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Weitzeritz-Jeilung Tageszeitung W- Anzeiger sür Di-poMswal-e, Schmieöeberg «.A, »e, «mkshaüplmannschafl» »es «mtsgerichk» im» »e» SMöwa« zu Dippol-iswal-e Montag, am 4. November 1929 95. Jahrgang Nr. 257 Auzeigenpreit: Die 42 MMmeler -rette Petttzette 20 Neichtpseimige. Eingesandt «nd N«klam«ii SO Neichtpfenn-ig« Bezog«prel«: Für «in«n Monat 2.20 NM. mit Zutragen, einzeln« Nummern IS Reich»- ! Pfennige :: Gemeinde - Verband» - Girokonto i Nr. 8. :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde , Nr. 403 Postscheckkonto Dresden 12848, Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Ein trüber Herbstsonntag, fast schon Winterlich rauh, Nebel aus den Höhen des Erzgebirges, hatte den Bekkehr, der sonst auf Eisenbahn und Straßen liegt, we sentlich herabgesetzt. Die Züge Waren nicht mehr so wie sonst besetzt, nicht mehr in langer ununterbrochener Kette rollten Lie Privatkrastwagen talaus und talab, auch die Kurse -er staatlichen Kraftwagenverwaltung konnten'meist von nur einem Magen bewältigt werden. Man blieb lieber in Ler Stadt. Theater und Kino finden Wie-er mehr Besucher, auch die Gaststätten werden wieder besser besucht. Lebhafter war der Berkehr nur nach den Orten, die Kirchweihfest feiern konnten. Dort herrschte besonderer Trubel. Acht Tage noch, dann wird auch bei uns Kirmes gefeiert werden. MppoldlSwalde, 4. November. Alljährlich im Herbst tritt der Arbeitergesangverein „Liederkranz" mit einer Ver anstaltung vor die Öffentlichkeit, so gestern abend wieder. Der Schützenhaussaal war gut besetzt. Die Chöre sind gegen früher eher schwächer geworden, soweit der Männerchor in Frage kommt, zweifellos eine Folge der ungünstigen wirb schaftlichen Verhältnisse, die unter der Jndustriearbeiterschaft am nachdrücklichsten sich auswirken. Das Gegenteil aber muß von den Leistungen gesagt werden. Die, die die Gesänge aus- wählten, hatten es den Sängern und dem Liedermeister Bernau wahrlich nicht leicht gemacht. Manchmal — besonders im 1. Teile — erreichten die Schwierigkeiten die Grenze des über haupt Möglichen. Aber mit eisernem Fleiß wurden sie über wunden. Rückhaltlose Anerkennung verdient, was unter Bernaus Leitung aus dem Männer- und auch aus dem Frauenchore geworden ist. Welches Gewicht beim Singen auf das „Wie", auf Akuratesse gelegt wird, kam in fast ergreifender Weise z. B. zum Ausdruck in dem Pianissimo am Schluß des I. Teiles, das schlechthin feierlich stimmte. Auf Einzelheiten eingehen? Nein! Der Gesang war als Ganzes eine sehr, sehr gute Leistung. Eine weitere Steigerung wird schwer sein. Eine besondere Anziehung bei den „Liederkanz"-Konzetten übt die Tänzerin Hanna Günther aus. Wie sie in die Herzen des Publikums sich „hineingetanzt" hat, zeigte der Beifall schon bei ihrem Auftritt, sich steigernd nach den Tänzen fast zur Raserei am Schlüsse, wo eine Zugabe erzwungen wurde. Atemlose Aufmerksamkeit fanden der zackige Auftakt, wie das ernste Nocturne, der liebliche Walzer, wie die heiter stimmende Groteske. Und so wurde die gesamte Veranstaltung in künst lerischer Hinsicht ein Ruhmesblatt sür die Vereinschronik des .Liederkranz",- möge sie auch in finanzieller Hinsicht be friedigen. MppolLiswalLe. Nächsten Donnerstag, den 7. Nevember, abends 8 Uhr, wird der Frauenmissionsverein in der Reichskrone seinen Familienabend hallen wie meist um diese Zeit. Diese Abende haben immer eine besondere An ziehungskraft ausgeübt, nicht bloß, weil schon die ganze äußere Art und Aufmachung berührt und weil jedesmal gute musi kalische Unterkaltung geboten wird, sondern vor allem, weil sie interessante und wertvolle Borträge zu bringen pflegen. Das wird auch diesmal der Fall sein. Pfarrer Richter aus Kreischa hat freundlichst