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HM Tageszeitung mö Anzeiger sür DippoMswal-e, Schmie-eberg N.A. 8 Bezvgjprel«: Für «iE Monat 2.2« RM. 8 mit Zutragen, einzeln« Nummern IS Reichs- I Pfennige :: Gemeint - Verbands - Girokonto » Nr. 3. :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12548 Aettest, Jett««- »e« »«zirkK Olese» Blatt enthalt -le amMch«« Bekanntmachuaae» Der Amtshauptmannfchaft, -e» Amtsgerlchl» «D te» Stadtrat» zu Dtppol-iswal-a Anzeigenpreis: Di« 42 Millimeter breite Petitzelle 2V Reichspfennige. Eingesandt und Reklamen 80 Reichspfennig« DeranwvMHW Arhak!««? SeW --- Dm» unb Derlagr Tart Sahne t» A»„s»t«n>Ml-«<> Nr. 128 Mittwoch, am 5. Juni 1929 95. Jahrgang j—-SS-i-S--- . .»M-HH-t-r--... i >> >, 1— " > ——SUS—-SS»WM» Wasserverbrauch betr. Mit Rücksicht darauf, daß in der städtischen Wasserleitung immer noch Rohrbrüche auftreten, wird bis zum Eintritt geord neter Verhältnisse in der Wasserzuführung jeder «imSttge Wasserverbrauch hiermit untersagt. Zuwiderhandlungen werden auf Grund der Wasserleitungsordnuog bestraft. Stadtrat Dippoldiswalde, am 4. Zuni 1929. s- ' ' Oettliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Gestern abend kurz nach V-8 Uhr er klangen plötzlich die Feuerzeichen der Kirchturmglocken und bald war auch der Alarmruf der Signalhörner zu hören. Feuer! Alles fragte nach dem Brandobjekte, und bald hörte man: Die neue Post! Aus den südlich gelegenen Dach fenstern wälzten dicke, schwarze Rauchwolken heraus. Aber das baldige Nachlassen dieser Rauchwolken und vor allem die freudvollen Gesichter der mit größter Seelenruhe aus den Fenstern schauenden Hausbewohner-liehen erkennen, daß die Ursache des Alarms der Ruf zur Frühjahrs-Hauptübung bei der Feuerwehren war. Es ist früher viel und oft getadelt worden, daß nach Bekanntmachung einer Alarmbereitschafts frist die Mehrleute schon gestiefelt und gespornt 'hinter der Haustür standen, bereit, aufs erste Zeichen loszustürmen. Diesmal war niemandem etwas bekannt, und insofern muh der Alarm als voll gelungen gelten. Es war ein Alarm wie im Ernstfall. Auch das Objekt, das neue Postamt, war nicht schlecht gewählt; es kann auch dort einmal Feuer ausbrechen, wenn das nach Bauart und Betrieb auch weniger wahrschein lich ist. 3m übrigen aber war die Uebung ein Versager. Es kann unseres Erachtens nicht angehen, daß bei einer Haupt übung den einzelnen Sektionsführern freie Hand gelassen wird. Die Hauptübung soll eine Prüfung auch des Komman dos sein. Dieses, der Branddirektor oder ein von ihm Be auftragter, hat die Oberleitung zu führen, er hat den Stand ort der Geräte zu bestimmen, e r mußte dafür sorgen, daß die Geräte nicht in die z. Zt. unfahrbare Gartenstrahe einfuhren und dort das schönste Durcheinander entstand. Der einzelne Führer kann nicht wissen, ob die neue Wasserleitung bereits unter Master steht, oder ob die alte noch Wasser führt. Erst spät wurde das Kommando ausgegeben, von der Weißeritz- strahe aus anzugreifen, und von dort aus wurde der Angriff dann vorgetragen, aber auch dabei fehlte wieder eine einheit liche Leitung. Es ist z. B. unmöglich, daß eine Handdruck spritze bei Wasserentnahme aus der Weißeritz auf Lie große Entfernung noch eine Strahlhöhe bis zum Dachstuhl des Post amtes entwickeln kann. Auch das Auslegen von soviel Schlauchmaterial bei dem schlechten Wetter durch den Mo rast auf der Gartenstrahe hätte unterbunden werden müssen, umsomehr, als bei der z. Zt. bestehenden Masserknappheit (siehe auch Bekanntmachung des Stadtraks in dieser Nr.) die Benutzung von Leitungswasser untersagt war. Das Wasser konnte nur der Weißeritz entnommen werden, die wenig Master führte. Anerkannt werden muß das rasche Eintreffen der Mehrleute. Die einzelnen