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Auf die Hilferufe hin drangen schließlich die Schwiegereltern gewaltsam in das verschlossene Zim mer eüt, konnten aber nicht mehr verhindern, dah sich Lengerich ebenfalls mit der Waffe mehrere Stiche beibrachte. Alle drei Personen wurden nach dem Eli- sabethhospital gebracht, wo die Aerzte bei der Frau und dem Kind nur noch den bereits eingetretenen Tod feststellen konnten. Lengerich liegt mit lebens gefährlichen Stichwunden danieder. * Schweres Gasunglück. Aus tragische Weise sind in Berlin-Weißensee drei Personen durch Gas ums Leben gekommen. Bei der 60jährigen Witwe Brachmann wohnt der Kaufmann Emil Gericke, bei dem sein 63jähriger Bruder, der Zollamtmann Paul Gericke aus Frankfurt am Main, während der Feiertage zum Besuch weilte. Am Don nerslagmittag wollte ein Bote bei der Witwe Brach mann ein Paket abgeben. Da auf wiederholtes Klop fen niemand öffnete und auf dem Treppenflur sich , ein starker Gasgeruch wahrnehmbar machte, benach- § richtigte der junge Mann die Polizei. i Die Feuerwehr wurde alarmiert, die aber die mit Eisenblech verschlagene Eingangstür der Wohnung nicht öffnen konnte. Es wurde deshalb von der Straße aus eine mechanische Letter hochgerichtet. Durch Ein schlagen einer Fensterfchetbe konnte man sich schließ- j lich Zutritt zu der vollständig mit Gas angefüllten Wohnung verschaffen. Dort fand man die Brüder Gericke nnd die Woh« ! »ungsinhaberin, mit Gas vergiftet, tot anf. Nach den f bisherige« polizeilichen Feststellungen handelt es sich mn einen UnglückSfaN. Raubmord. Der Täter verhaftet. Der 35jährige Landwirt und Fahrradhändler Jo seph Becherer aus Frauenzell (Bezirk Kempten in Schwaben) wurde seit dem 15. Dezember vermißt. Nach langen Bemühungen gelang es der Gendarmerie, die zusammen mit den Ortseinwohnern Nachforschungen anstellte, die Leiche des Becherer in einem Waldstück zu finden. Sie war mit einem Zementsack und Reisig zugedeckt. Bei der Leichenöffnung zeigte sich, daß der Mörder seinem Opfer furchtbare Verletzungen -»gefügt hatte. Anscheinend ist Becherer zuerst durch einen i Schrotschutz aus nächster Nähe niedergestreckt worden. Da die Uhr und der Geldbeutel fehlten, war Raub mord anzunehmen. , Um WethnachtSmorgen gelang es, den Täter in ! Untermettenberg feftzunehmeu. Es handelt sich «m de« i 26jährigen Dienstknecht Joseph Heinrich, »er seit Jah« 1 ren in der Nähe von Kranenzell beschäftigt war. In ! der Nacht zum 15. Dezember ging er nach Frauenzell : und erkundigte sich, ob das Milchgeld ausbezahltwerde. : Daraushrn lauerte er Becherer aus und ermordete ihu. Flugzeug-Katastrophe. Ein italienisches Flugzeug ins Meer gestürzt. — Acht Tote. Ein italienisches Handelsslugzeug, das mit acht Fluggästen an Bord in Stambul aufgestiegen ist, hat Aber dem Aegäischen Meer drahtlos dringend Hilfe an- gefordert. Man befürchtet auf Grund der zahlreichen SOS.-Rufe, datz das Flugzeug mitsamt seiner Be satzung verloren ist. Das griechische Marineministertum teilt hierzu mit, datz ein italienisches Postwasserflugzeug mit fünf Rei senden an Bord in der Nähe der türkischen Küste nicht weit von der Insel St. Eustrate entfernt, ins Meer gestürzt ist. Der griechische Kreuzer „Helli" habe ' sich sofort zur Hilfeleistung an den Ort des Unglücks s begeben, doch seien bisher alle Nachforschungen ergeb- i nislos geblieben. Mehrere Wasserflugzeuge haben so- ' fort Befehl erhalten, sich an die Unglücksstelle zu be- > geben, an der ein furchtbarer Sturm wütet. Bankkrach mit politischen Folgen. Rücktritt des belgischen Kolonialministers Tschoffen. Der belgische Kolonialminister Tschoffen ist zurück- ! getreten. Dem Rücktritt ging ein telegraphisch einbe- ' rusener Kabinettsrat vorauf. Der Rücktritt selbst ist die