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Da» letzte nichtamtliche Teilergebnis. — Berlin, 81. Oktober. vis Mittwochabend lag folgende» Srgebni» vor: Bei 24 SIS SIS Stimm» berechtigten 2SV7 588 Eintragungen. Da» entspricht einer prozentualen Beteilig««- am Volksbegehren von 8,8 .Prozent der Stimmberechtigten. Wettere Ergebnisse vom Volksbegehren» Nachstehend geben wir noch folgende Ergebnisse des Volksbegehrens: Osthannover 134 457 Eintra gungen bei 679 849 Stimmberechtigten (19,85 Proz.), Hessen-Nassau (Teilergebnis) 6947 Eintragungen bei ll 624 203 Stimmberechtigten (165 Proz.), Baden (Teil) 15128 Eintragungen, 1477 261 Stimmberech tigte (2,39 Proz.), Oberbayern-Schwaben 68 037 Ein tragungen, 1518 283 Stimmberechtigte (4,56 Proz.), Adm Wahlkreis Halle-Merseburg liegt folgende neu« Meldung vor, die aber auch noch nicht vollständig ist: 167 098 Eintragungen bet 878119 Stimmberech tigten (19,2 Proz.). Liquidationsavkonrmen mit Polen. Wie von zuständiger Seite mitgeteilt wird, stehen die Verhandlungen mit Polen über die Liquidations- staae und das WiederkaufSrecht unmittelbar vor ihrem Abschluß. Die Unterzeichnung des Abkommens wird in Kürze erwartet. * Lie Reichstagsfraktion der Deutschen Demokrati schen Partei ersucht die Reichsregierung um die bah- diae Vorlegung eines einheitlichen Programms für die gesamten östlichen Grenzgebiete, das dem Zweck dient, me schweren Schäden, die diesen Landesteilen durch die Grenzziehungen erwachsen sind, durch planmäßige Fürsorge wieder auszugleichen. Parlamentsbeginn in London. Ovationen für Snowden. — Die LordS wollen das .»KelndvermSgen« zurückgeben. — In Erwartung Macdonalds. — Berlin, 30. Oktober. Das englische Parlament hat ohne jede Forma lität mit dem üblichm Frage- und Antwortspiel sein« Wbtt-rarheit beMmen. Zunächst geht es still her. Man WMÄÄ erst dir Rückkehr des Ministerpräsidenten Mac- donokd stach London ab, die für Freitag in Aussicht sicht. M-daM wird es große Debatten über die bri tische WißenpolitS geben. Die Fraktionen haben An- fragen Über die Verhandlungen in Washington, üb« den ägyptischen Vertrag und die Wtederausmahnte der Bezieh»«»« zu Rußland eingebracht. Me verlautet, Win die Regierung die Anfragen in den beiden nächsten Woche« beqntwvrten. Pa» Unterhaus b< rettete i« sei«« «stm» Sitz««» dem Schatztanzler Snowden wegen seiner Haltung t» Haag große Huldigungen. Das Oberhaus nahm eineu Antrag Lord Mutmaster» an, dnrch de« die Regierung ersucht wird, «zugeb««» wie hoch der Erlös aus de« »erkauf des beschlagnahmten ehemalige« KeindvermS. geh» ist ««d ob sie der Entschließung vom 6. Avril ISS« Folge leisten will. Zn dieser Entschließung war festgelegt worden daß die Bestimmungen über die Beschlagnahme det privaten Vermögens feindlicher Untertanen nicht an' Beträge von 100 000 Mark oder weniger anzuwenden seien, sofern der Besitzer entweder von britischen Eltern abstammt und vor dem 4. August 1914 bereits 25 Jahr« in England lebte. Lord Paßfield, der Kolonialminister des Kabi netts Macdonald, erwiderte, England habe sich schon im Haag zur Rückgabe des unliquidierten Eigentums deutscher Staatsangehörigen bereit erklärt. Man müsse jetzt ein Abkommen mit der deutschen Regierung treffen. Den Wert des noch vorhandenen Ueberschusses schätzt« Lord Paßfield auf 60 Millionen Mark. Der ruffisch-chinesische Streit. Der russische und chinesische Gesandte beim japanischen Außenminister. Der japanische Außenminister hat den russischen und den chinesischen Gesandten empfangen und mit ihnen eine längere Unterredung über den Stand des russisch-chinesischen Streites gehabt. Wie von halbamtlicher japanischer S ite mit geteilt wird, hat der japanische Außenminister die Gesandten der beiden Länder darauf hingewiesen, daß der russisch-chinesische Streit, der schon mehr als fünf Monate dauert, die