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Schlägerei ln Lhenmih. «iergliiser «nv Stuhlbeine als „Politische Kampf, mittel". In einer Versammlung, die am Mittwoch im Thalia-Haus in Chemnitz von der Nationalsozi- listischen Arbeiterpartei einberufen war und in der Pfarrer Krieger über das Thema „Im Kamps um di« Wahrheit" sprechen sollte, kam es zu schweren Tumult szenen, da Kommunisten, die sich zu der Versammlung zahlreich eingefunden hatten, den Redner immer durch Zwischenrufe störten. Als die beleidigenden Zwischen rufe immer ärger wurde» und die Nationalsozialisten versuchte», die Störer a»s dem Saal zu drängim, kam eS zu einer Schlägerei, wobei Bicrgläser, Stüh!« und Tische benutzt wurden. Der schnell eingreifende» Polizei gelang es, dem Tumult ein rasches Ende zu bereiten. Ein Versuch des Redners, weiter zu spre chen, mißlang, und die Polizei räumte den Saal. Ser Leipziger Sinbrecherprozeß. Beginn der Zeugenvernehmung. Las Erweiterte Leipziger Schöffengericht hat die Verhandlung gegen die unter der Anklage des schwe ren Diebstahls stehenden acht polnischen Juden Aibu- schütz und Genossen fortgesetzt. Als erster Zeuge erschien der Juwelier Moritz Kanner in Leipzig. Er ist dreimal von Einbrechern heimgesucht worden. Für einen Einbruch, der am 7. November 1927 bei' ihm verübt wurde, kommt der Angeklagte Erlich alias Engel in Betracht, den man im Treppenhaus gesehen hat. Dann hat sich das Gericht mit einer außerordent lich schwierigen Zeugin, die sich Gretzschuchin nennt, und die schließlich die nach jüdischem Ritus angetraute Ehefrau des Angeklagten Citryn zu sein angibt, zu beschäftigen. Die Gretzschuchin ist ohne Paß nach Berlin gekommen und hält sich dort seit 1927 auf. Sie arbeitet nichts und behauptet, sie könne als Schnei derin keine Arbeit finden, weil sie Ausländerin sei. Der Angeklagte Citryn ist im Jahre 1928 an die französische Grenze abgeschoben worden, ist aber als bald wieder zurückgekehrt und hat sich mit seiner Frau unangemeldet bei einer gewissen Markiewiz in Berlin ausgehalten. Die Zeugin kann weder lese« noch schreiben, sie kann sich auch nicht an einzelne Daten erinnern; ihr« Zeitrechnung hält sich lediglich an Tatsache«, wie: „da mals hat mein Mann gesessen" oder „damals hat »rein Mann «icht gesessen". Ueber die Taten selbst, die den Angeklagten zur Last gelegt werden, ist aus dieser Zeugin nichts herauszuholen, das Ergebnis ihrer Ver. nehmung war aber trotzdem belangreich, denn es lie- ferte eine ausgezeichnete Schilderung des Milieus, in dem das unerwünschte Gesindel, nachdem es sich über die Grenze geschmuggelt hat, in Berlin lebt. Weiler wurde dann der Schneidermeister Mar« tiewiz aus Berlin vernommen, der selbst schon in der gleichen Angelegenheit in Untersuchungshaft ge sessen hat, und dessen Aussagen aber auch keine B» weise für die Schuld der Angeklagten zu liefern ver mögen. -SenWe Spltzeameffe la Verlla. Propaganda für die erzgebirgische Möppeltudustrie. Die deutsche Spitzenmesse, die vom 26. September bis zum 6. Okotober in Berlin stattstndet, wurde am Donnerstag durch eine Ansprache des sächsischen Wirt- schaftsministers Dr. Krug von Nidda und Falken- stein eröffnet. Unter dem Motto: „Deutsche Frauen kaust deutsche Spitzen" wird die diesjährige Messe be sonders für die erzgebirgische Klöppelindu stri« werben, zumal es der Veranstalterin, Frau Jenny v. Dewitz, gelungen ist, Spitzen geliehen zu bekommen, die aus dem ehemaligen kaiserlichen Schloß stammen und noch nie in einer Ausstellung gezeigt worden sind. Die Banken-Fusion. Einberufung der Hauptversammlungen zum 29. Oktober. Nach Abschluß der Beratungen der Aufsichtsrätr der Deutschen Bank und der Disconto-Gesellschaft wurde der Presse die Einberufung der Hauptversammlungen beider Gesellschaften mttgeteilt In dieser Versamm lung werden die Aufsichtsräte die Verschmelzung bei der Institute