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:: Die Zentrun-sfraktion deS Reichstags nahm nach längerer Debatte über die Vorgänge im Rechtsaus schuß eine Entschließung an, in der das Verhalten der Zentrumsmuglieder des Rechtsausschusses in der Frage der Ehescheidungsreform einmittig gebilligt wird. :: Tie Standrsherrenreuten. Die interfraktionelle Aussprache über die Standesherrenrenten hat noch zu keiner Einigung geführt. Voraussichtlich nächste Woche soll der Rechtsausschuß des Reichstages zusammenbe rufen werden, um die Frage der Standesherrenrenten zu behandeln. Die Angelegenheit ist dringlich, weil die Prohesse des preußischen Staates über diese Renten Ende dieses Monats wieder aufleben werden. :: Presseabend der Landdolkpartei. Aus einem Presseabend der Christlich-nationalen Bauern- und Landdolkpartei in Berlin betonte Landrat a. D. Dr. Gereke, die alten Fronten hätten sich aufgelöst, man müsse deshalb auf neuer Grundlage von vorne an sangen. Der Anstoß müsse vom Lande kommen. :: Kraftwagenunfall eines Abgeordneten. Reichs tagsabgeordneter Dr. Wendhausen trug bei einem Autounfall, der dadurch hervorgerusen worden war, daß ein Hund in den Kraftwagen lief, schwere Schnitt-, wunden und einen Schulterbruch davon. Rundschau im Auslande. k Die seit Jahren währenden Verhandlungen zwischen Rom und Angora über den Dadekannes haben zu der Ver einbarung geführt, den Streit dem Haager Schiedsgericht zu übertragen. ; Die Stadtpräfektur von Stambul hat einen Vertrag mit einer deutschen Gruppe abgeschlossen, die eine Reihe öffentlicher Bauten übernehmen soll. * Neuer Parlamentssieg TardieuS. r Bei der Beratung des Haushaltsgesetzes in der französischen Kammer steNte der rechtsradikale Parteiführer Marrn einen Vertagungsantrag. Auf Ersuchen eines Re- aierungsvertreterS wurde der Antrag abgelehnt; die Mehr heit betrug 6V Stimmen. Acht Anhänger Habib NllahS zum Tode verurteilt. k Wie aus Kabul gemeldet wird, hat das afghanische Oberste Gericht den ehemaligen Außen- und „Hofminister" Habib Mlahs sowie sieben weitere frühere Mitarbeiter des erschossenen Königs Habib Ullah zum Tode verurteilt. Nadir Khan hat die Todesurteile bereits bestariat. Mittelmeer-Locarno geplant? Drummond die treibende Kraft. — England soll Garantie leisten. Londoner Meldungen zufolge wird dort dem Ge neralsekretär des Völkerbundes, Drummond, die Ab sicht zugeschrieben, auf römische und südslawische An regung der englischen Regierung Vorschlägen zu wol len, ein begrenztes Mittelmeer-Locarno zustande zu bringen, in dem Frankreich und Italien die Unter stützung der englischen Flotte für den Fall garan tiert erhalten, daß ein Mittelmeer-Land von dem an deren unprovoziert angegriffen werde. Englands Un terstützung des Angegriffenen im Mittelmeer soll sich ausschließlich auf die Stellung einer genau umschrie benen „Flottenhtlfe", die die Parität zugunsten des Angegriffenen verschieben würde, beschränken. Drummond soll bei seinen Bemühungen davon ausgehen, daß ein Erfolg der Flottenkonferenz nur dann möglich ist, wenn es gelinge, im Mittelmeer einen Kräfteausgleich zwischen Frankreich und Italien auf der Grundlage der Gleichheit zustandezubringen. Lindsay wird wieder Botschafter. Er geht Anfang 1939 nach Washington. — Macdonalds Privatsekretär wird Unterstaaissekretär. Der Unterstaatssekretär im englischen Auswärtigen Amt und frühere Botschafter in Berlin, Sir Ronald Lindsay, geht Anfang nächsten Jahres als Botschafter nach Washington. Der bisherige britische Botschafter