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reit ver Arbeitsgemeinschaft zur Vorbereitung des An schlußproblems im abgelaufenen Jahve wieder außeror- dentnch vielseitig war. Rationalrat Prälat Dr. Drexel überbrachte die Grütze der „Oesterreich-deutschen Arbeitsgemeinschaft« in Wien, wobei er betonte, daß das politische Moment des Anschlusses heute in den Hintergrund getreten sei nnd datz die Wirtschaft heute das entscheidende Wort zu sprechen habe. Die Wirtschaft müsse erkennen, was es bedeute, wenn Deutschland und Oesterreich zusammen- komme. Schließlich hielt Regierungsrat Dr. Gebhard einen bemerkenswerten Vortrag über das Thema: „Der öster reichische Föderalismus und die großdeutsche Frage". Nach eingehender Erörterung der verfassungspolitischen Fragen des großdeutschen Gedankens kam der Redner zu dem Schluß, daß der österreichische Föderalismus kein Hindernis für die Verwirklichung des Anschlusses sei. Er würde nur Schwierigkeiten bereiten, wenn er in einer bestimmten schematischen Form herbeigeführt würde. Es müsse aber von reichsdeutscher Seite aus gesprochen werden, daß dem österreichischen Staat auch nach dem Zusammenschluß mit dem Reich ein nicht zu knappes Maß von Bewegungsfreiheit belassen bleibe. Nur so lasse sich erreichen, was allen fromme: die freudige Mitarbeit der Oesterreicher am großen Deut schen Reich. Deutsch-polnischesAbkommen. In Warschau unterzeichnet. - Regelung der Liquidationsfrage. In Warschau ist Ku deutsch-polnisches Abkom men unterzeichnet worden, das folgende Kragen re gelt: Die Liquidationsfrage und die Angelegenheit der strittige» Staatsangehörigkeit, ferner enthält das Abkommen einen weiteren Verzicht Polens auf das Wiederkaufsrecht. Polen hat auf weitere Liquida tionen deutschen Besitzes und auf das Wiederkaufs recht für 12 OVO SiedlerfteNen verzichtet. Tardieu soll Auskunft gebe«. Neber den außenpolitischen Kurs der neuen Regierung. Nach der Neubildung der französischen Regie rung dürfte eS in der Kammer zu einer großen Debatte über Frankreichs Außenpolitik kommen. Fast alle Fraktionen tragen sich mit dem Gedanken, ihre Stellungnahme gegenüber dem Kabinett Tardieu von der Abgabe einer Vie wichtigsten außenpolitischen Fra gen behandelnden Regierungserklärung abhängig zu machen. Insbesondere soll die Regierung Auskunft geben über die Räumung der dritten Zone, über die Saarfrage, über die Bank für internationalen Zah lungsausgleich und über das nichtliquidierte deutsche Eigentum. Treibende Kraft hierbei ist der Abgeordnete Franklin Bouillon, ein bekannter Gegner der Rhein landräumung. Rundschau im Auslände. k In Cherson an der Mündung des Dnjepr wurden sämtliche Kirchen und Synagogen von kommunistischen Ver einigungen geschlossen: das Eigentum wurde beschlagnahmt. Die Kirchen sollen in Kinos und Klubs umgewanovlt werden. k Nach einer Meldung aus Angora hat Mustafa Ke mal einen 13 jährigen Hirtenknaben adoptiert und ihm seinen Namen gegeben. In den Jahren zuvor hatte Mustafa Kemal schon fünf Mädchen adoptiert, deren Väter im Kriege gefallen waren. Die Indien-Botschaft des Vizekönigs. * Die mit großer Spannung erwartete Botschaft des Vizekönigs von Indien, Lord Irwin, ist erschienen. Sie enthält zwei Feststellungen von grundlegender Bedeutung: die englische Regierung wird der Simon-Kommission nicht vorgreifen, deren Bericht erst abgeliefert sein mutz, bevor verfassungsrechtliche Aenderungen m Frage kommen können. Ferner läuft nach Ansicht der englischen Regierung die natürliche Entwickelung Indiens darauf hinaus, daß In dien Dominion wird. Der Zoll-Waffenstillstand. Beröffer trichung des Beratnngsrntwurss im Wortlaut. Der Entwurf für