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Straßenbahaerstrett in Leipzig. 1200 Werkstättenarbeiter legen die Arbeit nieder. Nachdem lange dauernde Verhandlungen zwischen der Direktion der Großen Leipziger Straßenbahn uni ihrem technischen Personal um Lohnerhöhung ergeb, nislos geblieben sind, wurde am Freitag abend -ur<z Urabstimmung -es technischen Personals beschlossen in den Streik zu treten. 1200 Werkstättenarbeiter sint am Sonnabend früh nicht zur Arbeit erschienen. ES muß damit gerechnet werden, daß am Montag sich auch das Fahrpersonal der Großen Leipziger Straßen- bahn der Streikbewegung anschließen wird. Sie Aot des Einzelhandels. Kundgebung des sächsischen Einzelhandels. Der gesamte deutsche Einzelhandel, der um seim Existenz kämpft und ringt, sieht mit großer und leidei allzu begründeter Besorgnis der kommenden Zeil entgegen. Durch Vermehrung der Lasten im Innern insbesondere aber durch die Verpflichtungen gegen über dem Auslände, bleibt die Kaufkraft des deutscher Volkes, auch für die wichtigsten Gegenstände, in gefahr drohender Weise eingeschnürt. Eine wesentlich, Ermäßigung der Daweslast, eine Erleichterung bei Lasten im Innern, ist deshalb eine Notwendigkeit. Der Einzelhandel fordert deswegen eine Verwab tungsreform, die eine Vereinfachung und Ersparnis bezweckt und endlich durchgeführt werden muß. El verlangt eine umfassende Steuerreform mit dem Ziel, der Vereinfachung und Steuersenkung, namentlich fül die mittleren und kleineren Betriebe. Deshalb mus das Steuervercinheitlichungsgesetz in der vorliegender Form abgelehnt werden, obwohl der Einzelhandel der dem Gesetz zugrunde liegenden Tendenzen zustimmt Der infolge der verminderten Kaufkraft sich fort- gesetzt steigende Wettbewerb zwingt zur wirksamen Bekämpfung aller Wettbewerbsunsitten, wie s« mehrfach insbesondere bei manchen Großunternehmer festzustellen gewesen sind. Der Einzelhandel bedauert daß auch sächsische Gerichte in diesem Kampfe nicht immer das nötige Verständnis und die erforderlich« Unterstützung zeigen. Der Einzelhandel beanspruch gleiche Wettbewerbsgrundlagen für die zahlreiche« Verbrauchsorganisationen (Konsumvereine usw.) ins- besondere in der steuerlichen Belastung. Jede Aus- Sehnung der wirtschaftlichen Bestätigung der öffent lichen Hand über die reinen Versorgungsbetriebe hin- aus hat sich fast allgemein als unzweckmäßig und nach tettig erwiesen und hat deshalb zu unterbleiben. Die Kapttalnot der mittleren und kleineren Be- triebe, die außerordentlich groß ist, ist durch weit- gehendste Personalkredite zu beseitigen. Hierzu sinh vor allem die Kommunal- und Gewerbebanken allei Art verpflichtet, die dem Mittelstände helfen sollen. Diese ihnen obliegende Aufgabe haben sie bisher nicht genügend erfüllt. 27S Mle Mamaeorarvkadt. Obwohl das schöne Bergstädtchen Johanngeorgen stadt im Laufe seines zweiunddreivierteljahrhundert- jährige« Bestehens manche Kriegsnot erleben und auch verheerende Brände über sich ergehen lassen mußte, darunter eine schwere Feuersbrunst 1807, die fast den größten Teil der damaligen Stadt in Asche legte, er stand Johanngeorgenstadt phönixgleich aus Schutt und Trümmern zu einem schmucken Erzgebirgsstadtchen. Die 1822 zwischen ihm und Schwarzenberg geknüpfte Bahnverbindung brachte neue Erwerbszweige in den Ort, und die zehn Jahre später über die Landesgrenze nach Bä^ngen und Karlsbad über den Gebirgskamm htnwegfüh nde Bahn führte der Stadt zunächst mancherlei Touristenverkehr und auch Sommerfrisch ler zu, bis sich dann im letzten Jahrzehnt der neuzeit liche Winte sport die heutige Jubelstadt zum zrel- sicheren Mittelpunkt erwählt hat. Bürgerverein und Exulantenvereinigung werden das 275jährige Stadtgründungsfest besonders feierlich begehen: am 21. Februar wird das Rödersche Theater stück „Die