in Washington, Sir Esme Howard, tritt zurück. Als Nachfolger Lindsays übernimmt Macdonalds Privat- sekretär Vansittart als Unterstaatssekretär die Leitung Kes Auswärtigen Amtes. Sir Lindsah. Sir Robert Vansittart ist Berufsdtplomar, aber seit 1913 auf keinem Auslandsposten mehr ge wesen. Lord Curzon machte ihn, als er Außensekretär wurde, zu seinem Privatsekretär. Später übernahm der konservative Ministerpräsident Baldwin Vansittart und übertrug ihm die Leitung des Privatsekretariats des Kabinetts, die er auch unter Macdonald betbehielt. Vansittart begleitete Macdonald auch auf seiner Äme- rikareise und nahm dabet an den Besprechungen mit Hoover teil. Zum Botschafter in Moskau ist der ursprüng lich für Brasilien auSersehene Botschafter Ovev er nannt worden. Die Not der Wolgadeutschen. Scharfes Borgehen der Kommunisten. — Neues An wachsen deS FtiichtlingSstromS. Die russische politische Polizei, die gefürchtete G. H. U., hat in der deutschen Wolga-Republik in der ! Stadt Pokrowsk wieder zahlreiche deutsche Kolonisten verhaftet, di« beschuldigt werden, Propaganda gegen die Sowjets getrieben zu haben. Die Beziehungen zwi schen den Wolgadeutschen Kolonisten und den Sowjet behörden haben sich in letzter Zeit stark zugespitzt, u. a. auch deshalb, weil die Kommunisten sämtliche Kirchen schließen wollen. In Pokrowsk werden zwei evan gelische Kirchen zu Weihnachten geschlossen. Die Em pörung der Kolonisten ist in letzter Zeit so stark an- gewachsen, daß sich die Kommunisten bewaffnet haben, um sich vor Attentaten zu schützen. Der KreiS der Kolonisten, die sich in der Nähe > Moskaus versammeln, um Rußland z« verlassen, wird s größer «nd größer. Man schätzt jetzt di« Zahl der var ' MoSkan lagernden Bauern auf 12 999. Litauisch-Polnische Annäherung. In Polen erwartet man im Zusammenhang mir - der Ernennung des Dr. Zaunius zum litauischen Außen- j Minister einen Kurswechsel in Kowno. Warschau ist j der Ansicht, daß Zaunius eine Entspannung des li- tauisch-polnischen Verhältnisses herbeiführen wird. - Große Bedeutung wird ferner der Reise des Leiters ; der Polnischen Ostabteilung Holowko durch die baltt- j schen Staaten beigelegt. j Wie bei Aman Allah. Türkisch« Offiziere i« der afghanischen Armee. Die afghanische Regierung hat beschlossen, eine türkische Milttärmission nach Kabul einzulaven, um an der Umbildung der afghanischen Armee teilzu- uehmen. Nadir löste in einem Befehl sämtliche zur Zeit des Bürgerkrieges gegen Habib Ullah entstandenen Truppenteile auf. An deren Stelle sollen reguläre Truppen gebildet werden. Wie weiter gemeldet wird, hat sich Nadir gegen die Beteiligung von russischen Offizieren als Jnstruk- i teure in der afghanischen Armee ausgesprochen. Die . afghanische Regierung beabsichtigt, neue Waffenbestel lungen in England und Frankreich vorxunehmen Frau Subkoff 1. Frau Viktoria Subkoff ist Mittwoch früh k«^ vor 7 Uhr in Bonn gestorben. Viktoria Subkoff wurde am 12. April 1866 als Tochter des damaligen preußischen Kronprinzen, des späteren deutschen Kaisers Friedrich HI., und der Prin zessin Viktoria, einer Tochter der Königin Viktoria von England, geboren. Prinzessin Viktoria schloß am 10. November 1890 die Ehe mit dem Prinzen Adolf zu Schaumburg-Lippe. Nach dem Tode ihres Gemahls (1916) bezog Prin zessin Viktoria das Palais Schaumburg in Bonn, das ihrem Neffen, dem ehemaligen Fürsten zu Schaumburg- Lippe, gehört. Im Jahre 1927 machte sie die Bekanntschaft des 27jährigen russischen Flüchtlings Alexander Subkoff, der nach