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Beilage zur Weitzeritz-Zeitung 95. Jahrgang Sonnabend, am 23. Februar 1929 Nr. 46 von -urch nd le -er achsen iuehl- , -eS t -er tu 1s e -er st de- ilt es. >e bi« eistcr- v -en >er>g«r h vor chroer o, ob- le li«- rspicl- hann- «-inev in-orf gegen wer» »eno« p ol- a cur- liegen . wir- lssigen ä die baren icheit. m Vie Uhr.) Geg- «v»- xrge». nntatz -23,50 -2ü,ro> -1»,50 -15,40, -15,60 «3,00 -3'M -20,50 -3?,50 -33.51 32,50 -21.VO! >ruar eltn» einer dam- l de- nr 1. einen Bev- - ganz -eiden > 24. lassen, lotzet- Uh« ersten g vi«- ourch- opiel- liner rrbe« ubli- nisLe l sein hohe > LL ?oaa rtxn- al des druar:t droaru nuarn März: MSrz: ' Uhr.' l Uhr. Die Unbefangene«. 'S gibt Gräber, wo di- Klage schweig« «nd nnr da» Herz von innen hinter. Kein Tropfen in die Wimper steigt Und doch die Lava drinnen flutet; 'S gibt Gräber, die wie Wetternacht An unserm Horizonte steh'« «nd alle» Leben Niederhalten Und doch, wen« Abendrot erwacht, Mit ihren goldnen Flügeln Weh n Wie milde Seraphimgestalten. 3« heilig sind sie sür das Lied «nd «ächt ge Redner doch vor alle«, Oie nennen dir, wa» nimmer schiel «Sa» nie «nd nimmer kann zerfalle«? D, wenn dich Zweifel drückt herab «nd «Achtest atmen Actherluft Und möchtest schane« Seraphsflügel, Dann tritt an deine» Baiers Grabs Laun tritt an deines Bruder» Gruft'. Dann tritt an deine» Kinde» Hügel! Annette v. Droste-HülSKoff. keminiscere. Zn« Volkstrauertag. Gin Tag des Jahres soll dem Gedenke« an Mchere Gefallenen und der Ehrung aller Opfer des Kriege» g«weiht sein.... «in Tag des Jahres soll in Liebe zu ihnen Xtvl mit neuem Glauben an Deutschlands Zukunft er- kUKen... Sin Tag für alle...; ein BolkStrauertag! Treue um Treue! Das ist das Ziel, das erstrebt wird vom „Aus schuß für die Festsetzung eine» BolkstrauertageS" unter seinem Vorsitzenden Geßler und vom „BolkSbund deut sch« Kriegsgräberfürsorge e. V." Der Gedanke, den BolkStrauertag als offiziellen, gesetzmäßig sestgelegten Nationaltag einzuführen, ist bet allen, die Pietät im Herzen fühlen, seit den erste« Jahren der Nachkriegszeit selbstverständlich ge- wese«. Wirklichkeit ist dieser Gedanke leider noch nicht geworden. Aber seit dem Jahre 1926 hat nach der Anregung, die damals vom Reichspräsidenten von Hindenburg und vom damaligen Reichskanzler Dr. Luch« im Namen der Reichsregierung ausgegangen war, jährlich am Sonntag ksminisosra eine inoffizielle Lotengedenkfeier stattgefunden. kteminisoers! SS gibt zwar Schulden, die nie ge- tNgt werden können. Aber trotzdem und deswegen Reibt wahr de- Apostels Paulus Wort: „Bleibet niemandem etwas schuldig, außer daß ihr einander liebet!" Wir alle schulden den Eltern die Ehrfurcht und die Pietät: was uns die Eltern sind, muß der Gesell schaft das Vaterland sein. Zur Pietät dem Vaterland« gegenüber gehört unzertrennlich die Pietät gegen die, di« sich eingesetzt haben sür das Vaterland und ihr Lebe« hingegeben haben. Wir schulden den Gefal lene» im Weltkriege unsere Pietät auf Grund der le gale» Gerechtigkeit. Mit der sozialen Fürsorge für die Hinterbliebenen