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s 20 c» s 35 Bronnen. So stark war das vertrauen, das auch durch sie in Deutschlands tapfersten Schwimmer gesetzt wurde? Allein die Nachrichten aus Dünkirchen lauteten immer ungünstiger für Fred Bronnen! Fred Bronnen war verschwunden. Eine Amerikanerin, die sich bereits seit einiger Zeit auffallend um ihn be- mühte, hatte ihm zur Flucht verhalfen. Niemand wußte, wo er sich zurzeit aufhielt Hannelore Hinz' Vertrauen sank in dem Maße, wie das Mißbehagen bei den Sportkameraden der „Schwimm- freunde" stieg. Sie wies Ewald Henschel nicht wieder ab, als er neuerlich bei ihr vorsprach, und folgte seiner Einladung zu einem Vereinsabend zwar widerstrebend und willenlos, doch mit dem Vorsatz, sich — nach der Ein flüsterung ihrer Mutter — nicht zu fest an Fred Bronnens Ring zu klammern. - * Spät abends kehrte Miß Blank nach Ostende zurück und steuerte ihren Wagen zum „Royal - Palace - Hotel*. Man war hier höchst überrascht über ihr plötzliches Er scheinen. Der Direktor eilte geschäftig herbei und geleitete Miß Blank höchstpersönlich in das Appartement, das Miß Bagenstecher am Nachmittag vom Kursaal aus telephonisch bestellt hatte. „Sie kommen allein, Miß Blank?" forschte der Direktor eifrig und höflich, als der Fahrstuhl anzog. Miß Blank schreckte leicht zusammen bei einem un ausgesprochenen häßlichen ^erdacht, der aus den Wort-- des Hoteldirektors über sie drang. — Sie fragte kalt: ' „Miß Bagenstecher ist hoffentlich anwesend?" „Auf ihrem Zimmer, so viel ich weiß." Der Fahrstuhl schnappte. Der Führer öffnete die Tür. Miß Blank schritt rasch hinaus. Der Direktor öffnete die Tür zum Wohnzimmer des Appartements und trat mit rin. „Auf ein Wort, Miß Blank, wenn Sie gestatten " „Bitte — —" „Darf ich mir die Frage gestatten, wann Sie ab zureisen gedachten, Miß Blank? Die Bestellung Miß Bagenstechers bezog sich auf einen Tag " „Warum?" „Falls Sie beabsichtigen sollten, Ihre Reise bereits morgen früh anzutreten, so würde ich Sie bitten, Ihren Aufenthalt in meinem Hauss noch einige Tage länger zu nehmen " Der Direktor zögerte leicht betreten. Miß Blank drängte ungeduldig. „Bitte, fahren Sie fort!" „Sie kamen mit Monsieur Bronnen nach Ostende und waren zuletzt mit ihm zusammen. — In Dünkirchen ist ein scheußlicher Mord passiert, bei dem Monsieur Bronnen in stärkstem Verdacht steht " „Ah —, und i ch dadurch mit?" „Oh, nicht doch, Madame! Davon kann gar keine Rede sein. Nur habe ich die Verpflichtung zu erfüllen " „Mich festzuhalien in Ihrem Hause?" Wider Willen erschrak Miß Blank vor dem Kommen den. Sie gab sich in diesen Sekunden Rechenschaft über ihr impulsives Eintreten, ihre Anteilnahme für den deut- schen Schwimmer. — Er hatte ihr gefallen in seiner stolzen Haltung, dem reinen Blond seiner Haare und dem leuch tenden, tiefen, herrlichen Blau der Augen. Sie war ge fesselt wie noch nie von einem Mann. Sie handelte ohne Ueberlegung. Ihr Herz flog ihm zu, ohne daß er An strengungen machte. Es mochte ihm wohl immer so gehen bei empfänglichen Frauenherzen , Sie warf den Kopf zurück. Was sitz getan hafte, war nichts Unrechtes gewesen. Sie hatte einen ernststrebenden Sportsmann unterstützt, der für eine Aufgabe Won Riesen- ausmaßen Unterstützung bedurfte und würdig war und hatte danach einem unschuldig verdächtigen Manne ihren Schutz geliehen und ihn in Sicherheit gebracht, da sie sich gedrängt dazu fühlte ' (Fortsetzung folat.) 