japanischen Interessen im Kernen Osten schwer geschädigt habe. Die japanische Regierung hoffe, daß die beiden Länder noch eine Möglichkeit finden möchte», de« russisch-chinesischen Streit zu beenden. Der chinesische und der russische Gesandte haben dem japanischen Außenminister versprochen, von ihrer Unterredung sofort ihre Regierungen in Kenntnis zu setzen Elementels Bemühungen. MeinungsverschiedenheLten bei den Radikalsozialisten. Mittwochnachmittag tagte die radikalsozialistische Kammersraktion. Die größere Gruppe, die von Dali- mier und Montigny geführt wurde, sprach den drin genden Wunsch aus, daß die Partei bei den weiteren Verhandlungen Über die Regierungsbildung jeden Ber- such einer Konzentrattonsregierung der Mitte auf das heftigste bekämpfen solle. Die Mehrzahl unter der Führung AndrS Hesses war dagegen der Auffassung, daß es verfrüht sei, schon jetzt eine bestimmte Haltung etnzunehmen. Auch solle man die Fühlungnahme mit den anderen links- stchenden Gruppen, vor allem mit den linken Radi kalen nicht verlieren. Herriot bemühte sich, die ent gegengesetzten Auffassungen einander anzugleichen. Elemente! besuchte im Laufe des Nachmittags, wie üblich, die Vorsitzenden der Kammer und des Senats und stattete hierauf Briand einen Besuch ab. „Grüne Front" bei Hindenburg. Die Agrarführer schildern die er«ste Lage der deutsch« j Landwirtschaft. , Reichspräsident von Hindenburg empfing di« Küh« cer der von den landwirtschaftlichen Gpttzenverbänden gebildeten sogenannten „Grünen Frone', die früheren Reichsminister Schiele, Dr. Hermes und Dr. Fehr sowie den Präsidenten der Landwirtschaftsrammer Dr^Bran« des und nahm ihren Vortrag über die gegenwärtig ernste Lage der deutschen Landwirtschaft entgegen. Fer« ner schilderten die Landwirtschastsführer dem Reichs präsidenten die schweren Besorgnisse der Landwirtschaft wegen der deutsch-polnischen Handelsvertragsverhand lungen. Wie der Reichsausschuß der deutschen Landwirt schaft mitteilt, hat der landwirtschaftliche Generalsach verständige für die deutsch-polnischen Handelsvertrags verhandlungen, Generallandschaftsdirektor von Hippel sein Amt als Generalsachverständiger niedergelegt. z Landwirtschaft braucht Hilfe. ; Ei« Borstoß des Zentrums. Der geschäftsführende Vorsitzende der Zentrums fraktion und die Abgeordneten Hermes und Esser sind ! beim ReichSernährunaSminister im Interesse einer ' schnellen Hilfsaktion für die Landwirtschaft vorstellig geworden. Sie regten die Einberufung des handels politischen Ausschusses an und forderten die unver zügliche Beseitigung des Zwischenzolles für Futter gerste, die Einführung eines Beimischungszwanges von mindestens 15 v. H. Roggen- zum Weizenmehl sowie die Vorlegung einer Gesamtvorlage der Reichsregierung auf dem Zollgebiet. Z« de« BerhandltMg« mit Polen äußerten die Aentrumsvertreter schwere grundsätzliche Bedenken, iuS- besondere wiesen sie auf die entscheidende Bedeut««- der Getreidefrage hi« «nd verlangten Sicherung -eg« di« Gefahr, daß der Abschluß eines Meistbegünstigung»- - abkommens mit Pole» zu einer Ueberschwemmung de» ! deutsche« »«--«markte» führe. Di« Landwirtschaft pe» deutsch« Ostens steh« geradezu vor einer Kata» strophe. Sie regt« ein« Aussprache darüber im han delspolitischen Ausschuß au. Schließlich betont« die Zentrumsvertreter die Notwendigkeit, d« vom Reichstag bereits beschloss«« erhöhten Futter-oll nunmehr endgültig in Kraft tret« zu lass«. Polnisch« Ausfuhrprämien für Getreid« und M«hl. Der Wirtschaftsausschuß der polnischen Regierung faßte den Beschluß, für die Dauer von fünf Monaten Ausfuhrprämien auf Getreide und Mehl einzuführ«. Die Prämi« betragen vier bis sechs Zloty für hun dert Kilogramm. Fürst Bülows letzte Fahrt. Nebcrführung der sterblichen Neberreste von Rom nach Deutschland. Am Donnerstag nahmen die Mitglieder der