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Mecken und darauf bestehen, daß noch am heutigen Mbeno das Parlament zu erkennen gibt, ob eS die Politik der Regierung billigt oder nicht. Die Reaie- Pungserllärung werde die Auffassungen und die Ab sichten der Regierung in der jetzt im Vordergrund gehenden äußeren Politik klar aussprechen und über oje Haager Abkommen „alles Notwendige" sagen. Französische Kabinettsratssitzung. Der französische Kabinettsrat trat am Mittwoch zu einer ersten Beratung zusammen und nahm eine genaue Prüfung der außen- und innenpolitischen Lage Vor. Nach eingehendem Meinungsaustausch über sämt liche Fragen wurde die Einmütigkeit des Kabinetts festgestellt. ES wurde beschlossen, in der Kammer sitzung am Donnerstag die sofortige Beratung sämt licher Anfragen über die allgemeine sowie die Außen politik zu beantragen. Die Radikalsozialisten gegeu die Regierung. — Paris, 7. November. Die Radikalsozialistische Kämmergruppe beschloß einstimmig, gegen die Regte- rung zu stimmen. Bauernflucht aus Rußland. Deutsche Kolonisten bilden de« Bortrupp. — Di« Reichsregierung wird sich der Unglücklichen annehmen. — Berlin, 7. November. Der neue bauernfeindliche Kurs der russischeit Machthaber hat die Masse der russischen Bauern in schwierigste Verhältnisse gebracht und in den Bests« ««ter ihnen den Entschluß zur Auswanderung reifen lasse«. Den Bortrupp bilde« die deutschen Kolonisten. R«S alten Teilen des weiten Rußlands, ans der Ukraine, aus dem Wolgatzebiet, aus Transkaukasien strömen sie nach Moskau und warten hier in den Holzbaracke« vor der Stadt darauf, di« Reise «ach Kanada antrete« z« könne«. Ein Teil der deutschen Kolonisten lagert bereits in Lettland, ein weiterer, aus 63 Familien mit eitler Gesamtstärke von 383 Köpfen bestehend, befindet sich in Kiel. Ihre Ausfährt aus Rußland glich nach den übereinstimmenden Aussagen mehr einer Flucht al« einer Auswanderung. Die Rot der Unglücklichen ist groß! Die Barmittel, die sie für den Verkauf ihre* Grundbesitzes erhalten haben, find gering, außerdem hat man ihnen allein für den Patz erhebliche Beträge abgenommen. Schwierig ist ihre Lags ferner deshalb, weil Kanada — das Ziel ihrer Reise — noch nicht die Genehmigung zur Einreise erteilt hat. Abschiebung nach Sibirien- Die Verzögerung der Einreisegenehmigung er klärt sich daraus, datz dem Vortrupp weitere 6000 deutsch-russische Bauern folgen. Es bedarf daher der vorherigen Klärung der Unterbringungsmögltchkeit für dieses Bauernheer. Des Wartens überdrüssig droht nun Moskau, die Kolonisten einfach nach Sibirien ab- zuschieben, wenn fich nicht innerhalb von 48 Stunden irgendein Land zur Aufnahme der Kolonisten bereit» erklärt. Eine derartige Massnahme müßte natürlich für die Frauen und Kinder — fast jede Kolonisten« samilie zählt acht blonde Kinder — den sicheren Tod bedeuten. j Erfreulicherweise wird jetzt von den zuständigen i Stellen der Reichsregierung erklärt, datz auch von ! deutscher Seite alles getan werden wird, um das Los § dieser Unglücklichen zu erleichtern. Falls Rußland mit ; der Abschiebung nach Sibirien Ernst mache, würde man ! fich selbstverständlich der deutschen Kolonisten annehmen, wenn sie ihrer Staatsangehörigkeit nach auch Russen seien. Dte Vernichtung des Bauerntums. Bei der Bewertung der Bauernflucht aus Ruß- land ist eins vorweg klarzustellen: Die Ursache dieser ! Flucht ist nicht die, daß Rußland einen deutschfeind. Uchen Kurs steuert, vielmehr mutz derrussische Bauer ebenso leiden wie der deutsche. Mit dem Unterschied allerdings, daß der Russe seufzt und duldet, während der deutsch« Kolonist Tatkraft genug besitzt um daö Land zu verlassen, rn dem er nicht mehr leben kann. Die Vernichtung des Bauerntums in. Rußland ist allerdings eine der größten Tragödien unserer Zeit. Moskau will jetzt die Landwirtschaft „sozialisieren". Man stampft Staatsgüter aus dem Boden und