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IS» Zahn erzgebirgische SImmpsindustrk Aus kleinsten Anfängen heraus hat sich diese In dustrie, welche heute einen Haupterwerbszweig ini Erzgebirge bildet, entwickelt. Die meisten Firmen sind jedoch von früheren Innnngsmeistern ge gründet worden. Bon dem einstigen primitiven Strumpfwir kerstuhl bis zur jetzigen komplizierten Cottonmaschinc war ein weiter Weg, aber die Technik schuf in welt schauender Weise die Vorbedingungen für diese In dustrie, so daß dann Zehutauscnde Beschäftigung fin den konnten. Die Strumpfwirkcrei war in Chemnitz schon 1728 eingeführt worden, sie gewann aber erst Bedeu tung, als es dem Kaufmann Esche in Limbach 1776 ge lungen war, mit Hilfe geschickter Gehilfen den von dem Engländer Lee erfundenen Strumpfwirkerstuhl nachzubauen. Von Chemnitz aus breitete sich dann Sie Strumpfwirkcrei über das nahe Erzgebirge aus. wo sie dann handwerksmäßig betrieben wurde. Die Mechanisierung des Arbeits prozesses setzte aber auch hier ein und führte zu nächst zur Pagetmaschine. In diese Zeit fallen die ersten Gründungen von größeren Fabrikations betrieben. Aber auch die Pagetmaschine und später die sogenannte Rändermaschine sind nur als Vorläufer der heutigen hochwertigen Cotton maschine anzusehen. Nur durch die Vervollkomm nung dieser Maschinen war es möglich, der erzgebir- gischen Strumpfindustrie jene Weltbedeutung zu geben, welche sie heute besitzt, wenn auch die Mode zu diesem Aufschwung mit beigetragen hat. Denn zur modischen Sensation gehört heute der elegaute Strumpf, und bis in die entlegensten Winkel hinein -ringt die Psychose der weiblichen Jugend, dem Kör per mit Hilfe des Strumpfes jene Grazie zu geben, die wohl alle jungen Damen erstreben. Auch die Hausindustrie konnte sich erhal ten. Hier wird meist auf Standardmaschinen, das sind automatische Rundstrickmaschinen kleinen Um fanges, gearbeitet und vor allem Kinderstriimpfe und Socken hergestellt. Die Strumpfindustrie ist in den Amtshauptmannschaften Chemnitz, Stollberg und An- naverg anzutreffen, wo sie vielfach als Großbetrieb vertreten ist. Der Haüptsitz ist jedoch das Zwönitz- tal. Mag auch die jetzige wirtschaftliche Konjunktur Hemmungen verursachen, mögen auch vielfach ge- schriftliche Dissonanzen bedrücken, es sei nur an die früheren Jnnungsmeister gedacht, welche mit primitiv sten Mitteln und unter ungünstigeren Verhältnissen den Grundstein legten zur heutigen wirtschaftlichen Größe. -r. Ser Prozeß gegen Sehme. Hin Fabrikant «nter der Anklage der Brandstiftung. Vor dem Chemnitzer Schwurgericht begann der Prozeß gegen den 40 Jahre alten Strumpffabrikanten E. Oehme, der beschuldigt wir-, im Mai dieses Jah res seine Fabrik in Kumhennersdorf in Brand ge steckt zu haben, um sich in den Besitz -er Versiche rungssumme zu setzen. Für den Prozeß sind drei Tage in Aussicht genommen. Nach der Anklage fand die Feuerwehr zwei Brandherde in dem Fabrikgebäude vor, die etwa 15 Meter voneinander entfernt waren. Es war sofort zu erkennen, daß vorsätzliche B r a n d st i f t u n g vorlag. Aus der Besichtigung der Brandstelle ergab sich, daß bei der Brandlegung Benzin, Benzol oder ähnliche Brenustosfe verwendet worden waren. Kurz schluß, Selbstanzündung oder Fahrlässigkeit können als Entstehungsursache nicht in Frage kommen. AlS Täter kann nach Lage der Sache