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TWW für chrWche Kunst. Die Gesellschaft für christliche Kunst, das katholische Epitzengebilde auf diesem Gebiet, hält ihre 8. Jahres- »Mammlung in diesen Tagen in Dresden ab. Die erste öffentliche Versammlung wurde Diens tag vormittag im Brühlschen Saale der staatlichen Akademie für Kunstgemerbe von Geheimrat Dr. von Reumont eröffnet. Unter den Teilnehmern der Tagung sah man u. a. den Prinzen Johann Georg Herzog zu Sachen, ferner den Präsidenten des säch sischen Staatörechnungshvfes Dr. Schieck. Der Schutz- Herr der Tagung, Dr. Christian Schreiber, Bischof von Meißen, machte zu Beginn der sächsischen Bera tungen grundsätzliche Ausführungen über das Ver hältnis von christlicher Kunst und christlicher Kirche. Die Grütze der Rcichsregicrung und der preußischen Regierung überbrachte Regierungsrat Bieb r a ch, die der Stadt Dresden Oberbürgermeister Dr. Blüher. Domprediger von Kirchbach als Vertreter des Knnstdienstes Dresden gab dem Willen Ausdruck, von evangelischer Seite mit gleicher Klarheit auf das gleich Ziel hinzuarbeiten, das die Tagung für christ liche Kunst sich gestellt habe. Ueber „Die Kirche als Auftraggeberin" sprach Dr. P. Anselm Weißen- Hofer O. S. B., Dozent für christliche Kunst an -er Universität Wien, Professor Paul Groß, Direktor der staatlichen Kunstakademie Dresden über „Die christliche Kunst in Handwerk «nd Industrie". In der zweiten öffentlichen Sitzung am Dienstag nachmittag sprachen Ministerialdirektor Dr. Hiecke- Berlin, der Konservator der Kunstdenkmäler Berlins, über „Das Handwerk in der christlichen Denkmals- vflege", «nd Professor Dr. Rudolf Schwarz, Direktor -er.Kunstgewerbeschule Aachen, über „Die christliche Kunst in den Kunst- und Handwerksschulen". HMenS Glückwunsch an Slndendurg. Telegramm Dr. Büngers a« den Reichspräsidenten. Die sächsische Regierung hat an den Reichspräsi denten folgendes Telegramm gesandt: „Die sächsische Regierung beehrt sich, Ihnen, Herr Reichspräsident, am heutigen Tage, an dem Sie das 82. Lebensjahr vollenden, ihre herzlichsten Glückwünsche zu entbieten. I« Ehrfurcht und Liebe steht das deutsche Bolk iu «Neu seinen Schichten zu Ihne«. Es verehrt i« Ihnen das Symbol der großen deutsche« Vergangenheit und zugleich die Verkörperung selbstloser Arbeit an einer bessereu deutschen Zukunft. Möge ein glückliches Schicksal Sie dem Baterlande »och lange erhalten, gez. Dr. Bünger, Ministerpräsident." -Graf Zeppelin" überquert Sachsen! Das Programm für die große Dentschlandfahrt. Auf seiner großen Deutschlandfahrt am 6. und 6. Oktober wird das Luftschiff „Graf Zeppelin" auch bas Gebiet des Freistaates Sachsen überfliegen. Auf der Hinfahrt nach Berlin wird das Luftschiff Sachsen von Westen noch Osten überqueren und dabei folgende Städte berühren: Plauen, Annaberg, Freiberg, Dresden, Bautzen und Zittau. Auf der Rückfahrt wird „Graf Zeppelin" nur die äußerste Nordwcstecke Sachsens überfliegen und dabei der Stadt Leipzig einen Besuch abstatten. Der weitere Kurs soll über Apolda nach Gotha führen. Liquidationsverhandlungen mit Polen. Am heutigen Donnerstag begannen in Warschau neue deutsch-polnische Verhandlungen über die Liqui dierung deutschen Grundbesitzes in Posen und West preußen. Tie Führung der deutschen Abordnung hat Landgerichtspräsident Schneider-Beuthen. Bluthochzeit in Bayern. WirtShausschlacht bei einer Hochzeit in der Ramsau. In dem bekannten Gasthaus „Wimbachklamm" in der Ramsau (nahe bei Berchtesgaden) kam es im An schluß an eine Hochzeitsfeier gegen Mitternacht zu einer förmlichen Wirtshausschlacht. Als Kampfmittel dienten feststehende Messer, Totschläger, Hobeleisen, Stuhlbeine, Steine usw. Die Einrichtung des Gasthau ses und die Fenster