Zeiten sind folgende: Alarm 7,30 Alv, erster Glockenanschlag 7,36, Eintreffen des ersten Fahrzeugs, der 4. Sektion Freiwilligen Feuerwehr 7,43, erstes Wasser, Spritze (ehem. Landspritze) der 3. Sektion Pflichtfeuerwehr. Am 8 Ahr rückten die Mannschaften wie der ein. Die Glochen-Alarmzeichen waren zu lang, der Glockenschlag muhte als Feuerzeichen schärfer und kürzer sein. Der unvermutete Alarm hatte den größten Teil der Bewohnerschaft auf die Beine gebracht, die Bahnhofstraße, im Ernstfälle ein guter Beobachkungsposten, war schwarz von Menschen, die den Verkehr auf der Straße wesentlich behin derten. Bei einem wirklichen Brand.» müßte unbedingt die Bahnhofstraße abgespcrrt werden. Dippoldiswalde. Am Dienstag nachmittag um 5 Ahr hielt der Gaslwirksverein „ W e i ß e r i tz t a l" der Stadt und Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde beim Kollegen Schwind im «Steinbruch" eine Versammlung ab. Vorstand Taubert begrüßte alle Erschienenen. Besonders galt sein Gruß dem neuen Reichskronenmirk, Kollegen Windisch, und dem nevenMitgliede Kollegen Kröhnert, Wahlsmühle. Anter Punkt 1 war nichts wesentliches zu berichten. Viel wichtigere Sachen brachte der Punkt 2 der Tagesordnung, der Bericht vom Verbandstag in Schwarzenberg am 27. bis 31. 5., den Delegierter Taubert ausführlich ausgearbeitet halte. 436 Delegierte waren zu Ler Verbandssitzung anwesend. Erwäh nung fand sogleich, Laß Verbandsdirektor Wagner als Abge ordneter in den Landtag gewählt worden ist. Dir. Magner erklärte, -ah er alles tun wolle, das Sastwirksgewerbe im Landtage würdig zu vertreten. Besonders ist aus dem Be richte zu entnehmen, daß die Wirtschaftslage im Gastwirts betriebe direkt trostlos ist. Vor allem hätten der lange Win ker und die große Kälte einen Rückschlag gebracht. Dieser Wirtschaflsrückgang hätte das Gewerbe in immer größere Schulden gebracht. Es wäre geradezu erschreckend, wie viel Betribbe mit ihren Steuern im Rückstände bleiben mußten, weil sie die großen Belastungen nicht mehr hätten ausbringen können. Mit Lieser Verschuldung wäre das Gaststäkten- gowerbe in ein immer größeres Abhängigkeitsverhältnis und in eine größere Verschuldung bei Len großkapitalistischen Brauereien gekommen. Nach einer Statistik des bayrischen Brauerbundes betrug Lie Verschuldung in der Vorkriegszeit pro Hektoliter 1 M., jetzt 20 M. 90 Prozent -er Gastwirte ständen in finanzieller Abhängigkeit von Len Brauereien un anderen Lieferanten. Durch Fachleute Les Gastwirtsgewerbes sei nachgewiesen worLen, daß 75 Proz. aller Gastwirte in Deutschland am Ende ihrer Kraft angelangt seien. 3n den Hotels sei ein großer Rückgang zu verzeichnen, obgleich schon eine große Anzahl Beklebe eingegangen seien. Das Saal gewerbe hätte sich nicht erholen können und auch im Kaffee hausgewerbe laste der Besuch zu wünschen übrig. 3n Len letzten Wochen hätten Lie Zigarettenfabriken nach erfolgter Konzernierung den Preis der Zigaretten bei Len billigeren Marken um 2 M. erhöht, ohne Laß Lie Banderole geändert worden wäre. Den Händlern und Gastwirten wäre dadurch der an sich geringe Verdienst noch weiter geschmälert worLen. Die Mietzinssteuer bilde nach wie vor in den Kreisen -er Gaststätteninhaber die größte Sorge, -ie Grundsteuer sei ebenfalls wesentlich erhöht worden. In beiden Fällen gebiete die Not der Zeit eine Ermäßigung. Die Konzessionserteilung an Vereinshäuser und Schrebergärtenkolonien, an Turn- und Sportvereine bedeute den Ankergang -es Gaststätten gewerbes. Für Aufhebung -er Polizeistunde sei eingekreten worden. Gestreift wurde, -aß Miet- und Pachtverträge, ohne den Verband zu hören, nicht abgeschlossen werden soll ten. Der Kassenbestan- -es Verbandes habe sich in -em letz ten Jahre um 40 266,85 M. erhöht, so Laß