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95. Jahrgang Freitag, am 27. September 1929 Nr. 226 Anzeigenpreis: Dte 42 Millimeter bE« Detitzeile 20 Reich Spfemrtge. EM-gesan-t mW Reklamen 00 ReichSpfenn-ige WeiheritzZeitung roo-«<>ikma MI» ««zeig« für DWolSiswalSe, Schmieüeberg «.L V Aettestr Se»r»r «e,r,»G — ABezuglpreil: Für einen Monat 2.20 RM. I E Zutragen, einzelne Nummern IS Neicht- L Pfennige :: Gemeinde - Verband» - Girokonto 8 Nr. 3. :: Fernsprecher: Amt DippoMSwawe k Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12»« < Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Heute vormittag wird an hiesiger Volks schule der Unterricht fürs Sommerhalbjahr beendet, die Mr- chaelisferien beginnen. Sie dauern bis mit Sonnabend, 12. Oktober. Am 14. Oktober beginnt dann der Unterricht wie der morgens 8 Uhr. . Dippoldiswalde. Ein gewaltiger Film ist s, Len sich anzu sehen der Arbelkerbildungsausschuß für gestern abend nach dem Schützenhaus eingeladen hatte, der Film Bon der Kaiserstadl zur Volksstadl", der uns zunächst das alte Wien, das Men vor dem Weltkriege, die Kaiserstadt, die Stadt des Lebensgenusses in jeder Form, aber auch des graffesten Mohnungselendes noch einmal vor Augen führt. Selbstverständlich ist Las Schlimmste vom Bilde erfaßt, aber gern glaubt man Lem Sprecher, daß das Woh nungswesen in Wien schlechter war, als in den deutschen Großstädten und in vielen anderen Großstädten der Welt. Auf der anderen Seite zeigt der Film, wie die neue Regie rung von Wien mit sozialdemokratischer Mehrheit dieses Uebel 'bekämpft Lurch beispiellos großzügigen Wohnungsbau im Sinne des Gemeinschaftslebens. Zwei- und Dreizimmer wohnungen (mehr Räume werden nicht beansprucht) für eine Biertelmillion Menschen wurden bereits geschaffen in wohl vorbildlichster Weise, besonders in gesundheitlicher Be ziehung, und zu niedrigen Mieten, weil dazu Lie Erträge Ler Mohnungsbausteuer (in Oesterreich sind Lie Gemeinden steuersouverän) genommen werden, zu der auch der Inhaber der kleinsten Wohnung beisteuern muß, die aber bei größerer Raumzahl gewaltig ansteigt, so daß beispielsweise die Fami lien Rothschild allein vier Millionen zahlen. (Dabei darf freilich nicht vergessen werden, daß das bittere Unrecht, das einem großen Teile des Wiener Alt-Hausbesitzes zugefügt wurde, das Lichtbild nicht zeigt.) Weiter zeigt der Film, wie auch sonst für die Gesundheit und das Wohlergehen der brei ten Massen in Wien gesorgt ist durch- Entbind ungs-, Kinder-, Kranken-, Erholungsheime aller Art mit Licht-, Luft- und MasserbaLeanlagen in großer Zahl, mit -Speiseansl-alten usw. usw. Die Mittel hierzu werden aufgebracht durch Luxus steuern, die wieder nach oben sich gewaltig auswirken. Dieses «neue Wien" oder auch «rote Wien" ist — man mag über einzelnes denken, wie man will — eine Großtat, die in ihrer Art ein Seikenstück nicht hat und die man nicht mit einer Han-dbewegung abtun kann. Auch- hier wieder glauben wir dem Sprecher, daß in verschiedener Hinsicht die Verhältnisse der Wiener Stadtverwaltung bei Durchführung dieser Neue rung besonders günstig waren und sind — und wir meinen, ganz besonders in finanzieller Hinsicht. Es müssen auchLeute -«sein, bei denen derartige Gummen zu holen sind. And auch in Lieser Beziehung wird es wohl — wenigstens für Europa —heißen: 's gibt nur a Wien! Damit soll aber Las Werk nicht verkleinert sein. Der Schluß brachte Aufnahmen von der gewaltigen Arbeiterolympiade. Deutschland und Oesterreich eins! Die Veranstaltung selbst diente neben der Belehrung auch der Propaganda für die -Herbstwahlen. Mppoldiswalde. Für morgen Sonnabend abends 8 Uhr ladet der Naturheilverein zu einem Lichtbildervor trag in der Rcichskrone ein. In seiner leichiverständlichen Art und Weise wird der allenthalben sehr geschätzte Redner, der Gruppenvorsitzende A. Lacher—Chemnitz, über Stoffwechsel, Stoffwechseistörungen, besonders die Zuckerkrankheit, sprechen. Niemand sollte es versäumen, sich diesen für Gesunde und Kranke gleich wichtigen Vortrag anzuhören. Wer hätte noch nichts vom Werte der natürlichen Ernährung und von Küchen sünden, von Stosfwechselleiden, Rheumatismus, Gicht, Blut armut, Zuckerkrankheit gehört? Wer weiß und beachtet aber das für die Erhaltung des Lebensglückes Notwendige? Und wie wenige kennen die praktische Verwertung dieser Erkennt nisse. Darum auf zu diesem Vortrag! — Am Sonnabend, Lem 5. Oktober, begeht Lie Jung- Lan-smannschaft Dippol-tswal-e in Dres- wre 2 Gründungsfeier, verbunden mit Oktoberfest, im . Restaunmt zum Kaulbachh^ 2S. Zwei 3ahn sind es, daß sich -die Jugend aus Dippoldiswalde ^^r Bereirügung in Dresden zusammengschlossen hat. -LLE Arbeit, so ist Dank treuer alle Klippen hindurch !^r dEt Ar den Heimakbund Säch ¬ sischer Landsmannschaften in Dresden, der über 40 Lands mannschaften mit über 5000 Mitgliedern umfaßt, h7t sich die Konkursverfahren über das Vermögen deS Kaufmannes Das Amtsgericht. Jung-Landsmannschaft zur Aufgabe gemacht, geschloffen mit- zuhelfen an Len Zielen und Aufgaben Les Heimatbundes, um so mit ein lebendiger Baustein zu werden zum Wohle unseres lieben Heimatlandes. — Eine Namensänderung machte sich notwendig, da Ler frühere Name «Jungmannschaft" für eine politische Bereinigung gehalten wurde. Die Jung-Lands mannschaft wird weiterhin treu zusammenstehn und am 5. Oktober einmal Heerschau halten und mit ihren Landsleuten, Freunden und Bekannten Las 2. Stiftungsfest feiern. — 3n einem Doppelprogramm bringen die Ar-Ni- Ljchtspiele ab heute abend Len Lustspielfilm «Ich' heirate meine Frau" und ein Filmwerk aus Lem Morgenlande «Ben-Ali" mit prächtiger Ausstattung. — Ein auf Ler Heimfahrt -befindlicher Schnellastkrafl- wagen des Rohproduktenhändlers Möbius in Rhäsa, besetzt mit Mitgliedern -es Gesangvereins «Frohsinn" Nossen, -stieß am 25. August im Müglitztals mit einem Kraftrad« zusammen, Las Len Magen Überholen wollte, als Liefer nach Bärenstein einbog. Dadurch kam Ler Radfahrer, Ler Mats- beamte -Seidlich aus Pirna, zum Sturz; er starb nach sechs Tagen an dessen Folgen. Der Kraftwagenführer Schmidt aus Sörnewitz hakte sich jetzt wegen des Unfalls vor Lem Gemein samen Schöffengericht Dresden zu verantworten. Er wurde wegen fahrlässiger Tötung und Uebertretung der Bestim mungen über -den Berkehr mit Kraftfahrzeugen zu drei Mo naten -Gefängnis verurteilt. Eine Mitschuld Les tödlich ver letzten Matsbeamten Seidlich konnte nicht festgestellt werLen. Strafermätzigend kam in Betracht, Laß Ler Angeklagte als ein ordentlicher und solider Fahrer -bezeichnet worden ist. Bei einiger Aufmerksamkeit fei der Anfall leicht zu vermeiden ge wesen. Paulsdorf. In der letzten Monatsversammlung -es Jugendvereins «Seestern" wurde über den schlechten- Besuch des Dahlienfestes am 14. September geklagt. Der Kassierer legte sein Amt nieder, an seine Stelle trat Max Richter. Dem Jugendverein «Geselligkeit" Ruppendorf wurde zur Fahnen weihe am 22. September ein- Fahnennagel gespendet, ein Dankschreiben war aber bisher noch nicht eingegangen. Die nächste Versammlung soll am 24. Oktober in Paulshain statt- sinden. Dresden. Neichsarbeitsminister Wissel hat die Mitglieder