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* Wegen umfangreicher Betrügereien und Ausgabe falscher Schecks wurde in Paris der 3V jährige Bankier LouiS Burand verhaftet. * Wie aus Moskau gemeldet wird, verursachte ein Erdbeben in Nikolajew am Amur den Einsturz von sieben Häusern. Mehrere Personen wurden verletzt. * Durch einen Zyklon sind weite Gebiet« der Insel Madagaskar vernichtet worden. Sturzbachartige Regenfälle haben Felder überschwemmt und den Eisenbahn- und Straßenverkehr unterbrochen. Der Materialschaden ist be deutend, Menschenleben sind nicht zu beklagen. * Beim Einsturz mehrerer Milttärbaracken in Monte rey (Mexiko) wurden sieben Rekruten getötet und zwölf schwer verletzt. * Auf einem Schacht der Kohlengrube bei Fuschun in der Nähe von Mulden wurden durch eine Explosion 14 Arbeiter getötet und 17 verletzt. * Der Verband der Metälltndustriellen für Hessen und Hessen-Nassau hat an die Frankfurter Metallarbeiterver bände ein Schreiben gerichtet, in dem er das Lohn- und Mkordabkommen kündigt. Die Verhandlungen sollen am 28. Februar beginnen. * Auch der Verband der Metallindustriellen Badens und der Pfalz hat die am 31. März 1929 ablaufenden Lohntarife gekündigt. * Die französischen Flieger Le Brix und Paillard sind zu ihrem Fernflug nach Indochina am Dienstag früh um 1,27 Uhr französischer Zeit in Marseille gestartet. * In der Nähe von Marseille rasten auf einer Land straße ein Kraftwagen mit mehreren von einem Karneval heimkehrenden jungen Mädchen und ein Motorrad mit Seitenwagen zusammen. Die drei Insassen des Motorrades sanden den Tod. * Der Papst empfing in Privataudienz den tschecho slowakischen Professor Behounek und Gemahlin. Der Papst unterhielt sich längere Zeit mit dem Gelehrten über die wissenschaftlichen Ergebnisse des Nobile-Fluges. Sport. rr Die deutsche Wasserball - Meisterschaft wird Ende September durch die Interessengemeinschaft der Berliner Schwimm-Vereine im Berliner Lunapark-Wellenbad ent schieden. rr Der TtädtePreiS von Berlin im Wasserballspiel ist As England gefallen. Im Schlußkampf schlug die Londoner Mannschaft die Pariser mit 3:1 Toren. Berlin war für das Entscheidungsspiel nicht in Betracht gekommen, da es sowohl gegen Paris als auch gegen London nur ein Unentschieden erzielt hatte. rr Mit einem deutschen Siege endete das Viererbob rennen um den „Deutschen Wanderbecher" bet Davos. Von sechs Mannschaften belegte der deutsche Bob „Grashopper" den ersten Platz. rr Die tschechische Skimcisterschafi wurde von dem Nor weger Rund gewonnen. Die Deutschen Schuster, Aschauer, Müller und Wahl belegten den 3., 5., 7. und 9. Platz. Handelsteil. — Berlin, den 19. Februar 1929. Am Devisenmarkt lag der Dollar etwas schwächer. Am Effektenmarkt war das Geschäft schon zu Beginn freundlicher. Das Geschäft blieb jedoch wieder sehr gering. Einige Spczialwerte konnten sich wesentlich ver bessern. Die Börse schloß in behaupteter Haltung, wenn auch die höchsten Kurse sich nicht halten konnten. Der An leihemarkt zeigte keine wesentliche Tendenz. Am Geld markt lag Tagesgcld bei niedrigeren Sätzen wieder leichter. Am Privatdiskontmarkt kam sehr viel Material her aus, so daß die Sätze für beide Sichten auf 6 Prozent er höht wurden. Ain Produkten markt war die Kauflust für Brot ¬ getreide bei fast unveränderten Notierungen von großer Vorsicht diktiert. Am Mehlmarkt blieb