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Weitzeritz-Zeilung Tageszeitung unü Anzeiger für DippoMswal-e, Schmie-eberg mA. Aeirefte Seit««g »er LerirkL I Bezugspreis: FS? «tuen Monat 2.2V RM. Z mit Zutragen, einzeln« Nummern 13 Reicht- s Pfennig. :: Demetnv« Verband«. Girokonto Miele» Bla« errlhäll »le amtliche« »elumulmachaage« j Nummer 3 :: Fernsprecher: Amt DtppE öe» «mlshaaplmmmschafr. »es Umlsgertchl» i waiö« Nr. 3 :: Postscheckkonto Dret-en 12 S48 t »»» »e» Vla»lkal» Alt DlP1tvl»l»t0al»e Derantworüich« «edtcklemr Selle Seda«. - »ruck und Verlag: «art Se»«e in Vi»»»»t«»al»«. Nr. 44 Donnerstag, am 21. Februar 1929 95. Jahrgang «— - —-—— —- . Anzeigenpreis: Die 12 Millimeter breite Petltzetle 2VRelchtpfenntge. Lingesanbt un» 1 Reklamen SV RetchSpfennige. Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wieder ging in vergangener Nacht die Temperatur erheblich zurück; die — 15°, die die Landes wetterwarte als Nachttemperatur angab, wurden wesentlich überschritten. Es gab 25°, an ungeschützten Stelten sogar 27 °. Um 19 Uhr zeigte das Thermometer — 12 °. Nichts war's mit -er Hoffnung, daß es nun doch endgiltig wärmer werden würde. Nun steht alles Hoffen auf Lem Mond wechsel am Sonnabend. Man bekommt Len Winter falt. So unangenehm Matschwetter ist, Ler viele Schnee und vor allem auch die grimmige Kälte lassen den Frühling dringend herbeisehnen. Die Kälte dringt ja auch immer tiefer ins Erd reich und in Lie Häuser ein. Ammer mehr Wasserleitungen frieren ab, beängstigend rasch schrumpfen die Kohlenvorräte zusammen. 'Seit gestern werden Garten- und Meitzeritzstraße durch den städtischen Wasserwagen mit Wasser versorgt. Die Hausfrauen sind der Stadl dafür herzlich dankbar, wird ihnen doch dadurch viel Meg und langes Schlangestehen erspart. — Wie von anderwärts gemeldet wird, sind auch in hiesiger Gegend hier unL da die Kartoffeln in den Mieten erfroren — an einer Stelle spricht man von 7000 Zentner. Sie können nun nur noch zu Industriezwecken verwertet werden; wiederholt sich das aber viel, dann wird die Versorgung der Bevölkerung mit diesem wichtigen Nahrungsmittel aber außerordentlich schwierig, denn nur die wenigsten haben sich mit Kartoffeln voll eingedeckt. Dippoldiswalde. Schadenfeuer sind zur jetzigen Zeit immer schwieriger zu bekämpfen, als an Tagen, an denen das Ther mometer über Null steht. Und oft ist aus einer kleinen Flamme ein riesiger Brand entstanden, weil das Löschwasser fehlte. Ein Feuerruf mutz daher jetzt jedermann erschrecken. Gestern Mittag kurz vor zwei Uhr eilten Mannschaften der Feuerwehr nach der Herrengasse, wo bei Schuhmachermstr. Radestock ein Schadenfeuer ausgekommen sein sollte. Beißen der Qualm stieg aus den Keller herauf, man vermutete, daß Briketts in Brand geraten waren. Das war aber nicht der Fall, wie Feuerwehrleute bestätigten. Die Sache war harm loser. In einem Ofen, der lange nicht in Benutzung ge wesen war, war Feuer angezündet worden. Die Esse war ebenfalls nicht benützt worden, und die in ihr befindliche kalte Luft ließ den Rauch nicht aufsteigen, der sich durch das Rei nigungsloch im Keller Abzug verschaffte. Als das Feuer aus den: Ofen entfernt war, ließ auch die Rauchentwicklung nach und hörte bald ganz auf. Dippoldiswalde, 21. Februar. Ernst ist das Leben, heiter die Kunst! Kein Wort paßt besser als dieses auf die jetzige Zeit und den gestrigen Vortragsabend des Gewerbe- und Volksbildungsvereins, an dem Walpurga Stober und Eugen Kny unter der Ueberschrift „Lustiges und Verliebtes aus sorgloser Zeit" ein „buntes Sträußlein fröhlicher Weisen und Plaudereien aus dem Garten der Ur großeltern" boten — um die Illusion zu fördern, in Bieder meierkostümen. (Man denke sich die Mädel von heute in dieses damals sicher sehr schöne Kleid!) War die Zeit, da der Großvater die Großmutter nahm, wirklich so