empfehlen. Die neue Riesenbank wird den Namen: „Deutsch« Bank und Disconto- Gesellschaft" führen. Ihr Kapital beträgt 28ö Millionen Mark zuzüglich offener Reserven in Höh« von 160 Millionen Mark. Der Umtausch der Aktten erfolgt im Verhältnis von 1:1. Ter Aufsichtsrat der neuen Bank setzt sich aus den Mitgliedern der bis herigen Aufsichtsräte beider Gesellschaften zusammen. Der bisherige Vorsitzende des Aufsichtsrats der DiS- eonto-Gesellschaft wird als Ehrenpräsident des Auf sichtsrats der neuen Bank in Vorschlag gebracht werden. Die Deutsche Bank beschäftigt gegenwärtig 13 000 Angestellte, di« Disconto-Gesellschaft 7000. Im Zu sammenhang mit der Verschmelzung dürften mehrere Grundstücke -um Berkaus gelangen; die DiSconto-Ge- fellschast besitzt in Berlin etwa 77 Gebäude. Tie Regelung der Personalfragen soll im sozialen Geiste erfolgen. Grundbesttzerkongreß in Berlin. Eröffn««- der T««««g i« Plenarsaal »eS ReichSwtrt. schaftsrates. Im Plenarsaal des RetchSwirtschaftSrates in Ber- ltn wurde der 6. Kongreß der 1923 gekündeten Inter nattonalen Union des HauS- und Grundbesitzes er öffnet. Ueber 20 Staaten haben ihre Vertreter nach Deutschland entsandt. s Die Tagung begann mit einer Ansprache des Prä, , sidenten des Zentralverbandes deutscher HauS- und ! Grundbesitzervereine, Stadtrat Josef Humar, und deS ' Präsidenten der Internationalen Union des HauS- und l Grundbesitzes, Jean Larmeroux. Präsident Humar bd> i tonte, die Internationale Union, die fünf Millionen Mitglieder umfasse, gehe von dem Grundsatz aus, daß i nur das Privateigentum die Grundlage sei, aus der man ein gesundes Staatsleben und eine produktive . Wirtschaft aufbaucn könne. Auch die Angriffe auf das Privateigentum seien international und darum müßte« > auch die Hausbesitzer, die den größten Teil des Privat- , eigentums zu verwalten hätten, ihre Rechte in der ganzen Welt geschlossen verteidigen. i Nach kurzen Begrüßungsworten des Ministerial- dirigenten Weigert und des Bürgermeisters Scholz nah- ; men die Führer der Länderdelegationen das Wort. Am j heutigen Freitag fanden Ausschußsitzungen statt, abends veranstaltet der Magistrat im Rathaus einen Enipsang. Vorschläge zum Reichsbahngesetz. « Tie Forderungen der Eisenbahner. — Die Reichsbahn j soll wieder dem Reich unterstellt werden. Anläßlich der durch den Aoungplan umzugestal- . lenden Reichsbahngesetze fordert der Hauptvvrstand der ! Gewerkschaft Deutscher Eisenbahner die Herausnahme > der Reichsbahn aus fremdem Pfand und ihre Unter- I Stellung unter den Einfluß des Reiches aus allgemein i volkswirtschaftlichen, verkehrspolitischen, sowie aus ! Gründen der Betriebssicherheit als unbedingte Not- - vendigkeit. Tas vor wenigen Tagen gefällte Urteil in s bezug auf die Verantwortung für das Münchener Eisen- ! bahnunglück beweise mit aller Deutlichkeit, daß neben unzulänglichen technischen Anlagen der bisher geübte Personalabbau und die Ueberlastung des Personals die Betriebssicherheit auf das schwerste gefährdeten. Im Interesse der Betriebssicherheit dürfe auch das Personal der Reichsbahn nicht schlechter gestellt werden als das Personal der deutschen Reichsbehörden. Beginn des Eckermann-Prozesses Nachspiel ver Femefälle. Vor dem Schwurgericht Schwerin begann am Frei tag die Verhandlung gegen den früheren Oberleutnant zur See und jetzigen Kaufmann Richard Eckermann. Eckermann, der 30 Jahre alt ist, ist angeklagt, Mitte Dezember 1923 in Schwerin als stellvertretender Leiter des dortigen Kommandos der Schwarzen Reichswehr den früheren Feldschutzbeamten und Feldwebel in der Schwarzen Reichswehr, Bolt, durch Ueberredung zum Mord bestimmt »u haben, indem er ihm den Auftrag erteilte, den seiner Ansicht nach in französischen Diensten stehenden Spion Fritz Beher zu erschießen, was dieser dann auch in der Rächt vom 15. zum 16. Dezember in der Nähe des Dorfes Mecklenburg bei Wismar getan hat. Bolt