wurden zertrümmert. Drei Schwerverletzte und zahlreiche Leichtverletzte -lieben am Platze. Sanitäter, Aerztlich« und Geist lich« wurden herbeigcholt. Zwei Gendarmeriebeamte, die Ruhe stiften wollten, wurden von den Kämpfenden niedergeschlagen. Die Ursache des Blutbades steht noch nicht fest, dürfte aber auf die gespannten Beziehungen zwischen den Burschen zweier Ortschaften zurückzuführen sein. Als die Polizer und Gendarmerie am Tatort erschien, hatten die Haupträdelsführer bereits das Wette ge sucht, konnten aber eingeholt und festgenommen werden. * Amerika—Europa in 24 Stunden? DaS kommende Gleitschiff. Amerikanischen Meldungen zufolge ist aui der Flugzeug-Ausstellung der „New York Times" ein Mo dell eines Glettschiffes ausgestellt, das die Reif, über den Atlantik angeblich in 24 Stunden Der Antrieb des Schiffes, das einem großen Geschoß Ähnlich steht und eine Länge von etwa 250 Meter Haden soll, erfolgt durch eine Art Flugzeug-Motoren, die an Teck ausgebaut find. Nach den Modellversuchen (!) soll das Schiff Geschwindigkeiten bis zu 180 Meilen (-288 Kilometer) in der Stunde entwickeln können. Als Reisegeschwindigkeit sind 110 Meilen (176 Kilo meter) in der Stunde vorgesehen. Tas Schiff ist nur zur Beförderung von Reisenden und Post bestimmt. Das Echo des Sklarek-SkandalS. „«roher Lag" im Berliner Rote« Hans. Tie Berliner Stadtverordneten haben sich unter einem geradezu lebensgefährlichen Andrang von Tri» bünenbefuchern mit dem Sklarek-Skandal befaßt. Büp« germeister Scholz erklärte namens des Magistrats, daß alles getan worden sei, um eine restlose Aufklärung der Angelegenheit zu erreichen. Wie groß der end gültige Verlust der Stadt Berlin durch diese Be trügereien sein werde, könne zur Zett niemand sagen. D«S Konto der SNarekS bei der Stadtbank weife eine Schuld von 10,2 Millionen Reichsmark auf. Daz« kämen «och andere «erpflichtungen von über einer Mik- lion Reichsmart > An Aktiven stehen diese« Schulden gegenüber ein Warenlager fm Werte von etwa 1,2 Mil lionen Reichsmark, Forderungen a» die Bezirksämter von etwa 840 000 Reichsmark, vier Billen nnd ei« Rennstall, deren Wert znr Zeit noch nicht bekannt sei. sei es außerordentlich zweifelhaft, ab diese Aktiven auch nur annähernd die Höhe der For derungen der Stadt Berlin erreichen. Hochkonjunktur in Skandale«. Zum Schluß macht« Bürgermeister Scholz die über raschende Mitteilung, daß sich an diesen Skandal noch ein« Reihe kleinerer Skandale anreihen würden. In diesen Tagen sei aber noch keine Zeit ge wesen, allen Beschuldigungen gründlich nachzugehe«. Die Untersuchuugen schwebten und würden rücksichts los durchgeführt werde«. Tie Debatte zog sich bis gegen 11 Uhr abends hin. Tie Abstimmung über alle zum Fall Sklarek ein gebrachten T-ringlichkeitsanträge erfolgt am 10. Ok tober 1929. Haussuchung bei den Sklareks. Wichtige Bücher beschlagnahmt. Tie Berliner Kriminalpolizei Kat in den Ge schäftsräumen der Brüder Sklarek in der Kommandan tenstraße eine Haussuchung abgehalten und dabei meh rere Geheimtresors geöffnet, in denen sich wichtige Bücher befunden haben sollen, die beschlagnahmt wurden. Es wurde ferner festgestellt, daß der Sekretär Lehmann Geld, das er aus den Fälschungen bezog, in verschiedenen Unternehmungen investierte. Der Magistrat beschloß, im Einvernehmen mit dem Berwaltungsrat der Stadtbank, den Konkursantrag gegen die Firma Sklarek bestehen zu lassen. Ans Stadt und Land. Schließung von Berliner Friedhöfe». Tie Fried höfe in Schöneberg, Maxstraße, und in Friedenau, Stubenrauchstraße, sind auf Grund der Beschlüsse des Magistrats und der Schöneberger Bezirkskörperschaften mit dem 31. Mai d. I. für Bestattungszwecke ge schlossen worden. Ter Polizeipräsident hat nunmehr die damaligen Beschlüsse von Aufsichtswogen geneh migt. Vor Ablauf von 40 Jahren dürfen die Fried höfe zu weltlichen Zwecken nicht verwendet werden, dagegen bleibt die Weiterbenutzung der vorhandenen Erb- und Familiengrabstätten auch während dieser Zeit gewährleistet. 