nnr eine Person in Frage kommen, die mit den örtlichen Verhältnissen genau vertraut war und die ein Interesse an der Brandlegung und außerdem die Möglichkeit hatte, in die vom Brand betroffenen Räume zu gelangen. Diese Voraussetzungen treffen nach der Anklage nur aus den Besitzer Oehme zu, der an dem betreffenden Abend zuletzt sich in feinem Kontor in der Fabrik aufgehalten hat. Oehme hatte seinen Betrieb mit über 700000 Mark versichert und war in finanziellen Schwierigkeiten. Der Angeklagte bestrei tet die Schuld und behauptet, eS müsse ein Racheakt von dritter Seite vorliegen. Aus Stadt und Laud. Eine romantische Einbrecheri«. Brünn und Um gebung wurden in der letzten Zeit von einer Räuber bande unsicher gemacht, die zahlreiche Stahlfächer aus brach und Bargeld und Gegenstände im Werte von über 100 000 Kronen raubte. Unter den nunmehr verhafteten Einbrechern befindet sich auch eine Gym nasiastin namens Cäcilie Barak, die sich in einen der Verbrecher verliebt chatte und seinetwegen ihre Studien aufgegeben chatte. ttzia VWküchtutsttter verhaftet. Dieser Lage wurde der KürgerMfttp der Gemeinde Drazkowitz bei Parvübitz iu der Tschechoslowakei, der tschechische Na- tionäkfvzialist Hemerka, wegen Veruntreuung städti scher Gelder verhaftet. Hemerka ist in der letzten Zett wiederholt in einer Bar in Pardubitz gesehen worden, wo er in lustiger Gesellschaft große Beträge vergeUveie. Eine Untersuchung deckte seine Unter- schLgüstgen auf, worauf Hemerka in Hast genommen würde. »Mue Nachrichten. * Der internationale Hotelbesitzerverein hält vom 16. HM Ist Oktober in Köln «inen Kongreß ab, der gleichzeitig M JubtlSamSkongreb anläßlich des 60. Jahrestages der Gründung des Vereins begangen wird. * Der stnnttche Dampfer „Kuru", bet dessen Unter- d-n Tad fanden, ist geborgen und nach »«WWMt in» Dock geführt worden. DK Untersuchung yar ergeben, daß das Unglück ausschließlich durch dl« schiech« Konstruktion des Schiffes verursacht worden ist. * 2000 Bergarbeiter des Bezirks Bvrtnag« in der Pro vinz Hennegau in Belgien haben die Arbeit niedergetzat, da sie mit der letzten Lohnerhöhung von 3 v. H. sich mW einverstanden erklären. * Die Ueberschwemmung der Newa nimmt einen immer größeren Umfang an. Sie hat bis jetzt neun TodesopM gefordert. * In Taschkent ereignet« sich ein Erdbeben, das über zwei Minuten anhielt. Mehrere Häuser stürzten ein. BF jetzt sind vier Tote und sieben Verletzte zu verzeichnen. Sturm über Nordland. Unübersehbarer Schaven in Lettlaiw. Drei Tage wütete über Lettland ein Sturm, der wiederholt ein Stärke von 22—30 Sekundenmetern erreichte. Er hat überall unübersehbaren Schaden angerichtet. Das Wasser der Düna ist durch den Sturm weit über normal gestiegen. Die Straßen in niedrig gelegenen Ufergebieten sind überschwemmt. Auch auf dem Meer hat der Sturm Opfer gefordert. Bei Donesnaes ist der deutsche Segler „Erne stine" auf eine Untiefe geraten. Nur mit großer! Mühe gelang es, die neunköpfige Besatzung in Ret tungsbooten zu bergen. Die lettländischen Küstenfunk- stationen haben SOS-Rufe eines deutschen Dampfers empfangen, der sich, wie man annimmt, zwischen Got land und Libau in Seenot befindet. Der Name des Dampfers konnte bisher nicht festgestellt werden. Meh rere lettländische Segelschiffe gerieten ebenfalls in schwerste Seenot und konnten zum Teil nur unter Verlust