des Reichstages zu einer Vesichtigungsreise nach Sachsen ein geladen, damit sich der Reichstag von der sozialpolitischen Bedeutung der wertschaffenden Arbeitslvsenfürsorge überzeugen könne. Dresden. Ministerialrat vr. Zieger vom Justizministerium ist im Einverständnis mit den städtischen Behörden von Meißen beauftragt worden, die juristische Seite der von der Stadt Meißen abgeschlossenen Verträge nachzuprüfen. Eine Staatsaufsicht ist mit dieser Nachprüfung nicht verbunden. Dresden. Der Verband -er Metallindustriellen in Dres den hat gegen Lie Abweisung seiner Schadenersatzklage gegen Len Deutschen Mekallarbeiterverband und Lessen Dresdner Bezirksleitung beim Landesarbeitsgerich-tBerufung eingelegt. Die Metallindustriellen fordern bekanntlich Schadenersatz aus Skreikschäden in der sächsischen Hüttenindustrie, für Lie sie Len Mekallarbeiterverband verantwortlich machen. Dresden. Der Leiter -er 2. Abteilung -es Finanzmini steriums, Ministeri-al-irekkor Dr. Ing. Just, tritt am 30. Ls. Mts. nach 40 jähriger Dienstzeit in Len Ruhestand. 1865 in Dresden geboren, studierte Ernst Wilhelm Just 1885—89 in Leipzig Lie Rechte, wurde am 1. August 1889 Referendar und Anfang Dezember 1893 Assessor. Nach kurzer Tätigkeit am Amtsgericht Limbach und am Landgericht Freiberg wurde er am 1. Juli 1898 juristischer Rät beim Bergamt Freiberg und Professor für Bergrecht und allgemeine Aechkskunde an -er dortigen Bergakademie. Am 1. April 1900 wurde Just als Finanzr-at ins Finanzministerium-berufen, -dem ex also nahezu 30 Jahre angehört hat. Am 1. April 1904 erhielt er Lie Stelle eines Vortragenden Rates und übernahm- zunächst das Referat für direkte Steuern. Am 1-. Juli 1917 wurde er als Ministerialdirektor und als solcher Leiter der 2. Abteilung Les Finanzministeriums. Bei Gründung -er Aktiengesell schaft «Sächsische Werke" wurLe «r deren AufflchtsratSvor- sitzenLer und wird Liesen Posten auch nach seinem Ausschei den aus Lem aktiven Dienst weiter versehen. Zn -er Leitung Ler 2. Abteilung Les Finanzministeriums folgt ihm Dr.-Zng Sorger. Ministerialdirektor Just, Ler von Ler Bergakademie Freiberg 1921 zum Dr. E. h. ernannt worden ist, gehört -er Bergakademie und auch -der Forstlichen Hochschule Tharandt als Ehrensenator an. ' Dresden. Bon der Sächsischen Staatskanzlei wird mlk- gekellt: Wegen Ler Einrichtung einer Luftfahrtlinle Mockau —Berlin ist Lie sächsische Regierung durch den Wirtschafts- Minister Dr. Krug v. Ntdda erneut beim Reichs-verkehrs- l Minister vorstellig geworden. Dieser hat sich bereit erklärt, / Mette? küp morgen: Bon örtlicher Dunst- und Nebelblldung abgesehen heiter bi- leicht bewölk,- nachts kühl, stellenweise Temperaturen am Boden um Null Grad, tagsüber gemäßigte Temperaturen und in den Mittagsstunden im Flachlande verhältnismäßig warm Schwache Lustbewegung veränderlicher Richtung. Len Flugverkehr zur Messe Wer Mäckau soweit wie irgen- möglich zu fördern, im übrigen aber seinen ablehnenden Standpunkt wegen Les Linienverkehrs von Mockau nach Berlin zurzeit -aufrechterhalten. Bei Lieser Gelegenheit hat Minister Dr. Krug v. Nidda auch die Vertretung Sachsens! im Verwaltungsrat Ler Reichsbahn zur Sprache gänachk. Es ist ihm mit Sicherheit zugesagt worden, Laß Sachsen im Ber waltungsrat nach- Freiwerden -er jetzt von Ausländern be setzten Sitze eine Vertretung erhält. Leipzig. Ein Auto aus Westfalen, -essen Führer mit den Leipziger Verhältnissen nicht vertraut war und die Gtr-aßen- bahnendstelle in der Eifenbahnstraße als Fortsetzung des Straßenzuges ansah, fuhr mit ziemlicher Geschwindigkeit in