2«r Betschaucr Bürgermeister als Gast Hoovers. Ter Bürgermeister der Spreewaldstadt Vetschau, Rohde, war von Richard Hellmann, einem ehemaligen Betschaucr, jetzigem Dollarmillionär, nach New Bork eingeladen worden. Am Sonntag traf er mit einigen Stadträten in New Dork ein, wo ihm zu Ehren nne Feier stattfand. Die Stadt Vetschau, der Hellmann eine halbe Million Mark gestiftet hat, ließ ihm durch Bürgermeister Rohde den Ehrenbürgerbrief überreichen. Am selben Tage fand ein deutscher Heimatabend statt, zu dem 28 in New Bork und Umgebung ansässige aus der Niederlausitz stammende Familien eingeladen waren. Bürgermeister Rohde beabsichtigt, seinem New Uorker Amtskollegen einen Besuch abzustatten. Ferner ist für die Vertreter Vetschaus eine Reise nach Washing ton vorgesehen. Sie werden dort mit Präsident Hoover zusammentrefsen. Verhängnisvolle Halskrankheit. In Alvesrode bei Springe im Harz wurde die Familie des Arbeiters Rölke von einer seit einiger Zeit bereits dort herr schenden gefahrvollen Halskrankheit befallen. Fünf Kin der der einen Familie starben nacheinander, und nnn wurde die Mutter, sowie das letzte Kind von der Krank heit befallen. Sie liegen beide im Krankenhaus da nieder. Wieder ein EisenbahnunfaN i« vahern. Ter be schleunigte Personenzug Berlin—München 848 ent gleist« am Mittwoch früh gegen 2 Uhr bet der Einfahrt in LichteufelS. Die Lokomotive, der Packwagen, der Packbeiwagen und zwei Personenwagen sprangen aus den Schienen. Vier Reisende wurden leicht ver letzt: sie konnten ihre Reise fortsetzen. Ter Zug erlitt zwei Stunden Verspätung, mehrere andere Züge etwa einstündige Verspätung. Die Strecke Lichtenfels—Ko- burg war längere Zeit gesperrt. Ein« polnische Stadt in Klammen. Im Zentrum des Städtchens Lupia Nowa in der Wojewodschaft Kielce brach ein verheerender Brand aus, der infolge des starken Windes ungeheuer rasch um sich griff und in zwei Stunden 30 Gebäude vernichtete. Ter Brand droht die ganze Ortschaft in Asche zu legen. 20 Lösch züge bemühen sich in schwerem Kampf, wenigstens die Kirche und die amtlichen Gebäude zu retten. k"in Ortsbewohner ist in den Flammen umgekommen, wäh rend neun Feuerwehrleur« und mehrere andere Per- sonen zum Teil sehr schwere Brandwunden davontrugen. Selbstmord des Vizepräsidenten der amerikani schen Bemberg-Gesellschaft. Ter Vizepräsident der ame rikanischen Bemberg- und Glanzstoffgesellschaften W. S. / Kummer, früher deutscher Konsul in Portugal, wurde , in seiner Wohnung in Elisabeth ton (Tennesse) < tot aufgefunden. Kummer lag mit zerschnittenen Puls- ! adern in einer großen Blutlache. Auf dem Fußboden lag «ine Rasierkfinge. Ein Selbstmord ist nach'HSr vor- fiAmden Meldungen kaum zu bezweifln. Man sand am Tatort eine Notiz an den Fabrikangestellten Fritz Bleuchsen: ,Ljch kann nicht vmger für die Glanz- stofsteute arbeiten. Kummer." SOS Todesopfer der Neberschwemmmrse« ft» gn- , die«. Lie durch die letzten Ueberschwemmungen im Pandsch ab-Gebiet angerichteten Schäden sind nach : amtlichen Feststellungen außerordentlich groß. Jnsge- > samt find 206 Personen ertrunken. Etwa 8000 Stück Vieh gingen verloren, weite Strecken bebauten Lan- > des wurden zerstört, 69 000 Häuser völlig vernichtet und 8000 schwer beschädigt. Ein Irrsinniger tötet fünf Mensche«. Wie aus i Sidney gemeldet wird, wurde die Ansiedlung Pal- ' mhra in Westaustralien durch die Schreckenstaten eines Irrsinnigen in größte Aufregung versetzt. Der GeisteS- ! krank« rannt« in der