ver nichtet, noch ehe diese Riesengüter arbeitsfähig sind, die freien Bauernwirtschaften. Wer sich gegen diese Tendenz behauptet, der fällt der Ungunst der wirt schaftlichen Lage zum Opfer. Ist es doch keine Selten heit, daß Bauern, die insgesamt 60 Pud Getreide pro Hektar geerntet haben, 100 abliefern sollen. Und wenn die fehlenden 40 Pud nicht nachgeltefert werden können, wird diese „Saumseligkeit'' damit bestraft, daß die „SchuW" mit fünf multipliziert wird. Das Ende vom Lied ist dann gewöhnlich die Zwangsversteigerung. Rußland verliert so bestes Menschenmaterial, deutfch« Kolonist««, di« Katharina II., um I78Ü a«S Rteversachse» und Südveutschlau» »ach Rußland -«- hvlt hat ««d di« in Rußland erstklassig« Siedlung«« und blühet« Gemeinwese« geschaffen haben, Deutsch- kund aber verliert Verbindungsglieder und Trüg«, deutscher Kultur t» Osten. Bötz erklärt. W« ««««er Oberbürgermeister zittu AM -klarer. — Mw» „Gustav- betrifft «icht Böß? - Er wttl gericht. , fich -ege« di« Verleumder Vorgehen. 1 Nachdem der Berliner Oberbürgermeister Böß am LGuStag zum ersten Male in dem von ihm beantragten DNtäplinarverfahren vernommen worden war, hat er Mch das, Nachrichtenamt der Stadt Berlin eine Gr, «rung abgegeben, in der eS u. a. heißt: «re meiner Frau von den Gebrüdern Sklarek ge lieferte Pelzjacke ist ihr als ein besonders günstiger Einkauf von Pelzfellen aufaedrüngt worden. Da mir der Rechnungsbetrag zu niedrig erschien, ich mich an dererseits mit den Gebrüdern Sklarek nicht in Ver handlungen über den Preis cinzulassen wünschte, habe ich mich der peinlichen Erörterung dadurch entziehen § wollen, daß ich einen Betrag zur Linderung von Not verwandte und die Gebrüder Sklarek hiervon benach richtigte. ' Ich erkenne natürlich heute, zumal nach den jetzt-- i gen Aufklärungen über die Persönlichkeit der Ber- : käufer und den Wert der Pelzjacke, daß eS unvsrsich- ! tig von mir gewesen ist, den Pelzrauf zu dulden und I — entgegen meinem ursprünglichen Gefühl — die ! Pelzjacke nicht zurückzitgeben. Einer rechtlichen und i sittlichen Schuld bin ich mir nicht bewußt. Die Pelzjacke ist wenige Stunden nach meiner Rückkehr dem Konkursverwalter der Firma Sklarek zur Verfügung gestellt worden. Andere Pelzsachen haben > ich und meine Familie von den Gebrüdern Sklarek nicht bezogen. Es ist unrichtig, daß eines meiner Kinder bei der Firma Sklarek ein besonderes Konto „Böß jun." gehabt hat. Zwischen den Gebrüdern Sklarek und mir oder meiner Familie haben niemals persönlich« oder gesellschaftliche Beziehungen irgendwelcher Art bestan den. Ich und meine Familie sind niemals bei ihnen : zu Gast gewesen, ebenso wenig wie die Gebrüder ? Sklarek bei uns. Eine Begünstigung der Gebrüder Sklarek durch > mich ist niemals erfolgt und auch niemals in Frage gekommen. Ich habe niemals auf ihre Lieferungs geschäfte oder Kreditgeschäfte Einfluß genommen oder auch nur Einfluß zu nehmen versucht. ES ist mir niemals gemeldet worden, daß vw Ge- prüder Sklarek hohe MiNionenkredit« von der Stadt bank erhalte» haben. Ich hab« von den hohen Mil» lionenkrediten der Gebrüder Sklarek erst während der zweiten Hälfte der Amerikareife erfahren. Ich bin von jeher grundsätzlich gegen hohe Kre dite 8er Stadtbank an private Unternehmen gewesen. Ach habe bereits im Jahre 1935 mit dem damaligen stadtkämmerer Dr. Karding und dem Geschäftsführer Ichmitt der Berliner Stadtbank ausdrücklich vereinbart, »aß hohe Kredite der Stadtbank an Private nicht ge geben werden sollten. Ach verurteile aufs schärfste, »aß zwischen den Go brüdern Sklarek und der Stadt Berlin «in Monopol- oertrag ohne die städtischen Körperschaften abgeschlossen vorden ist. Ich habe von diesem Vertragsabschluß erst in Amerika gehört. Alle Behauptungen, die mit den vorstehende« Erklärungen nickt übereinstimmen sowie all« sonstigen über mich ausgestellten Bchauptungen, die darauf hin- lruslaufen, daß ich