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ver RetchSregierung ausgesprochene Billigung von der Partei nur dann verantwortet werden kann, wenn djie vollständige Durchführung des Finanzprogramms mit jedem parlamentarischen Mittel verfolgt wird. Der Zentralvorstand hält an der Forderung einer sach lichen Umgestaltung der Arbeitslosenversicherung feK." 2« neue Hinrichtungen in Ruhland. j Siner amtlichen Meldung aus Moskau zuflüge wurde der volkstümlichste russische Priester Podbornt wegen „Be kämpfung der Sowjetregierung von der Kanzel herab" zum Tode verurteilt, erschossen und heimlich beerdigt. Podbornt soll zur Bekämpfung der Sowjets mit den Waffen aufge rufen haben. Ferner wurden 1S frühere Sowjetbeamte, die Bestcchungsgelder angenommen hatten, hingerichtet. Rundschau im Auslande. » In Prag ist di« Errichtung einer Deutschen Handels hochschule geplant, die der Deutschen Technik angegliedert werden soll. ! Prinz Nikolaus von Rumänien soll am 1. Januar zum General befördert werden; man nimmt an, dah der Prinz den Oberbefehl über das Heer übernehmen wird. ? Die Sowjetbehürden haben das große Makarij-Kloster im Bezirk Kineschma geschlossen, weit es eine .Hochburg gegenrevolutionärer Propaganda" gewesen sein so». Demokratische Vorstandsfitzuug. Unter dem Vorsitz des Parteiführers Koch-Weser beschäftigte sich der Vorstand der Deutschen demokra tischen Partei mit der politischen Lage. Sämtliche Redner sprachen sich für die Fortführung des innerett und äußeren Stärkungswerkes aus und erhofften vott dem Gedankeninhalt der Partei eine werbende Wir kung für die Zukunft. ES wurde beschlossen, im neuen JaAe systematisch den Ausbau der Parteiorga nisationen durchzuführen. Die Neichsregierung wurde um die tatkräftige Fortführung der Reichsreform ersucht. Für den Volksentscheid erließ der Parteivorstand die Parole: Fernbleiben! Vorkonferenz für Haag. Zusammenkunft der Reparationsgläubiger in Pari». — Paris, 16. Dezember. Am heutigen Montag beginnt in Paris, wie der „Petit Parisien" mitzutetlen weiß, eine Konferenz der Sachverständigen der deutschen Reparationsgläubiger. Es handelt sich dabei um die letzten finanztechnischen Vorbereitungen für die zweite Haager Konferenz. Nach dem Abschluß der Arbeiten des Organisa- tionSkomitees in Baden-Baden haben die französischen Sachverständigen die Initiative zu einem eingehenden Meinungsaustausch unter den Reparationsgläubtgern ergriffen. In diesen Verhandlungen sollen die Tin-, würfe, die der englische Schatzkanzler Snowden gegen das Statut der Internationalen Reparationsbank vor zubringen drohte, größtenteils beseitigt worden sein. Der Entente unter den Gläubigernationen nun einen noch offizielleren Charakter zu geben, soll Aufgabe der Pariser Sachverständigenkonferenz sein, die nach dem „Petit Parisien^ etwa acht Tage in Anspruch neh men dürfte. Selbstverständlich wird auch Deutschland noch ein Wort in dieser Angelegenheit mitzureden haben. Der Haager Entwurf fertig. Die Konferenz am 3. Januar? Der Juristen«uSschuß, der das Schlußprotokoll der Haager Konferenz aufzustellen hatte, hat an den Prä sidenten der Konferenz, Jaspar, den ersten Bericht ge richtet, der den Entwurf zum Schlußprotokoll und eine Anzahl Anhänge enthält. Die Arbeiten des Juristenausschusses sind unter brochen und werden wieder ausgenommen werden, so bald die Schriftstücke und die erforderlichen ergänzen- den Mitteilungen durch die Regierungen erfolgt sind, um die Arbeiten abzuschließen. Aran rechnet damit, daß der belgische Minister präsident Jaspar die zweite Haager Konferenz zum Z. Januar 1930 etnberufen wird. Politische Rundschau. — Berlin, den 16. Dezember 