ganz ohne Sorgen? Oder paßte auch auf sie das Eingangswort? Wahrscheinlich doch! Und in der Tat klang bei so mancher Nummer — wenn auch leise —- ein ernster Unterton mit. Aber in der Hauptsache legte der gestrige Abend — und das war ja sein Zweck — Zeugnis ab vom goldenen Humor der Biedermeierzeit und auch davon, daß doch so manches ewig neu bleibt. Viele edle Perlen emhielt die reiche Nummernfolge. Zu voller Geltung kam jede Nummer durch die künstlerische Vortragsweise. Das war alles ein Guß und nicht zuletzt deshalb ein wirklicher Hochgenuß. Dem entsprach denn auch die Wirkung auf die überaus zahlreiche Zuhörer schaft; es war gewissermaßen ein Schlemmerleben für Kopf und Gemüt. Und die Folge? Das Künstlerpaar wurde vom Beifall fast erdrückt uud zwar von Anfang an, denn der Kontakt war sofort hergestellt. Stundenlang hätte man noch sitzen mögen. Stundenlang hätte man noch so von Herzen lachen können. Doch konnte es nicht sein. Und so bleibt — wir kommen hier zurück auf den Vorspruch — nur die Er innerung, die, unterstützt durch das gedruckte Programm, zu Hause gewiß noch so manchen guten Nachgeschmack ver schafft. Auch diese Veranstaltung des Gewerbe- und Volks bildungsvereins war wieder einmal ein Volltreffer, war nicht nur etwas Schönes, sondern auch in ihrer Art etwas wirklich Wertvolles. Seifersdorf. Gestern wurde unter allgemeiner Beteiligung -er ganzen Gemeinde Kaufmann Rodert Hermann Fischer Mr letzten Ruhe gebettet. Ganz plötzlich und unerwartet wurde er aas einem arbeitsreichen fchaffensfreuLigen Leden herausgerissen. Lange Zeit hat er zum Wohle der Gemeinde im Gemeinde rot gewirkt, beinahe ein '/«Jahrhundert war er Kafflerer der Ge meindeverbandssparkasse. Unter anderem war er auch Mitbe gründer und Ehrenmitglied des Turnvereins .Frohsinn" <DT.). Der Verein verliert in ihm einen Förderer der Men Turnsache, der es sich stets und besonders in schweren Zeiten um das Wohl des Vereins besorgt sein ließ. 3m Auftrag« des Mittelelbogaues legte Bezirksvertreter Porstorfer als äußeres Zeichen eine Kranz spende nieder. Ms letzte Ehrenbezeichnung wurden die 2 Fahnen des Turnvereins und die des Militärvereins über sein zu frühes Grab gesenkt. Mit -ihm ist wieder ein echter deutscher Mann, beseelt von edier Gesinnung und offenem geraden Wesen dahin gegangen. Zelkersllork. Gemeinderatssitzung am 19. Februar 1929, abends 7 Uhr, in der Schule. Anwesend sind Bürgermeister ! Dietrich, Gemeindeältester Göpfert, 8 Gemeindeverordnete ! sowie 3 Zuhörer. Entschuldigt fehlen 4 Gemeindeverordnete. ! Zu Punkt 1, Beschluß über den selbständigen Grundsteuer- ' bezirk, gibt Bürgermeister Dietrich bekannt, daß laut einem > Schreiben des Finanzministeriums die Anerkennung der Ge meinde Seifersdorf als selbständiger Grundsteuerbezirk wider rufen wird. In Bausachen Kunath, Scheunenanbau betr., werden nach Einsichtnahme in den Bauplan vom Kollegium keine Einwendungen erhoben. Der Einbau einer Dapolin- Tankstelle bei Kaufmann Fischer kann vom Bauausschub nicht genehmigt werden, da nach vorliegender Einbauzeichnung die Füllung von der Straße aus geschehen müßte und die Genehmigung vom Amtsstraßenmeister ebenfalls nicht erteilt würde. Die Zeichnung soll zur Abänderung an die Dapolin- Eesellschaft zurückgeschickt werden. Das Gesuch mehrerer in der Mitte des Dorfes anliegender Grundstücksbesitzer umUeberdeckung bez. Beschleußung des dort noch offenen Dorfgrabens soll bis zum Eintreten besserer Witterung vertagt werden. Der Ein gang mehrerer Verkehrstafeln von der Amtshauptmannschaft wird bekanntgegeben. Laut Schreiben teilt das Wohlfahrts amt der Gemeinde mit, daß auch dieses Jahr unbemittelte Kinder, die Ostern die Schule verlassen, mit Kleidungsstücken bedacht werden sollen, wovon der Bezirk 2/z und die Ge meinde >/z tragen. Der eingereichte 14. Nachtrag zur