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Die Steuern im Februar. Im Reich. L.: Ablieferung der für die Zeit vom 16. bis 31. Januar cinbehaltenen Steuerabzüge der Lohn» und Gehalts zahlungen, sofern Ablieferungsverpflichtuna durch Ueber- weisung vorliegt. Haben in diesem Falle die Abzüge in der ersten Hälfte des Monats Januar den Betrag von !2üv Mark nicht überstiegen, so sind auch diese jetzt an die Finan-kasse abzuliefern. Alle Arbeitgeber, die Lie Be trüge nicht im Ueberweisungsverfahren entrichten, haben wie bisher in Höhe der Beträge Steuermarken zu Neben und zu entwerten. 11.: Frist bis zum 28. Februar zur Abgabe der Steuer erklärungen zur Einkommen«» bezw. Körperschaft- und Umsatzsteuer. Stundungsanträge müssen rechtzeitig einge- reichl werden. Fälligkeit der «örseuumsatzsteuer für Januar und Vor legung einer Anmeldung der «brechurr zum Kapital, verkehrssteuergesetz in zwei Stücken. Finanzamt. 115.: Vorauszahlung der Vermögenssteuer. Ein Viertel des im VermöUnssteuerbescheide angegebenen Jahresbe-s Fälligkeit der Einkommensteuer für Landwirte, Forstwirt schaft und Gartenbau. Ein Viertel des im letzten Steuer bescheide angegebenen Jahresbetrages. Finanzkasse. Fälligkeit der jüdischen Gemeindesteuer. Gemeinderasse. L0.: Ablieferung der für die Zeit vom 1. bis 15. FÄruar einbehaltenen Steuerabzüge der Lohn- und Gehalts zahlungen wie am 5. d. M. Jägers Pflicht und Frsud* im Hornung. Auf der „Grünen Woche" in Berlin wird es uns wieder recht eindringlich eingehämmert: Jeder richtige Jäger ist in erster Linie Heger! Dieser Winter ist hart, hart vor allen Dingen für unser Wild. Unsere Mahnung, rechtzeitig die Fütterungen und Schüttungen zu beschicken, war also sehr am Platze. Selbst wenn jetzt die Wintersnot nachlassen sollte, darf man nicht ermüden in der Hegepflicht, wenn man will, daß das durch die Futterstellen im Winter herangezogene Wild das ganze Jahr über bleiben soll. Nur so hat man die Gewähr, zur Jagdzeit reiche Jägerfreuden zu er leben. Hoffentlich bringt uns der Hornung noch die eine oder die andere „Neue". Fuchs und Gelbkehlchen und Steinmarder wandeln auf Liebespfaden. Jetzt ist es Zeit, Jägersmann! Was ist das für ein Jagdgenuß, die Spur des Baummarders im Neuschnee auszugehcn und ihn dann nach schwerer Mühe schließlich mit sauberem Schuß von seiner hohen Warte herabzuholcn! Aber man muß nicht gierig sein. Dieser Räuber ist nicht Liberal! in großer Anzahl vorhanden; es liegt die Gefahr des Aussterbens vor. Aus diesem Grunde hat er z. B. in Thüringen Schonzeit. Sind Füchse mehr als erwünscht im Revier, dann lege man, wenn man mag, meinetwegen noch ein Paar Eisen; aber man sehe sie täglich in aller Frühe nach! Wer Eisen legt, muß Frühaufsteher sein, sonst ist er ein übler Slasjäger. Für viele Weidgenossen, und das sind nicht die schlechtesten, bedeutet es einen unver- gleichlichen jägerischen Genuß, mit einigen wenigen guten Freunden, die eine saubere Flinte schießen, hin und wieder ein kleines Fuchsriegeln abzuhalten. Ein so zur Strecke gebrachter Rotrock bleibt einem stets in dankbarer Erinnerung. Aber wie schlägt erst das Herz vor Jagdfreude, wenn der auf die geschickt an gewandte Hasenquake zustehende beutegierige Fuchs in die Schrote schnürt. Weidmannsheil! Das Gesetz erlaubt in diesem Monat mancherorts Zwar noch die Jagd aus Rot- und Damhirsche. Lieber Weidgenosse, laß sie in Ruh! Die Feistzeit wird es dir reichlich lohnen! Zögere jedoch nicht, den Finger krumm zu machen, wenn irgendein Stück kümmert oder aus anderen hegerischen Gründen fortgetan wer den soll! Fischotter gibt es leider nur noch recht wenige In unseren deutschen Jagdgründen. Erlaubt dort, wo Muifwu-Äcutestücke auf der Berliner JagdauSstellung. Der Mufflon ist eine wilde Schafart, die früher über ganz Slldeuropa verbreitet war, jetzt aber in freier Wildbahn nur noch