ihrer Deckladung von Seeschleppern gebor gen werden. Bei Bergungsarbeiten ertrank bei der Festung Dünamünde ein Soldat. Schiffsnnfäll« an der finnischen Küste. Auch an der finnischen Küste haben die Stürme der letzten Tage eine Reihe von Schifssunglücken her beigeführt. Das deutsche Bugsierboot „Titan", das sich auf dem Weg von Petersburg nach Lübeck befand, sandte in der Nähe der estnischen Küste Hilferufe aus, die in Hangö (Südfinnland) ausgesangen wurden. Von den drei Schleppkähiven dos „Titan" hatte sich der eine losgerisse» und trieb ins Meer hin aus, da das Bugsierboot die beide» anderen Schlepp kähne nicht im Stich lassen und Hilfe bringen konnte. Auf dem abgetriebenen Schleppkahn befanden sich meh rere Mann Besatzung, über deren Schicksal nichts be kannt ist. Ter Bergungsdampfer „Meteor" ist von Re val abgegangen, um nach dem Schleppkahn zu suchen. Weiterhin ist der estnische Dreimaster „Fales" bei Frederikshavn gestrandet; da der Wasserspiegel stark gefallen ist, wird das Schiff wrack werden. Obwohl sich zwei Bergungsdampser in der Nähe befinden,'war es bei dem hohen Seegang noch nicht möglich, die Be satzung zu retten. Der bet Norrskär an der finnischen Küste gestran- strandete griechische Dampfer „Diamantis" ist durch die Sturmflut wrack geworden, so daß keine Bergung mehr möglich erscheint. Die dreißig Mann starke Besatzung mußte die Nacht zum Mittwoch auf dem mit Master gefüllten Schiff verbringen, da kein Ret tungsboot bei dem hohen Seegang Hilfe bringen konnte. — Schließlich ist ein Zollschiff bei Brahestad gestrandet. Das Schicksal des „Haakon VII." Nach Meldungen aus Oslo ist man bisher mit der Bergung des bei Flörö untergegangenen Küsten dampfers „Haakon VII.", aus dem ein Taucher in der vorigen Woche die Leiche des Handelsreisenden Appelt aus Berlin herausgeholt hat, immer noch nicht weitergekommen. Dies ist zum Teil auf anhaltend un günstiges Wetter, zum Teil daraus zurückzuführen, daß die an der Unglücksstelle weilenden Bergungs dampfer inzwischen anderen beschädigten Schiffen Hilfe bringen mußten. Nun sollen jevoch von Frederikstav aus zwei schwere Hcbesahrzeug« an die Unfallstell« geschleppt werden, was bet ungünstigen Wetterverhältnisfen längere Zeit in Anspruch nehmen kann. Bis zur Bergung des Wracks dürfte also noch geraume Zeit verstreichen, um so mehr, als das Schiff sich in einer Lage befindet, die Vie Anwendung der Hebefahrzeuge erschwert. Li« Räumung des Rheinländer. Unsere Kartenskizze gibt einen Ueberblick über die Zoneneintetlung des Rheinlandes. Während di« erste Zone bereits frei ist, hat man mit > der Räumung der zweiten in den letzten Wochen begonnen, so daß bestimmungsgemäß die letzten Truppen das Gebiet bis zum 30. November d. I. verlassen büchen werden. Die Räumung der letzten Zone soll vi^ 30. Juni 1830 durchgeführt sein. X . Sklarek-Ausschutz eingesetzt, vom Preußischen Landtag. — Unterbrechung den Plenarberatungen bis Mittwoch. — Berlin, den 17. Oktober 1929. Der Preußisch« Landtag führte heute die ArüK« spräche über die oeutschnationalen "Anträge zu "Endy und vertagte sich dann aus Mittwoch nächster Woche« Am Mittwoch wird der Landtag über die Anträge, insbesondere auch über den Mßtvauensantrag, ab-« stimmen. Im übrigen soll in nächster Woche auch die Notverordnung über die Verlängerung der Real-« steuergesetze zur Erledigung