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vrage. Rach einer Ehrun.g des verstorbenen deutschen Außenministers Dr. Stresemann führte er aus, es han dele sich nicht um die Einigung Europas, sondern nur nm die Frage der Zusammenarbeit. Briand wolle dem Völkerbund 1920 einen entsprechenden Plan unter- bre..n. Ter Plan werde sich aber weder an das amerikanische, noch an das schweizerische Vorbild an- lehncn. Eher werde er Anregungen vom deutschen Zollverein annehlnen. Zum Schluß äußerte Herriot noch, die Zollmauern müßten niedergelegt werden, außerdem müsse die Arbeitslosigkeit entschieden be kämpft werden, weil sie Gefahren für den Staat herauf- beschwöre. Germersheim wird geräumt. Abmarsch eines französischen Bataillons. — Ränmuugs- cutschließung der Landgemeinden. Wie aus Germersheim berichtet wird, hat jetzt in Anwesenheit des Generals Guillaumat das 2. Bataillon des 171. Infanterieregiments die Stadt verlassen. Tas Bataillon wurde mit der Bahn über Landau—Weißen burg nach seiner neuen Garnison Besancon befördert. Der aus sechs Personenwagen und 41 Materialwagen bestehende Näumungszug führte etwa 400 Mannschaf ten und Offiziere und die Bagage des Regiments mit sich. Der Abzug geschah ohne jegliche Formalität. Man rechnet damit, daß der zurückbleibende Teil des Re giments, der etwa 800 Mann stark ist, im Dezember abbefördert werden wird, so daß Germersheim noch in diesem Jahre geräumt werden würde. Ter Vorstand des Landgemeindetags West, der Spitzenorgantsation der westlichen Landgemeinden, tagte in Düsseldorf und sprach sich für die baldige Durch führung des endgültigen Finanzausgleichs aus. Ser Preußische Laubgemeindetag West nahm dann einstimmig eine Entschließung an, in der er die nach langen Jahren drückender Not endlich bevorstehende Befreiung der Rheinlands von der Last der Besetzung mit freudiger Genugtuung begrüßt. Angesichts der übergroße« Opfer, welche die durch die langjährige ! Besatzung schwer leidenden Gemeinden hätten brin gen müssen, erscheine es als besonders dringende Auf- , gäbe, daß Reich und Länder durch eine alsbaldige umfassende und großzügige Entschuldungsaktion für ihre finanzielle Entlastung Sorge tragen. Tie Fürsorgemaßnahme« für das besetzte Gebiet. Im preußischen Landtag nahm der Ausschuß für die westlichen Grenzgebiete einen Antrag an, wonach das Staatsministerium ersucht wird, innerhalb von sechs Monaten dem Landtag einen Plan der gegen wärtig im Gange befindlichen Fürsorge-Maßnahmen für das besetzte Gebiet vorzulegen. Ferner wurde ein Antrag der Deutschen Volkspartei zugunsten des Aachener Grenzgebietes Angenommen. Das Verbot des Stahlhelms. Rach Fühlungnahme mit dem Auswärtigen Amt zustandegekommen. Von zuständiger Stelle wird erneut darauf hin gewiesen, daß das Verbot des westfälischen Stahlhelms durch die preußische Regierung unter Mitwirkung der zuständigen Reichsbehörden, nämlich des Reichsinnen ministeriums und des Auswärtigen Amtes, zustande- gckommen sei. Eine Sitzung des gesamten Reichskabi netts habe dagegen nicht stattgefunden. Grzesinski-Rede Ln Düffeldorf. Grundsteinlegung deS Polizeipräsidiums. — Abschluß der Polizciwcche. Anläßlich der Grundsteinlegung des neuen Ge bäudes des Polizeipräsidiums in Düsseldorf hielt der preußische Minister des Innern Grzesinski eine Rede, in der er u. a, in dem Bau des neuen Gebäudes einen Ausdruck unbeschränkter staatlicher Oberhoheit in diesem so hart umkämpften Gebiet sah. Der Mi nister fuhr fort: Ich brauche hier nur daran zu erinnern, welche Kämpfe noch vor wenigen Jahren in Düsseldorf, im Rheinland tobten, als wirtschaftliche Not und Be satzung durch die fremden Truppen staatliche Bande d^r Ordnung auseinander zu sprengen drohten. Wer hätte damals geglaubt, daß wenige Jahre darauf wir uns anschicken könnten, den Bau eines staatlichen Po lizeipräsidiums zu beginnen. Mehr