Len Bahnhof hinein und prallte an Len Prellbock an. Das Anto wurde so schwer beschädigt, daß es abgeschleppt werden mußte. Der Führer, ein Kaufmann aus Westfalen, erlitt leichte Schnittverletzungen am Kinn, während der Mitfahrer, ein anderer Kaufmann, Lurch die Splitter erheblich verletzt wurde, so Laß er der Poliklinik zugeführk werden muhte. Leipzig. In der Nacht zum 2I.d. M. sind aus zwei in Knautkleeberg gelegenen Teichen etwa zwei Zentner Karpfen mittels Fischzuges gestohlen worden. Lhenmitz. Bei einer in der Nacht zum 25. d. M. von der Fahndungsstelle vorgenommene Streife wurden insgesamt I i Personen festgeommen, davon zwei von verschiedenen Be hörden gesuchte. Acht Personen wurden in Feldscheunen auf gespürt, in die sie sich durch Aufbrechen zum Zwecke des Nächtigen Zugang verschafft hatten. Sie gelangen wegen Hausfriedensbruch zur Anzeige und wurden der Staatsan waltschaft zugeführt. Des wetteren wurde ein bekannter Ein brecher in einer Gartenlaube der Umgegend nächtigend an getroffen, der am 7. September gelegentlich seiner Vorführung aus dem Untersuchungsgefängnis entwichen ist und seitdem von der Staatsanwaltschaft gesucht wurde. Burkhardtsdorf bei Chemnitz. Eine wie «Wild-West" anmukende Erpreffungsaffäre hält Lie Gemüter im Orte in Aufregung. Hier war am vergangenen Sonnabend Lem Strumpffabrikanten Erich Kämpfe von Unbekannten ein Drohbrief zugegangen, in Lem im Namen einer geheimen «Zehn" Ler Genannte aufgefordert wurde, am -bezeichneten Tage bis 9 Uhr abends 500 Reichsmark in 10 Fünfzigmark scheinen unter Len Fußabstreicher Les Fabrikeinganges zu legen, andernfalls Las Leben -bedroht sei. «Wenn Sie Las Geld nicht legen, sind Sie ein toter Mann, unsere Kugeln treffen gut . . ." usw. heißt es in -dem betreffenden Erpres sungsschreiben. Auch mit einem Attentat auf -as Fabr-ck- gobäude wurde gedroht. Selbstverständlich setzte K. in rich tiger Erkenntnis der Sachlage -le Polizei- und Gendarmerie- behörLe sofort über Liese verbrecherische-Gache in Kenntnis, wodurch es auch gelang, -bereits einen -er Täter zu -fassen, der in Lie -Falle gegangen war. Man hatte nämlich in schein barem Eingehen auf -den Drohbrief einen gefültten Briefum schlag an dem bestimmten Ort n-ie-ergelegt. Zm Schuhe Ler Dunkelheit schlich dann auch eine Person, ein Burkhardts dorfer Einwohner, heran, Ler im nächsten Moment von Len aufgestellten Sicherheitsorganen verhaftet werden konnte. Königshain. Beim Pflücken von Pflaumen kam ein hie siger betagter Wirlschaftsbesitzer dadurch zum Stürzen, Laß plötzlich ein Ast brach. Der Greis schlug Labei mit Lem Rücken auf einen Pfahl auf und verletzte sich Lie Wirbel säule so schwer, Laß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Klingenthal, 26. September. In vergangener Nacht ging eine etwa 200 Meter von Ler Staatsstraße entfernt liegende Strohfeime des hiesigen Landwirts Hummel in Flammen auf. Infolge Les Lichten Nebels wurde -das Feuer nicht bemerkt. Bei den Aufräumungsarbeiten am Donnerstag morgen ent deckte man unter den Resten der Feime den stark verkohlten Leichnam eines -Unbekannten, der noch nicht identifiziert werLen konnte. Man nimmt an, Laß es sich um einen Ob- üachlosen handelt, der in -er Scheune nächtigte. Er ^hat wahrscheinlich geraucht und dadurch den Brand verursacht. Bautze». Auf der Tuchmacherstraße wurde am Montag von einem durchreisenden, stellungslostn Friseurgehilfen aus Kulmbach die große SchaufenArscheibe eines geschäfts mutwillig zertrümmert, Schaden betragt nahe zu 1000 Mark. Der Bursche wurde festgenommen und dem Gericht Erführt.