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4 95. Jahrgang Freitag, am 6. Dezember 1929 Nr. 283 An^lgeaprett: Dte « DAlltmeter breit« Vetitzetle 2V Nelchspfenntg«. «ngesandt und Reklamen SO RelchSpfenM« Weitzeritz-Zeikuyg rEZ»»"-« miS «»reiger slir DiPp-Wswawe, Schmteüeberg «.A. o V V Aettep, SeU»«r öe» — BezugtprrU: Für einen Monat 2.20 NM. mit Intrigen, einzeln« Nummern 1» Reich»- Pfennig« :: Gemein»« - Verbands - Girokonto Nr. S. :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 493 u Postscheckkonto Dresden 12548 Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Von zuständiger Stelle wird uns mit- geteitt^aß es Versicherte bzw. deren Hinterbliebene sehr oft Lnt-rlass-n, die ihnen zustehenden V-rs°rgu^ geltend zu machen und so mitunter recht erhebliche Einbuße erleiden. Zum Beispiel ist es schon mehrfach vorgekommen, dak Witwen verstorbener Arbeiter usw. aus Unkenntnis jahre lang der ihnen zustehenden Witwenrenten verlustig gegangen sind, da sie versäumt hatten, rechtzeitig die erforderlichen An träge beim Versicherungsamt zu stellen, und da länger als auf l Jahr rückwärts, vom I. Tage des Monats an ge rechnet, an welchem der Antrag eingegangen ist, keine Rente gezahlt wird. Damit soll nicht gesagt sein, daß allen Witwen ohne Ausnahme sofort nach dein Tode des Ehemanns Witwen rente zusteht. Aus der Invalidenversicherung erhält nur die Witwe eines Versicherten Witwenrente oder — wenn sie selbst auch versichert war — Zusatzrente, die das 65. Lebens- jahr vollendet hat oder infolge Krankheit oder anderer Ge- brechen invalid ist im Sinn der Reichsversicherungsordnung. Auch Waisenrenten sind zuweilen nicht in Anspruch ge nommen worden. Leider auch noch lange nicht genügend beachtete, äußerst wichtige Bestimmungen sind die, nach denen alle, die aus versicherungspslichtiger Beschäftigung ausscheiden, die Versicherung freiwillig fortsetzen und sich dadurch wert volle Ansprüche auf Leistungen und Renten sichern können. (Gesellen und Hausangestellte, die sich selbständig machen oder heiraten, Angestellte usw., die in versicherungsfreie Beschäfti gung übergehen sBeamtej usw.) Auch in dieser Beziehung wird viel versäumt, was spätere Rentenbezüge erschwert, ja vielfach gänzlich unmöglich macht. Steuerliche gesetzliche Be stimmungen geben jetzt die Möglichkeit, in dieser Hinsicht manches nachzuholen und verfallene Anwartschaften und Rentenansprüche wieder aufleben zu lassen. Auf diese hier in Frage kommenden neuen Vorschriften, enthalten im Gesetz zur Aenderung der Reichsversicherungsordnung, des Ange- stelltenversicherungs-Eesetzes und des Reichsknappschaftsgesetzes vom 29. März l928, soll deshalb besonders hingewiesen werden. Artikel 4 erwähnten Gesetzes lautet: „Personen, die vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes (l. April 1928) in eine nach 88 1234, 1235 Nr. I, 2, 8 l242 der RVO. oder nach 88 11, 12 Nr. I bis 3, 8 I? des Angestellten-Versicherungs- Gesetzes versicherungsfreie Beschäftigung eingetreten sind, können freiwillige Beiträge für die Zeit vom 1. Oktober 1923 ab nachentrichten, auch wenn sie die Verzichterklärung nach § 1242 c der RVO. oder des 8 188 des Angestellten-Ver- ficherungs-Gesetzes in der bisherigen Fassung nicht oder nicht rechtzeitig abgegeben haben. Bis zum 31. Dezember 1929 können diese freiwilligen Beiträge abweichend von den Vor schriften des 8 1443 der RVO. oder des 8 188 des Ange- stellten-Versicherungs-Gesetzes auch für mehr als ein Jahr Mück entrichtet werden. Im übrigen gelten die allgemeinen Vorschriften über die Entrichtung freiwilliger Beiträge. Frei willige Betrüge, die vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes entrichtet worden