als alles andere ist dieses ein Zeichen des großen politischen Fort schrittes, den uns die letzten Jahre gebracht haben. Uno die kommenden Monate vollenden nunmehr das, was begonnen ist: Tie Räumung der noch heute besetzten Gebiete. Im Anschluß daran hielt der Innenminister die Schlußrede auf der zehnten preußischen Polizeiwoche in Düsseldorf. Minister Grzesinski behandelte die neue Stellung der Polizei im Staate und unterstrich die Not wendigkeit des Hand-in-Hand-arbeitens der Polizei mit der Bevölkerung. Politische Rundschau. — TaS Schulschiff des Deutschen Schulschiffvereins „Deutschland" wird nach Ausbesserung der letzten Be schädigungen am 16. d. M. seine Wtnterreise antreten. :: Strescmaun-Gcdächtuisfcicr in Hamburg. Ter Landesverband Hamburg der Deutschen Volkspartei ver anstaltete eine Trauerfeier für Tr. Stresemann. Der Senar war fast vollzählig erschienen; ferner waren zahl reiche Vertreter der Reichs- und Staatsbehörden sowie BürgerschastSabgeordnete der verschiedensten Parteien anwesend :: Zwei Vorstandsmitglieder der Kricgsgräber- fiirsorge haben vor kurzem die deutschen Kriegsgrab- stättcn von den Vogesen über Verdun, Chalons sur Marne, Reims, Laon, Noyon, bis hinauf nach Arras und Lille besucht und dabei festgestellt, daß die um fangreichen Bau- und Pflanzarbeiten des Volksbundes gut vorwärtsgekommen sind. Alle Gräber auf den bisher ausgestalteten Ehrenstätten machten einen ge- p,i gten, würdigen Eindruck. :: Strafverfolgung preußischer Landtagabgeord neter. Ter Geschäftsordnungsausschuß des preußischen Landtags genehmigte die Strafverfolgung von sechs! kommunistischen Landtagsabgeyrdneten, die bei den Maidemonstrationen zum Widerstand gegen das Po lizeiverbot aufgefordert hatten. Ferner wurde di« Strafverfolgung des Nationalsozialisten Kube genehmigt. > :: Schnlungswoche des Vereins für das Lettisch- tum im Auslande. Tie akademischen Gruppen des Ver eins für das Deutschtum im Auslande veranstalteten in Wartha (Schlesien) eine Schulungswoche, an der Vertreter aller deutschen Hochschulen teilnahmen. — j Rundschau im Auslände. * Die französische Regierung plant die Abschaffung der - zwSlfprozcntigen Luxussteuer für Automobile. * Nach einer Meldung aus Tampico ist der Führer der aufständischen Parteien in Mexiko, Aurelio, der die ! Prüsidentschaftskandidatur Vasconcellos verteidigte, von j seinen politischen Gegnern ermordet worden. ! * ; Moskau prüft den deutsche« Vorschlag. j * Wie aus Moskau gemeldet wird, hat der Rat i der Volkskommissare beschloßen, den Vorschlag der Reichs- ? cegierung- zur Freilassung der russischen und chinesischen Gefangenen dem Autzenkommissariat zur Prüfung zu über- ! mitteln. Die Antwort der Sowjetregierung auf den deut schen Vorschlag werde davon abhängen, welches Urteil das » chinesische Gericht am 15. Oktober in Charbin gegen die 37 sowjetrussischen Angeklagten fällen werde. Falle das Urteil ungünstig aus, so werde die Sowjetregierung den deutschen Vorschlag ablehnen und zu weiteren Zwangsmaßnahmen schreiten. Rundfunk und Volksbegehren, xünf weitere Ministerrsde«. — Eine Erklärung des Reichsausschusses. Im Rundfunk werden in den nächsten Tagen noch folgende Persönlichkeiten über das Volksbegehrengegen ' den Moungplan sprechen: am Sonntag Reuhsiustiz- z Minister v. Guörard, am 15. Ministerpräsident : Braun, am 18. Reichsernährungsminister Dietrich- ! Baden, am 20. Staatsminister Grzesinski und am ! 