wurde deswegen Anfang Dezember 1925 zur Todesstrafe verurteilt, die in lebenslängliches Zuchthaus und später in eine Ge fängnisstrafe von 7V-! Jahren umgewandelt worden ist: aen Rest der Strafe hat bas neue mecklenburgische Staats ministerium im Gnadenwege erlassen. Eckermann, der sich seit dem 7. Juli in Unter suchungshaft befindet, ist b.kanntlich im Mai 1928 in Guatemala verhaftet und vor einigen Monaten nach Deutschland ausgeliefert worden. Den Vorsitz in der Verhandlung führt Landgcrichtsdirektor Buschmann Oesterreichs neue Regierung gebildet. Len Borsitz führt Schober. — Ein Chirurg wird Minister. Die durch den Rücktritt des Kabinetts Streeru- ivitz entstandene Krise ist rasch beigelegt worden. Ter bisherige Polizeipräsident von Wien, Schober, erklärte sich endgültig bereit, das Amt des Bundeskanzlers zu übernehmen und unterbreitete dem Nationalrat am Donnerstag seine Kabtnettsliste. Als Mitglieder ge hören der Negierung Schober Parlamentatter der bür gerlichen Parteien und Beamte an. Zum Vizekanzler wurde der Heeresminister Nau« gotn bestellt. Pikant ist, daß der bekannte Chirurg Professor Tr. EiselSberg seine Klinik im Allge meinen Krankenhaus mit dem Ministerium für So ziale Verwaltung vertauschen soll. Politische Rundschau. — Berlin, den 27. September 1929. — 150 deutsche Aerzte unternehmen gegenwärtig ein« Studienreise durch Ungarn. — Oberbürgermeister Böß-Berlin hat am Denkmal des großen Deutsch-Amerikaners Karl Schurz in New Mark einen Kranz niedergelegt. , :: Teutsch-finnische Butterzollverhanvlunge« tu Berlin. Wie von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, halten sich seit einigen Tagen finnische Regierungsver treter in Berlin aus, um über die Frage des Butter» zolleS zu verhandeln. Rundschau im Auslande. r Die Außenminister der Kleinen Entente wollen ihr« in Genf begonnenen Besprechungen demnächst in Prag sortsetzen. ; Ein polnische« Kampfflugzeug, in dem sich Flieger- bomben und «in Maschinengewehr befanden, verunglückt« hei einer Notlandung und wurde zertrümmert; der Pilot könnt« sich rettrn. Nederrest« deutscher Krieger in Belgien gesunde«. k Die belgische Kriegergräberfürsorg« hat aus dem Feld« von Bellevue und bei der Zuckerfabrik FramerieS 82 Leichen deutscher Krieger gesunden. Die Beisetzung er folgt« im benachbarten Dorf SptenneS. Einige Gegenstand«, Vie bei d«n Leichen gesunden wurden, sind m Verwahr ge nommen worden. Rückgabe beschlagnahmte« deutschen Eigentums in Kanada. L Kanada hat sich im Anschluß an di« Regelung der Trtbutzahjungen im Haag nunmehr entschlossen, das beschlagnahmt« deutsche Eigentum zurückzugeben. Der Rich ter Thomas Mulvey hat di« Anweisung erhalt«», nach verun zu reisen, um dort di« Einzelheiten «ist Rückgabe festzulegen. Der Wert d«S beschlagnahmten Eigentum« in Kanada beträgt etwa SO Millionen Mark. Drei katholische deutsche Missionare i« China gefangen. k In der Nähe von Amoy sind drei deutsche katho lische Missionare von Räubern gefangen genommen worden, die ein große« Lösegeld Ur vt« Freilassung verlangen. Die deutschen katholischen Missionen sollen nicht imstande sein, den Räubern das Lösegeld Ur die Befreiung der deut schen Missionare auszuzahlen. Japans früherer BerkehrSminister der Bestechung ««geklagt. ! Der japanische Gcneralstaatsanwalt in Tokio hat gegen den ehemaligen Verkehrsminister Ogawa, der in dem Kabinett Tanaku auch den Posten des stellvertretenden Mi nisterpräsidenten inne hatte, Anklage erhoben. Ogawa ivird verschiedener Bestechungen und unsauberer Geldgeschäfte be schuldigt. So soll er 1,2 Millionen Mark zur Beein flussung der nächsten Wahlen erhalten habe» Zeppelins Besuch in der Schweiz. Neberall herzlicher Empfang. — Schleifenfahrt übrr Genf. Tas Luftschiff „Graf Zeppelin" stattete am Don nerstag unter der Leitung Dr. Eckeners der Schweiz einen Besuch ab. An Bord befanden sich 30 Fahr gäste. Tas