1 LS " - - t - sich unterdessen das Haltlose der Anschuldigung heraus« pellen " Miß Blank schwieg einen Augenblick. Sie sah das Ge- ,ficht des Schwimmers in der Dunkelheit nur undeutlich »orstch. „Haben Sie Mut?" „Jeden! — Was habe ich zu tun?" „Versuchen Sie schwimmend nach Holland hinüber« zukommen. Gehen Sie von hier westlich am Strande ent lang , in vier bis fünf Kilometer Entfernung von hier erstreckt sich die holländische Grenze. Schwimmen Sie ins Meer hinaus und gehen Sie nach zwei bis drei Kilo meter an Land. Das ist für Sie der sicherste Weg, um fo rasch als möglich über die Grenze zu kommen!" Und Sie, Miß Blank?" „Ich fahre sogleich über Brügge und Brüssel wieder zurück nach Ostende." „Sie begeben sich damit in Gesahr!" „Nein! —Ich bin amerikanische Bürgerin! Das schützt mich hierzulande. — Meine Aussagen werden überdies völlig glaubhaft sein!" Fred Bronnen suchte die Hände Miß Blanks. Allein sie entzog sich ihm und erhob sich. „Leben Sie wohl, Fred Bronnen!" Die Stimme Miß Blanks klang fern, unwirklich. Es schien wie unterdrücktes Schluchzen. Ein Aufschrei aus wehem Herzen j „Auf Wiedersehen!" rief dqx Schwimmer gedämpft. ! „Nein! Das ist unmöglich. — Ich würde Ihnen und mir damit nur schaden! — Leben Sie wohl " Die Gestalt löste sich aus in der Dunkelheit. — Sand rieselte, Schritte verklangen —, so rasch —, viel zu rasch. I Schwer fiel Fred Bronnen zusammen. ! Lichter flammten oben über der Düne auf. Ein Motor ratterte und sang. — Sein Takt verklang und verlor sich und siel zusammen mit dem Rauschen des nachtdunklen Hkeeres, das sich an den Füßen Fred Bronnens breftete — und das mit seinem Rauschen hinwegnahm, was ihn mit ^freudiger Begeisterung in den letzten Tagen erfüllt hatte. 9. Kapitel. - Die „Schwimmfreunde" beriefen sogleich nach Bekannt- .Werden des unfaßlichen Mordes an Theodor Hoofft eine außerordentliche Mitgliederversammlung ein und nahmen ^Stellung zu dem furchtbaren Geschehnis, von dem sie bts- Ler nur durch Zeitungsnachrichten Mitteilung erlangt ^hatten. Dabei kam einmütig zum Ausdruck, daß man den «Verdacht, der auf dem Schwimmer Fred Bronnen lastete, als absurd bezeichnete und sich schützend vor den Kame raden stellte. ! Aus der Mitte der Versammlung wurde der zweite Vorsitzende, Oskar Petermann, gewählt, der nach Dün- kirchen zu reisen hatte, um von feiten des Vereins dazu 'beizutragen, daß der Verdacht von Fred Bronnen ge nommen wurde. Die Eltern Fred Bronnens klammerten sich an Petermann und beschworen ihn, alles zu tun, um das Fürchterliche, das auf ihrem Sohne ruhte, beseitigen zu helfen . Nur Hannelore Hinz fehlte in der Er- regtheit der Gemüter. i Hannelore Hinz hatte die Versammlung nicht besucht. iEie war völlig zusammengebrochen. Als Ewald Henschel am Tage nach der Versammlung bei Hinz' vorsprach, um über den Verlauf der Versammlung zu berichten, wich sie Hm aus und wußte hernach der Mutter keinen Grund für chr Verhalten anzugeben. Auch Frau von Gagern vermißte man in der Ver- Sie besaß die Ehrenmitgltedschast der ^Schwimmfteunde" und hatte wiederholt Versamm lungen, die von weit geringerer Bedeutung waren, bei- gewohnt. -r - « DK Nlätter berichteten sehr zurückhaltend über den die zu dem mysteriöfen Fall Stellung ,nahwm» stekltzu W, wie die „Schwimmsremlde", vor Fred S N « »5