Volltext Seite (XML)
darüber hinaus in der Anlage des inhaltlichen Ablaufs, in dem das Unterhaltsame mit dem Erbauenden so geschwisterlich vereint zusammengeht, daß jeder Hörer, ganz gleich, was er von der Musik verlangt und erwartet, auf seine Kosten kommt. Carl Maria von Weber nannte seine 1823 in Wien uraufgeführte große heroisch romantische Oper „Euryanthe“ ein „einfaches, ernstes Werk, das nichts als Wahrheit des Ausdrucks, der Leidenschaft und der Charakterzeichnung sucht.“ Leider schrieb ihm die berüchtigte Literatin Helmina von Chezy einen so dilettan tisch verworrenen Text, daß die Oper aus diesem Grund bis in unsere Gegenwart hinein kaum aufgeführt und zu einem Schattendasein verurteilt wurde. Gehalten hat sich allein die herrliche Ouvertüre, die — geschrieben in der klassischen Sonaten form — die wesentlichsten Handlungspunkte der Oper widerspiegelt. Nach festlich-markanten Einleitungstakten erklingt, von den gesamten Bläsern gespielt, das an einen glanzvollen Marsch erinnernde erste Thema, dem als Gegen satz nur von den Streichern interpretiert — ein zweites Thema folgt: weich, zart, versponnen und lyrisch, ein echtes Liebesthema. Aus dem Gegensatz dieser Themen heraus formt Weber den Ablauf der Ouvertüre. Ein Triolenmotiv und ein punktierter Rhythmus erfahren dabei vielfältige Abwandlungen. Ein überaus stimmungsvolles Largo, gespielt von den gedämpften Streichern, bildet einen trefflichen Kontrast zu einem Fugato, dessen Thema durch fast alle Stimmen läuft. Glanzvoll gesteigert, von Jubel erfüllt, verklingt die Ouvertüre, die zu den schönsten und bezeichnendsten Werken der Romantik gehört. Textliche Mitarbeit: Gottfried Schmiedel Literaturhinweise F. F. Finke: Karl Michael Komma in „Musik in Geschichte und Gegenwart“ F. Schubert: Karl Schönewolf, „Franz Schubert, ein großer Volkskünstler“, Verlag Tribüne, Berlin 1953. Richard Petzoldt, „Franz Schubert, sein Leben in Bildern“, VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1953 (beide Bücher im Buch handel erhältlich). Alfred Einstein, „Schubert, ein musikalisches Portrait“, Pan- Verlag, Zürich 1958 W. A. Mozart : Hans Demmerlein, „Der unbekannte Mozart. Die Welt seiner Klavierwerke“, VEB Breitkopf & Härtel, Leipzig 1951 (im Buchhandel erhältlich). Alfred Einstein, „Mozart, sein Charakter, sein Werk“, Pan-Verlag, Zürich 1953 C. M. v. Weber: Hans Joachim Moser, „Carl Maria von Weber, Leben und Werk“, VEB Breitkopf & Härtel, Leipzig 1955. „Karl Maria von Weber in Briefen und Schriften“, Studienmaterial für die künstlerischen Lehranstalten, Heft 3, 1956 (beide Bücher im Buchhandel erhältlich)