es Wll. Braugerste hatte mäßiges Geschäft, geringere Sorten wurden wenig be achtet. Hafer und Mais still. Devisenmarkt. Dollar: 4,207 (Geld), 4,215 (Brief), engl. Pfund 20,41 20,454, holl. Gulden: 168,50 168,84, ital. Lira: 22,02 22,06, franz. Franken: 16,425 16,465, Belgien (Belga): 58,48 58,55, schweiz. Franken: 80,89 81,05, dän. Krone: 112,18 112,40, schwed. Krone: 112,42 112,64, norw. Krone: 112,18 112,40, tschech. Krone: 12,475 12,495, üsterr. Schilling: 59,085 59,205, span. Peseta: 64,16 64,28. Warenmarkt. Mittagsbörse. (Amtlich.) Getreide und Oelsaaten per 1000 Kilo, sonst per 100 Kilo in Reichsmark ab Station: Weizen Märk. 217- 219 (am 18. 2.: 217-219). Roggen Märk. 205-208 (205-208). Braugerste 218-230 (218 bis 230). Futter« und Jndustriegerste 192—202 (192—202). Hafer Märk. 200-206 (200-206). MaiS loko Berlin 238 bis 239 (238-239). Weizenmehl 26,50-30 (26,50—30). Roggenmehl 27,50-29,75 (27,50-29,75). Weizenkleie 15,70(15,70). Roggenkleie 14,75 (14,75). Weizenkleiemelass« 15,10-15,20 (15,10-15,20). Raps -,- (-,-). Leinsaat —(—,—). Viktoriaerbsen 40—46 (40—46). Kleine Speiseerbsen 27-33 (27-33). Futtererbsen 21—23 (21 bis 23). Peluschken 23-24,50 (23-24,50). Ackerbohnen 21 bis 23 (21-23). Wicken 27-29 (27-28,50). Lupinen blaue 15,80—16,50 (15,80-16,50), gelbe 20,50—21,50 (20,50 bis 21,50). Serradella 41—46 (41—46). Rapskuchen 20,40 bis 20,60 (20,40—20,60). Leinkuchen 25-25,40 (25—25,40). Trockenschnitzel 14—14,10 (13,80—14). Sojaschrot 23,20 (23-23,20). Kartoffelflocken 23,50-24 (22—22,60). Heu unv Stroh. (Amtlich) Erzeugerpreise für 50 Kilo ab märkischer Station frei Waggon für den Berliner Markt in Reichsmark: Trahtgepreßtes Roggenstroh (Quadratballen) 1,15—1,30. desgl. Weizenstroh 1,10-1,25, desgl. Haferstroh 1,30-1,45, deSgl. Gerstenstroh 1,15—1,35. Roggen-Langstroh (zweimal mit Stroh gebündelt) 1,25—1,50, bindfadengepreßtes Rog genstroh 1,00-1,10, desgl. Weizenstroh 0,90-1,00. Häcksel 1,80—2,00. Heu, handelsüblich 3,10—3,70, gutes 4,00 bis 5,20. Luzerne lose —. Thimotee 5,60—6,20. Kleeheu lose 5,40—6,10. Mielitzheu lose rein gesucht, Warthe 3,10 bis 3,50, Havel 2,60—3,00. DrahtgepretzteS Heu 40 Pf. über Notiz. Futterpreise. Amtlich« Berliner Notierungen für Butter im Verkehr zwischen Erzeuger und Großhandel. Fracht und Gebinde zu Lasten des Käufers: 1. Qualität 184, 2. Qualität 175, ab fallende Ware 159 Mark je Zentner. — Tendenz: Ruhig. Schlachtviehmarkt. (Amtlich.) Auftrieb: 1489 Rinder (darunter 326 Och sen, 496 Bullen, 667 Kühe und Färsen), 2768 Kälber, 2445 Schafe, — Ziegen, 12 581 Schweine, 803 Auslands- Lebendgewicht in 19. 2. 15. 2. 58-60 58-61 54-56 54-56 48-52 48-52 38-46 38-46 53-55 53-55 50—52 50-52 45-46 45-46 bis 43 bis 43 43-46 43-46 32-40 32-40 26—30 26-30 ichweme — Preise für einen Zentner Reichsmark: Ochsen: 1. vollst., ausgem., höchsten Schlachtwerts jüngere ältere 2. sonstige vollsteischiae, jünasre ältere 3. fleischige 4. gering genährre Bulle«: 1. jüngere, vollst., höchsten Schlachtwerts 2. sonstige vollflcischige oder ausgemästete 3. fleischige 4. gering genährte Kühe: 1. jüngere, vollst., höchsten Schlachtwerts 2. sonstige vollfleischige oder ausgemästete 3. fleischige 64-6» 58-62 52-5« 50-5« 35-4» 72-80 60-7« 4S-5S 2. 3. 4. 5. 66-70 60-64 56-58 52—58 38-50 78 77-78 75-77 72-74 73-74 78 76-7» 75-7« 72-73 72-74 M-24 53-55 48-51 40-4« 37-4» 2L—24 53-55 48-51 40-46 37-48 70-80 HO-72 48-58 1. 