch auf Nürnberg erwiderte. Major v. Wißmann nimmt bei Baron Tücher Woh nung. Von bekannteren Persönlichkeiten sind Ham macher, Staatsminister v Hofimann, Lieutenant Mor gen, Bokemeyer, Meinecke (sämtlich Berlin), Fabri, Schinz, Weiß (Witu), v. Carnap Ouernheimb (Lamu), Bullnheimer (Augsburg), Hermann - San - Josp, Stransky-Greiffenfels, Graf Zech (München) und Borchert eingetroffen. * Wirn, 29. Juni. Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph tras gestern früh um 6 Uhr in Be gleitung Sr. k. u.k. Hoheit des Erzherzogs Albrecht in Pola ein. Allerhöchstderselbe begab sich zuerst nach dem Arsenal und hielt sodann, nachdem er der Feld messe beigcwohnt hatte, eine Truppenparade ab, an deren Schlüsse er eine Ansprache an die Offiziere hielt. Hierauf besichtigte der Kaiser das Staatsgymnasium, wo ihm die Schuljugend eine enthusiastische Kund gebung darbrachte, und nahm schließlich die Grund steinlegung der Marinepfarrkirche vor. Auf die Hul- seitige Gelegenheit, seine nutzbringenden Seiten von feinen schädlichen zu trennen und. in Bezug auf die letzteren warnende Sittenbilder einem thörichten und hochmütigen Treiben entgegenzuhalten. Selbstverständ lich ist in diesem „Derby" hiervon nur ein sehr ober flächlicher Gebrauch gemacht; viel emsiger wurde da gegen das Ziel einer gefälligen seichten Unterhaltung ins Auge gefaßt. Die Darstellung zeigte wieder ein gutes Zusammenspiel, in dem fleißige Kräfte lobens wert hervortraten, so beispielsweise die Herren Mauthner, Treptow, Frl. v. Kaler. B. Zur Feier des 300jährigen Geburtstages des Johann Amos Eomrnius am 2X März 1^92. Vor kurzem ist ein Aufruf zu dem am 28. März 1892 beabsichtigten ComeniuSjubiläum der Öffentlichkeit über geben worden; der Gedanke hierzu wurde ursprünglich ausschließlich von den ComeniuSforschcrn in Anregung gebracht, doch fand die Absicht, das Andenken an den Begründer der neueren Pädagogik durch die Stiftung einer ComeniuSgescllschaft zu ehren, in weiten Kreisen Anklang. Johann Amos Comenius wurde am 28. März 1592 in dem mährischen Städtchen Nivnitz bei Komne (Un garisch Brod) als Sohn eines Müllers geboren; seine Eltern starben frühzeitig. Erst mit 16 Jahren kam der Waisenknabe zur Schule; 1612 ging er an das Gymnasium zu Herborn, dann im darauffolgenden Jahre auf kurze Zeit nach Heidelberg; noch in dem selben Jahre unternahm er eine längere Reise nach Holland und England. Mit seinem 22. Lebensjahre wurde CcmeniuS Rektor der BrüdersHule in Prerau, wo er als pädagogischer Schriftsteller wirkte; zwei Jahre diguugsansprachc des Chefs der Marinesektion Admirals Freiherrn v. Sterneck dankte der Kaiser für die patriotischen dankbaren Gefühle der Kriegsmarine, indem er den Wunsch hinzufügte, die Kirche Madonna del Mare möge ein neues Wahrzeichen für Oesterreichs Wehrmacht zur See fein. Um H12 Uhr reiste Sr. Ma estät von Pola aus weiter und traf heute früh wieder glücklich in Wien ein, um sich sofort nach dem Schlosse Lainz zu begeben. — Die Rede, welche der Landesverteidigungs minister Graf Welsersheimb vorgestern in dem Abgeordnetenhause über die Armeesprache hielt, und die wir in der gestrigen Nummer kurz er wähnten, lautet wie folgt: „Ich muß eintrcten für den vollen und uneingeschränkten Gebrauch der Arme esprachc sür die Armee, und zwar nicht vorn Standpunkte einer pi ivilegietten Nationalist in dieser Mo narch e