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I Weitzeritz-Zeilung Tageszeitung unö Anzeiger für Dippol-iswal-e, Schmie-eberg N.U. Bezugspreis: Für «wen Monat 2.20 AM. mit Zutragen, einzeln« Nummern 15 Reichs. Pfennig« :: Gemelv-e - Verbands - Girokonto Nr. 3. :: Fernsprecher: Am« Dippoldiswalde Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12548 »eitest« Seit», »er «e-te»» »tefe« Bla« ealhiUt «le amUiche« BelumMmachmigea «er Sml»ham»fmau«fchaff, »es U«r»«er1chl» «ch »es Sla-lral» zu Lhvettlewatte »»»,,, Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter Lrette Petitzeile 2V Reichspfennige. Eingesandt und Reklamen 00 Reichspfennige BeranävotLIÄ« Aedakttmr Sekr SeHee» — Druck und Verla,: S«r Seh« i« Ol»»»lhlea»att«. SS. Jahrgang Donnerstag, am 28. Mäy 1929 Nr. 74 Oeüliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am 21. März wurde in Wittgensdorf Nr. 16 die Leiche des am 24. 5. 27. unehelich geborenen Gottfried Stopf in einer kleinen Zinkwanne ertränkt aufgefunden. Das Kind war vom Vater in der Wohnung allein gelassen worden. Es bestand Verdacht, daß es von diesem vorsätzlich getötet worden ist. Der Leichnam wurde deshalb von der Staatsanwaltschaft Freiberg beschlagnahmt und die Sektion angeordnet. Die am 2b. März stattgefundene Sektion hat aber keine Anhaltspunkte jdafür gegeben, daß der Tod des Kindes auf eine gewaltsame Einwirkung zurückzuführen ist. Die Leiche wurde zur Beerdigung freigegeben. — Wie jedes Jahr wird auch diesmal der Naturheilverein am 1. Osterfeiertage In der ReichSkroue einen öffentlichen Theater abend mit Tanz veranstalten. Aufgeführt wird ein Schauspiel „Aah" und eln Schwank „Der Kammerdiener der Fürstin". Wir machen aufmerksam auf das Inserat in dieser Nummer. — Nur zwei Tage, am Karfreitag und am Sonnabend läuft in den „Ar-Ni"-Licht spielen der Großfilm „Heim weh" (das Schicksal der Vertriebenen). Schon die Namen von Mady Christians, Wilhelm Dieterle und Livio Pavanelli als Mitwirkende sind Gewähr für einen schönen Film. Dazu läuft noch ein reichhaltiges Beiprogramm. — Es sind gegenwärtig Bestrebungen im Gange, bei den kommenden Wahlen zum Sächsischen Landtag zu einer Art Einheitsfront der bürgerlichen Parteien gegen die Sozialdemo kraten und Kommunisten zu gelangen. Diese Einheitsfront, für die sich, wie uns mitgeteilt wird, namhafte Verbände und Organisationen einsetzen, soll etwa die früheren Regierungs parteien umfassen. Ob dieser Versuch, der sich gegenwärtig noch in seinem Anfangsstadium befindet, zum Erfolge führen wird, läßt sich vorläufig noch nicht übersehen. kirlckback. Am l. April d. I. kann Lehrer Glöckner hier auf eine 25 jährige Amtstätigkeit zurückblicken. 20 Jahre seiner Dienstzeit entfallen davon auf Hirschbach, in welcher Gemeinde sich der Jubilar besonderer Wertschätzung erfreut. Oelsa. An der Talstraß« nach Rabenau werden jetzt die Bäume gefällt, da in nächster Zeit mit der schon lange ge planten Verbreiterung -er Straße begonnen werden soll. Am Dienstag kam ein junges Mädchen mit dem Rade ge fahren und wurde von mehreren Leuten ausgefordert anzu- hatten und abzusteigen. Sie fuhr jedoch weiter unter einem schon schwankenden Baum vorbei. Der Baum schlug un mittelbar hinter dem vorbeisahrenden Mädchen auf die Straße nieder. So hätte durch den jugendlichen Leichtsinn des Mädchens ein schweres Unglück und für alle Beteiligten Scherereien entstehen können, wenn der Baum eine Sekunde eher niedergefallen wäre. Oelsa. Der pensionierte Schutzmann H. Hille wurde von einem Motorradfahrer überfahren, glücklicherweise aber nur leicht verletzt. Poisental. Beim Holzfahren mit einem Pferdegeschirr verunglückte der Gutsbesitzer Otto Meile aus Oelsa so