Vortrag zugesagt: „Auf den Höhen des Oelbergs". Dort in Jerusalem fand voriges Jahr die hochbedeutsame Missionskonserenz statt, die von weißen und farbigen Missionsvertretern aus aller Welt besucht war und die Aufmerksamkeit der ganzen Well auf sich gezogen hat. Don ihr wird Pfarrer Richter anschauliche Bilder geben. Jeder- mann, der für wichtige Vorgänge in unseren Tagen Interesse hat, ist zu diesem Abend herzlich willkommen. (Siehe Ein ladung.) Schmiedeberg. In einfacher, schlichter Weise, mehr als ein Familirnabend, feierte am Sonnabend im Saale von Marsch ners Gasthof der Männergesangverein „Eisenwerk" sein 3 5. Stiftungsfest. Die Begrüßungsworte des Vor sitzenden O. Starke fanden im Sängerspruch der Aktiven ein harmonisches Echo. Hieran schloß sich eine Ehrung des Sangesbruders E. Machner für seine 25 jährige Zugehörigkeit zum Verein als aktiver Sänger. Unter herzlicher Beglück wünschung und mit der Bitte, auch weiterhin die alte Treue bewahren zu wollen, überreichte der Vorsitzende dem Jubilare als sichtbares Zeichen der Wertschätzung ein Geschenk. Das unter bewährter Leitung Liedermeisters Oppelt dargebotene abwechslungsreiche Programm wickelte sich in allen Teilen j erakt und wohlgelungen ab. Sämtliche Männerchöre kamen wirkungsvoll zum Ausdruck. Sie zeugten von einer gründlichen s Durcharbeitung bis ins Kleinste. Als besondere Leistung ver- j dienen die Solovorträge Sangesbruders Köhler hervor- , gehoben zu werden. Er sang unter Klavierbegleitung das ! Kirschenlied aus der Operette „Puffer!" und „Sei gegrüßt du lauschige Nacht" aus der Operette „Die Landstreicher". Beide Darbietungen ernteten großen Beifall. Als jugendlicher, angehender Künstler erwieß sich Musikschüler Rudolf Zetzsching durch sein vortreffliches Violinenspiel, das die Zuhörerschaft zum lebhaftesten Beifall Hinriß, bis schließlich noch eine Zu gabe erfolgte. Das von Frl. H. Starke und Herrn K. Köhler gesungene komische Duett aus der polnischen Wirtschaft: „Ich bin von Land ein tralles Kind", verfehlte ebenfalls nicht seine Wirkung. Es zeugte von großer Vortragsgewandtheit. Rechten Humor und allseitige Heiterkeit bewirkten zum Schlüsse der Einakter: „Leinweber Dunseis Ausflug mit seiner Pauline in die Sächsische Schweiz". Die Mitwirkenden verstanden es, durch die Ausführung ihrer Rollen die Anwesenden zu herz lichem Lachen hinzureißen. Der Tanz, dem man allseitig huldigte, hielt die Teilnehmer noch einige Stunden in frö^ sicher Stimmung beieinander. Oelsa. Die Wetterbeobachtungen Ler Volksschule ergaben im 3. Quartal 1929 folgende Durchschnittszahlen (in Klam mern die vorjährigen Zahlen): Wärme: Juli 18V» GraL (18'/« Grad), August 17V« Grad (17 Grad), September 13 Grad (12V° Grad). Die höchsten Tagestemperaturen brach ten 21. und 23. Zull mit 33 Grad im Schatten, die tiefste Nachttemperatur hatte Ler 23. September mit 0 Grad. Der Sommer War also im Durchschnitt nicht so sehr warm, wie allgemein angenommen wird. Der Ausgleich ist Lurch Lie klaren Nächte mit relativ niedriger Temperatur geschaffen worLen. Ms Seltenheit ist zu erwähnen, Latz -er 5. Sep tember eine Tagestemperatur von noch 30 Grab brachte. Niederschlag: Juli 51 Millimeter (22 Millimeter), August 58V- Millimeter (75V- Millimeter), Septemper 20V- Milli meter (36V- Millimeter). 26 Tage mit Negen, 8 Gewitter und 66 schöne Tage. Die Niederschlagsmenge ist also noch geringer als im vorjährigen trockenen Sommer. Glashütte. Der M.-G.