der Revolution vor den Bolschewiken geflüch tet und nach abenteuerlichem Leben zufällig nach Bonn gekommen war. Es kam schließlich zu einer Berlobung und trotz Widerstand«« von feiten deS früheren Kaisers und deS ShefS des Hauses Schaumburg-Lippe znr Eheschließung einer «1jährigen mit einem Manne, der den Jahren nach ihr Enkel sein könnte am 21. November 1927 im Palais Schaumburg in Bonn. Die Trauung wurde nach russischem Ritus voll zogen. Besonderes Interesse erregte in der Oeffent-. lichkeit die Tatsache, daß die Prinzessin einen Spitzen schleier ihrer Mutter, ein kostbares Erbstück aus dem Besitz der englischen Königsfamilie, mit den Wappen blumen des Hauses Windsor bestickt, als Brautschmuck ; angelegt hatte. Der Verlauf der Ehe zwischen der 61jährigen und dem 27jährigcn war vorauszusehen; es kam bald zu Unstimmigkeiten zwischen dem Ehepaar. Subkoff vergeudet« mit zweifelhaften Freunde« in Berlin und anderen Orts das Vermögen der Prin zessin, die allein eine jährliche Apanage von 49 009 Mark hatte. Gewissenlos« Bekmögensverwalter, eben falls Freunde Subkosfs, ließen ihm in allem freie Hand. Als Subkoff als lästiger Ausländer im Jahr« 1928 a«S Deutschland ausgewiesen wurde, war daS Bermögen der Prinzessin, das früher auf 12 Mil lionen geschätzt wurde, dahin. Aus Betreiben der Lippeschen Famtlienverwaltung in Bückeburg wurde im März 1929 das Konkursver fahren über das Bermögen der Prinzessin eröffnet. * Die Beisetzung. Die Leiche der ehemaligen Prinzessin wird wahr scheinlich am Donnerstag nach Schloß Frtedrichshof in Kronberg im Taunus, dem Lteblingsaufenthalt ihrer Mutter übergeführt und dort beigesetzt werden. Entge gen den verschiedentlich verbreiteten Meldungen hält sich Alexander Subkoff nicht in Bonn aus Kampf bis zum Tode. Zweistündiges Feuergesecht zwischen einem Raub« Mörder und der Polizei. In der Nacht erhielt die Polizei in Petrikau in Polen die Nachricht, daß sich ein seit längerer Zett gesuchter Raubmörder namens Zajac in dem Dorfe Syski verborgen halt«. ES wurden sofort 50 Polizisten entsandt, die das Haus umstellten. Einer der Beamte«, der de« Eingang mit schuß bereitem Revolver betrat, wurde von eine« förmlichen Kugelregen empfange«, der ihn tot niederstreckte. Da der Mörder «nantz-esetzt a«S zwei Revolver« feuerte «nd anscheinend über eine« große« MnnitionSvorrat verfügte, «ahme« die Beamten Deckung «nd beschossen Türen und Fenster. Erst nach zweistündiger Belagerung verstummten die Schüsse aus dem Hause. Zajae wurde mit schweren Verletzungen aufgefunden. Er starb nach wenigen Stunden. Wendung im Fall Sklarek? Stadtrat Degner schwer belastet. Die Untersuchung der Sklarek-Angelegenheit durch Landgerichtsrat Dr. Rosemann hat jetzt Tatsachen er geben, die eine Wendung in der Sklarek-Angelegen heit bedeuten würden. , Während es bisher immer den Anschein hatte, ,lS ob die Verlängerung deS Sklareksch«« Monopol- Vertrages bis zum Jahre 1935 hauptsächlich auf B«r» «nlassung des Stadtrats Gaebel stattgesunden habe, läßt das Ergebnis der neuen Ermittlungen eS wahr scheinlicher erscheinen, daß Stadtrat Gaebel, durch de» jusammrn mit ihm verhafteten Stadtrat Legner vom kezirk Prenzlauer Berg zu dieser Maßnahme ange- stiftet worden ist. Stadtrat Degner scheint zuerst den Sklarekschen Beeinflussungen erlegen zu sein, und dann seiner seits seinen Parteigenossen Gaebel für die von der K. V. G. gewünschte Vertragsverlängerung gewonnen zu haben. Sakolofskh deS Dienstes «nthoben. Die Ermittlungen des DisziplinckruntersuchungS» rommissarS, Oberregierungsrat