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Die Moöe vom Tage^ Sie möchten gern den Karneval mitmachen und recht genießen, nächt wahr, und wissen nicht, was Sie dazu wissen müßten. Nun, wir wollen es Ihnen gern sagen. Sie freuten sich auf diese Zeit so sehr, weil Sie jetzt während dieser paar Wochen von jeglichem konventionellen Zwang losgelöst sind, weil Sie sich kleiden können, wie Sie wollen, weil Sie ruhig diejenige Tracht, ja sogar dasjenige Geschlecht erwählen dürfen, das Ihrem Typ entspricht und Ihrer ganzen Wesensart liegt. Nicht wahr, das ist auch der Grund dafür, daß Sie sich «in« so günstig« Gelegenheit, das Stück Verstellungssucht und Schauspieltum, das in jeder Frau steckt, einmal hevvor- »ukehren nicht entgehen lassen wollen? Sie können zum Baby werden, zur Furie oder Lantippe, zum Gretchen oder zur heiligen Magdalena, sofern es Ihrer Wesensart «nt- - spricht, Ihnen Spaß macht und stimmungsvoll dargestellt werden kann. Was Sie anziehen sollen? Nun, das, was Ihnen ge fällt, das, was Sie mit Stimmung zu tragen missen, das, worin Sie Stimmung zu verbreiten imstande sind. Sind Sie schwarzhaarig und wären gern blond, so seien Sie es doch, Sind Sie blond und haben für die schwarzen Frauen eine Schwäche — man ist stets von denen begeistert, denen man am wenigsten ähnelt, denn das ist Menschenlos — so verwandeln Sie sich ruhig in eine Carmen oder Zigeunerin. Sie wissen ja, daß das Gewand den ganzen Menschen ver ändernd und es ist ganz selbstverständlich, wenn Sie die Lem Karnevalsgewand angepatzte Stimmung ausstrahlen. Wir wissen, -atz Sie mannigfache Einfälle haben, und Latz Sie vor lauter Einfällen zu keinem Entschluß gelangen können. Nun, für diesen Fall geben wir Ihnen durch un sere Abbildungen «in paar gute Anregungen. Es sind das die klastischen, stets kleidsamen und gut wirkenden Karn«- valsanzüge. Aber wir wollen Sie noch weiter beraten. Sie selbst sind ja so geschickt und ein Karnevalskleid, das ja nur für Abendbeleuchtung und keineswegs für das so erbar mungslos kritische Sonnenlicht bestimmt ist, darf ruhig ein mal etwas weniger exakt gearbeitet sein; es soll Sie in der Hauptsache nur recht gut kleiden, nicht wahr? Verwenden Sic seelenruhig Ihr altes, ansrangiertes Ssidenkleidchen, das an einigen Stellen nicht mehr dicht ist, es genügt für einen oder zwei Abende und da «s aus Seide ist, wird es immer noch besser aussehen als wenn «S aus neuem Baummollmusselin oder Voile wäre. Oder Sie haben doch noch Ihr alles Stilkleid, nicht wahr? Machen Sie sich dazu eine Altwiener Schute, verzieren Sie sie mit einer Seidenschleife, die unter dem Kinn gebunden wirb, machen Sie sich einen lieblichen und niedlichen Strickbeutel, -er in Ton und Farbe mit der Ansteckblume harmonieren kann und Sie werden reizend aussehen und als «.Fräulein aus dem Drei- mäderlhaus" angesprochen werden. Auch Ihr altes, weißes Batistsommerkleidchen, das schon so lange müßig im Schrank hängt, ist zur KarnevalSzett ein recht brauchbares Stück. St« müssen es bloß mit einer Seidenschleife verzieren, mit ein paar künstlichen Feldblümchen besetzen, deren restlichen Teil Sie zu einem Kranze flechten, um ihn sich aufs Haar zu setzen. Nehmen Sie dann noch einen recht grellen, lustigen Sonnenschirm zur Hand, den Sic ebenfalls mit Feld- hlumen schmücken und Sie sind di« Verkörperung -es Sommers. Sie sehen, daß es gerade im Fasching ganz ungeahnte Möglichkeiten für Sie gibt. Viel Vergnügen und gute Unterhaltung. 0. Elegantes Kostüm : aus der Biedermeierzeit, «ms Heller, geblümter Seide oder Seidensatin. Die bogtg aufgesetzten Volants sind ebenso wie das Beinkleid bleu langettiert oder eingerollt. Himmelblaue Schleischen und Bänder und rote Rosen auf der Schute und am Ausschnitt schmücken dieses Kostüm, und dunkle, durchbrochene Halb handschuhe geben ihm den letzten Schik. 1V. Fantasie-Banernkostüm. Ueber einer weißen Hemd bluse wird eine Weste aus schwarzer Affenhaut oder Sammet getragen mit sehr breiten, roten Nevers. Die unten sÄhr weit werdende Hose aus rotem Seidenfatin ist mit lauter bunten Flicken beseht, so daß sie ganz gemustert aussioht. Das dreifache Ftchu ist entweder langettiert und mit Pünkt chen bestickt oder aus Spitze genäht. Am hochstehenden Krage« und an den Manschetten trägt man Schleifen aus schwarzem Sammetband. Ein Hut ans schwarzem Velours, Filz oder Affenhaut vervollständigt diesen Anzug. 