auf Sardinien und Korsika vorkommt. Seit mehreren Jahren hat man den Muff lon auch in einigen Revieren Deutschlands, so z. B. im Harz u: d auf Rügen cina-bürgert. sie noch'in Verhältnismäßig stärkerer Anzahl Vorkom men, das jägerische Gewissen den Abschuß, dann ver spricht der Ansitz an Teichen und Flüssen in Hellen Mondscheinnächten manchen Erfolg. Die Sache will aber verstanden sein. Der Frühling kommt, kommt trotz grimmer Win tersnot. Und er kommt unverhofft, vielleicht schon bald. Darum muß man bereits daran denken, seinen Patronenbestand aufzufüllen. .Schnepfenstrich und Birk hahnbalz sind nicht mehr allzufern. H. D. Sprichwörter-Erklärung. „Sich freue» wie ein Schneesieber" bedeutet soviel wie sich kindisch freuen, im gutmütigen Sinne, wie ein harmloser Mensch. Mit dem Worte „Schneesieber" be zeichnet man in Sachsen Leute, die sich gewissenhafl mit überflüssigen Dingen befassen, daran also ein« nicht ernst begründete, kindische Freude haben. „Sich schneiden" wird im übertragenen Sinne für den Ausdruck" „sich täuschen" gebraucht. Im Zusam menhang damit steht die Redensart „einen grober Schnitzer machen", wie ihn der Schüler macht, wenr er gegen die Regel verstößt. Im selben Sinne ge braucht man das Wort „sich verhauen", wie der Zim mermann, der zu grobe Schnitzel macht, „über di« Schnur haut". „Seinen Schnitt machen" stammt vom Schneider des Getreides und bedeutet bei glücklich erfolgter Ernte ein gutes Geschäft machen. Man sagt auch „einer Coup machen". Beaucouv, zu deutsch: viel, heiß eigentlich: ein schöner Schnitt. „Etwas in den Schornstein schreiben" bedeute! etwas verloren geben und erklärt sich daraus, daß eine Schrift im Schornstein durch Rauch und Ruß un leserlich wird, also wertlos. „Ins Schwabenalter kommen" findet seine Erklär rung aus einer alten Auffassung, derzufolge die Schwa ben erst mit 40 Jahren gescheit werden. „Schwein haben" ist ein burschikoser Ausdruck und wird, seiner Bedeutung nach, zwar allgemein dahin verstanden, daß jemand unverdientes Glück hat, aber die Entstehung dieser Redensart ist weniger bekannt. Wer nämlich bei einem Wettspiel als Schlechtester her- vorging, erhielt, wie es früher üblich war, eine Sau. Namentlich bei Schützenfesten war der letzte Gewinn regelmäßig ein Schwein. Heute versteht man unter der Redensart „Schwein haben" schlechthin „Glück haben". „Einem die Stange halten" ist eine Redensart, die aus dem alten deutschen Rechtsleben stammt, wo es bei einem gerichtlichen Streit üblich war, jedem de, beiden Kämpfer einen zweiten Mann, einen „Se kundanten" beizugeben, der nötigenfalls mit einer Stange zum Schutze des anderen einzugreifen bestimm! war. Die Redensart wird aber auch in dem Sinne ge- .braucht: einem anderen gewachsen zu sein. Sie stammt von der Wage, bei der eine Wagschale der anderen die Stange hält, so daß beide Schalen gleich hoch stehen. „Aus vem Stegreif reden" bedeutet soviel wie: unvorbereitet reden. Stegreif ist ein älteres Wort für Steigbügel. Heute setzt man beim Besteigen eines Pferdes den Fuß nicht mehr in einen Reif, sondern in einen Bügel. Aus dem Stegreif bedeutet also ur sprünglich: ohne abzusteigen, wie man gerade zu Pferde sitzt, ohne sich vorzubereiten. „La brat' mir einer einen Storch!" Dieser Aus ruf wird bei etwas Unerhörtem gebraucht und be deutet selbst etwas ebenso Unmögliches, denn Störche waren ehemals heilige Tiere, die weder gebraten noch gegessen wurden. „Einem den Stuhl vor die Tür setzen" heißt so viel wie, ihn zum Hause Hinausweisen. (Der Fran zose übrigens wird noch deutlicher, indem er sagt: einen Spazierstock anbieten.) Die deutsche Redensart beruht auf einer früher wirklich ausgeübten symbo lischen Handlung. Der Stuhl ist ein altes Rechtssinn- bild zur Bezeichnung von Eigentumsrecht und Herr schaft. Auf diesem Symbol beruht auch die Bedeutung des Wortes: besitzen. Damit hängt auch der Sinn der Redensart: „Sich zwischen zwei Stühle setzen" zu sammen. Das heißt soviel wie: von zwei Dingen, die man zugleich bekommen möchte, keines erhalten, sich in Hoffnungen, die man auf zwei Personen oder Sachen zugleich setzt, betrogen sehen. „Etwas aufs Tapet bringen" heißt: die Aufmerk samkeit auf etwas lenken, das Gespräch auf etwas bringen. Bei der Erklärung dieser Redensart muß man daran denken, daß man unter „Tapet" das grüne Tuch verstand, das den Bcratungstisch bedeckte, auf dem vie zu erledigenden Akten vorgelegt wurden. Sonst ist nur die „Tapete" als Wandbekleidung bekannt. „Wie von der Tarantel gestochen" heißt: wie be sessen z. B. umherrennen, emporfahren. Die Tarantel l ist eins Erdivinns. dis sich bei Tars^t in Avulien fin det. Ihr giftiger Biß ruft eine Krankheit hervor, dv sich in heftigen Zuckungen, ähnlich wie der Veits tanz äußert. Im Mittelalter suchte man sie durch eine: Tanz, also rhythmisch zu heilen. Heiltänze Besessene? kamen auch später in Deutschland vor. Vielleicht häng damit die italienische Tarantella, ein ruhiger Volks tanz in der Tarenta-Gegend, damit zusammen. Et was, anderes ist die moderne Kunsttarantella, ei: äußerst geschwinder Tanz, der wohl bewußt an die Wiv kung des Tarantelgiftes erinnern will. „Tiptop sein" heißt: in äußerst sauberem Zustand, sein und stammt aus dem Englischen. Tip bedeute: „Spitze" und top bedeutet ebenfalls „Spitze", also? „an der Spitze der Spitze", demnach äußerst sein. „Potz Tausend!" Bei diesem Worte liegt ein, Verkürzung des vollständigen Ausdrucks „Potz tauseni Teufel" vor, dasselbe gilt von: „Ei der Tausend/ Tätig zu sein ist des Menschen erste Bestimmung, und alle Zwischenzeiten, in denen er auszuruhen ge nötigt ist, sollte er anwcnden, eine deutliche Erkenntnis der äußerlichen Dinge zu erlangen, die ihm in der Kolae abermals seine Tätigkeit erleichtert. Koch-Rezepte. Apseleierkuchen. 200 Gramm Mehl, 1 Ei, v- Liter Milch, knapp 1V- Pfund Aepfel, 125 Gramm Margarine, 100 Gramm Zucker. Mehl, Ei und Milch mit einander verquirlen, die Aepfel schälen und in Scheiben oder Spalten schneiden. Bon dem Teig einen dünnen Boden in die Bratpfanne gießen, die Ober fläche mit Aepfeln bedecken und in Fett aus beiden Setten goldgelb backen. Außerhalb der Pfanne mit Zucker bestreuen. Geröstete Grießsuppe mit Gemüsen. Zutaten: 40 Gramm Butter oder Margarine, 125 Gramm mittel groben Grieß, 1V- Liter Fleischbrühe, 1 Gelbrübe, 1V; Kopf Blumenkohl, 1 Eigelb, ein Achtel Liter Voll milch 1 Teelöffel gehackte Petersilie. Zubereitung: Der Grreß wird in der Butter lichtbraun angeröstet und unter Rühren mit der Fleischbrühe überfüllt. Wenn die Suppe kocht, kommt die geputzte, feinwürselig geschnittene Gelbrübe und der sauber vorgerichtete in Röschen zerteilte Blumenkohl hinein, worauf man die Suppe langsam 30 Minuten kochen läßt. Das Ei gelb wird mit der Milch gut verquirlt und die fertige Suppe damit abgezogen. Beim Anrichten streut man vie gehackte Petersilie hinein. Sächsisches. Aue. Die Unfähigkeit ihrs kommunistischen Präsidiums nimmt immer beängstigendere Formen an. Da der Vorsteher Lem Bürgermeister nicht Las Wort erteilen wollte, kam es wiederum zur Aushebung Ler Sitzung. Nach einer Viertelstunde setzte man Lie Beratungen fort, Lie aber Lann mit Ler endgültigen Ver tagung schlossen. Bis jetzt hat noch keine Sitzung unter Lem kommunistischen Präsidium ein normales Ende gesunden. Letzte Nachrichten. Bayerische Klage gegen Vas Reich. — München, 1. Februar. Nach Mitteilungen aus bayerischen Regierungskreisen hat sich der Reichskanzler in den Besprechungen mit den Ländern auf den Stand punkt gestellt, das Reich könne in der Frage der Post- und Bahnabfindungen solange keine Zinsen oder Kapi talbeträge zahlen, wie die Reichsbahn dem Repara tionssystem unterworfen sei. In den Kreisen der bayerischen Regierung erwägt man, vie bayerischen Ansprüche vor dem Staatsgerichtshof geltend zu machen. Ultimatum der Zentrumspartei? — Berlin, 1. Februar. Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, haben zwischen dem Reichskanzler und Reichswirtschaftsminister Curtius wie dem volks parteilichen Frakttonsvorsitzenden Scholz Besprechungen stattgefunden. Im Laufe des Nachmittags begaben sich vom Zentrum die Herren Kaas und Stegerwald zum Reichskanzler. Die Verhandlungen über die Koa litionsfrage haben insofern eine besondere Bedeutung, als der letzte Beschluß der Zentrumsfraktion als eine Art Ultimatum zu bewerten sein dürfte, da das Zentrum gewillt ist, im Falle des Scheiterns der KoalitionSver- handlungen seinen Vertrauensmann, den Reichsver kehrsminister v. Guörard, aus der Regierung zurückzu ziehen. Die von demokratischer Seite angeregte Bil dung eines interfraktionellen Ausschusses zur Behand lung der Deckungsfragen für den Haushalt ist, wie verlautet, daran gescheitert, daß sich die übrigen Frak tionen angesichts der ungeklärten Koalitionsverhand lungen ihre Stellungnahme auch über die Deckungs frage Vorbehalten müssen. Ein wahnwitziger Raubversuch. Marschau, S1. 1. Aus Lemberg wird von einem in seiner Art einzig «dastehenden Raub berichtet, Ler Len Täter das Leben kostete. Die Kirche des ukrainischen Dorfes Kofow besah ein kostbares, goldenes, mit Edelsteinen geschmücktes Kreuz, das einmal im Zähre, am Zordan-FesL, zur Wasser weihe benutzt wurde. Zwei Lemberger Verbrecher hatten» nun den Plan gefaßt, dieses Kreuz gelegentlich der Weihs zu stehlen. Sie kundschafteten aus, an welcher Stelle des kleinen Flusses Las für die Weihe bestimmte Eisloch ge schlagen worden war und einer von ihnen stieg kurz vor Be ginn der Feier ins eiskalte Wasser, während der andere an» gegenseitigen Ufer ebenfalls das Eis durchschlug. Als dev Geistliche das Kreuz ins Wasser tauchte, wurde es ihm plötz lich in geheimnisvoller Weise entrissen und verschwand unter dem Lis. Nach Ueberwindung des ersten Schreckens 'holten die Bauern Aexte herbei und zerschlugen das Eis. Zu ihrem großen Erstaunen stießen sie etwa 20 Schritt vom Ufer ent fernt unter der Eisdecke auf die Leiche eines Mannes, der das geraubte Kreuz zwischen den Zähnen hielt. Bald darauf gelang es, auch seinen am anderen Ufer verborgenen Spieh- gesellen zu linden, der gestand, daß der Tode die Absicht gehabt habe, unter dem Eise mit dem Kreuz zu entkommen. Doch ein Nolhaushalt? Berlin, 31. 1. Der Neichsrat wird erst am 11. Februar mit der Beratung des Reichshaushalts für 1929 beginnen.. Die Beratung dürft«, wie der „Börsen - Courier'' mitteilt, etwa 14 Tage in Anspruch? nehmen, so daß Anfang März der Reichshaushalt dem Reichstag zugehen wird. Der ur sprünglich angesehte Termin des 20. Februar Kann also nicht inne gehalten werden. Es ist nicht damit zu rechnen, daß der Reichstag im März den Etat erledigen wird, da der sozial demokratische Parteitag in Magdeburg am 11. März beginnt und infolgedessen einige Tage sitzungssrei bleiben. Außerdem bleibt die Karwoche vom 25. bis 31. März sitzungsfrei. ES ergibt sich schon aus dieser Uebersicht, daß dem Reichstag ein Notetat voreglegt werden muß, wenngleich ein Kabinelts- beschluh über diese Frage noch nicht herbeigesührt worden ist. Ueberschwemmungskatastrophe in Sao Paulo. Berlin, 1. 2. Nach einer Meldung der „Vossischen Zeitung" aus Lissabon sind Staat und Stadt Sao Paulo in Brasilien von einer großen Unwetterkatastrophe heimgesuchk worden. Infolge der starken Regengüsse sind an vielen Stellen Ueberschwemmungen entstanden. Die Schäden sind gewaltig. Einige Stadtteile stehen unter Wasser. Viele Familien sind obdachlos geworden und muhten in städtischen Unterkunfksstellen beherbergt werden. Der Tieta-Fluh ist stark angeschwollen. Zwei Leichen sind bisher geborgen worden.