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der Akt -er Grun-stelnleguüg. In dem neuen Haus sollen, wie Bürgermeister Dr. Gebauer betonte, Zeugen längst vergangener Zeiten j einen würdigen Platz finden. Als ein imposantes s würdiges Denkmal soll der Bau den Namen Lessings ! tragen und eine Stätte segensreichen Schaffens und - Wirkens werden. Ministerpräsident Heldt über- j brachte im Namen der sächsischen Regierung, die allzeit eine offene Hand für das Lessinghaus schon gehabt ; hat, eine Geburtstagsspende von 26 000 Mark. Die ! Grütze der Netchsregierung sprach Ministerialrat Dr. , Donnevert aus. Im Namen der noch lebenden Glie- ; der der Familie Lessing tat Geheimrat Lessing die drei Hammerschläge. Orchcsterdarbietungen gaben dem Akt einen weihevollen Rahmen. Mit einem Festabend fand die Kamenzer Lessing-Feier ihren Abschluß. ; Sächsischer Landtag. Die Acndernng des Landeswahlgesetzes angenommen. . Dresden, den 24. Januar 192». Der Landtag hielt heute nur eine kurze Sitzung ab. deren Tagesordnung zudem nur unwesentliche Beratungs- gegenständc aufwieS. Bon einiger Bedeutung mar allenfalls die Vorlage zur Aeuberung des Landeswahlgesetzes Nach längerer Aussprache wurde die Vorlage entsprechend dem Vorschläge des Ausschusses unverändert angenommen. ! Die sozialdemokratischen und kommunistische» Abänderungs- anträgc verfielen der Ablehnung. Abgelehnt wurden ferner der kommunistische Antrag aus Durchführung des DrcischichtensystemS und des Achtstunden tages in der Metallindustrie, sowie ein sozialdemokratischer Antrag, der sich gegen Ausnahmebestimmungen zur Verlän gerung der Arbeitszeit für Arbeiterinnen und Jugendliche wendet. Weitere Anträge, die ebenfalls zur Ablehnung empfoh len waren, betrafen die Notlage deS Spankorbgewerbes in Lauter (Erzgebirge), die Arbeitsvermittlung und die Arbeitslosenversicherung. Diese Angelegenheiten Haven den Landtag bereits wiederholt beschäftigt. Wesentliche neue Gesichtspunkte traten nicht hervor. Nächste Sitzung: Donnerstag, den 31. Januar. Landeöparteitag -er sächsische« Zentrumspartei. Der ordentliche Landesparteitag -er Zentrums- Partei findet am Sonntag, den 17. März, in Dresden statt. Das Referat über „Neichspolitik" wird voraus sichtlich der neue Vorsitzende der Zentrumspartei, Prof. Dr. Kaas, M. d. R., übernehmen. Die Parteien zur Berwaltuugsreform. Der Interfraktionelle Ausschuß der Regierungs parteien beschäftigte sich mit -er beabsichtigte« Verwal tungsreform. Die Fraktionen legten ihre Stellung nahme näher -ar, wobei sich unverkennbar ein Fort schritt in der Richtung auf das gemeinsame Ziel zeigte Die Regierung wird zu verschiedenen Teilen weiter« Angaben unterbreiten, die die Grundlage für ein« spätere Aussprache bilden sollen. Kleine Nachrichten. * Im Herbst dieses Jahres findet in Kopenhagen eine große internationale Lehrertaguna statt., * In Camden (New Jersey) wurde der neue ameri kanische 10 VOO-Tonnen-Kreuzer „Salt Lake City" vom Stapel gelassen. - Aus dem Musse Magdalena in Columbien explo dierte ein Dampfboot. 