und dem großen Werk des Aufbaues und der Er haltung des Friedens ist es nicht genug. Die Gefal lene» stehen nicht mehr unter uns, aber ihr Geist weilt unter uns, mutz unter uns weilen. In der Er kenntnis unserer Unzulänglichkeit, ihnen das zum Wohle der Gesellschaft htngegebene Leben zurück-»- geben, erfüllen wir die Pflicht der legalen Pietät, wen» wir ihrem Andenken Ausdruck geben in Raum und Zett dadurch, datz wir den auf dem Schlacht- selb gebliebenen Körper wieder Herstellen durch den Gedenkstein, durch das Grab, durch das Symbol. Da» Yl die legal« Pietät, di« uns sorgen läßt für die Gräbe, d« »efallenen, »nd da» ist der Gedanke der heutigen Yeter«. Wir wollen nicht nur in geistige Traue, verfalle«, sondern an das Wort de» Apostel» »au- !«», da» oben erwähnte, denken! Ehre den Helden. Don Fritz Kaiser-Ilmenau. , ES war ein Narer, frischer Tag. Wie ein lautes wimmerndes Wehklagen lag es in der Lust, so heulte - der Sturm. Er fuhr über die geschmückten Gräber und ! ritz an den Blumen und Kränzen, als wollte er von ! der Fülle etwas hinaustragen zu den kahlen, namen« ! losen Hügeln in fremder Erde, die für soviel Tapfen ; keit und aufopfernden Sinn zeugten, Denkmale der ' Treue waren, vielfach aber als solche nicht mehr zu : erkennen, weil die schlichten Kreuze geborsten, die - Kameradenliebe einmal darauf gesetzt. Gras und Moos ! wucherten über dem modernden Holz. So sahen sie ! öde und verlassen aus, wenn sie es in Wirklichkeit auch nicht waren. Denn aus den Herzen der Heimat, die in ihrem Schmerz still und ruhig geworden waren im - Laufe der Jahre, ging heute viel zärtliche, unsichtbare Liebe hinaus ins fremde Land und senkte sich irgend- , wo — man wußte nicht den Ort, das Plätzchen — : nieder auf die Soldatengräber. Und doch hätte di« > Liebe sich so gern des Zeichens bedient, um einen ' Ausdruck zu stammeln. Hätte am liebsten die Hügel - umgürtet mit dem reichen Schmuck, wie es die Hei mat tat aus allen ihren Gottesäckern und waren st« noch so anspruchslos, noch so klein. In der Liebe sich genügen, sich bescheiden, wie war das schwer! Wenn das Herz so voll, so übervoll davon war! — Zum wievielten Male hatte es Frau Barbara schon empfunden! MS ihr Mann fiel, da hatten ihre ZwiNingsbuben kaum die ersten Schritte gelernt. Und heute reichten sie ihr bald bis an die Schulter. Das waren nun mehr als zehn Jahre, die dazwischen lagen. Eine lange Zeit, in der sie oft daran gedacht, de» lieben Toten einen Denkstein zu setzen dort aus de« sturmumbrausten Hügel, wo sie sich zum erstenmal gesehen und fürs Leben zusammengesunden hatten. Einen Denkstein wollte sie setzen, der unauffällig die Kraft seiner herrlichen Reckengestalt verkörperte und die Echtheit und Lauterkeit seines großen Charakters, zugleich aber auch seinen hohen Begriff von Deutsch tum und Vaterland. Da waren die beiden Knaben ihr zu Hilfe gekommen und hatten ihr geraten, einen Eich baum zu Pflanzen. In ihrer begeisterten Zustimmung hatte sie die beiden strohblonden Köpfe an ihre Brust gepreßt und jedem einen DankeSkutz auf die hohe, freie Stirn gedrückt. Die