2. 3. 4. 5. 6. -7. Stallmast mittlere Mastlämmer, ält. Masthammel gut genährte Schafe fleischiges Schasvieh gering genährtes Schafvieh Schweine: Fcttschweine über 300 Pfund vollfleischige von 240—300 Pfund vollfleischige von 200—240 Pfund vollfleischige von 160-200 Pfund fleischige von 120—160 Pfund fleischige unter 120 Pfund Sauen 4. gering genährt« Färse« (Kalbinnen): S AUA' ' höchsten Schlqchtwert» 3 fleischig?*^ Fresser: 1. Doppellender bester Mast 2. beste Mast- und Saugkälber 3. mittlere Mast- und Saugkälber 4. geringe Kälber Schaft: 1- M^ttämmer und jünger« Maschammei Die Preise sind Marktpreise für nüchtern gewogene Tiere und schließen sämtliche Spesen des Handels ab Stall für Fracht, Markt- und Verkaufskosten, Umsatzsteuer, sowie den natürlichen Gewichtsverlust ein, müssen sich also wesent lich über die Stallpreise erheben. Marktverkauf: Rinder und Kälber ziemlich glatt, Schafe und Schweine glatt. SchlachtviehmSrtte. Magdeburg, 19. Februar. Preise für 1 Pfund Lebend gewicht in Pfennigen: Ochsen (38) 36—52, Bullen (141) 42 bis 55, Kühe (381) 24-50, Färsen (86) 36-55, Fresser (53) 36-43, Kälber (797) 1. -, 2. 62-75, 3. 52—60, 4. 40-50, Schafe (250) 1. 52-57, 2. 44—50, 3. 30-40, 4. —, Schweine (4185) 1. 76—78, 2. 75—77, 3. 72—76, 4. 70—74, 5. 67—70, 6. —, 7. 64—70. — Marktverkauf: Rinder lebhaft, Kälber, Schafe mittel, Schwein« langsam. Hautburg, 19. Februar. Preise für 50 Kilo Lebendge wicht in Reichsmark: Schweine (6581) 1. 74, 2. 72—73, 3. 71-72, 4. 64-70, 5. 66-70, Kälber (1321) 1. —, 2. 82—88, 3. 72—78, 4. 60—66, 5. 35—46. — Marktver- laus: Schweine zi-mlich rege, Kälber mittelmäßig. MtteWeuMer Rim-smit Gedenktafel für den 21. Februar. Der Philosoph Baruch Spinoza im Haag s 1632) — 1779 * Der Rechtslehrer Karl v. Savigntz in Frankfurt a. M. (f 1861) - 1785 * Der Schriftsteller Karl August Varnhagen v. Ense in Düsseldorf (-f 1858) — * Der Mediziner August v. Wassermann in Bamberg 1925) — 1915 (bis 20. März) Winterschlacht in der Champagne - 1916 (bis 9. September) Schlacht bei Verdun. I Donnerstag, 21. Februar. 12.00: Schallplattenkonzert. 4- 16.30: Bunter musikalischer Nachmittag. * 18.05: Steuerrundsunk. 4- 18.30—18.55: Spanisch für Fortgeschrittene. 4- 19.00: Dr. Alfred Braunthal, Berlin: Die Volkswirtschaft!. Bedeutung der Kartelle und Trusts. 4r 19.30: Dr. M. R. Behm, Leipzig: Treibende und hemmende Kräfte zur Kartell- und Konzernbildung. Die hemmenden Kräfte. 4- 20.00: Altenglische Musik. Mttwtrk.: Gertrud Lands berg (Gesang), Berlin, und Ernst Latzko (Cembalo). Einleit. Dr. Ernst Latzko. 4- 21.00: Partie verspielt. Eine Funknovelle Leipziger Funkorchcster. Schauspielmusik. 4- 22.20: Funktanz- 13. Fortsetzling „Weiß ich, Heinz, weiß ich noch ganz genau. Er war aber der erste, der von den anderen abschwenkte. — Sehen Sie dort den Kirschbaum im Felde" — er zeigte gen Finken schlag — „dort saß ich mit dem Herrn, als Ihr Vater kam. Und wissen Sie, was der sagte? Er sagte: Ich habe mich ge irrt, Herr Sohr, und habe mich überzeugen müssen, daß Sie «s ehrlich meinen. Man ist soviel Selbstlosigkeit nicht gleich gewachsen. Momentan verblüfft sie. Man mißtraut ihr Sie dürfen mir das nicht übelnehmen. Aber da im Himmel und auf Erden mehr Freude ist über einen Reuigen als über neunundneunzig Gerechte, hoffe ich, Ihnen nicht ungelegen zu