aus, sondern als der im Lause der geschichtlichen Entwicke lung herausgebildeten, unentbehrlichen und unersetzlichen yemein- samcn Verkehrssprache. (Lebhafter Beifall) Es werden ja auch andere Sprachen, zum Beispiel das Lateinische von den Ärzten, Theologen und Juristen, die englische Sprache im Welthandel, die französische von der Diplomatie gebraucht, ohne daß eine Nationalität irgend eine Verletzung ihrer Rechte darin zu er blicken vermöchie. Es ist der Wille d>s obersten Kriegsherrn und somit sür uns Gesetz, daß alle Nationalitäten die gleiche Achtung und das gleiche Entgegenkommen in der Armee finden. Die meisten Länder der Monarchie mit wenigen Ausnahmen sind von mehreren Nationalitäten bewohnt; in sehr vielen Be zirken ist dasselbe der Fall. Man müßte in manchen legenden, ja in manchen Wohnungen >em eine spanische Wand aufrichten, wenn man die Nationalitäten von einander sondern wollte. Wer da nicht die Notwendigkeit einer gemeinsamen Verkehrs sprache anerkennen wollte, müßte an der Möglichkeit einer ver nünftigen Staatsexistenz verzweifeln Die Armee ist eine Schule für die Verkörperung des Wahlspruchcs unseres geliebten Mo narchen: Viribus uniti«. Sie ist das Palladium der gemein samen Interessen der Monarchie nicht nur durch die Gewalt der Waffen und ihre Wirkung nach außen, sondern auch durch ihre Wirkung , ach innen im Sinne der Einigung. Denn nur durch Einigung werden wir die allgemeine Achtung erhalten und die Wahrung unserer Interessen verbürgt finden. In diesem Sinne appelliere ich an Sie alle von keinem vorein genommenen Standpunkte auS." — In der Detailverhandlung des Abgeord netenhauses über das Budget trat bei dem Kapitel „Öffentliche Sicherheit" Lueger aus Humani tären Gründen für die Verbesserung der Lage der unteren Polizeibcamten und Sicherheitswach männer ein. Er beklagt sich als Antisemit über die Haltung, welche die Polizeiorgane anläßlich der letzten Wahlen seinen Parteigenossen gegenüber eingenommen haben. Den Abg. Fürsten Lichtenstein nimmt er in Schutz gegen Pernerstorser der denselben offen und versteckt angegriffen habe, woraus Pernerstorser, erwiderte, daß er niemanden gegenüber aus seiner Meinung ein Hehl mache. Fürst Lichtenst-in habe zu ihm gesagt, der Ausnahmezustand sei notwendig gegen Dynamitardcn; seiner sei es hauptsächlich das Briefgeheimnis, das bei demselben in Frage komme Der Fürst habe also die seit sieben Jahren wirksame Verfügung nicht gekannt, fonst hätte er gewußt, daß es sich dabei nicht um Briefe, sondern um eine Einschränkung der wichtigsten bürger lichen Rechte gehandelt habe. Hierauf folgte der Titel: „Staatsbaudienst", bei welcher Gelegenheit Abg. Kaftan die systematische Regulierung oder Schiffbarmachung der Flüsse, die Ein führung einer rationellen Wasserwirtschaft und die Reorganisierung des ganzen Wasserbaudienstes bean tragte. Regierungsverrreter Ministerialrat Frhr v. Rottky führte aus, daß die Länge der schiffbaren oder Grenzflüsse 3000 km betrage, von denen 1»00 üm unter die Regulierung fallen; die Ausführung diefer Arbeiten fei nach dem bereits fertigen Generalprojekte auf 56 Millionen Gulden präliminiert und foll aus lO —20 Jahre verteilt werden; selbstverständlich dürste auch nach und während der Vollendung die Notwendigkeit weiterer Arbeiten bei einzelnen Flüssen sich herausstellen Nachdem noch eine Reihe lokaler Begehren