sind, können nicht deshalb beanstandet werden, weil die Verzichterklärung nicht oder nicht rechtzeitig abgegeben worden ist." Auch solche Personen, die schon vor dem 1. Oktober 1923 in eine versicherungsfreie Beschäftigung eingetreten sind, können ergangener Entscheidung des Reichs- Versicherungsamtes zufolge gemäß dieser neuen gesetzlichen Bestimmung — und darin liegt ihre ganz besondere Be deutung — freiwillige Beiträge für die Zeit vom 1. Oktober 1923 ab nachentrichten. Die Nachentrichtung muß aber bis spätestens am 31. Dezember 1929 stattfinden. ^ ^7^77.7 Dippoldiswalde. Vor dem hiesigen Amtsgerichte hatte"sich gestern der vr. mcck. Friedrich Ullrich in Klotzsche zu verant worten, weil er am 14. Juli gegen 4 Uhr nachmittags mit seinem Personenkraftwagen die Sonn- und Feiertags zwischen 8 Uhr vormittags und 8 Uhr nachmittags für allen Krast- fahrzeugverkehr gesperrte und durch Warnungsschilder markierte Wendischcarsdorfer Dorfstraße befahren hatte. Gegen eine Strafverfügung der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, er wegen jener Uebertretung mit 5 RM. Geldstrafe bestraft worden war, hatte er gerichtliche Entscheidung be- aniragt mit der Begründung, daß er als Arzt, wenn er zu Patienten gerufen würde, auch verbotene Wege benutzen dürfe, wenn dies ohne Gefahr geschehen kann. In der Haupt verhandlung wurde der Beschuldigte wieder zu einer Geld- strafe von 5 RM. verurteilt, weil er die Genehmigung zur Befahrung verbotener Wege nicht eingeholt hat. — Weiter der Kaufmann Alfred Nestler in Dresden angeklagt, giA. mit seinem Kraftrads auf einer noch nicht abgeernteten Wiese des Baumschulenbesitzers Schurig auf Flur Paulsdorf geparkt zu haben. Gegen die von der Amtshaupt- mannschaft durch Strafverfügung auferlegte Geldstrafe von 5 RM. beantragte er gleichfalls gerichtliche Entscheidung mit der Begründung, daß die Wiese bereits abgemäht gewesen sei. In der Hauptverhandlung kam das Gericht auf dieselbe Strafe von 5 RM. und Tragung der Kosten. DippoMswalde. Aufgebote: Tischlergehilfe Mar Franz Heidl in Dippoldiswalde mit der Fabrikarbeiterin Alma Gertrud Wittig in Schmiedeberg, Diplomingenieur Ernst Rudolf Baizar in Dresden mit der Haustochter Agnes Liesbeth Annemarie Reichel in Dippoldiswalde, Schneider Mar Heide in Dippol diswalde mit der Stütze Lina Helene Zehl in Freiberg. — Eheschließungen: Metalldreher Gustav Hermann Richard Langrock mit Maria Katharina Schieck, geb. Möller, beide in Dippoldiswalde, Kaufmann Edmund Woldemar Hunger in Mulda mit Maria Katharina Sophia Blanke in Ulberndorf. Dippoldiswalde. Bei der Viehzählung am 2. Dezember wurden im Stadtbezirke gezählt 88 Pferde, 287 Stück Rind vieh (darunter 207 Milchkühe), 192 Schweine, 2 Schafe, 86 Ziegen, 3091 Stück Federvieh (davon 2053 legefähige Hennen), 532 zahme Kaninchen, 76 Bienenstöcke, 111 Hunde. Dippoldiswalde. Von der städtischen Polizei wurde im der Nacht vom Montag zum Dienstag der arbeits- und woh nungslose Arbeiter L. beim Nächtigen in einer Feldscheune anfgegriffen. Er wurde ins Wettlnftift gebracht. — Gestern nachmittag nahm die hiesige Polizei einen aus der Tschecho- Slowakei stammenden Arbeiter wegen Patzvergehens und Mebstahls fest. Er wurde dem Amtsgericht zugeführt. — Wie uns mitgeteilt wird, wird der Asienforscher Walther Stötzner im hiesigen Gewerbe-und Volksbildungsverein am 3. Januar einen Vortrag halten. In diesem Vortrage wird er über seine letzte Forschungsreise, von der er erst vor kurzem heimgekehrt ist, sprechen. — .Waterloo', ein besonders prächtiger Großfilm der Emelka, der bei seinem Erscheinen im Frühjahr dieses Jah res großes Aufsehen erregte, läuft heute, morgen, übermorgen in den Ar - Ni - Li chtspielen. Es