1929. - Der Gesetzentwurf über Erteilung einer Kredit- ermächttgung ist vom Reichsfinanzminister dem Reichstag zugeleitet worden. .: Glückwunschschreiben Hindenburgs an Dietrich- Vaden. Reichspräsident von Hindenburg und Reichs kanzler Müller haben dem Reichsernährungsmintster Dietrich-Baden, dem jüngsten Mitglied des Reichska- binetts, ihre Glückwünsche zur Vollendung des 60. Le bensjahres ausgesprochen. .: Reichsbahndirektsr Reumann verurteilt. In dem Berliner Dauerprozeß gegen den Reichsbahndtrek- tor Wilhelm Neumann wurde das Urteil verkündet. Der der passiven Bestechung angeklagte Reichsbahn direktor wurde zu einer Geldstrafe von 2500 Mark, hilssweise zu 50 Tagen Gefängnis verurteilt; der der aktiven Bestechung beschuldigte Fabrikant Dr. Kämpfer wurde freigesprochen. :: Nuntius Paeellt hat beim Ueberschretten der deutschen Grenze Telegramme an den Reichspräsidenten, an die Fuldaer Bischofskonferenz und an die Zentrums fraktionen gerichtet. Bei feiner Ankunft in Rom wurde der Nuntius u. a. von dem deutschen Botschafter be grüßt. f j Ladenschluß am 24. Dezember. Tie gesetzlichen Bestimmungen Amtlich wird mitgeteilt: Der Reichstag hat am 10. Dezember das Gesetz über den Ladenschluß am 24. Dezember verabschiedet. Nach dem Artikel 1 Abs. 1 dürfen offene Verkaufs stellen nur bis 5 Uhr nachmittags, und solche, die ausschließlich oder überwiegend Lebensmittel, Ge nußmittel oder Blumen verkaufen, bis 6 Uhr nachmit tags für den geschäftlichen Verkehr geöffnet sein. Der Abs. 2 des Artikels I dehnt die Vorschriften auf die Verkaufsstellen der Konsumvereine und ähnlicher Ver eine, auf die Verkaufsstellen auf Eisenbahngelände, und zwar auch auf die innerhalb der Sperre gelegenen, und auf den Hausier- und Straßenhandel aus. Die Vorschriften finden keine Anwendung auf Apotheken, auf den Marktverkehr und den Handel mit Weth nachtsbäumen. Das Gesetz hat insofern für Gast- und Schankwirtschaften Bedeutung, als auch in diesen am Heiligen Abend von 6 Uhr an Waren nur an Gäste zum Genuß auf der Stelle verabreicht werden dürfen. Der Artikel II des Gesetzes bedroht Zuwiderhand lungen mit Geldstrafe. Die Höchststrafe beträgt nach dem Gesetz über Vermögensstrafen und Bußen vom 6. Februar 1924 zehntausend Reichsmark. Auch die fahrlässige Zuwiderhandlung ist strafbar. Die Ianuartagung deS Rates. Das Gvneralsekretariat des Völkerbundes veröf fentlicht die Tagesordnung für die am 13. Januar be ginnende 58. Tagung des Völkerbundsrates. Auf wirk schastlichem Gebiet ist der wichtigste BeratungSgegen-, stand die Anberaumung der internationalen Regte-» rungskonferenz zur Verhandlung über einen zwei- bis dreijährigen Zollsrieden. Auf der Tagesordnung stehen ferner die Neuwahl der Regierungskommtsston veS Saargebietes, deren Mandate am 31. März, ab.laufern Den Vorsitz in der Januartagung des VölkerdunvSrates führt der polnische Außenminister Zaleski. Ist er der Düsseldorfer Mörder? Zur Verhaftung i« Eger. — Ti« Verdachtsmomente gegen Mayer mehren sich- Das Polizeiamt in Eger teilt mit, daß sich die Verdachtsmomente gegen den verhafteten Mayer im mer mehr verdichten, doch könne noch nichts Bestimm tes gesagt werden. Mayer leugnet bisher jede Be teiligung an den Düsseldorfer Morden. Ein Düssel dorfer Kriminalbeamter befindet sich bereits in Eger. Das wichtigste Verdachtsmoment gegen Mayer ist eine bei ihm gefundene Skizze, die den Mord an der Gertrud Aldermann darstellt. Nach einer späteren Meldung wurde im Verlauf der Untersuchung festaestellt, daß der Verhaftete aus einem Fahrrad von Düsseldorf nach Eger gekommen und hier seit dem 22. November gemeldet ist. Er soll während dieser Zeit ein sHr unstetes Leben ge