-V. Sängervereinigung beging am Sonnabend im Hotel Stadt Dresden sein 33. Stiftungsfest durch Konzert und Ball. Die allgemeine schlechte wirtschaft liche Lage blieb auch hier nicht ganz ohne Einfluß auf die Beteiligung. Unter der anerkennungswerten Leitung des noch jugendlichen stellvertretenden Liedermeisters Hermann Illig, der schon längere Zeit den durch Familienkrankheit verhinderten Chormeister Walter verkitt, wurden Männerchöre, gemischte Chöre und Doppelquartetts geboten und fanden reichen Beifall. Nicht minder stark war der Beifall sür die Solisten für Cello und Klavier (O. Kohl und P. Gollmann). Begrüßungs- und Ermahnungsworte vom Vorsitzenden des Vereins P. Illig und stellvertretenden Gruppenvorsitzenden F. Esller wurden ausgetauscht. An zwei verdiente Mitglieder konnte für 25 jährige Treue das silberne Vereinsehrenzeichen verabfolgt werden (O. Thiele und Br. Lehmann). Glashütte. StaLtv« r orL net« ns ihung. Aus Vor schlag LeS Finanzausschusses wirb Ler Beitritt zur LauLesoaufpar- «asse Sachsen einstimmig beschlossen. Der Vorsteher verlieft vor her ein Rundschreiben LeS Sachs. SporkassenverbanLes, Ler Trä ger Ler Bausparkasse ist, aus Lem als Li« wesentlichsten Punkte hervorgehoben zu werden verdienen, Lass Li« Einzahlungen monat lich zu erfolgen haben, Leren niedrigste Grenze 3000 M, Lie höchste 30000 M. ist unL verzinst werden. Unter 2. wird Lie Pacht- auskünLigung Les Hammerguispächters Dietrich verlesen. Da Lie Pacht am 1. 4. 1930 abläuft, wird Ler Bauausschuss beauftragt, Lie Bedingungen für eine Ausschreibung Ler Pacht zu beraten. Ein kurz vor Ler Sitzung eingegangener Anttag Ler Linken, Lie Gar tenbesitzer für Li« Zeit Ler Spätsommermonate von Ler Maff«r- gelL-Abvade zu befreien, La ihnen ja Lie MasserMfuhr gesperrt war, findet Annahme. Freiberg. Dem Beispiel der Stadt Freiberg folgend, hat sich auch die Stadtverwaltung Brand-Erbisdorf entschlossen, ihr Gaswerk stillzulegen und von der Gosag in Heidenau Ferngas zu beziehen. — Der Rat beschloß den Beikitt zum Zweckverband für die Landesbausparkasse Sachsen. Freiberg. Das neue Bezirkskrankenhaus wird mit einem Kostenaufwande von l,8 Mill. RM., anstatt l,2 Mill. RM., fertiggestellt. Die Ursache liegt zum Teil an der Erweiterung des Hauses. Anstatt 120 Betten können 154 Betten aus gestellt werden. Freiberg. Aus Aerger darüber, well sie bei gerichtlichen Verhandlungen wegen Streitigkeiten mit ihrer Nachbarin immer den Kürzeren gezogen hatte, steckte Lie ArbetterSehe- frau Unger in Berthelsdorf bei Freiberg Las Anwesen ihrer Nachbarin in Brand, Las vollständig eingeäschert wurde. Das Schwurgericht Freiberg verurteilte Lie Brandstifterin zu einem Jahr drei Monaten Zuchthaus. Freiberg. Sonnabend vormittag hatte sich der Zimmer mann Otto Rudolf Menzer aus MendischcarsLorf vor dem Schwurgericht zu verantworten. Menzer ist 1910 geboren. Er hat am 16. Januar d. Z. vor dem Amtsgericht Dippoldis walde falsch geschworen. Das Gericht verurteilte Menzer zu einem Zahr Zuchthaus und drei Zähren Ehrenrechtsverlust. Pfalkrorlo. Beim Spielen auf dem Gemeindegutsfeld stürzte der acht Jahre alte Sohn eines hiesigen Einwohners auf die Brust. Dem Knaben versagte anscheinend der Atem, so daß er nach wenigen Augenblicken verstarb. Lack Sckanckau. 2n einer Gruppensitzung der Sozial- > demokratischen Partei, Ortsgruppe Bad Schandau, beschäfttgte man sich, wie die „Sächsische Elbzeitung" mitteilt, auch mit den Unterschlagungen von Verbandsgeldern durch den Ge nossen und früheren Stadtverordneten Fritsche. Es wurde einstimmig der Ausschluß aus der Partei beschlossen. Wie e» heißt, soll die unterschlagene Summe 4500 M. betragen haben. Bernstadt. Einen verhängnisvollen Abschluß fand nach froher Tafelrunde Lie Heimfahrt zweier Motorradfahrer. Als sie Lie Gastwirtschaft in KunnerSdorf verließen, waren auch Lie beiden Soziussitze mit zwei Freundinnen besetzt. Dann ging es mit Vollgas Lurch verschieLene Ortschaften, auch wurden mehrere «Erfrischungspausen'' eingelegt. Plötzlich bemerkte einer Ler Fahrer, Latz sein Soziussitz leer war. Gv kehrte um und fand