22. Reichspostminister Schätzel. ' Der Reichsausschuß für das Volksbegehren teilt mit, seine Forderung, ihm Gelegenheit zu einem Rund- sunkvortrag zu geben, sei von den Sendern abgelehnt Segen üblen Munögsrucst. „Ich will nicht versäumen, Ihnen Mitteilung zu machen, daß ich seit dem Gebrauch Ihrer Zahnpaste „Chlorodont" nicht nur reine weiße Zähne besitze, sondern auch den bei mir sonst üblen Mundgeruch verloren habe. Ich werde Ihr „Chlorodont" auss beste empfehlen." Eez. E. G., Mainz. — Ueberzcugcn Sie sich zuerst durch Kauf ! einer Tube zu vO Pf, große Tube l Alk. Chlorodont-Zayn- s bürsten 1.25 Mk., für Kinder 70 Pf. Chlorodont-Mund- wasser 1,25 Mk. Zn haben in allen ChlorodonlVcrkaufs- ' stellen. , morden. Nach einem Hinweis auf das Scheiteln der i Verhandlungen über Zwiegespräche stellt der Reichsausschuß die Forderung auf, mindestens einen s Vortrag, der genau 7o wie die der Minister auf alle ! Sender zu übertragen sei, Palten zu können. Erst j wenn dieser Forderung Genüge geleistet sei, könne - Ser Reichsausschuß der Frage der Zwiegespräche wie- s ser nähertreten > Tee Stahlhelm erhebt Protest. Der Bundesranzler des Stahlhelms hat an den preußischen Innenminister ein Schreiben gerichtet, wo rin gegen die Beschlagnahme von Kassenbeständen, Fahnen, Abzeichen, Rundschreiben u. dergl. prote stiert wird. Auf Grund des dem Verbot zugrunde gelegten Gesetzes dürften nur Militärwafsen beschlag nahmt werden. Die Deutschnationalen haben im Reichstag und im Preußischen Landtag neue Anträge ! gegen das Verbot des Stahlhelms eingebracht. KommunistenkrawM in Kiel. Rotsronttämpfer dringen mit einer roten Fahne in z das Oberlandcsgericht ein. Der zweite Zivilsenat des Oberlandesgerichts Kiel f verhandelte am Freitag einen Prozeß, den die Schles- ! wig-Holsteinische Höfebank gegen eine Anzahl Personen ! aus Schwartbuck bei Litjenburg in Holstein wegen Nichtzahlung von Pachtzins angestrengt hatte. Tie j betreffenden Bauern hatten sich seinerzeit mit den i Kommunisten angefreundet. Während der Verhandln«« zcg plötzlich ein Trupp von etwa 100 Rotfrontkämpfern mit einer roten Fahne vor das Gebäude des Obcrlandesgerichts, stürmte die Treppe« empor und war, ehe es die Justtzwacht- f meister verhindern konnten, mit der roten Fahne im Sitzungssaal, wo die Verhandlung durch lautes Joh- j le« und Rufen gestört wurde. Brr Vorsitzende, Vize- ! Präsident Tr. Matthicßen, hob Vie Sitzung sofort auf. , Tas Gericht verließ den Sitzungssaal. Das herbei- ' gerufene Ueberfallkommaitdo, das in wenigen Minuten ! . zur Stelle war, räumte den Sitzungssaal und das Ge- ; richtsgebäude. j Haussuchung im Fall Sttarek. ! Vernehmung einer Kontoristin der Sklarets. — Tie Rechnung für die Pelzjacke. j Di« Berliner Kriminalpolizei nahm im Fall Skla- ! ! rek eine neue Haussuchung vor. Ihr war mitgeteilt : i worden, ein Verwandter der Sklareks habe mehrere j ! Nhriften aus dem Büro der Kleider-Vertriebs-Gesell- § , jchaft nach den Bodenkammern gebracht. Bei der Haus- s I suchung wurden Schriftstücke beschlagnahmt; abgesehen s ! von den Bodenkammern wurden auch die Kellcrräume durchsucht. i Nach beendetem Verhör der drei Brüder Sklarek vernahm die Kriminalpolizei eine Kontoristin, die bei der Kleidervertriebsgesellschaft angestellt war. Tie Kon- ! toristtn erklärte, an Frau Böß sei eine Nerzpelzjacke - geliefert worden, für die die Firma Sklarek 4000 . t Mark an den Hersteller bezahlt hätte.' Tie Konto - toristtn fügte hinzu, ihrer Erinnerung nach seien der Frau des Oberbürgermeisters 400 Mark in Rechnung gestellt worden; von dem Eingang dieses Geldes sei ihr nichts bekannt. Einzelhandel zum Fall Sklarek. Die Hauptgemeinschaft des deutschen Einzelhan dels betont in einem Schreiben an die zuständigen Reichs- und Staatsstellen, die Vorgänge im Fall Sklarek hätten erneut die Notwendigkeit des freien Wettbewerbs erwiesen. Der Einzelhandel fordere da her die Beseitigung aller städtische« Anschaffungs- aeseklschasten «ud die Aufhebung der Mowopolver- träge. Magistrat gegen Stadtverordnetenversammlung. — Böß nicht zurückberufen. — Berlin, 12. Oktober. Wie nunmehr mitgeteilt wird, hat der Magistrat es abgelehnt, den Beschluß ver Stadtverordnetenversammlung, Oberbürgermeister Böß zurückzuberufen, beizutreten. Es wurde lediglich