unerlaubte Vorteile irgend welck« Art in Anspruch genommen bade, find unwahr und werden von mir gerichtlich verfolgt werden. Zum Schluß erklärt »er Oberbürgermeister, »atz «r -ewillt sei, alle Behauptungen, die «icht «fit seine« Angabe« übereinstimmen UN» ihm vorwerfeu, uner laubte Vorteile i« Anspruch genommen z» hab««, durch et« gerichtliche« Berfahre« zu widerlege«. Wer hat das Konto „Gustav"? Der Berliner Oberbürgermeister Bötz heißt mit Vornamen Gustav. Als bekannt wurde, daß bei den SklarekS ein Geheimkonto „Gustav" entdeck worden ist, wurden allerlei Vermutungen laut. Wie jetzt da« Rachrichtenamt »er Stadt Berlin mitteilt, hat »er UntersuchnngSkommissar des Ober» Präsidenten erklärt, »aß da« Geheimkonto „Gustav" «ach dem Ergebnis »er Ermittl«nge« nicht« mit seiner Person zu t«« hab«. Disziplinarverfahren gegen zwei städtische Beamt«. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mit teilt, hat der Oberpräsident der Provinz Brandenburg und von Berlin gegen Stadtrat Benecke und Stadt amtsrat Sokolowsky das förmliche Disziplinarverfah ren mit dem Ziele auf Entfernung aus dem Amte ein- aelettet. Ferner ist die Amtssuspension beider Per sönlichkeiten verfügt worden. Anfragen an Bötz. Was ist mit »er „Linderung »er Not?" Im Zusammenhang mit der Erklärung des Ober bürgermeisters Böß wird dieser in einer Berliner Korrespondenz in Frageform aufgesordert, eine Er- klärung darüber abzugeben, aus welchen einzelnen Posten der seinerzeit in dem Telegramm aus Amerika erwähnte Betrag von 1000 Mark ,Hur Linderung von Not" bestehe. ! ES Wir» dabei in vorsichtiger Weise augefragt, ob »er genannte Betrag «icht einer WohlfahrtSorgani- sation zur Berfügung gestellt, fondern an zwei Per sönlichkeiten (»em Maler Max Oppenheimer und einer nicht genannten Berwa«»t«u des Oberbürgermeisters) überwiesen worden fei. Eine amtliche Erklärung von Oberbürgermeister Böß liegt zur Zeit noch nicht vor. Gleichzeitig weist die Korrespondenz darauf hin, datz Oberregterungs- rat Tapolskt auf die Frage nach dem Konto „Gustav" i dem Oberbürgermeister geantwortet habe, datz ihm das Konto „Gustav" nickt zum Borwurf gemacht werde und betont, daß diese Aeuheruna von der Auslegung in der gestrigen Erklärung des städtischen Nachrtchten- amtes (daß das sogenannte Gehetmkonto Gustav" nach dem Ergebnis der Ermittlungen nichts mit der Per« , so« von Bötz zu tun habe) zweifelsohne abweicht. Am Halsmann. Di« RichtigkeitSbrschwerde überreicht. Zn Innsbruck haben die Verteidiger HalSmannS die gmen das Urteil eingebrachte Nichtigkeitsbeschwerde < dem Obersten Gerichtshof überreicht. Die Beschwerde : wird nun der Staatsanwaltschaft zugeleitet, die acht > Tage Zeit zur Beantwortung hat. Dann wird sie mit der Gegenschrift des Staatsanwalts dem Obersten Go rtchtshof zurückgereicht. Ueber den Haftentlassungsan trag der Verteidigung ist noch nicht entschieden worden« A« »er Innsbrucker Universität wurven verschie dentlich Knndgebuuaen gegen Professoren veranstaltet« di« in »er Oeffentlichkeit gegen den Schuldspruch auft getreten waren. Am schwarzer» Brett wurde» Ausruf«! gegen diese Professoren angeheftet, di« jedoch vor« NuiversitätSsekretartat sofort wieder entfernt wurden. Beschlüsse des Städtebundes« Sitzung des Vorstandes des Reichsstädtebundes in Berlin. Ler geschäftsführende Vorstand des Reichsstädte bundes verhandelte in Berlin interne Angelegenheiten. Zur Beratung standen vornehmlich die Maßnahmen zur Umwandlung kurzfristiger in langfristige Kredits sowie der Bericht des geschäftsführenden Präsidenten Dr. Haekel über Reichsfinanzreform, Steuerkraftaus gleich und Lastenausgleich. Der Vorstand hielt die Durchführung des von der preußischen Regierung be absichtigten Volksschullastenausgleichs für un, aufschiebbar. Hinsichtlich der ErwerbSlosenver, sicherung setzt sich der Neichsstädtebund dafür ein, daß die beim Reichsfinanzminister beantragte