20 Personen wurden getötet. M, lwllmMlbm Ok^ki von ß-jtLcNILSOE mm« «tu" 38. Fortsetzung Wieder blickte sie auf Heinz, wie um sich Rat zu holen Da sprang dieser empor. „So weit war ich noch nicht gekommen über aller Wieder sehensfreude. Wir zwei," er wies auf Berta, „haben ein« böse Nacht verlebt, dein Haus, Christine, ist die Sterbekam mer eines Fremden geworden. Ehe ich zu euch kam, hab« ich bei der Polizei die Ueberführung des Toten und di« Feststellung seiner Personalien veranlaßt, Fräulein Berto kannte seinen Namen, wir trennten uns gleich nach seine» Auffindung, da es schon zu spät zu weiteren Schritten war Tyras hatte uns den Weg gewiesen, du bist vielleicht so gut. mit uns zu kommen und uns dein Haus zu erschließen." Er sagte es sachlich und ruhig, aber Christine «vor er schrocken. „Ich bin deshalb zu Ihnen geeilt; der Beamte bittet uni die Erlaubnis, in das Haus einzutreten, er — steht unten," sagte Berta und erhob sich. „Es ist — Baron Nassau, — Fräulein Christine, den wir gefunden haben," flüsterte si« dieser zu. Ein leiser Schrei entrang sich Christines Mund Eilig kleidete sie sich an, ihre Hände zitterten, sie wollte den Beamten nicht warten lassen, und nun ging es gerade dop pelt langsam. Endlich war sie bereit, und nun machten sich die drei zu dem schweren Wege auf, während dem der Ge heimrat, kurz vorher noch in staunender Freude über den wiedergewonnenen Sohn, diesen schon wieder ziehen lassen mußte, damit er eine Angelegenheit erledigte, in die bei kaum in die alte Heimat Zurückgekehrte, ohne Zutun ver- wickelt worden, und derer er sich mit kühler, fachlicher Art annahm. Unten am Hause ging der Beamte noch wartend auf und ab, er grüßte höflich, und Christine war es, als habe sie den Mann schon vor kurzem irgendwo gesehen, richtig, da hatt« sie es, als sie aus den Fenstern ihres Häuschens aus dem Walde sah und die beiden Gestalten beobachtete, die an ihr vorübergingen. Da war, wenn sie sich nicht täuschte, dieser fellie Herr einige Schritte hinterher, jenen beiden gesolgt. Er stellte sich als Kriminalschutzmann vor und begann bei Heinz nach einigen Erläuterungen über den Unglücksfall zu forschen. „Es wird sich kaum um einen Unglücksfall handeln, mein Herr,"' erwiderte Heinz, „hier scheinen dunkle Gewalten zu herrschen, hoffen wir, daß die Polizei Licht hineinbringtl" * Puf der Pektn g—Tientsin-Bahn stießen infolge fal- WeichenstEung zwei Züge zusammen. Elf Personen <n getütet und zwanzig Personen schwer verletzt. Volkswirtschaft. H Der saarländische Lohnkonslikt beendet. Zwischen - den Vertretern der Gewerkschaften und den Arbeitgebern ! im Saarbergbau ist ein neuer Lohntarts abgeschlossen, der i am 1. Februar in Kraft tritt und dem seit dem 1. Ja- ! nuar bestehenden tarislosen Zustand ein «ende macht. Die 1 von den Bergleuten so sehr beklagten Unterschiede zwischen ' den Lohntarifen der einzelnen Arbeiterkategorien sind be- , deutend verringert worden. Die niedrigen Gedingelöhne - rrsahren ein« Aufbesserung. H Fried« in »er Fischindustrie. Der Lohnkampf in der Fischindustrie in Hamburg-Mtona ist dadurch beendet worden, daß der Hamburger Schlichtungsausschutz einen neuen Schiedsspruch fällte, der in einer Vollversammlung der Arbeiterschaft angenommen wurde. Dieser Schiedsspruch sieht für die Frauen eine Lohnerhöhung von 5 Pfennig, - für die Arbeiter in der Industrie bei Tagesarbeit in den Hallenbetrieben von 7 Pfennig, für die Nachtarbeit in Hal- leübetrieben von 8 Pfennig und für die Aushilfearbeit dort- selbst von 9 Pfennig die Stunde vor. Handelsteil. — Berlin, den 24. Januar 1929. Am Devisenmarkt blieben die Kurse der Valute» ohne besondere Veränderung. Am Effektenmarkt brachte schon der Beginn del Geschäfts eine Kurserhöhung an allen Märkten, die Um- fatztätigkeit blieb jedoch gering. Später wurde es vorüber gehend schwächer, doch konnten sich dann die Kurse weite« verbessern bei lebhafterem Geschäft. Die Börse schloß ir fester Haltung. Am Reutenmarkt waren die Notie rungen gegen den Vortag kaum verändert. Die flüssig« Lage am Geldmarkt hielt an. Am Privatdtskontmarkl blieb der Satz für beide Sichten mit 5»/, Prozent unver ändert, Reichsbankdiskont 6«^ Prozent. Am Produktenmarkt hatte Brotgetreide ruhige« I Geschäft. Der Mehlmarkt lag vollkommen still. Gerste wa« I unverändert. Hafer stetig. Mais ruhig. Rauhfutter stetig Devise,«markt. Dollar: 4,2035 (Geld), 4,2115 (Brief), engl. Pfund! 