Folg« dcS Zusammen« - bruchS der Bank Chaudoir in Lüttich, in deren Ber- k waltungSrat Tschofsen auch während seiner Amtszeit ! als Minister geblieben ist! Durch bei, Bankkrach sind ' Hunderte von kleinen Leute« geschädigt; Tschosfen sel- , ber soll finauzicll zugrunde gerichtet sei«. Gegen die , Verwalter der Bank wnrde eine gerichtlich« Unter« ' suchung eingeleitet, um di« Krage der Verantwortung z« kläre«. Die Amtsniederlegung des belgischen Kolonial- - Ministers erregte in Brüssel starkes Aufsehen, auch hört man die Ansicht, daß nunmehr die Tage der Regierung Jasper gezählt sind. Während der letzten Ministerkrise in Brüssel galt Tschoffen als „kommender Mann" und künftiger Ministerpräsident. Wieder Giftmord-Prozeß. Zwei weiter« ««ge.lagtt in Gzolnok. In Szolnok wurde am Freitaa ein neuer Gift- mordprozetz verhandelt. Auf der Anklagebank saßen ' Frau Esther Takazs und die Witwe Zsabai. Die ' TakazS wurde beschuldigt, ihren Schwiegervater vergiftet zu haben. Sie soll .ihren Mann, der geistesgestört ist, - nur geheiratet haben, um das Vermögen de; Schw e- j gervaterS zu erben. Da die Verhandlung keinen Be- j weis für ihre Schuld erbrachte, wurde sie freigesprochen, ; obwohl der Staatsanwalt d-e Todesstrafe beantragt - ' hatte . .... Die Witwe Zsabai war geständig, ihren Mann ver giftet zu haben. Das Gift hatte sie von der berüch- s tigten Hebamme „Tante Susi" bezögen. Das Urteil i gegen sie wird erst s'äer verkündet. 50 Pf. ein Traberpfer». Aus der Trabrennbahn Berlin-Mariendorf fand alt Weihnachtsüberraschung ein Verlosungsrennen statt, bei dem das im Fortunapreis von Weidner jr. zum Siege gesteuerte -Pferd „Niederländer" zur Verlosung gelangte. Aus Stadt und Land. Der Mörder von der Weißtannenhöhe ermittelt^ Der Kriegstnvalide Wilhelm Pfaff ist in Schonack unter dem Verdacht verhaftet worden, der Doppel mürber von der Weißtannenhöhe zu sein. Die Staats anwaltschaft Freiburg teilt dazu mit, daß die Verdachts, gründe sich verdichtet hätten. Pfaff habe sich wieder, holt an jungen Mädchen vergangen. Die Staatsaw waltschaft nimmt an, daß sie diesmal aus der richtige» Spur ist. Ein Auto im Schneesturm vom Zuge «rfatzt. I» der Nähe von Halmstad (Südschweden) ereignet« sich am ersten Weihnachtsfeiertag ein schweres Auto- mobilunglück. Ein Auto, in dem sich die aus vier Personen bestehende Familie eines Fischhändlers be- s fand, wurde bei der Ueberquerung eines Bahngleiset im Schneesturm vom Zuge erfaßt und vollkommen zer trümmert. Die Frau des Fischhändlers wurde sofort getötet, während die übrigen Familienmitglieder le- > bensgefährlich verletzt wurden. Sturm über JSland. Ein schwerer Sturm Hai ! vor der isländischen Küste und auch auf Island selbst ! große Verheerungen angerichtet. Im Siglufjord in ; Nordland, der nördlichsten Provinz Islands, hatte der - Sturm eine schwere Sturmflut zur Folge, die viel« Straßen unter Wasser setzte. Die Geschäfte mußten schließen. Viele Einwohner mußten Hals über Kops ihre Häuser verlassen. Im Hasen wurden die Kais schwer beschädigt. Aus anderen Gegenden Islands lie gen noch keine Meldungen vor, weil kilometerweit di« § Telephon- und Telegraphenlinien zerstört worden sind. Eisenbahnunglück in »er Tschechoslowakei. Am Abend des zweiten Weihnachtsfeiertages ereignete sich kurz vor dem Bahnhof von Prerau ein schweres Eisenbahnunglück. Der Lokomotivführer des Schnell zuges Oderberg—Prag zog, als der Zug die Brück« über die Betschwa erreicht hatte, die Bremsen zu plötz lich, so daß die Schnellzugslokomotive sich aufbäumte, aus den Schienen sprang und unter furchtbarem Kra chen umstürzte. Auch der Tender und die vier fol genden Wagen entgleisten, blieben jedoch glücklicher weise auf der Brücke stehen. Während der Lokomotiv führer getötet wurde, kam