Exulanten" im Rathanssaale aufgeführt: am 22. Februar Mitternacht findet der historische Exulantenumzug statt mit Gedächtnisrede am Grün- derdenkmal: am 23. Februar ist Festabend des Bürger vereins und am 24. Februar Kirchgang aller Heimat- treuen Vereinigungen, Umzug und Kranznieder- legung. Aus Stadt und Laus. DaS Wrack der Pommer«. Eine Firma in Cher bourg hat den Rumpf des deutschen Schulschiffe« „Pommern" für 42 500 Mark erworben. Die Lebens mittel und Ausrüstungsgegenstände mit Ausnahme der Funkanlage und der chirurgischen Instrumente werden versteigert. Erst wenn man den gesamten Ertrag des Verkaufes kennt, wird der Prozentsatz der Entlobung der Berger festgesetzt werden. Sechs Lote bei einem Eisenbahnunglück. In Hen derson im Staate Kentucky stieß ein Güterzug mit einem Personenzug zusammen. Die beiden Lokomo tiven überschlugen sich. Soweit bisher sestgestellt wer den konnte, kamen die Lokomotivführer und die Heizer unter die Lokomotiven zu liegen und wurden von diesen zermalmt. Insgesamt wurden sechs Personen getötet. Mit Mann «nd ManS «ntergegangen. Nach Mel dungen aus Neu-London im Staate Connecticut ist ein Rettungsboot des Schleppdampfers „Seiner", der seit längerer Zeit mit einer Besatzung von 22 Mann - vermißt wurde, von Fischerbooten an den Georg-Sand bänken an Land gebracht worden. Dem Boote waren die LufttankS zerschmettert worden. Dies ist als sichere» Anzeichen dafür anzusehen, daß der „Seiner" mit der j gesamten Besatzung verloren gegangen ist. * In Berlin-Wilmersdorf stürzte sich di« 40 Jahr« alt« Schauspielerin Frida Weiß au» einem Fenster ihrer im 5. Stock gelegenen Wohnung auf die Straße. Sie war sofort tot. Die Gründe de» Selbstmordes sind noch nicht bekannt. * Im Laufe eines Tages ereigneten sich in der Um gebung von Koblenz zwölf schwere Rodelunfälle. In der Mehrzahl trugen die Verletzten Arm- und Beinbrüche davon. In zwei Fällen erlitten die Rodler innere und Schädelver letzungen. An dem Aufkommen des einen wird gezweifelt. * Im Starnberger See ist Dr. Richard Paulus, der Inhaber der bekannten Galerie gleichen Namen» in München, ertrunken. * Nach Meldungen aus Bergen ist ein mit fünf Fischern besetztes Motorboot beim Fischfang untergegangcu. Vier Fischer sind ertrunken. * In HelsingsorS hat die Handelskammer beschlossen, im Jahre 1930 eine allgemeine SchiffahrtSauSstellung zu veranstalten. * Der britische Luftfahrtminister Sir Samuel Hoare teilte mit, daß das Luftschiff „R. 10V" noch in diesem Frühjahr für die Probefahrten fertig sein wird. * Auf der Eisenbahnlinie nach Dalmatien wurde ein Personenzug von einer Lawine verschüttet. Ein HiTszug konnte wegen der großen Schneemassen nicht Heranrommen Gerichtssaal T Fünf Fahre Gefängnis für den „Alügeladjutan- ten des Kaisers". In Bremen wurde der Kauf mann Guido Behrens, der im Juli 1928 durch umfang reiche Betrügereien verschiedene Kaufleute im Vogt lande um rund 700 000 Mark geschädigt hatte, und im Verkehr mit den Kaufleuten sogar als früherer Flügeladjutant des ehemaligen Kaisers aufgetreten war, wegen fortgesetzten Betruges in drei Fällen zu fünf Jahren Gefängnis, zu einer Geldstrafe von 6000 Mark, zur Tragung der Kosten des Verfahrens und zu fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. Freispruch in einem Gattenmordprozeß. Vom Schwurgericht in Kiel wurde die 42jährige Ehefrau Lemke aus Glüsing, die angeklagt war, ihren am 4. Mai 1927 gestorbenen 56jährigen Mann während einer Grippeerkrankung vergiftet zu haben, freigesprochen und sofort aus der Untersuchungshaft entlassen. Die Lemke, die Mutter von vier Kindern ist, begann zu Lebens zeiten ihres Mannes nach 18jähriger Ehe ein Ver hältnis mit dem Arbeiter Wohnsen, von dem ihr Mann bald erfuhr. Verschiedene Aeußerungen, darunter solche ihres 14jährigen Sohnes, ließen den Verdacht