das Zottwaffenstillstandsabkom- men wird soeben in der vom Wirtschaftsausschuß des Völkerbundes endgültig angenommenen Fassung ver» öffentlicht. Der Entwurf, der mit einem grundsätzlich gehaltenen wirtschaftspolitischen Vorbericht an den Völ kerbundsrat gerichtet ist, enthält 22 Paragraphen. Die wichtigste Bestimmung des Entwurfs bedeutet sie ge plante SwbMsiermig der zwischen den vertragschließen den Mächten geltenden Zolltarife und Zollbcstimmun- gcn aus ver Grundlage einer von der kommenden Kon ferenz noch fcstznsctzcndcu Tauer. Der Entwurf des Zollwaffenstillstandsabkommens geht nunmehr in der vorliegenden For:n an sämtliche eingeladcnen Mächte mit der Aufforderung, bis zum 31. Dezember ihre Stellungnahme und Teilnahme an der kommenden Konferenz bekanntzugeben. Man rech net in Völkerbundskrcisen damit, daß die Konferenz, die im wesentlichen Regierungsvertreter sämtlicher europäischen Biächte umfassen wird, Ende Januar in Genf eröffnet werden wird. Die Vollversammlung des Völkerbundes hatte eine zwei- bis dreijährige Dauer des Zollwafsenstillstandcs vorgesehen. England lehnt Freigabe ab. Die Arbciterregierung gegen die Rückgabe des Li- quidationsüberschusscs .— Formaljuristische Ausflüchte. — Berlin, 2. November. Wie nunmehr feftsteht, hat die englische Arbeiter regierung entgegen den im Aoungplau enthaltenen Empfehlungen die Rückgabe des Ueberschusses anS den Erlösen beim Verkauf des beschlagnahmten früheren deutschen Privateigentums abgelehnt. Die Gründe, mit denen England diese Entscheidung rechtfertigen will, nehmen sich sehr gesucht aus. Deutlich lassen sic er- kennen, daß in dieser Angelegenheit in London ein Mangel an BeritändignngSwillen besteht. Die Entscheidung der englischen Regierung ist um so erstaunlicher, als andere Länder, z. B. Amerika, längst das Unrecht der Wegnahme des Privateigen tums wenigstens teilweise wtederautgemacht haben. So haben von ihren Liquidationserlüsen auHzezahlt: das britische Südafrika rund 95 Prozent, Japan rund 70 Prozent, Siam 50 Prozent und Großbritannien selbst im Sonderfalle Schanghai 75 Prozent. Frank reich wird gemäß einem Vertrage von 1926 seine über schüssigen Liquidationserlöse freigeben. Wenn sich die englische Arbeiterregierung jetzt in einer Angelegenheit, die nach dem Gutachten der Reparationsfachverständigen im Geiste einer „ehrlichen Liquidation des Krieges" behandelt werden soll, auf einen Rechtsstandpunkt stellt und formaljuristi-sche Aus flüchte macht, dann ist das ein Verfahren, für das in Deutschland niemand ein Verständnis aufzubringen vermag! Macdonalds Rückkehr. Erklärung an sie Presse. — „Der Weg für den nächsten Schritt ist frei.« — London, 2. November. Der britische Ministerpräsident Macdonald ist von seiner Amerikareise nach London zurückgekehrt. Freunde und Anhänger bereiteten ihm Ehrungen. Der Presse übergab Macdonald eine Erklärung, in der es heißt: „Mein Besuch in den Bereinigte» Staate» und in Kanada hat mich sehr befriedigt. Ich glaube aufrichtig, daß meine Zusammenkunft mit Präsident Hoover und »reine Besprechungen mit ihm und andere» amerikani schen Staatsmännern unsere beiden Böller enger zu- «sammcnakbracht und das gegenseitige Verständnis ge fördert hat. Ich bin ebenso davon überzeugt, datz sie auch der, Weg für eine wirksamere Zusammenarbeit mit anderen Mächten zum Zwecke der Sicherung des Frie dens geebnet Habs». Von dieser Wirkung überzeugt, habe ich das Empfinden, daß insofern der Zweck mei ner Mission erfüllt und der Weg nun für den nächsten Sch'itt frei ist. Auch der Gedankenaustausch, den ich mit dem ka nadischen -Ministerpräsidenten Mackenzie King sowohl über meine amerikanische Mssion als