deut schen Kolonie in Rom von dem Fürsten Bülow Ab schied. Nachmittags fand eine Trauerfeier statt, bei der sich der frühere deutsche Kaiser durch d« Ma- rineattachc! a. D. von Gramzi vertret« ließ. Die Trauerpredigt hielt Pfarrer Dr. von Kaltenborn. Wäh rend der Traucrandacht war vor der Villa Malta ; eine Ehrenwache Carabinieri ausgezog«. Die Uebersührung der Leiche in d« Abendzug trug privat« Charakter. Der Sarg wird begleitet von den Verwandt« Fritz und Dankwarth von Bülow und von dem Testamentsvollstrecker des Fürsten, Her« von Stockhammer. Die Einäscherung wird nicht vor ! Dienstag erfolg« können. Vorher wird in der Ham burger Villa des Verstorbenen noch eine intime Trauer feier veranstaltet werden. - Landwirtschaftskammergesetz. Dem Preußischen Staatsrat vorgelegt. — Beteiligung ver Arbeitnehmer. — Berlin, 1. November. Dem Preußischen Staatsrat ist soeben ein neues Landwirtschaftskammergesetz im Entwurf zugegangen. Als wichtigste Aenderung sieht der Entwurf die Ein beziehung der Arbeitnehmer in die Land wirtschaftskammern vor. Für das Maß der Betei ligung der Arbeitnehmer, zu denen auch die mitarbei tenden Familienangehörigen rechnen, stellt der Entwurf den Grundsatz auf, daß ein Drittel der Sitze in den Kammern den Arbeitnehmern zufallen soll, während den Betricbsinhabe« zwei Drittel der Eitze verbleiben. Durch Satzungsbestimmung soll indes das Anteilsver- bältnis abweichend geregelt werden können, wenn die Zahl der auf die Betriebsinhaber einerseits und die Arbeitnehmer andererseits entfallend« Berufsangehö rig« erheblich von dem Durchschnitt für das Staats gebiet abweicht. Die Wahlen sollen in zwei Gruppen erfolg«, von den« die eine durch die Betriebsinhaber und deren mittätige Ehegatten gebildet wird, die andere durch die übrigen Berussangehörtg«, also namentlich die Ar beitnehmer. Der Aufgabenkreis der Landwtrtschafts- kammern ist im Entwurf im wesentlichen wie bisher abgegrenzt. Der Entwurf will ferner die immer stärker hervortrctenden Beschwerden der beteiligt« Kreise über eine d« Rahmen der Berufsvertretung überschreitend« Betätigung der Kamme« beseitigen. Einer im Land tage gegebenen Anregung entsprechend, sieht der Ent wurf für die Mitglieder des Vorstandes, abgesehen vom Vorsitzenden und sein« Stellvertretern, die Ver hältniswahl vor. Für die Fischerei, die Forstwirtschaft, den Garten- - bau und d« Weinbau sollen besondere Ausschüsse bei d« einzelnen Kammern eingerichtet werden. Im übrigen will der Entwurf verschiedene Lück« des bis herigen Gesetzes ausfüllen. Neuer Konflikt in Oesterreich. Di« Heimwehreu drohen, «in« Kadri» z« -«fetze«. In der Maschinenfabrik Heid bet Stockerau att der Donau meldeten sich Donnerstag früh drei Heim wehrleute zur Arbeit. Die Arbeiterschaft beschloß je doch in einer Versammlung, mit den Heimwehrleut« nicht zusammenzuarbetten. Die Hetmwehrleut« wei gerten sich, den Betrieb zu verlassen, wurden dazu ab« gezwungen. Sie alarmierten darauf ihre Anhänger, oie alsbald aus den Nachbarorten anrückten, um die Betriebe -u besetzen. Die Fgbrikleitung verhandelt« inzwischen mit ihren Arbeitern, dock kam eine Einigung nicht zustande. Daraufhin hat sich die Fabrikleitung mit dem Haupt- verbanv der österreichischen Industrien in Wien in Verbindung gesetzt und nach Rücksprache mit diesem für den heutigen Freitag fünf Vertreter der Arbeiter schaft des Werkes vorgeladen. Diesen Vertretern wird die Entscheidung der Fabrikleitung und de- Hauptver bandes der österreichischen Industrie dahingehend mit- geteilt werden, daß die Arbeiterschaft mit den ein- gestellten Angehörigen der Hetmwehr zusammenarbei- ten müsse. Sollte sie eine derartige Zusammenarbeit ablehnen, so wird alsbald die Fabrik und das Werk geschlossen werden StaatÄkrise in Polen. Konflikt zwischen Pilsudst. und dem Sejm-Marschall. Die aus Donnerstagnachmtttag