führt haben und Reisen bis nach Oesterreich und Italien unternommen haben. Ti« Schriftproben, di« mit dem verhafteten vor- genommen wurden, z«igeu «nderkennlich« Aehnlichkeit mit den Schriftproben in den Briefen des mutmaß lichen Mörders. Auffallend ist, d«ß er bei dem weib lichen Bornamen Gertrud denselben orthographischen Fehler — beide Male mit weichem d in der Mitte — beging. Das gesamte Material des Verhörs soll nach Düsseldorf zur Ueberprüsung der Angaben des Ver hafteten gesandt werden. Erst dann wird sich mit Sicherheit feststellen lassen, ob Mayer tatsächlich der gesuchte Mörder ist. Lebendig begraben? Entsetzlich« Feststellung in einer Familiengruft. Infolge Verkaufs des Rittergutes Rybna, Kreis Tavnowitz, an eine polnische Siedlungsgesellschaft, soll ten, wie der „Oberschlesische Kurier" meldet, die im Erbbegräbnis inr Hanno-Wäldchen betgesetzten Toten der Familie von Koschytzky nach dem neuen Besitztum der Familie in Wronin, Kreis Ratibor, übergesührt werden. Als in Gegenwart »eS Kreisarztes und des Amts- Vorstehers die Familiengruft geöffnet wurde, mußten di« Anwesenden zu ihrem größten Entsetz«» feststellen, daß di« unteren Seitcnbretter de» Sarges des schon I vor nenn Jahren angeblich an Herzschlag gestorbene« j Rittmeisters von Koschhtzkh, d«S Vaters des jetzige« j Besitzers, herausgedruckt waren. Ter Tote lag auf dem Gesicht mit seitwärts gestreckten Arme«. Die Leichendecke lag zerknüllt zu seinen Füßen. Da nicht der geringste Anhaltspunkt für eine Be raubung des Toten gefunden werden konnte, muß an genommen werden, daß Rittmeister von Koschytzky das furchtbare Geschick hatte, scheintot begraben worden t zu sein. Haft und Geisteskrankheit. ! Manass« Friedländer auS d«r Haft entlasse«. — Gegen 1V VVO Mark Kantio«. Anfang d. I. hatte der 21jährige Manasse Fried« länder in der elterlichen Wohnung in Berlin seinen 16jährigen Bruder Waldemar und dessen gleichaltrigen Freund Tibor Foeldes unter aufsehenerregenden Um standen erschossen. Er wurde im Juni wegen Tot schlages in zwei Fällen zu sechs Jahren Gefängnis verurteill. Aus Grund eines ärztlich«« Gutachten« wonach bei der Fortdauer der Hast die Gefahr be- stehe, daß Manasse Friedländer in Geisteskrankheit ver- falle, hatte di« Verteidigung einen Antrag auf Hast, entlassung gestellt. Di« zuständige Strafkammer hatte me Haftentlassung abgelehnt mit der BMMVMg, daß di« hohe Straf« Fluchtverdacht begründe. Auf die.Beschwerde der Verteidigung hat nunmehr der Strafsenat des KammergertchtS entschieden, daß Manasse Friedländer vorläufig gegen eine Sicherheits leistung von 10 000 Mark aus der Haft zu entlassen fei. Manasse Friedländer befand sich bisher in Un tersuchungshaft, da das Urteil des Schwurgerichts noch nicht rechtSttästig war. Die Revtstonsverhandlung beim Reichsgericht findet am 19. Dezember statt. Im Sturm erprobt. Tie „Bremen" beweist ihre Seetüchtigkci». Nach einer außerordentlich stürmischen Fahrt ist der Schnelldampfer „Bremen" in New Mork eingetrof- f.en. Der Sturm, den die „Bremen" auf ihrer Fahrt nach New Mork zu bestehen hatte, war so heftig, daß verschiedene schwere Glasfenster des Schiffes einge drückt wurden. Auch die „Berengaria" Kat, während der Ueberfahrt Schäden erlitten. Verschiedene Fahr gäste würben verletzt. Die Direktion des Norddeutschen Lloyd erklärt, daß die „Bremen" bei allerschwerstem Sturm einen glänzenden Beweis für ihre Seetüchtigkeit abgelegt habe. Das Schiff habe die Reise ausgezeichnet über standen, obgleich ein Passagier einen Armbruch sowie verschiedene andere Passagiere leichtere Verletzungen erlitten hätten. Der Sachschaden »vird auf etwa 40 000 Mark geschätzt. Ta aver