laut geworden waren, fand der Etat des Ministeriums des Innern seine Erledigung. — vr. Herbst überreichte namens des Vereins der Wiener Fachpresse eine Pe tition um gänzliche Aufhebung des Zeitungsstempels für Fachzeitschriften. Paris, 28. Juni. Der Kardinal Lavigerie hat infolge des Kammervotums über die Sklaverei frage an einen seiner Freunde hier telegraphiert: „Tiefer Beschluß droht ein Werk zu zerstören, zu welchem Frankreich den ersten Anstoß gegeben hat. Klären Sie die öffentliche Meinung über das Duichsuchungsrecht auf, welches nicht die in der Kammer angegebenen Folgen hat. Einen fo geringen Tonncngchalt, wie das Gesetz angicbt, haben nur die arabischen Schiffe; die französische Schiffahrt wird gar nicht durch die Bestimmung berührt." — Ein Berichterstatter des „Eclair" hat unter Bezugnahme auf vorstehende Depesche des Kardinals Lavigerie dessen hiesigen Vertreter, den Bischof Brincat, befragt. Wie derselbe mitteilt, konnten die Brüsseler Kongreßukte und das Pariser Protokoll nur im ganzen angenommen werden, was auch bereits seitens der 17 am Kongresse beteiligten Staaten mit später finden wir ihn als Prediger und Lehrer in Fulneck; 1621 verlor er bei einer Plünderung des Ortes seine Habe und 1624, als alle evangelischen Prediger aus Böhmen und Mähren vertrieben wurden, sein Amt und seinen Herd; 1628 wanderte er aus seinem Vaterlande ganz aus und fand zu Lissa in Polen eine Stätte für feine weltberühmte neue Wirk samkeit als Leiter deS dortigen Gymnasiums, neben welcher Stellung er seit 1632 Senior der böhmisch mährischen Brüdergemeinden wurde. Vom Herbst 1642 an bis zum Frühjahr 1648 lebte Comenius in Elbing; in letzterem Jahre wurde er zum Bischof der Böhmi schen Brüder in Lissa gewählt. Als im April 1656 der Ort Lissa von den Polen erobert und zerstört worden war, mußte Comenius mit Verlust von Hab und Gut auswandern und jbegab sich über Hamburg, wo er zwei Monate krank lag, nach Amsterdam, her gab er 1657 seine gesamten pädagogischen Werke heraus. Am 22. November 1670 starb er im Alter von 78 Jahren; seine Ruhestäfte wurde vor kurzem in der Kirche zu Naarden wieder aufgefunden. AIS Philosoph und GotteSgelehrter hat Comenius im Bund mit Männern wie Andreä, Duräus, Milton u. a. sein Leben einem Friedens- Werk gewidmet; als Schulmann hat er, besonders durch Bacon angeregt, den Erfahrungswissenschaften in den Lateinschulen ihr Recht erkämpft, die Mutter sprache in den Kreis der Unterrichtsgegenstände ein geführt und den Gedanken der Körperbildung in dcn Begriff der Schule ausgenommen. Durch die For derung der Schulentwickelung für die gesamte Jugend, mit Einschluß deS bisher zurückgesetzten weiblichen Geschlechts, ist er einer der Väter unserer Volksschule Ausnahme Frankreichs geschehen sei. Die Schuld der Zurückweisung der Vorlage in der Kammer trage der Abg. Piou, welcher die Frage des Durchsuchungs rechts von der chauvinistischen Seite aufgefaßt und die bezüglichen Artikel der Konferenzakte gänzlich mißver standen habe Die von der Kammer bemängelten Bestimmungen seien gerade in Brüssel von den fran zösischen Delegierten vorgeschlagen worden. Was die Kammer als eine Beeinträchtigung der Nationalehre ansähe, habe der Gesandte Frankreichs Bource gerade als einen Triumph der Republik betrachtet. — Bei der Enthüllung des Houdendenkmals in Ver sailles ist es heute zu russenfreundlichen