angesetzte Eröfs- . nung der Sejmtagung ist durch ein völ(jg unerwartetes Ereignis verhindert worden, das den Konflikt zwi schen Reg'? «ng und Parlament bis aufs äußerste zu- spitzt. Kurz vor 4 Uhr erschien Marschall Pilsudski persönlich im Sejmgebäude, wo er in der Halle von über 100 Offizieren in voller Uniform empfang« wurde. Der Sejm-Marschall DaSzynskt sah sich ver anlaßt, die Offiziere aufzufordern, das Haus zu ver- lassen, da er die Sitzung vorher nicht eröffn« könne, Die Offiziere kamen dieser Aufforderung nicht nach! Darauf wandte sich der Sejm-Marschall schriftlich av den Staatspräsidenten und bat ihn, um sein Eingrei fen. Kurz vor 17,30 Uhr betrat Marschall Pilsudski das Zimmer des Sejm-Marschalls und forderte ihn auf, die Sitzung zu eröffnen. Der Sejm-Marschall er widerte, daß er dieser Aufforderung nicht nachkommen könne. Pilsudski stellte daraus die kurze Frage: „Ist das Ihr letztes Wort?" Als der Sejm-Marschall mit „Jai" antwortet«, verließ Marschall Pilsudski den Raum und suhr ans dem Sejm ab. Welche Folgerun- gen sich aus dieser Lage ergeben werden, läßt sich im Augenblick noch nicht übersehen. Der Sejm-Marschall erhielt später die Antwort Pilsudskis, worin dieser vorschlägt, daß sich der Sejm bis auf weiteres vertagen solle. Politische Rundschau. - Berlin, den 31. Oktober 1929. Der evangelisch« ReichSausfchuß der Dentsch» nationalen Bolkspartei hielt in Berlin eine Sitzung ab. Pfarrer Weber-Freiburg i. Br. erörterte die Möglichkeit einer evangelisch« Politik. Politik, so erklärte er, sei nach Bismarcks Wort keine Wissenschaft, sondern die Fähigkeit, in jeder Situation das Zweckmäßigste zu tun. Geheimrat Lmgenberg, der Vorsitzende der Deutschna tionalen Vollspartci, erklärte, mit dem Volksbegehren Habs er das Denk« revolutionier« woll" >. ::" ReichScrnährungsminister Dietrich-Baven be tonte in einer Unterredung mit Vertretern der Land wirtschaft, der Gewerkschaften und der Wissenschaft die Notwendigkeit, eine auch d« wirtschaftlichen Erforder nissen Rechnung tragende Ernährungspolitik zu treiben. — Es herrsche Einmütigkeit darüber, daß von einer zentralen Stelle aus die Ergebnisse der Ernährungs wissenschaft in allgemeinverständlicher Form rn alle Kreise der Bevölkerung getragen werden müssen. Mi nister Dietrich sagte die baldige Schaffung einer sol chen Zentralstelle zu. :: Konferenz über die Bankenfusion im Reichsar. -eitZministerium. Im Reichsarbeitsministerium fand eine Besprechung mit den Vertretern der Angestellt«- vcrbände über die Vereinigung der Deutschen Bank , und der Disconto-Gesellschaft statt. Nach dem Bericht ! des RsgicrungSvertreters haben die Bankleitung« di- i rekte Verhandlungen mit den Angestellten abgelehnt j und die Angestelltenforderungelr in der Hauptsache ab- i gelehnt. Die Verbände werden nunmehr dem Mi- ! nisterium eine Denkschrift überreichen, die als Grund- läge für die weiteren Besprechungen mit den Bank- - lcitungen dienen soll. s — Berlin, den 1. November 1929. ! — Deutschland verhandelt mit der Schweiz über ein r Abkommen zur Vermeidung von Doppelbesteuerungen. 1 :: Tie Nationale Rothilfe bat den Reichspräsi ¬ denten in einem Schreiben, sich bei der Preußischen c Regierung für die Amnestierung der gesamt« Feme täter einsetzen zu woll«. :: 1« Jahre preußisches Wohlfahrtsministerium. Am 1. November sind zehn Jahre verfloss«, seitdem das preußische Ministerium für Volkswohlfahrt seine Tätigkeit in vollem Umfange ausübt. Zur Erinnerung i an den GründungStag fand im Ministerium eine schlichte Feier statt. Rundschau im Auslande. , . T Justizausschuß veS ungarischen Abgeordneten« , einstimmig die Einführung der Prügelstrafe avgeleynt. ! In der Nähe der ukrainischen Stadt Uman wurden größere Steinkohlenlager entdeckt. Ter Durchmesser der Kohlenschicht soll stellenweise 15 Meter betragen.