der Heizer mit leichten Verletzungen davon. Nach einer amtlichen Meldung, die aber im Gegensatz zu Privatmeldungen steht, soll von den Reisenden niemand verletzt worden sein. Es hätten sich nur sieben Reisende infolge von Nervenchoks in ärztliche Behandlung begeben müssen. Tie Nrsach« »es GrotzfcuerS im Weißen Haus. Nach einer Meldung aus Washington hat Ober branddirektor Wathon von der Columbia-Feuerwache sestgestellt, datz das Großfeuer, durch das am Heilig abend im Weißen Haus großer Schaden angerichtet worden ist, durch ein undichtes Ofenrohr entstanden sein muß, daß sich im Büro des Sekretärs des Staats präsidenten befand. Kleine Nachrichten. In Stockholm fand am Donnerstag die Erstauf führuna des ersten schwedischen Tonfilms „Sag es in Tönen'' statt, der mit großem Beifall ausgenommen wurde * Wie die dänische Nationalbank bekannt gibt, wurde der Diskont von 5^ auf 5 v. H. herab^setzt. Damit folgt Dänemark dem schwedischen Beispiel. * Im Bezirk Baku fand ein Erdbeben statt. In einigen Ortschaften erhielten die Häuser große Risse. Auf der Eisenbahnstation Chuda-Kusartschi wurde ein Gütcrzug zum Entgleisen gebracht. * Der östlich von Schlermonikoog gestrandete dänisch« Dampfer „Laura Maersk" konnte durch die Hilfe eines deutschen Schleppers wieder flott gemacht werden. * In Florenz wurde ein leichtes Erdbeben verspürt, das jedoch keine weiteren Folgen hatte. Gerichtssaal. -s- Ehetragödic im besetzten Gebiet. Mit einer Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jah ren endete die Tragödie der Französin Mme. Banino vor dem Mainzer französischen Militärgericht. Mme. Banino hatte ihren Gatten, einen Tclegrapheninspektor der Hohen Kommission, e.schossen und dann einen Selbstmordversuch unternommen. Sie gab an, die Tat verübt zu haben, weil ihr Gat!« der Geliebte einer Deutschen aus Mainz geworden sei und sie sich dadurch zurückgesetzt fühlte. Das Gericht mutzte auf Grund dieses Tatbestandes zu einer Gefängnisstrafe kommen, gewährte der Angeklagten jedoch Bewährungsfrist. Me Lutz zum Geständnis gezwungen wurde. Die volle Aufklärung ber Verbrechen wurde vor allem auch durch die Angaben eines Bäckerlehr lings D. ermöglicht. Der Lehrling, der seinen Eltern entlaufen und von der Polizei ausgegriffen worden war, gab an, datz er am 14. Dezember mit einem Unbekannten, von dem er nur den Vornamen Hermann wisse, in einer Gartenlaube am Völker- schlachtdenkmal genächtigt habe. Um Mitternacht sei er von seinem Schlafgenossen gewürgt und mit einem Holzscheit heftig auf den Kopf geschlagen worden. Da- durch aus dem Schlafe geweckt, habe er sich gegen den Ueberfall heftig gewehrt, und so sei es ihm zum Glück gelungen, sich aus der Umklammerung des Mannes zu befreien, der versucht habe, ihn mit einem Niemen zu erwürgen. Die Aehnlichkett dieses Ueberfalles mit dem Mord an dem Knaben Hniedeck, der ebenfalls am Halse gewürgt, auf den Kopf geschlagen und dann mit seinen Hosenträgern erdrosselt worden ist, legte den Verdacht nahe, datz Lutz auch hier der Täter sei. Er wurde dem D. gegenübergestellt und von diesem wiedererkannt. Lutz hat daraufhin das Leugnen auf gegeben und auch die früheren Verbrechen ein gestanden. Der Mörder, der jetzt 21 Jahre werdende Schlosser Hermann Lutz, ist ein moralisch und geistig minderwertiger Mensch. Schon während seiner Schulzeit sollte er wegen anormaler sexueller Veranlagung einer Fürsorge anstalt zugeführt werden. Er beging daraufhin einen Selbstmordversuch, indem er einer in voller Fahrt be- kindlichen Lokomotive entgegenging. Lutz wurde bei- seitcgeschleudert und erlitt u. a. einen Schädelbruch. Nach dem Erlernen des Schlosserhandwerks hat er sich in fast allen Teilen Deutschlands Herumgetrieben. Der Arbeiter B., der von Lutz beschuldigt wir-, an