blauen Knabenaugen hatten dabei in einem schönen, reinen Feuer gebrannt, und ihr Herz hatte sich daran entzündet zu einer edlen Freude. Nun war der Tag gekommen, wo sie ans Werl schreiten wollten. Hochgewachsen und sicher schritte« sie durch den Sturm. Drei sehnige, kraftvolle Ge stalten. Frau Barbara zwischen ihren barhäuptige« Buben. Der eine trug das Bäumchen über der Schul- ter, der andere den blinkenden Spaten. Die Mutter einen irdenen Krug, um Wasser zu schöpfen an de, Quelle, zum Begießen der Erde. Der Sturm riß an den Kleidern unv wühlte voll Wollust im Blondhaar der Buben. Die scharf geschnittenen Züge aller drei waren ernst und voll tiefer Feier. Sie schritten stumm, - mit geröteten Wangen und blanken Augen. Auf der Höhe bezeichnete die Mutter die Stelle. ! Sie kannte sie noch ganz genau von damals, der seligen Zeit! Dann hoben vie festen Knabenfäuste, vom Sturm umbrandet, den Boden aus, und Frau Barbara senkt« den kleinen Stamm hinein und drückte die Wurzeln mit liebender Hand in weiches Erdreich. Ein stummer Segen fiel mit hinein. Dann stand der kleine Eich baum, gut gestützt unv getränkt. Und die drei fall teten die Hände, und Frau Barbara betete mit be herrschter klarer Stimme. Nur manchmal kam ein« leise Bewegung hinein. Dann atmeten die Söhne je desmal tief unv schwer. Der Sturm pflückte die Wort« von den Frauenlippen, flog mit ihnen durch di« kahle Krone de» Neinen Eichbaumes und trug sie weit, ganz weit übers lenzharrende Land. Vielleicht, datz sie den Hügel erreichten da draußen irgendwo, wo ein Riese von deutschem Manne ms kühle Grab ge sunken. Die Buben drückten der Mutter mit herzhaftem Druck die Hand und schauten sie an mit schimmernden Augen. Da sagte sie zu ihnen: „Werdet wie euer Vater, Jungens, dann ist schon alles gut!" Und « war, als ob btt diesen Worten ein Straffen durch die festen Knabenglieder fuhr. Sin Leuchten wehmü tigen Stolzes glitt über da» schöne Frauengesicht. Dann schritt Frau Barbara mit ihren Buben zu rück. Alle paar Schritte guckten sie sich um. Da« Bäumchen schaute ihnen ein ganzes Stück des Wege« nach. Und sie sprachen vom kommenden Frühling. 's. Zum Volkstrauertage. Die Passtonsglocken dieses Sonntags haben ihre«! besonderen Klang. In den Wochen, in denen wir? mit andächtigem Herzen unsere» Herrn Jesu Leidens betrachten, erhebt sich auch da» Kreuz des deutschen Kriegergrabes und ragt mahnend und tröstend hinein! in Zeit und Leben. Unser Leid wird zusammen ge« bunoen mit Jesu Leiden, mit unserem Kreuze treten wir hin an das Kreuz de» Herrn. Das Kreuz ist da» Sinnbild de» Opfers und der Liebe, seitdem der Heiland der Menschheit daran litt und starb. Bon Opsersinn und Liebe zeugen uns die vielen Tausend Kreuze über unseren Kriegergräbern fern und nah. Die darunter schlafen, sie dachten nicht an sich, sie starben, damit wir leben können. Aber wir sollen so leben, daß sie sich unserer nicht schämen müssen. Wo immer wir unsere Gedenkfeier hallen werden, ob im stillen Kämmerlein mll unseren Bildern, Briefen und lieben Erinnerungen, oder draußen am verschneiten Grabe, ob unter