beschlossen, Böß von der neuesten Wendung der Dinge ausführlich zu informieren. Dieser Beschluß ist be reits auSgesührt. Abschluß des Theaterprozeffes. Die Strafanträge des Oberstaatsanwalts. Im Oppelner Thoaterprozeß beantragte der Ober staatsanwalt Wolf gegen neun Angeklagte insgesamt 50 Monate Gefängnis, gegen einen Angeklagten Ver weis und für zehn Angeklagte forderte er Freispre chung. In seinem Plädoyer erklärte er, es sei un zutreffend, wenn von polnischer Seite behauptet werde, Sic Ueberfülle seien von langer Hand vorbereitet wor- oen. Der Gedanke, handgreiflich zu werden, sei aus ser ganzen Erregung erst impulsiv entstanden. Er hebliche Teile der Bevölkerung hätten in dem Polni sche« Gastspiel eine politische Propagandaaktton er blickt. Die Verteidiger der Angeklagte« kennzeichnete« sie Uttttlaubwürsigkeit der polnische« Belastungszeuge« und verwiese» auf die Leiden und Vergewaltigungen der Deutschen während des Abstimmungskampfes. Die Erinnerung Hiera« fäße fest i« den Herze« aller Grenzbewohner. Die Schuldige« feien drüben z« suchen, wo man die deutsche Minderheit bedrücke und Haßgesäuge anstimme. Die Verteidiger beantragten Freisprechung bezw. Zubilligung von Bewährungsfrist. - --- -- Z Dreieinhalb Monate Gefängnis. Tas Urteil gegen die Komtesse Monroy. Tas Schöffengericht Berlin-Lichterfelde verkündete ;egen die Komtesse Helga von Monroy folgerLes Lrteil: „Tic Angeklagte wird wegen Diebstahls in einem Halle und wegen schwerer Urkundenfälschung und zu gleich Betruges zu einer Gefängnisstrafe vo« dreiein halb Monaten verurteilt." Tvr Staatsanwalt hatte sechs Monate Gefängnis beantragt. Der Angeklagten wurde eine dreijährige Bewährungsfrist zugebilligt. Tie Angeklagte sowohl als auch der Staatsan- valt verzichtete auf die Berufung, so daß das Urteil wfort rechtskräftig wurde. Böß denkt gar nicht daran. Ter Berliner Oberbürgermeister lehnt sofortige Rück kehr nach Berlin ab. Auf Grund eines Beschlusses der Berliner Stadt verordnetenversammlung hat der Magistrat den Ober bürgermeister Böß telegraphisch aufgefordert, sofort von Amerika nach Berlin zurückzukehren, damit er sich wegen der gegen ihn erhobenen Vorwürfe verantworte. Wie ein Kabeltelegramm aus New Nork meldet, hat Oberbürgermeister Böß erklärt, daß er trotz des Be schlusses der Berliner Stadtverordnetenversammlung seine» Rcisepla» nicht ändern nnd nicht vor dem 24. Ok tober abreise« werde. » * Um den Pelz des Oberbürgermeisters. Bei seiner Vernehmung vor dem Untersuchungs richter gab Max Sklarek von dem Pelzkauf des Ober bürgermeisters Böß eine wesentlich andere Darstellung als Herr Böß selbst. Sie lautet: Bei dem Riescnausmaß seiner Geschäfte könne er sich an die genaue Preisstellung nicht erinnern. Wenn jedoch der Mantel für Frau Böß ihn selber 4000 Mark gekostet hätte, dann hätte er sicherlich anch den Austrag gegeben, dem Oberbürgermeister die Rech nung in der vollen Höhe von 4000 Mark zuzustellen. Sollte die Rechnung aber nur auf 400 Mark gelautet haben, so könne cS sich lediglich um eineu Schreibfehler handeln, der dem Buchhalter Lehmann oder einem an- seren Angestellten unterlaufen sei. An die Abmachung, daß der Oberbürgermeister für wohltätige Zwecke 1000 Mark stiften wolle, weil ihm ser Preis für den Pelzmantel zu gering erschienen sei, konnte sich Sklarek nach seiner Behauptung nicht erinnern. Mord an einem GutsinspekLor? Auf der Chaussee von Wegelagerern überfallen? Am 8. September fand man den Gutsinspektor Königsdversfer aus Borkow in Mecklenburg-Schwerin unweit seines Hauses neben einem Wasserloch schwer verletzt bewußtlos aus. Sein beschädigtes Motorrad lag abseits auf der Chaussee. Man glaubte an ein Motorradunglück des In spektors und ließ die Sache auf sich beruhen. Als Königsdversfer im Rostocker Krankenhaus einige Tage nach dem Vorfall aus seiner Bewußtlosigkeit erwachte,