schwer, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Glashütte. Unter zahlreicher Beteiligung hiesiger und auswärtiger Handwerker und Gewerbetreibender fand am Montag aus Einladung des Bezirksausschusses des Hand werks -er Amtshauptmannschafi Pirna und des hiesigen Han-rverkervereins eine größere Versammlung statt, in deren Verlaufe Mei interessante Vorträge gehalten wurden. Den ersten Vortrag, dessen Thema «Reue Wege -er Berufs beratung'', hatte Or. Ulbricht vom Arbeitsamt Pirna über nommen. Zweierlei will die Berufsberatung, sie will wirt schaftlich und menschenökonomisch tätig sein, den einseitigen Hinströmen der Jugend nach den sogenannten Modeberufen Einhalt gebieten, wie das der Vortragende sehr anschaulich an einer schematischen Darstellung zeigte, -aß z. B. 32 der zur Eignungsprüfung Bestellten zum Friseurberuf wollen, aber nur 1 unterkommen können. Aehnlich das Verhält nis beim Autoschlosserberuf. Hier setzt nun die vernünftige Auslese ein, die nach Charakterveranlagung, Körperkonstitu tion und Gesundheitszustand und Eignungsprüfungsergebnisse getroffen wird, nicht an teueren Apparaten, deren Abbau er voraussagt«, sond«rn nach Methoden, den der Junge un voreingenommen gegenübersteht. Die einzelnen Prüfungen zergliedern sich in Prüfting -er theoretischen Fähigkeiten, des analystischen Denkens, -er Raumauffaßung, des syme- trlschen Gefühls, des ästhetischen Empfindens, -er Probe -er Handgeschicklichkelt und -er Arbeitsumstcht. Die Methoden richtig angewand, gewährleisten, -ah jeder Mensch an den richtigen Ort gestellt werden kann. Als nächstwichtiges be zeichnete er die Erfolgskontrvlle, -te man in einigen Jahren später an dem Prüfling machen will. Zum Schluß wies -er Redner auf das noch einigermaßen schwierig« Problem des Jufammenarbeitens mit den Innungen hin, wünschte ein nicht Nebeneinander-, sondern Mlteinanderarbeiten und stellte den Beirat -es Handwerks und der Industrie zur Berufsberatung in Aussicht. Die Ausführungen wurden mit Beifall aus genommen und in nachfolgender Aussprache bekundeten einige Handwerksmeister ihre Gympathiegefühle für Liess Einrichtung und versprachen, den ihnen nahestehenden Eltern und Berufskollegen auf die Vorteile der Berufsberatung aufmerksam zu machen. Dresden, 27. 3. Der Bezirk Sachsen des Einheits verbandes der Eisenbahner Deutschlands hielt heute in Dresden, im Dresdner Volkshaus, ein« Bevollmächtlgten- konferenz ab, die sich mit dem bisherigen Verlauf -er Lohn- verhaudlungen bei -er Reichsbahn beschäftigte. In dem Referat -er Bezirksleitung, das Eller erstattete, wurde zu nächst die durch die Reparationsbelastungen bedingte schwierig« Finanzlage der Reichsbahn anerkannt und dann Kritik an -er Verteilung -er für das Personal bereitgestellten Mittel geübt. Hierzu wurde erklärt, daß sich bei einer sach licheren Verwendung dieser Mittel eine nicht unwesentlich günstigere Gestaltung der Löhne ermöglichen lasse. Abge lehnt wurden vor allem Leistungszulagen für Bahnschutz und Werkspork. Dieser Standpunkt wurde auch in einer Ent schließung zum Ausdruck gebracht, in der es zum Schluß u. a. heißt: „Sollte bis zum Ablauf der Kündigungsfrist — 31. 3. 1929 — eine Einigung nicht Zustandekommen, so bringt die Konferenz ihren unerschütterlichen Willen zum Ausdruck, mit dem letzten Mittel ihre berechtigten Forderungen durch zusehen. Sie fordert die Organisation auf, sofort ent sprechende Maßnahmen zu treffen." Dresden, 27. März. Beamte der Dresdner Kriminal abteilung schritten in den zeitigen Morgenstunden des 27. 