Volltext Seite (XML)
Md setzte sich hauptsächlich für einen Ausgleich zwi schen Serben und Kroaten ein. Schlegel soll das Ver trauen des Königs Alexander besessen haben und von der Negierung vor einigen Tagen als Pressechef in Aussicht genommen worden sein. Die Mörder wer den von der Polizei in national-kroatischen Kreisen gesucht. Politische Rundschau. — Berlin, den 25. März 1929. — General Ludendorff will vom 1. Mai ab eine eigene Zeitung unter dem Titel „Ludendorffs Wochenschau" er scheinen lassen. — Im Auftrage des Neichskriegerbundeö Kyffhäuser legte Generalmajor a. D. v. Enckevort aus Anlaß des Ge burtstages des Kaisers Wilhelm I. einen Kranz am Denk mal im Berliner Tiergarten nieder * :: Der Polizeipräsident von Magdeburg, Dr. Menzel, ist zum Ministerialdirektor im Reichs innenministerium ernannt worden. Er wird die Lei tung der Berfassungsabteilung übernehmen, die seit dem Ausscheiden des Ministerialdirektors von Kameke nur vertretungsweise verwaltet wurde. Dr. Menzel steht im 42. Lebensjahre. :: Beschleunigte Neuwahlen in Sachsen. In Aus führung der Entscheidung des Staatsgerichtshofs will sie sächsische Regierung die Neuwahlen zum Landtag beschleunigt durchführen. Die Festsetzung des Wahl termins findet demnächst statt. Rundschau im Auslande. k In Paris sind Bestrebungen im Gange, die darauf abzielen, den Prozeß gegen den betrügerischen ehemaligen Finanzminister Klotz mederzuschlagen. ; Am 1. Juni begibt sich eine neue englische Flotten-- mission nach Griechenland, die sich dort zwei Jahre auf halten soll. k Die Sowjetregierung läßt in Rußland ein Buch über die Ausweisung Trotzkis verteilen. In dem Buch heißt es» Trotzki möge seine Träume, nach Rußland zurückkehren zu können, vergessen. * Reue Schikanen gegen Ricklin und Rosst. k Der französische Staatsrat hat die Wahl der Auto nomisten Ricklin und Rosse zu Generalräten für ungültig erklärt. In der Urteilsbegründung heißt es, beide besitzen nicht die Berechtigung, sich als Kandidaten aufstellen zu lassen. Der amerikanische Präsident will sparen. ; Der Präsident der Vereinigten Staaten, Hoover» will seine Präsidialjacht „Mahflower", die einen Kosten aufwand von jährlich 1 200 009 Mark erfordert, aus wirt schaftlichen Gründen aufgeben. Vorschlage Zur Wahlrechtsreform Anregungen der Demokraten. — Für Einmäuuerwahl- ikreise. — Wahlrecht auch für Oestcrreicher und an, wesende Ausländsdeutsche. Der von der Deutschen Demokratischen Partei eingesetzte Ausschuß für die Reform des Wahlrechts hat seine Arbeiten beendet und unterbreitet nunmehr bestimmte Vorschläge. Der Entwurf der Demokraten will das Reichs gebiet in 225 annähernd gleich groß« Wahlkreise ein teilen und die Zahl der Reichstagsabgeordneten auf 450 herabsetzen. Im wesentlichen laufen die Anregun gen darauf hinaus, an Stelle anonymer Parteilisten wieder bekannte Einzelkandidaten zur Wahl zu stellen. Nach dem Entwurf ist gewählt, wer in einem Wahl kreis die absolute Mehrheit aller Stimmen erhält. Außer den in den Wahlkreisen gewählten Abgeord neten erhält jede Partei noch so viel Mandate, wie es ihrem Prozentualen Anteil an der Gesamtheit der im Reich abgegebenen Stimmen entspricht. Um Splitter parteien zu vermeiden, sieht der Entwurf vor, daß Parteien, die nicht mindestens 3 v. H. aller Stim men haben, kein Mandat erhalten. Ten großdeutschen Gedanken sucht der Entwurf dadurch wirksam zu unterstützen, »atz auch die im deutschen Reichsgebiet wohnhaften österreichischen Staatsbürger das Wahlrecht erhalten. Antzer den in den Stimmlisten Verzeichneten sollen auch Ausländs deutsche wahlberechtigt seiu, die sich gerade r« Reick «mfhalte«. * Der demokratische Parteitag vorläufig ab gesagt — Bertt«, 26. März. Mit Rücksicht auf die Beschlüsse des Aeltestenrates, angesichts der Verzöge- irung der Etatsberatungen die Plenarsitzungen des Reichstags nach den Osterferien nicht mehr zu unter brechen, ist der