Fahnenrauschen und Trommelwirbel! in hoher Halle oder unter Glockenklang und Orgetton im Gotteshause, wir wollen unsere Totenfeier nicht hallen ohne da» Gelöbnis: wie st« starben, wollen wir leben! Da» ganze Deutschland sammelt nun wieder die unsichtbare Armee seiner toten Soldaten. Müssen wir auch wieder zurück in den Alltag und sie zurück in ihre Gräber — im Herzen bleiben sie bei uns, und in der Hoffnung leben sie uns ewig! Die Geschichte von Momotaro. Aus dem Japanischen. Uebersetzt von W. A. Unkrig, Berlin. <-s lebten einmal in irgend einer Ortschaft «in alter Mann und eine alle Frau. Einst ging der Mann in den Wald, Brennholz zu schneiden, die Frau abe, an den Fluß, um Wäsche zu waschen. AIS sie btt der Arbeit war, kam den Fluß herab ein große« Pfirsich geschwommen. Eie trieb ihn mit einer Stang« heran, nahm ihn, brachte ihn nach Hause und gedachte, ihn gemeinsam mit ihrem Manne zu verzehren, wenn n aus dem Walde zurückkehrte. Da kam der alte Mann zurück, legte den be- wußten Pfirsich auf ein Brett zum Zerschneiden und batte schon ein Messer herbeigebolt, als sich der Pfir sich von selbst in der Mitte spaltete und au» dein Innern ein außerordentlich hübsches Kind hervorkany Beide, kinderlos, wünschten, um jeden Preis ein Kinß zu haben, und waren deshalb hocherfreut. „Da» Hai uns beiden natürlich ein Gott geschickt," sagten sie, gaben diesem Kinde den Namen Momotaro und zogen es heran, indem sie es sorgsamer, al» den Augapfel hüteten. Momotaro wurde größer und größer und gleich zeitig stärker an sich, ohne da» Fechten oder die Wis senschaften zu erlernen. Endlich, al» er neun Jahr« alt war, sagte er zu den Eltern: „Bitte, bereitst mir Weizen-Dango! Ich will von nun an nach de« Teufelsinsel mich aufmach«n, um die Dämonen zu bäu. digen. Danach will ich viele Kostbarkeiten mitbrin- aen und sie euch zum Geschenk machen!" Und de» Alte und die Alte wunderten sich sehr, machten ihn, aber, wie Momotaro gesagt, Weizen-Dango -urecht. Momotaro schnallte sich einen Degen um, beschuhte sich mit Waraii (Strohsandalen), befestigte auf seinem Rücken das NiPpon-ichi-Zeichen, hängte an den Gür tel die Weizen-Dango und machte sich aus. Während er so nach der Teufelsinsel ging, trat an einer Stelle em Hund aus ihn zu und sagte: „Momotaro, Momo- tnro, wa« ist denn da bet dir am Gürtel befestigt?" „Da»? Da» sind Weizen-Dango, die man Nippon-tchi nennt!" — „Uh so, willst du mir nicht ein wenig davon geben? Dann folge ich dir auch aus die Teufels- tnsel nach." - „Wirklich? In solchem Falle geb« ich dir die Hälfte. Komm mir also nach!" sprach « und ging mit dem Hunde weiter. Nach einiger Zeit kam ein Affe: „Momotar», Momotaro, wo gehst du Kin und was hängt au deine»« Gürtel?" - „Ich? Ich gehe nach der Teufelsinsek, Dämonen zu vernichten: wa» aber am Gürtel hängt heißt NiPPon-ichi-no kibt-rago (-- Dango)." — „Gibst du mir denn nicht eine Kleinigkeit? Ich will dir dann folgen." — „Nun gut. Da, geh'!" sagte er, »ich, ihrem Eichbaum und der Zukunft, und die Weh« mut ihrer Herzen löste sich auf in einer stolzen, star ken, zuversichtlichen Freude.