Ee- meindesteuerordnung ist vom Finanzministerium genehmigt worden. Hierauf nichtöffentliche Sitzung.,j Schmiedeberg. Die Lurch Lie anhaltende große Kälte ver ursachten -SHä-en sind auch in unserem Orte sehr mannig faltig. In den meisten Häusern ist nicht Er Lie Wasserleitung abgefroren, sondern auch Rohrbrüche erschweren Lie Wasser versorgung der Einwohnerschaft. Der Wil-bestan- unserer Wälder hat sehr gelitten. Rehe sind Les öfteren tot und von Füchsen angefressen aufgefunden worden. Nach der Schnee schmelze dürste noch manches Stück Mild verendet aufge funden werden. Schmiedeberg. Vor dem Schöffengericht in Freital-Deu ben kam es in dem Beleidigungsprozeß Les Lehrers Sippel, Schmiedeberg, gegen Lie Freitaler Volkszeitung am Mens- tag zur Urteilsverkündung. — Der Staatsanwalt hatte aus Antrag Les Bezirksschulamtes Strafantrag wegen öffentlicher Beleidigung gestellt. Der Artikel war am 5. Juli 1928 er schienen, also kurz vor dem Schützenfeste, mit dem zugleich ein Kinderfest verbunden war. Lehrer Sippel wurde vorge worfen, er habe während seines Dienstes im Schulbetriebe den Gebrauch und Lie Musterung von Puppenwagen vorge nommen, um sie im Schützenfestzuge zu verwenden. Weiter besagte der Artikel, Lehrer 'Sippel treibe zielbewaßt bei seinen Weihnachtsaufführungen patriotischen Mummenschanz und enthielt noch andere ähnliche Beleidigungen. — Als Zeugen waren zu dem Prozeß, von der Staatsanwaltschaft Ler Lehrer Sippel und vom Angeklagten Lie Herren Pretzsch, M. Werner, Dietrich und B. Richter geladen. Letztere konnten jedoch die Behauptungen des Artikels nicht beweisen. — Der Angeklagte wurde zu einer Geldstrafe von 60 M. oder 6 Tagen Gefängnis und zur Tragung Ler Kosten verurteilt. Dem Kläger wurde das Recht der Veröffentlichung in der Freitaler Volkszeitung zugesprochen. Glashütte. Der für die Durchführung der Reichsunfall- verhütungswoche hierorts tätige Ausschuß wird neben der sonstigen Werbe- und Propagandaarbeit voraussichtlich am Freitag, Len 1. März, im „Goldnen Glas', einen öffentlichen , Vortragsabend veranstalten, bei dem ein mit den Unfall- ; gefahren und deren Abwendung auf Grund praktischer Er fahrungen besonders vertrauter Redner sprechen wird. Außer dem werden die Samariterkolonne und die Feuerwehr mit gemeinverständlichen Darstellungen aufwarten. Darüber hinaus wird in den hiesigen Schulen während der Unfall verhütungswoche die Unfallverhütungs-Materie besonderer und ausgiebigster Lehrbestandteile sein. Sämtlichen Haushal tungen wird schließlich noch Las Belehrungsbüchlein „Augen auf' in den nächsten Tagen zugesbellk. Möge das Vorhaben aller derjenigen, die sich wiederum in den Menst einer guten Sache gestellt haben, von der Einwohnerschaft zu ihrem Vor teile ausgewertet und allen Veranstaltungen durch persönliche Teilnahme aller Einwohner die verdiente Aufmerksamkeit gezollt werden. Dresden. Zu einer längeren Betriebsstörung -er Straßenbahnlinie 1 kam es am Montagmittag. In einem Grundstück in Ler Blasewitzer Straße, Ecke Riesaer Straße, war das Haupkleitungsrohr Ler Wasserleitung gebrochen. Die ausbrechenden Fluten ergossen sich auf Lie Blasewitzer Straße, überfluteten diese und unterwuschen dabei Len Unter bau der Gtraßenbahngleise. Da Lio Bruchstelle nicht zu finden war und obendrein die überschwemmten Straßen vollkommen vereisten, mußte Ler gesamte Fährbetrieb auf Lie Pfoten- hauerstraße umgeleitet werden. Auch am Dienstag nach mittag war die -Strecke noch nicht wieder befahrbar. — Am 11. d. M. wurde von der Fatschgeldobteiluna des Dresdner Kvimina-lämtes der Mechaniker Leonhardt Mitt- ring im -dem Augenblicke festgemommen, als er bei bewirkten Ein käufen falsche Einmarkstücke in Zahlung gegeben hatte. Die sofort angestellten weiteren Ermittlungen ergaben, daß man es mit jenem Falschmünzer zu tun hatte, der schon seit Mitte des Jahres 1925 das Wirtschaftsleben durch massenhafte Verausgabung falscher Münzen beunruhigte. Mittring fertigte die Münzen aus Messing blech an und versilberte selbige auf galvanischem Wege. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung wurden eine große Anzahl solcher Falschstücke noch vorgefunden. 2m Laufe der Zeit will er unge fähr gegen 16000 Stück Münzen zu 1 M hergestellt und außer in Dresden besonders auch in Leipzig, Chemnitz, Döbeln, Plauen, Zwickau, Bautzen, Görlitz, Breslau, in den 'Erzgebirgsorten und der -Lausitz -in Zahlung gegeben haben. Die Markstücke waren so gut anoe-fertiot worden, daß Mittring niemals Beanstandungen gehabt. Am Mittwoch verhandelte das Gemeinsame Schöffen gericht Dresden bereits gegen den Massen-Falschmünzer, der voll geständig war. Die Beweiserhebung fand unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Das Gericht -verurteilte Mittring -wegen Münzverbrechens nach 8 146 S-t.G.B. und Betrugs zu 3 Jahren Zuchthaus und zum Verluste -der bürgerlichen Ehrenrechte aus dis Dauer von 3 Jahren. Die beschlagnahmten Markstücke sowie dis zu deren Herstellung benutzten Werkzeuge und Maschinen werden -eingezogen. — Zur Verhaftung des Dresdner Lokalrichlers Felgner wegen grober Unregelmäßigkeiten wird noch geschrieben: Die Veruntreuungen und Verfehlungen reichen schon lange Zeit zurück. Unmittelbar nach der Stabilisierung der Mark, etwa zu Anfang des Jahres 1924 soll Lokalrichter Felgner als. Nachlaßverwalter aus einer derartigen Sache über 32 OOS Mark entnommen haben. In der Folgezeit glich er dies aus anderen Nachlaßmassen wieder aus, er machte also neue Löcher auf und deckte alte damit zu. Mit den fremden und ihm anvertrauten Gelde bezw. Werten hat der ungetreue Mann offenbar eigene Geschäfte gemacht. Niedersedlitz. In GolberoLa entstand am Dienstag zur Mittagsstunde heim Gutsbesitzer Beeger in einem Futter raume, -er sich zu ebener Erde befindet, beim Aufkauen Ler eingefrorenen Wasserleitung mit einer Lötlampe ein Brand. Es gelang. Las Feuer verhältnismäßig rasch zu lokalisieren und die Flammen auf ihren Her- zu beschränken. Die Frei willige Feuerwehr Niedersedlitz, Lie mit ihrer Motorspritze ausgerückt war, vollbrachte hierbei eine ganz besondere Leistung. Infolge Ler schwierigen Wegeverhälknisse -blieb ihr Fahrzeug unterwegs stecken und mußte Lurch sechs als Vor spann -herbeigeholte Pferde weikertransportlert werden. In zwischen griffen Lie Feuerwehrinann-schaften mit einer Hy- -rantenleitung erfolgreich ein. Bald gelang es -ann auch Lie Motorspritze selbst bis zur Brandstelle heranzubringen. Meerane, 20. Februar. Ein 17 jähriger hiesiger Arbeiter hatte am Nachmittag in einem Klosett eines Haufes der Georgen straße einen Holzkohlenofen aufgestellt und angezündet, um die Auftauung zu beschleunigen. Abends wollte er nachlegen. Bald darauf bemerkten Hausbewohner starken Brandgeruch. Als die Tür geöffnet wurde, fand man den jungen Arbeiter besinnungslos am Ofen liegen. Der Verunglückte, anscheinend durch die Kohlendämpfe ohnmächtig geworden, wurde mit Brandwunden nach dem Stadtkrankenhaus gebracht, in dem er erst nach ärztlicher Hilfeleistung wieder zum Bewußtsein zurückgerufen werden konnte. treuen. Um die Belieferung jeder Haushaltung mit Wasser zu gewährleisten, hat der Stadtrat den Haushaltungs vorständen Karten zugeftellt, die bei der Wasserentnahme vorzuzeigen find. Auf den Kopf wird täglich vorläufig ein Eimer Wafser, jedoch höchstens fünf Eimer für die Haus haltung, abgegeben. Die Wasserabgabe erfolgt durch den Wasferwagen und wird in den einzelnen Häusern durch Klingel zeichen bekannigegeben, so daß ein Andrang auf die Wasser- wagen vermieden wird. Mite? für mongen: Nachdruck verboten! Nach sehr kalter Nacht tags Uebergang zu mäßigem bi» schwachem Frost. Aufkommen von Bewölkung. Schwache Lustbewegung.