sollte niemand ver säumen, sich diesen packenden Film, einen Abriß deutscher Geschichte, anzusehen. Reinhardtsgrimma. Anläßlich des Kirchgemeindetages der Kirchgemeinde Reinhardtsgrimma veranstaltete die Kantorei am Sonntag abend in der Kirche eine musikalische Vesper, die sich eines guten Besuches erstellte. Eingeleitet wurde sie durch das Präludium in O-Moll für Orgel von I. S. Bach. Die ernsten Melodien erinnerten an die letzten ernsten Tage des Kirchenjahres und führten zum Schlüsse in jubelnden Tönen über in die erwartungsfrohe Adyentszeit. Durch den Vortrag von Mendelssohns „Sei stille dem Herrn" und des Bachschen Liedes „Advent" machte sich Frau Kantor Schneider als Sopransängerin verdient. Andachtsvoll lauschte die Ge meinde ihrem zu Herzen gehenden Gesänge. Sehr gut gefielen auch die Chorgesänge der Kantorei. 2n der kurzen Zett ihres Bestehens hat es Kantor Schneider verstanden, den Chor ein großes Stück vorwärts zu bringen. Tertaussprache und Ab tönung geben zum Tadel keinen Anlaß. Mit Schriftverlesung, Gebet, Segen und Gemeindegesang schloß die wohlgelungene Vesper. Oelsa. Die Masernepidemie, die seit ungefähr 5 Wochen hier grassiert, ist im Erlöschen begriffen. Die Illasse des ersten Schuljahres, die 2 Wochen geschlossen worden ist, beginnt den Unterricht wieder am kommenden Montag. Die Unterklassen, von denen fast die Hälfte der Kinder fehlten, sind wieder fast vollzählig, so daß wieder ein geregelter Unterricht stattfinden kann. 2n der kommenden Woche braucht nur noch ein Lehrer wegen Masernerkrankung in der Familie dec Schule fernzu bleiben. Kipsdorf. Auch in Ler hiesigen Schule wirb morgen Sonn abend und Sonntag eine Buchausstellung aufgestellt fein. Altenberg. Der von der Stadt Altenberg durchgeführte Umbau der Raupennest-Sprungschanze ist nun vollendet. Mit dem erheblichen KostenaufwanLe von ca. 8000 RM. ist ein Werk geschaffen worden, das den guten Ruf Allenbergs als Wintersporkplatz weiter heben wird. Die neue Sprunganlage ist, von unten gesehen, an den rechten Waldrand verlegt, um einen geraden Auslauf zu schaffen. Sie macht einen impo santen Eindruck, zu dem besonders das 9 Meter hohe, aus Holz erbaute Anlaufgerüst beiträgt. Auf Las Gerüst führt keine Treppe, sondern «ine wagerechte Holzbrücke verbindet es mit dem dahinterliegenLen Hang. Die Anlaufbahn führt mit 26" Gefälle auf die massiv aus Steinen erbaute Sprung schanze. Die Auslaufbahn, di« auf beiden Seiten zahlreiche Erdkribünen für die Zuschauer aufweist, ist bedeutend verbrei tert worden. Bor allem ist der Knick, Ler sich bisher am Uebergang der Aufsprungbahn in den Auslauf befand, besei tigt worden. Auf der neuen Schanze sollen Sprünge bis zu 20 Metern möglich sein. , Dresden. Der Nat stellte sich in seiner Gesamt sitzung auf Leu Standpunkt, daß bei der gegenwärtigen Finanzlage der Gemeinden auch der Zugriff auf kleinere Steuerquellen erforderlich sei. Das Steueramt schlägt daher die Einführung einer Katzensteuer mit Wirkung vom 1. Äpril 1930 ab (18 Reichsmark jährlich, jede weitere Katze 36 Reichsmark)- weiter die Erhöhung der Hn ndesteuer auf 60 Reichsmark Mr oen erpe», uv merchsmarr für oen zweiten uns 120 Reichsmark für jeden weiteren Hund sowie « eine Aenderung -er Schankerlaubnissteuer (Be-? rechnung nicht mehr auf Grund -er Frtedensiueede, sondern nach -er jetzt tatsächlich gezahlten Miete) vor. — Am 5. Dezember begann vor Ler Aivilabkellung des Dresdener Landgerichtes Ler Prozeß Les angeblichen Enkels d es sächsischen Königspaares Albert-Carola gegen das Haus Wettin wegen Anerkennung seiner Abstammung von den Wettinern. Der Vertreter des Klägers Victor von Hor vath, Rechtsanwalt Müller-Röhr, begründete die Ansprüche feines Menten und sormnllerts ungefähr folgende drei Fra gen: 1. Hat ein Grund bestanden, die Geburt eknes Kindes der Prinzessin Carola zu verschweigen? 