Dunkelheit durch den Ort und ! feuerte wahllos auf die Häuser, deren Bewohner in ' größter Eile der Türen verbarrikadierten und die Lich- j ter auslöschten. Fünf Menschen wurden getötet. Erst nach längerer aufregender Verfolgung durch Polizisten könnt« der Irrsinnige hinter Schloß und Riegel gebracht > iverden. Man nimmt an, daß er den Verstand durch fortwährendes Grübeln über Diebstähle verloren hat, ! die in der letzten Zeit auf ^"er Besitzung verübt j worden waren. Schwere Sturmschäden in Amerika. Nach Mel« ' düngen aus Pensacola (Florida) richtete ein Wir belsturm in der Umgebung der Stadt großen Schaden an. Starke Bäume wurden wie Streichhölzer geknickt. Lie Drahtleitungen sind zum Teil gestört. Auch der östliche Teil von Alabama und Georgia wurden von ' heftigen Stürmen, die von schweren Gewittern begleitet waren, heimgesucht. . Kleine Nachrichten. * Bei der Marinewerft in Wichelmshaven hat ein Air gestellter von d«n ihm anvertrauten Geldern etwa 20 OVO Mark unterschlagen. * Der in der Hamburger Grohschisfahrt bestehende Lohntartf ist seitens der Seeleute zum 31. Oktober v. I. gekündigt worden. Den Arbeitgebern sollen demnächst neue Forderungen unterbreitet werden. * In Kottbus wurde der Schmied Paul Schultka in einer Laube tot aufgefunden. Er hat Selbstmord durch ' Erhängen begangen. ! * In den Zillertaler Alpen wurde auf einem Glet- i scher die Leiche des 19 jährigen Studenten der Technische» Hochschule Stuttgart Gustav Luz aus Innsbruck aufge- i funden. Luz hatte allein eine Tour auf den Großen Löff- - ler unternommen. ! * In Warschau sind im Laufe der vorigen Woche 137 Fälle von Unterleibstyphus festgestollt worden. * In einer Kohlengrube des Donezbeckens hat sich eine Explosion ereignet, durch die drei Arbeiter getötet und drei schwer verletzt wurden. * Bei dem Einsturz einer indischen Schule in Bhilsa im Staate Gwalior wurden 14 Knaben getötet. Die Zahl der schwerverletzten Kinder wird mit 23 angegeben. i Auf sonniger Bank. Vor acht Tagen war noch sommerlicher Herbst oder, wenn man so will, herbstlicher Sommer. Heitz und sengend fast brannte die Sonne hernieder. In leichtester Kleidung spazierten die Leute umher, suchten den Schatten auf, bevölkerten die Bäder. Wie anders ist das nun mit einemmal geworden! Wohl scheint hin und wieder von einem nach unwirschen Tagen wieder fleckenlos gewordenen Himmel die Sonne warm und freundlich, aber mit ihrer sommerlichen Kraft ist es vorbei. Tie Badeanstalten, die eben noch ein lüft- und wasserfreudiges Volk belebte, sind ge schlossen und verwaist, und wo die Stratze im Schatten liegt, da fegt uns ein rauher, kalter Wind entgegen, der uns wärmere Kleidung schon als eine Wohltat fühlen läßt. Nicht mehr fliehen wir vor der Sonne. Wo immer unter herbstlich färbenden Bäumen gelblich-milder Son nenschein leuchtet, da sammeln sich die Menschen auf den Ruhebänken, genießen still und behaglich die Son nenwärme und denken schon ein weniä an sonnenlose Herbsttage und an die Winterzeit. Wer weiß auch, wieviel Sonnentage wir noch haben werden? Mit jedem Tag mehr senkt sich das Jahr. Jetzt ist die Zeit, in der wir jeden goldenen Son nenstrahl an inilden Herbsttagen wie ein Geschenk und wie ein Labsal grüßen. t Es reden und träumen die Menschen so viel Bon künftigen besseren Tagen, Nach einem glücklichen, goldenen Ziel i Sieht man sie rennen und jagen —, Tie Welt wird alt und wird wieder jung, -Ind der Mensch hofft immer auf Besserung. „Di« vurg am Meer". Die Stadt Rüstringen an der Nordsee weiht am »17. Oktober ihr neues Rathaus ein, das die Bewohne« stolz „Burg am Meer" nennen. Der Schöpfer de» modernen Gebäudes ist der Hamburger Architekt Hoper, der den Rathausturm gleichzeitig als Wasserturm aus baute. !... i