auch über Fragen des britischen Weltreichs hatte, war zeitgemäß und von größtem Vorteil. Im Unterhaus wird Macdonald am kommenden Dienstag erstmals wieder eine Rede halten. Die Skandal-Strähne. Ler Krach bei der Bank für Deutsche Beamte. — Eiu merkwürdiger Leiter der Kreditabtciluug. Im Zusammenhang nrit den Zahlungsei ißel'ungen der Bank für Deutsche Beamte in Berlin erfahren wir von zuverlässiger Seite, daß der Leiter der Kredit abteilung namens Ebert bereits wegen Unterschlagung eine halbjährige Gefängnisstrafe in Breslau verbüß! hat. Ebert, der bei dem Infanterie-Regiment 46 ü Posen gedient hat, war nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis a»ü Bizefeldwebel zum Regiment zurück- gekehrt und dann mit der ganzen Kompagniekasse ent flöhe». Wieder wnrde er gefaßt uud zu zweieinhalb ! Fahren Gefängnis verurteilt. Rach Berbützung der j Strafe wandte sich Ebert, der sich als Hauptmann auÄ > gab, nach Berlin und suchte hier Verbindung mit de» ! Bank für Deutsche Beamte. ' Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch uoch folgender Vorfall: Als einige Kunden in der Bank wegen Auszahlung anfragten, wurden sie von Angestellten der Bank mit der Auskunft abgefertigt das Geld sei noch nicht überwiesen. Durrch Rückfrag« beim Bezirksamt Tiergarten wurde im Gegensatz dazu festgestellt, daß das Geld bereits am 25. d. M. über wiesen worden war. * Skandal auch in Liegnitz. Ei» Stcuerkassensckretär verhaftet. Wie erst jetzt bekannt wird, hat man bei der Liegnitzer Städtischen Steuerverwaltung vor einiger Zeit größere Unterschlagungen aufgedcckt. Der Steuer- kasseninspektor Eitner, der bei der Steuernebenstelle Cathaus angestellt war, wurde im Zusammenhang mii dieser Unterschlagung vor etwa 14 Tagen verhaftet. Er hatte cs verstanden, bei Hanssranen und Ge werbetreibenden erhebliche Darlehen zu erschwindeln, die insgesamt 6300 Mark ansmachen. Tie eingezoge ne,» Steuerbeträge hat Eitner als bereits an die Kasse abgeführt verbucht, während er sie in Wirklichkeit für sich behielt. Weiter hat er unbefugt Kassenquit tungen an Steuerschuldner auSgegebcn. Die Gelder, die er auf diese Weise erbeutete, be laufen sich auf etwa 6000 Reichsmark. Die Gesamt summe der unterschlagenen Gelder beträgt ungefähr 12 000 Reichsmark. Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. i * Der Plum-Skandal. Die Sanierung dcr Kopenhagener Bolksbank. Die Untersuchung des Betrugsjkanda!s Plum in Kopenhagen hat dazu geführt, daß Direktor Ming, ein Mitarbeiter Plums, verhört wurde. Wie ver lautet, soll die Verhaftung eines weiteren Mitarbei- ' ters Plums nahe bevorstehen. ' Inzwischen haben Verhandlungen über die Sa nierung der Volksbank stattgefunden. Sie wurden ein geleitet durch Beratungen in den drei Großbanken 1 und der Nationalbank, worauf in der Nationalbank eine - gemeinsame Sitzung stattsand, die die endgültige Ent- » scheidung brachte. . Ae Lösung geht dahin, datz das Aktienkapital von sechs Millionen auf 3,6 Millionen abgeschrieben wird, «nd von den drei Großbanken (LandmannSbank, Pri- vatbank und Handelsbank «nd der Nationalbank ein Einlagekapital von 2,4 Millionen Kronen eingczahtt wird. Die Wiedereröffnung der Bank erfolgt am Frei tag z« der übliche» Geschäftszeit. Die „bodenlose Staatskaffe". Ei« Gegenzug gegen die „Ttcuerplündcrungch An besonderes Mittel gegen die hohe Besteuerung ein Großkaustnann Hedegaard in Nörresundby in d gewählt, indem er eine Stiftung von 100 000 onen zu Gunsten der festangestellten Arbeiter der cma enttchtet hat. Die Stiftung besteht aus Aktten, n deren Dividende die 32 festangestellten Arbeiter Firma jährlich etwa 200 Kronen erhalten. Nach den Gründen