Tapolski in dem Diszi plinarverfahren gegen den Stadtamtsrat Sakolofskh, den Oberrechnungsrevisor in der Hauptprüsungsstelle des Magistrats, haben jetzt dazu geführt, daß durch den Oberpräsidenten durch Beschluß vom 6. d. M. die AmtS-Suspension dieses Magistratsbeamten ver fügt worden ist. Sakolofskh wird bekanntlich zum Vorwurf ge macht, daß er bei der Prüfung der Belege zu Gunsten der Sklareks sein Amt nachlässig ausgeübt haben soll, und zwar nicht ohne entsprechende Vergünstigungen. Ein Sklarekskanda» in Reval. Auch Reval hat seinen Sklarek-Skandal. Dort ist der Leiter des städtischen Wirtschaftsamtes, Stadtrat Paimal, verhaftet worden. Er wird beschuldigt, in zahlreichen Fällen Bestechungsgelder angenommen zu haben. Stavtrat Paimal verwaltete u. a. auch die Güter der Stadt Reval. Echt amerikanisch. Verwegener Raubüberfall auf di« Brookliner Schiffs werft. Ein Raubüberfall von einer bisher nych nicht da- gewesenen Verwegenheit wurde auf die Magazine der Brookliner Werft versucht. Etwa 20 schwer bewaffnete Verbrech«« fielen plötz lich über das Wächterpersonal her. 13 Wächter wurde« gefesselt und unschädlich gemacht. Der Bersuch, ein«« schweren Geldschrank z« sprengen, schlug jedoch fehl. Ten Verbrechern ist dadurch eine Bent« von 86 090 Dollar in bar entgangen. Di« Kühnheit der Räuber, die balo wieder das Wett« suchten, ohne daß es der Polizei gelungen ist, einen von ihnen zu fassen, ist um so größc> . als sich in der Umgebung der Schiffswerft mehr als 100 bewaff nete Martnesoldaten aufhielten, von denen kein einziger etwas gemerkt hatte. Volkswirtschaft. H Ausnahmetarif für BlehanSfuhr. Auf Anregung oes Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft hat die Deutsche Reichsbahngesellschaft einen Ausnahme tarif bewilligt, der die Ausfuhr deutschen Viehs über die trockene Grenze mit 30 v. H. in solchen Fällen begünstigt, wo diese Ausfuhr zwecks Entlastung des deutschen Vieh marktes erfolgt. Dieser Tarif kann nur beansprucht werden, wenn das Neichsministcrium für Ernährung und Land- wir. schäft auf dem Frachtbrief das Vorliegen dieser Vor aussetzung bescheinigt. Der Tarif ist bis zum 30. Novem- >cr gültig, und zwar für Rindvieh, Kälber, Schweine, erkel, Schafe, Schaflämmer. Sport. rr Rauhreif wird aus den Wtntersportgebieten im Harz und in Oberbayern gemeldet. In der Nacht gab es schon Temperaturen von 0 bis minus 6 Grad. rr Ein Wcltrckord-Auto mit 4990 Pferdestärken wird zur Zeit in England. gebaut. Kay Don will damit Se- graves Weltrekord von 231 Stunden-Meilen brechen. Er glaubt, auf 260 Meilen kommen zu können, also auf über 400 Kilometer in der Stunde. rr Rieger—Richli sind im Chicagoer Sechstage-Rennen wieder in der Spitzengruppe angelanat, während Rausch— Dülberg nach wie vor an 13. Stelle sieben Runden zurück- liegen. rr Lämmer» lief beim Wilhelmshavener Hallensport- fest die 50 Meter in neuer Rekordzeit von 5,3 Sekunden. In fast allen Wettbewerben standen sich die besten Turner und Sportler gegenüber. rr Japanische Leichtathleten kommen im nächsten Jahre nach Europa, wo sie am 16. August in Budapest einen Studentenländerkampf gegen Ungarn bestreiten. rr T««tschlands Teilnahme am Hockeyturnier in Bar- eelona steht immer noch nicht fest, der Hockeybund hat jetzt Spanien ein Ultimatum gestellt, die finanziellen Bedingun gen abzuändern. rr Ter Frauen-GPeerwurfwettrekord der Innsbruckerin Nöbl kann nicht anerkannt werden, da der Speer zu letck>» war. Frl. Hargus-Lübeck behält also ihren Rekord.