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Li« kommen! sind von gewesen. Ver adlig sts Qov^n und äiel^unL^nsite^n . lutenlaben" bieten besonders anziehende Schilderungen. Aus der großen in« und ausländischen Literatur hat von Deut schen namentlich Wedekind und neuerdings Carl Iuckmeyer bas Zirkusleben im ernsten Drama behandelt. Trotz des Grohstadtzirkus, der neuen großen Wander schau mit eigenen Zelt« und Lagerbauten in Größe einer kleinen Stadt mit Iehntausenben täglicher Unkosten, trotz der Fürsten der Manege und des „geharkten Sandes" wird es noch lange nicht heißen: „O alte Jirkusherrlichkeit, wohin bist du geMwunden", sondern die Magie des kleinen Zirkus wird sich aus eigener Kraft erhalten als ein Stück liebgewordener Romantik. Die Wanderbühne hat eine gewisse Aehnlichkelt mit dem Wanberztrkus, allerdings nur im äußern Ablauf. Sonst wollten die „Schauspieler", die sich als Ausübende einer „höheren" Kunst fühlten, nicht viel von Vergleichen mit des Direktors, dann aus ganz alten und ganz jungen Mit gliedern. Die alten waren zum Teil aus dem Bereich der kleinen Bühne nicht herausgekommen ober aus guten Po sitionen wieber in sie zurückgesunken, die jungen wollten sich „Routine" erwerben, um bann den Aufstieg zu be ginnen. Längere Tätigkeit an der kleinen Wanderbühne erwirkte ein ganz bestimmtes äußeres Gehabe, es führte zu einer unverkennbaren Typenbildung. Der Zwiespalt, der meist zutage trat, wenn in den kleinen, beschränkten Mitteln der Ausstattung an Dekorationen, Kostümen, mit mangeln der geistiger Beherrschung des Stoffes früher stets in „hö heren" Kreisen spielende Haupt- und Staatsaktionen dar gestellt wurden, war Anlaß zu komischer Wirkung, wenn es die Darsteller auch noch so ernst meinten. Darin lag eine gewiße Tragik und ist mit dem Wort „Schmiere" auch ber Begriff von „Elend" meist verbunden gewesen. In dem klassisch zu nennenden Schwank „Der Raub der Sa binerinnen" der Gebrüder Schönthan ist das Wesen der „Schmiere" in Ler Figur des Theaterdirektors Striese un übertrefflich gezeichnet. Es Hal kleine Schmierentheater gegeben, an denen die später ruhmvollsten Künstler tätig gewesen sind, bie sich nicht nur mit Freuden dieser Zeit er« tnnerten, sondern sie für nichts aus ihrem Leben wegstreichen ließen — so groß war, ist und bleibt auch hier trotz allen Elends bie Romantik bes „fahrenden Bölkes". Die ksgLiciiL Uralt sind bie herumziehenben Gaukler unb Taschen spieler, bie sich in fernsten Jahrhunderten von Höfen zu Höfen begaben, um ihre Künste zu zeigen, und zum Teil schon reichen Lohn erhielten, sggar mit Würden bedacht wurden. In unserer Zeit ist es der grüne Karren mit den weißen Fensterläden, mit dem kleinen Treppchen in das mysteriöse Helldunkel des Innern, bas so viel meist erträumte Wunberdinge enthält, bie bie unverminderte Anziehungs« kraft auf alt und namentlich jung überall ausüben. Es ist schon ein Zeicben eines gewißen Höhengrabes, wenn vor« Vic Her bas berühmte „Zirkusplakat" im Ort erschienen ist und ble Spannung zu einem Dauerzustand anwachsen macht, .sonst genügt es auch schon, wenn eln Schuljunge die ver« shetßungSvolle Karawane auf ber Landstraße entdeckt hat, und nun mit dem Freubenruf: „Sie kommen, sie kommen" den Ort alarmiert. Der Elnzug, der oft auch schon der