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Weißeritz-Zeitung : 11.03.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192903116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19290311
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19290311
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-03
- Tag 1929-03-11
-
Monat
1929-03
-
Jahr
1929
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 11.03.1929
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Notlundgebung von Handwerk, Handel u.Gewerbe irr ir Es gibt außer Lem MWelstand niemanden, Ler zweimal Nir- Mr erstrebe« und fordern mit allem Nachdruck Beseitigung der Realsteuern. DaS gleiche gilt von -der Gatt« n-E rbs chafis st«u e r. Wenn Ler Gewerbtreibende sich selbständ-ig macht, steht er sich nach einer Lebensgefährtin um. Gemeinsam arbeiten beide und ent- behren gemeinsam und schassen fich zwar-stein Vermögen, wohl aber einen Notpfennig sürS Älter. Und- wenn -dann ein Glied vom Tode ereilt wird, soll LaS andere durch «ine Steuer getroffen werden. Da muh man doch rufen: Menn Ähr -daS tut, da unter bindet Ahr jeden ^orsamkeitSwillen und datz Deutschland jemals wieder zu besseren -wirtschaftlichen Verhältnissen -kommen kann. Deutschland kann nicht gefunden, wenn nicht wieder ein nationales Vermögen geschaffen -wird. Ein schweres Verhängnis ist -die Erzbergersche Steuerreform. Sie hat di« Länder und Gemeinden zu Kostgängern deS Reiches gemacht. Besonders für Sachsen ist die Reform ungünstig, -das 23 Prozent weniger bekommt, als es noch Berlin schasst. In den Jahren 1924—27 sind 77,« Millionen an Reichssteuern weniger Mrückg-efloffen. Zweimalige Lohnsteuer - Senkungen haben für Sachsen 32 Millionen Mark weniger gebracht, jetzt will sie der R-eichssinanzminister -ein drittes Mal senken. ES bleibt dann nichts weiter übrig, als in Ländern und Gemeinden die R « alste u e r n weiter zu erhöhen. Der Mittelstand lfl gegen Aealstruern, weil sie Sondersteuern find. Zu einer eindrucksvollen Kundgebung wurde die vom Be- zirkSausschuh für Handwerk, Handel und Gewerbe für gestern nachm-ittag nach dem SchützenhauSfaal-e einberu-fene Versammlung. Aus allen Teilen des- BeArkS waren, soweit die Mr Zeit schlech ten Megeverhältnisse es Ml-iehen, die Angehörigen deS gewerb lichen Mittelstandes herbe-igestommen, um einmütig -kund zu tun, mit Kämpfen zu wollen, um die Freiheit und Erhaltung ihres Standes. Der Saal war voll besetzt. Von feiten der Behörden waren erschienen RegierungSrat Paul -von -der Amts-hauptmannsch-a-st, Obersteuer-Ansp. Gruhl« und Obersekretär Thiele vom Finanzamt, Bürgermeister Dr. Höhmann und Sladt-v.-Vorsteher Schumann von der Stadtverwaltung. Die Versammlung leitete Friseur-Obermeister Hörl. Am An- schluß an -die Begrüßun-gsworte führte er aus, daß der Vernich- nmgS-will« unserer Feinde auch bei den jetzt laufenden Pariser Verhandlungen bei aller gezeigten Freundlichst eit klar zu tage tritt und daß er uns ungeheuere Lasten au-ferl-egen will. Dazu sind im Annern Steuern und soziale Lasten bis- zur Unerträglichkeit ange spannt. Neue Steuerquellen werden schon wieder gesucht. Be sonders -schwer Kämpfen Handwerk und