des Gift mordes aufkommen. Die Leiche des Verstorbenen wurde deshalb im Januar 1928 ausgegraben. Bet der Un tersuchung wurden erhebliche Mengen Arsenik in dem Körper gefunden. Nach umfangreichen Zeugen- und Sachverständigenvernehmungen erfolgte der Freispruch, weil trotz vieler belastender Umstände die Möglichkeit besteht, daß Lemke sich wegen der Zerrüttung der Ehe selbst vergiftet hat. 12 Fahr« Zuchthaus für einen Lüstling. DaS Schwurgericht in Elberfeld verurteilte den Elber felder Kaufmann Winter, der angeklagt war, am 31. Mai vorigen Jahres in einer Badeanstalt eine gewisse Erna Klitscher genotzüchtigt und getötet zu haben, auf Grund eines Indizienbeweises zu einer Gesamtstrafe von zwölf Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehr verlust. Volkswirtschaft. Kündigung in d«r Lausitzer Luchindustri«. Der Ar beitgeberverband der Lausitzer Tuchtndustrte hat die Kündi gung sämtlicher von dem Arbeitertarifvertrag erfaßten Ar beitnehmer zum 12. Februar beschlossen. Diese Maßregel be trifft ungefähr 27 OVO bis 28 000 Arbeiter, davon alwin in Kottbus etwa 6000. Es handelt sich um das Gebiet der ehe malig preußischen Niederlausitz, in erster Linie nm di« Städte Kottvu», Guben, Forst, Spremberg, Sommerfeld und Lucken walde. Weiße Woche. In die „Grüne Woche Berlin" ist überall in Deutschland die „Weitze Woche" buchstäblich hineinge- schneit. Man hat in den einschlägigen Kaufhäusern „weiß geflaggt", der FaschingSflitter ist auf kurze Zeit beiseite geschafft, und die sonst so bunten Räume sind in ein „Paradies der Unschuld" verwandelt worden. Die Hausfrauen feiern „Orgien in Weiß", leeren den Geldbeutel und füllen die „Hamsterkisten" mit weißer Wäsche, weißen Kleidern, weißen Federn und haben schließlich daheim selbst eine „Weiße Woche". Denn sie wollen außer dem Notwendigen auch daS Angenehme haben, weil alles so schön und „billig" ist. Und weil alles weiß ist! Decken, Spitzen, Hemdchen, Strümpfchen, das wollene Trikot für die Damen: Ober hemden, Kragen, Nachthemden, die „Unaussprechlichen" für die Herren! Weitz ist die Woche, weiß der Einkauf! Beim Einkäufen kommt der Rausch, daS „weiße öaster". Den Einkaufenden wird die Brieftasche dün- «er, aber da» macht nicht» in dieser »Meißen Woche", Da» größte Flugzeug der «elt im «au DaS im Bau befindliche JunkerS-Groß-Flugzeug Type 1 38, wird nicht nur in seinen Ausmaßen, sondern auch in seiner Eigenart einzig dastehen. Zum ersten Male wird die Traglast nicht nur in der Längs achse, sondern auch in den Flügeln, welche 2V< Meter hoch sind, untergebracht. Das frappanteste aber sind die Pasfagierräume in den Flügeln, mit Fenstern nach vorn. Das Bild zeigt die enormen Größenverkältnisse: 1 rechts das Modell des größten im Bau befindlichen Flugzeugs, links das Modell eines gewöhnlichen Jun- kersflugzeugs. Der tschechische Ministerpräsident zurückgetrete« Der schon seit längerer Zeit erkrankte tschechische Ministerpräsident Svehla hat jetzt sein Amt nieder gelegt. »enn einmal fällt sie „rund um den Ersten" und -wy lens bedeutet .Meitze Woche" auch ein ernste« Wort, b» deutet für viele seit Wochen und Monaten Arbeit «nd Brot. Man darf die wirtschaftliche Bedeutung dieser Kaufgelegenheit nicht unterschätzen bei unser« prekären Finanzlage. Eine Hand wäscht die ander, nicht nur weiß, sondern eine Hand füllt die ander, mch mit dem, was zum Leben notwendig ist. Darum seien wir Männer nicht böse, wenn unser, Frauen „Weitz" kaufen nach der schweren Not. Wh Müssen uns das nötige Verständnis für die „weih, Orgie" angewöhnen und es verstehen lernen, wenn ch besonderer Glanz in den Augen unserer Hausfrau«! mfleuchtet in demselben Augenblick, da weiß in männer, hohen Lettern, weiß tn elektrischen Buchstaben, in flii» nernder Glühschrift, zu lesen ist „Weitze Woche"! Aeb' Äug' und