ein Gesamtver mögen des Verbandes von 532 407,38 M. da sei. Als nächster Verbandstagungsort sei Löbau bestimmt worden. Anter Punkt Verschiedenes fanden kleine Angelegenheiten wieder schnellste Erledigung. Die nächste Versammlung findet im Juli bei Kollegen Claus, Lehnmühle, statt. — Beim Talsperrenbau Lehnmühle verunglückte gestern der Maschinist Herrbach, als er an der Mörtelmaschine eine Staufferbüchse nachdrehen wollte. Seine rechte Hand wurde vom Zahnrade erfaßt und mitgerissen. Er erlitt starke Quetschungen, vielleicht sind auch die Finger verloren. H. wurde der Diakonissenanstalt in Dresden-N. zugeführt. — Am gleichen Tage erlitt ein Arbeiter im Steinbruch Verletzungen durch herabrollende Steine. — Die „S.E.K." schreibt: „Eine Frage: Was wissen eigentlich die sogenannten Gebildeten von der ungeheueren segensreichen Arbeit der Inneren Mission? Soviel wie nichts! Ja, wenn einmal ein verdorbenes Glied aus ihren Kreisen zurechtgebracht werden muß, dann fragen sie nach ihr. Wer weiß es denn, daß die staatliche Durchführung der Fürsorge- Erziehung zu Beginn des Jahrhunderts in der Praxis un möglich gewesen oder doch wenigstens stark erschwert worden wäre, wenn die Innere Mission nicht sofort 20 000 Plätze zur Verfügung gestellt hätte? Wer weiß denn, daß die evan gelische Kirche schon 20 Krüppelheime hatte, ehe der Staat dieser Aernisten sich annahm? Als in der Kirchenaustritts bewegung I9I3 — also vor dem Kriege — die Kirchen- feinde Sturm liefen gegen die staatliche Dotation der Kirchen und das eine Vergeudung des Nationalvermögens zugunsten der „toten Hand" nannten, habe ich zu berechnen versucht, wieviel die Innere Mission der evangelischen Kirche für das Volkswohl aufwende. Leider fehlten genaue Unterlagen. Ich kam aber auf Grund des mühselig gesammelten Materials zu einer Summe von über 100 Millionen jährlich, vielleicht 130 Millionen, eine Summe, die dreimal größer war damals, als sämtliche Dotationen deutscher Staaten an die Kirchen." So schreibt der bekannte Statistiker Prof. vr. Schneider, Berlin, in einem Heft mit der Aufschrift „Die kirchliche Statistik in in ihrer apologetischen Bedeutung". (Verlag Berthelsmann, Gütersloh.) — In einer in Sayda abgehaltenen Sitzung des Kraft- wagenlinienverbandes Dresden — Olbern hau— Marienberg wurde als wichtigster Punkt beschlossen, Laß der -ritte Magen, der jetzt regelmäßig Sonnabends mit tags verkehrt, ob 10. 3uni täglich läuft. Mit Lieser Fahr- planerweiterung ist vielfachen Wünschen Rechnung getragen und hoffentlich auch der Aeberfüllung Ler Magen, Lie jetzt mißliebig empfunden wurde, vorgebeugt worden. Dippol-iswäl-e. Tagesordnung für'die 8. Stadtverord netensitzung, Freitag, Len 7. 3uni 1929, abends 8 Ahr. Oef- fentliche Sitzung: Kenntnisnahme: a) von einem Dankschrei ben; b) vom Bericht LeS Schularztes der Handels-, Ge werbe- und Landwirtschoftsschule; c) von der Niederschrift über die Kassenrevisionsverbandssitzung. — Aufwertung eines Darlehns der Sparkasse Witkgensdorf. — Finanzierungsplan für Las geplante Sechsfamilienwohnhaus. — Einbau -es neuen Heizkessels im Rathause. — Verpachtung -er 3agd im neuen städtischen Zagdbezirk «Bödchen". — Orksgesetz über Quarkier- und Naturalleistungen für -le bewaffnete Macht. — Nichtöffentliche Sitzung. — Nachdem das Reichsgericht ausgesprochen hatte, -aß 8 14 Abs. 8 -es Landeswahlgesetzes für den Freistaat Sach sen in der Fassung vom 6. Oktober 1926 mit Lem Reichsrecht nicht vereinbar sei, waren bei einzelnen Gemeinden Zweifel darüber aufgetaucht, ob -le auf Grun- Ler analogen Bestim mung der Gemein-ewahlor-nung elngezahlten an der Gemeindekasse verfallenen/Beträge von Lieser zurückzu zahlen seien. Die Regierung hak nunmehr diese Folgerung aus Ler Stellungnahme -es Reichsgerichts für die Landtags wahlen gezogen und -ie Rückzahlung -er auf Grun- von 8 14 Abs. 8 -es Landeswahlgesetzes gezahlten und -er Ge- meindekasse verfallenen Beträge verfügt. Edle Krone. 