Gewerbe um die Existenz. Steuerdruck, GeschästSstockungen, Warenhäuser und Genossen schaften wirken erschwerend, schwere Sorgen bedrücken das Hand werk. ES ist ein langsames AuSbl-ulen. Dem muß der Willen entgegengestellt werden, sich nicht zerdrücken zu lassen. Die die Verantwortung kragenden Männern muß ein Halt geboten wer den bei dieser Bedrückung deS Mittelstandes und von ihnen ge fordert werden, für dessen gesunde Entwicklung zu sorgen nicht allein im Interesse deS Bestandes des Gewerbes, sondern deS ge samten deutschen Vaterlandes. An überzeugenden, -die Notzeit -klar umzeichnenden Darle gungen -verbreitete sich dann Land lagsabgeordneter Ober meister Kaiser, Dresden, über folgende Hauptgedanken: Wenn in der gegenwärtigen Zeit die Organi-sationen des Handwerks, Handels und Gewerbes Kundgebungen abhal-ten, ge schieht «S nicht allein im Anleresse des Mittelslandes, die Kundgebungen sollen der Oesfentlichkeil eine Warnung und Mahnung sein. Wir wollen an -die verantwortlichen Stellen appellieren, daß unS die -Sorgen um die Zukunft nicht allein des gewerblichen Mittel standes, sondern -deS gesamten deutschen Volkes und -der deutschen Wirtschaft am Herzen liegen, sie -sollen erkennen, daß sie aus Grund der Verfassung nicht nur für einen einzelnen Stand, son dern für das Volksganze, für die gesamt« deutsche Wirtschaft ver antwortlich sind. Dazu gehört auch -der gewerbliche Mittelstand. Trotz des Paragraphen 164 -der Reichsverfassung, -der ihn vor Ueberlastung und Aussaugung -schützen müßte, muh man sehen, dah er von feindlichen Einstellungen umgeben ist. Mitbe-l-stand und Landwirtschaft haben einen Existenzkampf zu führen, der di« ganze Kraft beansprucht. Von zwei Seiten widd dem Mittelstände di« Existenzberechtigung in der heutigen Wirtschaftsform abgesprochen, vom Großkapital und der Sozialdemokratie. Aber -der Mittel stand -kann und -darf den Glauben für sein Meiterbesbehen Nicht aufgeben, und wer sich mit solchen Gedanken besaßt, gibt sich selbst auf. Wer aber den ernsten- Willen hat, trotz aller Anfeindungen weiter zu leben-, der wird auch- Weiterleben. Das Groß-Kapital -habe allen Grund, -dem Mittelstand dankbar zu- sein, daß er nach der Revolution sich nicht den neu- ze-illichen Strömungen anpaßte, sondern seine grundb-ürgerliche Einstellung aufrecht erhielt und bei den ersten Wahlen nicht mit dem neuen Zeitgeist ging. Vielleicht wäre sonst manches -Schlimme über d-:-s Andustrie hereingebrochen. Die d eutscheArbe i ter - schäft, deren Verlretung die Sozialdemokratie sein wolle, möchte, -ehe es zu spät ist, erkennen, -dah sie wirtschaftlich schlech ter dastehen würde, wenn nur wenige Menschen, -vielleicht gar noch von- außerhalb des Reiches, diktieren würden, was sie zu tun und zu lassen habe. Es muß eine Ausgleichsschicht Zwischen- bei den Polen, Kapital und Arbeitschaft, geben, -durch -die -den eigenen Kindern eine Aufstiegs Möglichkeit gegeben ist. Es wäre falsch, -in Deutschland einem Niesenheer von Arbeitern die großkapitalistische Wirtschaft gegenüberzustellen. DaS deutsche Volk sei nicht geeig- net, -sich auf die Dauer gefallen zu lassen, dah -der Tarif -die Ab geltung für -die Arbeit