3. gleichzeitig an mehreren Stellen der Stadt Dresden gegen eine Falschmünzerorganisatton ein und nahmen 10 Personen fest. Die kriminalpolizeilichen Erörterungen, die zu dem Einschreiten führten, waren außerordentlich umfangreich und anstrengend, Wochen hindurch mußte Tag und Nacht die Be obachtung der verdächtigen Personen durchgeführt werden. Bei den Durchsuchungen vorgefundenes Beweismaterial deutet auf auswärtige Verbindungen der Falschmünzer. Die er forderlichen weiteren Maßnahmen sind bereits im Gange, es wird ausführlicher darüber berichtet werden. — In Dresden, -er schönen Bärockstadt an der Elbe, ist man mit Len ersten Frühlingssonnenstrahlen wieder energisch an -ie Arbeit gegangen, -as umfangreiche Erneuerungswerk am schönen Zwinger fortzusetzen. Reichlich -ie Hälfte -es Baues ist wieder hergestellt. Run soll dieses Jahr -as originelle Nymphenba- fertiggestellt werden und die lustigen Wasserkünste wieder zum Leben erweckt werden. Der Zwingerhof wird so gestaltet werden, wie ihn sich -er Meister vor 200 Jahren gedacht und wie es auch -en heutigen An sichten der modernen Gartenkunst entspricht. Flache ruhige Rasenflächen, damit die reichgezierten Gebäude sich darüber um so lebendiger herausheben können. Viel hundert Hände werden sich regen müssen, um das Geplante zur Durchführung zu bringen. Da wird die Zwingerlotterie milhelfen. Jedem soll Gelegenheit gegeben werden, wertvollsten üeutschen Kunstbesih erhalten zu helfen. Nächste Ziehung bestimmt am 6. und 8. April. lielprig. Mittwoch vormittag wurde auf der Zeppelin- Brücke ein Klempnerlehrling Namens Martin Schmidt von einem Personenkraftwagen angefahren, zu Boden geschleudert und ein Stück mitgeschleift. Mit , gebrochenem rechten Ober schenkel, Kopf- und inneren Verletzungen wurde der Bewußt lose nach dem Krankenhause gebracht. Die Schuldfrage ist noch nicht geklärt. Leipzig, 27. 3. Die Stadtverordneten genehmigten Heuke mit 41 gegen 29 Stimmen eines Teiles -er wirtschaftlichen Fraktion der Aufwertler und -er beiden kommunistischen Fraktionen die zum zweitenmal abgeänderte Ratsvorlage über -ie Erhöhung -er Straßenbahnfahrproise. Chemnitz. Auf Grund eines Urteils -es Oberverwaltungs- gerichks ist jetzt die Entscheidung -er Kreishauptmannschaft vom 7. September 1928, die den Klägern das Einspruchsrecht abfprach, aufgehoben und die Angelegenheit zur ander weitigen Entschließung an die Kreishauptmannschaft zurück verwiesen worden. Das Urteil betont das Einspruchsrecht -er Kläger und erklärt eine Rechtsverletzung insofern für vor liegend, als den Anwohnern beim Theaterbau die Zusicherung gegeben worden ist, von einer welkeren Bebauung mit öffent lichen Gebäu-en abzusehen. Der Hotelbauplan wird dem nach wegen Verletzung -er Baufluchtlinien erneut ausgelegt werden müssen. Chemnitz. In seiner letzten Sitzung beschloß der Rat, bezüglich des Baues einer Talsperre im Saidenbachtaie auf seinem Standpunkt, daß die Talsperre unbedingt gebaut un- auch finanziert werden müsse, bestehen zu bleiben und deshalb gegen den teilweise ablehnenden Beschluß Ler letzten Sta-t- verordnekensitzung vorsorglich Einspruch zu erheben. Bezüg lich der Trinkwasserversorgung wurde beschloßen, es bei den bisher getroffenen Maßnahmen zu belassen und vorläufig kein« weiteren Wasserabfperrungen vorzunehmen. Zwecks Gewinnung weiteren Trinkwassers für die Stadl sollen die Stadtverordneten um Zustimmung für die Errichtung eines Pumpwerkes an Ler Flöha und eines Berechnungsgeldes in Höhe von 300 000 Mark ersucht werden. Die Sta-kverorü- netensihung am Mittwoch abend wird sich mit Ler Feststellung -es Haushaltplanes Ler Stadt auf 1929 beschäftigen. Er stellt sich in Einnahmen und Ausgaben auf 83 917154 RM. Der Rat nahm Kenntnis von -er Mitteilung des Norddeutschen Lloyd, -er einem neuen Dampfer Len Ramen „Chemnitz" geben will. Zur Stiftung zweier Gemälde für dieses neu« Schiff sollen die Stadtverordneten um Bewilligung eines Berechnungsgeldes bis zu 1 000 M. ersucht werden. Zwickau. Von der Stadtverwaltung wurde der Bau einer neuen Muldenbrücke beschloßen. Die Kosten werden sich auf rund 600 000 M. belaufen. Markneukirchen. 