20,382 20,422, holl. Gulden: 168,45 168,79, ital. Lira! 21,995 22,035, franz. Franken: 16,43 16,47, Belgier (Belga): 58,39 58,51, schweiz. Franken: 80,845, 81,005 dän. Krone: 112,11 112,33, schweb. Krone: 112,36 112,58, norw. Krone: 112,02 112,24, tschech. Krone: 12,435 12,455, österr. Schilling: 59,04 59,16, span. Peseta: 68,65 68,79. Warenmarkt. Mittagsbörse. (Amtlich.) Getreide und Oelsaaten pe, 1000 Kilo, sonst per 100 Kilo in Reichsmark ab Station: Weizen Märk.. 212—214 (am 23. 1.: 213—215). Roggen Märk. 208-210 (208-210). Braugerste 218-237 (21« bis 237). Futter- und Jndustriegerste 192—202 (192 bis 200). Hafer Märk. 201-207 (201-207). Mais loko Berlin 237—238 (237—238). Weizenmehl 26,25—29,50 (26,25 bis 29,50). Roggenmehl 27,40-29,50 (27,40-29,50). Weizen- ' kleie 15 (15). Roggenkleie 14,70 (14,70). Weizenkleie melasse 15 (15). Raps —,— (—,—). Leinsaat —(—,—). s Viktoriaerbsen 40—46 (40—46). Kleine Speiseerbsen 3V bis 35 (30-35). Futtererbsen 21—23 (21—23). Peluschken , 22—24 (22-24). Ackerbohnen 21—23 (21-23). Wicken 26-28 (26-28). Lupinen blaue 15,80—16,50 (15,80 bis 16,50), gelbe 18,25-18,75 (18,25-18,75). Serradella 48 bis 44 (40-44). Rapskuchen 19,90—20,30 (19,90—20,30). Leinkuchen 25-25,20 (25—25,20) Trockenschnitzel 13,20 bis 13,60 (13,20-13,60). Sojaschrot 22,40—22.60 (22,30 bis 22,50). - Kartoffelflocken 18,70-19,20 (18,50-19,20). Milchprcisc. Die Berliner Milchnoticrungskommission hat den Er- zeugermilchprcis für die Zeit vom 25. bis 31. Januar aus 17>/2 Pfennig je Liter frei Berlin festgesetzt. Der letzte Preis betrug auch 17«/? Pfennig. Butter» r«is«. Amtliche Berliner Notierungen für Putter im Berkehr Heu Erzeuger und Großhandel. Fracht und Gebinde zu n des Käufer»: 1. QuNttät 182, 2. Qualität 178. av- nd« Ware 157 Mark je Zentner. — Tendenz: Stetig. Eierpreise. Bericht der Berliner amtlichen NotierungSkommission: Deutsche Eier: Trinkeier: Sonderklasse über 68 Gramm 19, 60 Gramm 17, 53 Gramm 15, 48 Gramm 18; frische «Lier: Sonderklasse über 66 Gramm —, 60 Gramm 151/2—16, 53 Gramm 14, 48 Gramm 12: aussortierte kleine und Schmutzeier: —Pf. je Stück. — Auslandseier: Dänen: 18er 18«/„ 17er 17«/,, 15Vs—16er 16; HoNänder: 60—62 Gramm 15«/,—16, 57—58 Gramm 16, leichtere 13 bis 14; Rumänen: 13; Ungarn: 14; Russen: normale 11V--12; Abweichende: IOH-11; kleine, Mittel- und Schmutzeier: 9—10; Kühlhauseter: große 10»/«—11, nor male 9«/z-10V». kleine 8«/»? Chinesen und ähnliche: 8 bis 12; Kalkeier: normale 9 Pf. je Stück. — Tendenz: Flau. Magerviehhos Berlin-FriedrichSselde. . (Amtlicher Bericht vom 2 4. Januar.) Auftrieb: 423 Rinder (darunter 421 Milchkühe, 2 Bullen), 111 Kälber und 300 Pferde. Es wurden je nach Qualität gezahlt für das Stück: Milchkühe uuv hochtragende Kühe: 280—550 Mark. Tragend« Färsen: 250—460 Mark. Marktverkauf: Sehr langsam, Preise gedrückt. Pferdemarkt: Ruhiges Geschäft. Preise je nach Qualität 200-1200 Mark, Schlachtpferde 50-200 Mark Schweinemarkt. Auftrieb: 213 Schweine und 226 Ferkel. Es wurden gezahlt im Engroshandel für das Stück: Läuferschweine: 6—8 Monate alt 66—76, 5—6 Monate alt 57—66 Mark. Pötte: 3—4 Monate alt 38—57 Mark. Ferkel: 9—13 Wochen alt 28—38, 6—8 Wochen akt 20-28 Mark. Marktverkauf: Etwas freundlicher, Preise höher. Schlachtv-chmarkt. Hamburg, 24. Januar. Preise für 50 Kilo Lebendge wicht in Reichsmark: Rinder (1045): Ochsen und Färsen 27-56, Bullen 27—52, Kühe 15-46, Schafe (418) 1. 