ist. Die Verhandlungen in Paris zeigen-, dah die Gegner nicht gewillt sind, Deutschland von den Fesseln zu befreien. Sie haben auch keinen Grund, solange nicht das -deutsche Volk in seiner Ge samtheit, nicht zerrissen durch Parkten, -Stände und Klassen, ein mütig erklärt: so kann cs nicht weiter gehen, ohne daß die deutsche Wirtschaft zu Grunde gerichtet wird. Zwei große Fesseln -hat -das deutsch« Reich nach außen: den Vertrag von Versailles mit -der Kriegsschuldlüge und den DaweS- plan. Am Krieg« hat Deutschland so wenig -Schuld, wie alle an dern, der Dawesplan hat schwer« wirtschaftlich« Fesseln. 132 Milliarden Mark soll -Las Reich auf-bringen-, das sind jährlich 40 Mark auf den Kopf -der Bevölkerung. Dazu muß man sich vor Augen halten, -dah in den letzten Aahren die R-eparations-lasten aus Anleihen gedeckt wurden, die wieder Zinsen erfordern. Wenn nun noch, wie -in Par-iS erörtert wird, unS der Trans fer-Schutz genommen werden sollt«, -dann stehen wir vor schwersten wirtschaftlichen Ereignissen. Am Gegensatz zu der wirklich schlech ten Wirtschaftslage malt Parker Gilbert alles rosenrot in- feinem Ä-eparationSvericht und -fast zur -selben Zeit erklärt der deutsche Neichssinan-zminister, daß -die deutsche Wirtschaft -weitere 700 Mil lionen Mark neu« Steuern tragen -kann. Sind das nicht Hand langerdienste zu weiterer Steuererhöhung? ön -seinem St« u-e r du k« tt will Finanzminister Hilferding 260 Millionen bei zwei Ministerien «insparen, um den gleichen Betrag sollen Bier- und Branntweinsteuer erhöht -werden, die Vermögenssteuer soll einmal um 20 Proz. -erhöht werden, die Gatten-Erbschaftssteuer soll «in«n -weiteren Betrag erbringen, den Rest von -120 Millionen «ine Einsparung bei Rückzahlung an Län der und Gemeinden. Den Mittelstand treffen Bier- und Brannt weinsteuer erheblich, schlimmer noch die Vermögenssteuer. Zu denken geben die neue Ginheitswertb-efch-eide. Durch fle wur den die Grun-dstückSwerl« wesentlich -heraufgesetzt, auf Summen, di« kein Mittelständler beim Grun-dftllckSverkauf erzielen kann. Das ist -ein Selbstbetrug, der gemacht wurde, künstlich« Wert« zu schassen, -die dann Mr Vermögenssteuer herangezogen werden. Solche Steuerschrauben mutz der Mittelstand Mehne«. Richtig ist ein ZuschlagSrecht zur Reichseinkommensteuer, durch - -das all« betroffen werden. Besonders wo Sozialdemokraten die Macht haben, werden Ausgaben gemacht, die nicht unbedingt nötig - sind. ES -ist ein- leichtes, Ausgaben zu bewilligen, dl« man nicht - -selbst bezahlen braucht (vielfaches Bravo). Wenn die Partei- - angehörigen der Bewilliger mit bezahlen müssen, werden sie ihre Vertreter -bald an den Oyren zupfen. -Da es Tatsache ist, daß das ? gesamte deutsche Volk leidet, müssen Ausgaben, di« Zeit haben, bis auf -besser« Zeilen unterbleiben. Der Mittelstand will keine Sondervortelle haben, aber «he er Steuern zahlen kann, muß er die Möglichkeit haben, sie zu verdienen. „ . Gegenwärtig schwebt das Ar -beitS - Schutzgeseh. Es ist -die Proklamation des strikten Achtsl-u-nd-en-Arbe-itstages. Kann ein j Mensch, der verschuldet oder unverschuldet in wirtschaftlicher Be- - drängniS ist, -dann, wenn alle anderen -länger