11. Pierrcttc-Kostüm ans Hellem Seidensatin mit dunklen Pompons. Dieses Kleid zeigt die moderne neue Linie. Es ist ohne Aermel und prinzeßartig geschnitten, mit drei nach hinten länger werdenden Volants, was diesem Kostüm eine besondere Note gibt. Der Kragen und die Manschetten sind aus Glasbatist. 12. Pterrot-Kostüm als Gegenstück zu der Pierrett« mit glatter, langer Jacke und Beinkleidern, die nach unten sehr weit werden. 18. Türkinnenkostüm. Um die Taille auS Brokatstosf oder Tarlatan schlingt sich ein« weiße Schärpe, die von «tnem Dolch oder einer Nadel gehalten wird. Die weiten Pluder hosen sind aus rosenroter Waschseide, die bauschigen Aermel sind in der Farbe je nach Geschmack passend zu der Schärpe oder den Beinkleidern. Das ärmellose Jäckchen ist aus dunklem Sammet und wird mit bunten Steinen oder Gold fäden bestickt. Der Turban ist stets weiß. 11. Pagenkostüm für Knqben im Alter von 8 biS 10 Jahren, aus dunklem Sammet. Die Taille ist aus eben solchen Sammetbändern, die teilweise lose über rotseibeueS Unterfutter fallen. Kragen und Manschetten sind aus beige farbener Spitze. 18. Kostüm „Kreisel* für Mädchen im Alter von 10 biS 12 Jahren. Die ärmellose Taille ist aus königsblauem Sammet oder Affenhaut, ebenso das Höschen, das unter dem wett abstehenden Nock aus bunt gestreiftem Mousseltn« manchmal heroorsioht. Di« Kopfbedeckung ist dement sprechend. IBLE „Ein «ützliches «leid für die Hand*. So nennen di« altägyptischen Inschriften den Handschuh, mit dem schon di« Pharaonen sich gegen Temperaturunterschiede und Insektenstiche schützten. Persische Wagenlenker führten die Zügel des Streitwagens in pelzgeschützter Faust, Griechenlands Männer erschienen beim Kampfspiel mit »erbledernem Handschuh, der vornehm« Römer legte die schützenden Fingerlinge nicht einmal beim Essen ab. Aber immer trug nur der Mann das Kleid der Hand, die Frau brauchte Handschuh nur als kosmetische Mittel, wie man von der schönen Phryne berichtet. Und so blieb es viel« Jahrhundert«: des Kaisers kostbare Handschuhe waren Sym- vol seiner weltlichen Macht, die farbigen Handschuhe der «erlagsschnittmuster nur str Abonnenten. Mäntel, 1 Klerisei Kennzeichen ihrer geistlichen Würde, des Ritters Etsenhandschuh kündet« Kampf auf Leben und Tod. Nur Ler Vornehme durfte bis zum Ende des 13. Jahrhunderts Handschuhe tragen. Aber als um 1100 in England di« erst« Handschuhmacherzunft gegründet war, ging der Handschuh in die Mode über: der Bürger trug ihn nu« und natürlich die Dame. Nun ivurde er nicht nur Requisit der Mode — er wurde sogar ein kostbares Geschenk: am Hofe der Kö- ntgtn Elisabeth von England hatte «ine Bittschrift nur Er- folgsauSstchten, wenn «in Paar Handschuhe sie begleiteten — natürlich mit Geld gefüllt. Man trieb «inen Luxus mit Handschuhen, der uns heut« unsinnig erscheint: Stulpen und Handflächen waren reich verziert, Gold, Silber, Perlen und Edelsteine sind gerade gut genug zu ihrem Schmuck, man durchtränkte sie mit edelsten Wohlgerüchen — bisweilen aber auch mit tödlichem Gift, wie man in der Geschichte der Borgia »stüme, Kleiber V0 Ps., Blusen, Röcke, «in-ergarderobe, und Medici nachlesen kann. Leinen, Seide, Leder feinster Qualität zu Ludwig-XV. Zeiten war das Ideal der Ziegenlegerhanbschuh, der in etn«r Nußschale Platz fand — wurden verwendet. Bestimmte Gesetze der Etiquett« schrieben vor, wann und welche Handschuhe man zu tragen hatte, wann man st« abl«g«n durfte und wann nicht. Letzteres hat sich übrigens noch bis in unser« allerneuest« Zeit erhalten: bet den Festen am deutschen Kaiserhofe war genau vorge schrieben, wie lang die weißen Glacehandschuhe der Damen zu sein hatten und wieviel Knöpfe sie haben mußten. Heute lächeln wir vielleicht darüber, aber auch für uns bedeutet noch immer der Handschuh «in Requisit, das zur gut ange zogenen Dam« unweigerlich gehört und dessen sich di« Mode genau so liebevoll annimmt wie vor fünf Jahrhunderten — allerdings i» anderen Formen. Wäsche 7lt Pf. Zu beziehe« »«rch bie Geschäftsstelle.