Volltext Seite (XML)
— 204 — Der XVeil)naü)1sf1srn. Von Paul Kettei. der Mond, daß er den armen Leuten doch sehr unrecht getan hatte und schämte sich. „Das hast du fein gemacht, Lrudchenl" sagte er nur und ging still und bescheiden seines Weges. Aber das hatte er sich vor genommen, diesem Kindchen wollte er eine ganz besonders, große Freude bereiten. Suchend ließ er seinen Blick über das weite, funkelnde Himmelszelt streifen. Endlich hatte er das richtige gefunden. Den großen Stern, der so holl da drüben leuchtete, den ries er zu sich. Lr trug ihm auf, sogleich herunter aus die Erde zu schweben ins Stübchen von Klein-Lrudcken und das Weihnachtsbäumchen zu schmücken. Aus einmal war es dem kleinen Mäd chen, als erstrahle das ganze Kämmerchen von überirdischem Glanze. Durch das Fenster herein kam ein richtiger, lichtglänzender Weihn«htsstorn, der gerade aus das Bäum chen zuslog und sich aus die Spitze setzte. Da singe» die beiden Papiersterne an zu leuch ten. Dio Papierkotten blinklcn wie lauter Gold, und aus de» drei Lichtloin wäre» viele geworden, die, von Lngelshänden an- gozündot, hell erstrahlten. 6m ganzen Naum war ein Singen und Klingen von vielen Musikanten. Dazu sang ein Lhor von zarten, süßen Stimmen: „0, du jröhliche, o du selige, gnadenbringendo Weihnachts zeit l" — Als Grübchen am anderen Morgen er wachte, war ihre Überraschung groß, als sie zu ihrem Weihnachts- bäumchen ging und an der Spitze einen großen, blinkenden Stern fand. Der war aus lauterem Sold. Auch die beiden Pa- pierfterne und die Papierkelten waren von Gold. Nun Hatto alle Not ei» Ende. „Sieh mal, Mütterchen, ist der nicht schön geworden?" sagte ein kleines, blasses Mädchen und hielt stolz einen Papiorstern der Mutter entgegen. Diese blickte einen Augenblick von ihrer Näharbeit auf, streichelte das Köpfchen ihres Kindes und sagte: „Recht, Griidchen, das hast du hübsch gemacht. Schneid noch so einen Stern, dann wollen wir unser Weihnachtsbäumchen scbmiickonl" Mit einonl Seufzer beugte sie sich wieder über die Näharbeit, mit der sie, feit der Vater im Bergwerk ums Loben kam, für sich und ihr Kind ein karges Brot verdiente. „So, Mutter, nun ist wieder einer fertig. Fotzt wollen wir das Weih- nachtsbäumchon schmücken." Aus einer ichrankccke holte die Mutter ein kleines, «pärlichos Bäumchen; daran befestigte sie die bunten Papiorstorue, hängte die Papier- Ketten über die Fwcige, und zum Schluß wurden drei Lichtlein aufgesteckt. Als Grübchen an diesem Abend vor Weihnachten im Bettchon lag, erlebte sie etwas gor Seltsames. Durch das Fenster schaute der alte, gute Mond und sah das Bäumchen, das sich die beiden armen Loute geschmückt Hatton. „Das stoht doch rocht ärmlich und bescheiden aus," meinte er. „Hättet euch auch ein besseres leisten können!" — »Rein, lieber Mond," ant wortete Grübchen, „wir sind ja arm. Mutter yatte nicht mehr Geld. Aber sich dir's nur genau an, es ist sehr schön. Kuck mol, die herrlichen Kelten, die ich geklebt habe, und erst die bunten Sterne aus Papiorl Die habe ich selbst aus geschnitten, und drei Lichtlein hoben wir aufgesteckt, eins für Mutter, eins für mich und eins für Vater. Aber der ist schon lange tot." Da merkte Gestern sah ich zo Vas ein« mit hum üas anö