befragt — derselbe Großkauf- inann hat übrigens bereits früher eine Stiftung von 20 000 Kronen zu Gunsten seiner Arbeiter errich tet —, erwiderte Hedegaarv, diese seien nicht ausschließ lich in der Absicht zu suchen, seine Leute fester an die Firma zu knüpfen. Die Stiftung stelle vielmehr in erster Linie eine« Gegenzug gegcu die ständig steigende Steucrplüuderung des Staates dar. Es sei sinnlos, sich vom Staate daS Fell über die Ohre» ziehen zu lassen. Er wolle fein Geld lieber seine» Leuten zugute kommen lassen, als »atz es in eine bodenlose Staatskasse fließe. Böß nimmt Arlaub «Nd beantragt die Einleitung eines Disziplinarver fahrens gegen sich. — Berlin, 2. November. Oberbürgermeister Dr. Böß-Berlin übergibt de« Presse folgende Erklärung: Nach meiner Rückkehr von Amerika habe ich feßk- stellen müssen, daß während meiner Abwesenheit gegen mich i» einem von mir bisher nicht gekannte» Maße schwere, meine Ehre berührende Angriffe er hoben worden find, ohne daß ich in der Lage war, mich dagegen zu verteidige». Mit Rücksicht auf die Art der Angriffe sehe ich <S als meine Pflicht an, die restlose Aufklärung aller Borwürfe im Disziplinarverfahren herbeizuführen. Ach habe deshalb das Disziplinarverfahren gegen mich be antragt. Ich stehe weiter auf dem Staudpuukt, daß eS nicht angängig ist, datz ich, während ein Diszipli narverfahren wegen derartiger Angriffe gegen mich schwebt, das Amt des Oberbürgermeisters der Reichs hauptstadt auSübe. Daher habe Ich mich nach «reiner Rückkunft jeder Amtsausübung enthalten «nd de« Herrn Dberpräsidenten gebete«, mich bi» z«r Be endigung des Disziplinarverfahrens z« beurlaube«. * Wie von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, wird dem Gesuch des Oberbürgermeisters umgehend entspro chen werden. Die Stellvertretung übernimmt Bürger meister Scholtz. Der mit der disziplinarischen Unter suchung beauftragte Oberregierungsrat Lapolskt hat Oberbürgermeister Böß zur Verantwortlichen Äuße rung über die gegen Ihn erhobenen Beschuldigungen ausgefordert. Hilfe für die Beamtenbank. Die neue Grotzbank will ciugrcifen. — Ruhestands beamte beantragen Konkurseröffnung. — Berlin, 2. November. Nach dem Zusammenbruch der Bank für Deutsche Beamte haben sich Vertreter der vereinigten Beamten kreise mit der Deutschen Bank und Disconto-Gesell- schaft in Verbindung gesetzt, um nach Hilfe anzuklopsen. Wie verlautet, ist die neue Großbank bereit, den ge fährdeten Beamten beizuspringen. Man wird wahr scheinlich die bei der Bank für Deutsche Beamte ge führter» Beamtenkonte« übernehmen und den Beamtcn, die durch die Zahlungsciustcllung der Beamtenbank be troffen sind, durch Bevorschussung ihrer Guthaben i« gewissem Umfang helfen. Die mit der Wahrnehmung der Interessen der Ge schädigten beauftragten Beamtenvertreter sind im Be- amtenausschuß des prenßischen Landtags vorstellig ge worden, damit eine Hilfsaktion des Finanzministeriums cingclcitet wird. Sic Vertreter dcr Ruh standsbramten haben das K'»knrsvcrfahr«» gegen die ank für T : t- sche Beamte und ei» BeräußcrnngSverb. t brantragt. Die Depositenkasscn der Deutsche» «camten-vank M Berlin, die plötzlich ihre Zahlungen einstellte, waren der Schauplatz stürmischer Ansammlungen. * Ler Papst empfing 40» Pilger aus Oücrschlcsien, darunter eine Gruppe von Pfadfindern, die sich m B:- aleitung des Pfarrers Schoberoz befanoen. Tw P-!gee wurden vom Direktor des Deutschen Kollegiums Tr. Hud l dem Papst vorgestellt, der an die Pilger eine deutsche Aw spräche dielt. » Nach Meldungen aus Detroit ist der Start des russischeu Flugzeuges „Land der Sowjets" nach New shoA wegen dichten Nebels auf unbestimmte Zeit au,geschoben worden