62-66, 2. 55-59, 3. 45—49, 4. 21—31. — Marktvev- laus: Rinder ruhig, Schafe rege. ««»ruNustl für »«« 26. Januar. » '.TAAAer Ludwig Achim v. Arnim in Berlin ^1) — 1860 f Die Opernsängerin Wilhelmine Schrödev» vevrient in Loburg (* 1804) — 1878 * Der Schrift- toller Rud. Alexander Schröder in Bremen — 1920 s Der Naler Fritz August v. Kaulbach in München (* 1850). ... Sonne: Aufgang 7,48, Untergang 16,38. Mond: Aufgang 18,3, Untergang 9. Gedenktafel für den 27. Januar. „ -.1766 * Der Kom ist g Amadeus Moza« n Salzburg (f 1791) - 1775 * Der Philosoph FriMch Bilhelm v. Schelling in Leonberg (f 1854p — 18W ' Wilhelm II., ehem. Deutscher Kaiser, in Berlin Sonne: Aufgang 7,46, Untergang 16,40. Mond: Aufgang 19,27, Untergang 9,22. Mitteldeutscher Rundfunk. Sonnabend, 26. Januar. 12.00: Schallplattenkonzert. * 16.00: Aus den religions- kritischen Schriften Lessings. Vortrag: Paul Prina, Leipzig. 4- 16.30: Viktor Holländer mit eigenen Werken. Solist: Walter Jentzsch, Altenburg (Gesang). Das Leipziger Funkorchester. Dirigent und Begleitung: Der Komponist. 4- 18.00: Funk- bastclstunde. 4 18.30: Spanisch für Anfänger. 4- 19.00: Prof. Dr. G. Witkowski, Leipzig: Lessing als Kunstkritiker. 4- 19.30: Reg.-Rat Dr. Kaphahn, Dresden: Vom europäischen LebenS- gefühl. Mittelalter. 4- 20.00: Heiteres Wochenende. Mitw.: Wanda Schnitzing (Sopran), Willi Strehl (Tenor), Jorgo Chartofilar (Mandoline), Günter Sanderson (Rezitation.), Emil Klinger (Klavier). 4- 22.00: Bekanntgabe des Sonntaas- programms. 4« 22.30: Tanzmusik. Drucksachen aller Art üefert U, Buchdruck««! »«, Lutt SetzM Christine bangte vor weiteren Enthüllungen, aber nicht« deutete aus irgendwelche Beziehungen zu Hella, auf irgend eine Absicht, einen Entschluß hin. Die Handschrift des Tote» war überhaupt in keiner Weise dokumentiert, und Hell« Germanns Name wurde in keiner Verbindung mit de« Toten gebracht. Die Hoffnung, irgend welchen Aufschluß über den Verbleib seines Komplizen, des angeblichen Herr« von Seehaus durch ein etwaiges Schriftstück zu erhalten, wm zunichte geworden. Nach ihm galt es weiter zu fahnden, wenn auch der Ge fährlichere, das heißt der, auf den die Kriminalistik spannte Nassau gewesen, so war man sich doch einig, daß der ver meintliche Seehaus die Pfeile kunstgerecht genug geschnitzt damit Nassau sie versenden konnte. Vielleicht traf das Schick sal den leichteren Verbrecher, aber wohl auch den abenteuer licheren, wagemutigeren, tollkühneren, den, der in blinde» Willkür und in einer Art genialer Verbrechersucht ins Blau« gestürmt war. Christine stand nach all dem doch erschüttert vor der Maje stät des Todes, die jenen einer Verurteilung, einer harte» Strafe und all dem ekelhaften Drum und Dran entzogen die dies alles mit sich führte. , Gott hatte es gut mit ihm gemeint, aber ihr Häuschen, di« „Einsame Rast", das stille Paradies des Friedens mußte de- Ort sein, wo er verfügt, daß das Urteil über den Toten ge sprochen und gemildert vollzogen wurdel Es war Chri stine schmerzlich zumute, und der Zorn, der sie packen woll!