3m Tharandter WalLe brach am Sonnaben- ein Waldbrand aus. Das aller Wahrscheinlichkeit nach wie der auf Fahrlässigkeit zurückzuführende Feuer konnte durch die Feuerwehren von Tharandt und Dorfhain gelöscht werden. Dresden, 4. 3uni. 3n letzter Zeit waren wiederholt in Buchholz-Friedewald und Reichenberg, Bezirk Dresden, Diebstähle verübt worden. Währen- Lie Bewohner auf -em Felde ihrer Tätigkeit nachgingen, öffnete der Mob mit -em am Hause versteckten Hausschlüssel und durchsuchte -ie Woh nung nach Geld. Er erlangte Geldbeträge von 20 und 50 M. Die Erörterungen Les zuständigen Gendarmeriebeamten führten schließlich auf -ie Spur -es Täters. Dieser, ein 22 3ahre aller Färber, konnte gestern von -er Kriminalpolizei in Dresden feskgenommen werden. Er mußte schließlich vier derartige Diebstähle einräumen. Dresden. Auf die wiederholten schriftlichen und mündlichen Vorstellungen der Industrie- und Handelskammer Dresden wegen einer Eisenbahnverbindung zwischen dem oberen Flöha- und dem oberen Muldental teilte die Reichsbahndirektion Dresden nach eingehender Prüfung folgendes mit: „Mit Rück sicht darauf, daß nach neueren Ermittelungen für die geplante Linie Neuhausen—Bienenmühle nur ein geringer Verkehr zu erwarten ist und demzufolge weder mit einer Verzinsung der auf 8 Millionen Reichsmark geschätzten Herstellungskosten noch mit einer Deckung der laufenden Betriebskosten zu rechnen ist, kann die Reichsbahngesellschaft zu ihrem Bedauern dem Bau der neuen Linie nicht näher treten. Bad Schandau. Sonntag vormittag verunglückte am Winklerturm im Schrammskeingebiet -er in den Diensten Ler Reichsbahn stehende, etwa 25 3ahre alle Erich Bauer aus Dresden-Friedrichstadt vom Klub «Schwefel-rüder". Der Verunglückte zog sich einen schweren Rippenbruch und wahr scheinlich innere Verletzungen zu. Er wurde nach Dresden überführt. Niederwürschnitz. Mährend eines Spieles auf Lem hie sigen Fußballplätze wurde der hier wohnhafte 23 jährige Fuß ballspieler Hebmann von einem auswärtigen Gegenspieler so heftig gegen das Schienbein getreten, daß dieses brach und die Splitter buchstäblich durch das Fleisch nach außen drangen. Der Unglückliche mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Nossen. Das Opfer eines verhängnisvollen Streites wurde ein 20 jähriger Wirtschaftsgehilfe auf einem Gute in Rade- wih. Er war mit einer Magd in Differenzen geraten. 3m Verlaufe des Streikes war es zu Tätlichkeiten gekommen; man halte sich gegenseitig mit den Eßschüsseln über die Köpfe geschlagen. Dem Knecht wurde unwohl, er erlitt einen Ohn- machksanfall und bat schließlich, daß man ihn ins Freie bringe. Der Arzt stellte eine schwere Gehirnblutung fest. 3n der Nacht verstarb der Mann. Die Magd wurde verhaftet. Chemnitz. Am Montag abend fuhr an der Kreuzung Annaberger- und Zöblitzer Straße ein Motorradfahrer mit einem Lastkraftwagen zusammen. Der Motorradfahrer, ein 24 3ahre alter Beamtenanwärter, und seine Begleiterin auf dem Soziussitz, eine 21 3ahre alte Haustochter, beide aus Meinersdorf, wurden auf die Straße geschleudert. Die Haustochter ist bei Ler Einlieferung ins Krankenhaus ge storben. Der Motorradfahrer ist lebensgefährlich verletzt. Nach den bisherigen Erörterungen dürfte der Motorrad fahrer infolge zu schnellen Fahrens den Unfall selbst verschul det haben. Metten kün mongen: Nachdruck verboten! Meist schwache Winde aus westlichen Richtungen. Vor übergehend Abnahme der Bewölkung und Aufhören der Niederschläge. Nach kühler Nacht tagsüber stärkere Erwär mung, Gewitter sind nicht ausgeschlossen.