Luftschiff nahm zunächst Kurs auf Aarau, überflog Basel und steuerte von dort Lauffen, Delö- mont und Solothurn an. Tie Begeisterung der Be völkerung, die das Luftschiff vielfach schon früher be wundern konnte, war allerorts groß. Neber Genf tauchte das Luftschiff i« den Mit- tagsstnndr» auf. Es war dies das erstemal, daß „Graf Zeppelin" am Tags Genf einen Besuch abstattete »uv ci»s Schleifenfahrt über Genf ausführte. Helle Be geisterung löste das Luftschiff aus, alS man den sil bernen Rumpf, von der Sonne bestrahlt, iu allen Einzelheiten, die Kabinen und die Aufschriften klar erkennend, über der Stavt sah. Tie Fenster nnv Bal kon« des BölkerbunvssekretariatS waren Vicht von ver Beamtenschaft »es Sekretariats besetzt, die mit offen sichtlicher Begeisterung vem Schauspiel beiwohnten. Aeber Bern. Kurz« Zeit später erschien das Zeppelin-Luftschiff über Bern, wo es sich etwa eine halbe Stunde auf hielt. Stadtpräsident Andt als Vertreter der Stadt und des Schweizer Volkes und Oberst Meßmer als Vertreter des Aeroklubs hießen mittels Radio den son vier Flugzeugen umkreisten Zeppelin aus das herz lichste in der Schweiz willkommen. Ter achtstündige Süddeutschlandflug d?s „Graf Zeppelin" wird am kommenden Sonnabend durch- ^eführt werden. Am 1. Oktober erfährt der Schweizer flug eine Wiederholung. Tie Fahrt nach Berlin folgt am 5. Oktober. Der Prozeß Rossi. Ein ehemaliger Pressechef Mussolinis vor Gericht. Bor dem Sondergerichtshof zum Schutz des Staa tes i« Rom beginnt heute ver Prozeß gegen Eesar« Rossi. Die Auslage lautet auf Vorbereitung zum Bürgerkrieg in Italien und Anschlag gegen Vas Leben Mussolinis. Rossi habe veu Bürgerkrieg mit italieui. schen Emigranten uuv italienfttnvlichen Elementen vom Auslanv aus vorbereitet. Wie erinnerlich, wurde Rossi von italienischen Be amten an der Schweizer Grenze verhaftet. Die nähe ren Umstände dieser Verhaftung hatten einen mehr, fachen Notenwechsel zwischen der Schweiz und Ila- lien zur Folge, indem die Schweiz Beschwerde gegen das Vorgehen der italienischen politischen Polizei auj schweizerischem Gebiete führte, worin die Schweiz ein« Verletzung ihrer Souveränität sah. Der Fall Rossi wurde bergelegt. Ein Nachspiel war die Ausweisung zweier italienischer Staatsbürger aus dem Kauton Tessin. Rossi wurde in das Gefängnis nach Rom gebracht. Der bevorstehende Prozeß gewinnt an Interesse, wenn man in Betracht zieht, daß Rossi dis zum Fall Matteottis «Lhsf ves Presseamtes des italienische» Junen- Ministeriums war. Rossi mußte nach dem Fall Mattsottt Abschied nehmen und wurde bald darauf verhaftet. Er bracht« danu längere Zeit im Gefängnis zu, wurde lxmn aus dem Gefängnis entlassen uns unter polizeiliche Aus sicht giftel li. Noch vor dem Mattevtti-Prozeß gelang cs ihm, Italien zu verlassen. Er hielt sich dann im Ausland auf, von wo aus er häufig mit Enthüllungen gedreht haben soll. Seine vorjährige Schweizer Reise endete mit seiner Verhaftung. Regerschlacht in Chicago» Zwei Tot«, drei Schwerverwunvete. Im Negerviertel von Chicago kam es zwischen Negern und Polizisten zu einem Kampf, btt dem ein Polizist und ttn Neger getötet und zwei Geheimpoli zisten und ttn Neger schwerverwundet wurden. Zwei Mitglieder der amerikanischen Negerloge, von der behauptet wird, daß sie die Vorherrschst der wethen Rasf« bekämpfe, flüchteten vor einer Polizei streife, di« ihre Verhaftung vornehmen wollte, in «in Mietshaus und verbarrikadierten sich dort. Tie Poli zisten holten Verstärkungen heran und versuchten, in das HauS ttnzudringen. ES kam zn «tue« lebhafte« Feuergesechi, »as schließlich mit dem Tieg ver Polizei endete. Infolge vieses Vorfalles rotteten sich große Schare« vo« Re ger« auf ver Strohe zusammen, Vie ater «ach dem Eintreffen weiterer PolizttversUirknngen ««»einander» getrieben werde» konnte«. Insgesamt waren rnuv SS« Polizisten anfgebote«, nm die Rnho wiederherzMsteNem