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Vsr komsnvonksr^^ütk^ ^oovrielii dr Llartin reucktvanxrr, U«lie L. ü?8. " l3 Miß Blank war entsetzt. , ,Das dürfen Sie nicht wieder tun'/ Miß Bagenstecher, die steif und abweisend am Tische .atz, schlug die kleinen, dunklen, funkelnden Augen bis zur Decke auf, zu der feine Rauchwölkchen stiegen. Fred Bronnen war alles einerlei. — Er ließ sich schwere Zigarren kommen und goß sich ein neues Glas Sekt in. die Schale, die er erst verschmäht hatte. «Heute ist Sonntag —, und ich bin lein Heide", sprach er. „Es soll nur heute sein! Morgen, ja, wer weiß, was morgen sein wird " Er goß nach diesen fast pathetischen Worten wie be sinnungslos den Sekt hinunter. — Das Glas zerbrach, als er es mit rascher, entschlossener Bewegung auf die Marmorplatte aufsetzte. Miß Blank schrie leicht erschrocken auf. Der Kellner kam. Man blickte an den Nebentischen zu ihnen Fred Bronnen lachte. Beinahe brutal, herausfordernd, unbekümmert. Miß Bagenstecher erhob sich halb. Der Kellner nahm die Glasscherben schweigend ab und setzte ein neues Glas vor Fred Bronnen nieder. Miß Blank stimmte erheitert in das Lachen Fred Bronnens ein. So wandten sich arg los die Blicke von den anderen Tischen. „Haben Sie sich verletzt?" forschte Miß Blank, als der Kellner gegangen war. „Nein es war nur eine Ungeschicklichkeit von mir — bitte verzeihen Sie, Miß Blank " Fred Bronnen fuhr nicht fort. Ein Blick Miß Blanks traf ihn, der ihn an einer weiteren Lüge hinderte. Sie schien zu ahnen, zu verstehen. Am liebsten wäre er aufgesprungen, um ihr dafür die Hände zu küssen. Aber da saß die steife Gesellschafterin, deren kleine funkelnde Augen zeitweilig so intensiv über ihn gingen, und die. sich, wenn er sie betrachtete, dann stets steif und ablehnend gab. Sie sprach kein Wort, aber sie verstand es desto besser, zu stören. Ein Gedanke kam Bronnen: Er wollte jetzt, in dieser Umgebung, auf diesem neutralen Boden, ungestört mit Miß Blank sprechen, ihr berichten von dem voreiligen Schritt, der zum Bruch mit dem Vorsitzenden und Trainer führte und den Verlust seiner Mitgliedschaft bei seinem Verein nach sich ziehen mußte. — So begann er von dem Treiben Ostendes begeistert zu sprechen und ließ versteckt den Wunsch einfließen, an dieser Stätte des schranken losen Vergnügens länger als flüchtige Nachmittagsstunden zu weilen. „Gern", erklärte Miß Blank, die ihn rasch begriff, zu seiner Freude. „Wir bleiben einfach heute nacht hier und fahren morgen früh zurück! — Einverstanden? — Ich habe einen kleinen Reisekoffer für solche raschen Ent- fchlüsse, die ich sehr liebe, immer hinten aus meinem Wagen!" * Sie wandte sich eifrig an Miß Bagenstecher und gab ihr auf, Zimmer im Royale-Palace-Hotel zu bestellen und das Palace-Hotel in Dünkirchen zu verständigen, daß ihre Rückkehr erst am nächsten Vormittag erfolgen würde. Miß Bagenstecher ging. „Was ist Ihnen, Mister Bronnen?" drang Miß Blayk nach dem Verschwinden der Gesellschafterin ohne schweife aus den Schwimmer ein. Fred Bronnen hielt ihrem Blick stand. „Ich bin verloren", gab er kalt zurück. „Was heißt das? — Verloren? — Zweifeln Sie Mötz lich an der Durchführbarkeit Ihres Planes?" „Nein. Ich habe mich von meinem Trainer in Um frieden getrennt. Da er der Vorsitzende des Vereins ist; der mich ausgesandt hat, werde ich dort und vielleicht auch aus dem Schwimmerverband überhaupt ausgeschlossen?, „Ist das sehr schlimm?" „Ja. Mir werden dadurch alle sportlichen Möglich^ ketten genommen. Bei Außenseitern erkennt "man sporv liche Höchstleistungen nicht an." „Auch die Kanalbezwingung nicht? — Ich denke, das ist eine Tat, die einen sporttüchtigen Menschen und nicht ein eingereihtes, eingeschriebenes, abgestempeltes Mitglied irgendeiner bestimmten Gruppe verlangt!" Fred Bronnen vermochte diesen Einwand nicht zu eich, kräften. Er wurde unsicher. Da fragte ihn Miß Blqnk unter gesenkten Lidern: „Bin i ch schuld an dem Zerwürfnis?" Der Schwimmer erschrak. Er verneinte viel zu hastig, als daß Miß Blank seinen Beteuerungen hätte HleMM zu schenken vermögen. „Wo ist Mister Hoofst jetzt?" „Ich weiß es nicht —. wahrscheinlich abgereist — stach Deutschland. Mir ist, als hätte ich ihn über die Straße gehen sehen mit einem Gepäckträger, der seinen Koffer trug!" ' Miß Blank sann. Ihr hübsches Gesicht war in Nach- denklichkeit leicht verfinstert. Die kleinen Hände spielten nervös mit dem Sektglas. „Können Sie mit einem anderen Trainer den Kampf neu aufnehmen, Mister Bronnen — als Berufssportler?" Das bestätigte Fred Bronnen zögernd. — Unbehagen beschlich ihn: Wie sollte er ohne festes, sicheres Ein kommen als Berufssportler leben können. Und wie sollte er vor sich selbst nun die weitere Unterstützung durch Miß Blank rechtfertigen? Da kam Miß Bagenstecher zurück. Sie hatte ein auf fallend bleiches Gesicht, in dem die schwarzen Augen un- ruhvoll flackerten. Ihr Gang, der sonst steif und korrekt war, schien unsicher, fast schwankend. Sie machte um Fred Bronnen einen weiten, auffälligen Bogen, schritt zu Miß Blank, beugte sich zu deren Ohr herab und flüsterte abgerissen: „Lassen Sie diesen Herrn sogleich verhaften, Miß Blank er ist ein Mörder — —, er hat in unserem Hotel in Dunkerque seinen Trainer, Mister Hoofst, er mordet und beraubt das Opfer hat noch gelÄb^ als man es fand, und diese Aussagen gemacht. — — DaS Hotel berichtete es mir soeben am Telephon " Aus Miß Blanks Gesicht wich alle Farbe. Sie preßte die Lippen aufeinander und sah ratlos zu Miß Vagen? siecher auf, deten Gesicht von roten Flecken überzogen wurde. Darrst wanderte ihr Blick über die Hlzser^rmd