2. Mar es überhaupt möglich, Latz d ie Geburt eines Kindes der Prinzessin Carola verschwiegen werden konnte? 3. Ist tatsächlich «in Kind der Prinzessin Carola zu Len Pflegeeltern, Len Horvaths, ge bracht worden? Wenn man die erste Frage bejahen wolle, so müsse man darauf Hinweisen, wie groß die Macht der Jesuiten am sächsischen Hof gewesen sei. Man müsse sich fragen, ob es möglich sei, Latz die damalige Prinzessin Carola aus Mutter glück verzichtet habe. Ob der Lamalige Kronprinz Albert et was von einer Schwangerschaft gewußt habe, stehe dahin. Me Geburt sei wahrscheinlich in Lie Tage einer Reise Les Prin zen Albert nach Wien gefallen. Iustizrat Dr. Meding, der Vertreter Les Hauses Wetkin, wies Len Anspruch Les Klägers zurück. Dr. Meding hob hervor, weder in tatsächlicher, noch in rechtlicher Beziehung fei irgend etwas offenbar geworden, was Len Anspruch des Klägers unterstütze. Er wies darauf hin, durch ärztliche Gutachten sei die Unfruchtbarkeit der Prinzessin Carola festgestellt worden. Es habe kein Grund vorgelegen, die Schwangerschaft zu verheimlichen. Denn in der Zeit der angeblichen Schwangerschaft sei ja die spätere Königin Carola noch Prinzessin gewesen und hält« überdies nicht wissen können, Latz sie einmal Königin werden würde. Schließlich gab Dr. Meding feiner Verwunderung darüber Ausdruck, daß erst jetzt finanzielle Ansprüche gestellt würden. Die im Jahre 1903 erhobene Klage des Vaters Les Viktor v. Horvath habe nur Las Ziel gehabt, den Namen von Horvath tragen zu dürfen. Me Leistung Les Aeberzeugungseides komme hier nicht in Frage. Das Gericht beschloß hierauf zu nächst die Vertagung der Verhandlung. Großenhain. Ueber das Vermögen der Großenhainer Ge werbebank G. m. b. H. wurde Konkurs eröffnet. Der Woll- und Zigarrenhändler Oles, der durch Wechselfälschungen im Bettage von etwa 200 000 Mark wesentlich am Zusammen bruche mitschuldig sein soll, sowie der Bankdirektor vr. Bäuerle wurden verhaftet. Leipzig. Die Kriminalpolizei Leipzig, die einen wesentlichen Teil der Untersuchungen zum Dersicherungsschwindel und Mordfall Tetzner geführt hat, gibt eine zusammenfassende Schilderung der Lage. Das bereits veröffentlichte Geständnis hat Tetzner nach seiner Festnahme durch die französische Kri minalpolizei in Straßburg erst nach langem Widerstreben ab gelegt. Frau Tetzner befindet sich noch in Leipzig in Haft und wurde zunächst dem Amtsgericht zugeführt. Die Leichen- teile des verbrannten und unbekannten Mannes, die aus Regensburg hierher gebracht wurden, sind einer ärztlichen Untersuchung unterzogen worden, nach deren Ergebnis soviel sestzustehen scheint, daß der Umgekommene erst in Brand ge setzt wurde, als er schon tot war, daß heißt, Tetzner muß den Unglücklichen erst getötet haben, ehe er sein Auto anzündete. Weitere Verhastungen sind in der Angelegenheit Tetzner nicht vorgenommen worden,' es sind auch greifbare Anhaltspunkte dafür nicht vorhanden, außer daß gegen Tetzner und seine Frau noch die Beschuldigung ausgesprochen werden könnte, sie hätten andere Verbrechen — beispielsweise den Mord an der Schwiegermutter Böhm in Oschatz — begangen. Die Untersuchungsführung liegt in den Händen der Landgerichts- behörde in Regensburg. wetten litt morgen: Wolkig in wechselnder Stärke, allmählig aufkommenLe, vorerst noch geringe Niederschlagsncigung. Nachts Boden nähe Temperaturen nahe Null, tags im Flachland aber im mer noch für Lie Jahreszeit mild. Flachland schwache bis mäßige südöstliche bis südwestliche, Gebirge frische südliche bis westliche Minde.