demokratische Parteitag, der am 25. lApril in Heidelberg beginnen sollte, vorläufig ab gesagt worden. An Stelle des Parteitages tritt am k28. April der PartciauSschuß zusammen. Der große Tag des „Si". Italien sagt ja zum Faschismus. — Wahltcrror in Südtirol. — Nom, 25. März 1929. Am Sonntag, dem 10. Gründungstage der faschi stischen Organisationen, hat das Italien Mussolini erst mals gewählt. Streng genommen, war es überhaupt keine Wahl! Es wurde nicht über Kandidaten abge stimmt, sondern den Wählern wurde eine einzige große Liste präsentiert, die 400 Kandidaten enthielt» und zu »er der Wähler nur einen „Si"- oder »»No zettel" (Ja oder Neins abgcbe» konnte. Präsentiert «vurden die Kandidaten von dem großen Rat der Faschisten, der die 400 aus 1000 Kandidaten auS- tzewählt hatte, die ihm von den Berufsverbänden t« Vorschlag gebracht worden waren. Es ging festlich her in Italien. In Rom kreisten ganze Scharen von Flugzeugen über der Stadt, über all hing das Bild des Duce, die Glocken läuteten, die Menge zog begeistert durch die Straßen — in deu Abendstunden mit Fackeln — und die Plakate und die Lichtrekläme schrien überall das „Si" in das Land hin- - aus. Als einer der ersten wählte Mussolini; er er- ' schien Sonntag früh sieben Uhr in seinem Wahllokal! An der Zustimmung des Landes zu der Wahlliste war nicht einen Augenblick zu zweifeln. Wieweit es den Faschisten gelungen ist, die von ihnen erstrebte einstimmige Billigung der Wahlliste durch die wahl berechtigten Männer zu erreichen, ist noch nicht zu ersehen. Tief bedauerlich ist aber» daß auch die Deut schen in Südtirol für das System Mussolini stimmen sollten, obwohl das Südtiroler Deutschtum gerade unter dem faschistische» System viel zn erdulden hatte. Wie aus Bozcu berichtet wird, hatten die italienischen Be hörden in vielen Orten direkt Zwangsmaßnahmen i gegen die Deutschen ergriffen, mit Drohungen und Einschüchterungen operiert, nnd mit der Entziehung i vou Konzessionen gedroht! j Das Staatsbegräbnis für Foch. Aufbahrung dos Marschalls unter dem Triumph bogen. — Beisetzung im Jnvalidendom. — Paris, 26. März 1929. Der Sarg mit den sterblichen llebcrresten Fochs ist am Sonntag von der Wohnung des Marschalls nach dem Triumphbogen überführt und dort neben dem Grab des unbekannten Soldaten aufgebahrt wor den. Offiziere halten die Totenwache. In den Abend stunden wird der Sarg nach der Kirche Notre Dame überführt. Die Beisetzung erfolgt am Dienstag im Jnvalidendom neben der Gruft des Marschalls Turenne.^ Poincarö wird eine Ansprache halten, der eine Trauerparade folgt. Den Bcisetzungsfeierlichkeiten am Dienstag werden der französische Staatspräsident, die Regierung, das Parlament, Abordnungen der alli ierten Armeen und die Mitglieder des diplomatischen Korps beiwohnen. Entsprechend den« letzten Wunsche des Marschalls ist aus Kranz- und Blumenspenden verzichtet worden. * General Sarrail Dem Marschall Foch ist ein anderer bekannter französischer Heerführer ins Grab gefolgt: General Sarrail, der ehemalige Oberkommandierende der alliierten Orientarmee. General Sarrail, der 1856 in Carcassonne ge- borden wurde — also im 73. Lebensjahre stand — war gleich Foch, Joffre und Castelnau Südsranzose. Lr stnnd im Hnbre 1914 an der Svike " 6. Armee- tvrps und wurde bet triegsau.-vruch mit der Führung der 3. französischen Armee betraut, die westlich von Verdun manövrierte. Im 'August 1915 wurde ihm der Oberbefehl über die alliierten Truppen im Orient Übertragen. Er organisierte die Front von Saloniki und bereitete den Angriff auf Monastir vor. Ende 1917 wurde er durch den gegenwärtigen Komman danten der Rheinlandarmee, Guillaumat, ersetzt und nach Frankreich zurückberufen, wo er im April 1918 aus dem aktiven Dienst entlassen wurde. Im Jahre 1924 wurde er wieder in den aktiven Dienst einge stellt und als Obergeneral nach Syrien gesandt. General Sarrail war einer der wenigen Offi ziere, die nicht davor zurückschreckten, in aller Oef- sentlichkeit die Besetzung des Rhetnlandes und den Ruhrkrieg Poincarös als militärisch sinnlos zu be zeichnen. Beisetzung des Grafen Stolberg. 