seine Begleiterin in Ler Nähe -es hie sigen Ratskellers, aber erst, nachdem er das auf Ler Strafte liegende Mädchen überfahren hatte (!) Die Verunglückte hat neben verschiedenen äußeren Verletzungen auch eine Ge hirnerschütterung Lavongetragen. Neustadt i. Sa., 2. November. Zn Ler Macht zum Sonn abend bog auf -er Neustadt-Sebnitzer Staatsstraße, in Ler Nähe Les «Stillen Fritz" ein Vertreter Ler Helios-Apparate, namens Viertler aus CoßmannsLorf, mit seinem Opelwagen, in Lem sich seine Braut sowie zwei befreunLete Damen be fanden- auf noch ungeklärte Meise von Ler Staatsstraße ab und fuhr gegen einen Gtratzenbaum . Der Magen wurde voll- fiändig zertrümmert und der Baum abgebrochen. Mährend Viertler und die beiden Damen leichtere Verletzungen erlit ten, wurde seine Braut sofort getötet. Die Verletzten wur den mittels Sanitätsauto nach Lem Krankenhaus gebracht. Wahrscheinlich trifft Viertler selbst Lie Schuld an Lem Un glück. Me Ermittlungen werden fortgesetzt. Nossen. Der SittlichkettsattenMer, der letzthin, wie be richtet, auf Ler Zollhausstraße bei Siebenlehn ein junges Mädchen zu vergewaltigen suchte, wurde in Siebenlehn in Ler Person eines 29 jährigen ledigen Arbeiters aus Reins berg ermittelt. Chemnitz. Zn einer Fabrik an Ler Zschopauer Straße stahl eine Arbeiterin einer Arbeitskollegin -en gesamten Wochenlohn in Höhe von 35 Mark aus der Garderobe und kaufte sich für das Geld Schuhe und Kleider. Der Polizei gelang es, die gemeine Diebin zu ermitteln und unschädlich zu machen. Chemnitz. Am Sonntag morgen brannte in der Rießer- straße ein umfangreiches Holzlager. Die Flammen schlugen aus dem drei Stockwerke hohen Tischlereigebäude empor, das Feuer drohte einen in der Nähe befindlichen Schuppen mit fettigen Tischlereiwaren in Brand zu setzen, weiterhin auch auf ein kleineres Holzlager direkt am brennenden Gebäude überzugreifen. Es gelang kotz der großen Hitze, die so stark war, daß die Drahtglastafeln eines zwischen Fabrik- und Holzlager befindlichen Glasdaches schmatzen und wie Gardinen fetzen herunter hingen, des Brandes Herr zu werden. Die Brandursache ist noch nicht festgestellt worden. Der ent- standene Sachschaden ist ganz bedeutend. Kölirsckorl. In tollem Kirmesübermut rollten am Kirmes- montag zwei aus Rabenstein gebürtige Burschen ein volles Bierfaß aus dem im Hausflur befindlichen Garderoberaum des „Lehngerichts", nachdem sie vorsichtshalber das Licht im Earderoberaum und im Hausflur ausgedreht hatten, und ließen das Faß im Straßengraben verschwinden. Der Wirt aber verstand keinen Spaß und benachrichtigte die Polizei, der es bald gelang, die Uebeltäter zu stellen. Nun wendete sich, wie so ost, das Blättchen, und die andern waren die Lachenden, mutzte doch einer der Bösewichter unter dem Hohn gelächter der sich schadenfroh ansammelnden Menge das Fatz im Schweiße seines Angesichts nach dem Gasthof zurückrollen. Orekbacst. Um die erledigte Bürgermeisterstelle unseres Ortes sind 93 Bewerbungen eingegangen. Plauen. Auf Ler Zollstraße Asch—Selb rannte in -er Nacht zum Freitag in Ler Nähe Ler Ortschaft Wildenau ein Thiersheimer Mietauto in voller Fahrt an einen Baum. Zwei Znfaflen wurden sofort getötet, ein dritter verletzt. Tot sind Ler Sohn des Besitzers und Führer Les Fahrzeuges Karl Schricker, der Sparkassenbeamt« Emil Nahm verletzt ist Ler Porzellanmaler Ernst Bauer, alle -re! aus Thiersheim. ° - — .. Wetter kör morgen: Zunächst etwas BewSlkungsverminderung, später, im Laufe Les morgigen Tages, Wiederaufkommen verstärkter Bewölkung und zum Ende des Tages unL übermorgen NieöerfchlagSneigung. Temperaturverhältnisse wenig ver ändert, jedoch in Ler bevorstehenden Nacht leichter Nacht frost. Flachland schwache, Gebirge mäßige bis ftischeMinLe: aus westlichen Richtungen.