De monstrationen gekommen, da der Zar zur Er richtung des Denkmals beigesteuert hatte Die Marseillaise und die russische Nationalhymne wur den abwechselnd gespielt. Ter Vertreter des Unter richtsministers feierte in seiner Rede den Zaren. — Die 1. Kammer des Zivilgerichts verurteilte Tur pin in dem von der Panklastitgesellschaft gegen denselben angestrengten Prozesse zur Übertragung des Melinitpatentes aui die Gesellschaft und zur Zahlung von 225900 Frcs. von den für zeitweise Überlassung des Patents ans Kriegsministerium erhaltenen 251 000 Frcs. an die Klägerin. Der Rest kommt Turpin nach seinem Vertrag mit der Gesellschaft zu. Rom, 28. Juni. Die Deputiertenkammer ge nehmigte in ihrer Sitzung vom Sonnabend mit 211 gegen 101 Stimmen das Gesetz über die Verlänge rung der Notenemissionsberechtigung zu Gunsten der Zettelbanken. Dann solgte eine äußerst erregte Ver handlung, über welche „W. T. B." folgendes berichtet: Cavallo tti zog feine Interpellation vom 9. Juni über die Beziehungen Italiens zu England und die eventuelle Er neuerung des Dreibundes zurück. Hierauf brachte Brin eine Interpellation an den Ministerpräsidenten Marchese di Rudinr über die auswärtige Politik ein. Cavallotti sprach sich dagegen aus, daß auf diese Interpellation näher ringegangen werde Trotzdem entwickelte Brin aus Aussorderung Rubinis dieselbe und erklär e, er billige die auswärtige Politik. (Lebhafte Unter brechung durch die äußeiste Linke.) Cavallotti und Jmbriani protestierten und verlangten, daß die Interpellation des Radi kalen Colajanni über die innere Politik des Kabinetts voran gehen müsse. Infolge de» tumultuarifchen Auftretens der Radi kalen bemächtigte sitz des Hauses eine lebhafte Erregung, die etwa 20 Minuten währte und dazu sührte, daß der Präsident sein Haupt bedeckte und die Sitzung aushob. Nach Wiederauf nahme der Sitzung erklärte der Ministerpräsident: das Ministerium wünsche solidarisch, daß aus die Beratung und Ab stimmung über die auswärtige Politik jene über die innere Politik folge; er wolle eine getrennte Beratung und Abstim mung beider Ressorts. Hieraus erhielt Brin das Wort zur Be gründung feiner Interpellation Die äußerste Linke protestierte dagegen auf das Stürmischste. Ter Präsident schloß deshalb die Sitzung. Ter srühere Ministerpräsident Crispi hatte der Beratung beigewohnt. Die gestrige Sitzung der Tepuliertenkammer nahm einen noch stürmischeren Verlaus. Bei Beginn der Sitzung erklärte Cavallotti: Die Verhandlung der Interpellation Brins fei eine Verletzung der parlamentarischen Freiheit, er verlange die Zurückziehung der Interpellation Brins und die Entwickelung der Interpellation Colajannis Ter Präsident der Kammer erwiderte: Er habe weder den Geist noch den Buchstaben der Geschäftsordnung verletzt. Jmbriani bestritt die Giltigkeit der Sitzung, da die vorgestrige inmitten großen Tumults ohne Fest setzung einer Tagesordnung aufgelöst sei. Der Präsident ent gegnete, er habe jene Sitzung aufgehoben und die neue Sitzung behufs Entwickelung von Interpellationen regelmäßig cinbe- rufen Brin bezog sich mit kurzen Worten auf seine vor gestrigen Erklärungen. Tie Bezeichnung der Interpellation als eine solche über die auswärtige Politik der Regierung befreie ihn wohl von einer weiteren Entwickelung derselben; er erwarte die Erklärungen der Regierung. Ter Ministerpräsident Marchese