2000 Personen im Trauergefolge. — Teilnahme sämt licher Vereine. An der Beisetzung des Grafen Eberhard von Stol berg-Wernigerode nahmen sämtliche Vereine des schle sischen Ortes Jannowitz teil, ferner Vereine aus Kupfer berg und Rohrbach, wo Graf Eberhard Patronatsherr der dortigen Kirche war. Das Trauergefolge bestand aus etwa 2000 Personen. Aus dem Hause Stolberg- Wernigerode waren u. a. erschienen der Bruder des Er mordeten, Graf Karl, und die einzige Schwester, Grä fin Magdalene, Aebtissin im Kloster Drübeck im Harz. Viel bemerkt wurde ein Kranz des verhafteten Sohnes aus Tannengrün mit weißer Schleife, die die Inschrift trug: „Christian Friedrich". Von der Kirche, in der der Sarg aufgebahrt war, bis zum Friedhof, der mehrere hundert Meter vor dem Dorf lag, bildeten Vereine Spalier. Der schwer« Eichensarg, auf dem sich als Schmuck lediglich der Helm und der Degen des Grafen befanden, wurde von För stern und Mitgliedern der Vereine zu Grabe geträgen. * Vor »er Aufklärung »er Januowitzer Bluttat? — BreSla«, 25. März. Wie mitgeteilt wird, Hal der verhaftete Graf Christian Friedrich der Behörde zugesagt, über die Vorkommnisse in der Mordnacht nach der Beerdigung seines Vaters eine Darstellung zu geben. Die Gerüchte, die einen Motorradfahrer in Verbindung mit der Tat gebracht haben, haben sich als unrichtig herausgestellt. Großfeuer im Kraftpoftwerk. Die Werkstätte Borsigwakde uicdergebranut. — Fünf zehn Neverlanvonrnidusse vernichtet. In den Reichspost-Werkstätten Borstgwalde brach ein Grobfeuer aus, durch das das einstöckige Ge bäude bis auf die Grundmauern zerstört wurde. Etwa 15 bereits fertiggestellte Ueberland-Omnibusse ver brannten. Der entstandene Schaden läßt sich noch nicht genau überschätzen. Die Verluste dürften jedoch etheblich sein. Wie Augenzeugen berichten, war die Werkstätten balle bald ein einziges Flammenmeer. Die Feuer wehr, die mit 16 Rohren den Brand angriff, mußte sich mit aller Kraft einsetzen, damit das Feuer nicht auf die benachbarten Werkstätten und auf die Otts- Auszugwerke Übergriff. Im Verlauf der Löscharbeiten ereignete sich ein schwerer Unfall. Beim Einsturz einer Mauer wurde der Feuerwehrmann Goldbeck von den Steinmassen getroffen uno zu Boden ge schleudert. 28 amerikanische Pfadfinder ertrunken. In der Nähe von Rockwood in dem zu den Ber einigten Staaten gehörenden! Staate Tennesse wur den 28 Pfadfinder in einer Blockhütte ans einer kleinen Insel im White Creek-Fluß vom Hochwasser überrascht. Die Pfadfinder entdeckten das Steigen des Wassers erst, als sie durch die Flut überrascht wurden. Sie flüchteten auf das Dach, da ein Durch schwimmen des reißenden Stromes nicht möglich war. Das Blockhaus wurde plötzlich fortgertssen. Alle >28 Pfadfinder sind ertrunken. „Tag des Buches." Interne Sitzung »es Arbeitsausschusses. Der Arbeitsausschuß für den „Tag des Buches" trat unter dem Vorsitz des Reichsministers a. D. Dr. Külz in der Singakademie in Berlin zu einer in ternen Sitzung zusammen, um in eingehenden, sachlichen Darstellungen von Referenten und Korreferenten den vielgestaltigen Problemen des deutschen Buches näher- zukommen. Der Verleger sprach; der Autor, der Kritiker, der Wissenschaftler, der Arbeiter kamen zu Worte. Der moderne Verlag wurde geschildert und der mo derne Leser analysiert, das Buchgewerbe behandelt und die Beziehungen von Presse und Buch gezeigt. In fast vier Stunden wurden von Rednern wie Julius Bab, Alfred Döblin Werner Mahrholz, Malter Hof mann, Monty Jaeob-. , Ernst Rowohlt u. a. viele inter essante Einzelheiten -z-mannt. Aber ob nun dee Verleger die Preise der Bücher für unzulänglich hielt oder sich nicht genügend durch die Presse gefördert füh'-c, ol der Autor