Hand. Bom Schießen und deutsche» Schützengilden. Unter den verschiedenen Sportzweigen ist d« Schießen als der älteste anzusehen, denn schon Urmensch mußte aus die Jagd gehen, um sich so NM rung und Kleidung zu verschaffen. Im Altertum wu» den im Bogenschießen auf den Spielen Wettkämpfe aus getragen. Im Mittelalter wurde der Gebrauch da Schußwaffe zur Verteidigung von Leben und La», Notwendigkeit. Damals bildete sich in den StädtH aus den Bürgern ein Selbstschutz, die Bürger schloss sich zu Schützengilden zusammen, die in Verhältnis mäßig kurzer Zeit zur Blüte kamen und sich bis j, die Gegenwart erhalten haben; allerdings tragen dH Gilden heute mehr einen sportlichen Charakter. W der Internationalen Schießsportausstellung im Rahl men der „Grünen Woche" in Berlin findet daj Schiitzenwesen eingehende Würdigung. An dieser Ausstellung haben sich etwa 150 Eil den und zahlreiche namhafte Bereinigungen beteiligt Banner, Künigsketten, Prunkbecher und KönigSscheib«, zeigen deutlich die rege Tätigkeit der Gilden, beweis«, aber auch den Wohlstand, der allgemein geherrscht bat und zum großen Teil auch heute noch zu finden ist An Hand ver ausgestellten Urkunden läßt sich dh Entwicklung des Schützenwesens verfolgen. Bon vn- schiedenen Stadt-„Räthen" sind Aufrufe zur Bildung der Gilden ergangen. „Ordnung uns Artikul" Kj Koburgischen „StaotrathS" enthält 25 Paragraph!» Aus Frankfurt a. M. liegt eine Einladung zum Sch» ßen nach Augsburg aus dem Jahre 1432 vor. D, Statuten der St. Sebastiansbruderschaft in Düssel dorf stammen aus dem Jahre 1435, wurden aber am 20. Januar 1452 neu gefaßt. Eine auf Per gament geschriebene Schützenordnung der Sebastians bruderschaft Ulm aus dem Jahre 1474 beweist ebenfalls die Organisation und Disziplin in den Gilden. Kehr zahlreich waren auch die Gilden tn der Umgebung der heutigen Reichshauptstadt, in Pommern und Schlesien. Zu den ältesten Gilden dürfte die Span dauer gehören, die seit 1334 besteht. Die Schützengilden erfreuten sich meist der Gunst der Landesbehörden und auch der Landesherren, die sich wiederholt aus den Urkunden und auch aus Geschenk! ergibt. So hat die SP an dauer Gilde die beide» bronzenen Kanonen ausgestellt, die ihr 1612 vm Georg von Ribbeck geschenkt worden sind und ans denen beim Empfang des Schützenkönigs Salut ge schossen wurde. 1741 schenkte Friedrich der Grch der Gilde eine Fahne. Beachtenswert ist der grch Bogelkönigswagen, der Prunkwagen der Har burger Schützengilde von 1528, der tn hellroter Farbe und vergoldeten Verzierungen den große» Reichsadler mit den Reichsinsrgnien in den Fänge» trägt. Die erste Waffe der Schützen ist die Armbrust, die später durch die „Balestra" abgelvst wurde, die an Stelle des Pfeiles die Kugel hatte. Beide Masse» waren in einfacher Ausführung und mit reich beM- genen Schäften hergestellt. Die „Balestra" wurde van» zum „Kugelschnepper ' vervollständigt indem für die kugel ein eherner Lauf eingesetzt wurde. Dieser Ar- ! aelschnepper war die letzte Etappe vor dem Gewehr, dei dem die Kugel durch den Druck des Schießpulvers fortbewegt wird. Reges Interesse fand die Ausstellung „Kinn- kaliberschietze n". Dieser Sport ist neueren Da tums. Unter Kleinkaliberschießen versteht man das Schießen mit Randfeuerpatronen Kaliber 22 (5,6 Milli meter) kurz oder lang für Büchsen. In England kam diese Art des Schießens um 1900 auf und fand sehr schnell Liebhaber, so daß sie bereits 1912 in den olym pischen Spielen in Stockholm ausgenommen wurde, von dort kam dieser Sport nach Deutschland, blied aber infolge des Krieges in den ersten Anfängen stel len. Erst 1919 wurde er wieder ausgenommen und sand nun bald Freunde. Die Schießausstellung zeigt auch endlich eine mustergültige Schieß stand an läge, die den NuS- ktellungsbesuchern zur Benutzung freigestellt ist und