arbeiten, erklären: - „Ach arbeite nur noch acht Stund«« am Tage?" Ast der Acht- , stunden-Arbeitstag vielleicht in der Andustrie möglich, -in der Land- : Wirtschaft und im gewerblichen Mittelstand« ist «r eS nicht. Der i Mittelstand ist nicht grundsätzlich Gegner, aber die Arbeitsweise j muh berücksichtigt werden. Warum will man freiwillige lieber- : arbeit verbieten? Mit aller Schärfe muh sich das : Handwe rk g-ege n die Pfusch - un-o-Sch wa r za r be tt - wenden. (Bravo.) Eie muh -verboten werden. Gleichzeitig s wird in diesem Gesetz-Entwurf auch di« Arbeitszeit -der Äugend- ' -lich-en mit geordnet. -Schwere (Gefängnis-)-Slr-af-en sind vorgesehen I für den, -der Augendliche über di« Zeit beschäftigt. Dazu kommt ein« dauernde Aeberwachung -durch besondere Organe. Statt Be- amten-Ab-bau — Beamten-Auf-bau. Tüchtige Beamte werden ab- geba-ut, Parleibuch-Anhaber, umgelernt -für -ihren Posten, werden angestellt. Das -darf nicht -sein. Wir -brauchen ein tadel- und makelloses Beamtentum, das «inen achtbaren Namen hat. Dle Lehrlings-ll-eberwachung soll auch nachts geschehen. Welcher-wohl erzogene Mensch wird sich -solches gefallen lassen. Am engsten Zusammenhang mit -dem Arb-eitSschutz-Gesetz steht -daS Berussa-u-sbildung-S-Gesetz. Die Lehrl-ingSaus- bil-dung -soll nicht mehr aus Grund von Lehrverträgen, sondern von Tarifen geschehen. Niemals kann -der Mittelstand -seine Zustim mung geben, mit dem- bisherigen Zustand zu- brechen. Lehr- lingsausb-l-ldung ist nicht Arbeit, sondern be rufliche Erziehung. Auch -die Ausbildung in Berufs- . schulen wird nicht die Arbeiter bringen, wie sie ordnungsgemäße , Handwerkslehr« schafft. Dann muh -das Handwerk ober auch in - seinem Verantwortungs- und Pflichtgefühl -darauf achten, -dah -die f ihr an-vertraute Äugend moralisch- und sittlich erzogen wird. DaS Steu-erv-or-einheitlichu-ngÄ - Gesetz wär« - gut, -wenn «S die Steuergesetzgebung im ganzen Reiche regelte. > Das tut «S nicht, für Sachsen -bringt «S noch -Steuer-Erhöhung, i Darum müssen wir es ablehnen. Besonders Krah ist, -dah -der Zu- i -schlag bei Real- und Grundsteuern bis 400 oder 500 Proz. erhoben werden -kann. Oberbürgermeister Klimpel, Freital, hat -den Vor- ! wurf erhoben, dah es «in Verbrechen sei, daß nicht jetzt schon 200 - Prozent Zuschlag erhoben werden -dürfen. (Redner meint«, auch - hier treffe zu-, dah -es leicht sei zu fordern, was man nicht bezahlen i braucht.) Die Wirtschaft darf nicht so geschwächt werden, d-ah sie - keine Steuern mehr aufbringen kann. ! Ein besonderes Kapitel für den gewerblichen Mittelstand der ' Jetztzeit sind die Warenhäuser und Konsumverein«. ' Hierbei wandt«, sich Redner besonders- mit an das Berufs- beamtentum. Für -die zu erfüllenden Aufgaben gehört die nölige Vorbildung. Es muh -der richtige Mann an -den richtigen Platz gestellt werden, ein ausgebildeter Beamter in höhere Stellen auf rücken. lieber 300 000 Beamte sind Mitglieder von- Konsum vereinen. Wie dürsten- -sie, die vielfach aus dem Mittelstände stammen, -deren Kinder oft wieder -dahin zurückkehrten, so dessen ärgsten Feind unterstützen. 