glaubte, nicht an die Massen her mgeücoch: zu werden, für die er schreiben wo lte, ob der Kritiker in hohe.n Maße den Buchgemeinschaften das Wort redete, zwischen den Worten und manchmal auch verstohlen angedeutet, schwang immer wieder das nichtgestellte Thema: Das Verständnis für den großen Kulturwrrt des deutschen Buches kann nur gefördert werden, wenn man der großen Masse des schaffenden Volkes Wohnung und Brot verschaffe. So konnten denn auch alle Worte nur Hoffnungen erwecken, hier und da erfreuliche Anregungen geben, aber keinen wirklichen Ausweg zeigen. Viele „Tage des Buches" werden wohl noch vor- übergchen, ehe die Krise des Ruches als überwun den zn betrachten ist. Aber cs ist ein Ziel, »aS intensivste Arbeit lohnt. Gerichtssaal. Bestätigtes Todesurteil. Die vom Schwur gericht Oldenburg wegen Mordes zum Tode und zu 1 Jahr Zuchthaus verurteilte Frau Bertha Schä fer hatte bekanntlich mit Hilfe des Arbeitslosen Jo hannsen ihre Schwägerin, die begüterte Bahnhofs missionarin Marie Schäfer, erwürgt. Die von der Mörderin eingelegte Revision wurde vom Reichsgericht jetzt als unbegründet verworfen, denn es sei ausdrück-i lich festgestellt, daß die Angeklagte den Tod der Er mordeten mit Vorsatz und Ueberlegung herbeigeführt habe. 7^ Ein Polizist als Landesverräter. Der erste Strafsenat des Breslauer Oberlandesgerichts ver handelte unter Ausschluß der Oeffentlichkeit gegen den aus Ostpreußen gebürtigen früheren Polizeiwachtmei ster Erich Schirm aus Gleiwitz wegen versuchten Ver rats militärischer Geheimnisse zugunsten Polens. Der 25 Jahre alte, bisher unbestrafte Angeklagte be findet sich seit dem 11. Juni v. I. in Untersuchungs haft. Seine landesverräterische Tätigkeit reichte bis in das Jahr 1927 zurück. Das Urteil lautete auf drei Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverlust. Volkswirtschaft. H Günstiger Abschluß der «eichSgastwirtsmesse 102». Die Reichsgastwirtsmesse Hai sowohl besuchermäßig wie hin sichtlich der Verkaufserfolge einen Verlauf genommen, der angesichts der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage als über- rafcheno gut bezeichnet werden muß. Die Messe hat gegen über dem Vorjahre eine 30prozentige Besuchssteigerung ge bracht,' die sich nach den Feststellungen in stärkerem Maße als bisher auch auf das Reich verteilte. Hinsichtlich der Ber- kaufsabschlüsse erklärten sich über 80 Prozent der Aussteller als befriedigt. Ganz allgemein wurde kestaesteM, daß die diesjährige Messe den befriedigenden Abschluß der vor jährigen Reichsgastwirtsmesse übertraf. H Schiedsspruch sür »en deutsch-oberschlesische« Sr»< berabau. Die Schlichterkammer, unter dem Vorsitz d«S Schlichters Professor Dr. Brahn, beschäftigte sich mit de« Arbeitszeitfrage und dem Manteltarif für den oberschlesischen Erzbergbau. Es wurde ein Schiedsspruch gefällt, der im wesentlichen dasselbe sagt, wie der Schiedsspruch für de« Kohlenbergbau. Die Arbeitszeit unter Tage bleibt auch im Erzbergbau mit acht Stunden bestehen* Das Abkommen läuft bis zum 1. Oktober 1929. ' Meine Nachrichte«. * Die zahlreichen Schiffe, die wegen Nebels kürzere oder längere Zeit aus der Unterelbe und in der Elbmündung vor Anker gelegen haben, haben die begonnene Aufklärung überall benutzt, um ihre Fahrt fortzusetzcn. Der Strom ist nun von ankernden Schiffen frei. * Die Nobelstiftung teilt mit, daß jeder diesjährig« Nobelpreis 172 760 Kronen betragen wird. Handelsteil. - Berlin, den 23. März 1029. Am Devisenmarkt ging der Kurs der spanische» Valuta wieder zurück. Am Effektenmarkt eröffnete das Geschäft in fester Haltung. Bevorzugt waren auch heute internationale Wert^ auf die auch das nicht sonderlich umfangreiche Geschäft sich konzentrierte. Gegen Schluß machte sich eine allgemeine Ab schwächung bemerkbar. Der Rentenmarkt bei nicht ein heitlicher Kursbildung ruhig. Der Geldmarkt behielt seine Flüssigkeit bei unveränderten Sätzen bei. Die «ätze