kommen. Am Don-« nerstag will sich der Landtag bis zum 26. Novern-- ber vertagen. Im Verlauf der heutigen Sitzung setzte der Landtag auch eilten parlamentarischen Untersuchungs ausschuß zur Prüfung der Sklarek-Affäre ein, Vent nach Vorschlag des Aeltestenrats 29 Mitglieder an« gehSren sollen. Eine Abstimmung über den Antrag war nicht erforderlich, da »ach der Verfassung sein« Unterstützung durch ein Fünftel der Stimmen genügt« Hierfür reichten die Stimmen der Antragsteller —< Teutschnationale und Wirtschaftspartei — allein. Vor der Fortführung der Generaldebatte san-« den dann noch verschiedene Anträge Annahme, u. a« wurde beschlossen, in größerem Umfange Berufsver-« treter der Landwirtschaft zur Feststellung von Wit-« terungsschäden hinzuzuziehen. Razzia auf Alkohol. Riesiger amerikanischer Alkoholschmuggler-Konzern in Amerika auSgehoben. Gegen eknen riesigen Alkoholschmuggler-Konzern, der Bureaus, Lagerhäuser, Docks und eine ckigene Kurzwellenstation an der atlantischen Küste im Staate New Jersey besitzt, haben Prohibitionsbeamte und Polizeitruppen eine überraschende Razzia unternom men. Die Beamten wurden zur Umzingelung eines fest verbarrikadierten Hauses zusammengezogen, das fünf Meilen von der Küste gelegen ist und von dem man die Küste weit übersehen kann. Das Haus diente als Hauptquartier der Schmuggler. Es ist mit zahlreichen unterirdischen Ausgängen versehen und besitzt ausgedehnte Kellereien. Auf dem Dachbove» faude» Vie Truppe,» eine Batterie von Maschiueikgewehren unv ein« große Menge Munition unv Ausguck mit Teleskop. Nach« vem Vie Beamten Vie anwesenven Mitglieder ses Syndikats verhaftet hatten, nahmen sie von ver ent kernt gelegene» Funkstation Besitz, noch bevor ver Funker, ver in ständiger Verbindung mit sechs dem Konzern gehörigen S.hmnggelschiffen stand, ein War- nungszciche» ausscnve» konnte. Die ganze Aktion kam so überraschend, daß nie-! mand Widerstand leistete. In den New Docker Ge-i schäftsräumen des Konzerns wurden bis jetzt 35 Pe» sonen verhaftet. Die in den Warenlagern vörge-« fundenen Vorräte belaufen sich auf mehrere Hun-« derttausend Dollar. Der Kapitalwert der dem Kon-i zern gehörigen zahllosen Eilboote, Häuser, Docks und der Flotte von sechs Motorschiffen beträgt etwa eine Million Dollar. Ein Student als Ränder. Dreister Ra»bversuch an einem Kraftwagenführer« In der Nacht wurde auf der Landstraße zwischen Mainz und Wiesbaden ein schwerer Raubversuch ver übt. Ein junger Mann, der sich am Mainzer Haupt bahnhof ein Mietsauto genommen hatte, versuchte wäh rend der Fahrt den Lenker mit getränkten Tüchern zu betäuben und zu berauben. Ter Wagenführer bemerkte aber vaS Vorhaben« schlug dem Täter ei» Tuch, das mit einer wider lichen Flüssigkeit getränkt war, ans der Hand und sprang ans Sern Auto. Der Fahrgast stürzte ihm nach uns schlug ihn nieder. Vorübergehende verfolgten den Täter, faßten ihn und übergaben ihn der Polizei. Es stellte sich her aus, daß es sich um einen Studenten aus Marburg handelt, der versucht hatte, sich durch den Raub Geldmittel zu beschaffen. rin Symbol der Tuge«». In Wien wurde daS erste Denk mar für «in» Hausangestellte enthüllt, die die Kinder ihres Dienstherren mit dem Einsatz ihres Lebens vor dem kleberfahren rettet«. Die Inschrift lautet: Hausgehilfin Margarete MaNhardt opferte ihr Leben für di« Rett»»» pveier Kinder.