113 000 Landwirte, 178 000 Hand werker zählt man -unter -den Kon-sumvereinsmilgliedern. -Selb ständigkeit und Sozialismus werden -sich nie vertragen: Hand in Hand müssen- Handwerk, Landwirtschaft und Beamtentum gegen die Konsumvereine angehen, den Einkauf in Warenhäusern unter lassen. s Redner wandte sich dann noch gegen den- „Reichs-verband zur - Bekämpfung -der Maren-Häuser", -der eine Querorganisation sei, ! emvfahl die im Mai erscheinend« neue M-itte-lstands-Zeitung und schloß unter lebhaftem Beifall mit -dem Hinweis zur Einigkeit-, -der Recht und Freiheit sich dann anschlieh-en würden. Vorstehende Ausführungen unterstützte Baumeister Hinkel mann nach jeder Richtung und betont«, daß «S am Mittelstand« selbst lieg«, Wenn es noch weiter abwärts gehe. Wie -viele Wahl- faul« gebe «s. Wahlrecht sei Wahlpflicht, mit -dem Stimmzettel habe jeder -sein Schicksal in der Hand. Richt kleinlicher Konkur renzkampf, sondern Zusammenhalt führ« zum Ziel«. Wer nicht untergehen will, geh« auch nicht unter. ES wurde -sodann solgende Entschließung einmütig angenommen: „Von Äahr zu Äahr ist die wirtschaftlich« Notlage von Hand werk und Gewerbe gestiegen. Eine vielfach verzw«ifeft« -Stim mung -droht Platz zu greifen und -den Ausbau willen zu g«fähr- -den. Nur eine Stimme kommt -immer wieder zum Durchbruch: Abbau der auf ein unerträgliches Matz gestiegenen Lasten aller - Art. Än -dieser schweren Notzeit erheben di« am 10. März 1929 - in Dippoldis-wald« versaiMNelten -Handwerker, Handels- und-Ge- - werbel-reib-end-en -warnend -ihre Stimm«. -Sie fordern: Schutz deS s Handwerks und Gewerbes gegen di« grohkapitaliftisch-en Kon- ; zerne und Trusts, gegen Warenhäuser und Konsumverein«. Ab- l bau d«r Regiebetriebe des Reiches, -der Länder und Gemeinden, i Sie wenden sich- gegen jede Absicht -der Verelendung und Pro- s Velarisierung der deutschen Mittelschichten. Sie fordern auf ? steuerlichem Gebiete: Revision- -der für das- deutsch« Volk un- j tragbaren Reparal-ionslasten unt«r Anpassung an di« Leistungs- i fähigkelt: beschleunigte Verminderung der öffentlichen Aufgaben und durch Anpassung der Verwaltung an die -Leistungsfähigkeit der Wirtschaft: Deckung aller Haushalldefizite des Reiches, der Länder und Gemeinden -durch rücksichtslos durchgeführbe Spar- mahnahm-en- und äußerste Ausgabeneinschränkurg unter schärf ster Ablehnung j-eder Steuer-erhöhung- für -daS Handwerk: grund- i-egend-e Vereinfachung des Steuersystems und Verbilligung der sich ständig teurer -gestaltenden Verwaltung: Verminderung der -der Real - Steuer --Lasten, -infolgedessen Ablehnung des Stenervere-inheillichungsgesetzeS, soweit dieses eine Mehrbe lastung -der Klein- und Mittelbetriebe mit sich bringt: baldigste Regelung deS Finanzausgleichs unter Einführung deS Zuschlags rechtes zur Einkommen-, Körperschaftssteuer an Länder und Ge meinden unter Aufrechterhaltung der Steuerhoheit -der Länder und unter Ablehnung eines überspannten Zentralismus: Auf hebung der steuerlichen Bevorzugung der öffentlichen Hand- um» der Konsumverein«. Sie fordern arss sozial- und -wirtschafiS- poltttschem Gebiete: Abbau der sozialen Lasten auf ein für die Wirtschaft erträgliches Maß und sparsamste Verwaltung in den sozialen Körperschaften: Ablehnung