di Rudini beantwortete hierauf die Interpellation des Deputierten Brin dahin: Er könne dem Deputierten Brin und der Kammer, sowie dem Lande versichern, daß die Regierung bei der Friedenspolitik, welche Italien seit langer Zeit beob achte beharren werde. Zur Erreichung dieses Zieles werde Italien das Bündnis mit den Zentealmächten treu und fest bewahren. Er wiederhole nochmals, Italien und Europa könnten gewiß und versichert sein, daß Italien an sein n Bündnissen sesthalten und daß die Aufrechterhaiiung des Friedens sür lange Zeit ge sichert sein werde. Sämtliche Deputierten, mit Ausnahme der Mitglieder der äußersten Linken, begrüßten, sich kon d.n Sitzei' erhebend, d efe Erklärung des Ministerpräsidenten nrt lang anhaltendem, lebhaftem Beifall Colajanni erklärte hierauf, daß er angesichts der Verletzung des parlamentarischen Rechts seine Interpellation über die innere Politik zurückziehe (Leb hafte Bewegung.) Sodann entwickelte de Martino seine In terpellation betreffs der neuen Wahlkreise in der Provinz Neapel und leitete dieselbe mit den Worten ein: „Angesichts der Hal tung der Deputierten der äußersten Linken". Hierüber entstaub heftiger Lärm bei der äußersten Linken; Cavallotti stürzte aus den Redner zu, und richtete persönliche Ausfälle gegen den selben, wurde jedoch von anderen Deputierten zurückgchalten. Bei der vollständigen Verwirrung und dem fortdauernden Lärm, bedeckte der Präsident sein Haupt und hob die Sitzung auf. Nach der Wiederaufnahme der Sitzung richteten Cavallotto (der älteste Deputierte), Bovio (von der äußersten Linken) und der Präsident unter dem Beifall des ganzen Hause» dringende Aussorderungen an die Deputierten zur Einigkeit. Die Kammer ve> tagte sich hierauf auf unbestimmte Zeit zum Antritt der Sommerserien. geworden, man könnte auch sagen, unserer heutigen Schulreform. Im Oktober d. I. wird zu Berlin eine konsti tuierende Versammlung der Comeniusgesellschaft ab- gehalten werden; Hr. Archwrat vr. Keller in Münster (Wests.) ist inzwischen zum einstweiligen Bevollmächtigten, ernannt worden Erdkunde. Über das Zimmtland der Alten wurden, wie die „K Ztg" mitteilt, in einer der letzten Sitzungen der Iio)-ul Oevgra^liicul Locietv in Lon don von vr. H. Schlichter interessante Mitteilunyen gemacht. Derselbe wies zuerst nach, daß Claudius Ptolemäus, einer der ersten G ographen des Alter tums (150 v. Chr ), nicht allein die Lage de. ost afrikanischen Küste bis über Sansibar hinaus sehr gut kannte und auf eine Karte brachte, sondern daß er auch die Lage der großen Seen im östlichen Äqua torialafrika ziemlich genau angegeben hat. DaS Zimmt land suchte Ptolemäus südöstlich vom Viktoria Nyanza see, während die allgemeine Ansicht im Altertum das selbe an die Südküste des Golfs von Aden und das Küstenland südlich vom Kap Guardafui verlegte. Nach der Ansicht vr. Schlichters darf mit Sicherheit ange nommen werden, daß der den Alten bekannte Zimmt die chinesische Cassia war, während es feststeht, daß lange, nachdem Ceylon, von euro päischen Seefahrern besucht worden war, auf dieser Insel kein Zimmt hervorgebracht wurde Bis jetzt hat allerdings die Meinung geherrscht, daß die chinesische Cassia mit anderen Erzeugnissen de» fernen Ostens durch indische Kausleute nach den Häfen des Roten Meere- und der Nordostküste von Afrika
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