Bereit stellung von 50 Millionen Mark für die produktive Erwerbslosensürsorge vom Reichstag bewilligt werde, damit aus diesem Fonds in Gemeinschaft mit ven Län- dersfonds angesichts des Ernstes der Arbeitsmarktlage Arbeiten der produktiven Erwerbslosenfiirsorg« finan ziert werden können. „Bank Waldmann" vor Gericht. Selbstmordversuch »es BaukierS Kultus Waldmann. Der durch das verschwenderische Treiben der Bau» kterStochter Mariann« Waldmann herbeigeführte Zu sammenbruch der Freiburger Bank Waldmann u. To. findet jetzt vor dem Waldenburger Schöffengericht sei« Nachspiel. Der über 70 Jahr« alte Bankier Julius Wald mann wird beschuldigt des KonkurSvervrechens, des Vergehens gegen das Depotgesetz, des fortgesetzten Be truges und der Untreue. Gegen Mariann« Waldmann lautet die Anklage auf fortgesetzte Untreu« und Betrug sowie Beihilfe zum Konkursverbrechen. Ferner sind in das Strafverfahren verwickelt der früher im Bank geschäft tätige gewesene Beamte BÄmo Heine und die langjährige Buchhalterin Johanna Sctzmdt aus Frei burg. Gegen diese betdeü lautet die Anklage auf Un treue und Hehlerei. «autfth GMWMi hä« M G«»ch««H- vevfucht. fei«««« L«M» «SVG WM«BeA «st» GM M mache«. I« »«« frühe« O-Wtt»ßst«bM ist «v i» »ett «» »er «ah«, hofstraß« i« lieg«»»«« Deichbruch gesprungen. Der Borfaü MM, ab« -«Werkt und «a»W«r« wurde au» d«m Wafte« getzostest. Er ist von Freiburg nach WaDenbu« im Kran, hmtvagen übergeführt worben. Die Verhandlungen, die aus S Uhr attgescht wurden, haben mit einiger Verspätung beAmne«. Deutsches Flugzeug abgestürzt. S« E«glau». — Der Flugzeugführer, »er Funker un» drei Passagiere getötet. — Das Flugzeug verbrannt. — London, 7. November. DaS vreimotorig« deutsch« BerkehrS-Großflngzeug D SOS der Linie Londou—Berlin, das gestern morgen S,44 Uhr mit vier Passagieren und vier Mau» Be satzung an Bord auf »em Flugplatz Eroydon zum Klug »ach Amsterdam gestartet war, ist ein« Viertelstunde nach dem Start bei dem Orte Marden in der Graf schaft Kent abgestürzt. DaS Flugzeug verbrannte. Der Klugzeugkapitän Rodschunka, »er Funker RicklaS unv drei englische Passagiere kam«»» ums Leben; »er vor»- wart Ulrich und einige andere Passagiere trugen Ber letzungen davon. Als Ursache des Unglücks wird angenommen, datz der Pilot infolge des starken Nebels, der zur Zeit ganz Südcngland bedeckt, gegen einen Berg oder ein anderes Hindernis geflogen ist, wobei di« Maschine, da die Motoren mit Vollgas liefen, in Brand genet. Ueber den Absturz des Flugzeuges „D 309" werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Das Flug zeug hatte Godstone in der Grafschaft Kent passiert, als die Sicht so schlecht wurde, daß der Pilot sich zur Rückkehr entschloß. Hierbei hat er, wie man an nimmt, die Höhe der Bäume des Waldes in der Foster- Niederung unterschätzt, so daß das Flugzeug die Baum spitzen streifte und dadurch abwärts gerissen wurde, bis schließlich Feuer ausbrach. Die Feuerwehr in Ca- terham wurde zu Hilfe gerufen und mit der Unter stützung einer Abteilung der britischen Luftstreitkräfte wurden die Flammen gelöscht. Sämtliche Toten weisen schwere Brandwunden aus und waren zum Teil nur noch schwer zu erkennen. Unter den Verletzten be findet sich auch Prinz von Schaumburg-Lippe. Gerichtssaat. V Der Kapitän »eS Stettiner VäverdampftrA „Deutschland" verurteilt. Der Unfall des Bäder- damdsers „Deutschland", der sich am 17. August kurz vor der Odermündung zugetragen hat, al« der Dampf« von dem entgegenkommenden Frachtschiff „Alexandra" gerammt wurde, erfuhr in Stettin sein gerichtlich« Nachspiel. Nach einer mehr als sechsstündig«« Bew handluna, in der Kapitän Krüger vom Bäderdampfei „Deutschland" unter der Anklage der fahrlässig«» KV» ververletzuna stand, verkündete der Vorsitzende fol«m des Urteil: Der Angeklagte Krüger wird zu einem Mo nat Gefängnis verurteilt. Die Kosten doS Verfahrens werde« dem Angeklagten auferlegt.