feder Zwangsversicherung für-Selbständig«, Erhaltung und Förderung -der Innungskranken kaffen: Rücksichtnahm« auf die besonderen Betriebsverhättniff-e des Handwerks bei der «n-dgüliigen Regelung deS Arbeitsschutz- bezw. Arbeitszeitgesetzes: Zulassung der freiwilligen Mehrarbeit für Handwerksbetriebe: wirksamer Schutz gegen die -immer mehr zunehmende Schwarzarbeit im Arbeitsschutzgefetz: Sicherstellung -deS handwerklichen Lehrvertrages als eines Äusbil-dungS- und Erziehu-ngsoertrageS im kommenden BerufsauSblldungsgesetz. . ' Dos Handwerk und Gewerbe erwarten: dah Regierungen und Parlamente durch entschlossenes -Handeln zur Erfüllung der For- -derungen beitragen, -Los Maß der steuerlichen und sozialen G« samtbelastu-ng und damit die Gestehungskosten für die Klein- und Mittelbetriebe herabsenken und einer überspannten Lohnpolitik Einhalt gebieten, -La nur auf diesem Weg« die von allen Volks- Kreisen ersehnte -Senkung d-eS Preisniveaus und -damit di« Ber- billigung -der allgemeinen Lebenshaltung erreicht werden kann." Mit DonkeSworten an Obermeister Kaiser und mit dem Wunsch«, daß dessen Worte nachhaltige Wirkung im ae-werWchen Mill-elftan-d« finden und -segenbringend sein möchten, schloß Ober meister Hörl -o-ie Kundgebung. Keffelexplofion in Rumänien. Zehn Tote, acht Verletzte. «ei der Ervölgesellschaft RomanaAmerieana, VN der Standard Dil angehört, flog in der Gegend von Moreni in Rumänien der Dampfkessel einer Schacht» anlage in die Luft, wodurch nenn Arbeiter und et« Ingenieur getötet und acht Arbeiter schwer verletzt wurden. Dhnamitexplosion in NebraSka. In Nebraska explodierten in der Nähe des Städt- chens Scribner am Elkhornflutz bei einem Brand aus der Farm eines Kreisbeamten ein Dutzend Kisten Dy» namit, die in einer Scheune lagerten und zur Sprem gung des Eises benutzt werden sollten, das sich an den Brücken gestaut hatte. Vier Personen wurden getötä und mehr als 30 verletzt, davon 21 schwer. Aus Stadt und Land. Die Not der Küsteusischer. Amtlich wird mitge teilt: Der ungewöhnlich harte und lange Winter hat bekanntlich besonders die Küstenfischer in eine außer ordentlich schwierige wirtschaftliche Lage versetzt. Mii Rücksicht darauf hat der Reichsminister für Er nährung und Landwirtschaft sämtlichen Küstenfischern, die rückständigen und fälligen Darlehen und Zinsraten in der Weise gestundet, daß. die Darlehensnehmer bis zum I.Juli 1929 Zahlungen nicht zu leisten haben. Vom 1. Juli 1929 ab sind die Raten und Zinsen an den festgesetzten laufenden Fälligkeitstagen wie bisher wieder zu zahlen, und zwar die Zinsen in Höhe der bis dahin rückständigen und fälligen Beträge. Die - Ratenzahlungen werden durch die Stundung entspre chend hinausgeschoben. Der Unterricht tu Hamburg wieder ausgenommen. In sämtlichen der Hamburger Oberschulbehörde und der Berufsschulbehörde unterstehenden Anstalten wurde der Unterricht wieder ausgenommen, nachdem er wegen der Unmöglichkeit einer Heizung infolge Kohlenman gels über eine Woche lang geruht hatte. Verhaftung der «reSlauer Raubmörder. Der Polizei in BreVlau gelang es, die beiden als Mör der der Frau Grundei in Frage kommenden Täter zu verhaften. Neben dem Melker