der Ermordung des Schülers Hniedeck beteiligt zu sein, wird ebenfalls von seiner Umgebung als ein geistig minderwertiger Mensch geschildert. Scherz und Ernst. tk. Seifenstaub-Explosionen, ein« neue Gefahr! Bet der heute üblichen Verarbeitung von Seife zu Flocken und Pulvern hat man beobachtet, datz gewtsse Arten von Seifenstaub, sobald sie in grötzerer Menge die Lust erfüllen, sehr leicht explodieren. Eine Reihe von Versuchen, die aus diese Beobachtungen hin von der staatlichen Versuchsstation in Pittsburg ausgesührt wurden, ergaben, datz Setfenstaub explosiver ist als die meisten Staubarten industrieller Rohprodukte, und datz bei den Seisenstaubexplostonen starke Flammen bildung unter gleichzeitiger Entwicklung grotzer Hitze stattfindet. Die Explosionsfähigkeit des Seifenstaubs ist übrigens schon deshalb merkwürdig, weil jene Seifen, deren Staub explosiv ist, Natriumzusammensetzungen darstellen, die sonst ber Explosionen sogar ein« kühlende Wirkung ausüben. tk. Sportsman« und Missionar. Eric Liddell, der bekannte englische Läufer, Springer und Fußballspie ler, der Missionar in China wurde, erzählte vor der Londoner Missionsgesellschaft aus seinen Erlebnissen und Erfahrungen. Seine Tätigkeit zwang ihn, weite Strecken in der Umgebung von Tientsin zu bereisen, wobei ihm sein« sportliche Uebung sehr zustatten kam. Er nahm auch an japanischen Sportfesten teil und konnte den Sieg im Vierhundertmeterlauf erringen. Danach suchte er im schnellsten Lauf das Schiff, das ihn nach China zurückbringen sollte, zu erreichen, kam aber um einige Sekunden zu spät. Da er jedoch wußte, daß sich das Schiff an ernem bestimmten Punkt des Hafens der Kaimauer auf wenige Meter nähern müsse, lief er auch dorthin dem Schiff nach und konnte mit einem mächtigen Sprung das Deck erreichen, wo ihn die Matrosen bereitwillig auffingen. tk. Auf ven Schützen fliegt »er Pfeil zurück. In einer Nummer der englischen medizinischen Zeitschrift „Lancet" sieht man ein kleines Bild, das die Röntgen aufnahme eines Wurmfortsatzes wiede gibt, und das eine Zahl großer schwarzer Punkte austveist. Nach der Entfernung des Blinddarms wurde sestgestellt, daß diese Punkte nichts anderes waren als kläne Schrot- körner, deren man 48 zählte. Kurioserweis« ist der Inhaber dieses schwarzpunktierten Blinddarms ein be kannter Sportsmann und Nimrod. Er litt schwer unter! der Gicht, und sein Arzt hatte ihm deshalb nahegeleat, seinen Verbrauch an Schlachtfleisch aufs äußerst« etn- zuschränken. Um sich schadlos zu halten, umging der! Sportsmann, der ein starker Fleischesser war, di« Ver ordnung, indem er sich fortan an Wildpret hielt, das er selbst schoß. Datz er dabei keine Enthaltsamkeit übte, beweist die Schußliste, die, wie vcnUautet, eine Gesamtzahl von 250 000 Opfern seiner Flinte auf zählt. Es ist deshalb durchaus wahrscheinlich, daß die Schrotkörner, die in seinem Blinddarm ihr Ende san den, aus seiner eigenen Flinte abgefeuert wurden, und- daß der „Jäger" am eigenen Leibe für sein Fleischgelüste gestraft wurde Schlutzdienst. Kampf mit ein«« D-Z«g»ieb. — verli«, 28. Dezember. Ein Patentanwalt aus Charlottenburg, der sich in dem Nachtzug Frankfurt a.- M.- Berlin zum Schlaf auf die Bank gelegt hatte, er wachte hinter Kassel und erblickte nun einen jungen Mann, der das Jackett durchsuchte. Es entwickelte sich ein Handgemenge, bei dem der Dieb nach dem Ein greifen einiger Etsenbahnbeamter überwältigt werden konnte. Selbstmor» eines ReichSwehrfolbaten. - Stettin, 28. Dezember. Am Heiligabend ver suchte der Retter Daus von der vierten Eskadron de« Stolper Reiterregiments, der demnächst eine Strafe an treten sollte, sich mit einer Platzpatrone au« dem Kara biner zu erschießen. Er erlitt eine schwere Bauchver- letzung, der er jetzt erlag.