kommen. Ich gehe mit Ihnen. Für immer! Hier meine Hand darauf! — Ja, das hat er gesagt und hat Wort ge halten. Und deshalb dürft Ihr Liebetraukinder wegen dem Sommerfest und auch sonst hier herumstrolchen soviel Ihr wollt. Euch werd' ich immer die Tür aufmachen." „Guter Kerl," sagte Sophi gerührt und wischte sich eine Träne ab. Heinz nahm des Alten Arm. „Nun mal los, Hinzelmann. Führen Sie uns. Sie haben Loch schon Pläne gemacht, vermute ich." Hannjörg schob die Mütze aus der Stirn und kratzte sich Hinterm Ohr. Nach kurzem Ueberlegen sagte er: Kinder, könnt mir's glauben oder nicht: Ich weiß nicht mal, was so ein Sommerfest eigentlich für eine Sache ist. So was hat's hier noch nie gegeben. Ich hab' aber gehört, daß im Freien gegessen und getrunken werden soll. Da hab ich mir was ausgedacht." „Und das wäre?" fragte Sophi. „Die Hauptsache is' nämlich, daß mir kein Gras zertram pelt wird. Wir brauchen das. Der Herr hat siebzehn Pferde. Die fressen was." , . , „ - . - .. . „Donnerwetter — siebzehn!' rief Heinz und Sophi, der das gar nicht zu imponieren schien, bettelte: „Aber 'n Stückchen Rasen müssen Sie uns schon abgeben, Hinzelmann. Nur ein Stückchen." „Wieviel?" „Zwanzig mal fünf Meter," sagte Heinz. Hinzelmann taxierte. Es dauerte lange. Dann rief er: „Nee! Zuviel! Viel zuviel!" „Menscbenskind, Hinzelmann, zwanzig Schritte lang, fünf tief, das ist doch bescheiden. Unter Büschen noch dazu, wo io gut wie nichts wächst." „Sie können vorher auch erst mähen lasse,:." sekundierte Sophi. „Es braucht kein Gras zu stehen. Nur Rasen, Hin zelmann, ganz kurzer Rasen." <rr lenkte em. „Wenn ich vorher mähen kann," sagte er, „meinetwegen. — Aber Tische kommen da nicht hin. Gegessen wird hier auf dem freien Platz. Da is' auch die Küche nahe bei und die Klöß' werden nich' kalt, während dem Aufträgen. Es gibt ooch Klöß', Fräuleinchen?" ! „I wo! Was man jeden Sonntag zu Hauke hat. mag man j nicht bei besonderen Gelegenheiten. Es gibt Schleie, . Schnitzel und Eis." ; Hinzelmann machte große Augen. Dann aber kicherte er genießerisch in sich hinein. Das ganze kleine alte Männchen , bebte vor Lachen. ». „Eis, Fräuleinchen, das ist gut. Auf die Köppe damit, > wenn sich's bei den Herren dreht. Das macht munter und ! nüchtern." . „Solches doch nicht! Süßes Eis! Mit Sahne, Vanille und s Himbeer gemacht. Zum essen!" i Der Alte schüttelte den Kopf. Eis zum Essen! Er war , mißtrauisch. , „Ihr wollt mich verhahnegackern," sagte er und machte ! keine freundlichen Augen. Heinz'beruhigte ihn. ! „Wo werden wir, Hannjörg. — Solches Eis gibt's wirk- I lich. Das wird künstlich gemacht. — Sie werden sehen, es : schmeckt sehr gut. Sie kriegen natürlich auch einen Berg von ' ab." ? „Nee, nee," mehrte Hinzelmann. „Ich will nischt. Was unsereiner nicht kennt, das frißt er nicht. Ich werd' aber ! zusehen, wie ihr euch den Bauch erfriert." Damit war der kleine Zwischenfall erledigt und Heinz ! konnte zur Sache übergehen. - „Nun hören Sie mal zu, Hannjörg," sagte er. „Ich denke ! mir das Ganze folgendermaßen! Hier kommen Gartenstühle und Hocker her. Wenn die Herrschaften gegessen haben, wollen sie ausruhen und gemütlich plauschen. Dann müssen Girlanden gezogen werden und Drähte zum Aufhängen der Lampions. — Hier stellen wir ein Podium auf für die Musik, , laubbekränzt, mit bunten Fähnchen. Das Weinzelt placieren j wir dort unter