Arthur Pachale wur de der 19jährige Dekorateur Fritz Sunke festgenommen. Die Verhafteten sollen bereits ein Geständnis abgelegt haben. Bodenloser Leichtsinn. Ein leichtsinniges Stück chen, das leicht einen tragischen Ausgang hätte nehmen können, leisteten sich vier junge Leute aus Unkel am Rhein, indem sie auf einer Eisscholle, die sie mit einem kleinen Ofen ausgestattet hatten, eine Rhein fahrt antraten. In elfstündiger Fahrt gelang es, das sonderbare „Floß", das von zwei der jungen Aben-, teurer mit langen Ruderhaken gesteuert wurde, bis nach Köln zu bringen, wo die jungen Leute von der Polizei, die sich anscheinend für ihren ulkigen Ge danken, durch einen Artikel über eine solche Fahrt Geld zu verdienen versuchten, kein Verständnis zeigte, in Empfang genommen wurden. Die alten Zeppelinhallen in Friedrichshafen vor dem Abbruch. Die Verhandlungen, die der Luftschiff bau Zeppelin mit der Firma Schweitzer und Oppler, Berlin, wegen Abbruchs der Hallen auf dem Fried richshafener Werstgelände geführt hat, sind abge schlossen worden. Die genannte Firma wird sofort be ginnen, die alte Ringbauhalle und die Montagehalle 1 abzureitzen, um Platz für die neue Luftschiffhalle zu schaffen. Hein Todeskandidat? Der im Gerichtsgesängnis Koburg inhaftierte Posträuber Johann Hein wurde von einem Münchener Polizeibeamten fortgeschafft. Ueber den Grund und das Ziel der Uebersührung wird an amtlichen Stellen keine Auskunft erteilt. Hein wurde bekanntlich zweimal zum Tode und zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. — Die Vermutung liegt nahe, daß Heins letzte Stunde bald schlägt. Ungeheure Rot im Osten Lettlands. Die lettischen Blätter melden erschütternde Einzelheiten über die Not lage der bäuerlichen Bevölkerung in den östlichen Tei» len Lettlands. 80 bis 90 Prozent der Bauern haben infolge der katastrophalen Mißernte kein Saat gut mehr, da bis auf geringe Reste die ganzen Ge treidevorräte aufgezehrt sind. Durch den Futtermangel sehen sich die Bauern gezwungen, ihr Vieh und ihre Pferde zu Schleuderpreisen zu verkaufen. In einigen Dörfern ist der Viehbestand um 90 Prozent verringert. - «in französisches Bombenflugzeug abgestürzt. Auf dem Flugplatz des französischen 21. Luftregiments in Essey ist ein zweimotoriges Bombenflugzeug kurz nach dem Aufstieg abgestürzt. Die vier Insassen wurden unter dem Flugzeug begraben. Der Führe» und zwei Begleiter waren sofort tot, während ein vierter Fluggast mit Verletzungen davonkam. _ Die neue Erfindung sür gesunkene U-Boote. Den beiden amerikanischen Marineoffizieren Mensen und Kalinowski ist es gelungen, aus einer Tiefe von 70 Metern aus einem gesunkenen Unterseeboot an di« Oberfläche zu kommen. Sie benutzten zu dem Versuch «ine kürzlich von der Regierung erworbene Erfindung, die in letzter Zeit bereits mehrfach erfolgreich auspro. biert worden war. Kleine Nachrichten. * In Berlin hat gemeinsam mit dem Oesterreichs scheu BolkSbund daS Bezirksamt Kreuzberg eine SluSstoü lung „Wien im Bilde" veranstaltet, deren Eröffnungsfeier im Gesundheit-Haus Kreuzburg stattfand. Schützt das hungernde Wild! Achtet aus die Hunde!
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