15 Stück Rehwild und 60 Hasen wurden in der Umgegend von Markneukirchen bisher äusge- funden, obwohl von Jag-pächtern und der anderen Bevölke rung reichlich gefüttert worden ist. Bautzen. Das Wasserleitungsnetz der Stadt wird immer noch von Rohrbrüchen heimgesuchk, die -er Wasserversorgung Ler Häuser Schaden zufügen. In einer Straß« im Südosten Bautzens wurden beim Aufkauen -er Leitung mehrer« Rohr brüche entdeckt. Seit Ler großen Kälte müssen die dortigen 'Anwohner ihren Wasserbedarf bei dem vvm Wasserwerk entsandten Wasserwagen decken. Die ursprünglich vom sächsischen Staate gebaute, wichtige Eisenbahnlinie von Zittau i. Sa. nach Reichenberg i. B. wurde vor 70 Jahren als „Zittau—Reichenberger-Eifenbahn" am 2. April 1859 eröffnet. Ihre Lange beträgt in Sachsen 4,97 Kilometer, in Böhmen 26,61 Kilometer. Man baute die genannte Linie von 1857/59 zur Verbindung des schon damals sich schnell erweiternden Reichenberger Fabrikgebietes mit Sachsen. Ihr Erbauer war der sächsische Staat, der die Eisenbahn jedoch nicht für eigene Rechnung, sondern auf Kosten der 1857 gebildeten „Zittau—Reichenberger Eisenbahn-Aktienge sellschaft" erbaut hat. Den Betrieb dieser Bahn über, nahm dann gleichfalls Sachsen, da die Aktiengesell schaft nicht mehr die genügenden Mittel für dessen Fortführung aufbringen konnte. Schließlich wurde der sächsische Staat voller Betrtebsunternehmer der danv später an Oesterreich abgetretenen Eisenbahnlinie. Sie Lage der Landwirtschaft. Schwere Frostschäden. — Ter fünfte Teil der Kar toffelernte beschädigt. — Verspätete Frühjahrsbestel lung. — Die Wirkungen der Futterknappheit. Die Landwirtschaftskammer für den Frei staat Sachsen hielt im Landtagsgebäude in Dresden ihre 8. Gesamtsitzung ab, der u. a. auch Wirtschafts- Minister Dr. Krug von Nidda beiwohnte. Präsident Bogelsang gab eine eingehende Darstellung oer Lage der Landwirtschaft. Er wies zunächst auf die Scha den hin, die der harte Winter gebracht habe. Etwa der fünfte Teil der Kartoffelernte sei durch den Frost beschädigt; ratsam sei ihre sofortige Verfütterung bzw. Einsäuerung. Nicht so groß sei der Schaden an den Saaten, nachteilig aber die verspätete Frühjahrsbe stellung. Auch auf dem Gebiete der Viehhaltung wirke sich die Härte des Winters aus; es fei eine derartige Futterknappheit entstanden, daß weitgehende Eingriffe in die Viehbestände unausbleiblich erscheinen. - ^dner ging dann auf die Gesamtlage der sächsischen Landwirtschaft im besonderen ein; ihre Ver schuldung belaufe sich auf mindestens 1000 Reichsmark pro Hektar. Sie steige aber in vielen Fällen ans das Doppelt-, und die Mehrzahl der Wirtschaften weise heute eine Zinsbelastung von mehr als 100 Reichs, mark je Hektar auf. Kür die Durchführung der Selbst, hilfematznahmen, die auf die Förderung des Absatzes mr-Steigerung der Qualitäten Hinwirten, bedeute eine nachhaltige Staatshilfe die unbedingte Voraussetzung. Weitere Steuererhöhungen mützten unterbleiben und es sei notwendig, daß eine klare und weitblickende Zoll» und Handelspolitik getrieben werde und eine Drosse lung der «uuöttgen Einfuhr von «grarprodukten er folge. Als zweiter Redner sprach Besitzer Hörig-Hin- tergerSdors über die Organisation der Milchverwer tung. Er beantragte, 1. eine Abteilung flir Ab satzförderung zu errichten; L. für den »all, baß der Landesausschutz der sächsischen Landwirtschaft in einer Erklärung die Maßnahme befürwortet, von den ,ur LandwirtschaftSkammer beitragspflichtigen Land wirten einen einmaligen Beitrag von 3 Mark je Milchkuh zu erheben.