^ über den Mann, der ihr stilles Heim entweiht, wich einen grenzenlosen Weh über der Menschheit Irren un! Straucheln. Da legte sich plötzlich eine weiche Hand in die ihre, sn fühlte Tränen über ihre Wangen rinnen, und als sie lick umsah, lehnte Hella neben ihr. „Es ist schrecklich," flüsterte das sunge Mädchen und ver mochte nicht den Tränen zu wehren, die unablässig hcr- niederrollten. Sie kam mit der Schultasche geraden Wc-a« aus der Schule und hatte dort schon vernommen, was sict zugetragen, denn wie ein Feuer hatte sich die Kunde vor dem Ereignis in der Stadt verbreitet. Hier hoffte sie, di« Ihrigen zu finden, und nun sah sie erstaunt zu dem blonde» Riesen auf, der sich neben Berta Stegeberg hielt Sie hatte Eberhard Nassau, wie er in ihrer Erinnerunl blieb, nichts entgegengebracht, aber vor der Wucht d!c!e« Ereignisses bog sich ihr seingefügtes Innere, bebte idr« Empfindungswelt. Sie weinte unaufhaltsam weiter, avck als der Herr von der Behörde die Tatsache feststellte, das man es hier mit der Person des lange gesuchten Konrai Baumann zu tun habe. Sie legten schweigend den Rest des Weges zurück. End lich gelangten sie an das Häuschen am Kapellenberg, wo schon Frau von Breskow harrend nach ihnen ausschaute und sich. Christine einhakend, anschloß. Christine öffnete die Tür, die Arbeiter waren heute nichi gekommen, da die Zimmerleute mit ihren Rahmenarbeiten noch nicht fertig geworden, das wußte sie, darum lag das Häuschen noch still und unberührt, und doch war es nichl leer, der Tod bewohnte es und hielt den stillen Schläfe: hier verborgen, den sie suchten, ach, schon so lange, und der sich nun einem höheren Richter gestellt. Sie standen jetzt schweigend vor dem, der sich im Leben Baron Nassau genannt und der mit eisernem Willen ver- sucht, seiner Person den Glanz zu verleihen, den solch ein Name birgt. Wer mochte er gewesen sein? Hatte ihm sein schlichter Name nicht genügt, einen nützlichen Menschen aus sich zu machen, mußte das Adelsprädikat ihn erhöben — und nun-so stürzen? Christine fuhr zusammen. Potsdamer Platz — die Menge,' das Bild. Heule wutzl, sie, daß er es war, der hier lag, jener Hochstapler, den mar verfolgt, jener Mann, der vor Tagen am Waldrande ent lang gegangen, und jener Tote hier — sie waren eins. Er, der Hella, die kleine Schwester begehrt, dem sie — ach so leicht hätte verfallen können, wenn nicht ihr Herz längs dem anderen gehört hätte. Ein namenloses Mitleid überkam sie, und' in das Grauel mischte sich das Erbarmen mit einem mißleiteten Menschen herzen. Man fand bei dem Toten einen Paß, der wirklich auf der Namen Baron Nassau lautete, der Amtsrichter, der nun mehr an der Stelle erschien, die Leiche rekognoszierte nnt durch seinen jungen Referendar den Tatbestand und di, übrigen Formalitäten aufnehmen ließ, wachte darüber, das in taktvoller Weise das weitere verfügt wurde. Er ver»,ahn Heinz und Berta, und die Aussagen wurden an Ort uni Stelle zu Protokoll gebracht. Die Brieftasche des Toten wies einige Blätter mb schwindelhaften Zahlen auf, ferner in holländischer Sprach« abgefaßt einen Brief, Skizzen verschiedener Wappen, eir vergilbtes Blatt, den Brief einer Mutter: „Mein liebe, Sohn, ich hoffe, daß Du nunmehr Deinen Weg gefunden uni Dich in die neuen Verhältnisse geschickt hast, die Sache wai dumm, aber doch wieder gut zu machen," hier war ein Tei! herausgerissen. Zu unterst npch ein paar Worte: Wenn da« Gebet einer Mutter helfen könnte, so sollte Gott mich stünd lich beten sehen. Möge er Dich behüten! Deine Mutier." - Sie beugten alle das Haupt darüber und schwiegen ergrl's fen. Behutsam steckte der Beamte den Zettel wieder in di« Tasche zurück, der noch ein Bündel dunkelblonder Haare ent fiel. — »