die Eiche und die Tombola ! Ja, wohin s mit der? — Am besten vor die Freitreppe. Hübsch mit s Zweigen verziert, nimmt sich die dort ganz gut aus. Den i Tanzplatz denke ich mir direkt vor der Musik. — Das wär' j wohl so das Hauptsächlichste. — Was sagen Sie, Hannjörg, ; wird das nicht fein?" Der sagte nichts. Er streckte den Liebetraukindern die , Hände hin. Die schlugen ein, nahmen den Handschlag als Ausdruck der l Freude und hatten sich sehr geirrt. „Güt' Nacht," knurrte der Alte. „Ihr seid närrisch! Ich geh ins Bett." Er humpelte davon. Es war zuviel des Neuen für seine alten Tage. * * * t „Ein ulkiger Kauz", sagte Sophi im Heimgehen zu ihrem j Bruder, „und eine goldene Seele, dieser Hannjörg Hinzel- - mann." - „Ja! Der paßt auf jedes Hälmchen auf. Der Sohr hätte : sich keinen treueren Menschen erziehen können." j „Ueberhaupt der Sohr," seufzte Sophi, „den hab' ich i schrecklich gern. Der ist ein Mann! — Wenn der daher ! kommt: schramm — schramm — ich — ich! Oho, geht weg — ich bin der Sohr. Guck in sein Hosenledergesicht. Das kann keine Katze zerkratzen Und guck in seine Augen!" „Kann die auch keine Katze zerkratzen?" „Dummer!" „Nun, was ist in den Augen, in die du mir zu sehen empfiehlst?" „Da ist eine Seele drin, mein Junge. Die sprühe«, die lachen, die drohen! Da ist der Himmel drin. Güte und Klugheit ist drin. Der ganze gute große Mensch guckt dich aus diesen Augen an." „Donnerwetter!" „Ja, der Sohr! Der letzte Bauer in der Mark. So einen Mann möcht' ich haben." „Er hat einen Sohn," sagte Heinz wie von ungefähr. „Ach der," machte Sophi und ihr Helles Gesicht beschattete sich. „Der ist ein Kaden, aber kein Sohr. Und wird auch keiner. Der wird nicht mal ein Bäuerlein." Das klang nicht sehr erbaulich für Heinz, der seine Sophi lieber gut als mittelmäßig verheiratet wußte. Als Guts herrin auf Großsteinau kam einst eine Auszahlung ihres Ver mögensanteiles kaum in Frage, nur eine Verzinsung. Er mußte sich bemühen, daß die beiden ein Paar wurden. „Apropos," sagte er noch unter der Tür des Niederneid berger Gutshauses, „ich soll dich von Claus grüßen. Er bittet um einen Bangalo, verschwiegen im Grünen, recht weit vom Schuß. Sieh zu, was du tun kannst." „Ich werd' dem müden Jüngling das Schlafzimmer Her richten lassen," sagte Sophi, „da ist er weit vom Schuh," und trat noch für ein Weilchen bei ihren Eltern ein. Und Heinz dachte: Das gibt heute und morgen noch keine Verlobung. Worüber er wenig erfreut war. 7. Sophi Liebetrau verdiente sich die Sporen. Bildlich aus gedrückt. Das flog nur so in Küche und Haus. Auch vor dem Haus — Schloß hieß es in Grohsteinau — war Leben und Betrieb samkeit. Die Mägde sahen das resolute Mädchen entgeistert an und baten den Schöpfer um gut Wetter für kommende Tage. „Wenn die mal hier die Fuchtel führt," sagte die eine zur anderen, „dann ist die schöne Zett vorbei. Guck nur, jetzt ranzt sie sogar die beiden Studenten an." Dem war in der Tat so. Heinz und Claus, die mit dem Mittagszug eingetroffen waren, standen auf Leitern und zogen Drähte zum Auf hängen der Papierlaternen. „Schief!" rief Sophi. „Habt ihr kein Augenmaß? — Runter Claus, einen halben Meter nach links. „ „Drahtzieher bin ich nicht, meine sehr Verehrte, sagt« Claus, stieg aber doch von der Leiter herab. „Schneller, Herr Kaden, drängte Sophi. „Du bist doch kein alter Mann." (Fortsetzung folgt.)