organisierte Umzug ist, sorgt dann für die weitere Anlockung des p. t. Publikums. Zelt, Arena sind bald aufgeschlagen, unb abenbs geht bei merkwürdiger Beleuchtung schon die „Eröffnungsvorstellung" vor sich, drängt sich die aus dem Dämmer des Alltags aufgeweckte Einwohnerschaft durch die flimmernde EingangSfaßabe, nachdem sie an ber Kaffe bie Billets erstanben, — wenn nicht noch in ältester Uebe» lieferung sich alles bei Tage auf offenem Platz abspielt, unb nach besonders gelungenen Teilen ber Vorführung der Hut ober ber Sammeltellec mit ber Bitte um ein „kleines Douceur oder Trinkgeld" herumgeht. Die Schuljugend stellt die Hauptzuschauerschaft, sie drängt Eltern und sonstige Angehörige meist mit. Die Typen sind fast stets bie gleichen. Da beginnt ber Clown, ber oft ein guter Springer ist, mit seinen Späßen, dann kommt Mazella, die Panneaureiterin, die Gebrüder ober Geschwister .. .ini am schwebenden Reck, dann die tanzenden Bären und die Vorführung von dres sierten Pferden durch den Direktor. Die Frau Direktor sitzt abends an der Kaffe, tagsüber wäscht sie meist. Eine ganz besondere Attraktion ist der Gang über das Turmseil, beßen Wirkung sich bei Nachtbeleuchtung erhöht, der Todes verächter am zehn Meter hohen schwankenden Mast ober irgend ein Todessprung. Am Tage können arbeitsfreie ober sich selbst davon befreiende NeuAerige noch einen Bsjck in die tägliche Probe zur Heranziehung des Nachwuchses werfen, und bald ist alle Herrlichkeit un Nachbarort ver schwunden — bis wieder eine neue Wunberwelt erscheint. Das Spiel mit dem Leben, Freude an Kraft und Grazie, an Tieren unb Pferbebreßuren, abgesehen von ber Ab wechslung, sichern ben Zulauf. Die Schönheiten unb Seltsamkeiten bes Wanderzirkus jeher beliebte Motive ber Schriftsteller und Maler Storms „Pole Voppenspäler", Dickens „Ra«--'- Jur Romantik der Weinstadt und ber Landstraße ge hörten, soweit Menschen denken können, vornehmlich zwei Erscheinungen, der Wanderzirkus und die Wanderbühne. Sie sind ein Teil ber Kinbheitserinnerungen unserer selbst, unserer Eltern, unb werben es trotz aller mobern-technischen Umgestaltung noch eine Weile für kommende Generationen sein, denn sie sind zu fest mit dem Kleinstaötleben verbunden, sie können nicht ohne diese, Liese nicht ohne sie leben. Unb bann bie Hauptsache, bie alte Romantik, das Wunderland ber beiden Erscheinungen, ist immer noch ein Teil des Ge- sühlslebens auch der großstädtischsten Großstäd^r. ?UrkäsMb ZirtüsäMsteßlwiffen. ADle Wänbirbühtre war und Ist eine Notwendigkeit, war sie früher, weil keine an- der« Möglichkeit bestand, fernltegende Orte mit ben Er, Zeugnissen der Bühnenkunst vertraut zu machen, und ist sie heute unter gänzlich veränderten Verhältnissen aufs neue, weil wegen ber Kosten beS heutigen Bühnenbetrtebes mehrere Städte von derselben Bühne versorgt werben müssen. Wanderbühnen brachten früher eigene Dekorationen 'mit, dann war es fast allgemein üblich, baß sie bie Saal- bühnen in Schützenhäusern, Wirtschaften, Vereinshäusern unb bergt, benutzten, öle heutigen modemen Wanberbühnen Wit eigenen Autos führen sogar oft plastische Dekorationen Mit. Eine Eigentümlichkeit der Wanderbühne, bie meist Mit bem Wort „Schmiere" bezeichnet würbe, war ihre Zu- ^scyWeysetzung; sie bestaub im W-ienSkern autz.ber Familie