keine schweren Beschädigungen vorlie-- gen, müsse das Reiseergebuis als äußerst zufrieden stellend betrachtet werden, verschiedene Passagiere äußerten sich bei der Ankunft lobend über die Seetüch tigkeit des Schiffes. Der gestohlene Sprengstoff. Kn de« Anschläge« in Nord Westdeutschland. In der Voruntersuchung wegen der Sprengstoff attentate in Nordwestdeutschland war bisher zwar die Aufbewahrung des Sprengstoffes bekannt — es war dies das an der dänischen Grenze gelegene Gehöft des Ungeschuldigten Peter Holländer — nicht aber dessen Herkunft. , Den Untersuchuugsdehörden ist es jetzt auch gelun gen, aufznkläre«, daß der Sprengstoff aus dem Stein- beuch des Mülheimer Steinbrnchbesitzers Karl Weyand entwendet worden ist, «nd zwar durch Einbruch in die Pulverkammer; eS sind im ganzen 52i/z Kilogramm Amonit und 700 Sprengkapseln gestohlen worden. TeS Diebstahls dringend verdächtig sind di« Angeschuldig ten Hans Nickels auS Heide und »er Juwelier Fritz Rehling ans Mülheim. Gegen Rehling ist erneut Haftbefehl erlassen und vollstreckt worden. Der Beihilfe verdächtig ist der Bru der des Steinbruchbesitzers, Robert Weyand, der von der Polizei festgenommen, aber vom Untersuchungs richter wieder freigelassen wurde, weil die Verdachts- gründe »um Erlaü eines Haftbefehls nicht ausreichen. Der Sprengstoff wurde von Nickels und dem Autover mieter Hermann Wjeborg aus Lunden in dessen Auto mobil von Mülheim in die Nähe von Husum gebracht und dort von Volk und Johnsen übernommen, di« ihn nach dem Versteck an der dänischen Grenze zu Peter Holländer schafften. Die für die Begehung der Anschläge jeweils erforderlichen Mengen wurden von Holländer und seiner Frau an die betreffenden Täter auSgehändigt. Vor der Strafkammer des Landgerichts I in Ber lin fand Termin zur Prüfung der Hast der Angeschul digten Weschke, Pünjer und Ernst von Salomon wttt. Die gegen Pünjer und Weschke erlassenen Haftbefehle wurden aufrechterhallen, die Entscheidung über den gegen Ernst von Salomon bestehenden Haftbefehl ist bis Mittwoch ausgesetzt worden. Ein gefährlicher Brandstifter. Kü«f Brände in 0 Tage«. Die Staatsanwaltschaft in Angermünde hat gegen den 19jährigen Meller Willy Berndt Haftbefehl er lassen, nachdem von der Laudeskriminalpolizei pnd den zuständigen Landjäaereien festgestellt worden ist, < daß Berndt in den Kreisen Angermünde, Randow und Prenzlau seit mehreren Jahren unausgesetzt Brand stiftungen verübt hat. Es wurde festg«stetlt, »aß der Angeschuldigte be reits mit iS Jahren ein« Schenn« angesteckt hatte. Dieser ersten Brandstiftung folgten Vann gleiche ver brechen in den Jahre« 1927/28, und die letzte« Un tat«« hat Berndt i« der Zeit vom IS—18. November begangen, wo er in sechs Tage« fünf Scheune« mit vollen Scheuer« in Flammen aufgehen ließ. Die letzten Brandstiftungen sind in dem Dors Lützlow in Pommern begangen worden. Berndt gibt zu seiner Entschuldigung an, daß er die Brände aus Freude am Feuer angelegt hat, also allem Anschein nach krankhaft ver anlagt sein will; er hat durch feine Zerbrechen Werte von über 500 000 Mark vernichtet. Das Arten tm Szotnoker Giftmordprozeß. Di« Giftmörderinnen von Nagyrev. Nach dreitägiger Dauer wurde der Mordprozetz gegen die Giftmischerinnen von Nagyrev beendet. Das Strafgericht in Szolnok verurteilt« bi« SSjäh. rige Lipka z«m Tod« durch den Strang, bi« drei ande- ren angeklagten Frauen, di« 71jährige Sebestyen, die Ssjährig« Holyba und die Süjährige AöteleS zu lebens- rängllchem Zuchthaus. Di« „Hyänen" von Tiszakurt. Ti« Mörderinnen leugnen. — „Das ist ja k«in Mord.- Die vier im Szolnoker Giftmordprozetz angeklag ten Frauen leugneten zunächst hartnäckig, hi« ihnen